Ein langes Wochenende auf dem Lahntalradweg

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  • Hallo allerseits!

    Hier kommt ein kleiner Bericht zu einer Radtour, die ich kürzlich mit zwei von meinen drei Söhnen unternommen habe.

    Es sollte die Lahn sein. Von einem früheren Aufenthalt in Weilburg war ich noch vom Lahntalradweg begeistert und hatte mir vorgenommen, diesen Weg mal zu beradeln.

    Nun hatten wir aber enge zeitliche Grenzen für unsere Planung, so dass nur noch Fr-So (mit einem Not-Montag) als Reisetage in Frage kamen. Nach einigem Hin-und-Her entschied ich mich für Anreise am Fr an der Lahnquelle, Mittags dann losradeln mit ca. 40km am ersten Tag und dann zwei Mal je 60km am Sa und So. Die Übernachtungen buchte ich vorab in zwei günstigen Hotels (einmal in Lahntal-Sarnau und einmal in Wetzlar). Das reicht dann erst mal bis Limburg. Von hier aus könnte man mit der Bahn in 3h wieder zum Ausgangspunkt in Feudingen fahren. Für eine Bonus-Übernachtung So-Mo hatte ich die Jugendherberge in Limburg angepeilt. Die hätten wir genutzt, falls wir den Montag noch für die Weiterfahrt zur Lahnmündung bei Lahnstein genutzt, oder wenn wir den letzten Zug zurück zum Ausgangspunkt am Sonntag verpasst hätten.

    Damit wir das Auto bei der Rückreise problemlos wieder erreichen konnten, haben wir es am Bahnhof Feudingen abgestellt. Da ist die Lahn gewissermaßen schon 10km "alt". Die Lahnquelle selbst besuchten wir nur für ein Foto. Selbst wenn, den Einstieg in den Lahntalradweg hätte ich dort vor Ort ohnehin nicht gefunden. Wenn es überhaupt einen gibt. Feudingen ist als Ausgangspunkt für die Tour optimal.

    Die ersten Kilometer auf dem LTRW waren seltsam, denn sie führten durch den Wald und vor allem eins: nach oben. Ja, OK, nicht wirklich lang, denn es folgten dann natürlich auch langgezogene Abfahrten. Jedoch weiterhin viel auf Waldwegen. Aber die Landschaft dort oben im oberen Lahntal ist wirklich schön und ich hab mir fest vorgenommen, dort auch mal zum Wandern hinzufahren. Später öffnet sich dann die Landschaft und spätestens bei Biedenkopf hat man dann den typischen flachen Radweg, wie man ihn sich vorstellt. Die Lahn ist dort allerdings immer noch recht schmal und windet sich durch das Tal, was der Radweg irgendwie nicht so richtig mitmacht. Man ist recht oft abseits auf Feldern und Wiesen unterwegs und sieht den Fluss nur für kurze Momente. Aber so oder so, es war sehr kurzweilig und wir erreichten kurz vor 18 Uhr unsere erste Unterkunft. Der Gasthof "Zur Aue" hat eher die Anmutung einer alten Dorfkneipe (ist es ja eigentlich auch). Die Zimmer sind ..... eher schlicht. Dafür war der Preis für 3 Personen mit Frühstück aber voll OK. Wir konnten dort schön draußen Abendessen und haben anschließend noch mit einer Abordnung der Landjugend Fußball geguckt... Aus den ursprünglich angepeilten 40km (via Google Maps ausgemessen) wurden real an diesem Tag übrigens 48km. War aber gut zu schaffen.

    Am Samstag war das erste Ziel Marburg. Die Stadt selbst kannte ich noch gar nicht und ich muss sagen, ich war voll geflasht. Marburg wird auf jeden Fall eines meiner nächsten Ziele für eine ausführliche Städtebesichtigung. Mit den Rädern im Schlepptau war es ja kaum möglich, irgendwo reinzugehen, das Hochschieben auf den Schlossberg war schon grenzwertig (haben wir aber gemacht). Wir haben uns dann noch etwas Verpflegung besorgt und sind nach gut 2h weitergeradelt. Der nächste Abschnitt des LTRW zwischen Marburg und Gießen war eher enttäuschend. Vom Fluss sah man meist nichts. Es ging wieder kreuz und quer durch Felder und Wiesen, oft irgendwie gefühlt im Zickzack, mehrere Male war die Ausschilderung auch unzureichend oder missverständlich. Es gab Passagen, wo es in Dörfern gefühlt 10mal hintereinander 90° rechts und nach 100m wieder 90° links rum ging. In Gießen dann haben wir den Radweg komplett verfehlt und sind mitten im Stadtverkehr gelandet. Hier mussten wir uns dann erst mal mit einem Eiskaffee stärken. Die letzten knapp 20km nach Wetzlar waren dann wieder angenehmer und der Radweg bekam langsam etwas mehr Flussradweg-Charakter.

    Ich muss allerdings gestehen, dass mir meine beiden Jungs zu diesem Zeitpunkt schon immer ordentlich voraus waren. Meine Fitness-Selbsteinschätzung ist offenbar etwas optimistischer gewesen, als die Realität es dann gezeigt hat. Früher (in jungen Jahren) bin ich die 100km zu meiner Oma auch einfach mal mit Rad geradelt, so hatte ich ursprünglich die Tour auch in Etappen zu 80-100km teilen wollen. Was für ein Glück, dass ich das nicht gemacht habe. Jedenfalls war ich am Samstag dann echt froh, als wir mit 72km auf dem Zähler in Wetzlar ankamen. Zur Erinnerung, die ursprüngliche Planung via Google Maps hatte 60km versprochen.

    Die Stadt Wetzlar kannte ich schon von zwei früheren Besuchen und konnte so meine Jungs beim abendlichen Rundgang direkt zu den interessanten Plätzen führen. Das Hotel (City-Hotel Wetzlar) war eigentlich OK. Die Umgebung ist etwas seltsam und vor allem sehr laut (Auto-Verkehr die ganze Nacht). Gegessen haben wir in einem indischen Lokal am Domplatz, draußen sitzend, richtig tolles Essen!

    Sonntag ging's dann los, zur vorerst letzten Etappe nach Limburg. Zunächst ging der LTRW wieder im üblichen Zickzack aus der Stadt raus. Nach ein paar km, ich meine es war in Solms, hatte ich für einen Moment den Eindruck, wir sind auf dem Radweg "Die schönsten Gewerbegebiete Hessens". Dann kam ein Moment, den ich mir gern gespart hätte: der LTRW war für einen Abschnitt gesperrt und die Umleitung führt über einen Berg. Und was für einer! Mega-Steigung, kein Ende in Sicht, ich war voll fertig, als wir dann den höchsten Punkt hatten. Und die Abfahrt dann (wir hofften natürlich, dass man sich jetzt wunderbar würde rollen lassen können) war einfach nur steil und endete in einer 90° Abbiegung (Vollbremsung). Der ganze Schwung wieder weg. Naja....

    Aber dann wurde die Landschaft wieder interessanter und endlich, so ungefähr bei Löhnberg, hatte der LTRW dann endlich den Charakter, den ich mir immer vorgestellt hatte: ein richtig schöner Flussradweg, mehr oder weniger auf Flussniveau, schönes ruhiges Tal. Weilburg war die nächste größere Station, ich kannte die Stadt schon und so sind wir nur kurz in den wunderschönen Schlosspark gegangen und haben die Altstadt gestreift.

    Die Weiterfahrt durch das Lahntal bis Limburg behielt dann genau diesen Charme. Es gibt nur noch ganz selten Berührungspunkte mit dem Autoverkehr, nur noch selten gibt es kleinere Anstiege, wenn der LTRW sich mal über eine Brücke schwingt oder eine Stadt passiert. Wunderschön, anders kann man diesen Abschnitt eigentlich nicht beschreiben.

    Dieser tolle Eindruck hielt dann auch, bis der Dom zu Limburg sichtbar wurde. Ein letztes Mal schoben wir dann die Räder einen steilen Berg hoch (nämlich zum Dom) und ich war an der Stelle wieder (zum zweiten Mal) komplett fertig. Es waren wieder knapp 70km (Google Maps hatte 60 prognostiziert). Viel weiter wäre ich an dem Tag vermutlich nicht gekommen. War aber echt nett von meinen Jungs, dass sie immer mal auf mich gewartet haben.... :)

    Wir waren ca. 16 Uhr in Limburg. Es gab noch zwei Bahnverbindungen zurück nach Feudingen, 16:23 und 18:23. Für die erste war es echt knapp, also genossen wir noch ein wenig die Stadt, sahen uns um, bekamen einen Eiskaffee und dann ging's zum Bahnhof. Die Option auf eine weitere Etappe nach Lahnstein haben wir einstimmig ausgeschlagen. Meine Jungs hätten es körperlich vermutlich locker drauf gehabt, mir persönlich hätte ein Ruhetag ganz gut getan. Eine weitere 70km-Etappe gleich am nächsten Tag wäre u.U. dann mehr Quälerei gewesen und das muss ja nicht sein.

    Die Rückfahrt nach Feudingen dauerte gut 3h, wir mussten 2x umsteigen, was mit den drei Rädern nicht immer ganz einfach war. Beim zweiten Umstieg war es sogar echt kritisch, weil so schon nur 5min Umsteigezeit waren und der Zug dann auch noch Verspätung hatte. Zum Glück hat der Anschluss aber gewartet und er stand auf dem Bahnsteig gegenüber bereit. Sonst hätten wir das wohl nicht gepackt. Am Ende kamen wir dann ca. 21:30 wieder in Feudingen am Auto an und waren dann kurz nach Mitternacht wieder zu Hause.

    Mein Fazit: Der Lahntalradweg ist auf jeden Fall eine Tour wert! Am besten aber auf dem Abschnitt zwischen Wetzlar und Limburg (den Rest flussabwärts kenne ich ja noch nicht). Was richtig toll ist, ist die Bahnanbindung. Praktisch alle größeren Ortschaften an der Lahn sind per Bahn erreichbar. So kann man problemlos auch Tages-Strecken-Touren machen.

    Was ich das nächste Mal anders machen würde: Ich würde das Auto wenn möglich am geplanten Ende der Tour abstellen und zu Beginn mit der Bahn zum Startpunkt fahren. Die Rückfahrt am Abend, voll verschwitzt, mit den bepackten Rädern im Schlepptau war schon nervig. Wäre schöner gewesen, am Ende einfach gechillt zum Auto zu kommen (Ankunft egal), in Ruhe einzuladen und wegzufahren.

    Nachsatz: die ca. 187km sind wir übrigens ohne Elektro-Unterstützung gefahren! Damit ist man auf dem LTRW allerdings die absolute Ausnahme, ca. 80% der Räder dort sind elektrifiziert unterwegs.

    LG

    Volker

    --

    ... unterwegs im Dethleffs Globetrail 640

  • danke für den schönen, bebilderten Bericht- scheint eine tolle Tour gewesen zu sein und mit den Kindern ist noch das i-Tüpfelchen :thumbup:.

    Wir planen zum ersten Mal eine Reise mit unseren Söhnen , 4 Wochen USA, im Wohnmobil ........ und sind uns nicht sicher ob das alles gut geht auf so engem Raum ;)

    Ich war bisher nur mal in Limburg, den Tipp mit Marburg werde ich mir merken :)

    Vaette…….. liten och grå , smyger in din vrå

  • danke für den schönen, bebilderten Bericht- scheint eine tolle Tour gewesen zu sein und mit den Kindern ist noch das i-Tüpfelchen :thumbup:.

    Wir planen zum ersten Mal eine Reise mit unseren Söhnen , 4 Wochen USA, im Wohnmobil ........ und sind uns nicht sicher ob das alles gut geht auf so engem Raum ;)

    Ich war bisher nur mal in Limburg, den Tipp mit Marburg werde ich mir merken :)

    4 Wochen USA im Wohnmobil - toll. Wenn Ihr größeren Streit vermeiden wollt, dann besprecht Alles vorher.

    Wir sind mal in einem kleinen Mobil zur viert durch Irland gereist - da muss man schon Kompromisse machen und auch mal fünfe gerade sein lassen. Und wenn Alle wissen, dass es für JEDEN auch anstrengend und lästig werden kann, dann sollte es funktionieren.

    Viel Spaß und wir hoffen doch auf einen Bericht nach der Heimkehr :)

    liebe Grüße von Ilona und Helmut

    Bevor wir uns weiter mit künstlicher Intelligenz beschäftigen, sollten wir vorher die natürlich Dummheit bekämpfen...

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    Einmal editiert, zuletzt von helle (24. August 2021 um 13:29)

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