Kühe auf Wanderwegen

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    • Offizieller Beitrag

    Mag sein, dass die Frage eine typische Großstädterfrage ist, aber ein Vorfall in diesem Jahr hat mich ein wenig verunsichert. Im Stubaital wurde in diesem Jahr eine Wanderin von mehreren Kühen getötet, als sich alle den Weg teilen mussten. Mein letzter Wissensstand ist, dass die Frau einen Hund dabei hatte, auf den die Kühe reagierten.
    Jetzt habe ich zwar beim Wandern keinen Hund dabei, aber hin und wieder muss ja mal eine Weide überquert werden oder ähnliches, so dass man mit Kühen unmittelbar in Kontakt kommt.
    So drollig ich das ja finde, wenn die Viecher einen mit ihren großen Augen anstarren, so weiß ich das aber oft nicht einzuschätzen, ob ich wirklich an der Kuh vorbeigehen kann oder nicht. Wie geht ihr da vor? Kann es passieren, dass man von einer Kuh scheinbar grundlos angegriffen wird? Wenn es irgendwo Kühe gibt, gibt es dann auch Bullen in der Nähe? Macht es einen Unterschied, ob eine Kuh Hörner hat oder nicht?
    Fragen über Fragen, die mir sonst immer nur dann einfallen, wenn ich mal wieder vor einer Kuhherde stehe und nicht weiß, ob ich da nun vorbeigehen kann oder nicht.

    Und ein Bild hätte ich auch dazu:

  • In England/Schottland/Wales latscht man dank so manch uraltem public right of way nicht nur dem ein oder anderen Bauern quer über den Hof, sondern auch über verflixt viele "bewohnte" Wiesen.
    Das können Pferde sein, Schafe, Ziegen, aber auch Gänse (jaha, hatten wir in Wales auch schon), und natürlich Kühe.
    Die Landwirte sind angehalten, den Durchgang frei zu halten (sie dürfen also keine Gatter abschliessen oder Mauerdurch- oder übergänge einfach verrammeln) und sie dürfen keine als gefährlich bekannten Tiere auf die Wiesen packen, über die man gehen darf. Ich geh mal davon aus, dass das auf dem Festland ähnlicher Konsens ist.
    Nun sind wir schon ganz legal über Koppeln gewandert, auf denen eine Herde Hochlandrinder graste und wir sagten auf einmal: "Öhm.....also, den Anhängseln nach zu urteilen ist DAS DA aber definitiv KEINE (weibliche) Kuh...." - Stiere sind also möglich. Tun ja auch per se erst mal nix, solange man sich nicht an ihre Mädels ranmacht. Wir hatten auch schon am Nasenring angepflockte Einzelstiere - da macht man dann trotzdem einen respektvollen Bogen. Schlechte Erfahrungen hab ich noch nie gemacht.
    Seit ich allerdings mit Hund wandere, sehe ich bei den Viechern andere Reaktionen. Werden zweibeinige Wanderer höchstens mäßig neugierig zur Kenntnis genommen, löst ein Hund, und sei er noch so klein, Aufruhr aus. Ein Hund ist ein Feind. Kühe rotten sich in Gruppen zusammen und "stellen" sich dem potentiellen Gegner entgegen und besonders angriffslustig sind die scheinbar ach so harmlosen Schafe. Das Verhalten multipliziert sich, wenn Kälber oder Lämmer dabei sind, und zwar exponentiell, je jünger der Nachwuchs ist. Da kann sich ein Hundebesitzer dann schon mal mit einer Herde schnaubender Schafmütter konfrontiert sehen, die richtiggehend in Phalanx gehen. Wenn die Führungsschafe dann anfangen, mit einem Vorderhuf auf den Boden zu stampfen, wirds brenzlig, das ist ne Angriffsdrohung. Es hilft in der Tat, genauso wutentbrannt auf den Boden zu stampfen und zu sagen "Der Hund da ist MEIN Lamm, Hufe weg!" - allerdings sind Schafe keineswegs blöd und bilden auch Angriffstruppen aus dem Hinterhalt, sprich, die kommen auch von hinten.
    Mit Hund über eine Viehweide gehen, kann also eine sehr zweischneidige Sache werden, vor allem, wenn der Hund nicht hübsch brav und leise unmittelbar, und zwar wirklich in Körperkontakt "Bei Fuß" geht (und Mensch und Hund damit zu einem Wesen verschmelzen). Kläfft der Vierbeiner nämlich die Weidenbewohner an und hüpft gar an der Leine auf und ab, dann finden die das überhaupt nicht lustig und können echt zum Angriff übergehen.
    Im Fall der getöteten Wanderin muss es ähnlich gewesen sein, sie hatte einen Hund dabei. Zudem geht das unbestätigte Gerücht, dass dieselbe Kuhherde kurz vorher von einem freilaufenden, unbeaufsichtigten Hund gejagt worden sei. Wenn das so war, dann waren die Kühe absolut auf Sturm gebürstet und das ist nicht lustig. Den tragischen Ausgang kennen wir ja.

  • Meine bisherige Erfahrung mit Rindern auf der Weide: größtenteils harmlos. Umso mehr war ich erstaunt, als ich den Bericht über den tödlichen Unfall las. Aber wie Jerome schon geschrieben hat, dürfte der Hund eine plausible Erklärung für das Ausrasten der Kühe sein.
    Mir war bisher eigentlich nur einmal wirklich unwohl. Da lief ich in den Alpen eine Wiese hinunter und hinter mir hörte ich ein paar galoppierende Jungrinder, die mir immer näher kamen. Aber immer, wenn ich mich umdrehte, blieben sie stehen. Die wollten offenbar nur spielen. Trotzdem fiel mir dann ein Stein vom Herzen, als ich irgendwann ein Gatter hinter mir schließen konnte.

    Ansonsten waren die meine bisherigen Begegnungen mit Rindern wirklich harmlos. Die meisten Kühe gehen sowieso aus dem Weg, wenn man sich ihnen nähert. Und wenn nicht, rühren sie sich spätestens nach einem leichten Klaps auf den Hintern.


    Wenn es irgendwo Kühe gibt, gibt es dann auch Bullen in der Nähe?


    In Mitteleuropa eher selten, weil die Kühe in der hiesigen Intensiv-Landwirtschaft meist künstlich besamt werden. In etwas einsameren Gegenden mit extensiver Viehwirtschaft kann man aber durchaus mal einem Stier begegnen. Hier ist vielleicht etwas mehr Respekt (und allenfalls ein etwas größerer Bogen um das Tier) angebracht, aber in aller Regel passiert hier auch nichts. Auch rote Farbe in der Kleidung ist nicht wirklich ein Problem - solange man einen Stier nicht wirklich provoziert.

    Männliche Jungrinder sieht man hingegen häufiger auf den Weiden. Die sind aber genauso harmlos wie ihre Schwestern.


    Macht es einen Unterschied, ob eine Kuh Hörner hat oder nicht?


    Alle Rinder haben Hörner. Manchen Tieren werden sie nur abgeschnitten. Das hat aber keinen Einfluss auf den Charakter der Tiere.

  • Hier übrigens auch noch ein paar Bildern von meinen Begegnungen im letzten Jahr:

    Wenn man genauer hinschaut, sieht man, dass die Kühe hier die Öffnung in einem Stacheldrahtzaung blockieren. Da ich an diesem Tag noch in der "Eingewöhnungsphase" an diese Landschaft war, hatte ich noch nicht den Mut, dort einfach durchzugehen, sondern habe einen größeren Bogen gemacht und bin weiter außerhalb über den Zaun gekraxelt. Mit der Erfahrung der folgenden Tage wäre ich wahrscheinlich einfach mitten durch gelaufen.

    Ein paar Tage später kamen mir die Mädels zum Teil auch entgegen, was mich aber gar nicht mehr gestört hat. Einen gewissen Abstand haben sie dann doch eingehalten.

    • Offizieller Beitrag

    Danke für eure Infos. Dann liege ich also wenigstens damit richtig, dass man zwar keine Angst haben muss, aber zumindest Respekt haben sollte. Dann werde ich es im Zweifelsfall so handhaben, wie bei diesem Tierchen, das so nett dreinblickte und sich keinen Millimeter rührte:

    Ich hatte es vorgezogen, den Wanderweg (rechts im Bild) zu verlassen und bin mit einem deutlichen Umweg um die Kuh herumgelaufen - und war natürlich unter ständiger Beobachtung.

    @Alex: Ganz schön lange Hörner auf deinen Bildern. Beachtlich.


  • Dann werde ich es im Zweifelsfall so handhaben, wie bei diesem Tierchen, das so nett dreinblickte und sich keinen Millimeter rührte:


    Och, wenn die sich wirklich nicht gerührt hätte, wäre ich auf dem Weg direkt an ihr vorbei gegangen und hätte ihr die Stirn gekrault. :cool:
    (irgendwie komme ich mit Kühen besser klar als mit Hunden...)

    @Alex: Ganz schön lange Hörner auf deinen Bildern. Beachtlich.


    Das sind Aubrac-Rinder. Eben eine andere Rasse als was man so in Deutschland und der näheren Umgebung so sieht.

    • Offizieller Beitrag


    Och, wenn die sich wirklich nicht gerührt hätte, wäre ich auf dem Weg direkt an ihr vorbei gegangen und hätte ihr die Stirn gekrault. :cool:
    (irgendwie komme ich mit Kühen besser klar als mit Hunden...)


    Du solltest wissen, dass die Kuh vorher einiges durchmachen musste. Vielleicht guckte sie deshalb so genervt, als wir dann auch noch auftauchten :D


    Zitat von Wiki

    Mittelrahmiges Rind mit sehr gutem Fundament


    :staun: Muss wohl Fachsprache sein...

    • Offizieller Beitrag


    wer auf dem Land aufgewachsen ist hat wohl kein Problem damit eine Weide zu durchqueren ;)


    Klingt zwar irgendwie nach Klischee oder Vorurteil, aber ist sicherlich etwas Wahres dran. Vermutlich habe ich aber dafür weniger Probleme eine sechsspurige Straße zu Fuß zu überqueren :D

  • [Blockierte Grafik: https://lh3.googleusercontent.com/-4s-fKOZyxeQ/Vf7UfmtMCiI/AAAAAAAAEeQ/iMxVgYBEAdg/s800-Ic42/DSC_0107.jpg]

    Dies war das fotografische Objekt meiner Begierde. Liegt an einem öffentlichen Weg, public right of way. Koppeltor war sperrangelweit offen.
    So weit, so gut.

    Auf der Koppel stand das da......
    [Blockierte Grafik: https://lh3.googleusercontent.com/-kgXYkn-qTcA/Vf7Ug8DS1iI/AAAAAAAAEeQ/GfOGpJDmr3Q/s800-Ic42/DSC_0114.jpg]

    Der knackige Kerl schlich die ganze Zeit sabbernd hinter einer einzelnen jungen (vermutlich brünstigen) Kuh hinterher.
    Wir haben - obwohl beide mit Viechern aufgewachsen und auch wenn ich einen kreischenden Hengst zum Decken führe - einen Teufel getan, mit unseren Hunden das "Wegerecht" einzufordern und sind hübsch brav still und leise außen am Koppeltor vorbeimarschiert und haben über die Mauer fotografiert.

    [Blockierte Grafik: https://lh3.googleusercontent.com/-oDZwqC4zalw/Vf7Uf5pIOAI/AAAAAAAAEeQ/dv0_W3Fco78/s640-Ic42/DSC_0108.jpg]

    Auf einer anderen Wanderung wurden wir gelobt, dass wir unsere Hunde an der Leine hatten. Wir fragten, warum. "Quite a few dogs got lost this year." Lost? "Yeah, there are Galloways with their calves out there. You don't find much of the dogs once they have finished them off."
    .....
    Als wir an einer dekorativen Galloway Familie vorbeikamen, im sonnig beschienene Farndickicht vor einer uralten Steinmauer und aufmerksam beobachtend, und ich schon eifrig den Fotoapparat zücken wollte, da genügte ein unauffällig gemurmeltes "Du hast den Nasenring aber gesehen, oder?"
    [Blockierte Grafik: http://www.greensmilies.com/smile/smiley_emoticons_ich-muss-weg.gif]

    • Offizieller Beitrag

    Nicht schlecht, ich hätte auch definitiv verzichtet.

    Das mit dem Mäuerchen erinnert mich an dieses Bild:

    Entstanden im letzten Monat auf den Orkney-Inseln. Wir kamen gerade von Skara Brae zurück als die drei nasenberingten Gestalten unser Wohnmobil beäugten. Da war ich schon ganz froh, dass dort dieses kleine Mäuerchen stand.

  • ein altes Thema, aber noch immer gibt es Kühe auf der Weide und auf der Strasse, mit dem Motorrad gestern am Klausenpass am Urnerboden regelmässig ...... so ganz kann ich nicht verstehen, dass man auf einer stark befahrenen Bergstrasse die Kühe alleine in den Stall laufen lässt, aber das gibt es noch immer leider :S
    Auch gab es letztes Jahr tödliche Unfälle mit Mensch/Tier, aber ich glaube da kommen mehrere Faktoren zusammen die diese Tragödie auslösen .
    In Südeuropa erlebt man das noch mehr als hier bei uns, also heisst es so wie so immer aufpassen und vorsichtig vorbei gehen oder ganz langsam vorbei fahren. Angst haben wir keine, aber man weiss ja wirklich nie wie so ein Tier plötzlich reagiert, aus welchem Grund auch immer, bleibt ein komisches Gefühl bis man vorbei ist.

  • Das Thema erinnert mich an meine Alpenüberquerung. Dort sind wir auch über eine "belegte" Aömwiese.
    Kleiner Tip vom Bergführer, im Fall des Falles sollte man Berab laufen. Die Kühe können dann wohl nicht richtig folgen, da ihr Schwerpunkte ziemlich weit vorne liegen soll, wenn es abwärts geht. Somit sei wohl ihr Gleichgewicht gestört.
    Praktisch habe ich diese These allerdings noch nicht getestet und versichte auch lieber drauf.

  • In Südeuropa erlebt man das noch mehr als hier bei uns, also heisst es so wie so immer aufpassen und vorsichtig vorbei gehen oder ganz langsam vorbei fahren. Angst haben wir keine, aber man weiss ja wirklich nie wie so ein Tier plötzlich reagiert, aus welchem Grund auch immer, bleibt ein komisches Gefühl bis man vorbei ist.

    Das stimmt, wobei es da ja nicht nur Kühe sind, sondern auch häufig Schafe oder Ziegen. Ein mulmiges Gefühl ist sicher nicht verkehrt, Angst hat ja, sofern sie das Erleben nicht dominiert, ja durchaus einen Sinn und Zweck.

    Ich selbst kenne Kühe, Schafe und Ziegen zwar ein bisschen, aber nicht besonders gut. Und um Tiere einigermaßen realistisch einschätzen zu können, ist es hilfreich sie gut kennen und ihre Körpersprache lesen zu können.

    Grundsätzlich ist es zumindest bei Kühen, Schafen und Ziegen üblicherweise so, dass das einigermaßen soziale Tiere sind, die nur dann aggressiv werden, wenn es sich gar nicht vermeiden lässt. Bei einem sehr mulmigen Gefühl würde ich mich leicht seitlich vom Tier abwenden und langsam die Distanz vergrößern, um zu signalisieren, dass ich freundlich gesinnt und nicht auf Konfrontation aus bin.

  • Da muss ich noch eine Geschichte loswerden. Wir hatten mal eine seltsame Begegnung mit einem Pferd auf einer Allgäuer Alpwiese. Wie üblich durchquerten wir so ein typisches Tor und da waren dann auf einmal drei Pferde auf der Weide, statt die üblichen Kühe. Nun. Ich hab vor Pferden ziemlichen Respekt, weiss nicht warum. ist aber halt so. Nun war meine Frau mit dem ersten Kind etwas voraus und das eine der Pferde kam direkt auf sie zu, schaute recht interessiert und fing dann schließlich an, nach ihrer Jacke zu schnappen, die sie außen an ihrem Rucksack trug. Danach kam unser kleinster Bub, der einen kleinen roten Rucksack hatte. Das Tier wurde richtig aufdringlich und schnappte immer wieder nach der roten Jacke und kaute auch richtig drauf rum und wenn man die aus der Reichweite brachte, nach dem roten Kinderrucksack. Das Pferd war schon richtig fixiert und die beiden vorn konnten es dann nur abschütteln, in dem sie tatsächlich ein kleines Stück gerannt sind. Dazu hatte das Tier dann wohl keine Lust und ließ ab. Doch nun ca. 20m dahinter kam ja noch ich mit den anderen Jungs. Und was soll ich sagen, zwei von uns hatten rote T-Shirts an.... Ich weiss nicht mehr genau, wie wir uns das Pferd dann vom leib gehalten haben, aber es war echt nicht mehr lustig. Ja, rennen war dann auch dabei. Irgendwann ließ das Tier dann ab und trottete zurück zu den anderen. Ich war noch nie so froh, so ein Weidetor wieder hinter zumachen zu können. Puh.
    LG
    Volker

    --

    ... unterwegs im Dethleffs Globetrail 640

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