2006 – Mit dem Wohnmobil nach Lappland

Wohnmobilreise durch Schweden bis hinauf nach Lappland – 2006

 

Es war später Freitag abend als ich Moni in Dortmund am Flughafen abholte. Von dort aus fuhren wir direkt auf die A1 Richtung Norden. Morgens um vier kamen wir in Puttgarden auf Fehmarn an und setzten mit dem Schiff über nach Dänemark. Ein Stückchen fuhren wir noch und machten morgens nach dem Frühstück auf einem dänischen Rastplatz ein kleines Nickerchen bevor es nach Kopenhagen weiter ging. Doch die Stadt gefiel uns nicht besonders, viel Verkehr und erstaunlicherweise sehr viel Dreck. Für dänische Verhältnisse sehr ungewohnt.

Nach einem kurzen Besuch bei der Jungfrau setzten wir wenig später mit dem Schiff nach Helsingborg über. Unsere Reise führt in den nächsten Tagen erst immer nordwärts. Wir besuchten den Kullaberg, liefen durch Halmstad, woher die berühmte Band Roxette stammt und machten uns langsam mit dem Land vertraut.

Unsere erste Überraschung waren die Metallhalterungen an den Einkaufswagen in den SuElchpermärkten. Wir machten erst Witze, es seien vielleicht Handyhalterungen für eine Freisprecheinrichtungen. Doch dann machten wir eine erstaunliche Entdeckung: Zwischen zwei Regalen eilte aufgeregt eine Frau zu ihrem Mann und entriss ihm ein Produkt, dass er unter einen Handscanner hielt. Wir fragten daraufhin eine Kundin, die ebensolch ein Gerät in der Hand hielt, was das sei. Und tatsächlich, wer eine Kundenkarte des betreffenden Geschäftes hat (in diesem Fall ICA), der kann sich am Eingang einen Handscanner nehmen, scannt alle Waren selber und geht schließlich zu einer gesonderten Kasse, an der der Kunde nur noch den Scanner abzugeben hat.

Für uns ging es weiter nach Norden. Wir suchten Elche auf dem Halleberg, der für Elche berüchtigt ist. Und siehe da, es war sogar einer zu sehen. Wir schlichen mehrere Kilometer diesen kleinen Asphaltweg entlang, völlig still und immer auf der Hut bis uns plötzlich ein dänisches Auto überholte und wenige Meter von uns entfernt spontan anhielt. Und wirklich, dort war am Straßenrand ein Elch. Das Auto stand mit laufendem Motor nur fünf Meter entfernt. Als wir uns leise und vorsichtig auf 30 Metern näherten, rannte die Elchkuh weg. Es scheint, die Elche auf dem Halleberg sind Autos eher gewohnt.

Später ging es wieder zur Westküste, wo sich die Schweden auf den Campingplätzen regelrecht drängeln. Es ist extrem voll, laut und überhaupt nicht gemütlich. Merkwürdiger Kontrast wenn man bedenkt, dass die Schweden doch so viel Platz in ihrem Land haben. Aber wahrscheinlich suchen sie gerade deshalb die menschliche Nähe, weil sie außerhalb ihrer Ferien so weit auseinander leben? Zumindest bestätigten uns andere Besitzer von kleineren Campingplätzen, dass die großen nur von Schweden besucht werden und die kleinen von Deutschen und Niederländern.

Unsere Fahrt ging mit einem kleinen Abstecher durch Norwegen weiter nach Mora. Dort schauten wir am Siljan-See der Dala-Holzpferd-Produktion zu. Es war beachtlich, wie die ältere Dame in wenigen Sekunden aus einem roten Holzpferd ein Kunstwerk zauberte.

Von Mora aus ging es immer noch nach Norden. Es sollte der Polarkreis folgen. Viele hundert Kilometer durch wunderschöne weite Wälder und eine grandiose Landschaft, bis wir Lappland erreichten. Im Süden Schwedens ist es teilweise gar nicht so einfach, mit dem Wohnmobil irgendwo frei zu stehen oder sein Zelt aufzuschlagen. Doch hier oben in Lappland ist es ein Traum. Sehr wenige Menschen, herrliche Landschaften, stundenlanges Licht bis tief in die Nacht und….naja und die ein oder andere Mücke. Denen gefällt es halt dort oben auch.

Doch auch Rentiere sind viele anzutreffen. Hier gilt besondere Vorsicht im Straßenverkehr. Es ist nicht unüblich, dass ein Pärchen oder eine ganze Herde am Straßenrand steht und frisst. Witzig an dieser Sache ist, dass jeder der Richtung Norden fährt, sofort anhält und Fotos macht, wenn er seine erste Rentier-Herde am Straßenrand oder sogar auf der Straße stehen sieht. Andererseits fahren die Fahrzeuge Richtung Süden unbeirrt weiter. Logisch, denn die Insassen kennen das schon zu Genüge und tatsächlich, je weiter man nordwärts unterwegs ist, umso öfter kommt die Situation vor und man gewöhnt sich an den Anblick.

Nach Überquerung des Polarkreises in Jokkmokk bogen wir in Gällivare rechts ab und fuhren nach Finnland. Dort in Finnland erreichten wir dann zum ersten Mal die Ostsee. Und in den Geschäften kann man wieder mit dem Euro bezahlen. Was noch viel schöner ist: Dort gibt es Filipinos. Kleine Kekse in Schokolade eingetaucht. Ich kannte sie von früheren Reisen aus Spanien. Hergestellt werden sie in Portugal. Doch gesehen habe ich sie bisher nirgends, außer in Spanien. Und nun auch in Finnland…mmhhh…lecker.

Auf der E4 sollte es dann wieder in Richtung Süden gehen. In Gedanken ging ich die Landkarte durch und dachte mir, dass die Stadt Sundsvall ausgeschildert sein müsste, sie liegt ja ziemlich weit im Norden. Und tatsächlich, es folgte das Schild “Sundsvall 655 km”. Ich dachte erst, es wäre ein Scherz, aber nein. Erst jetzt wurde deutlich, wie weit wir wirklich im Norden waren. Wir waren 655 km nördlicher als eine Stadt, die ich in Gedanken schon für ziemlich weit nördlich hielt.

Hinter Sundsvall ging es zum Vätternsee und von dort zurück zur Ostsee. Stockholm war natürlich Pflicht und auch nett anzuschauen, in Nyköping buchten wir im Reisebüro eine Fähre nach Gotland, die wir am nächsten Abend benutzten. Nach knapp drei Stunden Fahrt kamen wir in Visby an und erkundeten das Eiland. Im Norden befindet sich die kleine Insel Farö, die mit einer kostenlosen Fähre erreichbar ist. Sie besticht durch ihre bizarre Küstenlandschaft und ist ebenfalls sehr schön.

Nach der Rückkehr zum Festland ging es alsbald auf die nächste Insel – Öland. Die Insel der Winde ereichten wir über die 6 km lange Brücke. Und den Beinamen hat sie verdient. Der Gegenwind bremste das Wohnmobil ganz schön aus, aber wir hatten Zeit und besichtigten Öland ganz in Ruhe.

Schließlich waren wir ganz im Süden, besichtigten das sehr empfehlenswerte Marinemuseum in Karlskrona und die kleine Hafenstadt Simrishamn bevor wir zu einem Stellplatz fuhren, den ich schon von früher kannte. Dort haben wir lecker am Strand gegrillt und planschten wie Kinder in den hohen Ostseewellen. Zu Fuß liefen wir rund sechs Kilometer zur Steinsetzung Ales Stenar und sechs Kilometer wieder zurück. Nachdem wir allerdings morgens schon rund sechs Kilometer in Ystad spazieren gingen.

Der Abschluss der Reise war Malmö, der Blick auf die Öresundbrücke und Helsingborg. Letzteres kennen die meisten nur als Hafen für eine Reise nach Schweden. Doch sollte man die Stadt nicht einfach nur durchqueren. Sie gefiel mir persönlich besser als Malmö.

Abschließend ging es durch Dänemark und Norddeutschland wieder nach Essen, wo wir noch ein paar gemeinsame Tage verbrachten und ich schließlich leider Moni wieder zum Flughafen bringen musste.

Auf dieser Reise entstanden große Teile meines Wohnmobilreiseführers Südschweden.

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