Im Zentrum von Herdecke starten wir eine spannende Wanderung, die uns zunächst in das Ruhrtal hinab führt. Dort sehen wir, wie die Volme in die Ruhr mündet und stoßen nur wenig später auf den langgestreckten Hengsteysee. An seinem nördlichen Seeufer wandern wir zunächst ganz entspannt und erreichen nach einem kurzen, knackigen Aufstieg die Ruine der Hohensyburg, die uns einen wunderbaren Blick auf die Landschaft rund um Hagen ermöglicht. Auf waldreichen Pfaden wandern wir im leichten Auf und Ab bis in das Zentrum von Herdecke zurück.
Pkw/Parken: Parken in der Bahnhofstraße in Herdecke
ÖPNV: Mit der Regionalbahn 52 zwischen Hagen Hbf. und Dortmund Hbf. bis Herdecke.
Rundweg: Ca. 14,1 Kilometer/3–3,5 Stunden
Streckenprofil: Gut ausgebauter Uferweg und später auf wurzeligem Waldboden.
Einkehr: Ringhotel Zweibrücker Hof, Zweibrücker Hof 4, 58313 Herdecke, Tel. (0 23 30) 60 50, www.riepe.com; Restaurant Bleichsteinterrassen, Hengsteyseestraße 4, 58313 Herdecke, Tel. (0 23 30) 1 26 76; Café Seeschlösschen, Niedernhof 1, 58313 Herdecke; Diverse Einkehrmöglichkeiten im Zentrum von Herdecke.
Am Wegesrand: Jakobuskirche Herdecke; Ruhr; Volme; Hengsteysee; Pumpspeicherkraftwerk Herdecke-Koepchen; Schloss Niedernhof mit Insel Seeschlösschen; Kaiser-Wilhelm-Denkmal; Hohensyburg mit Vyncketurm

Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels stammt aus meinem nicht mehr erhältlichen Reiseführer über Wanderungen in und um Dortmund. Die meisten Informationen werden daher veraltet sein und dieser Artikel kann nur als grobe Richtschnur dienen.
Am Herdecker Bahnhof betreten wir den Bahnhofsvorplatz und wenden uns nach rechts, um die Bahnhofstraße zu durchqueren. Hinter der Ladestraße gehen wir halbrechts bzw. nutzen wir die wenige Meter entfernten Treppenstufen, um an einem Parkplatz vorbei zu gehen. Die kleine Grünanlage mit ihrem Kriegerdenkmal lassen wir auf der rechten Seite und gehen bis zur Goethestraße weiter. Wir wenden uns nach links und folgen der Straße mit ihrem sanften Gefälle. Bis zu einem Kreisverkehr wandern wir bergab und biegen dann links ab in die Wetterstraße, wo sich zu unserer Rechten die St. Philippus und Jakobuskirche erhebt.
Mit einem Blick auf die Kirche umrunden wir sie einmal und gehen hinter der Kirche auf einem schmalen hinab zu einem Parkplatz in der Wallstraße, biegen links ab und an der folgenden T-Kreuzung wiederum nach rechts. Es bleibt nur noch ein Einkaufszentrum, an dem wir rechts vorbei gehen, bis wir die Ruhr erreichen.
219 Kilometer fließt der Namensgeber einer ganzen Region ausschließlich durch Nordrhein-Westfalen. Die Ruhr entspringt bei Winterberg im Sauerland, schlängelt sich weitestgehend erst nordwärts, bevor sie nach Westen abbiegt, das Sauerland verlässt und das südliche Ruhrgebiet erreicht. Kurioserweise streift sie die meisten Ruhrstädte nur am Rande und kaum eine Stadt hat eine Ruhrpromenade in ihrem Zentrum, so wie man es beispielsweise in Köln oder Düsseldorf vom Rhein kennt. Das führt dazu, dass das Ruhrtal kaum bebaut und sehr grün ist – meist zur Überraschung auswärtiger Besucher. Auf ihrem Weg nach Duisburg nimmt sie nicht nur das Wasser zahlreicher anderer Flüsse auf, sondern wird auch mehrmals zu Seen wie dem Hengsteysee, dem Kemnader See oder dem Baldeneysee in Essen gestaut. Ihre Bedeutung als Transportmittel, insbesondere für die früheren Kohletransporte, hat sie schon lange verloren und wird heute in der Bevölkerung meistens als Naherholungsgebiet wahrgenommen. Ausflugsschiffe laden in den sogenannten Weißen Flotten zu Fahrten ein und am gesamten Flussufer verläuft parallel der Ruhrtalradweg, während auf den hügeligen Gebirgen am Ruhrtal der Ruhrhöhenweg als Wanderweg verläuft.
Am Ruhrufer wenden wir uns nach links und überqueren als Erstes den Herdecker Bach, der hier friedlich in die Ruhr mündet. Gleich dahinter können wir uns im Biergarten Zweibrücker Hof entspannen und uns für die weitere Tour stärken. Wir unterqueren anschließend die Bundesstraße 54, passieren eine Skulptur und erreichen die Bleichsteinterrassen neben dem gleichnamigen Freizeitbad, wo wir erneut die Möglichkeit zu einer Einkehr haben. An den Bleichsteinterrassen sehen wir nicht nur das Wasserkraftwerk Stiftsmühle, sondern auf der anderen Flussseite die Volme, die hier ihr Wasser in die Ruhr entlässt.
Die Volme entspringt im westlichen Sauerland, genauer gesagt in Meinerzhagen im Märkischen Kreis. Sie war vor der Industrialisierung ein wichtiger Fluss für Mühlen und Hammerwerke, doch heute ist sie ein eher unbedeutender Nebenfluss der Ruhr geworden und mündet auf Hagen Gebiet nach insgesamt 50 Kilometern in die deutlich größere Ruhr.
Wir bleiben weiter am Ufer der Ruhr, während sich zu unserer Linken die Ruhrhöhen erheben und wir ein weiteres Wasserkraftwerk entdecken. Dabei handelt es sich gleichzeitig um die Staustufe des Hengsteysees.

Die Ruhr wird auf ihrem Weg vom Sauerland bis zur Mündung in den Rhein in Duisburg insgesamt sechs Mal zu Seen gestaut. Eines dieser Gewässer ist der Hengsteysee, der im Jahr 1929 fertiggestellt wurde. Wie auch bei seinen fünf Pendants sieht man dem See seine Eigenschaft als solcher kaum an, da sämtliche Stauseen der Ruhr sehr in die Länge gestreckt sind und stellenweise daher optisch einem breiten Fluss ähneln. Der Hengsteysee alleine bringt es vier Kilometer Länge, die knapp unterhalb der Lennemündung beginnen und an der Staumauer Laufwasserkraftwerks in Hengstey enden. Letzteres wurde vor wenigen Jahren mit einer Fischwanderstufe ausgestattet, damit die Fische der Ruhr auch stromaufwärts gelangen können. Zudem ist der See ein beliebtes Ausflugsziel und kann auf einem sechseinhalb Kilometer langen Wanderweg komplett zu Fuß umrundet werden.
Wir wandern zwar weiter am Ufer, doch nun ist es nicht mehr die Ruhr zu unserer Rechten, sondern der langgestreckte See, der auch für sein Pumpspeicherkraftwerk bekannt ist, welches den See dominiert und bereits vor uns zu erkennen ist.
Das Pumpspeicherkraftwerk Knoepchen war eines der ersten seiner Art und wurde bereits im Jahr 1930 in Betrieb genommen. Es produzierte ungezählte Megawattstunden Strom bis es im Jahr 1994 außer Betrieb genommen und durch ein moderneres Kraftwerk gleich nebenan ersetzt und unter Denkmalschutz gestellt wurde. Die Funktion eines Pumpspeicherkraftwerks ist verhältnismäßig einfach. In den Nachtstunden wird Wasser aus dem Hengsteysee in das Oberbecken gepumpt, welches sich weiter oben auf der Höhe des Ardeygebirges befindet. Tagsüber, wenn ein deutlich größerer Strombedarf besteht, wird das Wasser durch Druckrohren wieder abgelassen um durch den Antrieb von Turbinen Strom zu erzeugen. Hierbei entstehen deutliche Unterschiede beim Wasserspiegel des Hengsteysees, die bis zu 70 cm ausmachen können. Gut zu erkennen ist das meistens in den frühen Morgenstunden, wenn sich noch eine große Menge Wasser im Oberbecken befindet.
Unter den zahlreichen Hochspannungsleitungen und vorbei am Kraftwerk Koepchen ist unser nächstes Ziel das Seeschlösschen auf einer kleinen Insel gegenüber dem Seeschlösschen.
Beim sogenannten Seeschlösschen handelt es sich um die Villa Niedernhofen, die vom Schraubenfabrikanten Wilhelm Funke erbaut wurde und daher auch unter dem Namen Funkenburg bekannt ist. Gleich gegenüber sieht man eine kleine Insel im Hengsteysee, auf der sich ein Türmchen erhebt. Er trägt die Bezeichnung Mäuseturm und erinnert mit diesem Namen an den gleichnamigen aber berühmteren Zollturm im Rhein bei Bingen. Allerdings ist der hiesige Mäuseturm nicht als Zollturm errichtet worden. Es handelt sich vielmehr um einen verbliebenen Brückenkopf einer Brücke, die einstmals an dieser Stelle die Ruhr überspannte. Nach der Fertigstellung des Hengsteysees existierte die Brücke selbstverständlich nicht mehr, der Turm ist jedoch bis heute geblieben.
Hinter einer Brücke nehmen wir Abschied vom Seeufer und gehen an einem Abzweig nach links hoch auf die Ruhrhöhen. Durch den dicht bewaldeten Hang wandern wir auf einem schmalen Pfad, der sich mit engen Haarnadelkurven nach oben windet und uns auf die Ruhrhöhen bringt. Oben angekommen werfen wir natürlich zuerst einen Blick zurück und genießen die Aussicht. Doch dann biegen wir nach links ab und gehen ein kurzes Stück bis zum mächtigen Kaiser-Wilhelm-Denkmal.
Im Sommer 1902 wurde das Kaiser-Wilhelm-Denkmal feierlich eröffnet und erinnert an Kaiser Wilhelm I. Während es ihn in der klassischen Figur eines Reiters zeigt, befinden sich neben Kaiser Wilhelm noch weitere kleinere Denkmäler, die Otto von Bismarck und Graf von Moltke darstellen. Das Denkmal steht unter Denkmalschutz und ist alleine wegen des herrlichen Panoramas auf das Ruhrtal ein beliebtes und lohnenswertes Ausflugsziel.
Auch vom Denkmal aus bietet sich ein wunderbarer Blick über das Ruhrtal, doch es wartet die nächste Sehenswürdigkeit auf uns. Hierfür gehen wir an dem ersten Aussichtspunkt vorbei und treffen auf die Mauern der Ruine Hohensyburg mit ihrem Vincketurm.
Im Dortmunder Stadtteil Syburg befindet sich die Ruine der Burg Hohensyburg, die vermutlich Mitte des 12. Jahrhunderts erbaut wurde. Vieles aus den Anfängen der Burg ist noch unklar, so wird zum Beispiel auch gemutmaßt, dass es sich bei der Ruine um Überreste von zwei Burgen handeln könne. Genauere Angaben bestehen zum benachbarten Vincketurm. Dieser 26 Meter hohe Turm wurde nämlich erst im Jahr 1857 eingeweiht und diente als Aussichtsturm. Auch das Kriegerdenkmal innerhalb der alten Burgmauern ist natürlich deutlich jüngeren Datums und wurde erst 1930 enthüllt. Seither erinnert es an die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs.
Mit dem Ruhrtal und der Ruine im Rücken spazieren wir durch die kleine Grünanlage leicht bergab zu einem Wäldchen, wenden uns am Waldrand nach links und wandern an einem Fachwerkhaus vorbei wieder in Richtung Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Doch noch vor dem Denkmal tauchen wir nach rechts in den Wald ab und steigen deutlich bergab. An einer T-Kreuzung wenden wir uns nach rechts, um kurz darauf wiederum nach links abzubiegen. In engen Serpentinen kommen wir zu einem verschlossenen Stolleneingang der ehemaligen Zeche Graf Wittekind und halten uns dort rechts. An einer Landstraße biegen wir nach links ab, folgen dem Verlauf durch eine weite Linkskurve und gehen hinter der Kurve wieder rechts in den Wald hinein, um schon nach wenigen Metern wieder nach links abzubiegen. Nun bleiben wir etwas oberhalb der Straße und wandern gemütlich im leichten Auf und Ab durch den Wald.
Auf dem Höhenweg nähern wir uns wieder dem Ruhrtal, bleiben im Hang und wandern oberhalb des Hengsteysees in Richtung Kraftwerk Knoepchen. Immer wieder genießen wir die Blicke über den See hinweg bis nach Hagen, treffen dann auf die Wohnsiedlung Am Klusenberg und halten uns halbrechts, um der Straße bergauf zu folgen. An einer Einmündung gehen wir vorbei bis zum Ende der Straße, umrunden eine Lichtung und folgen auf einem Waldweg der Wanderwegmarkierung X. Zwischen Feldern stoßen wir auf eine T-Kreuzung, an der wir uns nach links wenden. Auf dem Hauptweg bleibend, gehen wir wieder in einen Wald hinein, wandern auf dem Ruhrhöhenweg und ignorieren alle Abzweige nach rechts und links. Hochspannungsleitungen sind uns ein Zeichen, dass wir uns nun oberhalb des Kraftwerks befinden und an einer T-Kreuzung links abbiegen. Das Oberbecken des Pumpspeicherwerks befindet sich hinter den Bäumen versteckt auf der linken Seite.
Nach wenigen Augenblicken biegen wir rechts in die Altenbergstraße ein und wandern auf ihr mit einem deutlichen Gefälle zunächst über eine Kreuzung durch den Wald und an einigen Wohnhäusern vorbei. Später erreichen wir ganz automatisch die Unterführung unter der Bundesstraße 54 und wandern an einer kleinen Wohnstraße weiter geradeaus. Zum Abschluss überqueren wir die Hauptstraße, gehen geradeaus in die Bahnhofstraße hinein und erreichen nach wenigen Momenten den Ausgangspunkt dieser Wanderung.

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 120 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
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