Der Baedekerweg bringt uns hinauf zum Concordiaturm, der sich auf einem Felsen oberhalb der Stadt Bad Ems erhebt. Wunderbare Ausblicke erwarten uns aber auch auf unser Höhenwanderung an markanten Felsformationen vorbei. Die Lahn und die historische Stadt weit unter uns wirken wie eine Miniaturlandschaft. Nach einem bequemen Abstieg tauchen wir in das Kurleben der mondänen Stadt ein und flanieren wie einst die Badegäste vom Kurhaus durch die Kolonnaden zum Kursaal.
Pkw/Parken: Parkstreifen am Lahnufer, Lahnstraße, Bad Ems (GPS: 50.327279, 7.732227)
ÖPNV: Mit dem Regionalexpress bis zum Bahnhof Bad Ems (GPS: 50.327991, 7.728805); auf der Bahnhofstraße rund 100 Meter über die Bäderlei-Brücke, nach rechts zum Parkstreifen
Rundweg: Ca. 5 Kilometer/2–2,5 Stunden
Streckenprofil: Steile Schotterpfade
Einkehr: Restaurant Concordiaturm, 56130 Bad Ems, Tel. (0 26 03) 9 56 95 87, www.concordiaturm-badems.de (Di geschl.) (GPS: 50.327053, 7.736212); Restaurant Estragon, Lahnstraße 6-7, 56130 Bad Ems, Tel. (0 26 03) 9 18 10, www.bad-emser-hof.de(GPS: 50.329375, 7.730607)
Am Wegesrand: Baedeker-Felsenweg; Concordiaturm (GPS: 50.32724, 7.735946); Pavillon (GPS: 50.329628, 7.731918); Stahltür am Lahnwanderweg (GPS: 50.33018, 7.730581); Lahnwanderweg; Bad Ems mit Kurhaus (GPS: 50.330224, 7.729288); Bäderlei-Brücke (GPS: 50.32871, 7.730843)
Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels stammt aus meinem nicht mehr erhältlichen Reiseführer über Wanderungen in und um Koblenz. Die meisten Informationen werden daher veraltet sein und dieser Artikel kann nur als grobe Richtschnur dienen.
Am Parkstreifen wenden wir uns nach links und wandern wir auf der Lahnstraße, Bad Ems im Rücken und den Fluss zu unserer Rechten. Wir bleiben auf der Straße, die sich nach links vom Ufer der Lahn entfernt. Doch nur 100 Meter später verabschieden wir uns von der Hauptverkehrsstraße und biegen vor einem Autohaus halblinks in den steil aufwärts führenden Hasenbergweg ein. Nach kurzer Zeit tauchen wir in einen Wald ein, wenden uns an einem Streugutbehälter scharf links und lassen mit dem Asphalt alles Städtische hinter uns. Der ansteigende Waldweg führt uns an scharfen, teilweise mit Moos überwachsenen Felsen vorbei. Das Grün des Laubwaldes prägt den Wanderweg, auf dem wir – wie vor uns schon Baedeker – mit Serpentinen die Bergkuppe erklimmen.
Karl Baedeker wurde im November 1801 in Essen geboren. Bereits im Alter von 25 Jahren gründete der Verlegersohn eine eigene Verlagsbuchhandlung in Koblenz. Wenige Jahre darauf übernahm er einen Verlag, welcher den Reiseführer „Rheinreise von Main bis Cöln“ veröffentlicht hatte. Mit der Überarbeitung dieses Reiseführers erschien der erste Baedeker-Reiseführer, welchem noch so viele folgen sollten. Der Name Baedeker galt lange Zeit als Synonym für hochwertige Reiseführer. Die Reisebegleiter waren nicht nur niveauvoll, sondern auch stets aktuell, übersichtlich und sehr akkurat. Karl Baedekers großer Genauigkeit verdanken wir auch den Begriff Erbsenzähler. Als er den Mailänder Dom bestieg, soll er dabei die Stufen gezählt haben, indem er alle 20 Stufen eine trockene Erbse von der Westen- in die Hosentasche gesteckt hat. Oben musste er lediglich die Anzahl der Erbsen mit 20 multiplizieren und die Reststufen addieren. Beim Hinabsteigen soll er zudem eine Gegenprobe durchgeführt haben. Das Grab des 1859 verstorbenen Reisebuchautors befindet sich auf dem Hauptfriedhof von Koblenz.
Wir gewinnen weiter an Höhe, verschnaufen an einer der Sitzbänke am Wegesrand und staunen über mächtige Eichen, die auf dem felsigen Untergrund Halt finden und von dichten Efeuranken überwuchert sind. In so mancher Kurve können wir schon die ersten Ausblicke auf das Lahntal ausmachen, werden dadurch aber auch motiviert, die letzten Höhenmeter mit Elan zu überwinden. Und dann haben wir den 1861 errichteten Concordiaturm, der laut einer Tafelinschrift damals noch Thurm geschrieben wurde. Im Restaurant Concordiaturm belohnen wir unseren Aufstieg mit einer leckeren Speise und besteigen anschließend den Turm, um die fantastische Sicht in das Lahntal hinein zu genießen. Gut zu erkennen ist in der Nähe der Lahnbrücken am gegenüberliegenden Flussufer der in hellem Gelb strahlende Quellenturm aus dem Jahr 1907 und gleich dahinter die russisch-orthodoxe Kirche mit ihren typischen Zwiebeltürmchen, die uns zeigt, dass auch der russische Adel im späten 19. Jahrhundert in Bad Ems gekurt hat.
Nach diesem weiten Blick setzen wir unsere Wanderung durch den Wald fort, indem wir vor dem Turm nach rechts gehen. Schon bald erreichen wir einen weiteren Aussichtspunkt. Auf einem Felsdorn, abgesichert nur durch ein Holzgeländer, blicken wir auf das in die bewaldeten Hügel des Mittelgebirges eingebettete Bad Ems.
Wir folgen dem Weg durch eine Haarnadelkurve und stehen schon bald vor dem nächsten Aussichtspunkt: Direkt an der Lahn der erkennen wir das helle, prunkvolle ehemalige Kurhaus und die Kolonnaden des angrenzenden Kursaals. Mit mehreren Serpentinen verlieren wir in dem idyllischen Wald deutlich an Höhe und erkennen an der Beschilderung, dass wir uns auf dem Lahnwanderweg befinden.
Der Lahnwanderweg gilt als Prädikatswanderweg und wurde 2010 mit einem Gütesiegel ausgezeichnet. Er verläuft über 65 Kilometer von Diez bei Limburg bis Lahnstein und ermöglicht einerseits immer wieder zahlreiche schöne Ausblicke in das Lahntal und führt andererseits auch hinab zum namensgebenden Fluss. Der Weg ist in vier Etappen gegliedert, weshalb er sich besonders für ein verlängertes Wochenenden eignet. Nach der Besichtigung der Diezer Altstadt und dem dortigen Grafenschloss wandert man an den Burgen Balduinstein, Schaumburg, Laurenburg und der Nasser Burg vorbei, besucht das Kloster Arnstein und steigt durch die Ruppertsklamm wieder zur Lahn hinab. Ausgeschildert ist er mit einem stilisierten, roten LW auf weißem Grund. Deutlich länger ist übrigens der Lahntalradweg, der direkt am Flussufer verläuft und an der Quelle der Lahn beginnt. Mit 245 km Länge gilt er als Fernradweg und wurde vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC) bereits zwei Mal als Qualitätsroute ausgezeichnet.
Nach einem Pavillon, der zu einer kleinen Pause einlädt, erkennen wir, dass die Lahn uns schon deutlich näher ist. Der schotterige Weg führt uns an einer Gedenktafel vorbei, die an den deutsch-französischen Krieg von 1870/71 erinnert, und mit Serpentinen weiter talwärts, bis wir unvermittelt vor einer Stahltür stehen. Etwas verwundert über diese ungewöhnliche Führung eines Wanderwegs durchschreiten wir die Tür – und stehen im Treppenhaus eines Parkhauses. Wir steigen ins Erdgeschoss hinab, überqueren einen Garagenhof, auf dem wir die liebevoll bemalten Garagentore bewundern, wenden uns nach links und sehen schräg gegenüber das ehemalige Kurhaus von Bad Ems.
Schon die Römer besiedelten das enge Tal auf dem Gebiet des heutigen Bad Ems und errichteten zwei Kleinkastelle. Erstmals namentlich erwähnt wurde Ems jedoch erst im 8. Jahrhundert, damals noch als Dorf. Im Jahr 1324 erhielt Ems die Stadtrechte und noch im selben Jahrhundert entstand bereits das erste Kurgebäude, da die warmen Heilquellen schon früh bekannt waren und genutzt wurden. Die Trierer und Mainzer Kurfürsten ließen sich hier Wohnhäuser errichten, und die Ortschaft erlebte einen deutlichen Aufschwung. Im 19. Jahrhundert gaben sich in Ems zahlreiche Staatsoberhäupter und namhafte Künstler die Klinke in die Hand. Russische Zaren besuchten den beliebten Kurort ebenso gerne wie Richard Wagner und Fjodor Dostojewski. Heute erstreckt sich Bad Ems, wie sich die Ortschaft seit 1913 nennen darf, auf beiden Seiten der Lahn und besticht durch zahlreiche interessante Bauten. Zu erwähnen ist die Römerstraße, wo sich die historischen Kurgebäude aufreihen, das 1715 als Naussauer Badeschloss errichtete und 1912/13 renovierte und im Neubarock erweiterte Kurhaus mit der Brunnenhalle, die Kolonaden und das Kursaalgebäude mit Marmorsaal, Kurtheater und einer der ältesten Spielbanken Deutschlands.
Wenn wir das Städtchen besuchen wollen, gehen wir am ehemaligen Kurhaus vorbei und flanieren über die Römerstraße in das gemütliche Zentrum. Um jedoch zu unserem Ausgangspunkt zurück zu kehren, biegen wir nach links ab und spazieren auf der Promenade der Lahn entlang. Zum Abschluss können wir uns im Restaurant Estragon verwöhnen lassen. An der Bäderlei-Brücke biegen diejenigen ab, die mit dem Zug kamen, und wir beenden unsere schöne Wanderung wenige Minuten später am Parkplatz an der Lahn.
Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
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