Auf dem Hatzenporter Laysteig

Vorsichtig setzen wir Schritt für Schritt auf dem schmalen Pfad nach vorn. Unser Blick streift über Rebstöcke in das Moseltal, wo wir weit unter uns die Ortschaft Hatzenport erkennen. An steilen Wänden klettern wir auf Klammern in die Höhe und verschnaufen auf markanten Felsspitzen, die unsere Mühen mit einem prächtigen Panorama belohnen. An Feldern vorbei wandern wir durch das enge und kühle Schrumpftal und beenden unsere Wanderung mit einem Spaziergang durch die Weinberge von Hatzenport.

Pkw/Parken: Parkplatz an der Bachstraße, Ecke Oberstraße, Hatzenport (GPS: 50.227146, 7.412744)
ÖPNV: Ab Koblenz mit der Regionalbahn bis Hatzenport (GPS: 50.227586, 7.413248)
Rundweg: Ca. 12 Kilometer/3–3,5 Stunden
Streckenprofil: Schmaler Klettersteig, der Trittsicherheit und festes Schuhwerk erfordert
Einkehr: Hotelrestaurant Mosella, Moselstraße 27, 56332 Hatzenport, Tel. (0 26 05) 24 11 (GPS: 50.227469, 7.419557); Gasthaus Zur Traube, Moselstraße 10, 56332 Hatzenport, Tel. (0 26 05) 7 77, www.moselgasthofhosp.eu(GPS: 50.227682, 7.420254)
Am Wegesrand: Hatzenport mit Fährturm (GPS: 50.227481, 7.419615); Rabenlay (GPS: 50.228375, 7.429642); St. Johanniskirche (GPS: 50.229051, 7.423715);Kreuzlay (GPS: 50.229823, 7.41518); Schrumpftal mit Propstmühle (GPS: 50.233756, 7.406026)

Am Parkplatz zwischen Ober- und Bachstraße, direkt am Hatzenporter Bahnhof, unterqueren wir die Eisenbahngleise. Wir wenden uns hinter dem Haus nach rechts, wo uns ein sanfter Aufstieg in die Weinlage Kirchberg erwartet. Wir überwinden wenige Höhenmeter, wenden uns nach rechts und halten uns nach dem ersten Weinberg links, um zwischen den Rebstöcken nochmals eine Moselterrasse höher zu kommen. Oberhalb der Weinberge schwenken wir nun auf einen urwüchsigen Pfad nach rechts und genießen die ersten schönen Ausblicke. Wir erkennen am Moselufer deutlich den alten Fährturm von Hatzenport, der im Jahr 1863 errichtet wurde und bis zur Einstellung des Fährverkehrs 1972 in Betrieb war. Während wir auf dem Laysteig weiter am Moselhang entlang gehen, haben wir mitten in der Weinlage die St. Johanneskirche aus dem 13. Jahrhundert fest im Blick.

Ein altes Wort für Fels oder Klippe ist Ley – auch Lay, Lei oder Lai geschrieben – und wird häufig im rheinischen und niederdeutschen Sprachraum verwendet. An Rhein und Mosel trifft man auf zahlreiche „Leien“, in Koblenz heißt gar ein ganzer Stadtteil Lay. Aber vornehmlich bezieht sich die Bezeichnung auf Schieferfelswände und auf Felsplatten. Daher ist die Lei auch in den Sprachgebrauch der Dachdecker gerückt, wenn dort vom Leienstein gesprochen wird. Doch eine Ley muss nicht nur aus Schiefer bestehen, wie der Basaltfelsen Erpeler Ley am Rhein beweist. Die wohl berühmteste Ley erhebt sich bei St. Goar am rechten Rheinufer und heißt Loreley.

Wir wandern an der markanten Felsformation Kreuzlay, die sich zu unserer Linken steil erhebt und von einem Gipfelkreuz gekrönt ist, vorbei. Der Weg führt uns nun zwischen brachgefallenen Weinbergen und alten Trockenmauern entlang, in deren Hohlräume flink die Eidechsen huschen, wenn wir sie bei ihrem Sonnenbad stören. Wir genießen auf unserem weiteren Weg immer wieder die Aussicht auf Hatzenport und die Mosel.

Eidechsen gehören zur gleichen Klasse wie Schildkröten, Krokodile und Schlangen – zu den Reptilien. Es existieren 4750 Echsenarten, weshalb es für den Laien schwer ist, die Tiere richtig zu bestimmen. Der häufigste Vertreter ist die Waldeidechse, welche im Jahr 2006 den Titel „Reptil des Jahres“ tragen durfte. Sie wird bis zu 18 cm lang und ist sogar weit in den polaren Regionen Skandinaviens beheimatet. Die Mauereidechse weist eine große Ähnlichkeit mit der Waldeidechse auf, mit der sie oft verwechselt wird. Beide gehören zur Familie der Echten Eidechsen, zu denen auch die Zauneidechse zählt. Diese unterscheidet sich durch einen geringfügig größeren Köperbau. Allen Eidechsen gleich ist die Gefährdung ihres Lebensraumes durch Entfernung von Trockenmauern, Steinen und Felsen oder Totholz, zwischen denen sich die Eidechsen verstecken und ihre Eier ablegen können. Auch durch Aufforstung wird ihnen Lebensraum entzogen, da den wechselwarmen Tieren damit wichtige Sonnenplätze für die Körpertemperatur verloren gehen.

Nachdem wir die Weinlage Stolzenberg hinter uns gelassen haben, erreichen wir den zweiten markanten Felsdorn, den Rabenlay. Wir wenden uns am Rabenlay scharf nach links. Unser Weg steigt nun bedächtig an und bleibt dicht an einem Feldrand. Während wir in weiten Kurven weiterwandern, erfreuen wir uns immer wieder an dem fantastischen Blick ins Moseltal. Sicher und problemlos erreichen wir mit der Beschilderung eines Traumpfades den Aussichtspunkt Kreuzlay und legen dort eine kleine Pause ein. Wir folgen dem Traumpfad nach rechts zunächst noch am Feldrand entlang, wenig später zwischen den Feldern hindurch. An einer T-Kreuzung wenden wir uns nach links, biegen aber schon bald darauf zwischen zwei Feldern nach rechts ab. Am Wald entlang wandern wir bis zu einem Feldweg und wenden uns scharf nach links. Wenn der Weg eine Rechtskurve beschreibt, folgen wir jedoch nach links einem wurzeligen Pfad leicht abwärts in einen lichten Wald hinein. Auf Serpentinen steigen wir in das grüne Schrumpftal hinab.

Das Schrumpftal ist ein kleines, enges Tal, welches sich an der Mosel bei Hatzenport weitet und vom schmalen Schrumpfbach durchflossen wird. Schon früh wurde das Tal schriftlich erwähnt. Der Name Schromp, Scrumpe oder Schrumff ist vermutlich auf eine frühere Schlacht mit den Hunnen zurückzuführen, in dem die Unterlegenen dezimiert wurden, ihre Zahl also geschrumpft ist. Fest steht, dass der Schrumpfbach mehrere Mühlen antrieb. Im 16. Jahrhundert sollen es mindestens fünf an der Zahl gewesen sein. Heute findet in dem kleinen Tal in Anlehnung an das bekannte „Happy Mosel“ alle zwei Jahre das Fest „Schromb macht Spaß – Happy Schrumpftal“ statt, in dem kunsthandwerkliche Produkte präsentiert werden und Künstler auftreten.

Im Talgrund wenden wir uns nach links und folgen dem sanften Plätschern des Schrumpfbaches bis zur Probstmühle. Es ist schwer vorstellbar, dass der schmale Bach einst diese Mühle antrieb. Wir schwenken nach rechts, wandern auf dem aufwärts führenden Weg durch den Wald und verlassen das idyllische Schrumpfbachtal auch schon wieder. Am Waldrand erwartet uns eine schöne Aussicht auf die Moselhöhen der Eifel. Wir gehen geradeaus auf einem Feldweg weiter. Dieser beschreibt eine Rechtskurve und bringt uns zu einer Landstraße, die wir queren. Auf der anderen Straßenseite halten wir uns halblinks, wandern an Streuobstwiesen vorbei im leichten Auf und Ab bis zu einer T-Kreuzung. Nach links biegen wir auf einen grasigen Weg ab, der uns zum Ende der Felder führt. Wir stehen unmittelbar vor dem Moseltal – natürlich wieder mit tollen Aussichten. Unter anderem sehen wir zu unserer Rechten die Burg Bischofstein mit ihrem markanten Bergfried, die über die Mosel zu wachen scheint.

Auf französischer Seite entspringt sie als „La Moselle“ in den Vogesen, überschreitet am Dreiländereck bei Schengen die Grenze nach Deutschland und mündet am Deutschen Eck bei Koblenz in den Rhein. Zwar sind Rhein und Donau länger, doch kein Fluss schafft es, so viele Schleifen zu bilden wie die Mosel. Auf ihrem rund 544 Kilometer langen Weg hat sich die Mosel hartnäckig den Weg durch das Rheinische Schiefergebirge gegraben. Die dabei entstanden Schleifen um viele Kuppen herum haben nicht nur eine imposante Landschaft gestaltet, sondern begründen auch den Ruf der Mosel als hervorragendes Weinbaugebiet. Neben dem besonderen Schieferboden sind es vor allem auch die sonnigen Steillagen, auf denen überwiegend Rieslingtrauben angepflanzt werden, die die Qualität des Moselweins ausmachen. Mit dem Bremmer Calmont besitzt die Mosel auch den steilsten Weinberg Europas, den man auf einem atemberaubenden Klettersteig durchqueren kann.

Wir wenden uns nach rechts, bleiben am Feldrand und folgen nach rund 300 Metern der Beschilderung des Traumpfades nach links. Auf dem losen Gestein wandern wir nun durch den sanften Hang abwärts und haben dabei nicht nur Hatzenport, sondern auch die vorgelagerte Moselinsel Hatzenporter Werth fest im Blick, auf der sich lediglich ein Campingplatz befindet. Im Auf und Ab wandern wir vorsichtig geradeaus und folgen dem Klettersteig. Wenn die ersten Weinberge am Wegesrand auftauchen, halten wir uns an einer Gabelung rechts und bleiben weiterhin bergab. Unser Weg führt uns an den ersten Häusern vorbei und dann nach links mit Serpentinen zu einer Landstraße. Wir queren die Straße, folgen dem Traumpfad-Logo nach rechts und gehen unterhalb der Weinberge geradewegs auf Hatzenport zu. An der Straße biegen wir nach rechts, unterqueren die Eisenbahnstrecke und befinden uns an unserem Ausgangspunkt. Über die Promenade am Moselufer kommen wir in das Zentrum Hatzenports, um uns im Hotelrestaurant Mosella oder im Gasthof Zur Traube mit einem Moselwein und einer leckeren Mahlzeit zu verwöhnen.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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