Chile
In dieser Nacht erlebten wir mit, wie es ist, wenn in einem Ort ein Open Air Festival stattfindet. Es war sehr, sehr laut. Nachdem die Band aufgehört hatte, zu spielen, kamen die Jugendlichen an den Strand gefahren, und haben bis 3 Uhr in der Nacht mit Musik aus ihren Autoradios weitergefeiert. An Schlafen war nicht zu denken. Wir wollten weiter, der traumhafte Blick über den „Lago Panguipulli“ hinweg auf den „Vulkan Choshuenco“, hielt uns davon nicht ab. In „Lican Ray“ am schwarzsandigen Strand des „Lago Calafquen“ verbrachten wir den Mittag und fuhren dann weiter nach „Pucon“ am „Lago Villarrica“. Auf der Straße zwischen „Villarrica“ und „Pucon“ wähnten wir uns an einem See in Europa. Tolle Straßen, herrliche Seegrundstücke mit prächtigen Villen; Luxus pur. Die Landschaft erinnerte uns an das Alpenvorland. Auf dem Lago rasen Motorboote mit Wasserskifahrer, Waterbikes und Segelschiffe waren zu sehen, wie in Europa. Und über dem herrlich blauen See thront der „Vulkan Villarrica“, aus dem eine kleine Rauchwolke emporsteigt, und der nachts glüht.
Bei einem Spaziergang durch diesen mondänen Chilenischen Ferienort erstanden wir als Mitbringsel Schalen aus dem rötlichen Holz des Rauli-Urwaldbaums. Dieses traditionelle „Mapuche“ Handwerk ist auch heute noch lebendig. Diese Ureinwoh-ner zerstörten 1602 „Villarrica“ völlig, das damals eine Spanische Handelsstation war. Erst 300 Jahre später siedelten hier Deutsche Einwanderer an. Das merkt man heute noch, denn wir konnten Paulaner Bier und echtes Vollkornbrot in der Bäckerei „Rostock“ kaufen. Man merkt es an den Bauernhöfen, den Gärten und den Häusern, hier wurde „gedeutschelt“.
In einem KFZ-Zubehörladen konnte ich Motorenöl sehr günstig aus einem Fass abfüllen lassen und weitere Serviceteile besorgen. Dann geht es weiter. Wohin? So genau wissen wir das nicht, aber irgendwie wollen wir uns den Pazifik ansehen, auf einen entspannenden, ruhigen Stellplatz hoffen und Fisch kaufen. In den Hauptsommermonaten ist schon sehr viel los hier. Die Jahreszeit hier ist mit dem Europäischen Juli/August gleichzusetzen.
Eigentlich bin ich zu faul, um nach einem anstrengenden Fahrtag noch am Reisebericht zu schreiben. Doch die Resonanz, die wir auf unsere Berichte erhalten, sind fast schon Verpflichtung...also weiter im Text. Es passiert jeden Tag so viel,
dass es schwer ist, eine Auswahl zu treffen, deswegen vielleicht etwas mehr „Text“ als üblich.
Über „Villarrica“ fuhren wir nach „Temuco“, um in der Avenida Alemania in einem Museum uns über die Geschichte der Mapuche-Indianer zu informieren. Aber mit Museen haben wir hier kein Glück; nur ein Raum war offen, der Rest wegen Renovierung geschlossen und das mitten in der Hauptreisezeit.
Über 80 KM Teerstraße fuhren wir an den Pazifik nach „Pto. Saavedra“. Auf einer Halbinsel konnten wir für 3000 Pesos frei stehen, neben vielen Chilenen die zelte-ten - fast auf einer Müllkippe, soviel Abfall lag hier rum. Wenige Kilometer vom Nobelsee „Villarrica“ entfernt, tiefste Armut; eben Indianergebiet.
Am nächsten Tag fuhren wir Richtung Norden die Pazifik-Küste entlang. Eine Ge-gend, die und an den Schwarzwald erinnerte und das direkt am Meer. Obwohl ich versprochen hatte, es nicht mehr zu tun, nahm ich wiedermal eine Abkürzung über eine Piste. Die Kommentare meiner Beifahrerin will ich hier nicht wiedergeben. Nach der Hälfte der Strecke war die Straße gesperrt, es hatte einen Bergrutsch gegeben. Jetzt bestand besagte „Beifahrerin“ auf Umkehren. Ich ging die Umleitungsstrecke ab, die ca. 2,50 m breit und „Off Road-mäßig“ war. Glücklicherweise fuhren kurz darauf zwei LKWs mit großen Steinen beladen auf dieser Strecke und winkten uns zu, ihnen zu folgen. Die „Beifahrerin“ nickte zustimmend. Und schon nach ca. 1 Km bogen wir wieder auf die alte Strecke ein.
Just an dieser Stelle war der Berg über die Straße gekracht, und hat die beiden kleinen „Häuser/Hütten“ der Familie und deren Gomaria=Reifenflickhütte schwer beschädigt. Da auch die Stromleitungen zerstört waren, funktionierte der Kompressor nicht, und ein liegengebliebener Pick-up bekam seinen Reifen nicht repariert. Ersatzreifen haben die Chilenen mit ihren alten Pick-Ups in den seltensten Fällen. Nicht nur das Aufpumpen des Reifens war unmöglich, auch der Abdrücker ging nur mit Luft. Wir halfen aus und lieferten bei laufendem „Deutz“ die benötigte Luft. Einen erfrischenden Haustrunk wurde uns spendiert, und weiter ging es. Ich erneuerte das Versprechen, keine unnötigen Pisten mehr zu fahren.
In „Quidico“ fuhren wir an den Strand, wo bereits viele Zelte von den „Lokals“ aufgeschlagen waren. An einer der dortigen Holzbuden probierten wir Empanadas mit Meeresfrüchten und eine Riesengrabbe, alles zusammen für -,85 €.
Hier fühlten wir uns nicht ganz wohl, und spürten eine eigenartige Fremdartigkeit. Mittags hörten wir Kinder „Gringo“ rufen, und dann schlug abends ein Stein gegen unsere Außenwand, man hörte wohl, dass das einem Hund gegolten haben soll. Aber wir waren verunsichert, zumal wir zuvor an einer Tankstelle ignoriert wurden. Obwohl wir ein paar Mal den Tankwart angesprochen hatten, bediente er einen nach uns angekommenen Einheimischen zuerst. Wir fuhren weiter, denn wir wollten ihm unser Geld nicht aufdrängen. Wir waren hier nicht willkommen. Mag es an unserem Aufkleber „Alemania“ liegen? Denn nachdem die Mapuche die Spanier vertrieben hatten, kamen Anfang 1900 die Deutschen Siedler in dieses Gebiet und kauften vom Staat Chile das Land, das eigentlich den Mapuches gehörte, die aber nicht mitbieten durften. Es gibt nur noch wenige Mapuchedörfer, aber die liegen alle hier in diesem Küstengebiet. Wir werden uns heute Abend einen besseren Stellplatz in der Stadt suchen und morgen zu Chiles größten Wasserfällen fahren, nördlich von Los Angeles.
Entgegen unserer normalen Art fuhren wir dieses Mal nach Einbruch der Nacht. Wie immer in Südamerika, mussten wir im „Korridor“ fahren. Keine Möglichkeit, an einen der beiden schönen Seen an der Hauptstraße hin zu fahren, oder auch nur einen ruhigen Stellplatz abseits des Weges zu finden.
Der nächste Ort sah auch nicht vertrauenserweckend aus. Dann führte ein Schild in eine Seitenpiste, zu einem Hotel; da sollte doch ein Parkplatz davor sein, meinte die Beifahrerin. Auf einem dammartigen Weg ging es in der dunklen Nacht in den Wald. Nach kurzer Zeit kamen wir eine „Behelfsbrücke“, da die eigentliche eingekracht war. Doch zu dieser kleinen Brücke hatten wir beide kein Vertrauen. Marion stieg aus, um mich rückwärts über den schmalen Damm zurück zu dirigieren. Es klappte und in der kleinen Stadt „Caneta“ stellten wir uns in eine Einbahnstraße, am Marktplatz vor einer Tierklinik. Es war laut, aber sicher.
Über „Los Angeles“ fuhren wir zu den größten Wasserfällen Chiles, den „Salto del Laja“. Ein toller Anblick, und was wir noch besser fanden, die Leute durften in den Becken baden. Sah alles sehr toll aus, nur warum werfen die Chilenen ihre leeren Platikflaschen in diese Becken und lassen ihren ganzen Müll dort? Da ist doch wohl keine spirituelle Handlung?!? Oder einfach nur eine riesige „Schweinerei“?!? Man muss wohl zugeben, es liegt hier in Chile sehr viel Müll rum, viel zu viel!
Diese ganze Gegend hier ist touristisch mehr als uninteressant. Deswegen wollen wir ab jetzt „Strecke machen“. Auf der Panamericana geht es Richtung Norden. Vor „Chillan“ übernachten wir zum ersten Mal auf einem kleinen Rastplatz an der Panamericana. Das war nicht so komfortabel, aber wir wollten ja Strecke machen.
Es ging weiter Richtung Norden, nach „Pichilemu“ an der Pazifikküste. In dieser Gegend ist die Panamerikana vierspurig, wie eine Autobahn ausgebaut und kostet Maut. An jeder Stelle diskutierten wir mit den Mädels über den Preis, denn wir wurden immer als LKW eingestuft, da es keinen Tarif für Wohnmobile gibt. Doch wir schafften es immer, nur den PKW-Preis zu zahlen, indem wir einfach den Motor ausschalteten und, ohne Rücksicht auf das Gehupe hinter uns, zu diskutieren. Dann kam mir der Einfall, vor der Abfahrt von der PanAm, unser Zolldokument von der Einreise vorzulegen, worauf wir als kleiner Lieferwagen eingestuft waren. Damit gab sich der freundliche Herr zufrieden (ansonsten hätten wir nochmals zahlen müssen) und meinte, dieses offizielle Dokument sollten wir in solchen Situationen immer vorzeigen. Und da wir schon auf der Panamericana bezahlt hatten, ließ er uns jetzt, ohne nochmaliges Zahlen, ausfahren. All diese Informationen findet man in keinem Reisebericht oder Reiseführer.
Deswegen hier die wichtige Info: Zeigt euer Einreise-Zolldokument auf der PanAm vor, und achtet natürlich bei der Einreise darauf, dass dort euer Fahrzeug nicht als LKW eingetragen ist. Wenn ihr auf der Autobahn eine Zahlstelle passiert habt, hebt den Beleg auf und zeigt ihn wieder bei der Abfahrt vor. Der wird dort übertragen und ihr braucht nicht mehr zu zahlen. Wir haben dadurch die Hälfte der Autobahngebühren sparen können.
Wir fuhren die „Routa del vino“, die „Chilenische Weinstraße“, von „San Fernan-do“ nach „Pichilemu“. Am Straßenrand standen Hinweisschilder zu den einzelnen Weingütern. Wir haben in Flonheim etliche Weingüter, aber alle zusammen sind nicht halb so groß wie nur ein Weingut in Chile. Die Häuser, die diese Winzerfamilien bewohnen sind die reinsten Schlossanlagen - einfach riesig das Ganze. Unterwegs übernachteten wir in „Poblacion“ neben einem stillgelegten Bahnhof, um tags drauf nach „Pichilemu“ weiterzufahren. Einem Ort am Pazifik, in dem ein Ferienbetrieb wie in Calpe herrscht – „Touris“ ohne Ende. Der Strand war proppenvoll.
Auf einem Parkplatz direkt am Strand diskutierten wir über einen Stellplatz für 3 Tage, denn wir wollten entspannen und Wäsche waschen. Erst am zweiten Platz war uns der Preis akzeptabel, und wir konnten vor der Haustüre dem Strandtreiben zuschauen. Wir bewunderten die unerschrockenen Chilenen, die bei Außentemperaturen von 16 Grad in dem eiskalten Wasser des Pazifiks schwammen.
Wir sind nun seit unserer Abreise aus Spanien ein halbes Jahr unterwegs. Hier haben wir jetzt unsere Reisepläne neu überdacht und geändert. Die Vorstellung in Chile oder Argentinien an einsamen Seen alleine zu stehen und zu relaxen, mussten wir aufgeben, denn an die Ufer der Seen kommt man nicht ran. Freie Stellplätze im Sommer hier zu finden, ist auch kaum möglich. Und die wirklich empfehlenswerten Sehenswürdigkeiten sind sehr rar in diesem Bereich von Südamerika. Dadurch sind wir schneller vorangekommen als geplant. So wie es momentan aussieht, werden wir spätestens Ende 2009 zurück in Spanien sein.
Wir werden uns nicht hier herumdrücken, wie es so viele tun und überfüllte Strän-de oder Großstädte besuchen. Wir wollen in Chile nach Norden fahren und haben dazu die Strecke der Küste entlang vorgesehen.
Am 3.2.09 fahren wir Richtung „San Fernando“ zur Panamericana und wollen dort ins Internetcafé. Doch kurz davor finden wir in „Nancaqua“ einen passenden Übernachtungsplatz, wo wir per Zufall eine offene w-LAN finden und unsere Online-Dinge vom Mobil aus erledigen können. In dieser Gegend fühlten wir uns heimisch. Alles kam uns Spanisch vor; die Palmen, der Weinbau, die Häuser mit den umlaufenden, überdachten, schattenspendenden Terrassen. Man spürt die spanische Prägung sehr stark.
Am folgenden Morgen ging es dann direkt auf die R 5, die PanAm weiter nach Norden. „Santiago de Chile“ war nicht unser Ding, so dass wir in der Hauptstadt Chiles keinen Stopp einlegten. Ca. 200 Km nördlich am Pazifik blieben wir in „Pichicuy“ an einem langen Sandstrand 4 Nächte stehen.
Der Strand ist sehr schön, aber leider übersät mit Müll. Das Dorf ist eher ein Kaff, doch z.Zt., in den Sommerferien, ist alles vermietet und ist dementsprechend voll. Wir standen etwas außerhalb und haben sehr ruhig geschlafen sowie atemberaubende Sonnenuntergänge erlebt. Zum Wochenende kamen ca. 30 Omnibusse voller Urlauber. Die schlugen ihre Zelte direkt am Strand auf, es waren hunderte. Dementsprechend lebhaft wurden nicht nur die Tage sondern insbesondere die Nächte. Wir waren weit genug entfernt von dem Trubel und blieben unbelästigt. Wir lernten viele Leute kennen und hatten ein informatives, längeres Gespräch mit einem Polizisten, der per Pferd am Strand Kontrolle ritt. Er machte gerade eine Offiziersausbildung, und ist Mitglied der Garde der Präsidentin. Sicher hatte er viel Zeit, denn über eine Stunde redete er mit uns. Es scheint auch, dass die Zeit für ihn langsamer läuft, denn er meinte unser Präsident wäre ein Hitler. Ich habe ihn dann aufgeklärt, dass Hitler kein Deutscher war, sondern ein Österreicher. Das ließ ihn wohl zweifeln, denn er tat ganz ungläubig. Er erzählte uns noch von seiner Aversion gegen Argentinier, Peruaner und Bolivianer. Eine plausible Erklärung dafür hatte er nicht. Als wir ihm erzählten, dass uns Marokko gut gefällt, versteht er die Welt nicht mehr, denn von denen hielt er gar nichts. Ob er schon mal woanders, als in Chile gewesen war, hat er uns nicht verraten. Wir machten uns so unsere Gedanken.
Gut ausgeruht ging es die letzten 300 Km weiter auf dem kostenpflichtigen Teil der Panamericana, mit den üblichen, erfolgreichen Diskussionen an den Mautstellen.
„On the road“ kauften wir frischen Ziegenkäse. Die angebotenen, geschlachteten Ziegen hätten mich wohl gereizt, doch man verkaufte sie nur komplett am Stück, was uns zu viel war.
Der nächste Stopp war in „La Serena“. Diese Stadt hat uns gut gefallen. In der Nähe des Leuchtturms, neben der Universität haben wir einen ruhigen Stellplatz mitten im „Leben“ gefunden. Im Jumbo-Supermarkt (Made in Switzerland) deckten wir uns wieder frisch mit Lebensmittel für unsere Fahrt ins „Valle del Elqui“ ein. Hier wird das Chilenische Nationalgetränk „Pisco-Sour“ hergestellt, und hier befinden sich drei Observatorien. In „Vicuna“, der Geburtsstadt der Chilenischen Nobel-Literaturpreisträgerin „Gabriela Mistral“, haben wir den Besuch des Lehr-Observatoriums „Mamalluca“ gebucht. Wir wollten mal wieder ins Internet gehen, doch beim ersten Internetcafé stürzte der Server ab und das zweite Internetcaféhatte gerade zu. Also verschoben wir den Besuch auf den nächsten
Tag.
Eine sehr informative und interessante Führung durch das Observatorium hat uns, unter anderem, gezeigt, wie Sterne entstehen und wieder in einer Supernova sterben, und uns drastisch vor Augen geführt, wie unendlich winzig unsere Erde und wir selbst sind. Wo nehmen wir nur die Gewissheit her, dass es außer uns in dieser enormen Dimension keine anderen Lebensformen geben soll?
Wir durften über Nacht in den Bergen auf dem Parkplatz des Observatoriums stehen bleiben. Im Internetcafé nahmen wir wieder Kontakt mit der Heimat auf und erhielten einige Mails von Reisebekannten, die uns mitteilten, wo sie sich gerade aufhielten. Seit einem Monat haben wir keine Reisenden aus Europa mehr gesehen. Es gibt viele Möglichkeiten, eine individuelle Route zusammenzustellen.
Die Reiseagentur Hamburg-Süd hat uns von der Grimaldiline eine „Grande“ für die Rückfahrt rausgesucht. Die „Grande“-genannten Schiffe sind unempfindlich gegen Seegang, und wir hatten auf der Herfahrt damit gute Erfahrung.
Die „Grande Buenos Aires“ war für Mitte Juli ab Buenos Aires geplant. Dann würden wir so gegen Ende August in der BRD sein, und so gegen Ende September/Anfang Oktober in Moraira eintreffen. Mit dieser Planung würde uns genügend Zeit bleiben, die für uns interessanten Punkte in Südamerika zu besuchen. Wir buchten.
An diesem Abend gab es unseren ersten „Pisco-Sour“. Uns schmeckte er toll, und wir werden uns noch einige Flaschen besorgen.
Wir legten erneut einen Übernachtungsstopp in „La Serena“ auf dem uns bekannten Platz vor der Uni ein. Dann fuhren wir auf dem nun einspurigen Teil der Panamericana über „Copiapo“ weiter nach „Bahia Inglesa“ ans Meer. Es ging 400 Km über Serpentinen, Pässe und oft schnurgeradeaus zwischen Sanddünen und felsigen Bergketten durch. „Copiapo“ ist eine Wüstenoase, staubig, öde und dichtgedrängt in ein grünes Tal, umgeben von Sanddünen. Es ist kaum zu glauben, aber hier bewässert man heftig und pflanzt Wein an. Große Weingüter stehen inmitten der Anbauflächen, direkt vor den Sanddünen. Irgendwie verrückt, unwirklich und unökologisch, da es hier an Wasser mangelt. Wer kauft nur den Chilenischen Wein, damit so was notwendig wird???
Die Atacama-Wüste soll die trockenste und heißeste Wüste der Welt sein. Es ging, die Sahara ist auch nicht kälter. Umso mehr freuten wir uns auf „einen der schönsten Strände Chiles“, wie es im Reisehandbuch stand. Bei solchen Bewertungen kommt es sicher immer auf die Vergleichsmöglichkeiten an, die man hat. Eines können wir sagen, die Bucht hatte einen ca. 35 Km langen Strand mit feinstem, weißem Sand. Es gab auch sehr wenig Müll. Trotz Hochsaison war viel Platz. Es standen ca. 30 Zelte am Strand, doch der Gestank!!! Wir dachten, dass er nicht nur von dem verendeten Seehund und den vielen toten Oktopussen kam, die am Strand verwesten, sondern dass auch die örtliche Kläranlage ihren Beitrag dazu leistet. Deshalb stellten wir unseren Wagen einige Male um, je nach dem woher der Wind wehte.
Hier sahen wir zum ersten Mal ein Pelikanpärchen, direkt vor unserer Haustüre.
In den letzten Tagen hatte ich Probleme, den neuen Laptop hochzufahren. Irgendwie ist es dann doch immer wieder gelungen (wer weiß wie?), doch seine Arbeits-Geschwindigkeit ist nochmal zurückgegangen. Naja, wenigsten die Berichte kann ich schreiben.
Unsere Fahrt ging weiter auf der Panamericana durch die Atacamawüste. Unbe-kanntes und Exotisches stellt sich in Reiseberichten immer als etwas ganz Tolles dar. Naja man kann ja gut schwärmen, wenn man weiß, dass der Leser dort nie hinfahren wird. Man war schließlich da, und es war natürlich was außergewöhnlich Tolles, was nie zuvor Erlebtes. So lasen sich auch für uns viele Reisebücher und Berichte. Nun sind wir hier, in der heißesten und trockensten Wüste der Erde, und wir müssten uns dazu äußern. Wie ich das immer handhabe, schreibe ich die Wahrheit, so wie wir sie sehen. Also hat es an diesem Morgen in der trockensten Wüste der Welt angefangen zu regnen, hörte aber gegen Mittag auf. Die Panamericana war gut ausgebaut, da die vielen LKWs ihre Versorgungsarbeit leisten müssen. Die Strecke führte bergauf-bergab durch endlose, trockene, bergige Langschaft. Es war schon interessant, die geologischen Formationen zu sehen. Aber es erschlug einen, es war alles so gewaltig groß, weitläufig und einfach ...bochchchc...!
Was fehlte, waren Menschen oder Tiere, wie sie uns in der Sahara begegnet sind.
Dafür waren an allen Ecken die Berge aufgerissen, und es wurde nach Bodenschätzen gegraben. Eine Unzahl von Minen säumte die Straße. Solche, die sich nicht mehr rentierten wurden einfach verlassen, die Wohnhäuser und die Gerätschaften blieben zurück und dem Verfall preis gegeben. LKWs, Busse, Tanklastwagen und andere Fahrzeuge rosten vor sich hin. Links und rechts der Panamericana ist jeweils ein Streifen von 10-20 Meter als Abfallgraben zu bezeichnen, denn er ist voll mit weggeworfenen Plastikflaschen, Ölkanister, Papier, Pappe, Reifenteile und anderem Müll. Wir fuhren durch ein langgezogenes flaches Tal, deren Ebene gespickt mit weggeworfenen Reifen war. Die Atacama eine große Müllhalde???
Bei „Chanara“ wollten wir der Empfehlung des Reiseführers entsprechend, an die Küste fahren, um die langweilige PanAm, die durchs Landesinnere führt, zu verlassen. Diese R 1 wollte man ausbauen, da bei „Taltal“ ein Silberfeld entdeckt wurde, und eine Kanadische Minengesellschaft sich die Schürfrechte gesichert hat. Sie verpflichtete sich, die R 1 zu asphaltieren, was auch geschehen ist. Schließlich brauchen sie Transportlogistik.
In „Taltal“, an einem weitläufigen Strand, fanden wir einen Stellplatz. „Taltal“ liegt 12 Km von der Routa 5 entfernt, direkt am Pazifik; dort fanden wir in der ersten Reihe einen Platz neben einigen Zelten. Wir wollten unsere Bäuchlein pflegen, denen es seit ein paar Tagen nicht so gut geht. Ein Reistag, von Marion verordnet, wirkte Wunder. Bis auf eine kleine nächtliche Discoeinlage, haben wir ruhig geschlafen. Am Tage ersetzte ich den Abwasserschlauch des Handwaschbeckens, der zwei kleine Löcher hatte. Man merkt dem hiesigen Ort an, dass man Silber entdeckt hatte, denn selbst die Wege zum Strand waren asphaltiert. Und so sollte auch die ganze Routa 1, der Küste entlang nach „Antofagasta“, sein.
Wir fuhren auf dieser nagelneuen Straße durch eine wahre Mondlandschaft; Lava-ströme, kein Gras, kein Baum, kein Strauch. Plötzlich bei „Paposo“ hörte der Asphalt auf, und es gibt nur noch Piste. Marion wahrsagte, dass die Straße der Küste entlang sehr schmal und schlecht werden würde. Aber die über die Berge, direkt zur Panamericana sei breit und gut (woher weiß sie das?). Also wählte diesmal sie die Abkürzung, und ich stimmte zu. In Serpentinen ging es hoch und höher, von 0 Meter über Meeresspiegel auf 2162 Meter.
Elende, große Wellblechhöcker, eine grausame Straße; ich war froh, dass nicht ich diese Route gewählt hatte. Und nach 2 ½ Stunden ging es urplötzlich in eine funkelnagelneue Teerstraße über, bei einem Flugplatz im Nirgendwo. Die Minengesellschaften machen es möglich. Jetzt ging die Straße schnurstracks geradeaus; von einer Bergkuppe zur nächsten. Marion und ich hatten diese gerade direkte Linie mal in Km geschätzt. Wir lagen mit 2 bis 3 Km total daneben. Man sah die gesamte Straßenführung bis zum nächsten Berg und kam und kam nicht näher ran. Das GPS zeigte uns, dass es fast immer 10 Km von Bergpass zu Bergpass waren. Hier herrschen einfach andere Dimensionen.
Wieder auf der Routa 5 fuhren wir erst mal wieder 16 Km Richtung Süden, denn wir wollten uns natürlich die einzige Sehenswürdigkeit auf 500 Km nicht entgehen lassen, zumal wir planten, direkt dort zu übernachten. 100 Meter neben der Panamericana erreicht man über einen üblen Weg die „Mano del Desierto“, über den auch Lastwagen mit Sattelauflieger fahren. Diese „Wüstenhand“ hat 1992 der Chilenische Künstler Mario Irarrazabal in die Wüste gemauert, ohne zu ahnen, dass sein Handrücken von seinen Landsleuten als großes Urinal zweckentfremdet wird. Entsprechend war der „Duft“ dort. Natürlich gab es dort auch keine Abfalleimer, muss man nicht mehr erwähnen. Ich werde auch in Zukunft Umweltsünder nicht mehr aufschreiben, um nicht einen falschen Ruf zu bekommen.
Wir fanden doch noch einen angenehmen Platz neben dieser „Skulptur“ und schliefen ruhig und fest. Vorher hatten wir noch etwas Arbeit, denn die zurückgelegten Strecken hatten zwei Schellen an dem Schlauch von Vorratsbehälter der Kupplungshydraulik gelockert. Die Kupplung musste nach 12.000 Km erstmals wieder entlüftet werden, was für so zwei Profi-Automechaniker wie Marion und mich kein Problem war.
Am Abend belohnten wir uns mit einem tollen Flusslachs, Reis, Salat und Chileni-schem Weißwein. Ein Festmahl, toll wenn man so eine Köchin dabei hat!
Als Apero ließen wir uns stilecht einen Pisco-Sour munden.
Bis spät in die Nacht kamen noch Besucher. Die Leute werden hier erst nach Son-nenuntergang so richtig munter, wie wir oft erleben durften - oder mussten, dann allerdings bis in die frühen Morgenstunden. Tagsüber gibt man sich eher dem Mü-ßiggang hin. Uns war es nachts einfach zu kalt zum Rumlaufen, denn es kühlt sich von tagsüber um die 30° bis auf 11° ab.
Am nächsten Morgen sind wir nach „Antofagasta“ gefahren, mit vollem Kupplungsdruck. Eine großflächige, reiche Stadt. Die großen Minengesellschaften, die im Umkreis von bis zu 120 Km um die Stadt Kupfer, Silber und Gold abbauen, bringen das Geld in die Stadt. Mitten in der Wüste viel Grün und tolle Parkanlagen. Wir fuhren wieder zum „Jumbo“, kauften ein, besorgten uns in der Apotheke Medizin gegen die Höhenkrankheit, brachten unsere Wäsche in eine Wäscherei und checkten unsere Mails im Internetcafé. Unsere lieben Freunde Renate und Franz Engler haben sich mal wieder fürsorglich um unsere Angelegenheiten gekümmert, in diesem Fall um die leidliche Neuanmeldung in Teulada. Sie haben alles so organisiert, dass wir auch von der Ferne aus diese Dinge erledigen konnten. Vielen Dank - und nicht nur dafür. Glücklich schätzen kann sich der, der solche Freunde zuhause hat!!! Wir haben sie!!!
Die nachfolgenden Sätze aus Marions Tagebuch will ich hier übernehmen, weil sie in dieser Sache, den Nagel auf den Kopf trifft:
...an dieser Stelle möchte ich mal unser Auto loben – und damit meine ich die Einheit zwischen Fahrzeug und Kabine. Das Auto hat uns sicher und ohne Murren auch über die z.T. echt schlimmen Strecken gefahren und braucht dabei nur 22 Liter pro 100 Km. Die Kabine – unser gemütliches, komfortables zu Hause – bewährt sich täglich aufs Neue, in jeder Hinsicht. Viele Reisende mit kleineren Fahrzeugen beneiden uns um diesen Luxus, besonders, wenn es abends kalt ist, es stürmt oder einfach nur, weil wir ein großes Bett haben oder einen Backofen für leckeren Kuchen, Brot, Pizza usw.
Auch unser großer Wasservorrat ermöglicht uns, recht oft zu duschen und sogar Wäsche zu waschen. Da haben wir mit unserer Planung in jedem Punkt ins Schwarze getroffen.
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Für Morgen haben wir geplant, erstmals in die hohen Anden zufahren. Zuerst nach „San Pedro de Atacama“ auf 2500 Meter, wo wir uns akklimatisieren wollen und dann, mit Zwischenstopp zum Geysir del Tatio auf über 4000 Meter. Mal sehen, wie wir die Höhe vertragen.
18.2.09 Mittwoch; über „Calama“ ging es nach „San Pedro“, einem unter Traveller sehr bekannter Wüstenort. Die sehr gut ausgebaute Straße ging über den Chilenischen Altiplano mit Bergpässen bis zu 3.442 Meter, vorbei an aktiven und stillgelegten Minen, wo Lithium, Kalium, Borax, Salpeter, Kupfer etc. im Tagebau gefördert werden. Manche dieser Tagebauanlagen sind über 30 Km lang. Die stillgelegten werden einfach geräumt und dem Verfall überlassen. Seien es Maschinen, Omnibusse oder ganze Wohnansiedlungen gammeln und verrotten auch hier.
„San Pedro de Atacama“ präsentiert sich uns als ein knuffiger Oasenort in einer weiten Ebene. Wir wähnen uns in der Sahara. Der Ort liegt am nördlichen Ende des größten Chilenischen Salzsees. Begrenzt wird diese Ebene im Osten von den Anden-Kordilleren. Wir zählen 18 Vulkane in unserem Blickfeld, einer davon eine respektable Dampfwolke ausstoßend.
Bei unserem ersten Rundgang im Ort begrüßte uns ein Regenschauer. Ein Paar aus Darmstadt (Anne und Mathias mit einem 613 D) sagte uns, dass gestern ein Sand-sturm mit starken Regenfällen niedergegangen sei, und das in der heißesten Wüster der Erde. Wir stehen zwei Nächte auf dem Gemeindeparkplatz, besichtigen das wirklich nette Örtchen, besuchen die alte Kirche San Pedro und wandern zu der Ruine der ehemaligen Verteidigungsanlage der Inkas gegen die Spanier.
An unserem zweiten Abend erlebten wir den Faschingsbeginn mit einem Umzug durch den Ort. Marion freute sich schon auf den Besuch im Museum. Sie wollte unbedingt die ausgestellten Mumien sehen, die in sitzender Position begraben wurden. Wieder mal eine große Enttäuschung, denn auf Intervention der Ureinwohner musste man im Mai 2007 diese Mumien aus der Ausstellung entfernen, denn die Atacamencia wollten ihre Ahnen nicht so zur Schau gestellt sehen. Was ich nachempfinden kann. Wir bekamen auch den Hinweis von den Darmstädtern, dass im nächsten Jahr der höchstgelegene Geysir der Welt „El Tatio“ für Besucher gesperrt werden würde, da die Minengesellschaften diese Energiequelle für ihre Bergwerke nutzen werden. Matthias erzählte uns auch von ihren persönlichen Problemen mit der Höhe und empfahl uns, die Strecke andersherum anzugehen und in „Caspana“ auf ca. 3300 Meter einen Stopp zum akklimatisieren einzulegen. Ihr großes Problem war, dass ihr Mercedes beim Geysir nicht angesprungen ist. Er bekam auf 4400 Meter zu wenig Luft. Ein Polizei Pick-up hat auf dem Parkplatz mit ein paar Runden den 4,5 Tonnen schweren Wagen angeschleppt. Nicht auszudenken, wenn der nicht zufällig vorbei gekommen wäre, da ab 8 Uhr morgens, bis nachts 4 Uhr keine Menschenseele am Geysir ist. Der ist nur in der frühen Morgenstunde, in der Kälte, aktiv. Nicht auszudenken, wenn uns das passieren würde, denn ohne laufenden Motor haben unsere Kessel keine Luft, ohne Luft öffnen sich die Bremsen nicht, und mit geschlossenen Bremsen kann man nicht angeschleppt werden, falls zufällig Jemand da ist, der ein 9 Tonnen Fahrzeug anschleppen kann. Sicherheitshalber habe ich schon mal meinen Kontaktspray bereit gelegt. Also wollen wir uns, in den nächsten Tagen, auf über 4000 Meter wagen.
Freitag, den 20.2.09 sind wir in den „Salar de Atacama“, dem großen Salzsee, gefahren und wollen hier mit den Darmstädtern über Nacht bleiben. Es war ein tolles Erlebnis mitten im größten Salzsee Chiles, umgeben von 3 verschiedenen Flamingoarten, ganz allein in völliger Ruhe zu schlafen.
Sehr früh am Morgen standen wir auf, um in der aufgehenden Sonne den Salzsee und die Flamingos zu fotografieren. Als die „Touris“ kamen und es laut wurde, zogen die herrlichen Tiere sich weiter in den Salar zurück, wir frühstückten an Ort und Stelle.
Den Tag verbrachten wir in einem kleinen Wäldchen, und Marion nahm zum ersten Mal, mit großem Respekt, Kontakt zu Lamas auf.
Am nächsten Nachmittag fuhren wir ins „Valle de la Luna“ um ein Canyon zu durchwandern, eine Salzhöhle zu besichtigen und den Sonnenuntergang auf der „Großen Düne“ zu erleben.
Dieses Tal war in Urzeiten ein Salzsee, der sich gehoben hat. Die gesamten Berge sind reines Salz, welches von Sand bedeckt ist. Es knistert und kracht darin, wie in einem Gletscher, nur dass es zwischen diesen Bergen sehr heiß ist. Dieser Hitze, der großen Höhe und Marions schnellem Wanderschritt ist es zuzuschreiben, dass sie höhenkrank wurde; Atemnot, Herzrasen und Panikattacke. So entging ihr das Schauspiel des Sonnenuntergangs. Sie erholte sich während dieser Zeit im Wagen.
Hier lernten wie ein junges Paar und Motorradfahrer aus Brasilien kennen; natürlich wieder aus Coritiba. Natürlich bekamen wir herzliche Einladungen. Wir werden auf jeden Fall nach Coritiba fahren, wo so liebe Menschen wohnen!!!
Am nächsten Tag fuhren wir über „Calama“ (der verseuchte Wohnort der Arbeiter von „Chuquicamata“, der größten Kupfermine der Welt) durch die Salzcordillieren ins Indiodorf „Caspana“.
Die Fahrt ging über bis zu 3.400 Meter hohe Berge, dann durch die Wüste, vorbei an vielen Minen und an der größten „Dreckschleuder“ Chiles, dem Kupferbergbau „Chuquicamata“. Eigentlich sollte diese Mine bereits 2005 erschöpft sein, doch man hat noch kleine Vorkommen gefunden. Doch im nächsten Jahr ist Schluss. Was für die Umwelt kein Aufatmen wird, denn man hat neue Vorkommen in der Nähe des „Geysirs El Tatio“ gefunden. Es wird schon an einer neuen Teerstraße dahin gebaut, und dieser höchstgelegene Geysir der Welt wird für das Publikum geschlossen, und die Gegend darum genauso verwüstet wie bei „Calama“. Der Abräumschutt dieser Mine hat die Bevölkerung eines Indiodorfs gezwungen, umzusiedeln, denn das Dorf wurde einfach zugeschüttet. In dieser gesamten Gegend trifft man überall auf große Umweltsünden. Die Oasenbäche sind giftig grün, in der herrlichen Landschaft stehen Tankanhänger von LKWs rum und rosten vor sich hin. Ökologen sprechen davon, dass das Grundwasser kontaminiert sei. Und dieses Wasser wird nach „Antofagasta“ geleitet, um die 280.000 Einwohner mit Trinkwasser zu versorgen - Na dann Prost!
Der noch ursprüngliche Indianerort „Caspana“ liegt in einer steilen Schlucht. Die Einwohner leben von der Lama-Zucht und vom Terrassenanbau.
Eigentlich wollten wir im Flusstal des Dorfes übernachten, doch die Wege dorthin waren für uns zu schmal. Gerade als wir den Ort erkundet haben, kam uns ein Fastnachtsumzug entgegen. Mit lauter Musik, Gesänge, besser noch mit Gegröle kamen uns die stockbesoffenen Indios entgegen, und verbaten uns zu fotografieren.
Wir legten eine Mittagspause ein, aßen und ruhten uns von der Hitze aus.
Bereits jetzt merkten wir die Höhe. Ich bekam Kopfschmerzen, Marion Atemnot und Herzrasen. Eigentlich soll man die Auswirkungen der Höhenkrankheit erst nachts merken. Marion vermutet, dass an ihren starken Symptomen die Schilddrüse Schuld ist, die Unterfunktion hat.
Da bei uns beiden noch Stimmungstiefs dazu kamen, haben wir uns entschlossen, wieder zurück nach San Pedro, auf 2500 Meter, zu fahren. In der Höhe hat sich unser „Dicker“ besser gehalten als wir. Er lief flott wie eh und je, kletterte die Berge ohne Murren und ohne zu qualmen hoch, sprang jedes Mal ohne zu klagen sofort an, obwohl ich beim Vorglühen immer noch nachlässig bin.
25. Februar 2009 – Aschermittwoch: Heute geht es über unseren ersten hohen Andenpass. Gleich noch über den höchsten und längsten zwischen Chile und Argentinien, den „Paso de Jama“. In der Nacht habe ich nur ca. 2 Stunden geschlafen. Ich schob es auf das Faschingstreiben, das in San Pedro stattfand. Aber ich glaube, es war die Aufregung vor dem nächsten Tag. Auf 7:45 Uhr haben wir uns den Wecker gestellt, damit wir gleich um 8 Uhr an der Zollstation sind, die sich noch in „San Pedro“ befand, denn die Chilenischen Zöllner wollten schließlich nicht in der großen Höhe ihren Dienst tun. Innerhalb 20 Minuten waren wir abgefertigt und ab ging’s.
Gleich hinter „San Pedro de Atacama“ ging es auf einer Strecke von nur 50 Kilometer von ca. 2300 Höhenmetern auf 4200 Meter. Ohne Kurven, immer geradeaus ging es steil bergan. Mit ca. 30 Km/h quälten wir uns in die Höhe. Nach 1 ½ Stunden hatten wir es geschafft, und auf dieser Höhe ging es weitere 110 Km bis zur Grenze. Es war eine herrliche Strecke auf dem Altiplano, neu asphaltiert und ausgebaut. Der Magirus zeigte keine Schwäche und brummte munter drauf los. Vorbei am „Salar de Quisquiro“, dessen strahlend weiße Oberfläche uns schon weit entgegen leuchtete. Viele Flamingos standen an dem See, und unterwegs sahen wir Vikunjas und Lamas. Drei weitere Salzseen passierten wir bis wir am „Salar de Jama“ an die neue Argentinische Grenzstation in 4400 Meter Höhe kamen. Bei dem Erledigen der Grenzformalitäten merkten wir zum ersten Mal die Höhe. Kopfschmerzen und leichter Schwindel machte uns zu schaffen. Aber schnell waren die Grenzformalitäten erledigt. Im Auto ging es uns besser. Wir befolgten den Rat unserer Peruanischen Freundin Sole und fuhren in dieser Höhe immer mit geöffneten Fenstern. Wir hatten die Hoffnung, dass wir den höchsten Punkt des Passes hinter uns gelassen hätten. Leider sind die Angaben in Reiseführern und Berichten anderer Reisenden auch hier nicht sehr genau.
Es folgten noch zwei weitere Passagen von jeweils über 4800 Meter, höher als der höchste Berg in Europa hoch ist. Eine grandiose, karge und felsige Berglandschaft umgab uns. Sehr gut haben uns die „Moais de Tara“ gefallen. Bis zu 30 Meter hohe, vom Winde verwitterte Felsen, die nach den „Moais“ der Osterinseln benannt wurden. Um tolle Fotos zu erhalten, musste ich aussteigen und 50 Meter ins Gelände gehen. Das war vielleicht anstrengend in dieser Höhe.
Zurück im Wagen, keuchte ich wie nach einem 100 Meter Sprint (den ich schon Jahre nicht mehr gemacht habe) und schnaufte wie ein Walross....
Die neue Straße, auf der Argentinischen Seite, führte zuerst über den Ausläufer des „Salar de Olaroz“ und dann an dessen Ufer entlang und wieder einer neuen Steigung entgegen. Kurz vor „Tres Moros“ ging die Straße auf einem Damm mitten durch den Salzsee „Salinas Grande“. Die Salzgewinnungsstätte liegt direkt am Damm und konnte besichtigt werden. Die Salzkristalle glitzerten im Sonnenlicht wie Schnee.
Dann ging es wieder in abenteuerlichen Serpentinen steil bergauf, mitten in die Wolken. Die Sicht betrug höchstens 50 Meter, wir schlichen mit 20 Km/h dem Gip-fel entgegen. Bis es plötzlich, ohne Vorwarnung, steil bergab ging. Wir konnten nur vermuten, dass jetzt der 30 Km lange Abstieg nach „Purmamarca“ begann, der in abenteuerlichen Serpentinenwindungen steil bergab führte. Nach ein paar Höhenmetern waren wir aus den Wolken und sahen was vor uns lag.
Gut, dass ich das Reduziergetriebe eingeschaltet hatte, sonst hätten die Bremsen mehr als Höchstleistung vollbringen müssen. Die Serpentinen sahen aus wie ein unordentlich hingeworfenes Seilknäul, so ineinander verdreht und gewunden sah es aus. Über eine Stunde dauerte der Abstieg, aber die Landschaft war traumhaft. Es wurde etwas heller, und wir konnten die vielfarbigen Felsen bei Sonnenschein bewundern.
Nach ca. 10 Stunden Fahrt und mehr als 400 Km kamen wir in „Purmamarca“ an. Längs der Hauptstraße fanden wir einen Stellplatz, und als wir gerade drehen wollten, um uns dort hinzustellen, sahen wir am Ende des Ortes den Mercedes unserer Darmstädter Bekannten. Mit großem Hallo begrüßten wir uns und stellten uns zu ihnen. Doch an diesem Abend war uns nicht nach Reden zumute, denn wir waren total platt. Auch Anne und Mathias waren noch nach zwei Tagen müde von dem Klimawechsel und der Passüberquerung. Hier in den Bergen war es merklich kühler als in San Pedro, und es regnete abends leicht.
Wir schliefen tief und fest in dieser Nacht, nachdem Bier und Wein unsere Hektik etwas gedämpft hatte.
Am nächsten Tag war Bewegungstherapie angesagt, und wir wanderten durch den Canyon der Berge der sieben Farben „Cerro de los Siete Colores“. In „Purmamarca“ besuchten wir den Handwerkermarkt der Indios, die tolle Lama- und Alpakasachen verkauften. Im Mobil haben wir dann unsere künftige Route ausgearbeitet. Leider konnte ich die entsprechenden GPS-Daten nicht rausfinden, weil mein Laptop zur Abwechslung mal die entsprechende Software nicht geöffnet hat. Mal sehen, wie er in ein paar Tagen gelaunt ist. Wir entschieden, uns noch einen Tag länger zu bleiben, denn ich wollte Motor-, Getriebe- und Verteilergetriebeöl nachfüllen, die Luft in den Reifen erhöhen und das Fahrgestell mal wieder abschmieren.
Dann wollen wir den Nordwesten Argentiniens bereisen.
PS: Fotos auf der homepage!!!