- Offizieller Beitrag
Heute wurde ja mal wieder ein Urteil zum Dieselfahrverbot gefällt und das betrifft nun meine Heimatstadt Essen. Ist schon kurios, wenn man vertraute Autobahnschilder plötzlich auf der Seite der Tagesschau sieht und die Heimatstadt bei Twitter trendet. Grund hierfür ist die Autobahn 40 - die erste Autobahn bundesweit, die mit einem Fahrverbot belegt wird.
Ich will mal als gebürtiger Essener und Anwohner vielleicht ein wenig Einblick in die Situation hier geben. Nicht jeder von euch kennt sich hier vermutlich aus und manch einer meidet womöglich das Ruhrgebiet, weil es ja "hier nichts zu sehen gibt" und "weil man dort nicht leben kann". Typische Aussagen, die man so hört, wenn man als Ruhri in der Republik unterwegs ist. Aber darum geht es jetzt nicht, es geht um die Verkehrssituation.
Im Großen und Ganzen erstreckt sich das Ruhrgebiet von West nach Ost über Duisburg, Oberhausen, Mülheim, Essen, Gelsenkirchen, Bochum nach Dortmund. Die Städte sind im nördlichen Ruhrgebiet durch die Autobahn 42 miteinander verbunden. Im mittleren Ruhrgebiet verläuft parallel dazu die Autobahn 40. Das sind knappe 60 Kilometer, die man von Duisburg nach Dortmund zurücklegt. Autobahnen in Nord-Süd-Ausdehnung gibt es nur in Duisburg, Bochum und Dortmund.
In Essen gibt es nur die Autobahn 52, die von Düsseldorf kommend auf die Autobahn 40 stößt. Genau dort, am Autobahndreieck Essen-Ost, wohne ich. Na ja, ein paar hundert Meter entfernt in grüner Lage. Eigentlich wohne ich damit extrem zentral und könnte schnell in Dortmund, Duisburg oder Düsseldorf sein. Wenn, ja wenn da nicht die anderen sechs Millionen Einwohner des Ruhrgebiets wären. Das Autobahndreieck Essen-Ost ist damit eines der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte der Region. Es liegt mittendrin, nur zwei Kilometer westlich vom Essener Stadtzentrum entfernt.
Jetzt gibt es folgendes Problem: Diese Autobahn ist in weiten Teilen zweispurig (je Fahrtrichtung). Das ist natürlich für die Anzahl der Fahrzeuge absolut unterdimensioniert. Auf Bochumer Stadtgebiet hat man vor wenigen Jahren ein Teilstück der A40 dreispurig ausbauen können. Auch im Osten von Essen ist die Autobahn dreispurig. Doch mitten in der Essener Innenstadt, nur 50 Meter vom Hauptbahnhof entfernt, ist die Autobahn zweispurig und mündet in einen eineinhalb Kilometer langen Tunnel. Man kann sich also vorstellen, wie der Verkehr von drei- auf zweispurig verläuft. Nur als Beispiel der letzte Montag:
Ich kam von Nordkirchen, dämlicherweise mitten in der Rushhour. Ich fuhr von Bochum kommend nach Hause. Westlich des A40-Tunnels gab es einen Unfall. Durch diesen Unfall staute sich der Verkehr in den Tunnel hinein. Durch diesen Stau wurde der Feuermelder des Tunnels ausgelöst und der Tunnel automatisch gesperrt. Eine Vollsperrung der wichtigsten Autobahn der Region mitten im Berufsverkehr. Ich stand in Bochum, also eine Stadt weiter deswegen im Stau. So richtig, mit Stehenbleiben und abgestellten Motor. Nervig, aber als Ruhrgebietler ist man so etwas gewohnt. Heute morgen gab es auf dem selben Abschnitt einen 20 km langen Stau von Essen nach Dortmund. Grund war ausgelaufener Diesel eines verunfallten Lkw. Zwei Stunden Stillstand im Ergebnis, aber dieses Mal stand ich nicht drin.
Westlich des Tunnels befindet sich die Autobahn 40 in einer Art Graben. Rechts und links befinden sich meterhohe Wände. Gleich daneben gibt es Wohnhäuser. Das ist nicht die exklusivste Wohngegend. Und genau um diesen Bereich geht es. Die Autobahn ist eine Stadtautobahn, die man als direkten Nachbar hat. Mancherorts sind die Schlafzimmer- oder Wohnzimmerfenster nur zehn Meter von der Fahrspur entfernt. Einen Standstreifen gibt es hier mangels Platz nicht.
Da man mal eben 18 der 50 Essener Stadtteile und die Autobahn 40 zur No-Go-Area für Dieselfahrzeuge und ältere Benziner gemacht hat, kann man nur noch mit weiten Umwegen von Dortmund nach Duisburg fahren. Sprich: Wer mit einem älteren Wohnmobil als Dortmunder zum Niederrhein möchte, der hat quasi verloren. Wer als Mülheimer zum Stellplatz nach Nordkirchen will, ebenso. Das Ruhrgebiet wurde für Halter dieser Fahrzeuge jetzt quasi in Ost und West unterteilt.
So viel erstmal zum heutigen Fahrverbotsurteil. Wollte ich einfach mal erklären.