Wanderung um die Ruhrhalbinsel in Essen

Wenn wir das pulsierende Leben auf dem für Fußgänger und Radfahrer kombinierten Ruhrtalradweg hinter uns lassen, werden wir von Ziegen eines Tiergeheges meckernd begrüßt. Nach einem Kurzbesuch in einer romantisch gelegenen Kapelle überqueren wir die Ruhrhalbinsel in Überruhr mit ihren Ausblicken und beobachten rastende und brütende Wildgänse in den Ruhrauen.

Der folgende Text stammt aus meinem nicht mehr erhältlichen Reiseführer „20 Wanderungen in und um Essen“. Die Angaben können daher veraltet sein.

ÖPNV-Nutzer folgen ca. 50 Meter der kleinen Straße der Ruhrbrücke (Zufahrt zum Restaurant), wo wir am Parkplatz des Annentals vor dem Restaurant Drago diese Etappe beginnen. Im Gegensatz zur Route 1 wandern wir in diesem Fall in die entgegengesetzte Richtung, d. h. wir folgen der Beschilderung nach rechts in Richtung Essen-Steele und Bochum. Auf unserem Weg treffen wir als Erstes jedoch auf Barcelona. Keine Sorge, bis zur katalanischen Mittelmeerstadt wäre es ein wenig weit. Die Rede ist hier von der Finca Café & Bar Celona, die im Sommer 2008 am Ruhrwanderweg ihre Pforten öffnete.

Nilgänse an der Ruhr
Nilgänse an der Ruhr

Auf diesem Abschnitt der Route sollte man sich auf dem Weg möglichst weit rechts halten, da es sich auch um eine beliebte Strecke für Radler handelt. Schon bald erreichen wir das vom Ruhrverband eingerichtete Spillenburger Wehr.

Auf dem Ruhrradweg zum Spillenburger Wehr

Das Spillenburger Wehr ist eines von sieben Rückpumpwerken an der Ruhr, die dafür sorgen, dass die Wasserwerke an der unteren Ruhr bei extremer Trockenheit weiterhin mit Wasser versorgt werden. Eine digitale Anzeige am Pumpenhäuschen zeigt die aktuelle Durchflussmenge an. Übrigens ist die Ruhr nur bis hierhin schiffbar, wenige Meter hinter dem Wehr erkennen wir schon die Staustufe, die eine Weiterfahrt mit einem Schiff unmöglich macht.

Zwei große Stahlbrücken folgen auf dem weiteren Weg, wobei hinter der zweiten Brücke die Kombination aus Fuß- und Radweg aufgehoben wird. Radler treten halblinks in die Pedale, während wir dem Wanderweg halbrechts folgen. Wir kommen an der Gaststätte Zum Schwimmverein und später an dem Bootshaus Ruhrterrassen vorbei, ehe wir die Kurt-Schumacher-Brücke erreichen. Würden wir an der Straße links abbiegen, kämen wir in den Essener Stadtteil Steele.

Wassersportler auf der Ruhr in Essen
Wassersportler auf der Ruhr in Essen

Über 300 Jahre lang war Steele eine eigenständige Stadt, bis sie im letzten Jahrhundert zu Essen eingemeindet wurde. Doch auch wenn es heute „nur“ ein Stadtteil ist und die Eigenständigkeit verloren ging, so wird das Viertel von Steeler Bürgern als unabhängig empfunden. Fährt ein Steeler ins Zentrum, so meint er die Fußgängerzonen von Steele. Will man als Steeler jedoch in das Essener Zentrum, so spricht man davon, dass man nach Essen fährt. Dies verwundert jedoch nicht, wenn man berücksichtigt, dass sich sämtliche Geschäfte und Einrichtungen des öffentlichen Lebens auch in Essen-Steele befinden und es demnach eigentlich gar keinen Anlass gibt, auswärts Behördengänge oder Einkäufe zu erledigen.

Zu Fuß von Essen-Steele nach Überruhr

Doch wir lassen Steele hinter uns, indem wir die Kurt-Schumacher-Brücke überqueren und an ihrem Ende geradeaus dem Radweg hinab folgen. Um weiter der Ruhr entlang wandern können, machen wir nach Verlassen der Brücke jedoch eine Kehrtwende nach rechts und unterqueren das Bauwerk. Allerdings befinden wir uns hier wieder für ein kurzes Stück auf einem gemeinsamen Rad- und Fußweg, womit gegenseitige Rücksichtnahme unbedingt erforderlich ist. Hier haben wir abermals die Möglichkeit einzukehren, der Biergarten vom Bootshaus Ruhreck lädt dazu ein.
Nach rund eineinhalb Kilometern entlang der ruhig dahin fließenden Ruhr weicht der Asphalt plötzlich einem Abschnitt aus Kopfsteinpflaster, und ein Schild weist daraufhin, dass es sich hier um einen Leinpfad handelt.

Nilgänse
Nilgänse

Lein- oder auch Treidelpfade gab es in vielen Teilen Deutschlands. Sie dienten in früheren Zeiten dem Transport auf dem Wasserweg. Auf Leinpfaden wurden Pferde eingesetzt, die über ein Tau Transportschiffe hinter sich herzogen. Besonders in der aufkommenden Zeit der Industrialisierung war diese Art von Mobilität ein wichtiges Transportmittel im Ruhrgebiet. Als Schiffe dienten sogenannte Aaken, die sehr flach im Wasser lagen und auf denen bis zu 170 Tonnen Kohle befördert werden konnte.

Der vor uns liegende Leinpfad ist in weiten Teilen noch ursprünglich erhalten, doch werden wir ihn nicht betreten. Vor dem historischen Abschnitt verlassen wir vorläufig die Ruhr und begeben uns nach rechts in das Wichteltal. Nach wenigen Metern passieren wir zu unserer Linken ein kleines Tiergehege mit zahlreichen Ziegen in Überruhr.

Ziege im Gehege
Ziege im Gehege

Kurz dahinter machen wir an der Mönkhoffstraße noch einen kleinen Abstecher nach rechts. Es geht ein wenig bergauf und erneut nach rechts, wobei wir der Beschilderung zur Friedenskapelle folgen.

Tiergehege und Friedenskapelle in Überruhr

Oberhalb des Tiergeheges befindet sich in idyllischer Lage die Friedenskapelle der Heiligen Eucharistie. Dieses kleine und sehenswerte Bauwerk wurde 1961 von der Eucharistischen Ehrengarde aus Bruchstein geschaffen. Neben dem schmiedeeisernen Tor befinden sich zwei Tafeln aus Ruhrsandstein, in denen die zehn Gebote eingemeißelt wurden, während das Innere der Kapelle schmuckvoll ausgestattet wurde. Rund um die Kapelle existiert zudem ein kleiner Kreuzweg. Die Kapelle ist täglich von 9 Uhr bis zum Anbruch der Dunkelheit geöffnet.

Friedenskapelle in Essen-Überruhr
Friedenskapelle in Essen-Überruhr

Wir gehen wir wieder hinab ins Wichteltal und folgen dem ursprünglichen Streckenverlauf durch Überruhr. Dabei gelangen wir zu einem frei stehenden Haus, an dem wir links vorbei und direkt dahinter am Zaun halbrechts auf dem Waldweg weiter wandern. Unser Weg ist an dieser Stelle mit einer Raute und der Bezeichnung A3 als Wanderweg ausgewiesen. Mit einer Serpentine steigen wir bergauf, wenden uns oben angekommen nach links und benutzen hinter dem Haus Nummer 60a den schmalen Pfad auf der rechten Seite. Dieser führt uns durch ein kleines Wäldchen hinauf bis zur Charlottenstraße.

Dort angekommen biegen wir rechts ab und gehen nur wenig weiter bis zur Überruhr-Straße. Für die nächsten 300 Meter lässt es sich nicht vermeiden, diese vielbefahrene Straße zu nutzen. Wir wenden uns nach links. Dabei sehen wir halbrechts die Gaststätte Paraply, in der wir uns vor dem weiteren Aufstieg stärken können. Die Straße macht etwas höher schon bald eine Spitzkehre. Hier verlassen wir den Verkehr und biegen nach rechts in einen kleinen Weg ab. Er führt unter anderem auch zu den Häusern Überruhrstraße 444 und 446 und ist nach wenigen Metern geschottert. An dieser Stelle haben wir den höchsten Punkt dieses Rundkurses erreicht und werden mit einem Fernblick auf die Skyline von Essen belohnt. Fortan führt uns unser Weg wieder zur Ruhr runter.

Blick von Überruhr zur Essener Skyline
Blick von Überruhr zur Essener Skyline

Weitblicke im Essener Süden

Geradeaus gelangen wir zum Dellmannsweg in Essen-Überruhr, wo wir vor der Hausnummer 128 links und sofort wieder rechts abbiegen. Das Sackgassenschild können wir getrost ignorieren. Hinter den drei folgenden Häusern gehen wir halbrechts und haben vor uns einen schönen Ausblick auf den Schellenberger Wald, der bereits zu Essen-Heisingen gehört. Zwischen Pferdekoppeln wandern wir abwärts. Am Ende der Koppel wenden wir uns zweimal nach links und kommen so in ein kleines Wäldchen hinein. Hier halten wir uns rechts und treffen an einem Jägerzaun auf die Straße Holthuser Tal. Dieser folgen wir nach rechts bergab und sehen nach kurzer Zeit schon wieder die Ruhr vor uns.

Schellenberger Wald in Heisingen
Schellenberger Wald in Heisingen

Wenn wir auf die Langenberger Straße stoßen, müssen wir Gleise überqueren und folgen dem asphaltierten Fußweg durch die Heisinger Ruhrauen.

Wanderweg in Überruhr
Wanderweg in Überruhr

Die Heisinger Ruhrauen erstrecken sich beiderseits des Flusses und sind als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Besonders auf der südlichen Ruhrseite dürfen große Flächen zum Schutz von Flora und Fauna nicht betreten werden. Nicht selten werden diese Grünflächen von zahlreichen Wildgänsen als Rastplatz auf ihrer Wanderung genutzt. Geprägt sind die Auen auch durch zahlreiche Feuchtbiotope und vor allem durch eine unberührte Uferlandschaft.

Am Ende des Fußweges gelangen wir zur Marie-Juchacz-Straße, in die wir nach rechts abbiegen. Auf einem höher gelegenen Damm folgen wir dem Straßenverlauf und gelangen nach wenigen hundert Metern wieder zum Annental.

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