Schon lange habe ich mir gewünscht, mir eines Tages den Weltraumbahnhof in Cape Canaveral anzuschauen. Auf unserer Reise mit dem Auto durch Florida nach New York habe ich mir diesen Wunsch erfüllen können und besuchte das Kennedy Space Center.
Wir übernachteten in einem Hotel in Cocoa Beach, nur wenige Meter von der Stadtgrenze zu Cape Canaveral entfernt. Aber das geht auf diesem schmalen Küstenstreifen sowieso alles ineinander über. Wir nahmen eigentlich an, dass wir einen Vormittag für die Besichtigung des Kennedy Space Centers brauchen würden und am Nachmittag wieder in Cocoa Beach wären. Das war definitiv ein Irrtum, erst am frühen Abend kamen wir zurück zum Hotel. Der Grund ist schlicht die Größe und das Angebot des Geländes. Doch beginnen wir von vorne.
Zunächst einmal folgt man sehr lange den Hinweisschildern zum Besucherzentrum und fährt dabei schon an diversen Einrichtungen des Kennedy Space Centers vorbei bis man schließlich die großen Besucherparkplätze erreicht. Nach dem Kauf der Eintrittskarte befindet man sich nicht in einem gewöhnlichen Besucherzentrum, sondern betritt einen Bereich, der schon ein wenig an einen Freizeitpark erinnert. Nur eben, dass dieser Freizeitpark einen eher ernsthaften Hintergrund hat und auch nicht in verschiedene Themenwelten unterteilt ist. Das einzige Thema, um das es hier geht, ist natürlich die Reise in den Weltraum.
Besuch am Rocket Garden
Kurz hinter dem Eingang gibt es daher zunächst einmal auf der linken Seite den Bereich der Helden und Legenden. Der ist relativ neu und war zum Zeitpunkt unseres Besuchs noch in Bau. Daher begannen wir unsere Tour durch das Areal mit dem Rocket Garden, der gleich dahinter erscheint. Hier ragen einige historische Raketen in die Höhe. Eine der größeren Raketen, die Saturn Ib-Rakete liegt quer und zeigt ihre ziemliche Größe. Gleich daneben kann man in den Nachbau eines Kommandomoduls klettern. Ganz authentisch liegt man hier auf dem Rücken und blickt dabei nach oben. Jetzt muss man sich nur noch vorstellen, dieses Modul wäre tatsächlich auf einer Saturn-Rakete montiert und würde ins All geschossen werden.
Nachdem ich wieder aus dem Modul herausgeklettert bin, ging es gleich weiter zum Astronaut Encounter. Dort kann man einen Astronauten bei einem Vortrag erleben. Wir lauschten den interessanten Worten von Jon McBride, der einige Anekdoten seiner Astronauten-Karriere von sich gab. Er war im Oktober 1984 Pilot der Challenger und hätte später eigentlich noch Flüge mit der Atlantis und der Columbia absolvieren sollen. Doch diese wurden wegen der Challenger-Katastrophe im Januar 1986 abgesagt. Damit war Jon McBride acht Tage im Weltall. Nach seinem Vortrag stellte er sich noch dem Publikum für Fotos bereit, was wir uns nicht entgehen ließen. Wann wird man schon mal mit einem waschechten Astronauten fotografiert?
Natürlich gibt es noch einige Einkehrmöglichkeiten, doch unser nächster Weg führte uns zu einem Shuttlebus, mit dem wir über zehn Kilometer weit fuhren. Das veranschaulicht ganz gut die Größe des gesamten Areals. Immerhin haben wir auf der zehn Kilometer langen Fahrt nämlich nur einen kleinen Teil vom Kennedy Space Center gesehen.
Auf dem Weg zur Saturn V
Bei der Fahrt kommt man zum Beispiel am Vehicle Assembly Building vorbei. Dieses Gebäude ist „nur“ 160 Meter hoch, aber hat nur eine Etage. Daher gilt es als das größte eingeschossige Bauwerk der Welt. Gebaut wurde es für die Herstellung der Saturn V-Raketen, die hier im senkrechten Zustand gefertigt wurden. Um sie aus dem Gebäude heraus zu bekommen, öffnete man einfach nur die Tore. Diese sind 139 Meter hoch und damit die größten Tore weltweit. Stolz ist man hier übrigens auch auf die Flagge, die an eine der Seitenwände gepinselt wurde. Sie ist über 60 Meter hoch und die größte Abbildung der amerikanischen Staatsflagge.
Aber wie gesagt, hier fuhren wir nur vorbei. Das eigentliche Ziel war das Apollo/Saturn V-Center. Die unter Wernher von Braun entwickelte Rakete Saturn V war die Mondrakete, die im Apollo-Programm genutzt wurde. Kein Wunder also, dass sich in diesem Center alles um die Mondlandung drehte.
In einer Besuchergruppe wurden die Leute aus dem Bus von Raum zu Raum gebracht, in denen die Geschichte und Entwicklung ziemlich gut erläutert wurde. Man wollte so ein wenig den Eindruck vermitteln, man sei Zuschauer beim Start einer Saturn V, die auf dem Weg zum Mond sei. Nach dem Countdown öffnete sich schließlich die letzte Tür und man betrat eine Halle, in der die riesige Rakete in Originalgröße quasi unter der Decke hing. Sehr beeindruckend war auch hier wieder die Kommandokapsel, in der die drei Astronauten Platz nehmen mussten. Diese Kapsel wirkte gegen den Rest der Rakete furchtbar winzig.
Mitbringsel vom Mond
Zahlreiche Titelbilder von weltweit erscheinenden Zeitungen waren unter anderem an der Wand angebracht, die alle nach der Mondlandung von dem Ereignis berichteten. Außerdem gab es Raumanzüge, das Mondauto und auch Mondgestein zu sehen. Einen kleinen Mondsplitter durfte man unter Glas sogar berühren. Also habe ich an dem Tag nicht nur einen echten Astronauten berührt, sondern auch den Mond.
Außerhalb der Halle kommt man zu einer Besuchertribüne, von der aus man nicht nur das Vehicle Assembly Building sehen kann, sondern auch die Abschussrampe 39A. Dieser Startkomplex ist knapp sechs Kilometer Luftlinie vom Saturn V-Center entfernt und der Ort, an dem die Mondraketen und Space Shuttle in die Höhe geschossen wurden. Sowohl die Apollo 11-Mission, die zum Mond führte, als auch die beiden verunglückten Space Shuttle Challenger und Columbia, startetn im Launch Complex 39A.
Besichtigung der Raumfähre Atlantis
Anschließend fuhren wir mit dem Shuttle-Bus wieder zurück zum eigentlichen Besucherzentrum. Dort wartete ein weiteres Ereignis auf uns. Ebenfalls aufgemacht wie in einem Freizeitpark wurden wir durch mehrere Hallen geführt und standen zum Schluss mit einer großen Gruppe in einer Halle. Ein Film über das Space Shuttle Atlantis wurde an die Wand projiziert. In der Schlussszene kam das Raumschiff auf uns zugeflogen und plötzlich endete der Film und die Wand entpuppte sich als Vorhang. Dieser wurde blitzschnell geöffnet und an der Stelle, wo wir vor einem Augenblick noch das Space Shuttle im Film sahen, stand die Atlantis plötzlich vor uns. Der Vorhang war nichts anderes als ein Durchgang zur nächsten größeren Halle, wo sich eben die Atlantis befindet. Dieser Übergang wurde wirklich gekonnt gemacht.
In dieser Halle drehte sich natürlich alles um das Space Shuttle-Programm und speziell um die Atlantis, die im Jahr 2011 ihren letzten Flug hatte. Doch es wurden nicht nur die Erfolge der NASA gefeiert, sondern auch an die Unglücke erinnert. Sowohl in einem Nebenraum der Halle als auch draußen auf dem Gelände, wo das Astronauts Memorial an alle verunglückten Astronauten erinnert, die im Rahmen der Weltraumreisen ihr Leben ließen.
Der Besuch des Kennedy Space Centers hat deutlich länger gedauert als erwartet und dabei haben wir das Imax-Kino noch nicht einmal besucht. Aber es hat auf jeden Fall Spaß gemacht und es war ein prima Einblick in die Geschichte der Raumfahrt. Es hat etwas Freizeitpark und historischem Ort, wobei diese Gratwanderung ziemlich gut gelungen ist.
Hallo 🙂 Hört sich ja interessant an 🙂 Gibt es auch die Möglichkeit am assembly building auszusteigen, oder selbst mit dem Auto bis davor zu fahren? Würde mich schon interessieren mir es länger anzuschauen und Fotos zu machen 🙂
Hallo,
also mit dem Auto definitiv nein. Außer man ist Mitarbeiter bei der Nasa, denn das gesamte Areal ist natürlich abgesperrt und es gibt nur einen Besucherparkplatz am Eingang des Besucherzentrums. Ob man auf einer anderen Bustour, eventuell an bestimmten Tagen, am Gebäude aussteigen kann, ist mir nicht bekannt. Möglicherweise hängt das auch von den jeweiligen Aktivitäten und Tätigkeiten auf dem Gelände ab, die zu dem Zeitpunkt stattfinden. Bei uns war es nicht möglich, sonst hätte ich natürlich dort auch Bilder gemacht.