Eigentlich war es nicht geplant, aber ich habe ein neues Fahrrad. Von meinem Weltrekordfahrrad wollte ich mich nicht trennen, aber es war dann wohl doch an der Zeit.
In letzter Zeit hatte ich beim Fahrrad starke Schmerzen in den Handgelenken. Diese kamen nicht schleichend, sondern plötzlich. Richtig plötzlich. Wie ein Blitz. Und es tat weh, als hätte ich einen Stromschlag bekommen. Meistens dann, wenn ich den Griff gelockert habe bzw. den Lenker losließ. Selbstdiagnose und Verdacht durch Fahrradhändler: Karpaltunnelsyndrom.
Die Diagnose passt ganz gut, denn auf der polnischsprachigen Wikipedia wird dazu auch von einem "elektrischen Schlag" gesprochen. Es war einfach nicht mehr auszuhalten und mit Hilfe des Fahrradhändlers versuchten wir, das Problem zu lösen: Höherer Vorbau, andere Lenkerposition usw. Aber keine Änderung.
Dann dachte ich darüber nach, dass ich als Teenager immer einen Rennlenker besessen hatte und mir das echt gut gefallen hatte - ohne, dass es ein Rennrad war. Ich hatte den Lenker damals aus dem Zubehör und selbst montiert. Vorteil: Man hat andere Griffpositionen. Auch mein späteres Reiserad bot mir die Möglichkeit, die Position stets zu wechseln (Brezellenker).
Nun, im Fahrradladen gab man mir aber zu verstehen, dass ein Wechsel des Lenkers bei meinem Weltrekordrad keine Kleinigkeit sei und in keinem Verhältnis stehen würde. Also fuhr ich zwei ganz neue Fahrräder Probe, die eine deutlich höhere Sitzposition ermöglichen. Ehrlich gesagt war ich damit nicht zufrieden. Ich wollte nicht sitzen wie auf einem Hollandrad oder dergleichen. Irgendwie hatte ich dadurch das Gefühl, sportlicheres Radeln sei für mich für immer vorbei. Das wollte ich nicht. Und welch ein Glück: Die Schmerzen traten nach ein paar hundert Metern auch wieder auf. Das tat zwar richtig weh, aber ich freute mich, weil ich mich mit dieser Art von Fahrrad nicht mehr beschäftigen musste.
Also kamen wir im Fahrradgeschäft wieder auf das Thema Rennlenker zu sprechen. Und siehe da, es gibt mittlerweile Fahrräder, die keine klassischen Rennräder sind, aber mit einem Rennlenker ausgestattet wurden. Ist wohl in den letzten Jahren in Mode gekommen. Ich wusste nichts davon und kannte auch den Begriff nicht: Gravelbike.
Ohne große Hoffnung setzte ich mich darauf und startete zu einer Proberunde. Meine Frau ist mit ihrem Fahrrad hinterher und hat nur noch gesehen, wie ich wie auf einer Rakete davongeschossen bin. Das Ding ist sauschnell und macht auch noch Spaß. Und siehe da: Absolut keine Probleme.
Wir haben jetzt in dieser Woche zwei kleinere Touren gemacht (1x 30 und 1x 20 km) und ich habe wieder Spaß am Radeln bekommen. Zuletzt wich die Freude am Radeln eben der Angst, im nächsten Moment wieder einen "Stromschlag" zu bekommen. Zwar wechsel ich alle paar Sekunden die Position am Lenker, aber ich weiß, dass ich das früher auch immer gemacht habe.
Doch das Wesentliche ist, dass ich vorne auf dem Knubbel mit der Bremse und der Schaltung eher mit der Fläche am Daumen aufliege und nicht mit der Fläche unterhalb des kleinen Fingers. Das und der stete Postionswechsel machen das Radeln wieder angenehm.
Na ja und ganz nebenbei lässt es sich deutlich geschmeidiger treten und ich habe das Gefühl, weniger Kraft pro Kurbelumdrehung anwenden zu müssen. Keine Ahnung, was sich in dieser Hinsicht in den letzten zehn Jahren entwickelt hat.
Das also mal als Erfahrung meinerseits nachdem ich beim Radeln Schmerzen in der Hand hatte. Vielleicht hilft es ja jemandem.