Mit dem Wohnmobil zum Nordkapp – Teil 3

Das Nordkapp ist nicht der nördlichste Punkt Europas? Nein, es ist bloß der nördlichste Punkt Europas, der mit einem Auto erreicht werden kann. Zugegeben, wer sein Auto nach Spitzbergen verschifft, kommt sogar noch weiter nördlich, aber darum geht es ja gar nicht. Wer noch weiter nördlich als zum Nordkapp möchte, der muss zunächst erst einmal wieder Richtung Süden. Genauer gesagt, zu einem Parkplatz, der sich rund sechs Kilometer südlich vom Nordkapp befindet. Und von dort geht es dann zu Fuß weiter.

Die Wanderung, die dann am Parkplatz beginnt, verläuft angenehm durch die karge Landschaft der Insel Magerøya. Es geht sogar leicht bergab, doch man sollte sich nicht zu früh freuen, denn es ist keine Rundwanderung. Das heißt, auf dem Rückweg geht es demnach wieder leicht bergauf. Aber was soll’s? Dafür kann man zahlreiche Rentiere beobachten und fotografieren. Die laufen nämlich ganz entspannt durch die Landschaft und schauen manchmal einfach nur ein wenig doof herüber. Wie das auf norwegischen Wanderwegen oft der Fall ist, sind diese mit einem roten T ausgeschildert und zwar so, dass man von der einen Wegmarkierung meistens schon die nächste sieht. Also kann man eigentlich nicht falsch machen.

So genießt man also die Wanderung und nähert sich immer mehr dem Polarmeer. Irgendwann schiebt sich dann auf der rechten Seite die steile Felsflanke des Nordkapps ins Blickfeld. Und mit einem Fernglas oder einem Teleobjektiv kann man gut das dortige Wahrzeichen, den Globus, erkennen. Nach einiger Zeit kommt dann doch noch ein kurzer, etwas steilerer Abstieg, der uns auf Meereshöhe bringt. Und dann wird es plötzlich doch ein kleines bisschen schwieriger. Man wandert nämlich auf Gestein weiter, dass nicht nur schräg nach rechts abfällt, sondern bei Nässe durchaus glatt sein kann. Wer hier ausrutscht, tut sich weh. Wer eine Kamera in der Hand hat und ausrutscht, kann von Glück reden, wenn er sich nur ein bisschen weh tut und die Kamera keinen Schaden nimmt. Ich weiß, wovon ich rede 😉

Tja, und irgendwann trifft man auf eine Markierung in Form einer Holzkiste, die den nördlichsten Punkt Europas markiert. Wer einen übergroßen Stoffpinguin mit sich herumschleppt, macht hier ein Foto, trägt sich im Gästebuch ein und begibt sich dann wieder auf den Rückweg. Mit diesem Punkt ist man ungefähr 1.600 Meter nördlicher als der Nordkapp-Globus. Allerdings kann man das kaum erkennen, wenn man auf die benachbarte Halbinsel rüberschaut und den dortigen Touristen zuwinkt. Es wirkt beinahe so, als wäre man auf gleicher Höhe. Wer zum Abschluss der Wanderung noch mag, fährt zum Campingplatz in Honningsvåg und lässt sich dort eine Urkunde über den Besuch von Knivskjellodden ausstellen. So heißt nämlich der nördlichste Punkt Europas. Wer mich kennt, der weiß, dass ich mag. Also gab es für mich, zusätzlich zum Nordkapp-Diplom, auch eine Urkunde.

Alles in allem muss ich es einfach nochmal wiederholen: Mir hat das Nordkapp einfach super gefallen. Die Landschaft ist klasse, die Stimmung war toll, das Wetter ist nicht immer schlecht und voll wird es nur, wenn die Passagiere von Kreuzfahrtschiffen hergebracht werden. Ich habe erst heute in einem Wohnmobilreiseführer über Norwegen geblättert und war erstaunt, wie schlecht das Nordkapp dort gemacht wurde. Es sei der „teuerste Wohnmobil-Stellplatz in Europa“. Hier wurde anscheinend nicht berücksichtigt, dass man für den Eintritt zwei Tage Aufenthalt genießen und sämtliche Einrichtungen kostenlos nutzen kann.

Wer natürlich nur einmal gucken fährt und nach einem kurzen Fotostopp direkt weiter reisen möchte, der wird in der Tat wenig Begeisterung aufbringen können. Wer sich aber dem Nordkapp hingibt und die Landschaft in Ruhe auf sich wirken lässt, dem wird es gefallen. Ich war nicht das letzte Mal dort und habe jetzt ein weiteres Lieblingsreiseziel…

Hier geht es zum gesamten Bericht der Reise mit dem Wohnmobil zum Nordkap.

11 Kommentare zu „Mit dem Wohnmobil zum Nordkapp – Teil 3“

  1. Pingback: Mit dem Wohnmobil zum Nordkapp - Teil 2 | molls-reiseblog.de

  2. Und Pingu hat kein Diplom bekommen, das ist ungerecht! 😀
    Hat wieder sehr viel Spaß gemacht, deine Berichte zu lesen. Eine ganz andere Welt ist das, aber die friedliche Stimmung kommt gut an. Traumhafte Fotos, gigantische und beruhigende, die gut tun.
    Herzliche Grüße
    Katrin

  3. Ein schöner Bericht. Wir waren das zweite Mal dieses Jahr am Nordkapp. Allerdings haben wir beide Male den teuren Felsen nicht besucht. Die Wanderung haben wir beim ersten Mal gemacht. Dieses Jahr haben wir das Geld lieber in eine Vogelsafari investiert und sind zum Kirkeporten auf der anderen Seite des Nordkappfelsen gewandert. Aller guten Dinge sind ja bekanntlich drei. Wenn ich nochmal ans Nordkapp kommen sollte…

  4. Danke für den schönen Bericht. Wir waren vor 3 Wochen am Nordkapp. Es war ein Traum. 22 Grad, windstill….An diesem Tag haben wir auch die Wanderung zum Knivskjellodden gemacht. Herrlich…. Wir fanden der Stellplatz am Kap ist das Geld wert. Morgens ist man relativ alleine beim Besichtigen des Plateaus. Der 2. Tag war stürmisch, aber auch das hat seinen Reiz. Das war sicher nicht der letzte Besuch der „Magerinsel“

    1. Hallo Alexandra,

      das ist genau das, was ich meine: Wenn man Zeit hat und dort bleibt, dann lernt man das Nordkap von seiner schönen „nicht-touristischen“ Seite kennen. Auch mir geht es so, dass ich genau weiß, wieder dorthin zu fahren.

      Viele Grüße
      Michael

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  6. Hallo Michael,

    ich bin bei meiner Suche nach spannenden Orten in Nordnorwegen auf deinen Blog gestoßen. Deine Berichte zu Nordnorwegen finde ich richtig gut und machen die Wartezeit auf meinen Urlaub leider nicht leichter ;-). Allerdings habe ich 2 Fragen und hoffe du kannst mir weiterhelfen: Ich bin mir unsicher, ob ich mich mit meiner Angst vor Abgründen auf den Weg zum Knivskjelodden machen soll. Bisher ist deine Beschreibung die genauste, die ich bisher im Internet oder auch in Reiseführern gefunden habe „man wandert nämlich auf Gestein weiter, dass nicht nur schräg nach rechts abfällt“ wie breit ist dieser „Weg“ denn auf den letzten Metern? Außerdem frage ich mich, wenn ich schon den Weg nah unten geschafft habe, bekomme ich dieses Diplom denn dann kostenlos? Das Diplom am „unechten“ Touristen-Nordkapp ist ja soweit ich weiß nicht ganz billig…

    Da dein Name mir irgendwie bekannt vorkam habe ich etwas auf deiner Seite gestöbert und festgestellt, dass du ja auch den Wanderführer für Essen (der uns als zugezogene Essener schon seit Jahren begleitet) geschrieben hast. Top! 🙂

    Viele Grüße
    Melanie

    1. Hallo Melanie,

      also die Angst vor Abgründen kann ich dir in diesem Fall nehmen. Das Gestein kann glitschig sein und meine Freundin ist auch ausgerutscht und hat sich das Objektiv der Kamera verschrammt. Aber das lag einfach nur daran, dass der Weg leicht schräg abfällt und feucht war. Er ist aber ansonsten ziemlich breit. Ein Abstürzen ist nicht möglich, da man sich fast auf Meeresniveau befindet. Deswegen ist der Weg auch nass. Schau dir mal oben das Bild 5 mit der Unterschrift Polarmeer an. Da unten an der Küste geht der Weg zum Schluss entlang. Wenn du da also ausrutschst, fällst du einfach nur hin. Da ist das Wandern an der Ruine Isenburg oberhalb vom Baldeneysee gefährlicher 😉
      Das Diplom ist nur käuflich zu erwerben. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie teuer es war. Aber auf der Seite vom Nordkap-Campingplatz steht was von 50 Kronen.

      Viele Grüße
      Michael

      1. Hallo Michael,

        vielen Dank für deine schnelle Antwort. Nach der Beschreibung in anderen Blogs/Foren dachte ich eher an richtige steile Wege – vergleichbar mit dem Weg zum Preikestolen (den ich kurz vor Ende abbrechen musste) -… in Norwegen kann man das ja nie so genau wissen 😉 aber dann kann ich mich ja beruhigt auf den Weg zum nördlichsten Punkt Europas machen und mein Diplom abholen :D.

        Danke nochmal und noch einen schönen Sonntag.

        Viele Grüße
        Melanie

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