Der Mount Lemmon – hat er mich enttäuscht oder nicht? Die kurze Antwort lautet: Ja und Nein. Bevor ich mich an die ausführliche Antwort begebe, will ich vielleicht erst einmal erklären, um was für einen Berg es sich beim Mount Lemmon handelt.

Der Mount Lemmon ist 2.792 Meter hoch und befindet sich im Süden des US-amerikanischen Bundesstaats Arizona. Damit reicht er fast an die Höhe der Zugspitze heran. Auch seine Prominenz bzw. Schartenhöhe ist beinahe mit Deutschlands höchstem Berg vergleichbar. Anders als in Bayern kann man aber den Mount Lemmon sogar mit dem Auto befahren.

Mit dem Auto auf den Mount Lemmon
Genau das taten wir während unserer Reise durch den Süden der USA. Als wir den Saguaro-Nationalpark bei Tucson besichtigten, ließen wir es uns nicht nehmen, am frühen Abend noch schnell den Gipfel des Mount Lemmon mit dem Mietwagen zu erobern. Der Berg befindet sich in den Santa Catalina Mountains am nordöstlichen Stadtrand von Tucson. Da die Stadt ungefähr auf einer Höhe von 700 bis 800 Metern liegt sind also in etwas 2.000 Höhenmeter zu überwinden.

Aber wir reden hier von der USA. Und in den USA gibt es auch Interstates in über 3.000 Metern Höhe. Warum also nicht mal eben auf fast 2.800 Metern mit dem Auto fahren? Während man in den Alpen die meisten Pässe nur mittels Serpentinenstraße überqueren kann, werden die Höhenunterschiede in den Vereinigten Staaten meist mit langgestreckten Straßen überwunden. Es gibt halt Platz und die Berge und Landschaften geben diese Möglichkeit her.

Bergfahrt mit nur wenig Kurven
Natürlich gibt es auch auf der Straße zum Gipfel des Mount Lemmon ein paar Kurven, aber das ist nichts im Vergleich zu den Passstraßen in den Alpen. Los geht es auf dem East Catalina Highway im Nordosten von Tucson. Er mündet in den Mount Lemmon Highway, der nun stetig ansteigt.

Unten ist man noch von zahlreichen aufragenden Saguaro-Kakteen umgeben, doch die werden immer weniger, je höher man fährt. Unterwegs passiert man immer wieder Parkplätze, die tolle Ausblicke auf die Landschaft und auf die Stadt ermöglichen.

Je höher man kommt, umso mehr vergisst man, dass man gerade eben eigentlich noch in der Wüste war. Nach einiger Zeit fährt man sogar in einen stark bewaldeten Bereich des Santa Catalina-Gebirges und man ist plötzlich von zahlreichen Nadelbäumen umgeben – echt schön.

Wüste, Wald und wildromantische Felsen
Zum Landschaftsbild auf dem Weg zum Gipfel des Mount Lemmon gehören aber auch die zahlreichen Felsformationen rechts und links der Straße. Es gibt also jede Menge zu sehen. Kurz vor dem Gipfel passiert man außerdem noch ein kleines Skigebiet. Wie gesagt: Am Fuße des Bergs standen wir kurz zuvor noch in der Wüste. Insofern ist die Fahrt auf den Mount Lemmon ein absolutes Muss, wenn man auch in diesem eher abgelegenen Teil von Arizona unterwegs ist.

Aber ich schrieb ja eingangs, dass er mich auch ein wenig enttäuscht hat. Genauer gesagt, war ich vom eigentlichen Gipfel enttäuscht. Hier hatte ich nach der tollen Auffahrt ein Gipfelplateau oder einen Rundweg mit Aussichtspunkten erwartet. Pustekuchen. Fast der gesamte Gipfelbereich ist bewaldet, was jetzt nicht so dramatisch wäre. Doch ein weiter Teil ist zudem abgesperrt, weil dort oben ein Observatorium seinen Dienst verrichtet.
Der Mount Lemmon Highway ist natürlich eine Sackgasse
Die Sackgasse des Mount Lemmon Highway endet daher an einem Tor, vor dem sich auf der linken Seite noch ein kleinerer Parkplatz befindet. Hier kann man zwar aussteigen und spazieren gehen. Aber der Ausblick reicht nur nach Süden, einen wirklichen Rundweg gibt es hier nicht.

Knapp unterhalb des Gipfels kann man zur Not auch noch am Straßenrand stehen und den Ausblick nach Norden erhaschen. Dann wird man immerhin noch die Kuppeln von Biosphäre 2 erspähen können. Dabei handelt es sich um den fehlgeschlagenen Versuch, ein eigenständiges ökologisches System zu erschaffen.

Trotz der fehlenden Rundumsicht direkt auf dem Gipfel hat uns die Fahrt auf den Mount Lemmon sehr gut gefallen und ich kann sie nur jedem empfehlen. Dafür gab es nämlich jede Menge anderer schöne Aussichten. Unter Anderem kann man zum Beispiel die markanten Berge des Picacho Peak State Park sehen. Und der befindet sich immerhin in 60 Kilometern Entfernung.

Übrigens: Der Mount Lemmon ist bei Weitem nicht der höchste Berg in Arizona. Diesen Titel hat der Humphrey’s Peak mit einer Höhe von 3.850 Metern. Er ist also über 800 Meter höher. Und selbst das Kaibab-Plateau nördlich des Grand Canyon liegt höher als der Mount Lemmon. Das überquert man automatisch bei einer Fahrt zum Grand Canyon, wenn man North Rim besuchen möchte. Viel Spaß!
