Alaska, zum ersten Mal war ich in Alaska, genauer gesagt in Skagway. Alaska ist für mich der Inbegriff von Ferne, Abgeschiedenheit, rauer Natur. Klar, wie an jeden Ort der Welt kann man auch nach Alaska fliegen. Doch da ich generell nicht fliege, war dieser US-Bundesstaat für mich immer noch ein wenig weiter weg und schwerer zu erreichen.
Doch nun stand ich dort am Welcome Sign von Alaska und gleich dahinter sollte die kleine Hafenstadt Skagway zu sehen sein. Das mit der Sicht war allerdings schwierig, denn es gab Nebel und schlechtes Wetter. Egal, denn es war Alaska und hier darf es so sein.
Zugegeben, Skagway liegt nicht im weiten Hinterland von Alaska. Es ist nicht Fairbanks, Anchorage oder gar Nome. Skagway befindet sich an einem Fjord nahe der Grenze zu Kanada und in einem schmalen Küstenstreifen, an dem man über Land nicht in den Rest Alaskas gelangt. Entweder man fliegt, man fährt mit dem Schiff oder man durchquert das kanadische Yukon-Territorium, um von Skagway in die anderen Teile Alaskas zu gelangen.
Skagway war einst Ausgangspunkt für Goldgräber in der Zeit des Goldrauschs
Die nächstgrößere Stadt ist Juneau, übrigens auch die Hauptstadt von Alaska und wenn ich ehrlich bin, war ich auf dem nordamerikanischen Kontinent schon viel weiter nördlicher als ich in Dawson City nach Gold suchte. Und Gold ist ein gutes Stichwort. Denn Skagway war im ausgehenden 19. Jahrhundert ein wichtiger Ausgangspunkt für die Goldsucher, die an den Klondike wollten, um ihr Glück zu suchen.
Doch der Reihe nach. Wir kamen also mit einem Mietwagen mit New Yorker Kennzeichen in Alaska an, was hier oben dann doch schon eher eine Seltenheit ist. Der Grenzübertritt war relativ einfach. Wir mussten zwar den Wagen verlassen und kurz in das Büro der Grenzbeamten, aber das war eher eine Kleinigkeit auf sehr freundlichem Niveau.
Anschließend fuhren wir bergab bis am Ende des Tals die Häuser der Ortschaft auftauchten. Wie in Nordamerika üblich, waren auch in Skagway die Straßenzüge rechtwinklig angelegt und die Orientierung sehr einfach. Aber so groß ist die Ortschaft ja ohnehin nicht.
Rustikale Unterkunft in uriger Stadt
Wir kamen im Westmark Inn Hotel unter. Es ist eines der letzten Hotels vor dem Hafen und wirkte wahrlich urig. Etwas rustikal, viel aus Holz, einfach passend zur Ortschaft.
Denn Skagway gehört zu den Städten in Nordamerika, wo man auch noch viel zu Fuß erledigen kann. Es gibt Bürgersteige und eine Art Stadtzentrum mit zahlreichen Geschäften, insbesondere entlang des Broadway. Der Broadway ist die Hauptstraße, die quer durch den Ort bis zum Hafen verläuft.
Zahlreiche Geschäfte, vor allen Dingen mit Souvenirs und ein paar Einkehrmöglichkeiten befinden sich auf beiden Seiten des Broadways. Kein Wunder, denn Skagway ist auch ein beliebtes Ziel von Kreuzfahrtschiffen und so ist hier tagsüber richtig viel los.
Skagway ist auch Ziel von Kreuzfahrtschiffen
Wir spürten das bei unserem Besuch sehr deutlich. Drei große Kreuzfahrtschiffe lagen im Hafen, die Disney Wonder, die Westerdam und die Norwegian Jewel. Dementsprechend war es in den Straßen der Ortschaft gut gefüllt, bis dann zwischen 17 und 18 Uhr die Passagiere wieder zurück an Bord mussten. Gleichzeitig bedeutete das auch, dass die Geschäfte bereits um diese Zeit Feierabend machten.
Wenn also jemand erzählt, dass Einwohner von Hafenorten keinen Umsatz mit den Passagieren macht, dann ist das schlicht gelogen. Alleine in Skagway würde es einen großen Leerstand geben, wenn nicht regelmäßig Schiffe anlegen würden. Und auch wir kennen das von unserer Fahrt mit der Queen Elizabeth nach Island, dass wir vor Ort ebenfalls Geld ausgegeben haben.
Aber zurück nach Skagway. Was gibt es dort eigentlich zu sehen? Zunächst wäre am Hafen das kleine Informationszentrum zu nennen. Es handelt sich nicht um eine schlichte Tourist Information, sondern um eine Art Museum. Es informiert über die Zeit des Goldrauschs, als die Goldsucher ebenfalls über das Wasser hier ankamen und mit dem Zug den White Pass überquerten. Sie reisten weiter in den Yukon bzw. an den Klondike, weshalb der Klondike Highway auch gleich hinter Skagway beginnt.
Historische Zugfahrt über den White Pass nach Kanada
Mit dem Zug kann man auch heute noch bis zum White Pass fahren, eine beliebte Ausflugsstrecke. Aber die Verbindung geht auch weiter und es besteht die Möglichkeit in gut dreieinhalb Stunden von Skagway bis Whitehorse zu fahren.
Sehenswert ist in Skagway aber auf alle Fälle die Stadt selber und hier der Broadway im Besonderen. Die Ortschaft erinnert mit den Holzhäusern und den aus Holz bestehenden Bürgersteigen schon ein wenig an die Goldgräberstadt Dawson City. Ein wesentlicher Unterschied besteht aber darin, dass die Straßen – anders als in Dawson City – asphaltiert sind.
Viele der hier vorhandenen Holzhäuser sind außerdem reich verziert oder dekoriert. Manche besitzen eine Art Wandgemälde oder erinnern an die alte Zeit. Besonders beeindruckend fand ich eine alte Aufnahme, die den Broadway im 19. Jahrhundert zeigte, als es noch keine festen Häuser gab. Interessant übrigens auch, dass immer wieder mit kleinen Schildern darauf hingewiesen wurde, bitte nicht zu rauchen. Immerhin sind das ja alles Holzhäuser.
So hat es uns einfach Freude bereitet, den Broadway und seine Seitenstraßen Auf und Ab zu schlendern und ein wenig in den Shops zu schmökern. Wir ließen es uns dabei natürlich nicht entgehen, einige Andenken zu kaufen. So oft kommt man ja dann doch nicht nach Alaska.
Ein Friedhof mit Gräbern von Goldsuchern
Was man außerdem nicht verpassen sollte, ist der sogenannte Goldrausch-Friedhof bzw. Goldrush Cemetery. Er liegt am Rande von Skagway, was zugleich bedeutet, in der Nähe vom Ortseingang. Denn das langgestreckte Städtchen hat auf einer Seite Wasser, auf zwei Seiten hochragende Berge und auf der vierten und letzten Seite das Tal in Richtung White Pass bzw. kanadische Grenze. Und eben an dieser Seite der Ortschaft findet man den Friedhof in einem Wald.
Er ist deshalb sehr interessant und sehenswert, weil hier noch originale Gräber von Goldsuchern zu finden, die aus verschiedenen Gründen bereits in Skagway und Umgebung ums Leben kamen. Diese historischen Gräber sind teilweise umzäunt oder liegen dicht beieinander oder haben Inschriften aus der Goldgräberzeit Ende des 19. Jahrhunderts – oder sie haben alles davon. Auf jeden Fall sehr eindrucksvoll und mit so manch interessanter Geschichte gespickt.
Vielleicht merkt man es auch so schon und ich muss das jetzt nicht extra erwähnen, aber Skagway in Alaska hat mir mehr als gut gefallen. Ich freue mich schon auf das nächste Mal und hoffe, dass dann das Wetter ein wenig besser sein wird. Aber wenn nicht, dann ist es eben so.