- Offizieller Beitrag
Wir hatten ja mal vor einiger Zeit das Thema "Kommerzialisierung des Jakobswegs". Damals hatte ich schon angekündigt, mal ein paar Bilder zum Wurmberg zu posten, was ich jetzt endlich nachholen will.
Ich war nämlich etwas entsetzt, was man alles aus einem Berg so machen kann.
Vorab: Der Wurmberg ist der höchste Punkt von Niedersachsen und befindet sich gleich gegenüber des Brocken im Harz. Damit ist er gleichzeitig der zweithöchste Berg im Harz. Den Brocken empfand ich schon als ziemlich überlaufen, insbesondere wegen der Brockenbahn, die im Stundentakt Besucher nach oben bringt. Aber der Brocken ist wenigstens "nur" eine Kuppe, auf der sich der Besucheransturm ein wenig verteilt.
Der Wurmberg hingegen hat auf dem Gipfel deutlich weniger Platz. Und trotzdem sind dort wesentlich mehr Einrichtungen angebracht.
Ich beschreibe es mal so, wie ich es erlebt hatte, als ich von Braunlage aus auf den Gipfel gewandert bin (übrigens eine recht harmlose und kaum anstrengende Wandertour):
Gleich am Fuße des Berges, wenn man Braunlage verlässt und in den Wald hineingeht, befindet sich ein Großparkplatz. Soweit so gut. Gleichzeitig ist dort die Talstation der Wurmbergseilbahn. Auch noch soweit in Ordnung. Es gibt halt Berge mit Seilbahn.
Neben der Talstation fiel mir ein Schild auf, das auf "Monsterroller" hinwies. Dem habe ich erstmal keine weitere Bedeutung geschenkt, sondern bin auf dem breiten Waldweg langsam bergauf gewandert.
Es dauert aber nicht lange, bis einem die ersten Monsterroller mit ihren laut schreienden Passagieren entgegenkommen. Bei den Dingern handelt es sich um Roller mit übergroßen Reifen, sodass man über Stock und Stein den gesamten Berg hinabrollen kann. Und genau dafür sind sie gemacht - man kann sich die Roller mieten, mit der Seilbahn nach oben fahren und mit der nächsten Bahn werden die Roller oben angeliefert.
Geht man dann weiter, dann folgt schon die nächste Rennstrecke. Dieses Mal für Biker, die auf einem Bike-Trail hinab rasen können.
Links ist eigentlich der Waldwanderweg. Wird aber auch von den Monsterrollern genutzt. Rechts die Trasse für die Mountainbiker.
Achtung, Radler kreuzt den Weg
Ungefähr auf der Hälfte des Berges sind wir nach rechts abgebogen, weil wir dort zu einer Stempelstelle der Harzer Wandernadel wollten. Und prompt kamen wir in eine riesige Baustelle:
Hier entsteht eine Skianlage mit Großparkplatz. Eröffnung in der Saison 2013/14. Eine Schneise im Wald für den Sesselift und die Skiabfahrt und neben einer Baumreihe eine weitere Schneise für Snowtubing.
Vom Parkplatz aus sieht man dann auch schon die Skischanze. Na gut, die steht da schon seit 1922, aber laut Wiki-Artikel gibt es westlich der Seilbahn noch eine weitere, kleinere Schanze am Fuße des Wurmbergs. Die habe ich noch nicht mal gesehen. Ist bei GoogleMaps aber erkennbar.
Blick vom neuen Großparkplatz hinauf auf den Wurmberg.
Nun geht man also weiter bergauf und erreicht den Auslaufbereich der Skischanze. Von dort kann man über die Treppe die restlichen Höhenmeter zum Gipfel nehmen.
Gleich neben der Auslaufschanze hat ein Verein einen Platz gefunden, an dem die Mitglieder sich im Axtwerfen üben. Hat den leicht unangenehmen Nebeneffekt, dass jeder Einschlag der Axt in die Zielscheibe ein weit hörbares Echo ergibt. Das weiß ich so genau, weil ich nämlich die Äxte schon lange hörte, bevor ich überhaupt wusste, was da vor sich geht.
Ist man dann oben angelangt, dann wartet auf dem Gipfel nicht nur die Skischanze, sondern auch ein Wirtshaus, ein Kinderspielplatz, ein kleiner Streichelzoo, die Bergstation der Seilbahn, die Bergstation des Sessellifts und immerhin ein Gipfelkreuz - irgendwo an den Gipfelrand gedrängt.
Und zu allem Überfluss wurde in der Almbaude Oktoberfest gefeiert, die Boxen nach draußen gestellt und die Musik schön aufgedreht.
Spielplatz neben dem Wirtshaus. Im Hintergrund die Skischanze. Hinter mir ist nun das Gipfelkreuz und ein kleiner Streichelzoo. Neben dem Streichelzoo noch die Bergstation der Seilbahn und rechts neben dem Wirtshaus ist noch die neue Bergstation vom Sesselllift. Mehr passt nicht auf den Wurmberg, denn an allen Seiten geht es dann hinab.
Also, ich will kein Spielverderber sein, aber irgendwie fand ich das alles ein wenig viel. Andererseits denke ich, dass man dann halt einen Berg für so etwas "opfert", aber dafür auf vielen anderen Gipfeln seine Ruhe hat.
Wie seht ihr das?