Wandern bei Düsseldorf – Der Duisburger Süden

Der Duisburger Süden
In den Rheinauen von Serm und Mündelheim

Pkw/Parken: Parkplätze am Straßenrand in der Straße Am Lindentor, Duisburg-Serm
ÖPNV: Ab S-Bahnhaltestelle Duisburg-Großenbaum mit der Buslinie 946 bis zur Haltestelle Serm-Kirche
Rundweg: Ca. 11,5 Kilometer/2–2,5 Stunden
Streckenprofil: Überwiegend grasbewachsene Pfade auf dem Rheindeich, nur zu Beginn und Ende der Tour auf asphaltierten Wegen
Einkehr: Landgasthof Schenke, Dorfstraße 80, 47259 Duisburg, Tel. (02 03) 78 79 34, www.landgasthof-schenke.de, (Di geschl.); Restaurant Zu den drei Linden, Dorfstraße 100, 47259 Duisburg, Tel. (02 03) 78 79 18
Am Wegesrand: Duisburger Süden mit den Stadtteilen Serm und Rheinheim; Rheinradweg; Bayer-Werk

Der Wind lässt das Gras auf dem Deich tanzen, das Kreischen der Möwen sitzt in den Ohren und das Stampfen der vorbeiziehenden Schiffe lässt uns glauben, wir seien an der Nordsee. Doch wofür bis ans Meer fahren, wenn das Gute liegt so nah? Der ländliche Duisburger Süden überrascht mit einer Idylle, die sonst in Ostfriesland zu erwarten ist und bietet eine wunderschöne Wanderung auf dem grasigen Rheindeich.

Von der Straße Am Lindentor gehen wir an der Sparkasse vorbei zur Dorfstraße, wo die Nutzer des ÖPNV ankommen, und biegen nach links ab. Die Dorfstraße durchzieht den Duisburger Ortsteil Serm und wird ihrem Namen gerecht, denn Serm ist sehr ländlich geprägt.

Man mag es kaum glauben, aber Serm ist Teil der Ruhrgebietsgroßstadt Duisburg. So ruhig und abgelegen wie Serm jedoch ist, möchte man annehmen, es sei ein kleines Dorf irgendwo auf dem platten Land. So war es natürlich auch mal, bis zum Sommer 1929. Bis dahin galt Serm als eigenständige Gemeinde im damaligen Amt Angermund. Heute ist Serm mit rund 2000 Einwohnern der größte Ortsteil von Mündelheim, das wiederum der südlichste Stadtteil Duisburgs ist. Einmal im Jahr befinden sich jedoch mehr als zehnmal so viele Menschen in dem bäuerlichen Idyll, nämlich dann, wenn am Karnevalssonntag die Jecken traditionell durch die wenigen kurzen Straßen von Serm ziehen und kostümierte Narren von nah und fern anlocken.

Die Dorfstraße führt uns an der Haltestelle für den Bücherbus und dem Landgasthof Schenke vorbei, bis zur Straße Am Brengershof, in die wir nach rechts abbiegen. Auf ihr verlassen wir Serm und wandern zwischen Feldern bis zu einer Kreuzung vor einem Hochspannungsmast. Dort wenden wir uns nach rechts und wandern an einem Weidezaun entlang. Zur Rechten können wir über die weiten Felder, in denen sich Roggen- und Weizenähren sanft im Wind wiegen, nicht nur die Aussicht auf das soeben durchwanderte Örtchen genießen, sondern auch die Ruhe fernab großer Städte und lauter Straßen. Wir bleiben auf dem Weg, unterqueren weitere Hochspannungsleitungen, passieren zwei Kreuzungen und schreiten auf den Rhein zu, der sich allerdings noch hinter einem Deich versteckt. An einer T-Kreuzung halten wir uns rechts, die Beschilderung verrät uns, dass wir uns jetzt auf dem Rheinradweg befinden.

Der Rheinradweg, vom Autor dieses Buches bereits bis zur Quelle erradelt, zählt auf seiner gesamten Länge 1320 Kilometer. Er begleitet Vater Rhein von seinem Quellgebiet in der Schweiz an Österreich und Liechtenstein vorbei, wird Teil des Bodenseeradwegs und durchquert die Oberrheinische Tiefebene zwischen Basel und Mainz. Auch durch das als Weltnaturerbe ausgezeichnete Mittelrheintal, die niederrheinische Region und die Niederlande kann man sich bequem auf dem Fahrrad fortbewegen. Oft besteht die Wahl zwischen rechts- und linksrheinischem Weg, und nicht selten entfernt man sich auch vom Wasser. Doch einem Fluss von der Quelle bis zur Mündung (oder umgekehrt) mit dem Rad zu folgen, bleibt immer etwas Besonderes. Die Ausschilderung des Rheinradwegs ist zwar lückenlos, jedoch in den unterschiedlichen Regionen mit leicht veränderten Motiven.

An der nächsten Möglichkeit biegen wir nach links ab und treffen auf ein von privater Hand gestaltetes Ortsschild von Duisburg-Rheinheim.

Rheinheim gehört wie Serm zum Duisburger Stadtteil Mündelheim. Aber Rheinheim besteht nur aus einem Bauernhof, und die Einwohnerzahl kann daher an einer Hand abgezählt werden. Das war in der Vergangenheit einmal anders. Rheinheim bestand im 13. Jahrhundert aus mehr als 30 Bauernhöfen und erstreckte sich sogar auf beiden Seiten des Rheins. Heute ist von der Größe des Ortes, welcher ähnlich wie Serm im Jahr 1074, erstmalig erwähnt wurde, nichts mehr zu erkennen. Wie lange Rheinheim überhaupt noch existieren wird, ist ungewiss, denn seit den 1990er-Jahren wird über einen neuen Hochwasserschutz spekuliert, bei dem der Bauernhof weichen soll. Mit einem Abriss des Bauernhofs wäre Rheinheim Geschichte.

Nach der Durchquerung des Bauerngehöfts haben wir dementsprechend Rheinheim auch schon wieder verlassen und wandern nach einer kleinen Rechtskurve geradewegs auf Mündelheim zu. Vorerst treffen wir aber auf die Herbert-Huben-Kampfbahn vom TuS Mündelheim. Der Turn- und Sportverein Mündelheim feierte im Jahr 2010 sein 40-jähriges Bestehen und bietet eine Fußball-, Turn-, Tennis- und Tischtennisabteilung an. Direkt hinter dem Sportplatz biegen wir links ab, verlassen dabei den Rheinradweg und wandern am Parkplatz vorbei. Der asphaltierte Weg geht in einen Feldweg über. Vor dem Deich, hinter dem sich der Rhein verbirgt, wenden wir uns nach rechts, wandern zunächst an einem Weidezaun entlang und steigen wenig später links auf die Deichkrone hinauf. Nun können wir zum ersten Mal den Blick auf den Rhein und seine vorgelagerten Auen werfen, während wir auf der anderen Flussseite den Krefelder Ortsteil Uerdingen ausmachen.

Auch Uerdingen war eine eigenständige Gemeinde, die bereits im 10. Jahrhundert als Urdingi erstmalig erwähnt wurde und schon im Jahr 1255 Stadtrechte erwarb. 1929 wurde Uerdingen dann jedoch zu Krefeld eingemeindet, wobei sich auch heute noch viele Einwohner lieber als Uerdinger denn als Krefelder bezeichnen. Bundesweit bekannt wurde Uerdingen durch den Fußballverein Bayer 05 Uerdingen, der 1985 durch einen Sieg gegen Bayern München DFB-Pokalsieger wurde und im anschließenden Europapokal Dynamo Dresden nach einem 1:3-Rückstand noch mit 7:3 schlug. Das sogenannte Wunder von der Grotenburg, wie das Uerdinger Stadion heißt, wurde von der Redaktion einer Fußballzeitschrift im Jahr 2007 zum größten Fußballspiel aller Zeiten gewählt.

Auf dem grasbewachsenen Deich wandern wir nun zur schon von Weitem gesichteten Rheinbrücke und genießen die feuchtkühle Luft, die vom Fluss zu uns herüber strömt. Frachtkähne ziehen langsam an uns vorbei und lassen uns neugierig werden, was wohl ihr Ziel ist und welche Fracht sie mit sich führen. Unmittelbar vor der Hängebrücke müssen wir den Deich nach links verlassen, um die Landstraße zu unterqueren. Auf der anderen Seite halten wir uns rechts, wo uns ein leicht ansteigender Schotterweg hinauf zu einem Parkplatz führt. Vor uns sehen wir rot-weiße Absperrpfosten, hinter denen wir unsere Wanderung auf dem Rheindeich fortsetzen. Während wir rechter Hand bis zur Bundesstraße landwirtschaftliche Felder haben, genießen wir zu unserer Linken den Blick auf die Auen, und dahinter auf der anderen Rheinseite erkennen wir das Krefelder Bayer-Werk.

Der Name Krefeld bzw. Uerdingen ist untrennbar mit der Marke Bayer verbunden, nicht nur weil das Chemie-Unternehmen lange Zeit Hauptsponsors des bereits erwähnten Fußballvereins war. Bereits seit 1877 gehört das Chemiewerk am linken Rheinufer zum Bayerkonzern, der seinen Hauptsitz in Leverkusen hat. Deutlich zu sehen ist das sogenannte Bayerkreuz, welches in den Abendstunden hell erleuchtet ist. Es handelt sich um eines von mittlerweile fast 50 Kreuzen, die weltweit, u. a. auch in Shanghai und Moskau, zum Markenzeichen des durch Aspirin bekannt gewordenen Chemiewerks sind.

Auf unserer Wanderung auf der Deichkrone kann es sich lohnen, die Kamera im Anschlag zu halten: Nicht selten sind rechts und links des Deiches schnelle Kaninchen, rastende Wildgänse und jagende Greifvögel zu sehen. Nach einigen hundert Metern führt uns ein Asphaltweg rechts vom Deich hinab, und wir kehren damit dem Rhein den Rücken zu. An einer T-Kreuzung biegen wir nach rechts ab und dann sofort nach links. Ein kurzes Stück gehen wir neben der B 288 her, bis wir die Bundestraße auf einer Fußgängerbrücke überqueren. Auf einer Spielstraße erreichen wir Mündelheim.

Am Ende der Spielstraße wenden wir uns nach links, biegen aber an der nächsten Möglichkeit nach rechts ab. Vor uns steht der wuchtige Kirchturm von Mündelheim. Doch schon wenige Meter dahinter wenden wir uns wieder nach links, überqueren die Uerdinger Straße und begeben uns nach links in den Fuchsfeldweg. Gepflegte Vorgärten flankieren unseren Weg durch Mündelheim, der nur wenig später in einen Feldweg mündet, wo die Wohnhäuser von Roggen und Weizen abgelöst werden. An der ersten Möglichkeit hinter dem ersten Feld biegen wir nach rechts ab und gehen bis zum asphaltierten Pfad, wo wir uns links halten. Wir folgen dem Weg zwischen den Feldern – den Ortsteil Serm bereits im Blick – durch eine Rechtskurve bis zum Ortseingang von Serm und lassen ein letztes Mal unseren Blick über das ländliche Idyll schweifen. Wir biegen nach links in die Dorfstraße ein und sehen nach wenigen Augenblicken die St. Dionysiuskirche, welche sich zu unserer Rechten erhebt. Ihr schräg gegenüber entdecken wir das Restaurant Zu den drei Linden, aus dem der Duft von frisch Zubereitetem unseren Appetit anregt, und erreichen wenig später unseren Ausgangspunkt.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 120 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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