Am Nordkanal und rund um Kaarst

Der Kaarster See im Westen der gleichnamigen Ortschaft will uns mit seinem Sandstrand zu Badefreuden verlocken, doch nach seiner Umrundung genießen wir die Wanderung rund um die Stadt Kaarst. Sie führt uns an der geduckten St. Martinuskirche vorbei und bringt uns zum Nordkanal, wo wir auf den Spuren napoleonischer Baukunst wandeln.

Pkw/Parken: Parken an der Neersener Straße in Höhe der Haltestelle Kaarster See oder direkt am Kaarster See.
ÖPNV: Mit der S-Bahnlinie 28 ab Neuss Hbf. bis Kaarster See.
Rundweg: Ca. 13 Kilometer/3–3,5 Stunden
Streckenprofil: Überwiegend asphaltierte Wege
Einkehr: Deutsches Haus Kaarst, Kaiser-Karl-Str. 3, 41564 Kaarst, Tel. (0 21 31) 60 30 59, www.deutscheshaus-kaarst.de (Di geschl.)
Am Wegesrand: Nordkanal; Kaarster See; Kaarst; St. Martinuskirche

Den Bahnsteig der Haltestelle verlassen wir und gehen nicht nach rechts zur Straße, sondern direkt links in den dichten Wald hinein. Schon nach wenigen Metern biegen wir rechts ab, genießen die frische Luft im Forst und wenden uns an einer Gabelung nach rechts. Kurz darauf lädt eine Picknickhütte zu einer Pause ein, doch da wir ja gerade erst gestartet sind, gehen wir an der Gabelung neben der Hütte halbrechts weiter. An einem Sportplatz wandern wir vorbei und lassen auf dem schnurgeraden Waldweg mehrere Abzweigungen nach links liegen. Ein Abzweig nach rechts weckt jedoch unsere Neugier und bringt uns zu dem nur wenige Meter parallel verlaufenden Nordkanal.

Mit dem Grand Canal du Nord, zu Deutsch Nordkanal, plante Napoléon eine Wasserstraße zwischen der Nordsee, der Maas und dem Rhein. Selbstverständlich fließt das Wasser des Rheins und der Maas ohnehin in die Nordsee, doch die Mündungen in der Niederlande standen zunächst nicht unter der Kontrolle des französischen Feldherrn. Dies änderte sich erst im Jahr 1810 womit der Kanal zu diesem Zeitpunkt nicht mehr benötigt wurde. So wurden die Arbeiten am Kanal daraufhin eingestellt, obwohl dieser bereits zu einem Drittel fertig gestellt war. Nachdem die Franzosen verschwanden nutzte die preußische Verwaltung den fertigen Abschnitt zur Beförderung von Kohle und kurzzeitig sogar auch zur Personenbeförderung, doch schon seit dem Jahr 1850 fuhr kein Schiff mehr auf dem Nordkanal. Er verkümmerte zu einem Abwasserlauf und wurde erst zur Euroga im Jahr 2002 wieder zum Leben erweckt. Seine geplante Trasse wurde als Radweg abgesteckt, der nun auf einer Länge von 100 Kilometern die Städte Neuss und Nederweert in der niederländischen Provinz Limburg miteinander verbindet.

Wir überqueren den Kanal, biegen direkt dahinter an der Landstraße links ab und überqueren die Landstraße, um wiederum nach rechts abzubiegen. Ein großer Parkplatz deutet bereits auf eine nächste Sehenswürdigkeit hin, die sich schon wenig später schon vor uns ausbreitet – der Kaarster See.

Eigentlich handelt es sich beim Kaarster See um zwei Gewässer. Am kleineren von beiden, der immer noch 6 Hektar groß ist und eine Tiefe von bis zu 5 Meter hat, befindet sich jedoch die Naherholungsanlage Kaarster See, die namensgebend für beide Seen ist. Mit einer guten Wasserqualität und sogar einem Badestrand lockt er in den Sommermonaten Wasserratten aus Nah und Fern. In seinem größeren Pendant darf zwar nicht geschwommen werden, doch bestehen dort Segel-, Surf- und Tauchmöglichkeiten.

Hinter dem Parkplatz biegen wir links ab und wandern am südlichen Seeufer entlang. Am Vereinsgebäude des Sportfischervereins gabelt sich unser Weg und wir wandern halbrechts weiter. Mit Genuss spazieren wir unmittelbar am Seeufer entlang und biegen am Ende des Sees rechts ab, um die schimmernde Wasseroberfläche nicht aus den Augen zu verlieren. Auf dem schmalen Weg wandern wir beinahe komplett um den Kaarster See, am Nordrand auch in Begleitung einer Autobahn, die unsere Wanderung jedoch nicht trübt.

Historische Bauwerke beim Wandern
Historische Bauwerke beim Wandern

Nachdem wir die Autobahn hinter uns haben, wenden wir uns vor einem Kinderspielplatz und einem Badestrand an einem Abzweig nach links und wandern entlang von Tennisplätzen bis zu einer kleinen Straße. An dieser biegen wir rechts ab, wenden uns hinter einem weiteren Parkplatz nach links und gehen an einem Sportplatz vorbei. Sowohl den Sportplatz als auch den Bereich des Kaarster Sees lassen wir nun endgültig hinter uns, indem wir hinter einem Feld nach rechts abbiegen. Zunächst wandern wir auf einem schmalen Pfad am Feld entlang, stoßen jedoch nach kurzer Zeit auf einen quer verlaufenden Asphaltweg, an dem wir uns nach links wenden.

Nach kurzer Zeit überqueren wir den Wendepunkt einer Bushaltestelle und gehen an einem kleinen Feld entlang bis zu einer Gabelung. Flugs sind wir rechts auf die Alte Heerstraße abgebogen und passieren einige dicht stehende Bäume, aus denen Vogelgezwitscher unsere Wanderung versüßt und im weiteren Verlauf Felder über die wir nach rechts hinweg blicken können und dabei den Ortsrand von Kaarst erkennen.

Die Stadt Kaarst besteht aus den fünf Stadtteilen Büttgen, Holzbüttgen, Driesch, Kaarst und Vorst, ist jedoch nicht eigenständig und gehört zum Rhein-Kreis Neuss. Geprägt ist Kaarst von der S-Bahnlinie im Süden, die parallel zum hier verbliebenen Überrest des Nordkanals verläuft sowie von den Autobahnen 52 und 57 zwischen denen die Ortschaft liegt, dadurch aber wiederum eine gute Anbindung an andere Städte der Region hat. So sind Neuss, Düsseldorf und Mönchengladbach sowohl mit öffentlichen Verkehrsmitteln als auch mit dem eigenen Pkw sehr gut zu erreichen. Auch Fahrradreisende sind durch die „Fietsallee am Nordkanal“ auf bequemen Wegen gut an den Rheinradweg angebunden.

Über eine Kreuzung hinweg erreichen wir einen weiteren Wendehammer sowie einen Parkplatz, der zum angrenzenden Friedhof gehört. Den Friedhof zu unserer Linken wandern wir durch eine Wohnstraße und kommen zu einer Hauptstraße, die wir nach halbrechts überqueren, um der dortigen St. Martinuskirche einen Besuch abzustatten oder im gegenüber liegenden Deutschen Haus einzukehren.

Die Pfarrkirche Alt St. Martinus in Kaarst wurde bereits vor eintausend Jahren auf einem ehemaligen Gräberfeld errichtet. Der Westturm zur heutigen Straße hin und die Seitenschiffe folgten wenige Jahrzehnte später. Bis in das 19. Jahrhundert blieb das Äußere des Gotteshauses beinahe unverändert, doch die Zahl der Gemeindemitglieder nahm durch die Industrialisierung stark zu, was eine Vergrößerung der Kirche erforderte. Es folgte Mitte des 19. Jahrhunderts ein Querschiff und später wurde noch der Chor verlängert. Anstatt einer nächsten baulichen Erweiterung nach dem Zweiten Weltkrieg entschloss man sich vielmehr in rund 300 Meter Entfernung neue Kirche St. Martinus zu erbauen.

Wir gehen rechts an dem hübschen Gotteshaus vorbei und biegen dahinter gleich nach links ab. Es folgt die Büdericher Straße, auf der wir nach rechts abbiegen bis wir die gleichnamige Kindertagesstätte erreichen und hinter ihr abermals nach rechts wenden. Auf der Moerser Straße durchqueren wir Kaarst und wandern einige Zeit später über die Niederdonker Straße hinweg auf einem schmalen Fußweg weiter. Nun wandern wir mit vielen Abzweigungen durch das nordöstliche Wohnviertel von Kaarst. An der Straße Am Hoverkamp biegen wir also rechts ab, gehen vor dem Ende der Sackgasse nach links und umrunden am Ende des Weges in einem Linksbogen das vor uns stehenden Wohnhaus. Dabei blicken wir auf der linken Seite auf ein Feld, kommen wieder zu einer Straße aus, an der wir links abbiegen und wandern auf einem schmalen Pfad bis zur Hauptverkehrsstraße, der Neusser Straße.

Wir biegen links ab, unterqueren die Hochspannungsleitung und biegen direkt dahinter wieder rechts in den Hoferhofweg ein, wo es wenig später links um eine Kurve herum geht.

Wir folgen dem gut ausgebauten Weg durch eine Baumschule, überqueren einen Querweg und erfreuen uns an dem Anblick zahlloser Baumreihen. Diese werden von mehreren Feldern abgelöst, bevor wir den mittlerweile dritten Wendehammer erreichen und geradeaus in die Danziger Straße weiter gehen. Nach einem kleinen Wohnviertel folgt mit der Weckenhofstraße ein Gewerbegebiet, in dem wir durch eine Rechtskurve bis zur Girmes-Kreuz-Straße weiter gehen. Hier halten wir uns links, überqueren ein weiteres Mal eine Landstraße und haben wieder den bereits bekannten Nordkanal erreicht.

Vor dem Kanal biegen wir rechts ab und wandern neben dem kleinen Gewässer nun lange geradeaus. Ein Verlaufen ist hierbei nicht möglich, da wir einfach geradeaus bleiben, zwei S-Bahnhöfe passieren und anschließend nach einem Waldstück zu unserem Ausgangspunkt gelangen.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 120 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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