Das norwegische Festland erreichten wir nach unserer Wohnmobiltour von der Insel Senja zu den Lofoten mit einer topmodernen Fähre, die zu Beginn des Jahres 2025 in Dienst gestellt wurde. Nach der Fährüberfahrt reisten wir auf der E6 südwärts und bogen in Richtung Bodø ab. Doch wir wollten nicht zur Stadt, sondern schon vorher erneut abbiegen, um auf der Straße 17 weiter gen Süden zu fahren. Die Straße 17 ist ein wenig die alternative Strecke für eine Fahrt auf der E6, außerdem ist sie als Landschaftsroute Helgelandskysten ausgeschildert und verspricht jede Menge Sehenswertes und Abwechslung.





Die erste Sehenswürdigkeit kommt gleich zu Beginn mit dem Saltstraum. Dabei handelt es sich um eine starke Strömung, die zu zahlreichen Strudeln führen kann. Genau über den Strudeln verläuft eine Brücke, so dass man das Naturschauspiel entspannt von oben besichtigen kann. Das machten wir, nachdem wir unser Wohnmobil auf einem nahegelegenen Campingplatz abstellten.




Am nächsten Morgen ging unser Roadtrip durch Norwegen weiter und wir passierten Picknickplätze und Rastplätze, die mal wieder mit ungewöhnlichen Toilettenhäuschen daherkamen. Die Landschaft war mal wieder beeindruckend schön und so gelangten wir zu einem der Aussichtspunkte, von dem aus man auf den Svartisen-Gletscher schauen kann. Faszinierend, aber auch gleichzeitig traurig zu sehen, wie er sich in den letzten einhundert Jahren zurückgezogen hat. Kurz vor den Aussichtspunkten haben wir einen kleinen Teil des Gletschers mit dem Svartisentunnel unterquert.

Mit der Fähre über den Polarkreis
Eine Fahrt auf der Landschaftsroute Helgelandskysten ist auch eng mit dem Thema Fährfahrten verbunden. Das lässt sich hier überhaupt nicht verhindern und es kommen so einige Fährüberfahrten zustande. Die erste, wenn man von Norden kommt, erreicht man in Halsa. Die erste Überfahrt ist schnell gemacht und gleich im Anschluss reist die Fahrzeugkolonne durch einen Tunnel bis zur zweiten Fähre. Diese bot uns ein ganz besonderes Erlebnis, denn mit der Fähre zwischen Jektvik und Kilboghavn überquert man außerdem den Polarkreis. Das macht dann schon ein wenig wehmütig, wenn man so lange in Nordnorwegen unterwegs ist und diesen Teil des Landes damit nun offiziell verlässt.

Schön war es in Nordnorwegen, doch nun würden wir den Rest der Reise durch Südnorwegen antreten. Und das begann gleich mit einer Überraschung, denn nachdem wir den Polarkreis in Richtung Süden überquerten, steuerte die Fähre ein wenig zu weit nach Steuerbord. Wir hatten die gesamte Zeit den Hafen in Kilboghavn in Blick, doch die Fähre fuhr mehr ostwärts und steuerte den sehr kleinen Anleger in Oldervik an. Damit rechneten wir nicht, aber ein etwas genauerer Blick auf den Fahrplan verriet uns, dass wir auf einer der wenigen Verbindungen pro Tag unterwegs waren, die ein paar Minuten länger dauerten, weil eben dieser kleine Umweg über Oldervik eingelegt wird.

Das ist eigentlich ganz nett zu beobachten, denn in Oldervik gibt es kaum Straßenverkehr. Die Ortschaft ist komplett vom Rest Norwegens durch die dahinter aufragenden Berge abgeschnitten. So bleibt den Einwohnern und Besuchern nur der Weg über die Fähre. Ganze zwei Autos warteten am Anleger darauf, Oldervik verlassen zu können. Das gesamte Straßennetz besteht dort nur aus wenigen Kilometern und Asphaltstraßen sind gar nicht erst vorhanden. Kaum hatte die Fähre angelegt, legte sie auch schon wieder ab. Sie hat hier also nur einen sehr kurzen Halt und schon ging es weiter nach Kilboghavn.
Ganz alleine auf einem norwegischen Wohnmobilstellplatz
Dort verließen wir die Fähre und machten uns auf die Suche nach einem schönen Übernachtungsplatz. Den fanden wir gar nicht weit entfernt in einem Ort namens Kvina. Der Weiler ist auch nicht viel größer als Oldervik und besteht aus einem Supermarkt und einer Handvoll Wohnhäuser – und besitzt tatsächlich einen Wohnmobilstellplatz. Er befindet sich an einem Yachthafen, der ähnlich groß ist wie die Ortschaft selbst. Ein Dutzend Parzellen gibt es dort, allesamt wieder einmal mit dem uns mittlerweile bekannten Kunstrasen. Die Überraschung war groß, als wir dort ankamen: Kein einziges Wohnmobil.

Zugegeben, es war noch nicht ganz so spät und wir rechneten damit, dass noch jemand kommen würde. Aber ich kann es schon mal vorweg nehmen: Da kam keiner mehr. Wir hatten extra nochmal auf den Fahrplan der Fähre geschaut, um zu wissen, zu welchem Zeitpunkt wir mit Nachbarn rechnen könnten. Aber es blieb an dem Abend ruhig und wir hatten den Stellplatz komplett für uns alleine. Und das gerade einmal zwei Kilometer abseits der Landschaftsroute. So schön entspannt kann man in Norwegen übernachten, selbst wenn man auf einem Wohnmobilstellplatz unterwegs ist. Dafür muss ich mir nicht aufwändig „Frei-Steher-Plätze“ suchen, wenn es auch so geht.

Die Bezahlung erfolgt im Supermarkt, wo der Kassierer selber erstmal nachsehen muss, was er dafür in die Kasse einzugeben hat. Irgendwie niedlich. Andererseits tat es mir leid, dass in diesem sympathischen Ort, der extra einen Wohnmobilstellplatz anlegte, kaum ein Wohnmobil stand. Doch das Highlight war ein Wanderweg, der in der Nähe des Stellplatzes abzweigte. Wir beschlossen spontan, diesem Weg zu folgen und mal zu schauen, wo er hinführen würde. Es ging leicht bergauf auf eine Art Hochplateau, wo wir über einen Holzbohlenweg (wir freuen uns immer wieder über Holzbohlenwege) zu einem einsam gelegenen Platz kamen, wo einst ein Ehepaar sehr zurückgezogen und karg lebte.
Tierische Begegnungen in Norwegen
Wir konnten uns kaum vorstellen, wie man vor vielen Jahren so in der Wildnis leben konnte. Auf dem Rückweg sahen wir plötzlich am gegenüberliegenden Ufer eines kleinen See ein Tier und wir konnten auf den ersten Blick nicht gut erkennen, was es war. In der Hektik machte ich zunächst einen Schnappschuss, doch dann wurde es uns plötzlich mulmig. War es ein Schäferhund von irgendeinem Zelttouristen, den wir auf dem Hinweg nicht wahrnahmen, war es ein Wolf, war es ein Goldschakal? Später, als wir wieder am Wohnmobil ankamen und uns das einzige Bild mal ganz in Ruhe ansahen und deutlich vergrößerten, waren wir uns ziemlich sicher, dass es wohl ein Fuchs gewesen sein dürfte. Na toll, bloß ein Fuchs. Live kam er uns ziemlich groß vor, aber wir konnten ihn eben nur schlecht sehen. Na ja, da sind wir lieber auf Nummer Sicher gegangen und hatten den Rückweg angetreten.

Die tierischen Begegnungen endeten an diesem Tag aber nicht. Als wir am Abend noch ein wenig im Wohnmobil saßen und auf das Wasser am Hafen erblickten, entdeckte ich plötzlich noch einen jungen Otter, der dort herumwuselte. Schnell gingen wir nach draußen und beobachteten ihn eine Zeit lang, echt schön.

Als wir den Stellplatz am nächsten Morgen verließen, fuhren wir nur wenige hundert Meter. Wir waren noch lange nicht an der Straße 17, der Landschaftsroute angekommen, als auf der linken Seite auf einer Schotterfläche unmittelbar neben der Straße ein Wohnmobil stand. Na klar, da richtet die Gemeine Kvina eine wunderbaren Stellplatz direkt am Hafen ein und weil dieser Geld kostet, stellt man sich lieber direkt an die Straße in weniger als 500 Meter Entfernung. Wieder einmal ein schönes Beispiel dafür, dass eines Tages viel mehr Höhenbeschränkungen in Norwegen auftauchen werden.
Mit dem Wohnmobil auf der Landschaftsroute Helgelandskysten
Wir setzten unsere Reise auf der Landschaftsroute fort und besuchten Überreste aus dem Zweiten Weltkrieg, sprich militärische Anlagen der Wehrmacht und sahen auf den dazugehörigen Parkplätzen wieder jede Menge Wohnmobile, deren Insassen offenkundig dort übernachteten. Ziemlich eng beieinander, aber hey – umsonst. Wir schmunzelten, weil wir in der Nacht den offiziellen Stellplatz direkt am Wasser komplett für uns alleine hatten.

Es folgten weitere Rastplätze und Fährfahrten. In Nesna verpassten wir gerade die Fähre und standen dafür als Erster in der Warteschlange. Kann passieren, ist auch nicht schlimm. Also wollten wir uns gerade das Schiff von Havila Kystruten anschauen, einer Alternative zu Hurtigruten. Doch gerade als wir zu Fuß dort hingingen, legte das auch ab. Na, dann halt nicht. Gingen wir halt in den Ort hinein und erledigten schon mal unsere Einkäufe für den Tag, geht auch. Das Womo konnten wir ja in der Zeit am Fährterminal stehen lassen und so verging die eine Stunde Wartezeit im Flug.

Über eine eher ungewöhnliche Brücke, die auf einer kleinen Insel mitten in einem Fjord endet und eine enge Kurve beschreibt, kamen wir nach Sandnessjøen. Hier tankten wir kurz, fuhren aber dann direkt weiter, um zum außerhalb gelegenen Petter-Dass-Museum zu fahren. Petter Dass ist einer der bekanntesten Dichter Norwegens und lebte im 17. Jahrhundert. Das Museum, aber auch die direkt benachbarte Kirche sind mit ihrer Architektur schon von außen sehenswert.
Wanderung durch den Torghatten
Es folgten noch zwei weitere Fährfahrten und schon kamen wir an unserem Tagesziel an. Der Campingplatz am Torghatten bei Brønnøysund sollte es werden. Der Torghatten ist ein bekannter Berg mit einem Durchgang, den wir schon auf unserer Nordkaptour im Jahr 2012 besuchten und durchquerten. Aber das ist lange her und wir dachten, wir schauen ihn uns nochmal an. Allerdings enttäuschte uns ein wenig der Campingplatz, denn ein Großteil der Fläche war gesperrt, weil der Rasen zu nass war und auf dem Rest des Platzes war der Rasen – zu nass. Doch diese offen gehaltenen Parzellen waren wohl weniger nass und weich als die anderen. Dennoch mussten wir ein zweites Mal zur Rezeption, weil die uns zuerst gegebene Parzelle einfach zu klein für unser Womo war.

So tanzten wir mit unserem Wohnmobil ein wenig auf dem Campingplatz, bis wir endlich eine halbwegs trockene Fläche fanden, aber anderen Campern, die nach uns kamen, ging es nicht anders. Am Abend machten wir uns dann auf den Weg, den Torghatten zu Fuß zu durchqueren und waren erstaunt, dass sich seit unserem letzten Besuch doch so einiges geändert hatte. Wir verglichen das auch mit unseren alten Bildern und stellten fest, dass der Wanderweg komplett neu gestaltet wurde. Damals, 2012, war der Weg auf keinen Fall so gut ausgestattet wie heute. Nachdem wir den Berg durchquerten hätten wir den direkten Weg zum Campingplatz nehmen können. Aber ein kleines Schild verriet uns, dass es auch noch einen Wanderweg rund um den Berg gab. Na, das war ja war für uns. Bewegung am Abend haben wir gerne und so entschieden wir uns für den längeren Weg außen herum.


Auf der weiteren Fahrt auf der Straße 17 ging es am nächsten Tag sehr entspannt weiter. Eine Schiffsfahrt folgte noch sowie eine Landschaft, die sich immer weiter vom Meer entfernte. Sehenswert und schön war sie dennoch allemal. Doch irgendwann war Schluss mit der Straße 17. Sie mündet bei Steinkjer in die uns wohlbekannte E6, die hier nördlich von Trondheim auch schon wieder viel besser ausgebaut ist.
Übernachtung auf einem Wohnmobilstellplatz am Trondheim-Fjord
Anstatt aber in Richtung Trondheim zu fahren, entschieden wir uns nördlich der Stadt für einen Abstecher auf eine große Halbinsel, die in den Trondheimfjord hineinragt. Dort lasen wir vom Øra Wohnmobilstellplatz, der absolut ruhig und abgelegen Ruhe versprach. Als wir dort ankamen, sahen wir, dass er Platz für ca. 30 Wohnmobile bietet, aber gerade mal fünf oder sechs Wohnmobile dort standen. Für uns natürlich ideal. Interessanterweise handelte es sich ausschließlich um norwegische Einheimische. Kein einziger ausländischer Wohnmobilist war vor Ort, nur wir. Hatten wir da vielleicht einen Geheimtipp entdeckt? Oder lag dieser Platz einfach nur zu abgelegen? Wie auch immer, uns gefiel es.

Die Bezahlung des Stellplatzes erfolgte beim Betreiber, der mit einem Kartenlesegerät vorbeischaute und abkassierte. Bei unserer Ankunft waren wir uns total unsicher, ob wir überhaupt bleiben konnten, weil wir kein norwegisches Bargeld dabei hatten. Das letzte Mal, dass wir Norwegische Kronen in den Händen hielten, war 2012, also vor 13 Jahren. Daher riefen wir die Nummer an, die am Platz aushing und fragten lieber erstmal nach. Doch der nette Betreiber erklärte uns, dass wir ruhig mit Karte zahlen könnten, wenn er komme. Das sei kein Problem und wir hätten noch genug Zeit, um spazieren zu gehen.


Über einen Damm kann man vom Stellplatz aus bequem zu einer Klosterinsel spazieren. Interessant war das große metallene Tor, das sich auf Knopfdruck öffnete. Wir dachten zunächst, die Insel sei in Privatbesitz, aber ein zufällig vorbeikommender Autofahrer erklärte uns, das Tor halte das Wild davon ab, auf die Insel zu gelangen. So durften wir also auch auf die Insel, spazierten zu einer Klosterruine und genossen den Abend.
Mit dem Wohnmobil nach Südnorwegen
Kaum waren wir am nächsten Morgen wieder auf der E6 angekommen, hielten wir auch schon wieder an. Denn nach nur kurzer Zeit lockte auf der rechten Seite das Pick Up Café im Vuddu Valley. Mit einem Diner und einer Tankstelle ganz im amerikanischen Stil ist es ein toller Blickfang. Man muss aber nicht einkehren, sondern man kann auch durch das kleine, kostenlose Museum spazieren oder sich im umfangreichen Shop austoben. Wir fühlten uns ein wenig wie an der Route 66 oder wie in einem amerikanischen Cracker Barrel. Ein bisschen Wehmut kam in uns hoch, weil wir auch gerne wieder in die USA wollten und solche Geschäfte dort im Original erleben wollen. Aber wir rissen uns zusammen, denn hier in Norwegen ist es natürlich auch sehr schön und wir waren froh, hier zu sein.


Trondheim ließen wir links liegen, verließen aber auch die E6. Denn wir wechselten auf die E39 und fuhren westwärts. Wir wollten noch das nachholen, was wir im Vorjahr nicht schafften, weil unser damaliges Wohnmobil, der Pössl, mit einer Fehlermeldung unsere Reise vorzeitig beendete. Bei Halsa nahmen wir erneut eine Fähre und fuhren auf kleinen Straßen am Kvernesfjord entlang. Recht einsam ging es hier zu, doch nachdem wir in Eide rechts abbogen, nahm der Verkehr zu. Kein Wunder, wir näherten uns nämlich der Atlantikstraße bzw. der Landschaftsroute Atlanterhavsveien.


Mehrere kleine Brücken verbinden auf eine schöne Art die Insel einer ganzen Inselkette. 2012 waren wir zum ersten Mal hier und wir konnten uns gut daran erinnern, dass es ziemlich leer war. Doch mittlerweile birgt dieser Streckenabschnitt den Hauch von Overtourismus. Es war ziemlich voll und die einzelnen Parkplätze auf den kleinen Insel ließen es noch nicht mal zu, nur kurzzeitig parken zu können. Daher fuhren wir gezwungenermaßen bis zum etwas größeren Parkplatz an der größten und bekanntesten Brücke. Früher standen wir hier alleine, heute gibt es ein Café und einen schön angelegten Rundweg. Dieser verhindert, dass man durch die Natur latscht, was angesichts der vielen Menschen sicherlich schädlich wäre. Damals konnten wir das noch, aber wie gesagt – da gab es auch kaum andere Menschen.
Womotour an der Atlantikstraße
Wir spazierten auf dem Rundweg, machten ein paar Aufnahmen und versuchten, auf dem Rückweg einen Parkplatz auf den anderen, kleineren Inseln ansteuern zu können – ergebnislos. Leider lässt sich dieses Straßenstück nicht zu Fuß erkunden. Zwischen den beiden Leitplanken gibt es nur die beiden viel befahrenen Fahrspuren, das wollten wir nicht. Also gaben wir auf und folgten der Beschilderung für den restlichen Teil der Landschaftsroute. Dieser Abschnitt war wieder deutlich leerer. Wir waren hier sogar wieder als die einzigen Reisenden unterwegs.

Unser Plan war eigentlich, nach Bud auf den dortigen Campingplatz zu fahren. Doch kurz vor Bud sahen wir ein kleines Wohnmobilschild, das nach rechts zeigte. Schnell gewendet und hinein in die Privatstraße. Sie führte zu einem wenig charmanten Parkplatz, wo schon drei Wohnmobil recht eng beieinander standen. Das wollten wir nicht und wir verfolgten unseren Plan mit dem Campingplatz weiter. Aber siehe da, nur ein Kilometer später und damit wenige hundert Meter vor Bud, tauchte auf der rechten Seite ein großes Schild für einen Wohnmobilstellplatz auf. Den wollten wir uns auch wenigstens anschauen. Kurz gesagt, wir sind geblieben.

Der Wohnmobilstellplatz in Bud überzeugte uns sofort. Er war ganz neu und wurde erst im Frühjahr 2025 eröffnet. Die Asphaltflächen wurden wieder einmal mit Kunstrasen flankiert, aber das kannten wir ja nun schon sehr gut. Auf dem Platz steht man auf zwei Terrassen, wobei die untere dem Wasser am nächsten gelegene, schon fast komplett belegt war. Nicht ganz verstanden hatten wir, warum man in der zweiten Reihe so einparken muss, dass die Motorhaube in Richtung Land zeigt. So steht man ja praktisch mit dem Rücken zum Meer. Kein Wunder, dass sich dort niemand hinstellte.
Schöner Wohnmobilstellplatz in Bud
Auch wir verzichteten auf diese Reihe, allein schon, weil im unteren Bereich mehrere Camper sehr laut waren. Also stellten wir uns auf die hintere, obere Terrasse und wollten von dort den Ausblick genießen. Die Anmeldung erfolgte hier komplett digital über das Smartphone und nachdem wir das erledigt hatten, schauten wir uns in Ruhe um. Dabei fanden wir einen schönen Küstenweg, der direkt am Stellplatz begann.


Diesem Weg folgten wir im leichten Auf und Ab an der Küste entlang und gelangten ganz gemütlich bis in den nahegelegenen Ort Bud. Unterwegs trafen wir sogar noch ein paar Rehe, die sich den Weg mit uns teilten. Traumhaft schön. Wir schauten uns ein wenig in Bud um spazierten genauso entspannt wieder zurück zu unserem Wohnmobil.

Am nächsten Morgen fuhren wir in die nächstgrößere Stadt nach Molde und wie sollte es anders sein? Wir steuerten unseren Camper mal wieder auf eine Fähre. Sie ist Teil der E39, auf der wir nach Moa fuhren. Dort hatten wir Glück, ein wenig einkaufen zu können. Denn es war Sonntag und fast alle Geschäfte hatten geschlossen. Die wenigen Geschäfte, die geöffnet hatten, konnten nur eingeschränkt betreten werden. Ganz so, als ob man nur die notwendigsten Dinge einkaufen konnte. Auch dieses Geschäft in Moa bot bloß die Möglichkeit, zwei Gänge betreten zu können. Der Rest des viel größeren Ladens war abgeriegelt. Aber wir bekamen wenigstens das, was wir brauchten und hatten eine weitere Fährfahrt nach Hareid vor uns.
Eine Nacht auf dem Campingplatz der Insel Runde
Wir wollten uns ein wenig beeilen, weil wir nach 16 Jahren endlich mal wieder die Insel Runde besuchen wollten. Dort waren wir zuletzt, als wir 2009 mit dem VW-Bus durch Südnorwegen fuhren. Wir wussten jedoch, dass es dort nur einen einzigen, engen Campingplatz gibt, der besonders beliebt ist. Grund hierfür sind die Papageitaucher, also Puffins, die man auf der Insel Runde beobachten kann. Wir dachten, eine Ankunftszeit von 14 Uhr sollte ausreichend sein. Doch je mehr wir uns der Insel näherten, umso mehr machten wir uns Sorgen, ob das klappen würde. Wir wären sehr enttäuscht, wenn wir dort nicht übernachten könnten und die Papageitaucher verpassen würden.


Dabei ist die Fahrt auf den kleinen, engen Straßen schon ein wenig herausfordernd. Bis man nämlich die Insel Runde erreicht hat, kommen vorher noch einige andere Inseln, die über Brücken miteinander verbunden sind. Manche Brücken sind so schmal, dass man den Gegenverkehr in der Ferne im Auge behalten muss, damit man sich nicht oben auf dem Bauwerk begegnet. Auf Runde selbst gibt es dann noch einen engen Tunnel und erst dann kommt der Campingplatz in Sicht – volles Programm also.

Als wir den Tunnel verließen und den Campingplatz sahen, hatten wir ein wenig die Hoffnung verloren. Es sah sehr voll aus und wir glaubten nicht daran, einen Platz zu bekommen. Noch an der Zufahrt wurden wir vom deutschsprachigen Besitzer in Empfang genommen, der uns sofort sagte, dass es noch zwei freie Plätze geben würde. Puh, was für ein Glück. Und nicht nur das, wir erhielten sogar einen Platz in der ersten Reihe, direkt mit Meerblick. Hier kam die Größe unseres Wohnmobils zum Tragen, denn diese Plätze sind für die größeren gedacht, weil man in den hinteren Reihen die kleineren Wohnmobile und Kastenwagen besser „sortieren“ und unterbringen kann. Oh, was haben wir uns gefreut, dass wir auf der Insel Runde waren und bleiben konnten.
So viele Papageitaucher auf der Insel Runde
Im Campingplatzshop haben wir nicht nur direkt bezahlt, sondern auch noch ein paar Andenken eingekauft und dann ging es auch schon los für uns. Wir drehten eine große Runde um die Nordspitze der Insel, was mit einem steilen Aufstieg verbunden ist. Aber das lohnte sich und wir genossen den Ausblick auf den dortigen Leuchtturm und auf die Trottellummen. Auch die ersten Papageitaucher bekamen wir bereits zu Gesicht, gut zu erkennen an den Menschenmassen, die sich an dem Aussichtspunkt befanden.

Allerdings hatten wir die Worte vom Campingplatzbetreiber im Ohr: Die Puffins würde man am besten in den Abendstunden sehen. Daher gingen wir nach dieser ersten Runde erstmal wieder zum Wohnmobil zurück, aßen eine Kleinigkeit, um uns zu stärken und zogen am Abend ein weiteres Mal los. Die große Runde mit dem Leuchtturm ließen wir dabei natürlich aus und gingen direkt zum Aussichtspunkt für die Papageitaucher. Und da waren sie in der Tat. Zahlreich. Es war wieder einmal ein wunderbarer Abend und wir konnten stundenlang die Tiere beobachten, während es um uns herum immer leerer, weil immer später, wurde.




Wir blieben ungefähr bis Mitternacht, es war ja noch relativ hell und verabschiedeten uns schließlich von den putzigen Tieren. Aber nicht nur das, so langsam mussten wir uns auch von Norwegen verabschieden. Wir starteten am nächsten Morgen unser Wohnmobil und machten uns daran, einmal quer durch Südnorwegen zu fahren. Denn wir hatten am folgenden Tag einen Termin beim Comiczeichner Arild Midthun. Schon im Jahr zuvor wollten wir seine Galerie besuchen, aber zum damaligen Zeitpunkt war er nicht vor Ort. Dieses Mal hatten wir unsere Ankunft angekündigt und so vereinbarten wir einen Zeitpunkt, an dem wir in seiner Galerie südlich von Oslo ankommen könnten.
Treffen mit einem norwegischen Comiczeichner
Einerseits freute ich mich sehr darauf, Arild Midthun zu treffen, andererseits schränkte uns das wieder ein. Denn ohne den Termin wären wir noch zum Kannesteinen gefahren oder hätten uns etwas anderes in Südnorwegen angeschaut. Wir folgten in etwa grob der Strecke, die wir schon im Vorjahr fuhren, als wir mit unserem damaligen Kastenwagen ungeplant den Rückweg antreten mussten. Das heißt, wir fuhren über Skei in Richtung Lærdal. Auf dem dortigen Campingplatz wollten wir eigentlich eine Zwischenübernachtung einlegen. Aber um ehrlich zu sein, ist dieser Campingplatz direkt an einer Hauptstraße gelegen und generell schon recht rummelig. Danach war uns überhaupt nicht.

So fuhren wir weiter und erreichten den viel kleineren Campingplatz in Hemsedal. Dieser liegt nicht an einem Fjord, sondern in den Bergen. Das brachte wiederum sehr schlechtes Wetter mit sich. Bei unserer Ankunft regnete es in Strömen, aber dafür hatten wir dort sehr viel Ruhe. Die weitere Fahrt am folgenden Tag war ein Kinderspiel, nur die Hauptstadt Oslo war uns ein wenig zu voll. Aber witzig, dass wir ausgerechnet die Queen Anne sahen, als wir am Kreuzfahrtterminal vorbeifuhren. Wo wir doch unheimlich gerne mit den Queens von Cunard unterwegs sind und auf der Queen Anne ausgerechnet die Jungfernfahrt erleben durften.



In einer kleinen Küstenstadt südlich von Oslo warteten wir kurz darauf, bis wir 16 Uhr hatten, um pünktlich zu unserer Verabredung mit Arild Midthun zu gelangen. Das Treffen war wunderbar und der Künstler nahm sich eineinhalb Stunden Zeit für uns. Ich brachte ihm mein Südnorwegenbuch mit, in dem seine Galerie beschrieben wird, woraufhin er eine Signatur wollte. Andersherum wollte ich natürlich auf deutschsprachigen Comics von ihm ein Autogramm. Witzig, so gaben wir uns gegenseitig Autogramme. Hat man auch eher selten. Außerdem kauften wir noch eine Gemäldezeichnung von ihm, bevor wir uns schließlich nach einem langen und unterhaltsamen Treffen verabschiedeten. Leider hatte ich es versäumt, Fotos zu machen. Vermutlich war ich doch ein wenig aufgeregt. Na ja…
Von Norwegen weiter nach Schweden
Nach dem Treffen waren wir allerdings noch nicht bereit, Norwegen zu verlassen. Das wäre irgendwie schade gewesen und steuerten wir den Camper auf einen ruhigen und abgelegenen Wohnmobilstellplatz östlich von Moss. Auch dort gingen wir am Abend noch ein wenig spazieren, um den vorläufig letzten Abend in Norwegen in Ruhe zu verbringen.

Ab dem nächsten Tag standen wieder lange Fahrten an, um Kilometer zu machen. Doch zunächst wagten wir einen Versuch, den westlichsten Festlandspunkt von Schweden aufzusuchen. Er befindet sich bei Stensvik nahe der Grenze zu Norwegen und wir freuten uns angesichts des dortigen überlaufenen Campingplatz darüber, dass wir uns am Vorabend für den norwegischen Stellplatz entschieden. Erst recht freuten wir uns darüber, weil wir überhaupt keine Möglichkeit sahen, den westlichsten Punkt Schwedens überhaupt zu erreichen.

Die dortige Schärenlandschaft ist so dermaßen zugewachsen, dass es kein Leichtes ist, dieses Dickicht zu durchqueren. Wir nahmen insgesamt drei Anläufe an unterschiedlichen Stellen und hatten uns auch schon weit vorgewagt, aber mit Pingu im Arm und jeder eine große Kamera war uns das zu gewagt. Also gaben wir den Plan auf, obwohl wir nur 300 Meter Luftlinie von dem Punkt entfernt waren. Aber auch die geringe Anzahl an Rezensionen und Bildern bei Googlemaps sprachen sehr dafür, dass dieser Ort nicht leicht zugänglich ist. So verzichteten wir und steuerten den Camper über die E6 nach Süden.
An der Westküste Schwedens mit dem Wohnmobil
Bei Uddevalla starteten wir noch einen Großeinkauf, weil wir so manche Produkte aus Schweden in Norwegen vermissten und auch solche großen Maxi-ICA in Norwegen eher unbekannt sind. Da tat es mal wieder richtig gut, durch die Gänge zu schlendern. Witzigerweise entschieden wir uns für den selben Laden, wie schon wenige Wochen zuvor auf der Hinfahrt zum Nordkap. So wussten wir genau, wo welches Produkt stand und mussten schmunzeln, als wir so manches Produkt im Regal sahen und wussten, dass wir das noch vom Einkauf auf der Hinfahrt unberührt im Wohnmobil liegen hatten. Kann man ja mal machen: Einkaufen in Schweden, ab zum Nordkap damit und auf dem Rückweg in Schweden immer noch besitzen.

Nördlich von Göteborg kam ich auf die glorreiche Idee, mit der Fähre auf eine der vorgelagerten Inseln zu fahren. Ich hatte die Hoffnung, auf Hönö oder Öckerö einen Wohnmobilstellplatz in einer vielen Marinas zu finden. Die Fähren sind ja kostenlos und so würden wir im schlimmsten Fall nur Zeit verlieren. Und genau das taten wir dann auch. Nachdem wir nämlich auf der Insel ankamen und zwei verschiedenen Wohnmobilstellplätzen bzw. Marinas sahen, die total überlaufen waren, drehten wir schnellstmöglich um und fuhren wieder zurück zum Festland. Ich glaube, ich war noch nie so schnell wieder von einer Insel runter wie an diesem späten Nachmittag.
Wir verabschiedeten uns vom Gedanken, einen Platz am Meer zu erhalten und entschieden uns für den Wohnmobilstellplatz am Schloss Tjolöholm. Den besuchten wir ja bereits schon auf der Hinreise, allerdings ohne dort zu bleiben. Aber damals sahen wir, dass wir dort locker hätten übernachten können und die Hoffnung hegten wir auch für diesen Abend. So war es denn auch und wir genossen einen ruhigen Abend am Waldrand. Ganz in der Ferne konnten wir sogar doch einen kleinen Streifen Meer sehen, aber wir spazierten ohnehin noch ein wenig um das Schloss und durch den Schlosspark, der zu später Stunde schön leer war.
Die letzte Fähre bringt uns nach Dänemark
Auch am nächsten Morgen machten wir noch ein paar Bilder vom Schloss, weil das Wetter einfach besser passte und ich die Bilder sicherlich bei der nächsten Aktualisierung für meinen Südschweden-Reiseführer verwenden kann. Relativ ereignislos verlief der Rest der Reise durch Schweden. Wir fuhren noch bis Helsingborg und entschieden uns, so nach Dänemark zu fahren, wie wir auf der Hinreise gekommen sind – mit der Fähre. Die Öresundbrücke kannten wir gut, aber mit der Fähre sind wir in diese Richtung schon länger nicht mehr gereist.

Auf dänischer Seite fuhren wir gar nicht mehr so weit und entschieden uns für die Ortschaft Havnsø, doch kaum dort angekommen, gefiel uns der kleine Stellplatz am Hafen nicht so wirklich. Es wirkte unruhig, rummelig und wenig einladend. Weil wir aber nun nicht mehr so lange nach einem anderen Stellplatz suchen wollten, entschieden wir uns für den örtlichen Campingplatz. Allerdings war das auch keine so dolle Idee. Denn wir vergaßen, dass wir in der Hochsaison unterwegs waren und dänische Campingplätze in dieser Zeit meist sehr gut mit Familien belegt waren.
Zum Glück hatte die Dame sofort erkannt, dass wir eher ruhebedürftige Personen sind und empfahl uns Parzellen weit abseits von Hüpfburg, Spielplatz und Pool. Das war soweit okay, auch wenn die Campingnachbarn auf der Parzelle hinter der Hecke laut würfelten. Warum muss man beim Würfeln einen Becher benutzen und den auf den Tisch hart aufschlagen? Immer wieder zu beobachten. Man kann Würfel auch mit der Hand ausrollen und zwar auf einem weichen Untergrund. Na ja, vermutlich sind wir da anders, wenn wir das so machen.
Abschluss der Reise auf der dänischen Insel Rømø
Den Abend nutzten wir noch für einen kurzen Spaziergang zum nahegelegenen Strand und am nächsten Morgen waren wir dann auch wieder weg. Viel stand für uns nicht mehr auf dem Programm, außer dass wir nach Rømø fuhren. Die Insel kennen wir ja mittlerweile sehr gut und irgendwie kommen wir kaum drumherum, nach Rømø zu fahren, wenn wir im Süden Dänemarks unterwegs sind. Einziger Wermutstropfen dieses Mal: Wir mussten vorab eine Parzelle buchen, weil es eben Hochsaison war und das taten wir schon fünf Tage im Voraus. Allerdings blieb uns die wohl unattraktivste Parzelle des gesamten, berühmten Wohnmobilstellplatzes. Normalerweise hat man dort jede Menge Platz um das Wohnmobil herum, aber dieses Mal standen wir im rechten Winkel zur benachbarten Parzelle und damit gerade einmal nur 40 cm vom nächsten Wohnmobil entfernt. Für den Oasen Camping auf Rømø ist das schon extrem ungewöhnlich.

Aber gut, wir blieben zwei Nächte als Abschluss unserer dritten Reise zum Nordkap und verbrachten die Zeit mit ausgiebigen Spaziergängen. Vom Stellplatz wanderten wir bis Lakolk und am Abend noch bis zum Wasser, das sehr weit weg war. Kurz gesagt, wir hatten mehrere zehntausend Schritte an einem Tag gemacht und waren glücklich. Es war eine tolle Reise, die nach zwei Tagen Rømø mit einer kurzen Heimfahrt nach Nordkirchen endete. Wir freuen uns schon auf das nächste Mal.

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 120 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
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