Leise plätschert ein kleines Rinnsal zwischen unseren Füßen bergab, während wir uns vorsichtig durch die feuchtkühle Ruppertsklamm bewegen. Abenteuerlich ist der Weg durch die kleine Schlucht allemal, aber auch idyllisch. An ihrem Ende erwartet uns ein dichter Buchenwald, durch den wir zum Kloster Allerheiligenberg gelangen und von dort eine prächtige Aussicht auf das Lahntal genießen.
Pkw/Parken: Parkplatz am Yachthafen Lahnstein, Emser Landstraße (GPS: 50.315271, 7.626259)
ÖPNV: Mit der Buslinie 573 ab Lahnstein, Christuskirche bis Lahnstein, Unten (GPS: 50.315271, 7.626259); von dort rund 300 Meter Fußweg auf der Straße Hohenrhein Richtung Campingplatz, hinter den Gleisen links über Fußgängerbrücke nach links zum Yachthafen
Rundweg: Ca. 7 Kilometer/2–2,5 Stunden
Streckenprofil: Schmaler Klettersteig auf feuchtem Gestein, der Trittsicherheit und festes Schuhwerk erfordert
Einkehr: leider keine Einkehrmöglichkeit
Am Wegesrand: Ruppertsklamm (GPS: 50.316935, 7.626694); Schutzhütte (GPS: 50.324457, 7.637342); Kloster Allerheiligenberg (GPS: 50.312057, 7.618105)
Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels stammt aus meinem nicht mehr erhältlichen Reiseführer über Wanderungen in und um Koblenz. Die meisten Informationen werden daher veraltet sein und dieser Artikel kann nur als grobe Richtschnur dienen.
Wir verabschieden uns von den Freizeitkapitänen im Yachthafen (BP mit Route 14) an der Lahn und gehen auf dem Fuß- und Radweg entlang des Ufers bis zur Straße. Wir queren die Straße, die unter einer Brücke verläuft, und wenden uns an der anderen Straßenseite nach rechts. Am Hang zu unserer Linken erkennen wir ein Heiligenhäuschen zu Ehren des hl. Lubentius, der im 4. Jahrhundert in der Region lebte und der Schutzpatron der Lahnschiffer ist. Geschützt von einer Leitplanke, wandern wir neben der Straße. Nach rund 500 Metern, am Ende der Leitplanke biegen wir nach links in einen kleinen Asphaltweg ab. Auf dem sanft ansteigenden Weg lassen wir die Straßengeräusche hinter uns, und ein Holzschild weist uns darauf hin, dass wir im Naturpark Nassau sind.
Naturparks sind großflächige Gebiete, die von einer großen Arten- und Biotopenvielfalt geprägt sind, aber auch im Sinne der Landwirtschaft, Holzwirtschaft und im Tourismus genutzt werden. Die überwiegende Fläche besteht aus Landschafts- oder Naturschutzgebieten. Bekannte Naturparks sind das Altmühltal, die Lüneburger Heide und auch das Bergische Land. Der Naturpark Nassau gehört zu den kleineren Naturparks und erstreckt sich auf beiden Seiten der Lahn rund um die gleichnamige Stadt Nassau. Er wurde 1963 gegründet und besteht überwiegend aus Buchen- und Buchenmischwäldern, die Baumfalken, Haselhühnern und Schwarzspechten eine Heimat geben.
Schon bald können wir an einem Picknickplatz mit Sitzmöglichkeiten aus liebevoll geschnitzten Figuren eine kleine Pause einlegen. Dann beginnt mit einem Holztor unsere Wanderung in der Ruppertsklamm. Ein dichter, grüner Wald empfängt uns. Wir überqueren eine Holzbrücke und wandern auf einem schmalen Pfad in die Klamm hinein. Moose und Farne wachsen zwischen dem felsigen Gestein, während die steilen Hänge immer enger zusammenrücken und umgestürzte Baumstämme bieten als Totholz vielen Tieren Lebensraum.
In den Schluchtwäldern findet sich regelmäßig der Feuersalamander ein, wo in dem klaren Wasser der Bäche die Larven aufwachsen. Feuersalamander gehören wie Molche, Frösche und Kröten zu den Amphibien und sind im Gegensatz zu den Reptilien vorwiegend nachtaktiv und führen ein verstecktes Dasein unter Totholz, flachen Steinen und Baumwurzeln.
Es dauert nicht lange, bis uns in der seit 1936 als Naturschutzgebiet ausgewiesenen Schlucht Stahlseile beim Aufstieg unterstützen. Über Wurzeln, Gestein und Stege genießen wir die Ruhe in der feuchten Klamm und treten vorsichtig auf Stahlstifte, die in der Felswand eingelassen wurden und uns als Stufen dienen. Eine Gedenktafel erinnert an Theodor Zais, der die Klamm zwischen 1910 und 1912 erschloss. Dass das kleine Rinnsal, das zwischen dem losen Geröll hinunter plätschert, diese Schlucht in das harte Gestein geschnitten hat, ist kaum vorstellbar. Ein letzter, steiler Aufstieg mit Seilsicherung folgt – und dann haben wir Schritt für Schritt die 235 Höhenmeter in der Klamm überwunden und wandern sanft aufwärts durch den dichten Laubwald. An einem kleinen Weiher wenden wir uns nach rechts. Ein breiter Waldweg bringt uns durch den idyllischen Wald nach kurzer Zeit zur Schutzhüte Ruppertsklamm. Sie ist mit einer Terrasse und einem Grillplatz ausgestattet, sodass wir uns unter hohen Eichen und Buchen auf der Horchheimer Höhe unseren Proviant schmecken lassen. Nach dieser verdienten Pause kehren wir zunächst auf unserem Weg wieder zurück in Richtung Klamm. Am Abstieg in die Klamm bleiben wir jedoch geradeaus auf dem breiten Weg durch den Wald. Gemächlich wandern wir auf dem kurvigen Weg, wo wir gelegentlich bis ins Lahntal hinunterschauen können. In der Ferne erkennen wir sowohl unser nächstes Etappenziel, das Kloster Allerheiligenberg, als auch die mächtige Burg Lahneck. Sitzbänke und hölzerne Schutzhütten laden uns immer wieder zum Verweilen ein, bis wir nach einer rot-weißen Schranke einen Wanderparkplatz erreichen. Hinter ihm folgen wir dem sanft aufwärts führenden Weg. Zwei Heiligenhäuschen und eine Lourdesgrotte zeigen, dass wir uns dem Kloster Allerheiligenberg auf einem Wallfahrtsweg nähern.
Das Kloster Allerheiligenberg wird seit dem Jahr 1919 vom Orden der Oblaten geführt, welcher vom heiligen Eugen von Mazenod gegründet wurde. Die Kirche des Klosters Allerheiligenberg befindet sich auf einer Bergkuppe oberhalb von Niederlahnstein und wurde zur Wende zum 20. Jahrhundert als Gedenkstätte für die Gefallenen des deutsch-französischen Kriegs erbaut. Sie ersetzte eine verfallene Kapelle, die bereits im 17. Jahrhundert auf dem Allerheiligenberg stand. Im Chor des neogotischen Gotteshauses befindet sich ein sehenswerter Hochaltar, der die Mutter Gottes und den heiligen Dominikus zeigt.
Nach dem Besuch der Klosterkirche und einem Blick auf die trutzige Burg Lahneck (siehe Route 14, S. XX)auf der anderen Lahnseite sowie das romantische Schloss Stolzenfels auf der anderen Rheinseite wandern wir zunächst den Wallfahrtsweg wieder hinab, verlassen aber den Weg nach einer Linkskurve nach links. Ein schmaler Weg führt uns zwischen den Gartenzäunen zweier Wohnhäuser hindurch in ein ruhiges Wohnviertel. Geradeaus und sanft bergab kommen wir an gepflegten Vorgärten vorbei und biegen nach links in die Straße In der Grub ab. Am Ende der Asphaltstraße wandern wir auf einem schmalen Trampelpfad weiter. Er bringt uns mit deutlichem Gefälle ins Tal hinunter. Wir unterqueren die Bundesstraße 260, wenden uns nach links und gehen unter der historischen Eisenbahnbrücke der Lahntalbahn hindurch. Wir halten uns rechts, überqueren die Landstraße und folgen dem schmalen Weg hinab zum Fuß- und Radweg. Nach links spazieren wir direkt am Ufer der Lahn flussaufwärts zu unserem Ausgangspunkt, wo wir den Schiffern auf der Lahn alles Gute im Sinne des hl. Lubentius wünschen.
Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
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