Wanderung vom Dortmunder Hafen zum Naturschutzgebiet

Am Dortmunder Hafen beginnt der Dortmund-Ems-Kanal. Zur Ems wollen wir zwar nicht, aber in der Nähe des Hafens starten wir auch unsere Wanderung und schauen den Schiffen hinterher, die auf dem Kanal ihren Weg gen Norden antreten. Am Naturschutzgebiet Im Siesack verlassen wir diesen Wasserlauf und erreichen bald die Emscher, die uns bis zu unserem Ausgangspunkt zurück begleitet. Doch kurz vor Ende der Wanderung genießen wir noch einen herrlichen Rundumblick vom hoch aufragenden Deusenberg.

Pkw/Parken: Parkstreifen in der Lindberghstraße
ÖPNV: Ab Dortmund Parsevalstraße oder Dortmund Weidenstraße mit der Buslinie 410 bis Dortmund Huckarder Allee
Rundweg: Ca. 13,1 Kilometer/3–3,5 Stunden
Streckenprofil: Schotterige Kanalwege und zum Schluss ein Aufstieg auf den Deusenberg.
Einkehr: Keine Einkehr an der Strecke
Am Wegesrand: Klärwerk Dortmund-Deusen; Dortmunder Hafen; Hardenberghafen; Holthauser Bach; Naturschutzgebiet Im Siesack; Schwieringhauser Bach; Obstbaummuseum, Altmengeder Straße, Tel. (02 31) 35 02 51; Deusenberg

An der Haltestelle sehen wir die Eisenbahnbrücken, die die Lindberghstraße überspannen und die wir als Erstes unterqueren wollen. Dabei lassen wir zugleich das Ortsausgangsschild von Dortmund-Huckarde hinter uns. Auf der Lindberghstraße gehen wir geradeaus, überqueren die Franz-Schlüter-Straße und wandern leicht bergauf. Vor einer Brücke biegen wir rechts ab und betreten an Absperrpfosten vorbei einen schotterigen Rad- und Fußweg. Auf dem Pfad lassen wir nun die Straße hinter uns und wandern gemütlich an der Emscher entlang, dabei mit dem Wissen, dass die Faultürme auf der anderen Seite das Wasser für uns reinigen.

Man mag es sich kaum vorstellen aber noch bis in das Jahr 1994 flossen die Abwässer der Dortmunder Innenstadt und die Abwässer der Brauereien und der Hoesch AG ungefiltert in die Emscher. Besonders die Brauereiabwässer hatten den weitesten Weg bis zur Emschermündung, was zur Faulung des Gewässers führte und man daher den Bereich der Emscher gerne mied. Kein Wunder also, dass ein Klärwerk notwendig wurde. So wenig man bei dem Gedanken an ein Klärwerk an etwas Naturverbundenes denkt, so wichtig ist es aber für die Natur und die Umwelt. Seit der Errichtung des Klärwerks Deusen ist der Sauerstoffgehalt in der Emscher deutlich angestiegen, was für eine Gesundung des Wasserlaufs spricht. Darüber hinaus ist das Klärwerk Teil der Route der Industriekultur, die sich durch das Ruhrgebiet schlängelt und in den Abendstunden kann man die dazugehörigen Faultürme in illuminierten Farben betrachten.

Nach etwas über 700 Meter  an der Emscher entlang, erreichen wir eine Straße und wenden uns nach links. Wir überqueren die sanft dahin fließende Emscher und gehen auf der anderen Seite direkt wieder nach links, abermals auf einem ruhigen Schotterweg weiter. Dabei halten wir uns auf dem Schotterpfad bis zur nächsten Straße. Diese überqueren wir nun und gehen halbrechts weiter auf einem zunächst asphaltierten Weg an einer rot-weißen Schranke vorbei. Die Hafenfeuerwehr lassen wir rechts liegen und treffen nach wenigen Metern auf den Dortmunder Hafen.

Vier Jahre dauerte die Bauzeit des Dortmunder Hafens, der 1899 von Kaiser Wilhelm II. zusammen mit dem Schiffshebewerk Henrichenburg und dem Dortmund-Ems-Kanal feierlich eingeweiht wurde. In der Nachkriegszeit hatte der Dortmunder Hafen seine größte Bedeutung und sogar noch Ende der 1990er-Jahre wurden 2,6 Millionen Tonnen Eisenerz umgeschlagen, heute ist es nicht mal mehr ein Gramm. Die Bedeutung des Hafens hat in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen und dennoch ist er mit zehn Hafenbecken der größte Kanalhafen Europas. Würde man nur sein Ufer abwandern, käme man alleine auf eine Tour mit 11 Kilometern Länge. Kaum vorstellbar ist die Tatsache, dass auf dem heutigen Hafengelände noch bis Ende der 1950er-Jahre eine Wohnsiedlung existierte. Die sogenannte Unionvorstadt wurde im Laufe der Jahre von den Hafenanlagen umzingelt und nach den massiven Zerstörungen durch den Zweiten Weltkrieg schließlich abgerissen. Heute kann man noch vereinzelt alte Bordsteinkanten und abgesägte Laternenmasten ausmachen. Doch der größte Teil dieser alten Siedlung befindet sich auf dem Lagerplatz einer angesiedelten Spedition.

Die größten Hafenbecken befinden sich rechts von uns und bilden zugleich den Beginn des Dortmund-Ems-Kanals. Diesem wollen wir nun folgen und wandern am Kanalufer entlang. Die Industrieanlagen zur Linken weichen auch schon bald den ersten Feldern, über die wir hinweg blicken können. Am anderen Ufer erkennen wir die Gebäude eines Rudervereins und sehen die Sportler auf dem Wasser trainieren. Eine Straßenbrücke wird unterquert und während sich zu unserer Linken die Felder ausbreiten, ist auf der rechten Seite der Hardenberghafen zu sehen. Ein Hafenbecken, das ursprünglich nur für die Zeche Fürst Hardenberg gedacht war. Die Zeche war eine Zeit lang, gemessen an der Fördermenge, die größte im Ruhrgebiet. Sie wurde 1960 stillgelegt.

Blick von Hohensyburg auf das Ruhrtal
Blick von Hohensyburg auf das Ruhrtal

Am Freibad von Dortmund-Deusen wandern wir vorbei und unterqueren kurz darauf eine Eisenbahnbrücke. Direkt hinter der Brücke bleiben wir an der Gabelung halbrechts und wandern weiter am Ufer entlang. Die noch junge Ellinghauser Kanalbrücke wurde im Jahr 2010 neu erbaut und wird als nächstes von uns unterquert. Die Felder sind nun kleineren Waldstücken gewichen, doch schon mit der nächsten Brücke breitet sich zu unserer Linken eine große Fläche aus, auf der in den letzten Jahren das Verteilzentrum eines schwedischen Möbelherstellers entstand. Doch hierfür mussten keine Bäume oder Felder weichen. Bis zur Mitte der letzten Dekade befand sich auf dem großen Grundstück eine ehemalige Kohlenhalde. An einem Sperrtor des Kanals wandern wir ebenfalls vorbei und erreichen den Nordrand des Möbelverteilzentrums, gut erkennbar auch an dem kleinen Holthauser Bach, der von links naht. Der kleine Holthauser Bach verfügt über zwei Quellarme, an denen mit viel Glück sogar der farbenprächtige Eisvogel erspäht werden kann.

Weite Flächen zu unserer Linken und auch auf der anderen Kanalseite lassen unsere Wanderung zu einem Genuss werden und wir folgen dem Kanal in einem weiten Linksbogen. Dabei wandern wir am Naturschutzgebiet Im Siesack vorbei bis zur nächsten Straßenbrücke. Die Brücke wollen wir unterqueren und sehen links neben uns den kleinen Schwieringhauser Bach. Dort, wo dieser unter unseren Füßen verschwindet, verabschieden wir uns vom Dortmund-Ems-Kanal und gehen nach links die Treppen hinab. Wir gehen geradeaus durch das Naturschutzgebiet, überqueren einen Landwirtschaftsweg und kurz darauf den Schwieringhauser Bach. Wir kommen nach kurzer Zeit zu einer Straße, an der wir halbrechts weiter gehen. Das Wohnhaus lassen wir rechts liegen und wandern unter den Bäumen der ruhigen Allee weiter bis zu einem schönen Fachwerkhaus auf der linken Seite, welches zum Obstbaummuseum gehört.

Fast 60 Bäume stehen im sogenannten Obstbaumuseum – allesamt Obstbäume. Bereits seit 2004 entsteht diese kleine Anlage, in der bis zu 20 verschiedene Obstsorten ganz ohne Pestizide wachsen und gedeihen. Dazu gehören die Cydonia Birnenquitte, der Münsterländer Borsdorfer aber auch ganz klassisch der Schöner von Boskoop-Apfel.

Hinter den Obstbäumen gehen wir ein kurzes Stück neben der Straße entlang, leider ohne Gehweg. Aber schon nach 150 Metern erreichen wir einer Ampelkreuzung, an der wir geradeaus die Landstraße überqueren und zwischen den beiden Mauern S-Kurvenförmig auf eine wenig befahrene Landstraße stoßen. Wir wenden uns nach links und gehen an der Straße entlang. Mit einem Wald zu unserer Linken erreichen wir schon bald eine kleine Brücke, unter der die schmale Emscher hindurch fließt. Gleich hinter der Brücke verlassen wir die Straße und biegen links auf den Schotterweg ab. Noch schnell die Landstraße unterquert und schon tauchen wir wieder in die Stille der Natur ein. Linker Hand fließt uns die Emscher entgegen und nach einem weiten Rechtsbogen überqueren wir eine Landstraße. Wir bleiben jedoch geradeaus und wandern auf dem Schotterweg weiter geradeaus. Kurz hinter der Straße sehen wir, wie das Wasser des Nettebachs (siehe Route XX) in die Emscher mündet.

Es folgt noch eine Eisenbahnbrücke, die wir unterqueren und schon erhebt sich auf der linken Seite der Deusenberg.

Rund 50 Meter ragt der Deusenberg in die Höhe und ist dadurch nicht nur eine Landmarke, sondern bietet auch die Möglichkeit für ein wunderbares Panorama, dass bis zur Skyline von Dortmund reicht, die durch den markanten Fernsehturm Florian gut erkennbar ist. Die Halde ist 2004 für den Publikumsverkehr freigegeben worden und erfreut sich seitdem größter Beliebtheit bei Mountainbikern, die in der hier entstandenen sogenannten Mountainbike-Arena ihre Runden drehen können. Sie ist eine der wenigen Halden im Ruhrgebiet, die nicht durch Abraum des Bergbaus entstanden ist, aber sie ist auch nicht natürlich Ursprungs. Vielmehr handelt es sich um eine ehemalige Mülldeponie, die mit einer vier Meter dicken Deckschicht isoliert wurde und nun Besucher anlockt. Insbesondere in der Silvesternacht ist sie wegen ihrer Aussicht ein beliebtes Ausflugsziel.

Mit der Treppe oder einigen Serpentinen erklimmen wir den Deusenberg und genießen von oben das prachtvolle Panorama auf Dortmund. Oben angekommen halten wir uns links und gehen in Richtung der bekannten Faultürme, die wir zu Beginn der Wanderung schon gesehen haben. Am Südrand des Deusenbergs blicken wir uns ein letztes Mal um und gehen in Serpentinen hinab zur Emscher. Dort treffen wir wieder auf unseren Schotterweg, wenden uns nach rechts und erreichen als nächstes die Lindberghstraße. An ihr biegen wir rechts ab und lassen nun auch die Emscher zurück. Mit einem kurzen Spaziergang neben der Lindberghstraße erreichen wir wenig später unseren Ausgangspunkt.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 120 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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