Das wollte ich schon immer mal machen: Gold waschen und zwar nicht nur einfach irgendwo, sondern am Klondike im Yukon-Territorium in Kanada. So wie einst Dagobert Duck sein Glück am Ufer des Flusses Klondike fand, wollte ich nun auch einen Claim abstecken, mit gefährlichen Bären kuscheln und mich mit gierigen Betrügern und anderen Goldgräbern messen.
Nun, dafür kam ich wohl mehr als einhundert Jahre zu spät. Macht nichts, ein wenig Goldgräber-Stimmung ließ sich immer noch spüren – in Dawson City an der Mündung des Klondike in den Yukon.
Ich hatte ja schon vor ein paar Wochen beschrieben, wie mein Aufenthalt in Dawson City verlief. Als Donaldist, der in Kükentagen durch Comics von Carl Barks (übersetzt von Frau Erika Fuchs) lesen lernte, ging damit bereits ein lang ersehnter Wunschtraum in Erfüllung.
Doch wir ließen es uns natürlich auch nicht nehmen, uns mit dem Thema Gold waschen zu befassen. Dafür hat man in der Stadt auch heute noch die Möglichkeit. Der klassische Goldrausch ist zwar vorbei, aber Gold wird in Dawson City weiterhin geschürft.
Claim 33 – hier findet man Gold
Die wichtigste Anlaufstelle, um in Dawson City selber Gold waschen zu können, ist zunächst einmal Claim 33. Es gibt nämlich in der Tat noch Claims. Man kann also nicht einfach irgendwo hingehen, seine Schaufel in den Boden rammen und anfangen zu graben. Davon abgesehen, dass das natürlich auch wenig Sinn machen würde, würde man vermutlich privaten Boden ausbeuten wollen. Ob einem das bekommt, wenn man in die Mündung einer Schrotflinte blickt, sei jedem selber überlassen.
Claim 33 befindet sich in einem südlichen Seitental des Klondike. Hier fließt der Bonanza Creek und hier bekommt man beigebracht, wie man richtig Gold wäscht. Die Verantwortliche an Claim 33 ist Nelly – der Stern des Nordens. Zumindest kam mir die Dame, die den Claim betreut, genauso vor wie Glittering Goldie (also Nelly), die mehr oder minder mit Dagobert anbändelte. Für 15 Dollar erhält man von Nelly eine echte Goldwaschpfanne, in der bereits ein wenig Erde und Kiesel vorhanden ist.
Mit dieser Pfanne in der Hand legt man dann also los. An einem Wassertrog tunkt man die Goldwaschpfanne viermal leicht schräg in das Wasser ein. Damit soll dafür gesorgt werden, dass leichtere Steinchen und Partikel schon mal den Weg aus der Pfanne finden.
Gold waschen am Klondike – keine leichte Aufgabe
Anschließend wird die Pfanne geschüttelt und ein wenig geneigt, damit das Wasser und der leichtere Sand über die Kante wieder zurück in den Trog wandern. Große Steine kann man mit den Fingern entnehmen. Aber um eventuell vorhandenes Gold vom Sand und den kleinen Kieselchen zu trennen, muss man eben schütteln und neigen. Immer wieder, bis zum Schluss nichts oder Gold in der Pfanne geblieben ist.
In meiner Goldwaschpfanne blieben kleine Nuggets übrig. Mein erstes Gold! Das Gold waschen war also erfolgreich. In meiner Denkblase hatte ich den Bau meines Geldspeichers schon in Auftrag gegeben.
Doch so weit war ich noch nicht. Zunächst ging es mit Nelly zurück zur Theke in ihrem Holzhaus. Sie nahm sich meine kleinen Goldnuggets (die ich nur widerwillig rausrückte) und füllte sie in eine Art Probenbehälter bzw. in ein Schraubdöschen. Unter meiner strengen Aufsicht waren es auch tatsächlich alle fünf Nuggets, die dort hineinkamen.
Auch Dagobert Duck machte hier sein Glück
Man muss ja aufpassen, dass man auf so einem Claim nicht betrogen wird. Man hört ja immer wieder von Leuten, denen der Goldrausch nicht bekommt und die sich am Erfolg anderer Goldwäscher bereichern wollen. Aber nicht mit mir. Ich habe alle Tipps und Tricks drauf, nachgelesen in diversen Berichten eines gewissen Carl Barks (und in mannigfaltigen Comics).
Allerdings war mein Misstrauen gegenüber Nelly wohl vorschnell. Denn es stellte sich heraus, dass ich nun mit ihrer Goldwaschpfanne weiter Gold waschen dürfte. Dafür gibt es nämlich den einzigen öffentlich zugänglichen Claim No. 6 weiter hinten im Tal. Wir sollten einfach Gold waschen gehen, solange wir wollten und am Ende des Tages einfach nur die Goldwaschpfanne zurückbringen. Wenn Nelly (ich bleibe jetzt dabei, dass sie so heißt) nicht mehr da wäre, dann sollten wir die Goldwaschpfanne einfach draußen an die Wand hängen. Was für ein Vertrauen. Das hat es damals am Klondike nicht gegeben, das muss neu sein.
Ich bin Goldwäscher mit Diplom
Außerdem gab sie mir noch ein kleines Zertifikat in Visitenkartengröße. Ich sei jetzt offizieller Goldwäscher stand da drauf. Wir halten also fest: Ich traf Nelly, ich habe Gold gefunden und ich bin zertifizierter Goldwäscher. Was noch fehlt, ist der Geldspeicher. Um dieses Ziel zu erreichen, fuhren meine Frau (sie nennt sich Gundel) und ich also die wenigen Kilometer zum Claim 6.
Als wir dort ankamen, waren wir die einzigen, die dort ihr Glück suchten. Das war schon mal gut – für die anderen. Wir hätten uns sonst den besten Platz sicher hart erkämpft. Aber das fiel aus. Wir konnten einfach suchen, egal wo.
Claim 6 ist nicht sonderlich groß und besteht aus einem Uferstück vom Bonanza Creek, vielleicht 40 Meter breit. Ich schnappte mir die Pfanne, ging zum Wasser und begann damit, das Flussbett zu durchwühlen. Das von Nelly vermittelte Wissen nutzte ich und grub mich langsam durch den Bonanza Creek. Stück für Stück holte ich Kies und Sand aus dem Flüsschen, schlenkerte die Pfanne, ließ das Wasser ab, tauchte die Pfanne wieder unter Wasser und wiederholte es so lange, bis Gold auf dem Boden der Pfanne zurückblieb.
Erfolglose Suche nach Gold
Das Dumme war nur, es blieb nichts zurück. Ein Versuch folgte dem nächsten. Ich grub, ich schüttelte, ich wiederholte. Aber das Ergebnis war immer dasselbe – nix. Gut, dass mich ein gewisser Dagobert nicht sehen konnte. Aber ich war mir gewiss, dass auch er nicht auf Anhieb Glück gehabt haben wird.
Problematisch wurde jedoch, dass ich in der Tat in einen Goldrausch verfiel. Nach jedem missglückten Versuch startete ich erneut. Manchmal versuchte ich es an selber Stelle, manchmal wechselte ich den Platz innerhalb von Claim 6. Es war wie in diesen „Suchtspielen“ am Computer, getreu dem Motto: „Einmal noch, dann höre ich auf…“ Und wer kennt das nicht? Nach diesem „einen Male“ folgt ein weiteres und so weiter.
Nur meine Frau alias Gundel, die alles filmisch und fotografisch auf Speicherkarte hexte, war der Ansicht, dass es wohl keinen Sinn mehr machen würde. Bevor ich nun in eine Kröte verwandelt würde, ergab ich mich dieser Auffassung und beendete das Gold waschen nach einem letzten, allerletzten und wirklich letzten Mal.
Ein Gold-Lehrpfad informiert über den Goldrausch
Wir schauten uns noch ein wenig im Tal des Bonanza Creek um. Es gab einen kleinen Lehrpfad, auf dem die interessante Geschichte des Goldrauschs erklärt wurde und es gab einen großen Bagger, der zum Goldwaschen diente. Dieser Bagger ist heute ein Industriedenkmal und kann besichtigt werden.
Sieht man sich die ungeheure Größe des Baggers an, dann wird einem schnell klar, dass man das Bonanza Creek Valley vermutlich schon drei Mal komplett durchwühlt hat. Mit einer gebrauchten Goldwaschpfanne von Nelly kann man da wohl wirklich nicht mehr viel aus dem Tal rausholen.
Egal, wir hatten ja unsere fünf Goldnuggets. Wir verpackten das kleine Döschen im Rucksack und hüteten es wie unseren Augapfel oder besser gesagt, wie unseren ersten selbst verdienten Glückszehner. Damit zogen wir durch den Rest Kanadas und durch die USA, um später in New York wieder unser Schiff betreten zu können, als wir zurück nach Europa fuhren. Dass wir unterwegs nochmal in Alaska mit dem Thema Goldrausch in Berührung kämen, ahnten wir am Klondike nicht. Doch das ist eine andere Geschichte.