Knöllchen auf dem Wohnmobilstellplatz in Hann Münden

Liebe Mündener, ihr habt es zugegebenermaßen nicht leicht. Ihr wohnt in einer Stadt mit einem seltsamen Namen und es gibt sicherlich genug Menschen außerhalb eurer Region, die nicht wissen, wie der Städtename Hann. Münden zustande kam und was er bedeutet. Zum Glück gibt es aber einen Wiki-Artikel, der das erklärt und auch gleichzeitig erklärt, dass ihr Mündener seid und nicht etwa Hann. Münder oder Hannoversch Mündener oder so etwas in der Art. Aber das stört euch nicht – finde ich gut.

Stellplatz in Hann.Münden
Stellplatz in Hann.Münden

Und nicht nur das ist bei euch anders als in anderen Orten. Auch der Fluss, der bei euch seinen Lauf nimmt, hat eigentlich keine eigene Quelle. Jeder andere Fluss, den man so kennt, beginnt mit einer Quelle und einem Rinnsal. Nur die Weser, die in Hann. Münden zum ersten Mal in Erscheinung tritt, entsteht durch den Zusammenfluss von Werra und Fulda und startet somit direkt als Riesenbaby. Aber das stört euch nicht – finde ich gut.

 

Stellplatz in Hann.Münden
Stellplatz in Hann.Münden

Doch obwohl bei euch eben alles anders zu sein scheint, macht ihr trotzdem zunächst den Eindruck, eine gastfreundliche Stadt zu sein. Für uns Wohnmobilfahrer stellt ihr ganze drei Wohnmobilstellplätze zur Verfügung, was im Übrigen auch recht ungewöhnlich ist für eine Stadt in dieser Größe. Einer dieser Stellplätze ist kostenlos, ein anderer gehört zum benachbarten Campingplatz und der größte dieser Plätze befindet sich direkt am Weserstein, der den Startpunkt des Flusses markiert.

Wohnmobile auf dem Stellplatz
Wohnmobile auf dem Stellplatz

Sechs Euro kostet dort die Übernachtung, die man angesichts der hübschen Lage gerne zu zahlen bereit ist. Obwohl man sich schon ein wenig darüber wundert, dass normale Pkw dort rund um die Uhr kostenlos parken dürfen. Ganz fair ist das natürlich nicht. Aber das übersehe ich jetzt einfach mal.

 

Parkscheinautomat
Parkscheinautomat

Nicht übersehen kann ich allerdings die Tatsache, dass ihr mir nach meinem eintägigen Aufenthalt in Hann. Münden Post nach Hause geschickt habt. Mensch, das könnte total nett von euch gemeint sein. Aber ich war ja schon vorgewarnt, denn ein rotes Zettelchen an meiner Windschutzscheibe erläuterte mir, dass ich etwas verbrochen haben muss. Und siehe da, eure Post wirft mir vor, ich hätte bei meiner Übernachtung keinen Parkschein gezogen. Puh, eine ziemliche Unterstellung. Und das mir, wo ich doch bemüht bin, Fehler im Straßenverkehr zu vermeiden und deswegen von der Deutschen Verkehrswacht ausgezeichnet wurde.

Wohnmobilstellplatz
Wohnmobilstellplatz

Dabei habe ich doch gleich nach meiner Ankunft in Hann. Münden ein Ticket gezogen und neben meinem, für meine Arbeit als Reisejournalist notwendigem, Presse-Schild hinter die Windschutzscheibe gelegt. Aber das konnte ein Mündener Bürger, der für euch arbeitet, nicht sehen. Möglicherweise ist das Ticket verrutscht, als ich am Abend meine Thermomatten in die Scheiben klebte. Vielleicht war auch die Windschutzscheibe am nächsten Morgen beschlagen, was in einem Wohnmobil nicht unüblich ist. Vielleicht war meine Thermomatte auch einfach nur ein wenig im Weg. Was auch immer der Grund dafür gewesen sein mag, dass man meinen Parkschein nicht sehen konnte – in einem Wohnmobil können all diese Dinge morgens um viertel vor 9 schon mal vorkommen. Übrigens, ich habe nur fünf Minuten später euren roten Zettel entdeckt, der Mitarbeiter war zu dem Zeitpunkt aber leider schon nicht mehr da. Dafür mindestens ein weiterer Wohnmobilgast, der ebenso verdutzt auf seine Windschutzscheibe starrte.

Verwarnung
Verwarnung

Jetzt wollt ihr zehn Euro von mir haben. Weil ich doch angeblich keinen Parkschein gehabt hätte. Nun, ich habe lange überlegt, ob ich euch einfach die zehn Euro überweisen soll, damit ich meine Ruhe habe. Aber ich habe mich dazu entschlossen, euch das Geld nicht zu geben. Und ich verrate auch gerne, warum: Denn ich habe nichts falsch gemacht und ich habe bereits für die Übernachtung bezahlt. Ordnungsgemäß. Sechs Euro für 24 Stunden.

 

Parkschein
Parkschein

Wisst ihr, eigentlich besuche ich gerne solche Städtchen wie Hann. Münden. Ich halte gerne die Wohnmobilstellplätze in den Orten fest und veröffentliche sie in meinem Reiseforum. Oder ich bin beruflich unterwegs und schreibe über die Stadt in meinem nächsten Reiseführer. Manchmal passieren mir auch so Sachen wie damals, als ich wegen einer Autopanne in Görlitz hängen blieb und die östlichste Stadt Deutschlands kennen lernen durfte, die mich so sehr begeisterte, dass sogar anschließend eine Zeitung darüber berichtete. Auch über euch wollte ich etwas schreiben. Ich wollte eure drei Stellplätze beschreiben und loben. Ich wollte einen schönen Blog-Artikel über Doktor Eisenbarth schreiben. Das Rathaus mit seiner schönen Fassade und die Wasserspuren direkt davor wollte ich auch noch genauso vorstellen wie die alte Werrabrücke und überhaupt die gesamte Altstadt. Aber jetzt? Jetzt habe ich keine Lust mehr.

Verwarnung
Verwarnung

Eine Stadt, in der mich das Gefühl beschleicht, man will schnell Geld verdienen, ohne darüber nachzudenken, dass ein Parkticket in einem Wohnmobil über Nacht nicht ganz so einfach zu platzieren ist, wie in einem herkömmlichen Pkw, nimmt mir den ganzen Spaß und sieht mich so schnell nicht mehr wieder. Aber das stört euch wahrscheinlich auch nicht.

Schade, ich wäre gerne irgendwann wiedergekommen.

6 Kommentare zu „Knöllchen auf dem Wohnmobilstellplatz in Hann Münden“

  1. Pingback: Hann.Münden nimmt meine Post nicht an | molls-reiseblog.de

  2. Bestürzter Bürger

    Sehr geehrter Herr Moll,

    Sie haben einen netten Artikel geschrieben. Danke dafür. Aber für das merkwürdige Verhalten eines Bürgers können Sie nicht alle Bürger verurteilen.
    Ich persönlich finde mich bestraft, wenn niemand mehr in diese Stadt kommt – weil er ein Knöllchen bekommen hat.
    Damit Sie glauben können, dass eine Vielzahl der Bürger sehr sympathisch ist, wäre ich bereit, Ihnen das Knöllchen zu bezahlen. Oder Sie bei Ihrem nächsten Besuch auf einen Kaffee einzuladen und Ihnen ein paar nette Ecken zu zeigen!

    Nichts für ungut und liebe Grüße!

    1. Hallo liebe Unbekannte oder lieber Unbekannter,

      keine Sorge. Ich verurteile niemals alle Menschen einer Stadt, wenn mal etwas schief läuft. Ganz im Gegenteil, dafür bin ich tolerant und reiseerfahren genug. Aber wenn ich das Gefühl habe, dass eine Stadtverwaltung (ich rede nicht von den Einwohnern) ihre Gäste unfair behandelt, dann sollte das auch erwähnt werden. Ich denke und hoffe, dass mein Artikel so eindeutig war, dass ich nicht alle Einwohner über einen Kamm schere.
      Blöd war zwar natürlich, dass nach dem „Vorfall“ die Stadt Hann.Münden noch einen draufgesetzt hat, indem sie meine Post wieder zurücksandte, doch mittlerweile bin ich mit der Stadt übrigens wieder im Reinen.

      Ich möchte nicht zuviel vorwegnehmen, aber es wird auch noch einen positiven Bericht geben – allerdings dauert das noch ein Weilchen, weil ich momentan keine Zeit habe, die Stadt zu besuchen. Ich hoffe da ein wenig auf den Besuch des Hann.Mündener Weihnachtsmarktes.

      Danke für das freundliche Angebot, das Knöllchen übernehmen zu wollen. Aber mittlerweile ist der Fall ad acta gelegt, weil mir recht gegeben wurde. Doch auch wenn das Verfahren nicht eingestellt worden wäre, hätte ich die Kostenübernahme nicht gewollt. Sonst wäre die Parkgebühr trotzdem doppelt bezahlt worden – und genau das wäre nicht in meinem Sinne gewesen.

      Aber über die Einladung zu einem Kaffee mit Rundgang durch die Stadt können wir gerne nochmal reden 😉

      Viele Grüße und ein sonniges Wochenende
      Michael Moll

  3. Pingback: 2015 – Mit dem Wohnmobil ins Weserbergland | Die Weltenbummler

    1. Selbstverständlich habe ich bezahlt, ist ja nun schon drei Jahre her. Aber trotzdem bin ich mit der Art und Weise, wie dort mit Wohnmobilfahrern umgegangen wird, unzufrieden. Alles andere habe ich ja bereits oben erklärt.

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