Zu Fuß um den Flughafen Essen/Mülheim

Nicht nur zahlreiche Kleinflugzeuge werden uns am Flughafen Essen-Mülheim begleiten, auch größere Maschinen sind zu beobachten. So befinden wir uns doch fast in der Einflugschneise des größeren Flughafens Düsseldorf. Dennoch kann die Route entlang zahlreicher Felder und Bauernhöfe als ruhig und angenehm bezeichnet werden. Nicht zuletzt auch, weil unser Weg oft vom Plätschern eines Baches begleitet wird.

Der folgende Text stammt aus meinem nicht mehr erhältlichen Reiseführer „20 Wanderungen in und um Essen“. Die Angaben können daher veraltet sein.

Schon beim Parken auf dem Randstreifen der Mülheimer Brunshofstraße begegnen wir den ersten Kleinflugzeugen, die nur durch einen Zaun von uns abgetrennt sind. Wir begeben uns in Richtung Hauptverkehrsstraße, wo an der Endhaltestelle Mülheim-Flughafen unsere Wanderung beginnt. Rechter Hand erhebt sich die Ankunftshalle des Flughafens Essen-Mülheim.

Flughafen Essen-Mülheim
Flughafen Essen-Mülheim

Das Gelände vom heutigen Flughafen Essen-Mülheim wurde bereits im Jahr 1919 als Landefläche für Flugzeuge genutzt. Doch erst im Jahr 1925 erhielt der Flugplatz offizielle Flughafenrechte, woraufhin erste internationale Linienverbindungen aufgenommen werden konnten. Sechs Jahre nach der offiziellen Eröffnung landete das Luftschiff LZ 127 Graf Zeppelin am Mülheimer Flughafen, was die Bedeutung des Flughafens in dieser Zeit belegt. Selbst der benachbarte Flughafen in der Landeshauptstadt wurde von Mülheim aus verwaltet. Doch der Aufschwung endete abrupt mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, als die zivile Luftfahrt eingestellt wurde. Nach Kriegsende konnte der Flughafen nicht mehr an die internationale Bedeutung anknüpfen und wird mittlerweile überwiegend als Schulungsflughafen genutzt. Heute werden jährlich rund 55.000 Passagiere abgefertigt. Zum Vergleich: In Düsseldorf sind es ca. 60.000 Passagiere, jedoch pro Tag!

Wer sich nicht für einen historischen Rundflug mit einem Doppeldecker oder einer Ballonfahrt anfreunden kann oder will, überquert die Zeppelinstraße in Höhe von Haus Nummer 327 und wendet sich nach rechts. Wir folgen der Hauptstraße und passieren dabei das Ortsausgangsschild von Mülheim. Die Straßenbezeichnung ändert sich von Zeppelinstraße in Lilienthalstraße, womit einem weiteren Luftfahrtpionier gedacht wird. Nach Überquerung der Raadter Straße können wir mit einem Blick über die rechte Schulter endlich auch das Wahrzeichen des Flughafens sehen, die grüne halbrunde Halle für die Luftschiffe.

Halle für Luftschiffe
Halle für Luftschiffe

Rund um den Flughafen Essen-Mülheim

Gerne wird bei Luftschiffen der Begriff Zeppelin benutzt, was natürlich auf den Erfinder, Ferdinand Graf von Zeppelin, zurückzuführen ist. Und beinahe jeder hat beim Gedanken an Zeppeline die Bilder vom Luftschiff LZ 129 vor Augen, auch bekannt als Luftschiff Hindenburg, welches innerhalb weniger Sekunden bei der Landung im US-amerikanischen Lakehurst verbrannte. Bei diesen Bildern – zunächst verbrennt die Außenhaut und schließlich bricht das Trägergerüst im Innern zusammen – kann man den Aufbau der Zeppeline jener Zeit deutlich erkennen. Es handelte sich um ein Starrluftschiff, d. h. es war im Inneren mit zahlreichen Trägern und Streben versehen. Im Gegensatz dazu werden Zeppeline heutzutage als Prallluftschiffe gebaut, die wie ein Ballon ohne Skelett auskommen und ihre Form allein durch den Innendruck erhalten. Ob Luftschiff oder Zeppelin, heute werden diese Fortbewegungsmittel nicht mehr zur Beförderung von Passagieren im Liniendienst eingesetzt, sondern lediglich für Rundflüge in der Nähe des jeweiligen Heimatflughafens.

Wenig später sehen wir die Befeuerungsanlage vom Flughafen Essen, die den Piloten beim Landeanflug den Weg weist, und befinden uns am Ende der 1.553 Meter langen Start- und Landebahn. Hinter dem Blumencenter überqueren wir die Straße und biegen wenig später rechts in den Roßkothenweg ein. Dort erblicken wir sofort ein weiteres Gelände, bei dem ebenfalls Fortbewegung ein Thema ist. Jedoch geht es nicht mehr um die Luftfahrt, sondern um die Fahrt am Boden. Es handelt sich um einen Verkehrsübungsplatz, auf dem Fahrschüler auf dem abgesperrten Areal ihre ersten Runden drehen können. Mehrere Einparkbuchten, ein Kreisverkehr sowie zwei große Wendeplätze verhelfen zum Erlernen der Fahrpraxis.

Naturschutzgebiet Rossenbecktal
Naturschutzgebiet Rossenbecktal

Grüne Landschaften bieten die Naturschutzgebiete

Wenige Meter hinter der Zufahrt zum Platz halten wir uns rechts und wandern am Zaun entlang. Beim nächsten Abzweig wiederum biegen wir links ab und folgen dem asphaltierten Landwirtschaftsweg bergab. An einem Bauernhof wenden wir uns zunächst nach links und biegen bei der nächsten Möglichkeit nach rechts in die Klingenburgstraße ein. Eine Informationstafel weist uns darauf hin, dass wir uns nun im Naturschutzgebiet Rossenbecktal/Rohmbachtal befinden.

Die Rossenbeck entspringt auf Essener Stadtgebiet und fließt gemächlich durch das schmale, nach ihm benannte Tal, beinahe parallel zur Klingenburgstraße. Begleitet wird der stark begradigte Bach von Kopfweiden und Schwarzerlen, die sich an seinem Ufer erheben. Im späteren Verlauf vereinen sich die Rossenbeck und der von rechts kommenden Rohmbach, um kurz darauf in die Ruhr zu münden. In den kleinen schmalen Tälern der südlichen Zuflüsse sind einige Rotbuchen zu sehen, die es auf ein Alter von über 150 Jahren bringen.

Pferdekoppeln am Wegesrand
Pferdekoppeln am Wegesrand

Gemütlich geht es durch teilweise bewaldetes Gebiet weiter, gelegentlich unterbrochen durch Bauerngehöfte oder Feldern. Wobei wir den Einmündungen Bollenberg und Rombecker Weg keine Beachtung schenken und immer geradeaus gehen. Nach beinahe zweieinhalb Kilometern treffen wir schließlich wieder auf eine größere Straße, die Mendener Straße. Sie verläuft parallel zur Ruhr und verbindet Essen-Kettwig auf unserer linken mit Mülheim an der Ruhr auf unserer rechten Seite. Bei einem Blick nach links können wir die Autobahnbrücke der A52 zwischen Essen und Düsseldorf erkennen, die sich über das Ruhrtal spannt.

Gemütlich durch das Rohmbachtal

Doch wir folgen der Straße nach rechts, gehen an der Bushaltestelle vorbei und biegen gleich wieder nach rechts in die Holdestraße ein. Dort geht es ebenso ruhig zu wie im Rossenbecktal, leider nicht mehr ganz so bewaldet, da hier die Felder der umliegenden Bauernhöfe dominieren. Es dauert aber nicht lange, bis wir nach einem kleinen Anstieg rechter Hand ein weiteres schmales Tal erkennen: das Rohmbachtal. Auch an den Ufern des bereits erwähnten Rohmbaches stehen Eichen und Rotbuchen. Bemerkenswert ist jedoch die Lage der Quelle. Sie befindet sich unterirdisch unterhalb vom Flughafen Essen-Mülheim, sodass das Wasser des Rohmbachs zum ersten Mal an der Flughafenumzäunung auftaucht.

Wir folgen der Holdestraße bis zum ersten Gebäude, wenden uns dort nach links. Am Ende der Straße biegen wir nach rechts ab und wandern zwischen Feldern auf der Straße Wöllenbeck, bis auch dieser Weg an einer T-Kreuzung endet.

Felder am Flughafen in Essen
Felder am Flughafen in Essen

An dem dortigen Transformatorenhäuschen halten wir uns rechts, wandern ein kleines Stück bergauf, bis wir nach einem Feld zu unserer Linken wieder den Zaun des Flughafens erreicht haben. Vor dem Zaun biegen wir in die Brunshofstraße ein. In einer Kurve stoßen wir auf eine Gedenktafel, die an eine wenig rühmliche Zeit des Flughafens erinnert.

Dunkle Vergangenheit am Flughafen

Auf dem Gelände vom Flughafen Essen befand sich während des Zweiten Weltkrieges ein Arbeitserziehungslager der Gestapo. Die Häftlinge hatten hier unter unmenschlichen Bedingungen zu arbeiten und mussten sich sogenannter Erziehungsmaßnahmen unterziehen. Oder sie wurden von hier in verschiedene Konzentrationslager deportiert bzw. auch auf dem Mülheimer Flughafengelände hingerichtet. Ihre Tätigkeit bestand darin, den Flughafen auszubauen, der seine heutige Form durch dieses Lager erhielt.

Eine genaue Anzahl der im Lager Verstorbenen ist nicht bekannt. Man geht aber von mindestens 130 Menschen aus, die durch die unwürdigen Bedingungen im Arbeitslager starben. Davon waren gut die Hälfte niederländische Gefangene. Mindestens ebenso viele wurden alleine in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Angehörige der Wachmannschaften des Flughafenpersonals und der beteiligten Firmen wurden niemals zur Rechenschaft gezogen.

Wanderung durch das Naturschutzgebiet
Wanderung durch das Naturschutzgebiet

Die Brunshofstraße führt uns dem Zaun entlang direkt zu unserem Ausgangspunkt zurück. Im Treffpunkt am Flughafen können wir unsere Wanderung mit Blick auf das Treiben am Flughafen ausklingen lassen.

4 Kommentare zu „Zu Fuß um den Flughafen Essen/Mülheim“

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