- Offizieller Beitrag
Vor vielen Jahren gab es schon mal Threads zu ähnlichen Themen. Damals hatte ich aber null Erfahrung mit der USA. Mittlerweile liegen zwei größere Roadtrips mit einem Mietwagen hinter mir. Natürlich haben wir uns die Frage gestellt, ob wir mit einem Wohnmobil nicht besser bedient wären. Immerhin sind wir erfahrene Wohnmobilfahrer und ja sogar Stellplatzbetreiber. Aufgrund dieser Tatsache wurde ich letztens nach meinen Rocky Mountains-Vortrag sogar von einem Zuschauer gefragt, warum wir uns als Womo-Fahrer lieber für einen Mietwagen entschieden.
Ich versuche das einfach mal zu erklären und liste die Punkte auf, die unserer Meinung nach für einen Mietwagen sprechen. Die Kosten würde ich dabei mal außer Acht lassen wollen. Dafür müsste man Fahrzeugkategorie und Reisedauer mit berücksichtigen.
Also hier unsere Aufstellung, warum wir in Europa mit dem Wohnmobil, aber in Nordamerika lieber mit dem Mietwagen fahren:
- Unabhängigkeit. Klingt seltsam, aber wir fühlten uns sehr unabhängig, da es wirklich in beinahe jedem Ort irgendein Hotel der unterschiedlichen Ketten gibt. Klassiker waren für uns Candlewood, Holiday Inn, Holiday Inn Express, La Quinta, Best Western oder Super 8. Irgendeines findet man immer. Und im Gegensatz zu manchen Campingplätzen am Alaska Highway waren diese auch im September geöffnet.
- Abwechslung. Da wir fast jeden Tag ein anderes Hotelzimmer bezogen, war es eigentlich auch immer ganz nett, unterschiedliche Erfahrungen zu machen. Mal waren sie sehr gut, mal weniger attraktiv. Bei schlechten Zimmern/Hotels konnten wir uns aber damit trösten, dass es am nächsten Tag wieder besser sein würde.
- Die Lage, Teil 1. Uns fehlt natürlich die Erfahrung, wie man mit einem Wohnmobil in eine größere amerikanische Stadt hineinfahren, parken und übernachten kann. Aber Los Angeles, Las Vegas, San Francisco, Chicago und New York waren für uns absolut einfach. Hier kommt wieder Punkt 1, die Unabhängigkeit. Ich behaupte, diese Städte haben eine viel größere Dichte an Hotels als an Campingplätzen und demnach hatten wir hier eine sehr gute Auswahl. Mit dem Auto komme ich dann vom Hotel ebenfalls sehr einfach nach Downtown und zu Sehenswürdigkeiten oder Einkaufsmöglichkeiten. Das empfand ich als sehr entspannend. In New Orleans haben wir uns mal einen Stellplatz angeschaut. Auch der war zugegebenermaßen sehr zentral. Kostete allerdings 50 Dollar die Nacht. Wenn wir also doch die Preise hinzuziehen würden, dann ist der Unterschied zwischen den reinen Übernachtungsangeboten unter Umständen auch nicht mehr sooo hoch. Das gilt meiner Meinung nach erst recht für das Preis-/Leistungsverhältnis.
- Die Lage, Teil 2. Ich sehe ein, dass Stellplätze oder Campingplätze in Nationalparks sehr schön gelegen sind und in der Nacht sicherlich einen tollen Blick zum Sternenhimmel ermöglichen. Aber oftmals fragten wir uns beim Anblick eines solchen Platzes, was wir da noch tun würden, wenn wir gegen 15 oder 16 Uhr dort aufschlagen würden. Um nur mal ein Beispiel zu nehmen. Am Valley of Fire State Park in Nevada gibt es zwei benachbarte Campingplätze. Sie liegen wirklich sehr schön in ruhiger, einsamer Natur. Doch wenn man sich das mal auf der Satellitenkarte anschaut oder man sich die Bilder vom Platz ansieht, dann weiß ich einfach nicht, was ich nach meiner Wanderung oder Besichtigung der Sehenswürdigkeiten dort noch machen soll. Hier der Link zu Googlemaps, um sich mal ein Bild von der Lage zu machen: https://goo.gl/maps/dFctYta5TSnu5kXW7
- Die Lage, Teil 3. Wir sahen auch andere Plätze abseits der touristischen Highlights. Die waren dann irgendwo am Rande einer unbedeutenden Stadt (Beispiel) und hier hätte ich noch weniger gewusst, was ich da machen soll als in Teil 2.
- Die Lage, Teil 4. Und dann gibt es ja noch die Möglichkeit frei zu stehen. Einerseits war uns nicht ganz klar, wo was erlaubt ist. Gut, bei einer Womo-Reise hätten wir uns darauf vorbereitet. Aber wir sahen einige Freisteher und waren beide der Ansicht, dass wir hier uns dort nicht wohl gefühlt hätten (einmal direkt neben einem Highway und ein weiteres Mal irgendwo im Yukon, wo wir die nächtliche Bärengefahr einfach nicht abschätzen konnten).
- Komfort, Teil 1. Sind wir ehrlich, Wohnmobilurlaub kann auch hierzulande anstrengend/nervig sein. Frischwasser besorgen, Wasser und Toilette entsorgen, Stromkabel ausrollen, einrollen und was man sonst noch so alles macht, wenn man auf einem CP ankommt. Da geht einerseits Zeit bei drauf und andererseits ist das eben mit gewissen Pflichten/Notwendigkeiten verbunden. Im Hotel nehme ich meine Koffer von hinten raus und bin drin im Zimmer. Fertig. Damit kann dann Komfort, Teil 2 beginnen.
- Komfort, Teil 2. Nach dem Einchecken im Hotel habe ich "Freizeit". Die habe ich vorher natürlich auch, es geht ja um Urlaub. Ich meine eben die Freizeit, in der ich nicht mit Fahren, Tanken, Sightseeing beschäftigt bin. Also die Zeit, die ich auf einem abgelegenen Campingplatz habe, bei dem ich nicht weiß, was ich machen soll. Beim Hotel kann ich aber mein Auto schnappen und schnell noch shoppen, etwas besorgen, etwas essen fahren oder sogar noch zu einer Sehenswürdigkeit, die vielleicht erst abends interessant ist bzw. von der man erst durch Flyer in der Hotellobby erfährt. Die andere Möglichkeit wäre TV. Und jetzt wird's kurios. Auf unseren Womo-Touren in Europa benutzen wir nämlich keinen Fernseher. In Amerika fanden wir es aber ganz angenehm, mal etwas ganz anderes zu sehen. 2016 konnten wir so ganz gut den Wahlkampf mitverfolgen. Außerdem fanden wir es ganz nett, mal die ein oder andere Episode einer Serie vorzeitig und im Original zu sehen. Und sogar die Werbung fanden wir nicht uninteressant, weil wir dadurch auch ein paar Infos erhielten (Werbung halt. Ohne sie wären wir in Kanada wohl nicht zu Tim Hortons gegangen und hätten auch nicht den leckeren Kürbistee getrunken).
So, das sind jetzt einfach mal unsere Punkte, die für uns dafür sprachen, mit dem Auto besser unterwegs gewesen zu sein. Wir seht ihr das? Und wie sind eure Vergleichswerte/Erfahrungen dazu? Bin auf eure Meinungen gespannt.