- Offizieller Beitrag
Es war letzten Dienstag, als wir im Triglav-Gebirge am Rande des gleichnamigen Nationalparks auf einer zweispurigen Landstraße unterwegs waren. Es war sehr wenig los auf der Straße. Vor uns keiner. Hinter uns keiner.
Plötzlich sah ich genau auf der Straßenmitte einen schönen, großen Feuersalamander. Ich hielt an, wendete das Auto und stellte mich mit Warnblinklicht direkt neben den Salamander. Moni machte ein paar Fotos von dem schönen Tier und ich nahm mir ein Papier, um den Salamander ein bisschen anzustupsen. Ich wollte ihn von der Straße weg haben. Es funktionierte prima.
Das Tier bewegte sich recht flott an den Straßenrand und war bis zum nächsten Auto in Sicherheit. Der Autofahrer sah uns natürlich, nahm ein wenig Geschwindigkeit weg und ich machte Platz. Moni war schon wieder an unserer Beifahrertür und im Begriff einzusteigen. Die Situation war für den Salamander ja sicher und wir freuten uns, dass wir das Tier geretttet hatten. Ich stand vor unserer Motorhaube und wollte das Auto durchlassen, um dann auch einsteigen zu können.
Ich ließ den Pkw durch und sah in Höhe des Salamanders nur noch, wie etwas schwarz-gelbes vom rechten Hinterreifen des Pkw hochgeschleudert wurde. In diesem Moment brach in mir Wut, Entsetzen und Traurigkeit gleichzeitig aus. Der Autofahrer ist in purer Absicht über das Tier gefahren. Wäre er in seiner Spur geblieben, hätte er es nicht getroffen. Aber nein, er hat seinen Wagen leicht nach rechts gelenkt, den Asphalt verlassen und hat in böser Absicht das Tier überrollt. Ich war so dermaßen entsetzt, dass ich dem Autofahrer die bösesten Sachen hinterher rief. Moni konnte aus ihrer Perspektive gar nicht sehen, was passierte und warum ich plötzlich so einen Wutausbruch hatte. Ich rief ihr zu, sie solle einsteigen und nicht hingucken. Ich tat das Gleiche und schaute nicht mehr dort hin, wo gerade eben noch der Salamander saß.
Ich war fix und fertig. Gerade eben noch haben wir das Tier gerettet und dann kommt dieser Mensch und überfährt es in voller Absicht. Ich konnte gar nicht glauben, was da gerade geschah.
Und vor allen Dingen konnte ich mich nicht mehr einkriegen. Ich habe lange, sehr lange Zeit, geschimpft. Ich habe die bösesten Sachen gesagt. Über den Autofahrer, über Slowenen, über die Menschheit allgemein. Ich wundere mich selber, dass ich völlig entspannt gefahren bin, aber stundenlang laut geflucht habe. Das muss ganz Slowenien gehört haben. Ich kann gar nicht wirklich beschreiben, welche Wut, welchen Zorn und auch welche Traurigkeit ich in mir hatte. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, wie ein Mensch so etwas machen kann. Und ich habe mir selber Vorwürfe gemacht. Ich hätte nicht darauf vertrauen sollen, dass der Autofahrer einfach nur geradeaus fährt. Dabei wollte ich ihm nicht im Weg stehen. Für die Zukunft weiß ich, dass ich in so einer Situation den Verkehr anhalte, bis das Tier komplett in Sicherheit ist, also wieder im Gebüsch oder sonstwo. Dieser Autofahrer hat das Tier bewusst getötet und bei mir ein wenig mehr Misstrauen in die Menschen ausgelöst. Es hat mich unheimlich traurig gemacht.
Der Autofahrer hat nur eine einzige Sache richtig gemacht: Er ist einfach weiter gefahren. Das war besser so. Ich bekenne mich schuldig, dass ich mich sonst sehr wahrscheinlich strafbar gemacht hätte.
Ich wollte es euch einfach mal erzählen.