Geschichte
Santiago de Compostela liegt ganz im Nordwesten der iberischen Halbinsel, mitten in Galizien, nicht zu verwechseln mit dem polnischen Galicien. Der Ort wurde ab der ersten Jahrtausendwende zum Zielpunkt einer Pilgerbewegung, die bis zum heutigen Tag nicht abreißt. Doch nicht der Ort ist das Ziel, der jährlich viele hunderttausend Gläubige anzieht, sondern das Grab des Apostels Jakobus dem Älteren.

Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels stammt aus meinem Reiseführer über den Jakobsweg von Trier nach Vézelay, der schon lange nicht mehr im Handel erhältlich ist. Die meisten Informationen werden daher veraltet sein und dieser Artikel kann nur als grobe Richtschnur dienen.
Begonnen hat alles mit einer Legende. Der Apostel Jakobus hat im Auftrag Jesu in Spanien den Glauben verkündet. Nachdem er nach Palästina zurückehrte, erlitt er als erster Apostel das Martyrium. Sein Leichnam wurde aus Angst vor den Juden durch seine Jünger nach Spanien gebracht. Dabei benutzten sie den Weg über die See und landeten an der Küste wo das heutige El Padròn liegt. Dort suchten sie einen Ort um die sterblichen Überreste von Jakobus beerdigen zu können. In der Folgezeit geriet das Grab in Vergessenheit bis ein Bischof namens Theodomir Anfang des 9. Jahrhunderts das Grab mit Hilfe eines hell leuchtenden Sternes wieder gefunden haben soll. Schon wenige Jahre später entstand der Glaube an den Heiligen, als er im Jahr 844 in der Schlacht von Clavijo zum Sieg über die Mauren verholfen haben soll.
Von diesem Moment an war Santiago de Compostela im Mittelalter genauso wichtig wie Rom oder Jerusalem und wurde weit über die Grenzen Galiziens hinaus bekannt. Mitte des 13. Jahrhunderts berichtet ein Franziskanermönch davon, sogar in der Inneren Mongolei einen armenischen Mönch angetroffen zu haben, der vom hl. Jakobus sprach. Im europäischen Raum wurde der Jakobsweg jedoch viel früher berühmt. Der erste namentlich erwähnte Pilger ist Bischof Godeschalk von Le Puy. Bereits im Jahre 951 besuchte er das Grab des Apostels. Durch den wachsenden Glauben an Reliquien und Wunder stieg die Zahl derer, die sich auf den beschwerlichen Weg machten, ein Heiligtum zu besuchen. Viele der Santiago-Pilger stammten aus England und Deutschland. Doch den meisten Zulauf hatte der Ort von Franzosen. Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, dass der spanische Abschnitt des Pilgerweges den Namen „camino francés“ trägt und durch Frankreich die vier großen Pilgerwege entlang führen.
Das europaübergreifende Weggeflecht verläuft über Paris, Vézelay, Le Puy und Arles, überquert die Pyrenäen und verschmilzt bei Puente la Reina zum nordspanischen Pilgerweg. Was die Pilgerwallfahrt damals mit sich brachte, würde man heute als Aufbau einer Infrastruktur bezeichnen. Am Wegesrand entstanden nicht nur Klöster, Herbergen und Pilgerhospize, auch Straßen und Brücken wurden neu angelegt. Wie so häufig in der Geschichte fördern Neuerungen aber nicht nur Positives zu Tage. Straßenräuber, Dirnen und Gastwirte sowie Zöllner, die den Pilger betrogen, waren ebenfalls an der Tagesordnung. Im Gesamten kann man aber die Pilgerfahrt zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert aus heutiger Sicht auch als Massentourismus bezeichnen. Immerhin handelte es sich um Pilgerströme von mehreren hunderttausend Menschen, die einmal in ihrem Leben zu einer Heiligenstätte wollten. Die Pilgerfahrt ist neben ihrer spirituellen Bedeutung auch eine Art Ausbruch aus dem harten Leben im Mittelalter. Für viele dieser Menschen gab es nichts Höheres als eine Reise zum Apostelgrab.
Doch ein Pilger marschierte nicht einfach drauf los. Bevor er sich auf die gefahrvolle Reise begab, musste er in der Heimat Vorkehrungen treffen. Dabei galt es, neben der Regelung finanzieller Verpflichtungen, die Reiseerlaubnis bei seinem Pfarrer einzuholen sowie die Festlegung des letzten Willens. Aber selbst wenn dies vor der Reise nicht getan wurde und es während der Pilgerfahrt tragischerweise dazu kam, ein Testament verfassen zu müssen, so gab es auch am Wegesrand noch Einrichtungen, die sich darauf spezialisierten, den letzten Willen nieder zu schreiben. Die Grundausrüstung eines jeden Pilgers war der Pilgerstab, eine Pilgertasche und ein wenig Kleingeld. Hinzu kamen festes Schuhwerk und entsprechende Kleidung, die ihn vor schlechtem Wetter schützen sollte. Es handelte sich oft um eine Pelerine, die mit Leder verstärkt war und einem Filzhut mit einer breiten Krempe. Dieses Äußere wurde schnell zum Symbol des Pilgers und fortan war er als solcher zu erkennen.

Zudem hatten Pilger einen gewissen Rechtsschutz. Sie waren teilweise von Zöllen befreit und die Steuern, die sie in ihrer Heimat zu zahlen hatten, konnten gestundet werden. Gastwirte, die Pilger betrogen oder mit falschen Preisen anlockten, mussten mit hohen Strafen rechnen. Dieser Rechtsschutz zeigt aber auch, dass die Pilger auf ihrem Weg gefährdet waren und ihn eben deshalb benötigten. Eine Pilgerfahrt war und ist kein Spaziergang. Der Pilgerstab beispielsweise diente dazu, sich Hunde und andere Tiere vom Leib zu halten. Doch viel gefährlicher waren die Menschen, die in den Pilgern ein wehrloses Opfer sahen. Denn genau das war ein Pilger zu der Zeit. Ein Wanderer ohne Waffe und wehrlos in der Fremde. Dies wurde teilweise schamlos ausgenutzt, nicht nur von Straßenräubern sondern auch von gewerblichen Herbergswirten, die möglicherweise altes Fleisch verkauften oder sogar im Extremfall den Pilger vergifteten um deren Nachlass zu erhalten.
Das Heilige Jahr
Der 25. Juli ist Jakobstag. Fällt dieses Datum auf einen Sonntag, spricht man vom Heiligen Jahr. Die Heiligen Jahre in diesem Jahrhundert waren 2004 bzw. sind 2010, 2021, 2032, 2038, 2049, 2055, 2060, 2066, 2077, 2083, 2088, 2094 und 2100.
Gründe für die Pilgerschaft
Im Mittelalter pilgerte man, um eine Schuld abzutragen oder Ablass von den Sünden zu erlangen, auf der Suche nach Seelenheil, aus Hoffnung auf Heilung, aber auch einfach nur aus Abenteuerlust. Letzterer Faktor ist nicht zu unterschätzen, denn die Wallfahrt war für die Mehrzahl der mittelalterlichen Pilger die einzige Möglichkeit, aus ihrer streng strukturierten Welt auszubrechen. Damit haben die früheren und die modernen Pilger vieles gemeinsam, denn damals wie heute lässt man auf dem Jakobsweg die Normen des Alltags zurück und begibt sich zurück zu den kulturellen Ursprüngen Europas.
Heutzutage pilgert man aus religiöser, sonstiger geistlicher, kultureller oder sportlicher Motivation. Aber der Jakobsweg ist keinesfalls eine touristische Route oder gar eine Rennstrecke, im Gegenteil: Das geruhsame Pilgern jenseits von Zeit und Ziel ist auch ein Weg zur Selbstfindung. Das entscheidende Erlebnis ist jedoch die Wiederentdeckung der Nächstenliebe und die Begegnung mit Menschen, die alle ihre individuellen Motive zur Pilgerschaft haben und die trotz der Unterschiede vieles verbindet, obwohl man sich doch gar nicht kennt.
Die Jakobsmuschel
Ein wesentliches Merkmal der Jakobspilger ist die Muschel. Bei der Jakobsmuschel (Pecten jaboaeus) handelt es sich um eine 5 bis 15 cm lange essbare Kammmuschel aus dem Mittelmeer. Jeder Pilger, der sich auf dem Weg nach Santiago de Compostela befindet, sollte eine Jakobsmuschel bei sich tragen. Sie alleine ist nicht nur Pilgerabzeichen und Attribut von Jakobus dem Älteren, sondern hat auch eine gewisse magische Wirkung.
Es wird ihr nachgesagt, dass sie Kranke heilt und dem Pilger Glück bringt. Ob dem wirklich so ist, sei dahingestellt. Fest steht allerdings, dass Sie mit der Jakobsmuschel sofort als Pilger erkannt werden und die Gastfreundschaft der am Pilgerweg lebenden Menschen kennen lernen werden. Die Pilger halten es mit diesem Abzeichen unterschiedlich. Die einen tragen eine echte Muschel an einer Kette mit sich, während andere wiederum die Muschel als Abzeichen auf die Jacke, Umhänge oder Hüte nähen. Aber auch als Erinnerung an die Pilgerreise dient die Jakobsmuschel, als greifbarer Gegenstand, den man nach der Rückkehr zu Hause in Ehren halten wird und der einem auf der Reise Schutz bietet. Denn im Mittelalter galt es als Todsünde, einen Pilger mit Muschel zu erschlagen.
Der Legende nach wird erzählt, dass ein Ritter an der Anlegestelle im nordspanischen El Padròn auf Jakobus wartete, als ein heller Schein auf den Apostel fiel. Daraufhin erschrak das Pferd so sehr, dass es in das Meer sprang und den Ritter mit sich in die Tiefe zog. Dieser aber konnte gerettet werden und voller Erstaunen stellten die Retter, bei denen es sich um Jünger des hl. Jakobus handelte, fest, dass sein Körper voll mit Muscheln überzogen war. Damals glaubten die Menschen, dass diese Hilfe nur durch Jakobus vollzogen werden konnte und er als Zeichen seiner Hilfe die Muscheln hinterließ. Dies ist zwar nur eine von vielen Legenden, die sich um das Attribut der Jakobsmuschel drehen. Doch alle besitzen im Kern die Aussage, dass die Muschel bedeutsam ist bei der wundersamen Rettung durch Jakobus.
Die Geschichte der Jakobsmuschel als Attribut der Pilger hatte aber schlicht und einfach auch praktische Gründe. Man konnte sie beispielsweise als Trinkgefäß oder zum Wasserschöpfen nutzen. Ebenso ist sie ebenso als Schale zum Essen äußerst praktisch gewesen. Durch ihre harte und scharfe Kante wiederum konnte die Muschel aber auch als Schneidewerkzeug benutzt werden. Somit hat die Muschel nicht nur den Glauben und die Hoffnung an die Pilgerfahrt gestärkt, sondern gleichzeitig hilfreiche Dienste geleistet. Selbstverständlich profitierten neben den Pilgern auch die Händler in Santiago de Compostela. Denn der Verkauf der Pilgermuscheln war in Nordspanien ein einträgliches Geschäft. So wurden Pilger zur damaligen Zeit denn auch Muschelträger genannt.
Allerdings war es im Mittelalter nicht anders als in manchen Bereichen heutzutage. Die Muschel verkam teilweise vom Pilgerzeichen zur Modeerscheinung. In den höheren Kreisen war es schick, sich mit einer Muschel in der Öffentlichkeit zu zeigen oder sich abbilden zu lassen. In der Folgezeit gab es auch viele Persönlichkeiten und Heilige, die gar nicht nach Santiago de Compostela sondern nach Rom oder in das Heilige Land pilgerten und sich dennoch mit der Jakobsmuschel schmückten. Dabei gab es bei diesen Pilgerzielen ganz andere Pilgerzeichen. So stehen zum Beispiel für eine Pilgerreise nach Rom gekreuzte Pilgerstäbe oder für eine Reise in das Heilige Land ein Jerusalemkreuz.
Der aus Deutschland stammende Papst Benedikt XVI. hat bei der Auswahl seines Wappens sogar auf die Jakobsmuschel zurückgegriffen. Am 24. April 2005 trug der Papst zu Beginn seines Pontifikats ein Messgewand, das mit mehreren gut sichtbaren Muscheln bestickt war. Er möchte damit unter anderem auch eine Symbolik bewahren und der Tradition seines Vorgängers Papst Johannes Paul II. folgen, der als pilgernder Papst in alle Teile der Welt reiste.
Der Pilgerpass
Der Pilgerpass ist eines der wichtigsten Dokumente die der Pilger mit sich führt. Mit diesem Dokument, das auch als Pilgerausweis oder Pilgerbrief bezeichnet wird, weist sich der Reisende als Pilger aus. Man erhält so das Recht für ein geringes Entgelt in den Pilgerherbergen zu übernachten. Der Pilgerpass wird in den Pilgerherbergen, Klöstern, Kirchen, Rathäusern, Postämtern und ggf. Polizeistationen gern gestempelt. Da inzwischen zwischen den genannten Institutionen bereits ein kleiner Wettbewerb herrscht, wer den kunstvollsten Jakobus-Stempel auflegt, erhält der Pilger ein interessantes Andenken, das seinen Reiseverlauf dokumentiert. Leider existieren keine typischen Pilgerherbergen auf dem Weg zwischen Trier und Vézelay, sondern lediglich “normale” Hotels und Pensionen.
Den Pilgerpass sollten Sie sich möglichst schon vor Antritt seiner Reise beschaffen. Er wird denjenigen ausgestellt, die die Reise nach Santiago de Compostela zu Fuß, mit dem Fahrrad oder zu Pferd antreten. Ein weiterer wichtiger Grund für einen Pilgerpass ist natürlich der Beleg, den Weg wirklich absolviert zu haben. Dafür muss man in Nordspanien die letzen 100 km zu Fuß oder die letzten 200 km mit dem Fahrrad bzw. mit einem Pferd zurückgelegt haben.
An- und Rückreise
Mit dem Auto
Wer mit dem Auto nach Trier fahren möchte, der hat die folgenden Möglichkeiten:
Von Norden und Osten kommend, geht es über Koblenz auf die Autobahn 1. Reisende, die über das Ruhrgebiet nach Trier fahren, sollten auch den Umweg über Koblenz (Autobahn 61 oder Autobahn 3) nutzen, da die Autobahn 1 noch nicht durchgehend befahrbar ist.
Pilger, die aus Süden bzw. Südost anreisen, fahren über Ludwigshafen und Mannheim auf die Autobahn 6. Dort geht es am Kreuz Landstuhl auf die Autobahn 62 nordwärts und am Dreieck Nonnweiler auf die A1 Richtung Trier.
Pilger aus der Schweiz oder der Region um Freiburg sollten über die französische Autobahn 4 von Straßburg nach Saarbrücken und dort auf die A 6, die A 620 und dann auf die A1 nordwärts wechseln.
Mit der Bahn
Trier ist von allen deutschen Bahnhöfen aus erreichbar und wird auch mit dem ICE angefahren. Es gibt zahlreiche Verbindungen, um nach Trier zu gelangen. Daher ist es ratsam, sich die beste Möglichkeit im Internet heraus zu suchen unter Web: www.bahn.de.
Von Vézelay aus gibt es mangels Bahnhof keine Zugverbindung. Hier besteht nur die Möglichkeit mit dem französischen Überlandbus in das nahe gelegene Dijon zu fahren und von dort nach Deutschland zurück zu kehren. Allerdings muss man zahlreiche Umsteigemöglichkeiten in Kauf nehmen und lernt das Innere des Hochgeschwindigkeitszuges TGV und des Thalys kennen.
Mit dem Flugzeug
Für die Rückreise nach Deutschland gilt das gleiche wie bei der Bahn. Sie müssen erst nach Dijon. Dort befindet sich ein Flughafen, der auch die deutschen Flughäfen ansteuert.
Mit dem Bus
Auch hier gilt bei der Rückreise: Erst nach Dijon. Von dort verkehrt ein Linienbus von Eurolines in zahlreiche deutsche Städte. Die Abfahrt ist in der Regel erst in den Abendstunden, so dass die Fahrt durch die Nacht hindurch führt. Weitere Informationen finden sich im Internet unter Web: www.eurolines.de.
Mit dem Fahrrad
Wer schon vor dem Beginn der Pilgerfahrt mit dem Rad anreisen möchte, findet ideale Bedingungen vor. Trier liegt direkt an der Mosel und ist vom Deutschen Eck bei Koblenz aus bequem über den Moselradweg zu erreichen.
Einkaufen
Frankreich und Luxemburg sind natürlich moderne Länder und es besteht kein Grund, sich den Rucksack unnötig voll zu packen. Alle Produkte, die in Deutschland erhältlich sind, können Sie auch in Frankreich erwerben. In den größeren Städten wie Metz oder Nancy befinden sich am Ortsrand große und anonyme Einkaufszentren wie zum Beispiel Carrefour oder Hypermarché. In diesen Komplexen gibt es von Käse zu Wanderschuhen alles zu erstehen. Ähnlich ist es mit Lebensmitteln. In fast jedem Ort gibt es einen kleinen Laden, in dem der Nahrungsmittelbedarf gedeckt werden kann. Da die Übergänge zwischen kleinem Tante-Emma-Laden, Supermarkt und gigantischem Einkaufszentrum fließend sind, werden in diesem Führer nur Angaben dazu gemacht, ob eine Einkaufsmöglichkeit besteht, jedoch nicht welche.
Erste Hilfe
Zur Grundausstattung eines jeden Pilgers sollten eine kleine Reiseapotheke und das dazu notwendige Basiswissen gehören. In die Reiseapotheke sollten sich normale Pflaster, Blasenpflaster, eine Nagelschere, Desinfektionsmittel, entsprechende Salben und Binden befinden. Doch bevor Sie diese Dinge benötigen, ist es sinnvoll, der Entstehung von Blasen vorzubeugen. Die wichtigsten Tipps hierzu sind natürlich nur eingelaufene Schuhe zu verwenden. Wer noch nie mit den Schuhen unterwegs war, sollte sie einige Zeit erst zu Hause tragen. Die Socken oder Strümpfe sollten möglichst keine Nähte haben, die drücken oder scheuern könnten. Es kann helfen, dünne Nylonsöckchen unter die normalen Socken anzuziehen.

Wer seine Füße in einem Bach oder Fluss kühlen möchte, der sollte sie anschließend gut abtrocknen. Gerade feuchte oder nasse Füße sind besonders für Blasen anfällig. Bei der Behandlung von Blasen scheiden sich die Geister. Manche empfehlen die Blasen aufzuschneiden, zu desinfizieren und gut trocknen zu lassen, damit sich die neue Haut schnell bilden kann. Andere wiederum schwören darauf, so lange zu laufen, bis die alte Haut der Blase von alleine ein- und anschließend abreißt. Apotheken befinden sich in jeder größeren Ortschaft, zum Teil auch mit Notdienst. Erkennbar sind die Apotheken an der grünen Beleuchtung.
Essen und Trinken
Der Spruch „Essen wie Gott in Frankreich“ kann für Sie auf dieser Pilgerung wahr werden. Frankreich gilt als das Land des Gourmets und die Küche des Landes ist weltweit berühmt. Für manche Franzosen gibt es nichts Wichtigeres als das Essen und ist zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Kultur geworden. So kommt es nicht von ungefähr, dass man in fast jeder Ortschaft mindestens ein kleines Restaurant antrifft. Ist dieses nicht vorhanden, dann vielleicht ein Bistro, eines dieser typischen Treffpunkte, in dem man der französischen Kultur sehr nahe kommt.
Mehr noch als das Essen hat jedoch die Trinkkultur einen hohen Stellenwert in Frankreich. An erster Stelle steht hierbei der Wein. Besonders auf dem Weg, der in diesem Buch beschrieben wird, kommt man an Wein nicht vorbei. Burgund und die Champagne werden durchquert und unzählige Weinberge reichen bis an den Horizont.
Etappen
Es macht natürlich wenig Sinn, Etappenempfehlungen zu geben, weil jeder Pilger ganz unterschiedliche Entfernungen zurück legt und diese Empfehlungen nicht berücksichtigt werden. Leider sind auf der Strecke zwischen Trier und Vézelay keine Pilgerherbergen wie in Nordspanien vorzufinden, so dass die in diesem Buch beschriebenen Etappen in Orte führen, in denen Übernachtungsmöglichkeiten bestehen. Doch auch hierbei gibt es Ausnahmen, da nicht jede Ortschaft in Burgund über eine Pension oder gar ein Hotel verfügt. In den jeweiligen Orten befinden sich jedoch Busverbindungen in Nachbarstädte, die dadurch bequem erreicht werden können. An entsprechender Stelle wird darauf gesondert hingewiesen.
Klima und Reisezeit
Die günstigste Reisezeit liegt zwischen Mai und September, doch auch schon im April oder noch im Oktober kann der Weg zwischen Trier und Vézelay bequem begangen werden. Das Klima ist vergleichbar mit dem rund um Freiburg, das auf gleicher Höhe liegt und als sonnenreichste Region Deutschlands gilt. In den Monaten des Hochsommers kann es besonders in den Ebenen der Champagne extrem heiß werden, so dass Sie früh morgens aufbrechen sollten, um der Mittagssonne zu entgehen. Zu beachten ist auch, dass weite Abschnitte mancher Etappen ohne jeglichen Schattenschutz versehen sind.
Landkarten und Wegmarkierungen
Sie werden zu Beginn des Weges erfreut sein, da der Weg in Trier bis zur Grenze nach Luxemburg mit der allseits bekannten Muschel beschildert ist. Doch nach Verlassen Deutschlands werden Sie keine Wegmarkierung in dieser Art mehr sehen.
Als Landkarten eignen sich die blauen Karten vom Institut Geographique National (IGN). Sie sind im Maßstab 1:100.000 erhältlich. Bei Erwerb in Deutschland kosten sie rund € 9, in Frankreich liegt der Preis unter € 5. Um den gesamten Streckenabschnitt auf französischer Seite abzudecken, benötigen Sie die Kartenausschnitte 11 (Nancy, Metz, Luxembourg), 22 (Nancy Bar-le-Duc), 23 (Troyes, St-Dizier) und 28 (Auxerre, Saulieu). Es existieren zwar auch Landkarten im größeren Maßstab, jedoch hat man dann noch mehr Gewicht, das man mit sich führt und nicht benötigt, da die Karten aus dem Hause IGN völlig ausreichend sind.
Für den deutschen Abschnitt ist eine Karte auf Grund der Wegmarkierung nicht zwingend erforderlich. Wer jedoch auf Nummer Sicher gehen möchte, für den empfiehlt sich die Fahrradkarte Trier und Umgebung der Bielefelder Verlagsanstalt (BVA, ISBN 3-87073-198-2). Sie wird unter dem Namen ADFC-Regionalkarte geführt und hat einen Maßstab von 1:50.000. Der Preis liegt bei € 6,80.
Medizinische Versorgung
In Frankreich verhalten Sie sich in einer medizinischen Notsituation genauso wie zuhause. Das heißt, Sie suchen den Arzt oder ein Krankenhaus auf. Sie legen ihre Europäische Krankenversichertenkarte vor, die bei akuten Notfällen oder chronischen Krankheiten gültig ist. Sie werden nach dem dort gültigen Recht behandelt und müssen unter Umständen Zuzahlungen leisten. Sollte die Karte, aus welchen Gründen auch immer, nicht akzeptiert werden, so müssen Sie in Vorleistung gehen und sich an Hand einer Bescheinigung des behandelnden Arztes die Kosten von Ihrer heimischen Krankenkasse zurückfordern. Achten Sie dabei bitte darauf, dass die erbrachten Leistungen komplett und leserlich aufgeführt werden.
Sinnvoll ist trotzdem weiterhin eine private Auslandskrankenversicherung, die auch einen notwendigen Rückholtransport anbietet.
Natur
Sie pilgern durch Teile der Eifel, gehen durch drei Staaten an der Mosel entlang, treffen auf die Maas, durchqueren Lothringen, Burgund und die Champagne und befinden sich schließlich im Tal der Yonne. Der Weg ist dementsprechend vielfältig in der Natur und Landschaft. Grüne Auen an der Mosel, sanfte bewaldete Hügel in Burgund und natürlich die Weinreben in der Champagne – und nicht nur da. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Auge des Pilgers einiges zu sehen bekommt.
Auch wenn es selbstverständlich ist, dennoch an dieser Stelle der Hinweis, den Müll der bei einer Rast anfällt, bitte so lange mit zu nehmen, bis ein Abfalleimer erscheint.
Post und Telekommunikation
Fast jedes größere Dorf hat eine Post, mindestens eine Telefonzelle. Der Postweg für einen Brief dauert etwa drei bis vier Tage.
Von Luxemburg oder Frankreich wählen Sie immer zuerst die 0049 für Deutschland, 0043 für Österreich und 0041 für die Schweiz. Für die Österreicher und Schweizer gelten die Nummern entsprechend bei einem Anruf aus Deutschland.
Die Vorwahl für Luxemburg lautet 00352, die für Frankreich 0033. Die französischen Telefonnummern werden immer zehnstellig geschrieben, nach jeder zweiten Ziffer folgt ein Punkt. In dieser Telefonnummer ist die Stadtvorwahl bereits enthalten.
Das eigene Mobiltelefon funktioniert problemlos. Beachten Sie hierbei jedoch die Roaming-Gebühren die im Ausland anfallen. Informationen hierzu erhalten Sie bei ihrem Provider. Der Empfang von SMS ist kostenlos. Wenn Sie jemanden in der Heimat anrufen, so vergewissern Sie sich bitte vorher, ob die Telefonnummer in ihrem Telefonbuch mit der deutschen Vorwahl abgespeichert ist. Sonst haben Sie beste Möglichkeiten, einen Franzosen telefonisch kennen zu lernen.
Wer seine Post per E-Mail verschicken möchte, hat in jeder größeren Ortschaft die Gelegenheit dazu. Zahlreiche Internetcafés, die zum Teil aber recht teuer sind, finden sich flächendeckend. Die Internetkürzel für Luxemburg sind .lu und für Frankreich .fr.

Radfahrer
Fahrradfahrer werden auf der Strecke von Trier nach Vézelay gut zu Recht kommen. Zum einen liegt das an der Wegbeschaffenheit, das bedeutet viel Asphalt oder mindestens ein Waldweg und zum anderen sind die Steigungen nicht sonderlich hoch. Stellenweise geht es zwar ständig bergauf und –ab. Doch diese Höhenunterschiede sind nicht steil oder lang anhaltend.
Als Radfahrer haben Sie natürlich Packtaschen und auf gar keinen Fall einen Rucksack. Sinnvoll sind Lenkertaschen, die Sie bei Bedarf schnell abnehmen und als Handgepäck für Geld, Ausweispapiere oder Telefon benutzen können. Auch wenn es in Frankreich nicht Pflicht ist empfiehlt sich immer das Tragen eines Fahrradhelmes.
Unterkunft
Wer nach Santiago de Compostela pilgert, sucht unter anderem auch Ruhe. Manche möchten für sich alleine sein. Diese Möglichkeit bietet der Pilgerweg zwischen Trier und Vézelay wahrscheinlich sogar besser als der Camino in Nordspanien. Denn Pilgerherbergen gibt es im Nordosten Frankreichs derzeit keine und die Infrastruktur ist für Pilger, vorsichtig ausgedrückt, schwierig.
Es ist nicht nur sinnvoll, sondern sogar erforderlich, sich vor der Reise um einen Übernachtungsplatz zu bemühen. Keine Probleme werden Sie unterwegs bei den Etappen nach Metz, Pont-à-Mousson, evtl. Nancy oder auch nach Auxerre bekommen. Dort befinden sich zahlreiche Hotels und Pensionen, bei denen Sie ohne Anmeldung sicherlich noch ein Bett für die Nacht bekommen werden. Schwieriger wird es jedoch bei kleineren Ortschaften, manche bieten entweder gar keine Übernachtungsmöglichkeit oder es besteht die Gefahr, dass andere schneller waren als Sie. Besonders in den Ferienzeiten sollten Sie sich nicht darauf verlassen, unangemeldet einen Schlafplatz zu finden.
Die Etappen in diesem Buch führen teilweise durch Ortschaften, in denen sich keine Pensionen, geschweige denn Hotels befinden. Manche Etappen enden auch in solchen Orten. Leider lässt sich das nicht vermeiden, da es einem Pilger nicht zuzumuten ist, noch weitere zehn Kilometer zu gehen, wenn er schon sein maximales Tagespensum erreicht hat.
Doch dort wo es keine Unterkünfte gibt, befindet sich immer eine Bushaltestelle, von der aus ein Bus in eine größere Ortschaft in der Umgebung fährt und Sie am nächsten Morgen wieder zurück bringt.
Des Weiteren gibt es die Organisation Gîtes de France, ein Zusammenschluss von Hotels, Privatpensionen und Gästezimmern. Zu erkennen sind sie an dem grünen Zeichen. In französischen Buchhandlungen ist ein Führer über die angebotenen Adressen erhältlich. Doch für einen Pilger ist das Buch, welches über ganz Frankreich handelt und über 8000 Adressen beinhaltet, leider etwas schwer.

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 120 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
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