Hallo zusammen,
wir sind zurück von unserer Tour rund um Wassergeflügel, Windmühlen und Wellen. Anbei der erste Teil meines Reiseberichtes von Insel Texel. Teil zwei mit Amsterdam und Schiphol folgt.
Fasane, Flugzeuge und Fahrräder
Wenn man einen Reisebericht über Holland schreibt, könnte in der Überschrift auch von Käse, Tulpen und Mühlen die Rede sein. Unser Augenmerk lag bei dieser Reise aber auf anderen Dingen und so geht das in Ordnung. Ebenso wie die Bezeichnung Holland. Mir ist bewusst, dass dieses wunderschöne Land offiziell Niederlande heißt. Da wir uns aber ausschließlich in den Provinzen Nord- und Südholland bewegten, bleibe ich bei diesem Namen. Zumal die Holländer es nicht mögen, als Niederländer bezeichnet zu werden und umgekehrt.
Unsere Reise bestand aus zwei Hauptzielen. Am Anfang drei Tage auf die Insel Texel, die westlichste der Friesischen Inseln. Und danach drei Tage Amsterdam und der Flughafen Schiphol.
Die Insel Texel
Wir reisten mit dem PKW und per Fähre sehr bequem an und dank des Sonntagsfahrverbots für LKW gestalteten sich die rund 800 km als relativ stressfrei. Unterwegs gab es ein paar Regenschauer, aber pünktlich zur Überfahrt auf die Insel gegen 13.00 Uhr kam die Sonne ein wenig hervor. Windig war es, und darauf hatten wir uns gefreut. Da wir nicht zu früh in unserem Hotel ankommen wollten, begannen wir sofort mit der Erkundung der kleinen und kleineren Ortschaft der Insel. Ganz im Osten liegt Oudeschild. Wir verließen das Auto und bummelten durch blitzsaubere Straßen und Gassen in Richtung Hafen. Dabei bemerkten wir die eigenwillige Architektur der Häuser. Ausnahmslos haben alle ein großes Panoramafenster zur Straße hin, durch das wir die Bewohner beobachten konnten. Beim Lesen, Fernsehen, Kreuzworträtsel, Familientreffen, Handy anstarren, Katze streicheln. Ungewohnt für die deutsche Vorliebe, sich innerhalb der eigenen vier Wände von der Außenwelt bestmöglich abzuschirmen.
Weiter ging es in den Hauptort Den Burg. Der liegt praktisch in der südlichen Mitte der Insel und ist ein Verkehrsknotenpunkt. Außerdem mit gastronomischen Einrichtungen aller Art reichlich versehen, was später noch wichtig wurde. Auch hier gefiel uns die geruhsame Ausstrahlung. Überhaupt ist die Insel geprägt von weiter Landschaft, trotz ihrer geringen Größe. Wären da nicht die riesigen Dünen im Westen, könnte man bequem in der Mitte stehen und vom Ufer der Nordsee zum Ufer des Wattenmeeres den Blick über endlose Weiden und Felder schweifen lassen. Auf den Feldern wuchsen vornehmlich Tulpen und Hyazinthen. Und auf den Weiden – Lämmer. Lämmer, Lämmer, Lämmer! Ganz ehrlich, wenn es ein Leben nach dem Tod gibt, dann möchte ich Lamm auf Texel sein. Die Kleinen haben gemeinsam mit ihren Müttern riesige Weiden und man sieht ihnen die Lebensfreude förmlich an. Sie springen und rennen, fressen, schlafen und trinken. Man kann sich kaum satt sehen.
Unser Hotel lag im nördlichsten Ort der Insel, in De Cocksdorp. Dorthin fuhren wir am späten Nachmittag auf schnurgeraden, wenn auch sehr schmalen Straßen. Und unterwegs erhaschten wir schon den einen oder anderen Blick auf unsere eigentliche „Beute“ für die nächsten Tage. Vögel. Genauer gesagt, Wasser- und Watvögel. Und schon jetzt fiel uns auf, dass etliche ihrer Art, egal ob Austernfischer oder Fasan, gar nicht scheu waren. Ja, Sie lesen richtig, Fasane. Dazu gleich mehr.
Unser Hotel „Molenbos“ entpuppte sich als Oase im Paradies. Direkt am Roggesloot gelegen, konnte ich unmittelbar nach unserer Ankunft eine Kornweihe bei ihrem Kontrollflug über das Schilf beobachten. Und dann stand da im Nachbargrundstück, das nur durch eine Hecke von unserer Zimmerterrasse getrennt war, ein Fasan. Neugierig äugte er zu uns rüber. Um wenig später stilecht zu krähen. Dies tat er dann auch jeden Morgen. Okay, in Deutschland krähen mancherorts die Hähne, in Holland die Fasane.
Unterkunft und Verpflegung
Wir hatten ein Doppelzimmer mit Frühstück gebucht und waren mehr als zufrieden. Das gesamte Hotel war offensichtlich frisch renoviert. Im Zimmer gab es ausreichend Platz für unsere Ausrüstung, das Bad sehr groß, mit Duschkabine und allem Komfort. Das Personal war ausgesprochen freundlich zu uns. Als wir am zweiten Abend aufgrund eines Gewitters kurz in der Lobby warteten, gesellte sich der Mann von der Rezeption zu uns und unterhielt uns, während wir gemeinsam in den strömenden Regen hinaussahen.
Am Frühstück gab es überhaupt nichts auszusetzen. Alles, was der deutsche Magen morgens braucht, war frisch und ausreichend vorhanden. Der Frühstücksraum war sehr geschmackvoll eingerichtet.
Tagsüber ernährten wir uns von Snacks, Obst und nachmittags Kaffee und Kuchen, da wir unsere Beobachtungsposten nicht allzu lange verlassen wollten. Daher stand uns abends immer der Sinn nach einer warmen Mahlzeit. Irgendwo im Internet hatten wir etwas von einem italienischen Restaurant in De Cocksdorp gelesen und begaben uns deshalb am ersten Abend auf die Suche. Da noch Vorsaison war, waren etliche Kneipen und Gaststuben noch geschlossen, nicht so besagter Italiener. Allerdings hielten uns das Ambiente und die Gerüche im Gastraum davon ab, dort auch zu essen.
Da wir bereits am Nachmittag in Den Burg fleißig die Speisekarten der infrage kommenden Lokalitäten studiert hatten, wussten wir uns zu helfen. Wir fuhren als die rund 10 km zurück in den Hauptort und speisten sehr gut für einen angemessen Preis. Es war auch ein italienisches Restaurant, aber hier kostete eine Pizza knappe 10 Euro, ein Nudelgericht noch etwas weniger. Und wie gesagt, sehr lecker!
Die Naturschutz- und Beobachtungsgebiete
Auf Texel gibt es von beiden reichlich. Einige Brut- und Rastgebiete waren bereits gesperrt, damit die Vögel in Ruhe ihre Nachkommenschaft aufziehen können. Aber für Beobachter und Fotografen wie uns, gibt es jede Menge Alternativen. Da möchte ich in erster Linie die Gebiete Ottersaat und Waagejot ganz im Osten, direkt hinterm Deich erwähnen. Auf dem Deich die obligatorischen Lämmchen, hinterm Deich das Wattenmeer, und vor dem Deich eine schmale, trotzdem gut benutzte Straße. Und direkt daneben von Menschenhand geschaffene Seen mit Muschelbänken. Da diese Seen von einem relativ breiten, durchgängigen Kanal und einem weiteren Deich von der Straße getrennt waren, fühlten sich die Wasservögel nicht zu sehr bedrängt. Wir haben also unsere Hocker ausgepackt, Fernglas und Fotoapparat vors Gesicht – und glücklich ist der Mensch. Es mag manchem Leser merkwürdig erscheinen, dass wir dort zufrieden und still Stunde um Stunde saßen, aber uns hat der Anblick der vielen, vielen verschiedenen Vögel sehr gefesselt. Im Laufe der zweieinhalb Tage haben wir rund 25 Arten beobachtet, darunter für uns so seltene wie die Uferschnepfe, Löffler und Brandseeschwalben. Vor allem faszinierte uns das natürliche Verhalten der Tiere. Jetzt im Frühjahr ist ja Balz- und Paarungszeit. Da ist Leben in der Bude! Das kann man nicht beschreiben, das muss man sehen. Richtig Sinn machen diese Beobachtungstouren, wenn man je nach Sonnenstand und Witterung seinen Standort wechselt. Und so kam es, dass wir mehrfach am Tag an verschiedenen Stellplätzen auftauchten und jedes Mal bot sich uns ein anderes Bild. Natur pur eben, nichts ist planbar.
Weitere gute Beobachtungspunkte finden sich entlang der De Staart. Das ist eigentlich nur eine der vielen Querstraßen zwischen den Poldern. Aber links und rechts jeweils ein kleiner Kanal, dahinter Weiden mit kleinen Seen oder brachliegenden Feldern. Ideal für riesige Schwärme von Ringelgänsen.
Im Norden, direkt zu Füßen des Leuchtturmes befinden sich die Eierlandschen Dünen. Doch, die heißen wirklich so. Eine Dünenlandschaft, die so ganz anders ist, als die an der Ostsee. Hier auf Texel ziehen sich die Dünen über einen mehrere Kilometer breiten Streifen vom Norden bis fast ganz hinunter in den Süden. Und diese Dünen sind bewachsen, so ähnlich wie eine Heidelandschaft. Sehr hügelig, trockener Boden, etliche Gräser und Sträucher. Und Heimat wahrscheinlich tausender Kaninchen. Die sind ein bisschen scheuer als die Wasservögel, aber mit einem Fernglas lassen sie sich problemlos beobachten. Ebenso wie die vielen Möwen, die ständig über den Dünen kreisen und auf unvorsichtige Jungtiere warten. Diese Dünen sind auch Jagdgebiet der Waldohreule, die in einem nahe gelegenen Forst leben soll. Haben wir nicht gesichtet, war aber nicht schlimm. Dafür unzählige Singvögel.
Im Westen der Insel, nahe von De Koog liegt die De Muy. Ein begehbares, umzäuntes Naturschutzgebiet, an dessen Eingang man die Schilder lesen sollte. Dort lebt eine sehr hübsche Rinderart. Braunes, lockiges Fell. Und sehr groß. Auf den Schildern am Eingang steht, dass man vorsichtshalber mindestens 25 Meter Abstand zu den Tieren halten und sich nur auf den Wegen aufhalten sollte. Ich denke, die Rindviecher können nicht lesen, denn als wir dort entlang spazierten, fanden die Riesen das Gras unmittelbar neben den Wegen am schmackhaftesten. Selbst wenn wir gewollt hätten, mehr als drei oder vier Meter Abstand konnten wir nicht halten. Aber – sie ließen uns ungerührt passieren. Sie haben wirklich schöne Augen, möchte ich noch ergänzen.
Einen Besuch wert ist auf jeden Fall auch das Ecomare in De Koog. Eine Robbenauffangstation mit angeschlossenem meereskundlichem Museum. Wir haben uns eine Fütterung der Alttiere angeschaut, die aufgrund von Krankheiten oder sonstigen Einschränkungen nicht mehr ausgewildert werden können. Und ganz nebenbei haben wir auch viel über die Robben rund um Texel erfahren.
Fotos reiche ich nach.
viele Grüße, Dorit