Von der alten Residenzstadt Ehrenbreitstein aus erwandern wir zwei Bollwerke der ehemaligen Festung Koblenz. Nach dem Fort Asterstein führt uns die Route durch ein ruhiges Tal an weiten Feldern vorbei und durch grüne Wälder. Und den Mühlenbach begleiten wir an alten Mühlen und einem Wildgehege vorbei durch sein abwechslungsreiches Tal. Mit der erhabenen Festung Ehrenbreitstein erwartet uns die größte Abwehranlage des Rheins. Zum Abschluss können wir uns mit dem Besuch eines Museums belohnen.
Pkw/Parken: Parkplatz in der Hofstraße, Koblenz-Ehrenbreitstein (GPS: 50.360716, 7.610215)
ÖPNV: Mit dem Regionalexpress bis zum Bahnhof Koblenz-Ehrenbreitstein (GPS: 50.361558, 7.61037)
Rundweg: Ca. 12 Kilometer/3–3,5 Stunden
Streckenprofil: gute ausgebaute Wege, überwiegend Asphalt
Einkehr: Restaurant Korn’s Mühle, Mühlental 84, 56077 Koblenz, Tel. (02 61) 9 73 14 00, www.kornsmuehle.de (GPS: 50.355117, 7.639955); Sauersmühle, Mühlental 82, 56077 Koblenz, Tel. (02 61) 7 75 42, www.sauersmuehle.de(GPS: 50.358159, 7.637589); Weingut Göhlen, Mühlental 33, 56077 Koblenz, Tel. (02 61) 7 73 22, www.weingut-goehlen.de(GPS: 50.361845, 7.626801); Weingut Wagner, Mühlental 23, 56077 Koblenz, Tel. (02 61) 7 36 14, www.wein-wagner.de(GPS: 50.363139, 7.622408)
Am Wegesrand: Mutter-Beethoven-Haus, Wambachstraße 204, 56077 Koblenz, Tel. (02 61) 9 73 06 69, www.mittelrhein-museum.de (GPS: 50.359898, 7.611207); Fort Asterstein (GPS: 50.354792, 7.615476); Mühlental; Talstation Schrägaufzug (GPS: 50.361506, 7.614351); Festung Ehrenbreitstein, 56077 Koblenz, Tel. (02 61) 66 75 40 00, www.diefestungehrenbreitstein.de (GPS: 50.364579, 7.61383); Landesmuseum Koblenz, 56077 Koblenz, Tel. (02 61) 6 67 50, www.landesmuseum-koblenz.de (GPS: 50.364299, 7.615016); Rheinmuseum, Charlottenstraße 53a, 56077 Koblenz, Tel. (02 61) 70 45 50, www.rhein-museum.de (GPS: 50.360695, 7.611389)
Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels stammt aus meinem nicht mehr erhältlichen Reiseführer über Wanderungen in und um Koblenz. Die meisten Informationen werden daher veraltet sein und dieser Artikel kann nur als grobe Richtschnur dienen.
Wir verlassen den Bahnhof, queren die Hauptstraße und sehen zur Linken die mächtige Festung Ehrenbreitstein. Doch wir gehen vorerst in die entgegengesetzte Richtung und queren die Charlottenstraße, wo wir am Parkplatz unsere Wanderung beginnen. Wir folgen noch ein kurzes Stück der Hofstraße, biegen an der ersten Möglichkeit links in die Straße Am Markt ab und sind im Zentrum des kleinen Koblenzer Ortsteils Ehrenbreitstein.
Was war zuerst da, die Residenzstadt, die Festung oder der Bergrücken namens Ehrenbreitstein? Der Bergrücken genau gegenüber der Moselmündung ist natürlich der älteste, doch seinen Namen erhielt er erst, als der Edle Erembert oder Ehrembrecht im 10. Jahrhundert eine Burg baute, die schon bald Ehrenbrechtstein und später Ehrenbreitstein genannt wurde. Am Fuße des Bergrückens entstand das gleichnamige Städtchen. Anfang des 17. Jahrhunderts, während des Dreißigjährigen Krieges, verlegte Philipp Christoph von Sötern seine Residenz aus dem unsicher gewordenen Trier hierher, und Ehrenbreitstein wurde zur Residenzstadt. Das beeindruckende Residenzschloss Philippsburg, einer der größten Barockbauten am Rhein unterhalb der Festung, wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts bei der Sprengung der Festung so sehr zerstört, dass es abgerissen wurde. Seit 1937 ist Ehrenbreitstein ein Stadtteil von Koblenz, und im Jahr 2011 waren der Stadtteil und Festung Hauptveranstaltungsort der Bundesgartenschau.
Der Straße Am Markt folgen wir durch eine Rechtskurve, und nach wenigen Metern bietet sich ein kurzer Abstecher an. Zu unserer Linken in der Wambachstraße im Mutter-Beethoven-Haus, dem Geburtshaus der Mutter von Ludwig van Beethoven, befasst sich das kleine Museum nicht nur mit dem frühen Leben des Komponisten, sondern informiert auch über die kurfürstliche Geschichte Ehrenbreitsteins.
Wir aber spazieren zwischen den historischen Fassaden weiter bis zur Humboldstraße, die uns nach links Richtung Blindtal führt. Obwohl das Tal unser Ziel sein wird, folgen wir nicht der gleichnamigen Straße, sondern wenden uns nach rechts in den Kolonnenweg, auf der wir mit Serpentinen schnell an Höhe gewinnen. Auf der wenig befahrenen Straße bleiben wir, bis sie uns rechter Hand zu einer Zufahrt zum Fort Asterstein bringt.
Fort Asterstein, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaut, war Teil der preussischen Festung Koblenz. Zu ihr gehörten neben der Stadtbefestigung und Ehrenbreitstein weitere Festungen, die meisten von ihnen mussten jedoch nach dem Vertrag von Versailles entfestigt und geschleift werden. Vom Bollwerk Fort Asterstein sind nur noch das Reduit sowie kleinere Flanken des Festungswalls übriggeblieben. Die Wohnkasematten des Forts waren noch bis in die späten 1960er-Jahre bewohnt, doch mit dem Auszug der letzten Bewohner begann der Verfall der Festung. Ihr ursprünglicher Nutzungszweck ist aber heute weiterhin noch deutlich erkennbar.
Nach der Besichtigung des Forts Asterstein kehren wir zum Kolonnenweg zurück und setzen unsere Route durch eine Rechtskurve fort. Noch vor einem Sportplatz zu unserer Linken wenden wir uns nach links auf einen breiten Forstweg, der uns an mehreren Tennisplätzen vorbei und dann zwischen Feldern bis zu einer T-Kreuzung führt. Nach links wandern wir mit einem sanften Rechtsbogen in das Blindtal hinab. Im Talgrund biegen wir hinter einem Hof rechts ab und folgen dem asphaltierten Sträßchen in den Koblenzer Ortsteil Arzheim. Wir schwenken nach rechts auf eine ruhige Forststraße, die wir nach rund 200 Metern mit der Straße Henkericht bereits wieder nach rechts verlassen. Schon bald liegen die letzten Häuser von Arzheim hinter uns, und wir wandern auf dem sanft ansteigen Weg an Kleingärten und Koppeln vorbei. Es bieten sich wunderbare Blicken über die Wiesen und Weiden oder zurück bis nach Koblenz auf der anderen Rheinseite.
Vor der Bundesstraße 49 wenden wir uns nach links und gehen auf einem grasigen Weg parallel zur Autobahn geradewegs auf einen Wald zu. Nach wenigen Metern im Wald führt uns der Weg nach links und mit einer Rechtskurve auf eine T-Kreuzung. Wir biegen nach links auf eine kleine Asphaltstraße ab, verlassen sie aber sofort wieder, in dem wir nach rechts auf einem breiten Asphaltweg weiter wandern. Kurvig führt er uns durch einen herrlichen Laubwald. An einer T-Kreuzung biegen wir scharf rechts ab. Unser Waldweg bringt uns stetig bergab, doch an der zweiten Möglichkeit wenden wir uns nach links und kurz darauf halten wir uns nochmals links. Geradeaus erreichen wir einen trapezförmigen Wanderparkplatz, an dem kleinen Winterborner Bach. Das asphaltierte Sträßchen führt uns abwärts und aus dem Wald heraus an eine Kreuzung. Gegenüber erwartet uns schon die Korn’s Mühle, bevor wir gemütlich durch das sanft abwärts führende Mühlental wandern. Rothirsche schauen uns von ihrem Wildgehege neugierig zu, während wir schon bald eine weitere Mühle, den Landgasthof Sauersmühle erreichen. Wir folgen dem weiten Rechtsbogen des Wegs durch das schmale Tal mit seinen wenigen Wohnhäusern. Nach einer Linkskurve erblicken wir plötzlich am Hang mehrere Weinberge und darunter das Weingut Göhlen.
Nach einer Probe des edlen Tropfens wandern wir unterhalb der Weinberge weiter und erreichen auch schon bald das Weingut Wagner. Es ist sind die beiden letzten Weingüter im Mühlental, wo in früheren Zeiten bis zu zehn Winzer ihr Auskommen fanden.
Schon bald verlassen wir das Mühlental und wenden uns an der Hauptstraße nach links. Am Friedhof vorbei wandern wir weiter bergab und erreichen die Talstation des Schrägaufzugs zur Festung Ehrenbreitstein. Er führt direkt und bequem zur Festung, doch wir wählen den Gang durch den Tunnel an der Talstation. Er ist Teil der ehemaligen Bunkeranlage. In den in das massive Gestein getriebenen Stollen fand gegen Ende des Zweiten Weltkriegs die Zivilbevölkerung Schutz vor den Bombenangriffen. Heute sind viele der Stollen zugemauert, doch ein Durchgang ist verblieben, und er bringt uns unter der Festung Ehrenbreitstein zunächst zum Rheinmuseum, das sich dem größten deutschen Strom, dem Rhein, widmet und im Jahr 2012 sein hundertjähriges Bestehen feiert.
Am Museum führt uns neben dem Stollenausgang ein schmaler Serpentinenpfad mit einigen Stufen zur Zufahrt zur Festung Ehrenbreitstein, der wir nun folgen. Oben wenden wir uns nach rechts, durchqueren das Südtor und stehen sowohl an der Bergstation des Schrägaufzugs als auch am Eingang zur Festung Ehrenbreitstein.
Die kurtrierische Festung Ehrenbreitstein ersetzte im 16. Jahrhundert die Burg aus dem 11 Jahrhundert. Sie wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder ausgebaut und erweitert. Mehrere Belagerungen durch französische Truppen Ende des 18. Jahrhunderts hielt sie stand, musste dann aber doch aufgegeben werden. Die Franzosen sprengten sie – dabei wurde das Residenzschloss Philippsburg zerstört. Doch im Jahr 1815 begann die preußische Regierung damit, die Festung Ehrenbreitstein wieder aufzubauen. Sie bildete den Mittelpunkt der Festung Koblenz, einer der größten Abwehranlagen am Rhein, die im 19. Jahrhundert den Ruf hatte, uneinnehmbar zu sein. Im Gegensatz zur Stadt Koblenz, die im Zweiten Weltkrieg beinahe komplett zerstört wurde, erlitt die Festung kaum Schäden. Schon die Kelten 1000 v. Chr. hatten diesen strategisch gelegenen Felskopf durch eine Fliehburg gesichert, sodass heute Ehrenbreitstein als der einzige deutsche Ort mit einer 3000-jährigen Kontinuität der „Fortifikation“, also einer militärischen Befestigung, gilt. Die Festung beherbergt das Landesmuseum Koblenz und im südlichen Abschnitt eine Jugendherberge.
Nach einer ausgiebigen Besichtigung der Festungsanlage, die im Jahr 2011 auch Teil der Bundesgartenschau war und wunderbare Aussichten auf Koblenz und das Deutsche Eck an der Moselmündung ermöglicht, wandern wir über die Zufahrt und die Serpentinen wieder hinab zum Rheinmuseum. Dort spazieren wir zur Kreuzung, überqueren die Charlottenstraße und haben damit unseren Ausgangspunkt wieder erreicht.
Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
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