Jakobsweg in Westfalen

Etappe 11: Soest – Werl (16,1 km)

 Einwohner: 60.000, Kfz-Kennzeichen: SO, Vorwahl: 02921, Postleitzahl: 59494
JH Soest, Kaiser-Friedrich-Platz 2, 59494 Soest, Tel. 02921/16283, Fax 02921/14623, jh-soest(at)djh-wl.de, Bettenzahl: 104, ab € 13,30
Pilgrim-Hius, Jakobistraße 75, 59494 Soest, Tel. 02921/1828, Fax 02921/12131, info(at)pilgrimhaus.de,  www.pilgrimhaus.de
Marienkrankenhaus Soest, Widumgasse 5, 59494 Soest, Tel. 02921/3910
Dr. med. Detlef Brune, Hammer Weg 5, 59494 Soest, Tel. 02921/13796
Zahnarzt Bernd Bruland, Jakobistr. 46, 59494 Soest, Tel. 02921/15052
Apotheke Camen, Jakobistr. 9, 59494 Soest, Tel. 02921/13030
Lidl, Opmünder Weg 77, 59494 Soest
Aldi, Bergenring 1, 59494 Soest

Wie bei fast allen westfälischen Städten spielt auch in Soest die Geschichte von Karl dem Großen eine bedeutende Rolle. Erstmalige Erwähnung erhielt Soest im Jahr 836. 150 Jahre später wurde bereits festgehalten, dass die Soester Bürger Salz aus Quellwasser gewinnen.

Die Petrikirche wurde Ende des 8. Jahrhunderts erbaut und war lange Zeit das einzige Gotteshaus in einer sehr weiten Umgebung. Eine Fläche von 4,5 ha um diese Kirche herum, die der Überlieferung nach schon früh dem Kölner Erzbistum unterstellt wurde, war schon im 9. Jahrhundert durch eine Befestigung gesichert. Hier errichtete vermutlich der Kölner Erzbischof Bruno, ein Bruder Kaiser Ottos I., einen gewaltigen Wohnturm, von dem auch heute noch Mauerreste vorhanden sind. 962 ließ Bruno die aus Troyes in Frankreich stammenden Reliquien des Märtyrers Patroklus nach Soest überführen und verfügte in seinem Testament die Gründung des St.-Patrokli-Stiftes, das zu einem weltlichen und kirchlichen Verwaltungszentrum im Kölner Erzbistum wurde.

Im 11. und 12. Jahrhundert nahm Soest einen gewaltigen Aufschwung. Gleichzeitig wurde die Stadt stärker befestigt. Es folgte der Bau einer fast 4 km langen und 10 m hohen Mauer mit 27 Wehrtürmen, von denen allerdings heute nur noch ein einziger erhalten geblieben ist. Zusätzlich wurde vor dieser Mauer noch ein 21 m breiter Graben ausgehoben.

Nach dem Abschluss des Mauerbaues wurde die große Stadt in sechs Pfarrbezirke eingeteilt. Neben der alten Stadtkirche St. Petri, der Stiftskirche St. Patrokli, der Kaufmannskirche St. Georgi und dem außerhalb der Mauer gelegenen Stift St. Walburgis entstanden in der Folgezeit die Kirchen St. Pauli, St. Thomä, St. Mariä zur Höhe und St. Mariä zur Wiese, z. T. an der Stelle kleinerer Vorgängerbauten. Im 13. Jahrhundert kamen noch die Klöster der Dominikaner und der Franziskaner hinzu. In den einzelnen Kirchengemeinden und im Bereich der Stadttore entstanden 18 zum Teil große Kapellen wie z. B. die Nikolai- und die Brunsteinkapelle, die heute noch stehen. Am Rande der Stadt baute sich der Kölner Erzbischof einen neuen Palast. Als der Kaiser ihn 1180 mit dem Herzogtum Westfalen belehnte, wurde Soest die Hauptstadt dieses kurkölnischen Westfalen. Hiermit waren die Weichen gestellt für den Aufstieg Soests zur bedeutendsten Stadt des Landes.

Um 1450 stand es mit ungefähr 10.000 Einwohnern und einer ummauerten Fläche von 102 ha im Range einer Großstadt (Köln war zu der Zeit mit 40.000 Einwohnern die größte Stadt in Deutschland). Noch 1843 lebten mit über 8.000 Einwohnern mehr Menschein in Soest als in Dortmund (7.650). In der napoleonischen Zeit verlor Soest 1809 sein 20.000 ha großes Territorium mit den 48 Bördedörfern, über das es Jahrhundertelang geherrscht hatte. 1808 und 1809 wurden die Nonnenklöster Paradiese und Welver in der Soester Börde aufgehoben, 1811 das Stift St. Patrokli, 1812 das Stift St. Walburgis und das Dominikanerkloster und 1814 das Franziskanerkloster.

1969 konnte Soest im Rahmen der nordrhein-westfälischen Gemeindegebietsreform 18 Dörfer von den ursprünglich 48 wieder als Ortsteile eingemeinden, und 1975 wurde es Sitz des aus den Altkreisen Soest und Lippstadt und dem Amt Warstein (Kreis Arnsberg) gebildeten neuen Großkreises Soest.

Doch gehen Sie nun erst einmal in den Ort hinein. Auf der rechten Seite erscheint am Thomätor ein Wohnmobilstellplatz. Gehen Sie weiter in den Altstadtkern von Soest und Sie gelangen automatisch auf die Klosterstraße zwischen der St. Thomä-Residenz und der St. Thomäkirche. Biegen Sie dahinter auf den Grandweg nach rechts und anschließend wieder nach rechts in die Fußgängerzone. Auf der linken Seite sehen Sie schon die Jakobistraße.

Besuchen Sie aber erst einmal die Fußgängerzone Soests und begeben sich zum Domplatz. Auf der rechten Seite erscheint der mächtige St. Patrokli-Dom, der eigentlich niemals in der Geschichte Bischofsitz war. Vor dem Dom steht direkt die ev. St. Petri-Kirche. Diese wiederum ist die älteste Kirche in Soest und war im Jahr 954 noch eine kleine Holzkirche, als mit dem Bau des Domes begonnen wurde. Der Dom war ursprüngliche eine einschiffige Saalkirche mit Querschiff und einer kleinen Apsis im Ostteil. Diese ist heute noch am unregelmäßigen Mauerwerk an der Außenseite zu erkennen.

Im Laufe der folgenden zwei Jahrhunderte wurde der Bau erst im Westen und anschließend im Osten erweitert bis am 05.07.1166 der Kölner Erzbischof Rainald von Dassel den Dom weihte. Des weiteren steht in Soest eine weitere interessante Kirche. Die Grundsteinlegung zum Bau dieser gotischen Hallenkirche St. Maria zur Wiese erfolgte 1313. Im Jahr 1376 wurde der Chor der Wiesenkirche geweiht. Erst 500 Jahre später wurden dank der Förderung des preußischen Königshauses die beiden 81 m hohen Türme gebaut.
Am 15.10.1882 feierte dann die Gemeinde das Fest der Bauvollendung.

In der jüngerern Geschichte erging es dem Gotteshaus allerdings nicht gut. In den vergangenen 100 Jahren hat die Wiesenkirche durch einen starken Verwitterungsprozess des „Soester Grünsandsteins“ einen ständigen Restaurierungsbedarf erzeugt. Schwer beschädigt wurde die 50 m lange Wiesenkirche im Zweiten Weltkrieg. Eine im Mittelschiff explodierende Bombe brachte drei Gewölbe zum Einsturz; ein Pfeiler wurde stark zerstört. Vernichtet wurden die Kanzel und der Barockaltar. Die Wiedereinweihung nach den Kriegszerstörungen erfolgte am 15.10.1950 durch den damaligen Bundespräsidenten Dr. Theodor Heuß.

Ein kleines Fenster in der Kirche, genau über dem Nordportal ist seit mehreren Jahrhunderten Anziehungspunkt für Besucher. Ein unbekannter Künstler hat dort auf originelle Art das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern dargestellt. Es ist bekannt als das „Westfälische Abendmahl“. Dabei wurde das Abendmahl in der Form abgewandelt, als dass die Speisen unter anderem aus Schinken und dem Soester Pumpernickel bestehen. Des weiteren gibt es Bier und Schnaps zu trinken. Dieses Bild entspricht natürlich nicht dem, das man normalerweise kennt, aber der Künstler will lediglich damit vermitteln, dass man das Abendmahl zu jeder Zeit und an jedem Ort feiern kann.

Folgen Sie nun der Jakobistraße um standesgemäß einkehren zu können. Das älteste Gasthaus in Westfalen besteht seit dem Jahr 1304. Es unterstand dem Kloster Paradiese und wurde dem Apostel Jakob geweiht. Es handelt sich um das Pilgrim-Hius in der heutigen Jakobistraße 75 direkt schräg gegenüber des Jakobitores.

Voraussichtlich wurde mit dem Bau des Gebäudes bereits im Jahr 1294 begonnen. Am 2. Dezember 1304 war es aber dann soweit. Der Rat der Stadt Soest gab dem Pilgrim-Hius eine Satzung. Inhaltlich wurde in der Urkunde zur Gründung bestimmt, dass Wandernde und “durch die Felder Streifende” Aufnahme und Bewirtung finden mussten. In erster Linie waren damit natürlich die Jakobspilger auf dem Weg nach Spanien gemeint.

Das Gasthaus befindet sich nunmehr seit mehreren Generationen im Besitz der Familie Andernach. Kulinarische Spezialitäten sind Lamm und Ente. Bei einer Pilgerreise über den Hellweg gehört ein Besuch im Pilgrim-Hius zum Pflichtprogramm. Besonders wenn Sie am Jakobustag dort einkehren, erhalten Sie vom Wirt ein Glas vom “Hundertjährigen”, der vor langer Zeit bei Umbauarbeiten gefunden wurde. Seit diesem Zeitpunkt ruht er ansonsten versiegelt in der so genannten Jakobusdiele. Im Hotelbereich sind, nach umfangreichen Renovierungsarbeiten, großzügig ausgestattete Hotelzimmer entstanden.  Täglich 7:15 bis 24:00. Ein Einzelzimmer inkl. Frühstück kostet € 69.

Schräg gegenüber vom Pilgrimhius befindet sich das Jakobitor. Dort wird das Pilgerwesen an einer Schautafel verdeutlicht. Sie werden es sicherlich auch schon gesehen haben, die Straßenschilder in Soest erklären zudem die Bedeutung der Jakobistraße. Wenn Sie nun am Jakobitor vorbei in westliche Richtung gehen, treffen Sie wieder einmal auf den Hellweg. Biegen Sie aber an der zweiten Möglichkeit vom Westenhellweg nach rechts ab in die Pagenstraße und dann sofort wieder nach links in die Straße Alter Hellweg. Am Ende gehen Sie rechts in den Fußweg hinein, bis Sie nach 100 m auf die Meister-Conrad-Straße treffen. Dort geht es wieder nach links in den Knipping- und anschließend in den Von-Köppenweg. Am Ende der Sackgasse überqueren Sie die Holzbrücke und halten sich leicht links in den Goldschmiedeweg.

Auf dem Senator-Schwarz-Ring gehen Sie nach rechts und unmittelbar danach wieder vor dem  Stadtkrankenhaus nach links. Am Ende der Straße folgen Sie einfach dem Landwirtschaftsweg entlang der Felder bis es nicht mehr weiter geradeaus geht. An der Gabelung biegen Sie nach links ab in Richtung B1, kehren aber zuvor rechts ein in die Straße „Am Hellweg“. Nach gut einem Kilometer biegen Sie hinter der Schule rechts in die Schwefer Straße ein um sofort wieder dem Weg “Im Spring” zu folgen. Sie verlassen den Ort Ampen über den Vöhdeweg in Richtung Westen und pilgern nun auf landwirtschaftlichen Wegen. Der erste beginnt auf der linken Seite, 200 m hinter dem Ortsausgang Ampen.

Für 500 m gehen Sie geradeaus bis zur Gabelung, dann 300 m links und direkt wieder rechts. Sie sehen schon aus der Ferne die Stahlskulptur “Galgenvögel”. Solche Skulpturen sind in der Region mehrere aufgestellt worden. Diese Art von Kunst schön zu finden, bleibt einem selbst überlassen.

Hinter der Skulptur gehen Sie am Ende rechts und sofort wieder links und für knapp 1.300 m geradeaus. Erst wenn der Weg wieder endet begeben Sie sich in südliche Richtung nach links und vor der Baumbepflanzung nach rechts in die Heerstraße. Hier verläuft der Pilgerweg ähnlich wie zuvor in Ampen. Erst hinter der rechts erscheinenden Kirche biegen Sie ab in die kleine Gasse “Im Schloot”. Diese endet auf dem Lindweg, dort bitte rechts und anschließend über die Brücke nach links in die Bachstraße. Folgen Sie dem Bergstraßer Weg und Sie machen an der Eisenbahnunterführung eine Kehrtwende in den Werler Ortsteil Mawicke. Gehen Sie über die Ostlandstraße bis zur Kreuzung kurz vor der B1. Wenn Sie nun geradeaus auf den Traktorspuren in Richtung Westönnen pilgern, befinden Sie sich auf dem Mawicker Hellweg. An der Schützenstraße biegen Sie links und sofort wieder rechts ab auf den Westönner Hellweg.

Am Wegekreuz vorbei bis zur Menzestraße, dort rechts und Sie erreichen automatisch die Westönner Kirchstraße an der Pfarrkirche St. Cäcilia. Biegen Sie nach links ab, gehen durch den schön angelegten Park bis zum Wegekreuz an der Weststraße und folgen nun dem Werler Weg für 1.300 m bis zum nächsten Wegekreuz. Dort rechts und sofort links und Sie gelangen nach 700 m automatisch zum bekannten Baumarkt, der sich nach der alten Handelsroute zwischen Duisburg und Westfalen benannt hat.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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