Paddelpause und dafür Radtouren
Nach diesem ersten Drittel, dass wir ja überwiegend paddelnd und nur mit dem Nötigsten versehen auf dem Wasser verbracht hatten, legten wir ein paar Tage Paddelpause ein und erkundeten jetzt mit unseren Fahrrädern die Landschaft in diesem Teil Polens. Häufig führten uns unsere Radrouten dabei auch durch Sumpfgebiete, die jedoch allesamt ziemlich trostlos aussahen. Der Gedanke, von den Wegen abzuweichen, kommt einem dabei überhaupt nicht.
Nicht dass jetzt hier der Eindruck entsteht, Masuren oder auch das Ermland besteht nur aus Wasser und Morast, nein, es gab auch schöne und vor allem sehr viel Landschaft.
Bevor wir ans „Paddeln Teil 2“ auf der Czarna Hancza und den Augustov Kanal gehen, hatten wir uns vorgenommen, auf jeden Fall bei Rastenburg das ehemalige Führerhauptquartier, die Wolfsschanze, anzusehen.
Sie lag von unserem Standort nicht weit entfernt, sodass wir sie bei einer weiteren Radtour erreichen konnten.
Die Wolfsschanze
Im Sommer 1940 begann der Bau von Hitlers Hauptquartier „Wolfsschanze“. Sie war eins von zwölf Hauptquartieren, die Hitler bauen ließ. Das FHQ „Werwolf“ lag noch weiter im Osten, nämlich bei Winniza in der Ukraine. Alle anderen, so z.B. bekannte wie die Reichskanzlei in Berlin, das Felsennest in der Eifel oder auch der Obersalzberg in den Bayrischen Alpen lagen westlicher.
Man wählte diese Stelle, da die geographische Lage und die Beschaffenheit der Landschaft mit ihren Wäldern, Seen und Sümpfen schon eine natürliche Sicherung gegen Osten bildeten. Auf einer Fläche von über 2,5 km² wurden fast 100 Objekte errichtet, die wir uns auf einem gut ausgeschilderten Rundgang anschauen. Darunter sind massive Schutzräume mit doppelten Wänden (teilweise bis zu acht Metern stark) und Decken, die teilweise bis zu 10 Metern dick waren.
Das gesamte Areal verfügte über fast alles. Eine eigene Trink- als auch Abwasserversorgung, eine eigene Stromerzeugung, sollte die Versorgung von Außerhalb einmal unterbrochen werden, sogar einen eigenen Reserveflugplatz neben dem sowieso in 5 km Entfernung vorhandenen in Rastenburg.
Als sich Ende 1944 die Situation an der Ostfront verschlechterte verließ Hitler im November die Wolfsschanze und zog einschließlich des Oberkommandos der Wehrmacht nach Berlin um. Alle Dokumente und die wichtigsten Anlagen wurden weggeschafft und gemäß der Strategie der „verbrannten Erde“ sprengten deutsche Pioniere Ende Januar 1945 die Wolfsschanze.
Fast zehn Jahre brauchte man für die Entminung der Felder und Wälder rings um die Anlage herum, bevor das Gebiet 1956 der Verwaltungsbehörde übergeben wurde und seit 1959 der Allgemeinheit für die Besichtigung zugänglich ist.