Wanderung durch das Hespertal bei Velbert

Eine Mischung aus Natur und Kultur erwartet uns an der südlichen Essener Stadtgrenze, die wir mehrfach überqueren werden. Die steilen Wege des Langenhorster Waldes führen uns in das bewaldete und abgeschiedene Hespertal, in dem einstmals die Industrie vorherrschte und heute nur noch das beruhigende Plätschern des Hesperbaches zu hören ist.

Der folgende Text stammt aus meinem nicht mehr erhältlichen Reiseführer „20 Wanderungen in und um Essen“. Die Angaben können daher veraltet sein.

Von der Haltestelle Grenze Heidhausen – gleich hinter der Straße Am Korstick – folgen wir zunächst dem Verlauf der viel befahrenen Bundesstraße 224 stadtauswärts. Die Straße führt leicht bergab. Rechter Hand erscheint das große Gartencenter Die Flora, während auf der gegenüber liegenden Seite das Verwaltungsgebäude der dortigen Baumschule das letzte Haus auf Essener Stadtgebiet ist. Gleich dahinter erhebt sich das gemauerte Ortseingangsschild mit dem Wappen von Velbert und dem eingemeißelten Motto „Stadt der Schlösser und Beschläge“.

Grünes Hespertal im Essener Süden
Grünes Hespertal im Essener Süden

Bereits seit dem 16. Jahrhundert ist Velbert dafür bekannt, Schlösser, Beschläge und Schlüssel zu fertigen. Der Grund für diese Tradition begründet sich mit der schlechten Ausbeute der Bauern, die auf den kargen Böden rund um Velbert kaum Erträge bringen konnten und sich daher auf das Metall verarbeitende Gewerbe verlegten.

Unterwegs in der Stadt der Schlösser und Beschläge

Die Bergische Landstraße verläuft nun leicht kurvig und wird von uns an der Straße Buchfeld nach links verlassen. Ab hier wird es nun ruhiger, und wir wandern an Feldern des Guts Buchfeld vorbei.

Das Gut Buchfeld ist ein rund 100 Jahre alter Bauernhof als Mischbetrieb mit Bullenmast und Legehennenbetrieb. Im Hofladen gibt es neben Eiern auch Kartoffeln und Gemüse aus eigenem Anbau sowie Obstsorten der Saison. Besonders stolz ist man auf das Wodantaler Landbrot, eine regionale Brotsorte, das montags, mittwochs, freitags und samstags frisch angeboten wird.

Hinter dem Bauernhof führt uns der Weg am Waldrand entlang etwas hinab, und wir erreichen ein Landschaftsschutzgebiet. Vor den weiter unten gelegenen Fachwerkhäusern wenden wir uns nach rechts und treffen auf ein Klärbecken, das vom kleinen Rosentalbach mit Wasser gespeist wird. Im Zuge eines Umbaus des Klärbeckens hat man auch an die hier lebende Fauna gedacht. Der neu gestaltete Teichbereich bietet Amphibien, Wasserfledermäusen und Eisvögeln Lebensraum und Nahrung.

Waldweg zum Hespertal
Waldweg zum Hespertal

Wir überqueren den Bach und folgen dem vom Sauerländischen Gebirgsverein ausgeschilderten Wanderweg X17, der bergauf in den Wald hineinführt. An der Holzschranke gehen wir vorbei und wandern aufwärts, bis zu den Sitzbänken. Dort treffen mehrere Wege aufeinander. Wir entscheiden uns für den Weg, der weiter bergauf führt, wenden uns also nach rechts. Doch schon nach wenigen Metern biegen wir nach links in einen einmündenden Wanderweg ab. Wir passieren die Schranke und befinden uns auf dem Wanderweg A1.

Wandern auf ausgeschilderten Wegen

Während unserer weiteren Wanderung zweigt der Wanderweg nach einer Kurve links ab, wir aber bleiben geradeaus und gehen ein weiteres Stück bergauf. Erst hinter einem Hochsitz zu unserer Linken entscheiden wir uns, an einer Gabelung auf den Naturlehrpfad Velbert-Langenhorst abzubiegen. Dieser wurde im Rahmen einer Aktion der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung unter dem Motto „Ein Baum für unsere Stadt“ angelegt. Er besteht aus drei miteinander kombinierten Wanderwegen durch den Langenhorster Wald.

Am Wegesrand trifft man immer wieder auf Hinweisschilder, die über einzelne Details und über die Aufgaben des Waldes informieren. So erfahren wir beispielsweise Wissenswertes über den Lebensraum Totholz oder über das Leben im Waldboden, welches wir trotz genauester Beachtung gar nicht erkennen können.

Wir wandern abermals leicht bergauf. Hinter der zweiten Schautafel blicken wir auf ein Privathaus, welches bereits zur Siedlung Langenhorst gehört. Wir gehen zunächst geradeaus, biegen aber direkt vor dem Wohnhaus zweimal links ab, so dass wir mit einer Kehrtwende die Siedlung hinter uns lassen.
Von nun an geht es leicht bergab. Wir passieren einen Holzlagerplatz und kommen an ein einzeln stehendes Wohnhaus. Dort biegen wir zwar links ab, haben aber vorher noch die Möglichkeit an einer Informationstafel einen detaillierten Überblick über die drei oben erwähnten Wanderwege des Naturlehrpfades zu erhalten.

Wir befinden wir uns nun im Hespertal. Den dazugehörigen Hesperbach überqueren wir nach wenigen Metern und halten uns halbrechts, bis wir am an einem weiteren Haus vorbei auf die Landstraße namens Hespertal gelangen.

Wanderung durch das Hespertal

Das Hespertal gilt heute mit seinen bewaldeten Hängen und dem plätschernden Bach als eines der schönsten Landstriche auf dem Essener Stadtgebiet. In der Vergangenheit jedoch prägte Industrie dieses Tal. Der Hesperbach trieb Mühlen und Eisenhämmer an, an seinem Ufer entstand eine Bläufabrik und in den Kalköfen wurde der im nahegelegenen Kalksteinbruch gewonnene Kalk gelöscht. Auf der rechten Talseite weisen Schilder, die vor Bergwerksschäden warnen, auf einen 175 Meter langen Tunnel, der vom Kalksteinbruch hinter dem Hügel bis zum Gut Oberhesper im Hespertal geschlagen wurde und durch den eine kleine Schleppbahn fuhr, noch auf diese Zeit hin. Es fällt schwer, sich in diesem ruhigen Tal das Leben und den Lärm jener Zeit vorzustellen.

An der Landstraße Hespertal biegen wir nach links ab und müssen nun leider für einen kurzen Abschnitt auf der Fahrbahn wandern. Sie ist zwar nicht stark befahren, dennoch empfiehlt es sich hier auf der linken Fahrbahnseite hintereinander zu gehen. Das kleine Klärwerk des Ruhrverbandes lassen wir links liegen und erreichen den Gutshof Oberhesper. Dort überqueren wir den Hesperbach ein weiteres Mal und halten uns anschließend links. Dabei folgen wir den von Anwohnern selbst gestalteten Straßenschildern Oberhesperbacher Allee und An der Borg, sodass die Baumreihe zu unserer Rechten ist.

Waldweg
Waldweg

Nach rund 50 Metern teilt sich der Weg, und wir halten uns links. Schlecht zu erkennen und schon sehr verwittert sind hier die auf einem Stein aufgemalten Bezeichnungen für verschiedene Wanderwege. Würden wir rechts gehen und dem Wanderweg mit dem auf dem Kopf stehenden Buchstaben T folgen, so kämen wir nach kurzer Zeit zur bereits erwähnten Bläufabrik.

Industriekultur im Hespertal

Ein Werdener Abt entdeckte im 16. Jahrhundert Alaunsalz im Hespertal, welches fortan gefördert und in der Bläufabrik zur Herstellung von Schmalte, einem kobaltblauen Glas, genutzt wurde. Dieses Glas ist für das Blau in Porzellan notwendig und verantwortlich. Blaufärbereien für Stoffe gab es damals viele in Deutschland. Doch eine Fabrik, die Schmalte produzierte, gab es im Jahr 1800 nur hier im Hespertal. Bis zu zehn Mitarbeiter waren damals angestellt, doch 1830 musste die Bläufabrik ihre Tätigkeit einstellen. Heute wird das Gebäude als Wohnhaus genutzt.

Wir verlassen das Hespertal und den Hesperbach, der nach insgesamt sieben Kilometern beim Haus Scheppen in den Baldeneysee münden wird. Unser Weg führt uns bergauf und es dauert nicht lange, bis wir ein gelbes Fähnchen im Wind tanzen sehen. Es ist das Markierungsfähnchen einer Golfbahn, denn auf der linken Seite befindet sich nun die 18-Lochanlage des Golfclubs Essen-Heidhausen. Der Golfplatz wurde 1970 nach einem Plan des Golfkursarchitektenbüros Haaradine fertiggestellt. Ein Jahr später folgte der Eintrag in das Vereinsregister und damit die Gründung des Golfclubs Essen-Heidhausen e. V.

Wenig später geben die Bäume auch zur Rechten des Wanderwegs den Blick auf einen kleineren Golfplatz frei. Diese 9-Lochanlage gehört ebenfalls zum Golfclub und trägt die Bezeichnung Schau ins Land. Verdientermaßen, denn wenn man über die Anlage hinweg blickt, sieht man am Horizont die Essener Skyline mit ihren markanten Bürotürmen. Kurz nach diesem Fernblick lassen wir den Golfplatz hinter uns und erreichen auf der Bergischen Landstraße unseren Ausgangspunkt.

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