Der Römerberg bei Senheim

Stampfend ziehen die Schiffe auf der Mosel unter unseren Füßen entlang, wenn wir den Fluss überqueren. Lange können wir ihnen noch hinterher winken während wir auf den sanft ansteigenden Römerberg wandern. Oben besichtigen wir Römergräber und genießen die Aussicht auf das enge Moseltal mit seinen Weinbergen. Auch sie sind eine Erbe der Römer, die hier vor etwa 2000 Jahren die ersten Reben pflanzten.

Der folgende Text stammt aus meinem nicht mehr erhältlichen Reiseführer „Wanderungen an der Mittelmosel“. Die Angaben können daher veraltet sein.

Den Parkplatz in Senheim lassen wir hinter uns, queren die Landstraße und gehen unter einer Trauerweide mit ihren weit ausladenden Ästen geradeaus in eine Grünanlage. An einer T-Kreuzung blicken wir auf das ruhige Hafenbecken und wenden uns nach links. Wir schauen den Tennisspielern bei ihren Aufschlägen zu und erreichen nach kurzer Zeit rechter Hand die Zufahrt zu einem Campingplatz. Wir aber folgen der Landstraße nach rechts über die Moselbrücke.

Blick über die Mosel nach Senheim
Blick über die Mosel nach Senheim

133 Mal kann man von der Quelle bis zur Mündung das Moselufer wechseln. Allein im Tal der Mittelmosel zählen wir 28 Brücken. Die meisten Bauwerke stehen auf französischer Seite, doch viele interessante Brücken befinden sich in Deutschland. Dazu zählt natürlich die älteste Brücke des Landes, die aus dem 1. Jahrhundert stammende Römerbrücke bei Trier. An der Mittelmosel beeindruckt die 314 Meter lange Doppelstockbrücke zwischen Alf und Bullay. Auf der unteren Etage verläuft eine Landstraße, während über den Pkw-Fahrern die Regionalbahnen 81 und 82 zwischen Trier und Koblenz im Stundentakt pendeln. Noch mehr Aufmerksamkeit könnte in Zukunft die Hochmoselbrücke bei Ürzig erlangen. Sie wird mit ihren 160 Metern Höhe größer werden als die Moseltalbrücke bei Winningen, auf der die Autobahn 61 in Schwindel erregender Höhe verläuft.

Hinter der Brücke wenden wir uns nach rechts und erreichen mit dem Ortseingangsschild die ersten Häuser des Senheimer Ortsteils Senhals. Zur Linken lockt die Küche des Restaurants Zur Brücke mit aromatischen Düften. Wir wandern nur ein kurzes Stück zwischen den Wohnhäusern und erreichen eine Kreuzung. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite entdecken wir eine kleine, geduckte Kapelle.

Wanderung auf den Römerberg

Wir aber biegen links ab und folgen dem Straßenverlauf, der uns bergauf und über eine Landstraße führt. Zu Beginn einer ruhigen Wohnsiedlung halten wir uns vor einem hübschen Holzhaus rechts und biegen an der ersten Möglichkeit wieder nach rechts ab. Auf dem asphaltierten Weg wenden wir uns vor der Landstraße nach links und wandern parallel zu ihr auf den Römerberg hinauf. Dichte Hecken, aus denen Pfirsich- und Apfelbäume ragen, sind uns jedoch ein schöner, natürlicher Sichtschutz, während wir uns dem Gipfel des Römerberges nähern.

Der Römerberg wie in Hollywood
Der Römerberg wie in Hollywood

Mit den Römern, die den Wein nicht verachteten, kam auch die Traube aus dem Süden an die Mosel. Man erkannte die ideale Weinbaulage an den sonnigen Moselhängen, insbesondere am Nordufer des Flusses. Nach Jahrhunderten gingen die Römer zwar, doch der Wein blieb.
Die Römer hinterließen nicht nur den Wein. Zahlreiche römische Anlagen entlang der Mosel sowie im Hunsrück und der Eifel bezeugen noch heute die damalige Vormachtstellung – seien es die Tempelanlage Martberg bei Pommern, die Wasserleitung Waldrach bei Trier oder die Villa Rustica in Mehring. In dieser Region stoßen wir immer wieder auf solche Stätten und lernen so viel über das römische Leben.

Auf unserem sanft aufwärts verlaufenden Weg erkennen wir zwischen den zahlreichen Rebstöcken zu unserer Linken immer wieder Winzer, die ihre reifenden Trauben pflegen. Im Hintergrund erkennen wir das mittlerweile weit unter uns liegende Moseltal mit der Ortschaft Senheim. Es dauert nicht lange, bis wir auf dem Römerberg unseren Weg nach links verlassen und über Treppen hinab zu den römischen Grabkammern von Nehren steigen.

Grabstätten auf dem Römerberg

Nach Nehren hin fällt der Römerberg sanft ab. Unzählige Rieslingtrauben reifen hier in den Sommermonaten. Doch unser Blick wird abgelenkt durch zwei steinerne Bauten mit von Säulen getragenen Dächern, die nicht so recht in das Landschaftsbild passen wollen. Es sind restaurierte 2.000 Jahre alte Grabkammern, in denen die Römer ihre Leichname bestatteten. 1912 wurden die damals teilweise verschütteten Kammern zum ersten Mal besichtigt und dokumentiert. Doch es sollte noch bis in die 1970er-Jahre dauern, bis eine genaue Untersuchung der mit zahlreichen Wandbemalungen geschmückten Kammern erfolgte. Die zweigeschossigen Grabkammern haben einen Grundriss von 3 x 4 Metern und waren tempelförmig angelegt. Im Untergeschoss der westlichen Kammer kann man durch ein kleines Fenster in der Tür ein Blick auf die noch originalen Wandbemalungen aus gelbem und rotem Ocker werfen. In den Obergeschossen informieren Hinweistafeln über die Konservierung und Restaurierung der Anlage.

Schafe am Wegesrand
Schafe am Wegesrand

Nach einer ausgiebigen Erkundung der interessanten Grabanlagen und einer erholsamen Pause gehen wir vor den Eingängen der Kammern geradewegs den Berg hinab. Auf den aus Rasengittersteinen gelegten Stufen kommen wir zu einer T-Kreuzung. Wir wenden uns nach links und passieren einen an den legendären und berühmten Hollywoodhügel erinnernden Schriftzug Römerberg, der die Weinlage verkündet. Kurz darauf treffen wir wieder auf den asphaltierten Fußweg neben der Landstraße und folgen ihm ein kurzes Stück nach rechts. Doch schon an der ersten Möglichkeit biegen wir aber rechts ab und wandern durch die Weinlage Römerberg hinab. An einer Gabelung halten wir uns links bleiben auf dem abwärts führenden Weg Richtung Moseltal.

Wanderung hinab zur Mosel

Wir kommen an einem kleinen Heiligenhäuschen vorbei, welches im 19. Jahrhundert von vier Winzerbrüdern als Dank für die Genesung ihrer schwerkranken Mutter errichtet wurde. Der Weg führt Terrasse um Terrasse den Römerberg hinunter vor die Tore der kleinen Ortschaft Nehren, wo wir an einem Findling, den das zurückziehende Eis der Eiszeit liegen ließ, eine kleine Pause einlegen. Wir gehen die letzten Meter zu einer Landstraße hinab, queren sie, um anschließend nach links auf dem Rad- und Fußweg unmittelbar an der Mosel entlang zu wandern. Am Ufer sitzen Angler ruhig auf ihren Stühlen und warten auf das Zucken ihrer Leine. Kurz dahinter steigt auf einem Campingplatz bereits Rauch von den Grills auf und macht uns Appetit.

Ausblick von den römischen Gräbern
Ausblick von den römischen Gräbern

Die Wohnwagen mit ihren internationalen Kennzeichen werden schon bald von Weiden abgelöst. Wir unterqueren die Moselbrücke und wenden uns an der ersten Möglichkeit nach links. In der Moselweinstraße biegen wir abermals links ab und wandern auf dem bekannten Weg zurück. Frachtkähne und Ausflugsschiffe kreuzen unseren Weg, wenn wir über die Moselbrücke wandern. Wir durchqueren die Grünanlage nach links, gehen dahinter nach rechts, lassen die zarten Äste der Trauerweide über unseren Kopf streichen, queren die Landstraße und erreichen unseren Ausgangspunkt im Zentrum von Senheim. In der Brunnenstraße im Restaurant Schinkenkeller können wir uns abschließend mit einer leckeren Speise belohnen.

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