Ich war mit dem Wohnmobil zu Besuch in Berlin. Vier Nächte blieb ich in der Hauptstadt und wandelte auf den Spuren deutscher Geschichte. Ich war mit allem sehr zufrieden und es hat mir gut gefallen – bis auf diese eine Ausnahme: 10 Dinge, die der Wohnmobilstellplatz in Berlin ändern sollte:
1. Ich halte gar nichts von einem kollektiven Begrüßungsappell. Muss das sein, dass ich mich mit anderen Wohnmobilisten in einer Reihe aufstellen muss, damit erklärt wird, wo sich die Einrichtungen des täglichen Bedarfs befinden? Eine individuelle Begrüßung wäre doch viel netter, oder? Dachte schon, wir müssten auch im Gleichschritt zum Klo.
2. Apropos Sanitärhäuschen: 4 Euro pro Tag für den Zugang zum Sanitärhäuschen? Ist mir, ehrlich gesagt, ein wenig fremd und ist das nicht ein kleines bisschen übertrieben? Immerhin muss man für das Duschen ja auch noch Euro-Münzen einwerfen. Und warum bin ich eigentlich verpflichtet, die Waschmaschine zu benutzen, wenn ich nur den Trockner benötige?
3. Der E-Mail-Ausdruck der Buchungsbestätigung ist meiner. Den muss man mir nicht aus der Hand reißen und darauf bestehen, dass ich ihn abzugeben hätte. Schon gar nicht, wenn ich auf der Rückseite private Notizen gemacht habe. Und nein, er ist nicht wie ein Fahrschein zu betrachten, sondern wurde freiwillig von mir ausgedruckt, damit ich die Adresse mit dabei habe.
4. Wenn ich vier Nächte bleibe, aber nur an zwei Tagen davon Strom haben möchte, dann ist das ein Wunsch des zahlenden Gastes. Das muss nicht kommentiert werden mit: „Da muss ich dann aber kontrollieren kommen und notfalls das Kabel rausruppen.“ Was das Thema Kontrolle angeht: Wofür genau ist eigentlich die Glasscheibe zwischen Rezeption und Sanitärbereich?
5. Kartenzahlung wäre nett. Oder wie der Schweizer Kamerad bei der Aufstellung während des Begrüßungsappells leise zu mir flüsterte: „In Skandinavien kann ich die kleinsten Beträge mit Karte bezahlen. Hier lasse ich jetzt 100 Euro und muss das in bar begleichen.“ Auch ich habe für die vier Nächte 96 Euro bezahlt. Bei solchen Beträgen sollte doch die Technik mittlerweile Einzug halten. Technischer Fortschritt wäre auch am Eingangstor eine Empfehlung, um auf die Fahrradschlösser mit Zahlenkombination verzichten zu können. Den Schweizer Kameraden aus meiner Truppe habe ich nach seiner kritischen Äußerung übrigens nie wieder gesehen.
6. Wo wir gerade beim Bezahlen sind, möchte ich die befehlshabende Platzwartin zitieren: „Bezahlt wird nicht die Parzellengröße, sondern das, was drauf steht.“ Aha, aber warum musste ich dann mein Wohnmobil auf einen Platz der kleinsten Kategorie abstellen und dennoch die mittlere Preiskategorie bezahlen? Nach dieser Logik hätte ich dann doch lieber eine Stellfläche der größten Kategorie genutzt. Im Übrigen war die gesamte Zeit eine Stellfläche der mittleren Kategorie frei. Warum ich die nicht nutzen durfte, wenn ich sie schon bezahle, ist mir schleierhaft. Dafür wurde mir befohlen, mich nah an die Hecke zu stellen. Sehr nah! Ganz nah!! Als ich „Jawoll, Befehl ausgeführt“ über den Platz rief, wollte ich schon beinahe salutieren und die Hacken zusammenschlagen.
7. Die Aussage, auf dem Stellplatz würde es keinen Fluglärm geben, ist pure Propaganda. Macht aber nichts. Das Getöse der Turbinen auf dem drei Kilometer entfernten Flughafen Tegel unterstreicht den Charme eines Militärstützpunktes der Luftwaffe.
8. Eigeninformation wäre praktisch. Auf meine Frage, wie lange die S-Bahn zum Potsdamer Platz bzw. zum Zentrum benötigt, erhalte ich die Auskunft: „Ich glaube, 45 Minuten. Aber ich kann mich da jetzt nicht so festlegen.“ Ups, ist das nicht grundlegendes Wissen, das jedem Gast anvertraut wird? Sollte man doch dann eigentlich wissen, oder? Übrigens: Die Fahrt vom Bahnhof Tegel bis zum Potsdamer Platz dauert mit der S 25 exakt 28 Minuten. Man kann aber schon vorher am Bahnhof Friedrichstraße oder am Brandenburger Tor aussteigen. Eine Fahrzeit von 45 Minuten ist also völlig daneben gegriffen.
9. Zapfenstreich ist in der Kaserne auf dem Stellplatz, wenn die Sonne untergeht. Denn mangels Beleuchtung wird es dann sehr dunkel auf dem Schotterweg, der zu den Stellflächen hinab führt. Aber wer weiß schon, ob ich mich dann überhaupt noch frei bewegen durfte.
10. Die Bürozeiten des Hauptquartiers sollten angepasst werden. Auf der Webseite steht zwar etwas von ganztägiger Betreuung in der Saison und der 3. Oktober gilt laut eigener Aussage als Saison, doch trotzdem galten bei meiner Abreise die Öffnungszeiten von 10-12 und von 17-19 Uhr. Überhaupt wurde beim Begrüßungsappell darauf eingewirkt, dass man doch bei Fragen bitte die Informationen am Aushang lesen sollte. Rückfragen und Mehrarbeit schienen unerwünscht. So hatte ich leider keine Möglichkeit, meine Meinung über diesen Platz in einem persönlichen Gespräch kund zu tun.Vielleicht war es aber auch besser so, denn wer weiß, was unter „ganztägiger Betreuung“ zu verstehen ist. Der Vollständigkeithalber gibt es im Forum noch die Informationen und die Lage zum Stellplatz in Berlin. Und den gesamten Bericht über die Städtereise nach Berlin gibt es natürlich auf der Webseite.
Wir haben uns schon lange vorgenommen, mit einem Wohnmobil die Welt zu erkunden. Ich kann es kaum erwarten, denn im kommenden August ist es endlich soweit. Vielen Dank für diesen schönen Artikel!
Dann auf jeden Fall viel Spaß und gute Reise.
Ich war vor kurzem auf dem Stellplatz Berlin-Tegel und habe mich schon gefragt ob nur ich diese Eindrücke hatte, aber siehe da, dieser Beitrag spiegelt sehr gut meine eigenen Eindrücke wieder. Großes Lob! Vor allem die fehlende Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft des Personals, Fluglärm und natürlich die horrenden Preise fürs Sanitärhäuschen. Ist natürlich alles kein Drama, habe ich auch schon wesentlich schlimmer erlebt, aber trotzdem 😉 Ich habe übrigens 86 ebenfalls für vier Nächte gezahlt.
Hallo, danke für den Kommentar. Das beruhigt mich natürlich auch, wenn andere Reisende ähnliche Erfahrungen erlebt haben. Danke für’s Lob.
Hallo,
das ist irgendwie typisch Berlin. Versteht mich nicht falsch, ich habe fast 20 Jahre in Berlin gelebt und liebe es noch immer. Aber hier spricht die preussische Schnoddrigkeit, der fehlende Servicegedanke, die Auffassung „auf meinem Platz bestimme ich und wer das nicht akzeptiert, soll woanders hin gehen“. Verbuch es als ein Stück Lokalkolorit. Berlin hat sehr viele Besucher und manche haben schlechte Umgangsformen. Einige Preussen versuchen da noch weiter drunter zu kommen. Und immer dran denken: „Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht!“
Gruß
JL
Hallo,
ja, so ähnlich wie mit dem Lokalkolorit sehe ich das auch. Ich fand das Verhalten auch eher belustigend (was mich ja dann dazu brachte, diesen Beitrag zu schreiben). Aber trotzdem ist es schon traurig, dass es scheinbar so eine Mentalität gibt, die man dann zu akzeptieren hat. Na ja, was soll’s, Berlin war trotzdem toll.
Viele Grüße
Michael
Hallo,
ich habe zufällig die Seite gefunden und siehe da, es hat sich auf dem Stellplatz seit 2009 noch nichts großartig geändert. Gleiche Betreiber (sieht man auf deren Webseite), immer noch als Top Platz geführt und weiterhin unfreundlich bis arrogant. Früher hatten sie noch ein Gästebuch auf der Webseite wo ich ähnliche Berichte lesen konnte. Lieber den Platz für die Kritik wegräumen als sich selber ändern. Manche Leute kann man nun wirklich nur auf den Mond schießen 🙂
Ich habe auf dem Stellplatz 2 Tage im Frühling 2009 übernachtet.
Schöne Grüße, Florian