Wir waren in Norwegen. Es war wunderbar, dieses Land kann einfach alles. Bilder und Berichte kommen noch. In diesem Thread geht es aber darum, dass wir die Reise mehr oder weniger abbrechen mussten.
Eines schönen Morgens an einem Freitag piepte plötzlich das Display im Armaturenbrett. Ich las etwas von AdBlue und sagte noch: "Ah okay, müssen wir heute Abend wohl wieder auffüllen." Erst dann realisierte ich, dass da nichts von Füllstand steht, sondern etwas von System und Fehler. Also nochmal genauer geschaut, rechts ran gefahren, gegoogelt und festgestellt, dass diese Meldung nicht lustig ist.
Im Netz wurde in diversen Foren (ein Thread brachte es auf 148 Seiten) über AdBlue-Probleme berichtet. Gezielt suchten wir natürlich nach Citroen, aber auch bei anderen Herstellern wird da so einiges gemunkelt. Alle hatten aber die mehr oder weniger gleiche Aussage: Nach dieser Fehlermeldung kommt noch eine weitere ("Motor überprüfen lassen") und eine letzte Meldung ("Kein Motorstart in xxx km"). Wobei die Aussagen zu den Kilometerangaben von 400 bis 1100 variierten.
Unser Problem: Es war Freitag, wir waren im teuren Norwegen und wir wollten eigentlich noch ein Stück nach Norden. Sollten wir das wagen? Was, wenn der Wagen uns plötzlich ankeift, dass er in 400 Kilometern nicht mehr gestartet werden könne? Unser erster Weg führte uns zu einer Bosch-Station, da weit und breit keine andere Werkstatt, schon gar nicht Citroen, zu greifen war. Zwei Stunden mussten wir dort warten, damit uns der Mechaniker im Grunde genommen bestätigt, was wir schon im Netz rausgelesen hatten. Die ersten knapp 80 Euro wechselten damit den Besitzer.
Kernaussage ist, dass es sich wohl um die AdBlue-Pumpe handelt. Entweder habe diese einen Defekt oder das AdBlue würde sich kristallisieren oder was auch immer. Aber in fast allen Fällen sei es eben die Pumpe. Diese befindet sich jedoch im AdBlue-Tank und kann einzeln nicht getauscht werden. Es müsse immer, wirklich immer, der gesamte AdBlue-Tank getauscht werden. In Deutschland würde der Preis zwischen 1200 und 1500 Euro liegen. Der Boschmann in Norwegen erinnerte sich daran, dass er das auch mal machen musste und die Kosten in Norwegen bei 2.500 Euro liegen würden.
Damit beschlossen wir, nicht mehr weiter nach Norden zu fahren, sondern den direkten Weg nach Süden zu nehmen. Raus aus Norwegen, damit es im Schadensfall nicht mehr ganz so teuer wird. Die Meldung und auch bereits die zweite "Motor-prüfen-lassen"-Meldung hat der Herr zwar gelöscht, aber keine zehn Kilometer später tauchte sie wieder auf. Wir waren natürlich total enttäuscht, weil die Reise bis dato wirklich traumhaft schön war. Zwei, drei Sachen hätten wir noch besuchen wollen, die wir selber noch nicht kannten und auf die wir uns freuten, aber wir zogen den Verzicht vor.
Da wir aber nun noch eine Woche Zeit hatten, beschlossen wir, ganz langsam mit kurzen Etappen heimwärts zu fahren. In Stress wollten wir nicht verfallen. Wir telefonierten sogar noch mit zehn Werkstätten im Umkreis von Oslo, darunter auch Citroen, um für die Woche darauf vielleicht doch einen Werkstattaufenthalt bekommen zu können und um zu erfahren, wie hoch der Preis wirklich wäre. Aber alle zehn Werkstätten waren zwar absolut freundlich, doch gaben uns zu verstehen, dass jetzt die Ferien stattfinden würden und sämtliche Norweger ihre Wagen durchchecken lassen, während die Mitarbeiter der Werkstätten selber im Urlaub seien. Es gab absolut keine Chance auf einen Termin. War vielleicht auch besser so.
Außerdem tankten wir das Wohnmobil voll. Mit einer Reichweite von knapp 1.000 Kilometern bei einem vollen Tank könnten wir wenigstens aus Norwegen raus, wenn wir den Motor nicht ausmachen würden.
Am Abend standen wir an einem See und ich googelte nochmal ganz in Ruhe. Dabei las ich von einem Womobesitzer, der genau dieses Problem ebenfalls in Norwegen hatte. Er behalf sich damit, dass er ein OBD-Gerät hatte und die Fehlermeldung jedes Mal weglöschte. So sei er noch bis zum Nordkap und wieder nach Hause gefahren, insgesamt 4.000 Kilometer. Ein OBD-Gerät? Ich las schon öfter mal davon, denn unser Pkw hatte in den Wochen vor der Reise ebenfalls Fehlermeldungen angezeigt, für die ich teilweise unnötig mehrere Werkstätten aufsuchen musste, nur damit die einen Fehler auslesen und wieder resetten.
Also schaute ich online noch bei Biltema vorbei und siehe da, die haben nicht nur OBD-Geräte für relativ kleines Geld, sondern gleich im nächsten Ort gibt es eine Filiale. Am nächsten Morgen fuhren wir also zu Biltema und mussten schmunzeln. An der riesigen Schaufensterfront machten sie Werbung dafür, dass sie schwedische Preise hätten. Wir kennen natürlich die Unterschiede nicht, aber das OBD-Gerät, für das wir uns entschieden, kostete knapp 40 Euro. Es war das teuerste im Laden und wir fanden den Preis total okay.
Wer es nicht kennt: Ein OBD-Gerät ("On Board Diagnose") oder auch Scanner, wird einfach an den Anschluss im Sicherungskasten angeklemmt. Auf einem Display (oder bei anderen Geräten in einer App auf dem Telefon) kann man dann die Fehler auslesen und auch wieder löschen. Natürlich ist das nicht mit den professionellen Geräten in Werkstätten zu vergleichen, die noch viel tiefer im System lesen können. Aber für unsere Zwecke reichte das. Wir haben das noch nie gemacht und fanden das total spannend. Die Anleitung für das kleine Gerät war auf Norwegisch, Schwedisch, Dänisch und Finnisch. Noch nicht mal auf Englisch. Gut, dass sich heute alles leicht mit dem Telefon übersetzen lässt.
Und wie stolz wir waren, als wir den Fehler auslesen konnten (identische Nummer wie bei Bosch) und natürlich löschten. Wir löschten die Fehlermeldung sogar besser als der Herr von Bosch. Denn dieses Mal kamen wir 70 Kilometer weit, ohne dass uns das Display anpiepste. Immerhin. Natürlich ist das eigentliche Problem nicht behoben, aber es beruhigte uns sehr, dass wir selbst die Androhung, der Motorstart wäre irgendwann nicht mehr möglich, getrost weglöschen könnten.
So verbrachten wir also noch zwei angenehme Abende in Südnorwegen, eine Nacht in Schweden und drei weitere Nächte in Dänemark und reisten ganz entspannt nach Hause. Jeden Morgen löschten wir die Fehlermeldung, nur damit sie nach einiger Zeit wieder erscheint. Zwischenzeitlich telefonierten wir bereits mit einer Citroen-Werkstatt in Münster, für die wir am kommenden Montag einen Termin haben. Der Werkstattleiter bestätigte, dass wir das so machen können. Doch wir sollten den Wagen bloß nicht ohne Fehlermeldung vorbeibringen. Klar, daher haben wir am letzten Tag nichts mehr gelöscht. Interessanterweise kam sie am vorletzten erst nach 150 Kilometern. Wir machten uns schon Sorgen, dass wir nach Hause kämen und der Fehler nicht mehr angezeigt werden würde. Das wäre irgendwie richtig blöd gewesen.
Na gut, aber die Fehlermeldung kam und 200 Meter, bevor wir den Wagen hier in Nordkirchen abstellten, kam dann auch die zweite Fehlermeldung ("Motor überprüfen lassen"). Nun bleibt der Wagen erstmal bis Montag stehen und dann werden wir ja erfahren, was gemacht werden muss. Der Werkstattleiter sagte uns bereits am Telefon, dass wir eventuell nur ein Update bräuchten. Einerseits gut, andererseits schon seltsam. Außerdem, und das lasen wir auch bereits im Netz, würde es von Citroen Kulanz geben. Sehr wahrscheinlich sogar bei einem sieben Jahre alten Fahrzeug wie dem unseren. Wir lassen uns überraschen und ich werde berichten.
Eins steht aber schon mal fest: Wir werden jetzt immer ein OBD-Gerät mit dabei haben.