Beiträge von globetruck

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    Wenn das stimmt, dass das Forum zu Werbezwecke genutzt wird, sollte man den Teilnehmer ganz sperren.
    Trotzdem meine Antwort zu Städtebesichtigungen. Großstädte meiden ich eher, falls sie ein Muss sind, nutze ich Tourenbusse. Ansonsten liebe ich es wie die Bewohner vor Ort, mit öffentlichen Verkehrsmittel zu fahren. Selbst in Länder, wo die Taxen spottbillig sind. Ist sehr spannend und man bekommt schnell und leicht den von uns gewünschten Kontakt zu der Bevölkerung des Landes. Durch europäische Städte will ich mich weder mit Rad noch mit meinem Roller quälen, denn ich bin nicht lebensmüde.

    Wir fahren am 23.2.2015 wieder nach Marokko. Freunde, die im Moment dort sind und andere die vor ein paar Tagen zurück gekommen sind, sprechen nur possitiv. Es hat sich nichts negativ gegenüber vor einem Jahr geändert. Reiseberichte über viele Touren mit 4 x 4 und einem Teilintegrierten WoMo habe ich vor ein paar Minuten eingestellt. Die jetzige Tour machen wir mit unserem PickUp, weil wir Routen fahren wollen, die mit den anderen beiden Wohnmobilen nicht möglich waren.
    Fotos kann ich wegen dem Umfang des Speicherplatzes nicht einstellen, kann man aber in den Berichten auf meiner homepage sehen, oder einfach globetruck bei google eingeben.

    Brasilien

    Zuerst versorgten wir uns in Puerto Iguazú mit den nötigen Lebensmitteln und dann ging es ab zu Grenze. Der Argentinische Teil war schnell erledigt, doch danach gab es bei den Brasilianern Schwierigkeiten. Da man dort das unverständliche Portugiesisch sprach und weder Spanisch noch Englisch konnte, war das Klären der Situation nicht so einfach. Doch dann hatten wir es: Unsere Passnummern stimmten mit den in dem Computer gespeicherten nicht überein!?! Wieso haben die unsere Passnummer in ihrem Computer, fragten wir uns? Nach einigem Nachdenken kamen wir auf des Rätsels Lösung - wir waren schon mal in Brasilien, nämlich in „Rio de Janeiro“, anlässlich eines Tagesausfluges vom Schiff aus. Klar, die hatten wohl damals beim Zoll unsere Pässe fotokopiert, hatten aber die Passagierliste von der „Grande Brasil“, von der sie dann unsere Passnummern in den Computer übernommen haben. Und auf dieser Liste standen die Passnummern unserer alten Pässe, mit denen wir 2007 das Schiff gebucht hatten. Im April 2008 haben wir dann neue Pässe beantragt, mit denen wir dann die Reise Ende 2008 angetreten haben.
    Die netten und sehr höflichen Polizisten der Emigration waren einsichtig, und wir durften einreisen.
    Beim Zoll erhielten wir zum ersten Mal anstatt eines DIN-A 4 Blatts fürs Fahrzeug derer vier. Gott sei Dank dachte Marion noch daran, dass der Zöllner auf dieses Formular als Fahrzeug „Casa Volante“ eintragen soll, was er auch tat.

    Dann kamen wir in ein ganz anderes Südamerikanisches Land: saubere Straßen, gepflegte Seitenstreifen, kein Müll und an jeder Straßenecke eine Beschilderung. Es war uns schon nach ein paar Kilometer klar, dass Brasilien das am best-entwickelsten Land in Südamerika ist und dass die Wirtschaft hier boomt. Auf den über 600 Km bis „Curitiba“ begleiteten uns ständig bewirtschaftete Felder, gepflegte Anwesen - außer der Gegend, wo Indianer wohnten. Dort waren Urwald, ärmliche Hütten und faul rumhängende Menschen. Am ersten Reisetag und in der folgenden Nacht hat es stark geregnet. Und da alle Seitenstraßen Naturstraßen sind, war die Asphaltbahn bedeckt mit rotem Schlamm. Marion weinte fast, wegen unseres frisch gewaschenen Autos. Es wurde total mit rotem Schlamm übersät.

    Der Verkehr ist hier viel dichter als in den anderen Ländern. LKW reiht sich an LKW, und alle moder und überwiegend von Mercedes aus Brasilianischer Produktion. Sie fahren wie mit PKWs, so als ob sie auf einer Formel 1 Rennstrecke seien. Immer über die ganzen 600 KM, bergauf – bergab und immer sehr steil. Dann, der erste Brasilianische Supermarkt - eine Auswahl wie in Deutschland, das reinste Paradies; sauber, geordnet und wohlorganisiert - eine Wohltat, nach den bisherigen Erfahrungen. Aller super, nette Mensch, höflich, zuvorkommend und hilfsbereit, wenn.....ja wenn sie nicht so ein schreckliches Kauderwelsch sprechen würden, das Niemand versteht - man nennt es Portugiesisch.

    Zweimal übernachteten wir an Tankstellen, und es war alles andere als ruhig. Am Sonntag sind wir nach „Curitiba“ reingefahren, denn wir wollten nicht im Großstadtverkehr versinken. „Curitiba“ hat 1,8 Millionen Einwohner, und wir fürchteten den LKW-Verkehr. Doch LKWs dürfen generell nicht in die Stadt hineinfahren. An einer Tankstelle an der BR 277 wuschen wir den roten Schlamm von unserem Mobil, denn mit einem schmutzigen Auto wollten wir unsere Bekannten aus Ushuaia nicht besuchen. Als wir vor einem Lebensmittelladen anhielten, hatten wir wieder mal großes Glück, denn einer der jungen Männer sprach Englisch. Wir riefen José an und er holte uns gemeinsam mit seinem Freund René (der auch in Ushuaia war) ab.

    Durch den Großstadtverkehr schleusten sie uns zu seinem Haus - und zu was für einem Haus! Eine große Villa mit hoher Mauer, Stacheldraht und Stahlspitzen oben auf der Mauer. In Brasilien igelt man sich ein. Er erzählte uns später, dass er bis vor 3 Jahren außerhalb auf dem Land gewohnt habe und zweimal überfallen wurde. Beim letzten Mal hielten sieben Gangster ihn und seine Frau über 8 Stunden gefangen, mit Gewehren im Anschlag. Auf die Polizei könne man sich auch nicht verlassen, denn die sei korrupt. So möchten wir nicht wohnen!

    Doch das Haus war toll. Ein großer Stellplatz für sein 9 Meter Wohnmobil und dahinter hatten auch wir noch reichlich Platz, um zu parken, ein Pool etc. innen setzte sich der tolle Eindruck fort. Marmor, Granit, Stilmöbel, tolle Küche mit großem Hauswirtschaftsraum etc. José besitzt in „Curitiba“ zwei Restaurants und bewirtet täglich 1000 Gäste. Dabei hatte er noch Zeit für uns, Taxi zu spielen. Er organisierte eine Stadtbesichtigung, eine Fahrt mit dem „Tren Sierra verde“ durch den Urwald am steilen Berghang entlang und fand eine Werkstatt, wo am Magirus kleine Arbeiten verrichtet werden können. Und das Wichtigste: Wir konnten mal wieder ein paar Nächte toll schlafen, denn es war sehr ruhig in dieser Wohngegend, obwohl sie nahe am Zentrum liegt.


    Am gleichen Tag wie wir, war aus „Iguazú“ eine Familie (Eltern und zwei Jungs 9 und 14 Jahre) mit einem VW-Bus (den man hier Combi nennt) angekommen. Sie wohnen vorübergehend bei José, denn er will ihnen Auftritte in „Curitiba“ verschaffen. Die drei „Männer“ sind Musiker, und wir hatten täglich Livemusik auf dem Grundstück. Bisher hat diese Familie in „Blumenau“ gewohnt. Der Vater spricht sehr gut Deutsch, was unsere Verständigung mit José und seiner Frau erleichterte. José spricht wenig Spanisch und kaum Englisch, doch Marion versteht das Portugiesische mittlerweile gut, wenn die Brasilianer langsam sprechen. Wenn es schwierig wurde, übersetzte der Musiker.
    Wir wurden sofort in die Familie integriert. Eine so unbefangene Gastfreundschaft und Herzlichkeit haben wir noch nie erlebt!
    Abends marschierten wir mit José und seiner Frau durch die Parks von „Curitiba“. Das Ehepaar marschiert jeden Abend stramm durch die Gegend, und wir hetzten hinterher.
    Den Ausflug mit der Bahn beschreibt Marion so:

    Heute klingelt bei uns der Wecker um halb sieben, denn wir wollen ja mit dem „Tren Sierra verde“ durch den Urwald fahren. Bidy (José) bringt uns um 8:15 Uhr zum Zug und zunächst geht es mal Rtg. Außenbezirke von Curitiba und vorbei an den Favelas. Kein so toller Anblick! Aber hier eben doch Realität, eine Realität, mit der ich so meine Probleme habe!
    Die Tour durch den Urwald ist schön, bis abenteuerlich, wenn man an die tiefen Schluchten und schmalen Brücken denkt!
    Irgendwann hat`s auch mal einen Container nebst Eisenbahnwagen runter in die Tiefe gerissen, was wir aber erst auf der Rückfahrt sahen – zum Glück. Die schwüle Luft schafft uns beide sehr, und wir sind platt, als wir gegen 18:15 Uhr wieder in Curitiba ankommen. Ach ja, der Ort, wo die Bahn hingefahren ist, ist nahe der Küste, ober sonst kaum erwähnenswert.“


    Bilder von dem Ausflug gibt es nur sehr schlechte, denn sie wurden mit dem Handy gemacht. Unsere Kamera hatte Marion in Bidys Auto liegen lassen.

    Die nachfolgenden Tage in „Curitiba“ beschreibt Marion in ihrem Tagebuch wie folgt:

    13.5.09 –Heute ist Waschen, putzen und Computern angesagt. Nachmittags kommen die Musikanten vom Vorspielen zurück, das Bidy organisiert hat, und eine Schule für die Jungs ist auch gefunden worden. Sie sind alle wesentlich entspannter, und wir sitzen noch lange draußen zusammen. Auch Bidy und Frau kommen dazu, müssen dann aber los, weil die Enkeltochter heute 6. Geburtstag hat, und die Familie in einem Restaurant feiert. Wir geben ein paar Kleinigkeiten als Geschenk mit (Malbuch, Stifte usw.). Auch den Jungs von „sinal verde“ geben wir ein paar Kugelschreiber und einen Taschenrechner (solar). Die sind total aus dem Häuschen und ganz happy!

    Bidy hat uns gesagt, dass er für uns einen Termin bei seiner Autowerkstatt ausgemacht hat, um ein paar Dinge an unserem „Dicken“ schweißen zu lassen. Das freut uns sehr, und morgen früh um 8:30 Uhr verlassen wir dieses gastfreundliche Haus und seine netten Bewohner. Wir waren gerne hier, gab es uns doch die Möglichkeit, mal tiefer in die hiesigen Verhältnisse zu schauen, und auch die Ausflüge zu machen, denn ohne Bidy hätten wir zu viele Bedenken weger unserer Sicherheit gehabt.

    Unsere Musikerfamilie hat uns am letzten Abend noch ein selbstgebackenes Leckerli gebracht (Hefeteigröllchen in Fett ausgebacken - Marion hat das Rezept).
    Mauris Sohn (Musikerfamilie) hat uns dann noch, als Vorgeschmack, ein paar Fotos von „Blumenau“ gezeigt. Außerdem gaben sie uns eine Adresse mit Telefonnummer von einem „tollen Mann“ (wie er sagte), bei dem wir sicher stehen könnten und der uns bestimmt helfen wird. Wir nahmen den Zettel, obwohl ich mir sicher war, dass wir davon keinen Gebrauch machen werden.

    In Bidys Werkstatt gab es dann doch eine Enttäuschung für uns; die ganze Sache gestaltete sich schwieriger als ich angenommen hatte, zumal die Verständigung nicht funktionierte - sie sprachen nur Portugiesisch. Ok, dann verschieben wir das Ganze, bis wir in dem deutschsprachigen Gebieten sind - oder nutzen doch die Informationen, die wir von Mauri bekommen haben.

    Am selben Tag, gegen 15 Uhr kamen wir in „Blumenau“ an. Wir fuhren in der 300.000 Einwohner Stadt an eine Tankstelle, um uns nach dem Weg zum „Club Guarani“ zu erkundigen. Der junge Brasilianer verwies uns an die gegenüberliegende Tankstelle, dort würde man Deutsch sprechen.

    Marion fragte dort Carmen Delling, die Besitzerin, nach dem Weg. „Ja was wollt Ihr denn da?“ fragte sie. Marion erzählte ihr, dass wir einen Fritz suchen. „Ich ruf den mal an, ich kenn ihn gut.“ Bei dem Telefonat stellte sich heraus, dass Fritz vor ein paar Minuten an der Tankstelle vorbeigefahren ist und meinte, dass er Carmen mit einer blonden Frau sprechen sah. „Ja, um die geht es. Die sucht Dich!“ Nach ein paar Minuten war er da. Als er ankam und unser Auto sah, meinte er, dass er vor „Blumenau“, zusammen mit seinem Freund und seinem Sohn, hinter uns hergefahren sei und sie hätten vom Auto aus, von allen Seiten, Fotos mit dem Handy von unserem „Dicken“ gemacht.
    Wir erzählten ihm unsere Geschichte mit Mauri und „sinal verde“, und dass wir einen Übernachtungsplatz suchen. Wir folgen ihm zum Club in den Hof, wo wir auch übernachten können... solange wir wollen!
    Wir wurden herzlich begrüßt, es gab einen Imbiss, Bier, und wir unterhielten uns bis spät in die Nacht hinein. Als wir schon langsam müde werden, sagt Fritz, dass er uns noch etwas Leckeres kochen will - zum Abendessen. Es kommen dann noch Freunde dazu, und wir sitzen gemütlich in der riesigen Restaurant-Küche, plaudern und trinken reichlich Bier - und die gesamte Unterhaltung in Deutsch!!!
    Es ist schön, und wir fühlen uns von so viel Herzlichkeit und Gastfreundschaft überwältigt.
    Es gibt hier ein Restaurant mit verschiedenen Sälen für bis zu 500 Personen, ein Reisebüro, Mietwohnungen usw. - alles gehört Fritz - und noch mehr, wie wir in den nächsten Tagen sehen werden.
    Ein Freund von Fritz kann schweißen und will sich morgen unseren Wagen ansehen.


    Fritz ist 56 Jahre alt und hat bereits alle seine Geschäfte an seine Kinder abgegeben. Seine Söhne 28/22 Jahre, führen das Reisebüro, die große Restaurationsanlage und den Partyservice. Die Tochter, 26 J, hat ein anderes Restaurant bekommen. Er selbst nennt sich Rentner, hilft aber immer noch tüchtig mit (heute Freitag 100 Personen, morgen 250), außerdem züchtet er seit einigen Monaten Schweine - wir sahen uns diese 100 Exemplare unweit der Stadt an.


    Für Samstag wurden Kalli, Fritz’ Freund aus Schleswig-Holstein und seine brasilianische Lebensgefährtin Rita verdonnert, mit uns eine Stadtbesichtigung durchzuführen. Wir waren im Mausoleum von „Dr. Blumenau“, der vor 150 Jahren diese Stadt gegründet hat. Natürlich besuchten wir auch das Oktoberfest-Gelände. Hier soll alljährlich das größte Oktoberfest außerhalb Münchens stattfinden. Die Häuser um die Halle, in der das Fest stattfindet, sind im deutschen Fachwerkstil erbaut, und sehen wirklich toll aus. Alles ist in Schwarz-Rot-Gold, man fühlt sich wie in Bayern. Die sind hier Deutscher als jeder Deutsche. Wir waren lecker Kuchen essen und Kaffee trinken, wie zuhause.

    Außerdem sahen wir uns die Verwüstungen an, die ein wochenlanger Regen im letzten November hier verursacht hat. Die Erde wurde so aufgeweicht, dass es etliche Bergrutsche gab. Über 50 Personen wurden unter den Schlammlawinen zusammen mit ihren Häusern begraben. Es war schrecklich was hier passiert ist.

    Um es nicht zu vergessen; Fritz hat sich wohl vorgenommen uns zu mästen. Er lädt uns ständig ins Restaurant zum Essen ein. Und wenn wir nicht kommen, bringt er uns Essen ins Wohnmobil. Auch Bier ist keine Mangelware. Eine Bezahlung lehnt er strikt ab.

    An einem Tag fuhr er mit uns zu seinem Freund Gerhard Neumann. Gerd betreibt in „Blumenau“ eine „Bayrische Bierstube“ mit Restaurant. Natürlich in Südamerikanischen Größenverhältnissen. Er zeigte uns sein ganzes Anwesen, mit Hotel und ein paar kleinen Häusern (die er vermietet) auf seinem 6000 qm Grundstück.
    In dem Wald, der zum Grundstück gehört leben eine Affenfamilie und ein paar Krokodile, die ihm die Schlangen fangen, sagte er. Obwohl ich bei ihm noch nicht unterscheiden kann was Flachs und was wahr ist. Er erzählt aus seinem ereignisreichen Leben und man merkt seine „braune“ Tendenz, was aber bei den Deutschen in Südamerika eher normal ist.

    Am Samstagabend wehrten wir uns fast erfolgreich gegen Fritz’ Einladung zum Abendessen. Doch dann kam er und meinte wir sollten auf 20 Minuten mit zu einem Freund fahren, der heute seinen 53. Geburtstag feiert. Dabei brachte er Krabbensalat mit. Wir aßen und fuhren mit. Später merkten wir, wie lange 20 Minuten sein können. Natürlich wurde getrunken und gegessen. Gerd (nicht der mit dem Bayrischen Restaurant), der Freund, hat sich riesig über unseren Besuch gefreut. Außer uns war nur noch die Familie anwesend, und es wurde gegrillt. Uns zu Ehren wurden deutsche CDs aufgelegt. „Der Musikantenstadl“ ist nicht unser Ding, aber das nimmt man hier wohl von Deutschen an, und wir ließen diese alten deutschen Volkslieder über uns ergehen.


    Der Abend endete wieder in Gerhards Bayrischem Restaurant, mit Bier und Schnaps.

    Der Schweißer-Freund von Fritz kann unseren LKW nicht reparieren, so fuhr uns ein anderer Freund, Piti (Luxemburger mit einem Fliesengeschäft) zu einer LKW-Werkstatt, die unser Problem lösen könnten. Dienstag um 8:15 Uhr haben wir Termin. Also bleiben wir doch länger in „Blumenau“, als geplant. Das kostet uns wahrschein noch weiter 2 Kg Mehrgewicht. Wir werden auf jedenfalls nach „Arapey/Uruguay“ in die Thermen zu Fasten fahren!!!

    Fritz freute sich sehr, dass wir so lange bleiben wollen/müssen! Sofort lud er uns für Dienstag zu dem 55.Geburtstag seines Cousins ein, der hier ein sehr exklusives Restaurant besitzt. Der freue sich auch schon auf unseren Besuch, sagt Fritz.
    Heute, Sonntag hat uns Fritz zu seinem Haus eingeladen, denn er will für uns und seine Freunde ein Asado machen. Das hielt ihn aber nicht davon ab, uns mittags ins Restaurant zu drängen, um am Buffet teilzunehmen. Wo sollen wir das alles hinstecken???
    Uns überfordert das ganze schon ein wenig, allerdings kann man der Offenheit und Herzlichkeit unmöglich mit Verschlossenheit begegnen, das widerstrebt unserem Naturell, und so haben wir jede Menge Spaß!
    Am Nachmittag fuhren wir zu dem neuen Haus seines ältesten Sohnes, Fritz jun. Sehr modern gebaut, aber die Ausführung - wie früher in Spanien.

    Um 17 Uhr ging es zu Fritz nach Hause, der viele Leute eingeladen hat und grillen will. Er ist sehr quirlig und freut sich über Gäste. Es wurde ein lustiger Abend mit all den Leuten, die wir hier näher kennengelernt haben. Es wurde gut gegessen, noch mehr getrunken und man sang Deutsche Stimmungslieder.


    Außerdem gab es eine Ansprach von Fritz, uns zu Ehren. Marion hat dann noch ein paar Dankesworte gesprochen.

    Montag waren wir im Internet bei Diego - .Fritz‘ jüngster Sohn. Marion bügelte unsere Ausgehkleidung, die wir morgen Abend zum 55. Geburtstag im Edelrestaurant tragen wollen.
    Dienstag und Mittwoch (19. u. 20.5.09) sind wir in der hiesigen LKW-Werkstatt, Fa. Kuhlmann. Der Meister und viele Monteure sprechen Deutsch, und es wird noch richtig repariert, nicht nur Teile ausgetauscht. Dienstag wird die Motorbremse und der eine Staukasten geschweißt, die Fahrertür gerichtet, der Tacho ausgebaut und repariert (denn es war nicht die Tachowelle die defekt war), und ich benutze die starke Druckluftanlage der Werkstatt, um meine Luftfilter und die Kühlrippen des Motors richtig auszublasen. Mittwoch wird der Krümmer geschweißt und die Lampe repariert. Ich nutzte die Gelegenheit, Rost an der Karosserie zu entfernen und zu streichen. Alle Arbeiten wurden zu unserer 100 %igen Zufriedenheit ausgeführt, und über den Preis sollte man kein Wort verlieren, denn dafür würden die Deutschen Werkstätten noch nicht mal die Hofschranke öffnen.


    In der Werkstatt trafen wir auf Jochen aus Köln, der mit seinem braunen Mercedes 208 schon seit 5 Jahren in Südamerika unterwegs ist. Von ihm hat uns Mathias aus Darmstadt bereits in „La Caldera“ erzählt, weil er ihn auf dem Campingplatz in „Salta“ treffen wollte. Er lässt jedes Jahr bei „Kuhlmann“ seinen Wagen herrichten. Vor ein paar Jahren hatte er das gesamte Blechkleid ausbessern, ersetzen und lackieren lassen. Heute hatte er das Differenzial an der Hinter-Hinterachse mit Teilen aus Deutschland erneuern lassen. Er erzählte uns, dass Anita und Andrej, wie bereits in Deutschland, Probleme mit der Federung an der Vorderachse haben. Die wäre schon einmal gebrochen, dann in „Salta“ geschweißt worden und jetzt wieder gebrochen sei. Zwei Tage bevor wir in „Blumenau“ angekommen sind, wären sie nach „Montevideo“ weitergereist, um dort zu versuchen eine neue Feder aus Deutschland zu bekommen. Das ist bei seinem Sprinter nicht einfach, denn den hat die „Fa. Igelhaupt“ auf Allrad umgebaut. Er hatte damals schon in der BRD Probleme, eine neue Feder zu bekommen. Die Beiden seien total down, was ich gut verstehen kann. Wir haben ihnen eine E-Mail geschickt. Vielleicht melden sie sich.

    Am ersten Werkstatt-Tag fährt Marion mit Fritz Caschasa (Zuckerrohrschnaps) besorgen und einige andere Mitbringsel. Dabei zeigt er ihr auch die verheerenden Verwüstungen, die das Unwetter im November 08 in dieser Gegend angerichtet hatte. Ganze Berghänge sind ins Tal geschwemmt worden, zusammen mit Bäumen, Felsen und Schlamm. Ganze Straßenzüge liegen darunter begraben, Häuser von Baumriesen sind durchlöchert worden. Viele Menschen sind mit ihren Häusern begraben worden, andere haben Häuser, Restaurants, Tankstellen verloren, mit allem, was darin war. Selbst Grundstücke gibt es teilweise nicht mehr, weil die Hänge, die mal Bauland waren, einfach nicht mehr da sind. Bäche, die heute als Rinnsale träge dahinfließen, stauten sich so hoch auf, dass sie ein 200 m breites Tal bis zu 15 m Höhe überspülten. Es ist unfassbar! Frau Merkel hatte natürlich sofort als Ersthilfe Spendengelder nach „Blumenau“ geschickt. Ich frage mich nur warum.

    Wenn man an den jährlichen Überschuss der Brasilianischen Nationalbank denkt, frage ich mich, wieso dieser Staat das nicht selber zahlen kann? Liest denn unsere Regierung keine Wirtschaftsberichte, und weiß man nicht, wie schlecht es um unseren Staatshaushalt bestellt ist??? Und wie pleite unsere Kommunen sind???
    Fritz ist dann noch mit uns 10 Km außerhalb „Blumenau“ zu seinem Landhaus gefahren, das vermietet ist. Das Haus ist 200 qm groß, und liegt auf einem ca. 2000 qm großen Grundstück mitten im Urwald. Um das Haus herum gehören noch 40.000 qm Urwald zu dem Besitz. Wir fuhren durch den Wald über eine Lehmstraße, die bei dem großen Regen unpassierbar war.
    Auch die Zufahrt zu dem Grundstück war damals nicht mehr möglich, denn es hatte die gesamte Einfahrt, nebst Brücke und Elektroversorgung weggespült. Jetzt konstruiert Fritz gerade eine neue Zufahrt.

    Dienstagabend schmeißen wir uns in unsere „Galakluft“ und gehen zu der Geburtstagsfeier. Das Restaurant und die Lage am Fluss sind einzigartig. Besonders eindrucksvoll ist es, wenn abends die Flussschweine auf der Weise grasen. Die Kellner trugen schwarze Anzüge mit Fliege etc., doch den Service und das Essen kann man vergessen. Der 2. Bürgermeister ist da und spielt Quetschkommode, man singt Deutsche Lieder.


    Man ist mal wieder deutscher als deutsch. Wir erfahren, dass hier viele Rentner aus Deutschland hinkommen. Die „Damen“ der Gesellschaft warten schon darauf, einen betuchten Deutschen kennen zu lernen, sein Geld zu verleben und ihn wo möglich zu heiraten - der guten Deutschen Rente wegen. Einige dieser Exemplare haben wir persönlich kennen gelernt. Wie können die Siebzigjährigen nur so dämlich sein?

    Am Mittwoch hat uns Fritz zu seinem Schützenverein mitgeschleppt. Leider schlug mir das kalte Bier auf den Magen, so dass der Abend nicht besonders gut für mich verlief. Leider, denn wir geben für Fritz und Diego ein Abschiedsessen in einer Pizzeria. Dort geht’s nach dem Motto „soviel man essen kann“. Alle paar Minuten kommt ein Kellner mit einer anderen Art von Pizza vorbei und man kann aus 70 bis 90 Sorten Pizzen auswählen, soviel und sooft man will. Als Vorspeise kann man sich noch eine Suppe holen und zwischendurch, als Abwechslung, bringt man Lasagne, Nudeln und Hühnerfleisch. Zum Abschluss gibt es dann noch süße Pizza. Alles köstlich, aber ich hielt mich zurück.

    Donnerstag wollen wir weiter reisen. Man will uns nicht loslassen. Fritz drängte uns zum Mittagessen ins Restaurant. Er hatte noch kurz Essen zu einer Veranstaltung zu bringen und wollte um 11 Uhr zurück sein. Um 12:30 Uhr kam er, nachdem ihn Diego angerufen hatte, dass wir sonst auch ohne Abschied wegfahren würden. Wir ließen in „Blumenau“ liebenswerte Freunde zurück und versprachen in Kontakt zu bleiben.


    Dann ging es mit unserem, nun wieder sehr leisen, „Dicken“ Richtung Süden. Jetzt muss ich mich wieder daran gewöhnen auf den Tacho zu schauen, denn jetzt sieht auch Marion wie schnell ich fahre. Wir fuhren bis „Praia do Rosa“ über die BR 101, eine üble Teerstraße mit gewaltigen Spurrillen, Schlaglöchern und LKW-Fahrer die wohl eine besondere Abmachung mit Gott haben, denn so fahren nur Lebensmüde. Der Hit sind dann doch die Motorradfahrer, die uns, auch wenn der entgegenkommende LKW auf unserer Höhe ist, überholen. Die haben sicher eine ganze Kompanie Schutzengel bei sich. Aber auch diese haben ab und zu Ferien - dies sieht man an den vielen LKW-Unfällen. Die LKWs fliegen wegen überhöhter Geschwindigkeit aus der Kurve. Der Verkehr auf dieser Hauptstraße nach Süden ist noch dichter als auf deutschen Autobahnen, was ich nie für möglich gehalten hätte. Man ist dabei, diese Straße zu einer 4-spurigen auszubauen, deswegen geht es immer wieder durch wüste Baustellen.


    Immer an der Küste entlang geht es durch ein Gebiet zum „Praia do Rosa“ mit vielen Ferienhäusern. Über eine Sandpiste fahren wir, bis die Piste an einem Wendeplatz zu Ende ist. Dort stehen nur ein paar Fischerhütten. Wir wollen hier das Wochenende verbringen. Wenig Essen, kein Alkohol und viel Ruhe sind angesagt.

    Wir schliefen tief und fest, bis morgens um 5:30 Uhr die Fischer kamen. Den Tag in der Bucht verbrachten wir mit spazieren gehen am Strand und faulenzen. Mittags hatten wir Besuch eines Polizisten mit Frau auf dem Moped, die unser Mobil fotografierten und uns erzählten, dass er in 5 Jahren in Pension ginge und dann auch mit so einem Auto reisen wolle. Seine Frau hatte für uns eine Tüte selbstgebackener gut-schmeckender Plätzchen mitgebracht. Sie luden uns ein, bei ihnen auf dem Grundstück zu stehen, wegen der Sicherheit und so. Wir lehnten ab, denn erstens fühlten wir uns in der Bucht sicher und zweitens wollten wir endlich mal ungestört unsere Arbeiten erledigen. Die Woche bei Fritz hatte zu sehr geschlaucht. Wir bleiben zwei Nächte, dann geht’s weiter Richtung Süden.

    Eigentlich hatten wir uns einen „Traumplatz“ bei „Torres“, zwischen Lagune und Meer, vorgestellt. Aber all diesen Plätzen trauen wir nicht, nachdem wir gesehen haben, dass die Häuser in der Nähe mit Zäunen und Stromleitungen gesichert waren, wie Fort Knox. Ein gammliger Campingplatz, weit weg vom Meer, wollte 7 € für die Nacht. Diese Abzocke machten wir nicht mit und fuhren Richtung „Ruta romantica“.


    Von Meereshöhe auf 900 Höhenmeter ging es über eine traumhafte, toll ausgebaute Strecke durch den Urwald – es sah aus wie im Schwarzwald mal 20, - wie Marion meinte. Eine tolle Gegend zum Wandern und Fahrradfahren, wenn man nur dürfte. Denn es gibt weder Fahrrad- noch Wanderwege. Ab fünf Meter neben der Teerstraße ist alles Privatbesitz und eingezäunt - wie fast überall in Südamerika. Diese 10 Km Passstraße fuhren wir im dritten Gang mit 28 Km/h, so steil war sie. Als ich die letzte Brücke vor dem Pass von der Seite aus sah, schickte ich kurz ein Stoßgebet zum Himmel, damit sie noch ein paar Minuten hält. Denn die Fahrbahnaufleger lagen irgendwie krumm und locker, in unterschiedlichen Abständen, auf den Stempeln. Das sah alles nicht sehr vertrauenserweckend aus. Doch wir hatten auf unseren bisherigen 18 Tausend Kilometer durch Südamerika viel Glück gehabt, warum soll es uns jetzt verlassen?
    Am Anfang der „Ruta romantica“, in „Sao Francisco de Paula“ stellten wir uns in eine Nebenstraße und hatten eine einigermaßen ruhige Nacht.

    Der Eingang zur „Ruta romantica“ wurde uns durch eine Zahlstation versperrt. Die wollen doch wirklich für das Befahren dieser schmalen Landstraße Geld haben. Unvorstellbar, dass man für das Befahren der Schwarzwald Hochstraße (denn so sieht die Gegend hier aus) 13 Real haben will. Man kann ruhig 1 zu 1 umrechnen, denn ein Facharbeiter verdient hier im Monat ca. 1.200 Real.

    In „Gramado“ erlebten wir unsere zweite Sonntagprozession (nach „Rio Grande“ in Patagonien). Tausende von Menschen wanderten die 10 Km vom Ort nach einer Wallfahrtsstätte. Außerdem gab es eine genauso lange Autoschlange mit PKWs, aufgemotzten Jeeps und vielen, vielen LKWs, die bei unserem Entgegenkommen lautstark mit den Fanfahren lärmten. Diese Fahrzeuge erhalten an dem Wallfahrtsort ihren Segen.
    Den brauchen sie auch, wie ich schon bei der Beschreibung ihrer Fahrweise angemerkt habe. In diesem „Schwarzwaldort“ besuchten wir eine der zahlreichen Chocoladerias. Leckere Sachen gab es hier.


    Kurz vor „Nova Petrópolis“ kauften wir eine große, tolle Holzschale. Sie wurde aus dem Holz einer Urwaldzeder per Hand geschnitzt. In „Stadtplatz“, wie die Deutschen Einwohner „Nova Petrópolis“ nennen, fanden wir einen ruhigen Übernachtungsplatz. Natürlich kamen uns wieder viele Einheimische besuchen, um ihre deutschen Sprachkenntnisse aufzufrischen. Unser Fahrzeug und die Aufschrift „Alemania“ waren wie immer Anziehungspunkt.


    Die Nacht über und während des ganzen nächsten Tages regnete es immer wieder. Es ist eben Herbst, ungefähr unserem November gleich zu setzen. Die Temperaturen lagen trotzdem nachts bei 19 und tags bei 22°.
    Wir machten einen Einkaufsbummel durch die sehr touristisch geprägte Stadt, und es überrascht uns immer wieder, wenn wir dabei von den Verkäuferinnen und Verkäufer in Deutsch angesprochen werden. Es ist wohl ein anderes Deutsch als wir es kennen, es ähnelt eher dem Dialekt, der im Hunsrück gesprochen wird. So meinen die Deutschen in Südamerika, dass man sich in Deutsch mit „Sie“ anspricht, wenn man befreundet ist, und dass „Du“ als Höflichkeitsanrede benutzt. Also komplett umgekehrt, als wir es gewohnt sind.

    In „Nova Petrópolis“ ist ein Museumsdorf mit Häusern aus der Einwanderungszeit (ca.1850) aufgebaut, das ich heute allein besichtigt habe. Marion geht es nicht gut, sie hat sich ins Bett gelegt. In jeder Ecke auf dem Gelände sind Lautsprecher angebracht aus, denen Deutsche Volksmusik dröhnt. Nun, wer den Musikantenstadl mag, kommt hier voll auf seine Kosten. Alle „Offizielle“ tragen dort eine Art Bayrische Tracht mit Tirolerhut. Die gesamte Anlage ermöglicht einen guten Einblick in die Lebensweise der ersten Deutschen Einwanderer. Aber es hat sich hier mittlerweile eine Art der Präsentation des Deutschtums gebildet, das nichts mehr mit dem wirklichen Deutschland zu tun hat. Auch Fotos von Deutschen Politiker werden gezeigt, die hier ihr Füllhorn ausgeschüttete haben, wie zum Beispiel der damalige Bundespräsident Roman Herzog 1995.

    Wir fuhren anderntags weiter über die „Ruta romantica“ Richtung „Porto Alegre“. In „Presidente Lucena“, bekannt für seine Strickwaren, stoppten wir bei der Verkaufsstelle einer Strickwarenfabrik und erstanden einige sehr schöne Stücke in bester Qualität. Über den Preis schweigen wir lieber, denn es war unverschämt billig. Die Damen sprechen Deutsch. Doch wir müssen zweimal hinhören, um alles richtig zu verstehen. Man spricht Hunsrücker Platt gemixt mit einigen Portugiesischen Vokabeln.....“we de do herkom sen, han se Schneise mache misse, woan ja all Beem.“ Da kommt der erste Teil von vielen Ortsnamen her: „picata“..., was „Schneise“ heißt...also eine Waldschneise wurde geschlagen, damit man seine Behausung bauen konnte bzw. dorthin gelangte.
    Natürlich gab es wieder die unvermeidlichen Fragen: „..dod ihr do spaziere?“....Oder:
    „..wo spaziert ihr?“ Damals als die Deutschen hierhin ausgewandert sind, gab es Worte wie „Urlaub“ und „Reisen“ noch nicht. Was diese Deutschstämmige damit von uns wissen wollten war, ob wir in ihrem Land herumreisen wollen, bzw. wohin wir überall fahren wollen.


    An der Hauptstraße der Küste entlang kauften wir Obst ein und nicht wenig! Das Angebot und die Preise lassen uns das Wasser im Munde zusammen laufen. Früchte nach der Devise „..ich kenn dich nicht, aber ich ess‘ dich trotzdem...“ Wir erfahren, dass man nicht mehr als eine Maracuja pro Tag essen soll, die sollen wohl bei Einschlafproblemen helfen, aber für die Fahrtauglichkeit sind, mehr als eine, nicht gut. Mango und Papaya (das Stück bis 3 Kg schwer), Sternfrüchte und Physalis, Trauben, Äpfel, Zitrusfrüchte, Kaki und Ananas sind normales Angebot. Die Kilopreise liegen allesamt unter 2 Reales (RS) ca. 0,75 €.

    Vor „Porto Alegre“ werden die Orte immer größer, Hochhäuser, Mega-Industriegebiete, Autobahnen und viel Verkehr. Die großen Städte gehen nahtlos ineinander über und wir blicken auf ein Meer von Hochhäusern und auf „Favelas“, die sich in den Randbezirken der Städte gebildet haben. Deren Bewohner bekommen von der Müllabfuhr den Abfall der Stadt angeliefert, den sie sortieren und das Brauchbare verkaufen. So liegt vor jeder Bretterbude ein Berg Müll. Ein Fest für die Ratten und eine Brutstätte für Krankheiten.

    Wir fahren durch ein Indianer-Gebiet (oder sollte ich besser Reservat sagen?) bis „Tapes“, ca. 70 Km südlich von „Porto Alegro“. Dort gehen wir an einer riesigen Lagune auf den Campingplatz, denn Marion geht es seit „Nova Petrópolis“ weiterhin schlecht. Es ist sehr, sehr ruhig hier und wir sind die einzigen Gäste - es ist Nachsaison. Marions Grippe (oder was es war) war doch sehr heftig, und mich hat es auch leicht erwischt. Wir genießen die paar Sonnenstunden des Tages und ziehen uns dann wieder ins Wohnmobil zurück. Nachts wird es bis zu 11°. Wir nähern uns schnellen Schritts dem Winter. Wir bleiben dann doch 5 Tage, denn Marion geht es immer noch nicht gut. Wir rätseln, was das sein kann, kommen aber auf kein Ergebnis, und die Diagnose ist schwer. Wir vermuten, dass das alles mit dem Essen in „Blumenau“ zusammenhängt, denn Restaurantessen ist nicht unser Ding über so lange Zeit.

    Als wir uns neben dem Auto im Sonnenschein wärmen lassen, sehe ich, dass auf der Fahrerseite die Klammer gegen das Verrutschen der Federblätter abgebrochen ist. Was für ein Glück, dass wir sie nicht verloren haben und sie noch lose auf den Federn hängt. Man sieht noch, dass sie damals in Deutschland schlecht angeschweißt wurde. Wieder ein Ergebnis der „Straßen“ in Südamerika. Wir werden das Teil bei nächster Gelegenheit anschweißen lassen. Am Sonntag ging es 370 Km Richtung Uruguay.

    Für den letzten Tag in Brasilien lasse ich wieder Marion zu Wort kommen:

    Die Wolken wurden mit zunehmender Fahrt Richtung Süden – genau anders herum, als bei uns! – immer „Dicker“. Irgendwann fing es an zu schütten und wir verwarfen unseren eigentlichen Plan, an das Meer zu fahren, nach „Cassino“, nahe „Rio Grande“. Himmel grau, Asphalt grau und dann noch graues Meer? Nee, das ist zu viel grau!
    Plötzlich bleibt der Scheibenwischer an der Fahrerseite links einfach hängen. Hans muss ans Werkzeug!! Leichter gesagt, als getan! Der Wind hat mittlerweile Sturmstärke angenommen und alles –Mütze, Schrauben usw.- fliegen davon. Außerdem kommen die Autos irre dicht an uns vorbei.
    Wir sind froh, dass heute Sonntag ist und nicht so viel Verkehr, wie sonst. Der liebe Gott hat auch ein Einsehen mit Hans, dessen Vokabular nur noch aus einem Wort zu bestehen scheint. Sch....! – und lässt es während der Reparatur gänzlich aufhören zu regnen.
    Die Landschaft rechts und links lässt uns glauben durch Holland oder Norddeutschland zu fahren – natürlich alles mal 100!
    Kanäle, Wiesen, Rinder, Störche und – jede Menge Wasserschweine, nee muss wohl doch noch Südamerika sein!
    Wir fahren also weiter Richtung der Grenze nach „Uruguay“, die wir dann morgen passieren und wieder einmal „Neuland“ betreten.

    Die letzte Nacht in „Brasilien“ verbrachten wir an einer Tankstelle. Es regnete weiterhin in Strömen, es war leise und wir konnten gut schlafen, obwohl es nachts zum ersten Mal unter zehn Grad hatte.

    Am 1.6.09 nahmen wir die letzten 40 Km bis zur Grenze „Uruguay“ unter die Räder des „Dicken“. Unser Tacho scheint wirklich am Ende zu sein, denn er funktioniert nicht mehr richtig. Wir werden ihn in Deutschland austauschen. Im letzten Brasilianischen Ort „Santa Vitoria do Palmar“ kauften wir Brot und fanden eine Traktoren-„Werkstatt“ und ließen die Klammer über der Blattfeder anschweißen. Das Elektro-Schweißgerät müsste erst funktionstüchtig gemacht werden, denn das Kabel des Minuspols war total verzottelt. Darum sägte der Mechaniker es mit einem Eisensägeblatt per Hand ab (eine Säge hatte er nicht), entfernte die Isolierung und fertig war es. Dann steckte er die beiden losen Drahtenden der Stromleitung in eine Steckdose, und alles war gut. Für das Anschweißen der Halterung wollte man kein Geld haben. Wir hatten noch einige Reales übrig und gaben davon 20 RS als Trinkgeld. Als wir weiter fuhren, standen die 4 Mechaniker am Tor, mit gezückten Handys und fotografierten wie wild, als wir Richtung Grenzstation fuhren.


    Uruguay


    Der Grenzübergang war problemlos. Auf Brasilianischer Seite wurden wir in perfektem Hochdeutsch angesprochen, denn die Großeltern des Zöllners stammen aus der BRD und seine Schwester ist bei Bonn mit einem Deutschen verheiratet. Er informierte mich über den Endstand der letzten Bundesligasaison. Welch ein Schock, wie kann Wolfsburg Meister werden? Das ist ja noch schlimmer als 2006 mit Stuttgart! Wie hat Magath das nur gemacht? Und wie schlecht war mein Lieblingsclub?!? Gut dass ich das nicht miterlebt habe.

    Auch die Uruguayer fertigten uns schnell ab. Der Zöllner hatte mit dem Ausfüllen des Formulars, für die vorübergehende Einführung eines Wohnmobils aus Europa, keine Erfahrung. So gab er uns für unser Fahrzeug eine Aufenthaltsgenehmigung von 12 Monaten. Darüber hätten sich sicherlich einige Kollegen gefreut, denn die kämpfen immer darum, in Argentinien 8 Monate zu bekommen, damit sie in dieser Zeit nach Deutschland fliegen können.

    Nach ein paar Kilometer in Uruguay kam uns ein riesiges Wohnmobil entgegen. Schon von weitem sahen wir am Alkoven „ALEMANIA“ prangern. Beide stoppten wir am Fahrbahnrand, und wir lernten zwei sehr nette Hamburger kennen. Austausch von Informationen war das Erste. Dann wechselte ich meine letzten Reales bei den Beiden in Uruguayanische Pesos um, damit ich und er jeweils so viel Geld in Landeswährung haben, damit wir die ersten Straßenbenutzungsgebühren entrichten können. Danach natürlich die Frage nach Büchern zum Tauschen. Sechs Bücher wechselten den Besitzer und alle sind froh, wieder frische Lektüre für lange Winterabende zu haben.

    Kurz nach diesem Treffpunkt ging es links ab zum „Nationalpark Santa Teresa“. Hier haben wir per E-Mail von Anita und Andrej einen GPS-Punkt für den “Playa Grande“ erhalten. Völlig allein und direkt am Meer fanden wir diesen herrlichen Standplatz. Jetzt noch 30°, und es wäre himmlisch. Aber man kann nicht alles haben und wir mussten uns mit 15° zufrieden geben.

    Regen begleitete uns auch am folgenden Tag nach „Punta del Este“, dem Nobelbadeort östlich von „Montevideo“. Hier ist im Sommer die Hölle los. Hochhäuser über Hochhäuser in der Stadtmitte und außerhalb am Meer entlang Megavillen über Megavillen. Keine Hundert, viel, viel mehr stehen da in riesigen Parkanlagen. Unser Haus und Häuser wie sie unsere Bekannten in Spanien haben, sieht man hier nicht, denn die wären viel zu klein.


    Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus, nachdem wir festgestellt haben, dass diese riesigen Anlagen keine Hotels sind, sondern lediglich Ferienhäuser superreicher Südamerikaner. Und fast 90 % stehen leer, denn wir haben Winter, 11° tagsüber, Sturm und Regen, nachts 4°, aber immerhin plus. Hier haben viele Argentinier große Anwesen gekauft. Man spricht auch davon, dass die Drogenbosse von Kolumbien etc. hier ihr Geld stecken haben, von der Maffia ganz zu schweigen. Deswegen sieht man wohl weder hohe Mauern, Gitterzäune, Elektrozäune noch sonstige Sicherungseinrichtungen. Hier wird wohl keiner einbrechen wollen, wenn ihm sein Leben lieb ist. In einer Nebenstraße, mit Blick auf den Atlantik verbringen wir eine ruhige Nacht.

    Uns gefällt das, was wir bisher von Uruguay gesehen haben, sehr gut. Ein richtig schönes, sauberes, geordnetes Land, so richtig zum Wohlfühlen. Nur die Oldtimer, von denen in den Reiseberichten aus 2004 immer geschwärmt wurde, gibt es nicht mehr auf den Straßen. Man findet sie jedoch in großer Zahl auf Autofriedhöfen, auf Wiesen und Äcker abgestellt, wo sie vor sich hin rosten... Schade! Schade! Schade!


    3.6.09 Wir haben Sonnenschein mit einem eisigen Wind. Marion geht es immer noch schlecht. In “Maldonado“ gehen wir in eine Klinik, und sie lässt sich untersuchen. Wir hoffen, dass es ihr mit der verschriebenen Medizin bald besser geht.
    10 Km vor dem Zentrum von „Montevideo“ parken wir für diese Nacht in einem Villenviertel. Hier gibt es wieder die berühmten Zäune, Überwachungskameras und einen Sicherheitsdienst. Da wird man schon nervös, wenn in der Straße ein Auto parkt, das man nicht kennt. Wir haben uns der Dame des Hauses, vor dem wir standen, zu erkennen gegeben und gefragt, ob es Probleme gibt, wenn wir hier über Nacht stehen bleiben.
    Wir durften und waren sicher wie in Fort Knox. In der Nacht hörten wir immer wieder Sicherheitsleute vor unserem Auto und hörten öfters ihre Sprechfunkgeräte. Ist ja auch ziemlich verdächtig so ein Wohnmobil.

    Am Ufer des „Rio del la Plata“ unternehmen wir einen ausgiebigen Spaziergang. Ich finde eine tolle Silbermünze. Sie wurde zum Jahrtausendwechsel als 200 Peso-Münze in Uruguay herausgegeben... ein tolles Souvenir. Als zusätzliches Geschenk hatten wir vor der Villa Internet-Empfang und konnten unsere E-Mails abrufen - einfach toll!!!
    Heute Abend gibt es ein Pilzgericht, denn Marion hat auf der Fahrt hierher am Straßenrand bei Bauern ganz frische Pilze erstanden.
    Eine Bemerkung zu den Straßen: Die besten, die wir in Südamerika bisher gesehen haben, alles gut gepflegt und die Straßenränder, bis an die unvermeidlichen Zäune heran, gemäht und schön bepflanzt.

    4.6.09 Wir fahren ins Zentrum von „Montevideo“ und finden einen Superparkplatz direkt neben der Bank, wo wir unsere letzten Dollars wechseln können. „Montevideo“ ist, wie die meisten Großstädte, laut und hektisch. Es hat wohl auch schon bessere Zeiten gesehen. Alte, vernachlässigte Prachtbauten, neben modernen verwahrlosten Betonbauten, da fällt die Hauptstadt von Uruguay im Vergleich zu dem gegenüberliegenden “Buenos Aires“ schon sehr ab. Die Leute hier sind sichtbar ärmer, sind uns aber sehr, sehr angenehm auf ihre zurückebenende und freundliche Art. Die Ärmsten der Armen holen per Pferd den Müll in der Stadt ab und sortieren ihn an ihren Behausungen am Stadtrand. Das noch Verwertbare wird verkauft, und es stinkt erbärmlich in dieser Gegend.


    Als wir zur großen Plaza kommen, staunen wir über ein paar Hundert 2-Meter große Bären aus Berlin. Jeder Bär hat eine andere Bemalung und vertritt ein anderes Land, der von Kuba hat dazu noch eine dicke Havanna im Mund. Ein Hinweis an jedem Bär informiert über den Sponsor und die jeweilige Botschaft des Landes in Berlin. Wir sind wieder einmal erstaunt über die Wichtigkeit des Tuns von Botschaften und Vertretungen und fragen uns, ob Deutschland sich im Ausland mit so einer Wanderausstellung darstellen muss. Die BRD steht nämlich in Südamerika in hohem Ansehen bei den Leuten. Doch dieses „Kasperl-Theater“ steht für uns in krassem Gegensatz dazu. Aber vielleicht haben wir auch nicht genug Gespür für zeitgenössische Kunst und können den tieferen Sinn des Ganzen nicht recht erkennen, denn bei den Leuten hier trifft diese Ausstellung auf regen Zuspruch.


    Wir sind dann noch bis “Trinidat“ gefahren, kauften ein und übernachteten neben einem Sägewerk. Das Zentrum der kleinen Stadt lebt noch von den sehr schönen alten Spanischen Häusern, die leider oft eine gründliche Renovierung nötig katten. Man kann die ehemalige Schönheit der Bauten aber noch erkennen.

    5.6.09 Wir fahren nach einer ruhigen Nacht Richtung „Salto“. Marions Medizin hat gut angeschlagen, denn sie fühlt sich besser. Die Landschaft ist ziemlich eintönig und flach gewellt. Ortschaften und Höfe sind selten. Hier und da sieht man mal ein Auto, oder einen Gaucho bei seiner Arbeit mit den Pferden, die man hier in reicher Zahl sieht. Bei der ersten Therme machen wir eben und sehen uns die Anlage an. Leider hat das Wasser nur 30° - viel zu kalt für uns!
    So fahren wir weiter nach “Arapey”. In “Salto“ decken wir uns noch mit Pesos und Lebensmittel für die Therme ein und übernachten bei der Esso-Tankstelle an der Routa 3 direkt am Ortsausgang.

    Am anderen Morgen füllen wir an dieser Esso-Tankstelle den Diesel- und den Wassertank auf. Hier habe ich doch noch meine Oldtimer gefunden. Neben uns hat ein LKW von Britisch Leyland (oder Britisch Elend wie man sagt) getankt, Baujahr 1970. An der Zapfsäule für Benzin stand dann plötzlich ein Simca Kriegsmodel, was mich als Saarländer besonders freute, denn diese Französischen Autos kannte ich noch als Kleinkind.

    Danach wir fahren die letzten paar Kilometer nach „Arapey“. „Arapey“ ist für uns die schönste, best- gepflegteste und sauberste Therme, die wir hier in Südamerika gesehen bzw. besucht haben. Leider war es so, wie es uns andere Reisende bereits gesagt hatten, es gibt keinen besseren Preis bei einem längeren Aufenthalt. Egal, ob man einen Tag oder einen Monat bleibt. Trotzdem gelang es uns, unseren LKW klein zu machen, so dass wir anstatt 100 Peso nur 35 Peso pro Tag für ihn zahlen mussten, was uns immerhin 100 Euro für unseren Gesamtaufenthalt ersparte. Man muss eben handeln, auch wenn es so aussieht, als ob es nicht ginge.


    Hier verlebten wir schöne Wochen in warmen „radioaktivem“ Wasser. Wir säuberten unser Auto komplett von unten bis oben, innen wie außen. Hier trafen wir wieder einen der Augsburger Pick-Ups; Mara und Wilfried aus Königsbrunn, die mit demselben Schiff zurück nach Hamburg fahren, wie wir. Doch zuvor wollen sie noch an die Atlantikküste und nach Montevideo fahren (was sie dann doch nicht taten).

    Ein nicht so tolles Erlebnis, welches ich hatte, möchte ich trotzdem festebenen:
    Als ich mit meiner Leinentasche und 4 leeren Bierflaschen Richtung Einkaufsladen ging, kamen mir zwei Mädchen (ca. 13-14 Jahre alt) entgegen. Die eine murmelte etwas. Als mir klar wurde, dass die deutsch gesprochen hatten, waren sie gerade neben mir, als mir dann klar wurde was die eine gesagt hatte, waren sie etwa 10 Meter hinter mir, und ich war nicht schlagfertig genug, darauf zu reagieren. Wer rechnet schon in Uruguay damit, dass deutsch gesprochen wurde. Die „Kleine“ murmelte:
    „Na Alterchen, gehste Dir was zum Trinken kaufen?“ Das hat mich schon tief getroffen!!!
    Später erfuhren wir, dass ein Bus Mennonitischer Schüler aus der Nähe von Montevideo hier eine Woche Ferien verbracht haben.

    Anfang Juli nahmen wir die letzten 600 Km Südamerika unter die Reifen. Genauer gesagt, Marion tat es, denn die folgenden zwei Tage hatte ich frei, denn meine Frau übernahm das Steuer. Was sie übrigens hervorragend machte.
    Dann ging es über die Brücker bei Paysandú nach Argentinien. Die Grenzformalitäten waren wie immer schnell erledigt, wir erfuhren nur von der Hektik, die die Gefahr der Schweinegrippe, die in Argentinien stark verbreitet ist, ausgelöst hat. Dann ging es auf die „Routa 14“ in der Provinz „entre rios“, die bei den Reisenden wegen ihrer korrupten Polizei berühmt berüchtigt ist. Wir hörten davon, dass nicht wenige Reisende bis zu 400 € zahlen mussten, damit sie weiterfahren durften, nachdem man an den Haaren herbeigezogene Mängel an den Fahrzeugen festgestellt hatte.
    Zwei Tage lang fuhren wir an Polizeikontrollen vorbei, die auf der Gegenfahrbahn stattfanden, und bei einer durften wir durchfahren. Dann endlich sahen wir 2 km voraus die Hochbrücke über den Rio Paraná bei Zarate, unter der wir vor 8 Monaten mit der „Grande Brasil“ durchgefahren sind. Dort beginnt die Provinz Buenos Aires. Ich wusste nicht ob ich mich freuen sollte, es gleich geschafft zu haben oder ob ich dieses letzte Abenteuer noch gerne erlebt hätte. Doch nach wenigen Augenblicken wurde ich dieser Gefühlsentscheidung enthoben, denn wir fuhren direkt in eine große Polizeikontrolle.

    Natürlich fanden die erfahrenen „Touristenabzocker“ einen Grund uns festzusetzen: Die Stoßstangen unseres „Dicken“ sind hinten und vorne zu hoch, denn bei einem OffRoad Fahrzeug gibt es dort keinen Unterfahrschutz. Von anderen Reisenden wussten wir, dass das eine der Taktik dieser Polizei ist. Unser Auto ist nicht verkehrssicher und darf nicht weiter fahren!!! Dann musste ich parken und mit ins Polizeigebäude gehen. Hier versuchte man mich gewaltig unter Druck zu setzen, denn man wollte mich auf keinen Fall auf Argentinischen Straßen weiterfahren lassen. Natürlich habe ich eine kleine Diskussion über verkehrssichere Fahrzeuge in Argentinien begonnen. Dann beharrte ich immer wieder darauf, dass nach internationalem Recht ein Fahrzeug das mit einer Ausstattung, die im nationalen Raum zugelassen wurde, auf der ganzen Welt ein Jahr lang fahren darf. Auch Argentinien hätte diese Vereinbarung der UN unterschrieben, behauptete ich. Das war ihm alles egal, denn auf dieser Straße habe er als Polizeichef dieser Station das Sagen.

    Plötzlich wurde er freundlich und erzählte mir, dass er ein sehr entgegenkommender Mann sei und mir eine Sondergenehmigung zum Befahren der Argentinischen Straßen ausstellen wolle. Das würde aber 400 US Dollar kosten. Er würde mir das quittieren und auch Kreditkarten akzeptieren.
    Ich war nicht einverstanden, denn ich dürfte ein Jahr so fahren, behauptete ich wieder, verabschiedete mich und wollte erst mal in Ruhe im Auto Mate trinken und Kuchen essen. Was Marion und ich dann auch taten.

    Nach 20 Minuten kam ein Polizist uns holen, denn der Chef wolle endlich zum Schluss kommen. Ich sagte dem Chef, nachdem er von seiner Position nicht abrücken wollte, dass ich den Wagen jetzt in einer Seitenstraße parken werde, um mich zum Übernachten vorzubereiten. Dann ging ich wieder in die Polizeistation, nahm aber diesmal nur eine Kopie des Fahrzeugscheines, eine Kopie meines Ausweises und einen gefälschten Presseausweis mit. Marion blieb im Mobil.

    Dann ging es zur Sache, ich kam mir vor wie bei meinen vielen Jahresgesprächen mit meinen ehemaligen Kunden. Die wollten auch nur Geld sehen, wobei auch dort die Argumente an den Haaren herbeigezogen waren - Metro lässt grüßen!!!

    Also schlug ich dem Polizisten vor, 100 Peso oder 20 € zu zahlen. Das fand er lächerlich und zeigte mir Belege von Uruguayer, Brasilianer und Argentinier, die auch gezahlt haben. Dabei fiel mir auf, dass Uruguayer 3600 Peso, Brasilianer 6600 Peso und Argentinier 66 Peso bezahlt hatten. Es ging hin und her, über 1 ½ Stunden lang. Dann erzählte ich ihm, dass unser Auto deswegen so gebaut sei, weil ich Journalist bei der Rallye Dakar gewesen sei. Ich sagte ihm auch, dass ich über die Ungleichbehandlung von Einheimischen und Fremden in Argentinien schreiben werde. Dann wunderte er sich darüber, dass ich Deutscher sei, einen Pass habe, der eine Deutsche Adresse ausweißt, ein Auto habe auf dem meine Adresse in Spanien steht und mein Presseausweis eine Adresse von Marokko hat. Ich erklärte ihm, dass ich in Deutschland und in Spanien wohne. Dass ich in Agadir ein Büro hätte, das noch von der Rally her stammt, als die in Afrika stattfand.

    Er war dann bereit, für 100 Pesos und 20 € mich fahren zu lassen. Leider musste ich ihm die finanziell schlechte Situation der Deutschen Rentner erklären und bestätigen, dass ich mich außerstande fühle, diese hohe Summe aufzubringen, zumal man als Journalist bei der Rallye nur die Verpflegung und die Anreisekosten erstattet bekäme. Total perplex war er, als ich ihm erklärte, dass ich Zeit hätte, denn mein Schiff ginge erst in 8 Tagen. Drei Mal bin ich vom Stuhl aufgestanden und aus dem Raum gegangen und habe gesagt: „Manaña“, denn ich habe ja Zeit, und es ist für mich billiger hier, unter den Augen der Polizei sicher zu übernachten und damit die Kosten für den Campingplatz zu sparen.
    Als ich die Polizeistation daraufhin verließ, lief er mir bis vor die Tür nach. Marion hat mich dann endlich nach fast 2 Stunden wieder gesehen, und war beruhigt, dass ich nicht verhaftet worden war.
    Wieder ging ich mit dem Polizeichef ins Büro, hielt ihm 100 Pesos hin und sagte, dass ich nur sein Einverständnis brauche, fahren zu dürfen, denn ich benötigte weder eine Quittung noch eine Erlaubnis, mit meinem Auto die Argentinischen Straßen befahren zu dürfen. Jetzt verstand er die Welt wohl nicht mehr. Nachdem in allen Reisebüchern den Reisenden empfohlen wird, eine Quittung zu verlangen, hatten sich diese Polizisten darauf eingestellt und sowas drucken lassen. Jetzt kommt da so ein Typ und sagt, dass er weder eine Quittung noch eine Genehmigung will. Fast habe ich ihm dabei das Geld in die Jacke gesteckt. Er widersetzte sich nicht mehr und, ich fuhr weg.

    Nach zwei Stunden hartem „Jahresgespräch“ und umgerechnet 20 € leichter, ging es die restlichen 40 Km problemfrei bis zum Hafen nach Buenos Aires.

    Danach folgten zwei Tage „Einkaufsorgie“ zu Traumpreisen.

    Mittwochmorgen 15.7.09 gegen 9:00 Uhr geht es an Bord der „Grande Buenos Aires“ Richtung Hamburg.

    Hier in BA haben viele Geschäfte seit letztem Jahr geschlossen, so auch C&A. Man merkt, dass sich der schlechte Kurs des Pesos auch im Inland auswirkt. Seit November 2008 hat sich der Peso gegenüber dem EURO um 30 % verschlechtert. Die Preise dagegen sind um ca. 20 % gestiegen (Diesel 10 %), und somit müssen viele Bevölkerungsschichten dieses Landes ihr geringes Geldvolumen noch mehr strecken.
    Zu dieser Misere der Geschäfte kommt hier noch hinzu, dass weniger Leute außer Haus gehen, der Schweinegrippe wegen. Das merkt man sofort, wenn man durch die Straßen geht. Buenos Aires hat es mit dieser Pandemie stark getroffen. Das öffentliche Leben ist sehr eingeschränkt, die Schulen wurden geschlossen, und man sieht viele Menschen mit Mundschutz in der Stadt herumlaufen.
    Wir glauben nicht an eine positive Zukunft dieses Landes.

    Mit diesen wenigen negativen Eindrücken werden wir dieses große Land, das so viele Ressourcen hat, verlassen.


    „ 20.000 KM und 9 Monate durch 6 Länder Südamerikas“

    Zum Ende einer solchen langen und anstrengenden Reise sei es erlaubt ein kleines Resümee zu ziehen.

    - Die meisten Mopeds sahen wir in Paraguay und Uruguay, da hier viele arme Menschen leben.
    - Die lautesten Menschen leben in Argentinien und Chile.
    - Fast in allen Ländern gibt es kaum Käse und wenig Wurst zu kaufen, denn die Rinder werden zur Fleischproduktion, zum Grillen genutzt. Außer in Uruguay, hier ist die Wurst und Käseauswahl sehr groß. Man sieht nur hier Milchkühe auf den Weiden.
    - Das am wirtschaftlich stärksten Land, Brasilien, hat auch die meiste Armut und Gettos für Mittellose, Favelas!
    - Was nervte sind die Zäune links und rechts der Straßen. Wie in einem Korridor wird man von A nach B geführt. Parken, Rasten oder gar Übernachten ist auf diesen Strecken nur an Tankstellen und in Ortschaften möglich. Die Entfernungen zwischen diesen Übernachtungsstellen sind enorm groß, was eine gute Planung notwendig macht.
    - Tolle Seen und viele schöne Plätze in der Natur sind in Privatbesitz: Betreten verboten.
    - Was großartig ist, sind die Tiere, die Anden, die Gletscher, der Urwald, die Yungas, der Paraguayische Chaco und die tollen Off-Road Strecken, die aber nicht jedermanns Sache sind. Die bekannten und intensiv vermarkteten Sehenswürdigkeiten muss man sich ansehen (sich antun), aber das wirklich interessante an Südamerika liegt dazwischen, im individuellen Entdecken.


    Rückreise[size=large][/size]

    16.07.2009 Um 9:00 Uhr waren wir mit dem Agenten am Hafen verabredet. Die Ausreiseformalitäten fürs Auto waren schnell erledigt, dazu war ein Agent nicht notwendig. Die Nacht auf den 17. mussten wir in unseren Autos im Hafen verbringen.


    Tags darauf kam der Agent um 10:00 Uhr und ging an Bord. Danach wollte er uns informieren, wann wir mit den Fahrzeugen aufs Schiff können. Doch dann ward er nicht mehr gesehen. Wir nahmen die Dinge selbst in die Hand und gingen zur Einfahrtrampe ans Schiff und sprachen mit einem sehr netten Lademeister. Wir konnten sofort reinfahren und bekamen einen schönen, sauberen Platz auf Deck 6, welches abgeschlossen wurde. Unsere Autos waren sicher untergebracht.

    Sofort fiel uns auf, in welch sauberem und gepflegten Zustand die „Grande Buenos Aires“ ist. Die Maschinen liefen sehr leise, und wir vermissten auch die großen Rußpartickel nicht, die aus dem Schornstein der Grande Brasil geblasen wurden.
    Alles andere fiel im Vergleich zur Herfahrt enorm ab. Es liegt eben immer an der Crew und hier speziell am Kapitän, wie das Leben an Bord abläuft.

    Den Koch soll man bei der Beurteilung nicht vergessen......obwohl: Unseren konnte man glatt vergessen. Ob der je sein Handwerk erlernt hatte??? Wir bezweifeln das. Also das Essen war nur „Ernährung“, welches ich in die Kategorie „Kantinenverpflegung“ einsortiert habe. Auch sonst kamen wir uns eher wie Fracht, als Passagiere vor.
    Es gab weder ein Pool an Bord noch eine gemütliche Sitzecke mit Überdachung noch Liegestühle oder Sessel an Deck. Oh,....wo bist du herrliche „Grande Brasil“.
    Von der Mannschaft haben wir Niemand gesehen. Die Offiziere waren zu 80 % Inder, wie auch der größte Teil der Mannschaft. Alle trugen beim Essen stets Uniform. Private bzw. Freizeitkleidung, wie es auf der Herfahrt üblich war, gab es bei der Besatzung nicht.

    Beiderseits neben der Brücke wurde ein Seil gespannt - für Passagiere verboten. Auf der Herfahrt konnten wir auf der Brücke ein- und ausgehen.

    Auf diesem Italienischen Schiff herrscht noch der Führungsstil des 19. Jahrhunderts.
    Die Grippehysterie hatte das Schiff auch erreicht. Der Kapitän ließ Verhaltens- und Warnzettel verteilen. Permanent wurden Türrahmen und Haltestangen desinfiziert. Und im ersten Hafen in Paranaguá ließ der Kapitän die Hafenarbeiter nur mit Mundschutz an Bord.


    Das freundlichste Lebewesen, das uns willkommen hieß, waren die zahlreichen Delphine, die um unser Schiff schwammen, als wir diesen Brasilianischen Hafen erreichten.


    Rio de Janeiro begrüßte uns wieder einmal mit schlechtem Wetter. An Land zu gehen machte wenig Sinn. Dann kam noch die Brasilianische Emigration auf die Idee, uns Passagiere sehen zu wollen. Mit unseren Pässen fuhren wir mit einem PKW zu dem Büro, und in ein paar Minuten war diese Beamtenwillkür erledigt.

    Die Nacht im Hafen von Rio war lau und zum Wein plünderten wir noch den Küchenkühlschrank - es wurde spät. Am anderen Morgen sagten wir Südamerika auf Wiedersehen und unser Schiff drehte auf Kurs Afrika. In der Nacht wackelte unser „Kessel“ sehr, und wir schliefen unruhig.
    Auf See organisierten wir uns Campingsessel und genossen die Sonne. Wie bestellt begleitete uns auf unserem Weg nach Hause, eine große Zahl von Walen und Delphinen. Ich löste bei Wilfried mein Versprechen ein, dass ich ab Rio genug Kondition hätte, um ihn beim Tischtennis zu schlagen. Tischfußball spielt er nicht mehr gegen mich, denn das ist für ihn zu deprimierend. Der Kapitän forderte uns mit einem Offizier zum Tischfußball auf.....wir haben natürlich verloren.


    Nachdem wir die Häfen Brasiliens hinter uns gelassen haben, werden die Offizieren und unser Master immer lockerer. Wir sprachen jetzt öfters über die allgemeine Unzufriedenheit über den Rumänischen Koch. Als Marion den Offizieren vorschlug, einen Kuchen für morgen, Sonntag, zu backen, waren die hellauf begeistert. Am heutigen Abend hat das schon der Kapitän gewusst und alles sofort organisiert. Die Jungs sind total wild auf Deutschen Kuchen. Aus der Nummer kommt Marion nicht mehr raus. Morgen muss sie Farbe bekennen. Alle sind schon gespannt darauf, was sie da zaubern wird. Ich weiß, dass sie das sicher ganz toll machen wird.
    Sonntag 26.7.09. Nach dem Mittagessen gab es Marions Kuchen. Sie war nicht ganz so begeistert von dem Backergebnis wie die Offiziere und der Kapitän. Der verabredete sich wieder mit uns um 17 Uhr, um Tischfußball zu spielen. Wenn er gewinnt, sagte er, soll Marion wieder einen Kuchen backen. Dann fragte Marion ihn, ob es bei der Äquatorüberquerung eine Feier gäbe? Das wolle er machen, wenn Marion wieder einen Kuchen bäckt.
    In Dakar will er die Zutaten für Tiramisu kaufen, denn Marion hat den Offizieren versprochen eine herzustellen.


    Es ist wohl bedauerlich für die stolzen Italiener, daß die Offiziere im Tischfußball gegen mich verloren haben. Auch beim Tischtennis erging es ihnen nicht besser. Aber sie geben nicht auf und wollen morgen wieder gegen mich spielen. Mal sehen, was sie sich einfallen lassen, denn daß Italiener im Fußball gegen einen Deutschen verlieren, damit können sie wahrscheinlich nicht leben.
    Gestern gab es ein paar Probleme, weil wir ein E-Mail erhielten, das eine Anlage hatte. Der Kapitän meinte, daß diese Anlagen zu lange den Satelitten beanspruchen und damit seine wichtige Daten nicht runtergeladen werden können. Wir müßten deswegen dieses Mail zahlen. Heute hat sein Offizier dies dann wieder rückgängig gemacht. Es ist halt nicht einfach mit den Italiener.
    Heute Abend, Mittwoch 29.7.09 wurde einem zweiten Offizier das Abendessen durch den Stuart (mit Atemmaske) auf dem Zimmer serviert. Er sei krank, wahrscheinlich Grippe. Der gesamte Gang, der Handlauf, die Türen samt Rahmen, wurden desinfeziert. Hoffentlich hat es etwas genützt. Mal sehen wie sich die Sache entwickelt bis Dakar. Wenn er Fieber hat, werden die hoffentlich einen Arzt konsultieren. Wir haben auf jeden Fall schon mal eine Desinfektionslösung zum Händewaschen bekommen. Wir werden aufpassen. Hoffentlich dürfen wir in Dakar von Bord, denn wir wollen uns einiges ansehen.
    31.7.09 Dakar; unser kranker Offizier ging an Land zum Arzt und nachmittags sahen wir ihn außerhalb des Schiffes mit seinen Koffern auf ein Taxi warten. Er fliegt nach Indien auf Urlaub, sah auch schon besser aus und wir hoffen es geht im bald gut und daß es nicht die „Schweinegrippe“ ist. Auch wir gingen an Land. Die Stadt haben wir uns bereits bei der Herfahrt gründlich angesehen, heute wollen wir mit dem Schiff auf die Sklaveninsel „Goreè“ fahren. Einen ausführlichen Bericht über diese Sammelstation der Afrikanischen Sklaven vor dem Abtransport nach Übersee haben wir vor ein paar Jahren im Deutschen Fernsehen verfolgt. Jetzt sahen wir uns die einzelnen Gebäude vor Ort an. Es war sehr interessant und auch erschreckend, wie damals mit dem „Handelsgut Mensch“ umgegangen wurde.
    Es war drückend heiß und schwül auf der Insel - es war eben sommerliche Regenzeit im Senegal.
    Auf Gorée wurden die Sklaven aus Afrika „gesammelt“ und dann durch das kleine Tor im rosa Haus auf die wartenden Schiffe verfrachtet und nach Amerika verkauft. Eine der traurigsten Geschichten Afrikas.
    Einen schönen Wandschmuck haben wir für unser Heim in Spanien erstanden...nach sehr sehr langem hartnäckigem Verhandeln, denn der Senegal ist das teuerste Land Schwarzafrikas.

    Unser Schiff fuhr von Dakar aus über Emden, Bremerhaven nach Hamburg. Das Wetter blieb weiterhin „bescheiden“. In Hamburg kamen wir sonntagmorgens an. Der Zoll war schnell und einfach passiert (Gott sei Dank, bei dem was da so in unseren Staukästen lagerte).
    Ein Mitreisender gab uns den Tipp, bei „Globetrotter“ gäbe es einen Spezialisten für Navigationsgeräte, denn wir wollten uns ein neues Gerät anschaffen. Auf dem Hof dieses Geschäftes übernachteten wir und trafen dort auch mein Patenkind Susi nach langen Jahren mal wieder.
    Ein Mitglied des Magirus 170er Clubs sah uns dort stehen, und ein reger Wissensaustausch fand statt. Er konnte uns eine Firma in Hamburg nennen, wo unser Tacho repariert wurde und einen Restaurator für historische LKW zwischen Hamburg und Bremen angeben, der selber zwei 170er besitzt.

    Nachdem der Tacho wieder funktionierte, bestellten wir bei IVECO Nord in Hamburg eine neue Frontscheibe und das Glas für den Außenspiegel. Alles klappte vorzüglich, und die Fahrt ging dann weiter Richtung Bremen. Die Fa. Walter hatte noch bis kommenden Montag Betriebsferien, doch der Chef war da und wir konnten unser Anliegen besprechen. Wir kampierten 5 Tage auf seinem Werksgelände. Am Montag wird die Luftanlage des „Dicken“ überholt, die Scheibe eingebaut und die Geometrie der Vorderachse des „Dicken“ instandgesetzt. Dann werden wir wohl auch in den nächsten Jahren einen treuen Begleiter auf unseren Reisen haben.

    Unsere Reisepläne für die nahe Zukunft werden immer konkreter.
    Nachstehend noch zwei Gedanken intelligenter Menschen, deren Worte viel Wahres beinhalten.


    PS:
    „Es ging mir wie denen, die sich auf die Reise begeben,
    um mit eigenen Augen
    eine Stadt ihrer Sehnsucht zu schauen,
    und sich einbilden, man könne der Wirklichkeit
    den Zauber abgewinnen den die Phantasie uns gewährt.“

    Marcel Proust
    .-.-.-.-.-.


    ‘‘Der Sinn des Reisens besteht darin,
    unsere Phantasien durch die Wirklichkeit
    zu korrigieren. Statt uns die Welt vorzustellen,
    wie sie sein könnte, sehen wir wie sie ist.“

    Samuel Johnson (1696-1772)


    E N D E

    Bolivien und Paraguay

    Vierzehn Tage haben wir gekurt - in den Thermen von „Caimancito“. Mit den Betreiber der Therme hatten wir einen guten Kontakt, und lernten dort viele nette Leute kennen (unter anderem einen Münchner, der seit über 25 Jahren halbjährlich Südamerika bereist und mir die Navigationssoftware überspielte, die mir durch den breakdown meines alten Computers verloren gegangen war. Außerdem bekam ich von ihm die GPS-Punkte für die Chaco-Durchquerung in Paraguay, mit der Information, dass mittlerweile alles asphaltiert ist, bis auf 30 Km ripio in Bolivien).

    Marion backte zusammen mit Maria (der 30 jährigen Seele der Therme) in der Restaurantküche einen Kuchen. Natürlich wurde der Kuchen unter der Belegschaft verteilt. Maria backte im Gegenzug an verschiedenen Tagen eine Tarte und brachte uns Suppe und eine Falsche Rotwein ans Mobil. Wir waren bestens versorgt. Toni sagte uns, dass es noch nie so heiß um diese Jahreszeit gewesen sei: am Tag über 30°, nachts nur noch 22°.....und dann ab in die 40 Grad heiße Thermen. Lästig waren nur die „blackflies“, die schmerzhaft zubissen. Vor Moskitos konnten wir uns gut schützen, glauben wir auf jeden Fall.

    Am Tag bevor wir weiterfuhren, hat es dann auch wirklich kräftig geregnet. Na, ja, bis wir in den Chaco kommen, werden die Pisten wohl abgetrocknet sein. Denn von den Schlammpisten im Chaco hat jeder Autor in seinem Reisebericht gewarnt. Dann war es mal wieder Zeit, Abschied zu nehmen. Was auch dieses Mal, besonders Marion, schwer fiel, denn sie hatte in Maria eine liebe Freundin gefunden.

    Auf der Strecke zur Bolivianischen Grenze ging es wieder an Zuckerrohrfeldern vorbei. Die „Behausungen“ der Menschen erinnern immer mehr an das arme Afrika. Wir übernachteten nochmals in Argentinien, in „Tartagal“, um zu tanken, einzukaufen, Geld zu „ziehen“ und in ein Internetcafé zu gehen.....ach so, Empanadas waren hier, die wir noch essen...köstlich!
    In „Tartagal“ sah es „schrecklich“ aus. Wir sehen hier noch die Verwüstungen, die der große Regen Ende März angerichtet hat. Meterhoch liegen Baumstämme regelrecht einzementiert in brauner Erde.

    Irgendwo in den „Yungas“ gab es einen riesigen Erdrutsch und die Lawine aus Schlamm, Geröll und Baumstämmen wurde in einem Flussbett kanalisiert, bis … ja bis der Ort „Tartagal“ und seine Brücke zum Hindernis für die Lawine wurden. Alles staute sich höher und höher und überschwemmte letztendlich das Städtchen komplett mit der braunen Schlammbrühe. In den letzten zwei Tagen hat der Regen in dieser Stadt nochmal alles in Schlamm verwandelt, und bei der zu erwartenden Trockenheit kriegt man hier wohl eine Staublunge. Viele Geschäfte sind noch geschlossen und an den Eingängen mit Sandsäcken zugestopft.

    An der Tankstelle haben wir unseren Wassertank gefüllt und haben dort auch übernachtet. Tags drauf sehen wir auf den nächsten 75 Km welch riesiges Ausmaß diese Überschwemmung hatte. Der Fluss ist auf der gesamten Länge über das östliche Ufer getreten und hat das tiefer gelegene Umland überschwemmt, einschließlich der Hauptverkehrsstraße.

    Vor dem Grenzübergang nach Bolivien, in „Yaquiba“ ging wieder die alte Touristenabzocke los. Wir sollten für die Straßenbenutzung des Ortes 65 Pesos zahlen (also ca. 15 €). Erstens kann man das, was dieser Ort hat, nicht gerade Straße bezeichnen. Eine Ausschilderung zur Grenze gab es auch nicht, so dass wir uns zweimal verfahren haben. Wir maulten und blockierten wie immer die Straße. Aber alles nützte nichts, und wir zahlten unter Protest, denn anders war es nicht möglich zur Grenzstation zu gelangen. Wir schimpften über die Argentinische Ausländerdiskriminierung, denn Inländer brauchen nur 2 Pesos zu zahlen. Wieder ein Fall für den Argentinischen Botschafter.

    Und dann diese Grenze - schlimmstes Afrika - Marokko ist dagegen ein wohlorganisierter Grenzübergang. Erst dachten wir, es wäre toll, dass der Argentinische und der Bolivianische Zoll im selben Gebäude seien. Doch man wurde von einem Schalter zum anderen geschickt. Endlich waren wir dann beim Bolivianischen Zollbeamten. Nie im Leben zuvor habe ich einen Menschen gesehen, der die Langsamkeit der Langsamkeit um Längen schlägt. Sein unermüdliches Kreisen mit dem Finger über der Computertastatur erinnerte mich an das friedliche Dahingleiten des Kondors in Patagonien..... an „Hinunterstürzen“, sprich tippen, war nicht zu denken. Was hatten wir für ein Glück, dass in Bolivien die Uhren um eine Stunde zurückgestellt werden! Ich glaube, dieser Zöllner wollte uns diese Stunde wieder „ausgleichen“!
    Er war übrigens der erste Zollbeamte, der unsere Südamerikanische Autoversicherung sehen wollte! Irgendwie haben wir es dann doch geschafft und konnten zur Schranke fahren. Doch die wollte sich nicht öffnen, denn unser „schneller“ Zöllner wollte noch das Innere des Autos inspizieren. Natürlich öffnete er alle Stauklappen, hob die Matratzen hoch und wollte wissen, was im Raum unter dem Bett sei. Froh war ich, dass er sich mit der Aussage „Agua“ zufrieden gab, denn den großen Staukasten wollte ich nicht auch noch ausräumen. Gelogen habe ich natürlich nicht, wie immer, denn der Wassertank befindet sich wirklich in diesem Staukasten! In seinem Schlepp waren noch zwei Argentinische Zöllner, die sich das Auto auch mal von innen ansehen wollten. Ihr könnt Euch Marions Freude vorstellen, denn von dem Schlamm, der natürlich auch an ihren Schuhen hing, habe ich oben schon geschrieben, und so wild ist sie aufs Putzen nun auch nicht.
    Danach hatten wir es fast geschafft, denn der Schlagbaum ging hoch. Doch ca. 80 Meter weiter, mitten im Gewühl der geschäftigen Händler, in dieser schmalen Straße, war die Polizei, bei der wir uns auch noch einen Stempel für das Zollpapier des LKWs abholen mussten. Und hier wieder etwas Neues: 5 Bolivianos (so heißen diese alten, lapprigen und total verdreckten Papierstücke, die die Geld nennen) mussten wir für diesen Stempel zahlen. Natürlich war gegenüber eine Wechselstube, damit wir uns mit dieser Währung versorgen konnten. Bei der ganzen Aktion hatten wir natürlich diese Ortsdurchfahrt blockiert, doch das Gehupe der LKWs stört hier Niemanden und uns erst recht nicht, denn mittlerweile sind wir auch schon „südamerikanisiert“.


    Unsere erste Station in Bolivien ist „Villa Montes“. Direkt vor dieser „Erdölstadt“ hatte eine Schlammlawine vor Jahren den einzigen Zugang, eine Brücke, weggerissen. Die Pfeiler der neuen Brücke stehen schon, verlassen, im Fluss. Aber so etwas dauert in Bolivien, wie man uns versichert hat - wir glauben das sofort. Kurzerhand wird der gesamte Verkehr einspurig über eine Eisenbahnbrücke geleitet. Auf die Eisenbahnschwellen wurden Bohlen gelegt und ab geht’s. Die Bohlen wackeln wohl und sind auch nicht mehr ganz frisch, aber für 40 Tonner sollte es wohl reichen. Und hinter der Brücke? - Natürlich Wegezoll, ohne Schlagbaum, ist zu teuer, ein einfaches Seil tut’s auch.

    Wir haben in dieser Stadt wieder das Internetcafé besucht, denn zuhause ist viel los, was geklärt werden muss. Neben einem, sagen wir mal „Restaurant“, haben wir uns für die Nacht hingestellt und dort zwei, viel zu große, aber herrlich schmeckende Fische gegessen. Den Preis will ich nicht nennen, sonst bekomme ich noch die Schamröte ins Gesicht. Geschlafen haben wir schlecht, es war zu laut. Morgens ging es deshalb schon früh los Richtung „Ibibobo“ ins „Bolivianische Grand Chaco“. Tolle neue Asphaltstraße, autobahnmäßig, wie uns Ludwig aus München in den Thermen versprochen hatte. Doch nach 100 Km war Schluss! Hat sich der große Südamerikakenner Ludwig „versprochen“? Plötzlich war nur noch eine Schotterstrecke zu sehen. Wir dachten, das sind die besagten 30 Km. Wie froh wären wir gewesen, wenn der Rest auch noch Schotter gewesen wäre.

    Beim ersten Mal, als Bäume quer über der Schotterpiste lagen, kurvten wir drumherum und dachten; die meinen uns nicht. Marion befürchtete natürlich wieder, dass jetzt irgendwo Banditen und Wegelagerer aus dem Wald springen und uns überfallen würden. Dabei sind die Wegelagerer in Südamerika beim Staat angestellt - ähnlich wie bei uns (Finanzamt etc.). Dann waren große Sandhaufen auf die Schotterpiste geschüttet. Wir kurvten etwas in den Dschungel und waren wieder auf der Piste. Doch dann war Schluss. Ein Wagen der Straßenbaufirma hielt uns an, und der Fahrer meinte, dass wir hier nicht mehr weiter fahren dürfen, denn wir wären auf der Bautrasse einer neuen Straße. Wir sollen umkehren und ihm folgen, denn er wollte uns, netterweise, auf den richtigen Weg geleiten.


    Es ging von der Piste ab, direkt in den tiefsten Chaco. Toll, ich war begeistert. Marion nicht so sehr. Da hatte ich doch schon befürchtet mir würde das Chaco-Abenteuer durch Asphalt verwehrt werden. Nein!!!.....Off-Road der feinsten Art. Tolle Passagen, aber leicht beherrschbar, denn es war trocken. Bei den Spuren, Senken und Löcher konnte man sich wahrhaftig vorstellen was hier los ist, wenn es regnet. Der Himmel war wohl total mit Wolken bedeckt, aber es sah nicht nach Regen aus. Deshalb staubte es wie die S... Unser „Dicker“ sah aus!!! Marion heulte: „Wie sieht das Auto aus!!!“ Und das ging dann so an die 100 Km - Ludwig leidest Du an Gedächtnisschwund? Natürlich schlugen auch einige Äste an den Wagen, wie schon so oft, doch den einen steckte der rechte Außenspiegel nicht mehr weg und zerbrach.

    Ich will den Leser nicht langweilen mit der Aufzählung von Militär- und Polizeiposten, die unsere Daten in ein dickes Buch eintragen (Wer liest das? Was soll das?) Und dann irgendwo ca. 30 Km vor der Grenze nach Paraguay stand eine Bretterbude neben einem Militärgelände mit zwei Tourenmotorrädern davor. Hier muss was sein, dachten wir und stiegen aus.
    Das war die Immigration. Wir erledigten unsere Ausreise, unterhielten uns mit den Motorradfahrern, die in Indien und England wohnen, danach ging es wieder im „Windschatten“ von vielen LKWs sowie in deren Staubwolke weiter.

    Trotz der Proteste der Beifahrerin startete ich einige Überholmanöver, die bei der Leistung unseres „Dicken“ unkritisch waren - meine Meinung!
    Dann plötzlich war die bescheidene Piste zu Ende und eine tolle, neue Asphaltstraße zu Ende begann, direkt an der Grenze. Der dortige Posten war für Paraguay zuständig und schickte uns eine Bretterbude weiter zu seinem Bolivianischen Kollegen. Dort war abgeschlossen, am frühen Mittag. Aufs Klopfen regte sich nichts. Dann hörte ich Wassergeräusche - der duscht, meinte ich. Dann erschien ein junger Mann mit Badetuch um die Hüften und meinte dass sein Paraguayischer Kollege das doch erledigen sollte.

    Wir wussten genauso wenig wie dieser, was zu tun ist. Er erklärte uns, dass hier nur die Ausreiseformalitäten erledigt werden. Wir gaben ihm den Zettel für unser Auto, diesen wollte er dann seinem Kollegen geben. Die Einreiseformalitäten müssten wir in „Mariscal Estigarribioa“ erledigen. Wir fuhren los, merkten aber bald, dass dieser Ort bereits ca. 200 Km in „Paraguay“ liegt. Wir waren schon verunsichert, denn wir hatten gehört, dass man bei der Ausreise ohne Einreisestempel pro Person 60 Dollar zahlen muss. Wir sahen in unseren Bücher nach, aber wie immer steht da alles anders drin.

    Auf der Weiterfahrt haben wir Tukane, Gürteltiere und auch eine Schlange gesehen. Die dickbauchigen z.Zt. blühenden Bäume (Flaschenbäume) gefallen uns besonders gut. Als wir die „alte“ Teerstraße erreichten, wünschten wir uns eigentlich wieder auf ripio zu fahren, denn sie war übersät mit Schlaglöchern. Aber nicht solche, die wir aus Europa kennen, denen man im Slalomkurs ausweichen kann. Nein, diese Löcher hatten eine solche Größe und Tiefe, dass ein VW-Polo bis zu den Fenstern darin verschwinden könnte. Wenn es der Randstreifen zuließ, versuchten wir, ihn zu Hilfe zu nehmen, um auszuweichen. Ansonsten mussten wir mit 10 Km/h durch diese Löcher rollen. Wir kamen nur sehr, sehr langsam vorwärts, aber ohne Schaden.

    In „Mariscal“ angekommen, fanden wir auch gleich neben einer großen Tankstelle (bei der wir dann übernachteten) den Zoll und die Immigration. Nördlich von Chile und Argentinien ist alles anders. Die Immigration war schnell erledigt, doch beim Zoll gab es Schwierigkeiten. Der Mann wollte sich mit unserer Spanischen Autozulassung nicht zufrieden geben und wolle zusätzliche Papieren, denn unsere seien nur für Europa.


    Gott sei Dank kannte er das Wort „Carnet de Passage“ nicht, denn das war es, was er wollte. Und das war das, was wir nicht hatten. Ich erklärte ihm in schlechtestem Spanisch, dass man mit unserer Zulassung weltweit ein Jahr fahren darf, und dass wir in ganz Südamerika keine solchen Probleme gehabt hätten. Weitere Zöllner griffen in das Gespräch ein, einer sprach sogar Englisch, kannte aber das Zauberwort auch nicht. Wir verstanden immer weniger, die wurden immer ungeduldiger. Uns Deutschen, hier im „Chaco“, waren sie natürlich wohlgesonnen. Bis ein junger Mann die Initiative ergriff und das Formular für das Auto ausfüllte, und gut war es.

    Auf unserem Übernachtungsplatz baute ich gerade den Außenkocher auf, denn es hatte im Wagen fast 30 Grad und damit zu heiß, um drinnen zu kochen, da öffnete der Himmel seine Schleusen. Es goss die ganze Nacht durch wie aus Kübeln. Aus irgendeinem Grund standen wir auf der einzig trocknen Stelle, denn rund um uns herum war ein großer See. Die Temperatur stürzte von 34 auf 22 Grad. Am Morgen, als die LKW neben uns in den Zollhof fahren wollten, wühlten sie sich nur mit Mühe durch den Schlamm. Ein Tag länger in der Therme, und wir hätten im „Chaco“ das erlebt, vor dem wir so viel Horror hatten; eine Schlammschlacht. Glück gehabt!!!

    80 Km weiter in „Filadelfia“ angekommen, haben wir erfahren, dass es hier noch nie so heiß um diese Jahreszeit gewesen sei. Und man hätte schon seit Wochen keinen Regen mehr gehabt. Verrückter „Chaco“.

    „Filadelfia“ zeigt sich uns typisch Deutsch! Alles sauber, kein Müll, blonde Menschen, allerdings auch viele Paraguayaner dunkler Natur, die in der Landwirtschaft tätig sind. Nichts mehr zu sehen von Frauen mit Hauben und langen Röcken. Alles ganz modern, Bankkauffrauen, Verkäuferinnen usw. Der Deutsche Dialekt gleicht dem unserer Russlanddeutschen.

    Die Männer hier haben das Gehabe von Großgrundbesitzer, die sich um den reibungslosen Ablauf der Arbeiten auf den Hazienda`s oder im Supermarkt kümmern. Die Jungen sind modern angezogen, fahren Geländemaschinen und Roller. Also nichts mehr mit Althergebrachtem.


    Auf den Feldern sieht man modernste Landmaschinentechnik. Was steht in unseren Reisebücher wiedermal ein Quatsch? Waren diese Reisenden (2004 mit Unimog in Filadelfia) wirklich hier? Wenn Ja, was haben die hier gemacht, wenn sie schreiben, das die Einwanderer von „Paraguay“ das Land im „Chaco“ nur dann bekommen hätten, wenn sie es urbar gemacht haben und daß es hier kein Grundwasser gab? Wo kommt das denn jetzt her? Es gibt in „Filadelfia“ einen gut sortierten, modernen Buchhandel. Wir haben uns das Lehrbuch der 6.Schulklasse gekauft, in dem alles über die Einwanderung der „Monnoiten“ steht. Außerdem erstanden wir noch weitere drei Bücher, die uns ein umfassendes Bild über die Geschichte der Mennoiten geben. Nichts mit Technikverweigerung (das waren die, die aus Mexiko nach Bolivien eingewandert sind), nichts mit „Verkleidung“. Und es gab natürlich Grundwasser, was einem selbst bei einem flüchtigen Besuch des örtlichen Museums auffallen müßte.

    Kurze Info: Die „Mennoiten“ hier sind von Rußland aus eingewandert. Haben das Land von einer privaten Gesellschaft gekauft. Als sie ankamen, war noch nichts vermessen. Sie haben eine Schneiße in die Wildniss geschlagen, damit die Vermesser kommen konnten. Wenn man dann daran denkt, wie man unseren Rußlanddeutschen nach der Grenzöffnung Zucker in den selbigen geblasen hat, billige Kredite zur Verfügung gestellt hat und was haben diese Rußlandauswander daraus gemacht? Verkehrte Welt.


    Wir treffen hier in „Filadelphia“ auf eine saubere, weiträumige und toll durchorganisierte Stadt. Wir fanden einen etwas abseits gelegenen Stellplatz für die Nacht. Es gab keine frei rumlaufenden Hunde, die Autos hatten intakte Auspuffanlagen und Niemand fuhr mit offenem Fenster und lauter Radiomusik. Also die beste Voraussetzung gut schlafen zu können. Doch die Hitze, tagsüber 34° und nachts im Wohnmobil 28° - und das im Winter. Im Sommer soll es hier über 42° tagsüber und nachts soll es nur wenig abkühlen. 100 Meter von uns entfernt gab, es eine Veranstaltung, die aber um 22 Uhr, typisch Deutsch, zu Ende war. Und von den vielen wegfahrenden Autos merkten wir kaum etwas.

    Dann erlebten wir es wirklich, den hellsten Mond den es auf der Welt gibt - er soll nur hier im „Chaco“ scheinen. Als Zugabe leuchte hell das Kreuz des Südens über uns.

    Tags drauf fuhren wir nach „Neuland“, der zweiten von drei Chaco-Siedlungen. Hier kamen zwei Deutsche zu unserem Auto.
    Horst Martens, Mennonit und Journalist aus Herne/Westfalen, der im „Chaco“ geboren wurde und sein Fotograf. Gemeinsam erstellen sie ein Buch über die „Mennoniten“ im „Paraguayischen Chaco“. Auf ihrer Webseite: http://parguay-2009.blogspot.com führen sie ein Tagebuch über ihre Arbeit. Sollte man sich mal ansehen. Sie wollen uns informieren, wenn das Buch erschienen ist, denn wir wollen es natürlich lesen.

    Als wir am Abend, für die Nacht, uns auf dieser Wiese umstellen wollten, kamen aus dem Haus gegenüber Herr Barg nebst Schwiegervater. Wir erzählten von uns und wie sehr wir an der Geschichte der Einwanderung der „Mennoniten“ interessiert seien, und von dem was wir bereits in den gekauften Büchern gelesen hatten. Sie sprachen untereinander einen norddeutschen Dialekt mit Kastillanisch vermischt, und natürlich auch hochdeutsch. Man lud uns zum Abendessen, ein und wir saßen mit der gesamten Familie auf der Veranda. Nach dem Tischgebet wurden Empanadas und Kuchen gereicht - unter anderem einen Bienenstich, anstatt mit Mandeln, mit Erdnüssen, aus eigenem Anbau. Für die Tochter, die tags darauf ihren 18. Geburtstag hatte, war eine Schwarzwälder Kirschtorte gebacken worden; aber ohne Kirschen. In Ermangelung der Kirschen, backt man im „Chaco“ diese Torte mit den roten Früchten des Sauerampfers. Mir hat der Bienenstich mit den Erdnüssen toll geschmeckt.

    Der 71 jährige Schwiegervater hat dann von den schweren Anfängen im Chaco erzählt, die er als Junge noch hautnah miterlebt hatte. Außerdem erzählte er uns von der Flucht seiner Eltern aus Russland, wie er sie von ihnen erzählt bekommen hat. Wir erfuhren, dass man heute Erdnüsse anbaut und Fleischwirtschaft betreibt. Das beste Rindfleisch ergäbe eine Kreuzung des Indischen Höckerrindes mit unserem Deutschen Rind. Diese braunen Tiere hätten ein fabelhaft schmeckendes Fleisch. Die Rinder werden nach „Asunción“ transportiert, dort im eigenen Schlachthof der Cooperative weiterverarbeitet und dann vermarktet. Die Viehtransporter, den Schlachthof und die Supermarktkette der „Neuländer“ (ist einer ihrer Markennamen) haben wir auf dem Wege dorthin und in „Asuncion“ selber gesehen. Die „Mennoniten“ im Zentrum des „Chacos“ haben eine gewaltige Kooperative, verarbeiten und vermarkten alles, was sie produzieren, selber. Dieser Flecken ist mit keinem anderen Ort in Südamerika vergleichbar und total untypisch für diesen Kontinent. Ein kleiner, eigener „deutscher“ Mikrokosmos.

    In den letzten Jahrzehnten sind aus allen Himmelsrichtungen Indianer zu den „Mennoniten“ Kolonien gezogen und dort zum Teil sesshaft geworden. Die Eingeborenen arbeiten sehr gerne für diese „Deutschen“, da sie fair, sauber und zuverlässig im bezahlen sind. Herr Barg war gerade dabei, für neu ankommende Indianer einen Flecken Land frei zu schieben und wieder Häuser für sie zu bauen (er baut für seine Indianer immer Wohnhäuser im freien Land). Familie Barg hat ihre Estancia im weiten „Chaco“ und wohnt aber meistens in „Neuland“ in ihrem großen Haus. Die Indianer arbeiten auf dem Land in der Viehzucht, und die indianischen Frauen in den Kooperativen, z.B. beim Aussortieren von Erdnüssen. Die Integration der Indianer ist noch nicht abgeschlossen, es ziehen immer noch, die bisher frei als Nomaden lebende Indianer, in die Kolonien. Erst in den 70er Jahren wurden die Indianer als Bürger von „Paraguay“ anerkannt, und erst in den 90er Jahren wurde ihr Recht auf eine eigene Kultur und Erhaltung ihrer Gemeinschaft in einem Gesetz festgeschrieben.
    In den Wasserlöchern fürs Vieh hält man Fische, die sehr wohlschmeckend sind. Diese ziehen natürlich die kleinen Krokodile an, deren Schwänze man beim Asado grillt. Sie sollen sehr gut schmecken. Es gibt sie aber nicht in Restaurants, nur privat. Deshalb konnten wir sie nicht probieren. Wir wären gerne länger dort geblieben, doch Marion hatte Probleme mit der Hitze. Seit Dezember hat es im „Chaco“ nicht mehr geregnet, und viele Wasserlöcher sind schon ausgetrocknet.

    Am Morgen unserer Abfahrt wollte sich Frau Barg unser Mobil ansehen. Die 30 jährige Sabine kam beim morgendlichen Joggen auf einen Besuch an unserem Auto vorbei, das sie am Abend zuvor schon bemerkt hatte, wir aber nicht da waren. Sie kommt aus dem Schwarzwald und ist nun schon seit 6 Monaten im „Chaco“. Ihren Man hat sie in Deutschland bei der Arbeit kennen gelernt. Er ist „Mennonit“ und stammt aus dem „Chaco“. Nun wollen sie hier leben und haben das Labor im Krankenhaus von dem Vater ihres Mannes übernommen. Wo einen die Liebe so hin verschlägt. Viel Glück, Sabine!
    Dann ging es 400 Km durch den wüstenartigen Grand Chaco. Selten im Leben bin ich eine Strecke gefahren, die 100 Km geradeaus ging, dann ein leichter Bogen machte und wieder weitere 100 Km schnurstracks geradeaus ging.

    Wir fuhren durch eine Buschlandschaft mit vereinzelt höheren Bäumen, wie z.B. dem Flaschenbaum, den es hier überall gibt. Überrascht waren wir, als die ersten Fächerpalmen auftauchten, die Gegend wüstenartig wurde und uns an Westafrika erinnerte. Dann begleiteten uns kilometerweit Palmenhaine. Wir waren aus dem Siedlungsgebiet der „Mennoniten“ heraus. Überall sahen wir ausgetrocknete Wasserlöcher, verbrannte Büsche und Palmen.

    Und viele Schwelbrände neben der Straße, entweder aus Unachtsamkeit entstanden oder auch von den Indianern entzündete Feuer, um Platz zum Aufbau ihrer Zelte und Hütten zu schaffen.

    Neben der Trans-Chaco-Strecke befindet sich auf jeder Seite ein Streifen von 30-40 Meter, dann kommen Zäune, denn das Land ist Privatbesitz. In diesen „Randstreifen“ bauen die Indianer ihre „Bretterverschläge“ oder Zelte auf. Meistens in Nähe eines Wasserloches, welches aber auf dem Privatgelände hinter dem Zaun liegt. Hier beackern die Ureinwohner ein kleines Feld und ebenen ein paar Stück Vieh - alles im Randstreifen der Transitstraße - und verkaufen selbst hergestellte Korbwaren.

    Bei einem Zwischenstopp stellte ich fest, warum wir in der letzten Zeit wenig Strom hatten. Zuerst glaubte ich, es läge nur daran, dass wir zu oft unter Bäumen gestanden hätten und somit die Solarpanele nicht laden konnten. Doch das hätte sich dann an Fahrtagen auf langen Strecken eigentlich ändern müssen. Trotzdem reichte der Strom immer, obwohl der Kühlschrank bei diesen Temperaturen auf Hochtouren lief, wir uns sehr oft kalt abduschten, der Ventilator am Bett lange lief und der Laptop täglich im Einsatz war. Die Ursache, dass der zusätzliche Strom beim Fahren fehlte war: Die zweite, die 12 Volt Lichtmachine, hatte sich losgerüttelt und der Keilriemen flatterte ohne Kontakt lose herum. Eine Stunde Arbeit bei 35°, und das Problem war gelöst.

    In „Villa Hayes“ übernachteten wir in einer Nebenstraße. Leider hat die Fußballnationalmannschaft ein wichtiges Qualifikationsspiel zur WM 2010 gewonnen, das die Jugend, fast auf der Straße sitzend, am Fernseher in den Trinkbuden verfolgte. Das Ergebnis wurde bis spät in die Nacht mit Moped-Korso und Feuerwerk gefeiert. Paraguay führt die Südamerikaliste an, vor Bolivien und Brasilien. Mal sehen, wie es zum Schluss aussieht und wer die ersten 5 Plätze belegt, denn der darf nach Südafrika fahren.

    Über die Brücke des „Rio Paraguay“ kamen wir am nächsten Morgen schon um 7 Uhr, zur Rushhour, nach „Asunción“ rein. Enge, unmarkierte und schlaglochübersäte „Hauptstraßen“ voll mit Bussen, deren Fahrer wohl alle als Formel 1 Fahrer entdeckt werden wollen. „Do it in Rome, like the romans do!“...gemäß dieser Weisheit fuhr ich wie ein Selbstmörder. Bei Marion stellten sich die Nackenhaare, sie war total nervös. Über und in der Stadt sah man nur Smog, vom Umweltschutz ist man sehr weit entfernt. Bei so einer Luft, würde man in Deutschland die gesamte Stadt sperren. Parkmöglichkeit für uns - negativ. Wir bleiben einfach stehen und fotografierten die Kathedrale. Beim Präsidentenpalast machten wir das Gleiche, obwohl es dort nur so wimmelte von Polizei und Militär. Freundlich fragten wir diese Staatsdiener nach dem Weg und konnten fotografieren, ohne dass man uns wegschickte. Sehr interessant ist, dass direkt hinter dem Präsidentenpalast der Hang, runter zum „Rio Paraguay“, total vollgebaut ist mit den Hütten der Armen. Wohl das einzige Armenviertel der Welt, das sich direkt hinter dem Regierungsgebäude eines Präsidenten befindet.

    Der Weg aus der Hauptstadt war wirklich schwer zu finden, denn eine Beschilderung gab es nicht, und jede Hauptstraße sah aus wie eine normale Nebenstraße. Mit unserem Boots-GPS (eine Kompassnadel zeigt den Weg zum Zielpunkt), war es auch nicht viel einfacher. Zweimal mussten wir mitten im Verkehr stehen bleiben und uns durchfragen.

    Wir fuhren Richtung „Encarnación“ bis „San Martin“. Dort gibt es preiswerte Webereiwaren aus eigener Produktion. Wir haben zwei Hängematten und für Marion einen gehäkelten Pulli gekauft. Direkt neben den Verkaufsstellen übernachten wir und planen mal wieder die Reiseroute um, denn ich will nicht über die beiden großen Städte „Encarnación“ und „Posadas“ nach Argentinien einreisen. Auf unserer Karte erkenne ich einen kleinen Umweg über eine Stelle des „Rio Paraná“, die einen See bildet. Vielleicht können wir dort etwas „Strandurlaub“ machen und leckeren Fisch essen. Außerdem würden wir dann direkt am nördlichen Ende des NP „Esteros del Iberá“ in Argentinien ankommen. Dieser NP ist mit dem Brasilianischen „Paranal“ vergleichbar, mit gleicher Fauna und Flora. Mal sehen, ob es klappt.

    Unverhofft kommt oft. So auch heute. Während ich an diesem Bericht schrieb, hat Marion mit einem 73 jährigen Gaucho (zu erkennen an der breiten, bunten Bauchschärpe mit einem Halfter und 2 Messer) gesprochen und gefragt, ob es Ok sei, dass wir hier in der Nebenstraße stehen. Er ging seine Frau holen, die wesentlich besser Castiliano spricht als er und lädt uns ein, auf ihrem Campo für die Nacht zu stehen. Wir nahmen an und luden ihn auf seinem Hof auf ein Bier ein. Das Ehepaar stellte uns zwei Stühle und einen Tisch vors Wohnmobil, weil das komfortabler sei. Dann zeigten sie uns ihr „Haus“ und boten uns an, dort zu duschen, denn sie hätten eine Dusche. Wir waren sehr verlegen, weil wir nicht wussten wie sie sich unser Leben im Wohnmobil vorstellen. Sie leben wirklich unter sehr ärmlichen Verhältnissen.
    Der Mann spricht fast nur Guarani, die Sprache der Indianer und Ureinwohner, dadurch gestaltete sich die Unterhaltung etwas schwierig. Wir boten ihnen an, sich das Wohnmobil morgen anzusehen. Eigentlich wäre es besser, es ihnen nicht zu zeigen, denn es wird ein Kulturschock für sie. Wir wissen nicht so richtig, wie wir uns verhalten sollen. Jedenfalls können wir heute Abend alle Läden und Fenster offen stehen lassen, auch die Eingangstür. Nur die Moskitonetze müssen wir vor lassen, denn auch hier besteht Dengue-Gefahr. Auf jeden Fall stehen wir heute Abend sicher, es wird leise sein und wir können mal wieder gut schlafen....

    .....und so war es auch. Wir standen früh auf, denn wir wollten weiter. Unsere Gastgeberin sah sich das Mobil an, und es gab den erwarteten Kulturschock. Sie war im wahren Sinne des Wortes „sprachlos“. Wir verabschiedeten uns mit einem Gastgeschenk und die Dame des Hauses sagte, wir sollen doch wieder kommen.

    Es ging zum „Rio Paraná" durch eine Landschaft, die an den Oberrhein und an die Deutsche Mittelgebirgslandschaft erinnert, Felder, Weiden, Wald - alles sehr sauber und ordentlich. Wir suchten uns „Ayolas“, am „Rio Paraná“ gelegen und Grenzstation zu Argentinien, zum Übernachten aus. Natürlich zog uns das Restaurant mit dem Hinweis „Pescado“ magisch an. Dort gab es einen leckeren Fisch. Eine riesengroße Menge, die wir nicht ganz schafften.

    Das Klima ist hier milder, tagsüber um die 28° und nachts 14°. Die Gegend östlich von „Asunción“ bis zum „Rio Paraná“ wird auch in Paraguay „Misiones“ genannt, denn auch hier waren im 17. Jahrhundert die Mönche des Jesuitenordens und haben ihre Reduktionen aufgebaut. Morgen werden wir nach Argentinien, in die „Provinz Misiones“ einreisen, und eine der bekanntesten und best erhaltendsten Jesuiten-Reduktion besichtigen, die die UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt hat: „San Ignacio Mini“.

    Wir haben in „Ayolas am Rio Paraná“, der beherrscht wird von der Betreibergesellschaft des Staudammes und der Stromerzeugung „Yacyreta Hydroelectric Projekt“, ruhig und gut geschlafen. Als wir heute Morgen über den Staudamm nach Argentinien fahren wollten, kamen wir an eine Schranke. Hier ist alles wie in einem Hochsicherheitstrakt. Durchfahren dürfen wir nur mit einer Sondergenehmigung der Betreibergesellschaft, die ein großes Verwaltungsanwesend in „Ayoles“ besitzt. Wir fuhren dorthin, und Marion lief die einzelnen Stationen in dieser Anlage ab. In einem Sicherheitsbüro, das nach ihren Aussagen vollgespickt mit Waffen war, gab es nur ein NEIN. Also nichts mit direktem Weg nach Argentinien. Aber die 80 Km Umweg zurück Richtung „Asunción“, wollte ich nicht auf mich nehmen, zumal ich auf der Karte eine Piste, direkt am „Rio Paraná“ entlang Richtung „Encarnación“ entdeckte. Die Strecke war wahllos mit dicken Steinen gepflastert und sehr holperig, aber mit 40 Km/h zu bewältigen. Durch zwei weitere Kontrollen dieses Elektroversorgers ging es ohne Beanstandungen zurück auf die Routa 1. Die Grenzabfertigung war kein Problem, und wir waren in Argentinien.

    Als Nachtrag zu Paraguay: Uns hat dieses südamerikanische Land, von allen besuchten, bisher am besten gefallen. Es ist sauber, es liegt kein Müll herum, es ist organisiert, und die Menschen sind nicht aufdringlich, aber freundlich, höflich, hilfsbereit und gehen abends schlafen. Unsere Nr. 1 bisher.

    Argentinien: Misiones – Puerto Iguazú[size=large][/size]

    Wir ließen uns von den einschlägigen Führern auf dem Weg zu den Iguazú-Wasserfällen leiten und planten, in „Misiones/Argentinien“ die Jesuiten-Reduktion „San Ignazio Mini“ zu besuchen. In unserem Reiseführer stand, dass sich zwei weitere, vom Urwald überwucherte Reduktionen der Jesuiten an der Straße nach „San Ignazio Mini“ befinden. Sie sollen sich in „Santa Ana“ nur 1 Km von der Straße entfernt befinden. Von wegen „Urwald überwuchert!“
    Es führte eine Teerstraße zu der Anlage, an deren Eingang sich ein Verwaltungstrakt befindet, der sicher schon 5 Jahre dort steht. Für diese Anlage, die gleiche (überwucherte) in „Loreto“ und für „San Ignazio Mini“ können wir hier einen gemeinsamen Eintrittsgutschein erwerben, der 15 Tage Gültigkeit hat. Wir entschieden uns morgen diese Anlage zu besuchen und bekamen die Erlaubnis auf dem Parkplatz davor zu übernachten. Auch die Toiletten und die Dusche hat man uns angeboten, worauf wir aber nicht zurückgreifen müssen.

    Als Marion unsere Betten für die Nacht vorbereiten wollte, gab es helle Aufregung. Ein ca. 2 cm langer Käfer hatte es sich dort gemütlich gemacht. Das war nicht ganz ungefährlich, denn es handelte sich um die Spezies, die einen gefährlichen Virus überträgt. Bei der Jagd hat er sich unter den Lattenrost verdrückt, und wir mussten das gesamte Bett abbauen. Aber gegen die Chemokeule, einem Glas und Papier hatte er keine Chance.

    Am nächsten Morgen besichtigen wir die Jesuitenreduktion „Santa Ana“, die noch nicht restauriert ist. Rodrigo, der passabel Deutsch spricht (Großmutter und –Vater stammen aus Deutschland), erklärt uns viel über das Leben der Jesuiten. Die Jesuiten haben die Guarani-Indianer „bekehrt“. Hier in „Santa Ana“ lebten 3600 Indianer und nur 3 Jesuiten. Da diese Missionare die Indianerhäuptlinge in die Organisation eingebunden hatten, war die straff organisierte Mission gut zu führen. Es gab im 17. Jh. 30 Missionen in Paraguay, Argentinien und Brasilien mit über 140.000 Indianer. Alle Siedlungen (Reduktionen) sind gleich im Aufbau: Häuser der Indianer um einen großen Platz angeordnet, eine große zentrale Kirche, daneben der Friedhof, dahinter der Gemüsegarten, daneben Schule und Handwerkerhof. Es gibt heute noch 6 Reduktionen in diesen Ländern zu besichtigen. Die am besten erhaltene ist „San Ignacio Mini“.

    6 Km weiter lag die Reduktion „Loreto“, wo 7500 Indianer und 2-3 Jesuiten nach dem gleichen organisatorischen Aufbau lebten. Die Reduktionen lagen immer ca. 10 Km vom „Rio Paraná“ entfernt, denn man brachte die Erzeugnisse dort in die Häfen zum Verkauf und Weitertransport nach Europa. Man produzierte Leder, betrieb Ackerbau und Viehzucht. In „Loreto“ gab es die erste Druckereimaschine Amerikas, und man produzierte Glas, Porzellan und Keramik. Es ist leicht einzusehen, dass 140.000 organisierte Indianer, die nach christlichem Glauben erzogen wurden, eine politische und militärische Macht darstellen. Erst recht, wenn man bedenkt, dass damals „Buenos Aires“ nur 20.000 Einwohner hatte. Das schien auch dem Papst und dem spanischen König nicht geheuer, und man rief die Jesuiten zurück. Warum die dem Ruf gefolgt sind, ist ungeklärt. Wo all die Aufzeichnungen und die Bücher der Jesuiten geblieben sind, ist der Öffentlichkeit nicht bekannt. Sie hatten alles, was die Indianer vor ihrer Bekehrung getan haben, beobachtet und penibel aufgezeichnet. Eine Kopie davon ging zum spanischen König, eine zum Papst und eine blieb bei den Jesuiten in Südamerika.

    Als Abtrünnige wurden die Jesuiten dann in Europa ermordet. Alles ein Mysterium. Im Vatikan werden sicher auch diese Aufzeichnungen liegen, wie so Vieles was für die Weltöffentlichkeit nicht bestimmt ist.

    In „Loreto“ hatten wir einen Führer, der sehr viel über die Pflanzen des Dschungels wusste. Er zeigte uns die Frucht des Philodendrons. Dass der Früchte trägt, war uns neu. Die sehen aus wie riesige Tannenzapfen, sind erst grün und in reifem Zustand gelb, sind zuckersüß, saftig und in Geschmack und Geruch eine Mischung aus Ananas und Banane. Wir sahen den Mate Baum sowie den Baum, aus denen die Indianer ihre Kanus fertigten.

    Die Blätter dieses Baums wurden von ihnen zerstoßen und mit Wasser vermischt. Das wurde dann in den Fluss geworfen, was die Fische für einige Minuten bewegungsunfähig werden ließ und an die Oberfläche trieb. So konnten die Guaranis die Fische leicht einsammeln.

    Auch eine andere Kletterpflanze, deren Wurzeln man kaute, wenn man von einer Schlange gebissen wurde, zeigte er uns. Sicher wurde von diesem alten Wissen vieles in den Berichten der Jesuiten aufgezeichnet. Leider ist auch dieses „Teufelszeug“ der Menschheit verloren gegangen.

    Für die alten Indios war es ganz normal, sich der unerschöpflichen Apotheke „Mutter Natur“ zu bedienen – allerdings ohne Nebenwirkungen. Welch ein Verlust für uns alle ist es, dass dieses alte Wissen unwiderruflich ausgelöscht wurde und welch ein Frevel an der Menschheit.


    Von hier aus fuhren wir nach „San Ignacius“, füllten unsere Lebensmittelvorräte auf und durch den Urwald ging es weiter zum „Rio Paraná“. Dort liegt mitten im Dschungel ein kleiner Campingplatz mit einem Sandstrand. Im Fluss badete ich, und wir hatten mal wieder große Wäsche. Marion hat sich eine Angina gefangen und behandelt sie mit Antibiotika. Ich kam mit einer leichten Erkältung davon. Es war bei uns beiden definitiv kein Dengue. Wir wollen uns ein paar Tage akklimatisieren, denn wir haben in den letzten Tagen große Strecken zurückgelegt und sind von einer Gegenden mit Tages-/Nachttemperaturen 35/28° in das hiesige Klima mit Temperaturen von 25/12°gekommen.

    Am Sonntag, den 3. Mai feierte ich meinen 62. Geburtstag, so wie ich noch nie einen Geburtstag gefeiert hatte. Da wir auf dem Campingplatz genügend Wasser hatten, legten wir einen Arbeitstag ein. Frischwasser wurde aufgefüllt, Abwassertanks entleert, WC-Tank gereinigt und Staukästen ausgewischt. Als Krönung haben wir das gesamte Auto gewaschen. Nicht nur die Wohnkabine, nein auch das Fahrgestell, auf dem sich eine ca. 2 cm dicke, ausgehärtete Schlammschicht befand. Mein selbstgebauter Hochdruckreiniger war lange im Einsatz. Die Arbeit hat sich gelohnt.

    Dann die Entdeckung des Tages; der von Ormocar im letzten Jahr neu eingebauten Balg zwischen Fahrerkabine und Aufbau war erneut auf der Beifahrerseite abgerissen. Man hat die Aluschiene, mit der dieser Teil des Balgs befestigt war, mit nur 4 Nieten am Führerhaus befestigt. Gut, dass wir damals darauf bestanden haben, auch innen einen Balg anzubringen, sonst wären jetzt das Fahrerhaus einseitig offen, und das auf diesen staubigen Straßen, ganz zu schweigen von der Dengue- und Malaria-Gefahr. Wie ich dieses Teil wieder anbringen kann, ist mir noch nicht klar, denn der Raum zwischen Kabine und Führerhaus ist zum Arbeiten nicht gerade üppig bemessen.


    Wir sind am Nachmittag zur Jesuiten-Reduktion gefahren, um zuerst bei Tageslicht, dann ab 19 Uhr die Anlage beleuchtet anzusehen. Es war schon eindrucksvoll, eine solche Anlage in einem etwas besser restaurierten Zustand zu sehen, als die beiden, die wir bisher gesehen hatten. Da nicht so viel und nicht sehr Detailliertes über diese Zeit bekannt ist oder bekannt gegeben wird, bleibt viel Raum zu spekulieren. Was war die eigentliche Aufgabe der Jesuiten? Wieso sind sie plötzlich verschwunden und wohin? Da gibt es verschiedene Aussagen, mit dem jeweils gleichen Ergebnis - sie sind getötet worden! Warum? Wie konnten sie angeblich mit 2-3 Missionaren 6000 Indianer „führen“?

    Die Guaranis waren mit ihren Familien in Langhäusern untergebracht und hatten einen geregelten Tagesablauf. Auch Kinder mussten mitarbeiten!!!! Frühchristliche Kindesarbeit??? Die Schule durften nur die Söhne der Häuptlinge besuchen. Auf Glockenschlag, und nur 4-mal im Jahr, durften die Guaranis Kinder zeugen, damit alle Geburten in die gleiche Zeit fielen. Das war für den Arbeitsausfall besser und die Jungen konnten immer in gleichen Klassen militärisch ausgebildet werden.

    Mir kam der Bauplan der Jesuitenanlagen gleich bekannt vor. Ich hatte mal Dachau besucht! Jetzt weiß ich wo Adolf, der Österreicher, seinen Bau- und Organisationsplan her hatte. Jetzt will ich mich aber nicht mehr über diesen Teil der Südamerikanischen Geschichte auslassen, sonst werde ich von Rom noch exkommuniziert.

    Am Abend beendete ich meinen ereignisreichen Geburtstag zusammen mit der Flasche Argentinischen Rotwein, den uns Maria in den Thermen von „Caimancito“ geschenkt hatte. Da Marion Antibiotika nimmt, musste ich die Flasche alleine ausleeren.......war aber kein Problem! In einer Seitenstraße, bei dem Ausgang der Anlage übernachteten wir. Es war sehr ruhig, was uns wunderte. „Misiones“ ist anders als das übrige Argentinien. Das liegt entweder daran, dass es bis nach dem großen Krieg 1860 zu „Paraguay“ gehörte oder daran, dass hier viele ehemalige Einwanderer aus Deutschland und der Schweiz wohnen.

    Wir haben immer gehört: „Reisen entwickelt sich!“ So auch bei uns. Seit wir die Touristenrouten verlassen haben, uns mehr auf Land und Leute einließen und der Tour einen“ touch“ Bildungsreise gegeben haben, fühlen wir uns viel wohler. Natürlich gibt es bestimmte „big points“, die man sehen muss. Aber dazwischen ist viel Platz für individuelles Erleben. Bei Marion hat sich auch dadurch die Einstellung nicht geändert, dass sie nicht mehr so lange am Stück reisen will, max. 2-4 Monate. Ich dagegen könnte jetzt so weiter reisen, denn ich fühle mich wirklich wohl dabei. Na, ja, mal sehen was die Zukunft bringt.

    Die „Routa 15“, eine gutgeteerte Berg- und Talstraße, führt nach „Ignaz“. Links und rechts der Straße sieht man wie stark der Urwald abgeholzt wurde und Kiefern als Nutzholz angebaut wird.
    Die vielen, überbeladenen Holz-LKWs haben tiefe Spurrillen in die Straße gedrückt. Die fahren wie die Teufel und werden nur noch „getoppt „durch die Selbstmordfahrer der Touristenbusse. Doch wir kamen heil in „Puerto Ignaz“ an.

    Wir gingen auf den „Campingplatz Americano“, ein toller Platz mit Pool und dem höchsten Preis, den wir je in Südamerika auf einem Campingplatz bezahlt haben. Doch wir wollen unser Auto sicher abgestellt wissen, wenn wir unsere Besichtigungstouren mit dem Colectivo machen.

    Den gesamten ersten Tag hat sich Marion reserviert, um in die Steueroase „Ciudad del Este“ (Paraguay) zum Shoppen zu fahren. Wir hatten in vielen Reisebücher und Internetberichten gelesen, dass das die Einkaufsstadt schlechthin sei. In den dortigen Geschäften würden sich die Waren, Markenartikel ebenso wie Fälschungen türmen. Markenartikel seien enorm billig, da hier keine Steuer erhoben werden. Darum nennt man sie auch die Schmugglerhauptstadt Südamerikas.

    Die Schmuggler würden über die „Brücke der Freundschaft“ die Billigwaren nach Brasilien transportieren, und wenn sie von Zöllner angehalten werden, würden sie die Pakete (die in schwarzes Plastik eingepackt seien) über die Brücke in den Fluss werfen, wo sie von Helfern aufgelesen und ans Brasilianische Ufer gebracht werden!!!

    Wer denkt sich denn immer diese Räubergeschichten aus? Die Brücke ist ca. 50 Meter hoch. Wie werden wohl elektronische Geräte nach dem Aufschlagen auf die Wasseroberfläche aussehen? Wir sahen auf der Brasilianischen Seite der Brücke hohe Zäune! Will man das Werfen der Pakete unterbinden? Wie will ein Schmuggler an dem Zoll vorbeikommen, denn das Brasilianische Zollgebäude ist am Ende der Brücke? Na Ja! Wir werden es erfahren.


    Vom Campingplatz aus fuhren wir mit dem Colectivo nach „Puerto Ignaz“ (Argentinien), stiegen um in einen anderen Colectivo nach „Foz de Ignaz“ (Brasilien). Stiegen dort wieder um in einen weiteren Colectivo und fuhren nach „Ciudad Del Este“ (Paraguay). Nur bei der Ausreise aus Argentinien mussten wir uns einen Stempel in den Pass abholen, die anderen Grenzübergänge gingen ohne Formalitäten ab. Die Fahrt dauerte 2 Stunden. Was macht man nicht alles, wenn die Ehefrau mit einem langen Einkaufszettel bewaffnet shoppen gehen will?
    Die Angst vor der Mexikanischen Schweinegrippe ist nun auch hier angekommen. Die Brasilianischen und Paraguayanischen Zollbeamte trugen Mundschutz. Das Rote Kreuz von Paraguay übergab Flugblätter mit Verhaltensregeln; natürlich mit Mundschutz.

    Dann waren wir endlich im „Einkaufsparadies“. Direkt hinter der Grenze eine vierspurige Straße, daneben in allen Häusern Geschäftsläden, dazwischen 3-spurig Verkaufsbuden. Die Geschäfte voll mit Elektronikartikeln, die nicht auf unserer Liste standen (wegen Echtheit und Garantieleistung). Die Straßen waren proppenvoll. Alle 5 Sekunden wurde man von einem Verkäufer/in angerempelt bzw. angequatscht, die einem einen Bartrasierer oder Socken verkaufen wollten. Die Buden waren voll mit Sportschuhen, Fußballtrikos, Blousons mit Formel 1 Logos etc. Also derselbe Kitsch, den man in der Türkei und auch in Spanien auf den Märkten kaufen kann. Natürlich auch die gleiche miese Qualität - alles „Made in China“. Stand auf den Kartons, die man aufgeklappt als Sonnenschutz benutzte. Wir verglichen die Preise - genau die gleichen wie in Spanien auf den Märkten. T-Shirts-Markenartikel suchten wir vergebens; weder La Coste, Nike, Adidas etc. - Fehlanzeige! Sportschuhe nur in Plastik, keine Markenlogos. Die No-Name-Produkte waren bei uns vor 5-10 Jahren modern. Hier haben die Chinesen die Altware verkauft. Dann, welch ein Glück, Marion hat endlich die Kosmetik-Markenware gefunden, mit der sie sich reichlich eindecken will!!! Preisvergleich: Preise wie in Deutschland!
    Fehlanzeige! Nach einer Stunde verzweifelten Suchens nach etwas Kaufbarem traten wir den Rückweg an. Da sah ich wieder die hohen Zäune auf der Brücke und schlagartig wurde mir klar warum diese da sind: Um die Menschen zu schützen, die sich nach dem Besuch von „Ciudad del Este“ ins Wasser stürzen wollen!!!

    Ich will den „Schreibern“ der anderen Reiseberichte und Reisebücher zugutehalten, dass sich die Situation vor Ort seit 2004 wohl geändert haben mag!
    Damit der Tag nicht ganz verloren war, sind wir in „Foz de Iguazú“ (Brasilien) nicht in den Bus nach Argentinien gestiegen, sondern sind gleich zu den Wasserfällen auf der Brasilianischen Grenze gefahren.

    Wie erwartet führt der „Rio Ignaz“ um diese Jahreszeit weniger Wasser als ein halbes Jahr früher. Uns hat es auch so sehr gut gefallen, zumal wir jetzt den Vorteil hatten, dass nicht die großen „Touri- Menschenmassen“ die Aussicht auf das Wasser versperren. Wir haben unser erstes Stück Kuchen in Brasilien gegessen...lecker und einen richtigen Café con leche getrunken...so toll wie in Spanien, und nicht teurer.
    Brasilien scheint auf den ersten Augenblick, wesentlich weiter entwickelt und fortschrittlicher als Argentinien zu sein. Wir haben auch den Eindruck, dass es Brasilien wirtschaftlich besser geht als Argentinien, Chile, Bolivien und Paraguay.
    Wir werden es erleben, denn in zwei Tagen wollen wir nach Brasilien einreisen. Der erste Eindruck des heutigen Tags, hat Lust auf mehr gemacht.


    Am darauffolgenden Tag sind wir schon sehr früh gestartet, um die Wasserfälle von Argentinien aus zu „erwandern“.

    Marion schreibt über diesen Tag:

    Unser frühes Aufstehen lohnte sich, und der heutige Eindruck toppt den gestrigen noch. Man kann nur andächtig staunen, wenn man vor diesem Naturschauspiel steht. Kein Bild und keine Filmaufnahmen vermögen dieses Donnern und Tosen, diese Naturgewalt und Schönheit zu vermitteln, man muss es erleben!

    Den folgenden Tag bleiben wir noch auf dem Campingplatz. Ich reinige die Luftansaugung und blase mit Luftdruck die Luftfilter durch - stelle erschreckt fest, dass sich darin die halbe „Atacama“ befindet. Dann wechsle ich die beiden Dieselfilter und den Vorfilter - ersetze bei dem rechten Außenspiegel die Befestigungsschrauben, sie waren von einem Ast locker geschlagen worden.
    Marion wäscht noch ein paar Kleidungsstücke, und wir bereiten uns an unserem letzten Tag in Argentinien ein Asado.

    PS: Wie gehabt....Fotos auf der homepage!!!

    Argentiniens Nordwesten[size=large][/size]

    Wir blieben bis Sonntag, dem 1.3.09 in dem gastfreundlichen „Purmamarca“ und warteten das Ende des Faschings ab. Wir standen weit genug weg von der Ortsmitte und das närrische Treiben, das bis 5 Uhr morgens ging, störte uns wenig.
    Wir hatten Glück, die sehenswerte Dorfkirche öffnete gerade an diesem Tag ihre Pforte. Diese Kirche wurde ab 1648 gebaut und 1779 vollendet. In diesem Gottes-haus sind einige Werke der Meisterschule von „Cuzco“ (Peru) zu sehen.

    Am Freitagmittag, während ich mit meiner Lieblingsbeschäftigung (LKW abschmieren) beschäftigt war, hielt ein Landrover aus England neben uns. John und Lesley aus London sind auf einer Zweijahresreise von Alaska nach Feuerland. Es wurden Tipps und Infos ausgetauscht, bevor die Beiden sich auf dem örtlichen Campingplatz einrichteten. Gegen 20 Uhr besuchten sie uns mit einer Flasche Rotwein und, wir verlebten zusammen einen unterebensamen Abend.

    Heute ist der 2.3.09; mit immer größerem Widerwillen setze ich mich an den Laptop, denn er funktioniert fast gar nicht mehr. Aber ich will zu mindestens die Fotos sichern und eine Aufzeichnung haben, was wir so alles hier erlebten. Denn wir merken jetzt schon, dass wir uns an viele Dinge nur noch schwer erinnern können. Es ist eben zu viel in zu kurzer Zeit. Wahrscheinlich werden wir erst zuhause die ganze Tour nach und nach verarbeiten können.

    Von “Purmamarca” aus fuhren wir nach “San Salvador de Jujuy”. Viel gab es da nicht zu sehen, außer der übertrieben gebauten Prunkkirchen, die sich die katholischen Herren als Denkmal gesetzt hatten. Was sonst, denn die wirkliche Historie Südamerikas haben sie entweder „ermordet“ oder „zerstört“ und sonst gibt es wohl keine Geschichte und keine Kultur in Südamerika. Auf der Fahrt nach „Salta“ hat Marion sich gegen die Strecke über die Autobahn entschieden und für die Weiterfahrt die alte Routa 9 gewählt. Es ging auf einer geteerten Straße durch den subtropischen Regenwald. Eine herrliche Landschaft empfing uns.


    Leider war für mich volle Konzentration notwendig, denn die über hundert Kehren waren sehr spitz, und die Urwaldbäume ließen mir nicht sehr viel Platz zum Durchfahren. Aber es war ein wesentlich entspannteres Fahren als durch den kalten Regenwald in Süd-Chile. An einem Stausee übernachteten wir. Eigentlich wollten wir hier einige Tage verweilen, aber ein gewaltiges Gewitter mit starkem Regen vertrieb uns in den Ort „La Caldera“. Als wir die schmale, einspurige Brücke überquerten, sahen wir an deren Ende Anne und Mathias aus Darmstadt mit ihrem 613er stehen.


    Wir gesellten uns zu ihnen, übernachteten dort und tauschten unsere Erlebnisse aus. Unser Drang etwas mehr über die Einheimischen zu erfahren, trieb uns in die Kneipe, die eine offene mit Strohgras bedeckte Hütte war.


    Wir schwitzten nicht gerade wenig in dieser schwülen subtropischen Hitze. Aber es war schon toll, zum Apero ein kühles Bier im Urwald zu genießen. Nach einem Rundgang mit einigen Besorgungen in dem kleinen Ort, waren wir von dessen Sauberkeit und Schönheit begeistert. Wir entschieden länger zu bleiben. Zu einer gewaltigen Christusfigur des Ortes wanderten wir, und aßen in dem Restaurant an dessen Fuße herrliche Empanadas.

    Heute, am 3.3.09 fuhren die Darmstädter weiter nach „Salta“ auf den Camping-platz, denn sie hatten sich mit Freunden dort verabredet. Und wir erlebten, wie es im Urwald in der Regenzeit aussieht. Es schüttete gewaltig vom Himmel. Bereits nach kurzer Zeit war das kleine Rinnsal neben uns zu einem gewaltigen Strom angeschwollen. Ganz vergessen hatten wir den Teenager, der morgens an uns vorbei ins Flussbett marschiert war. Unter der Brücke, an einen Pfeiler hatte er sich angelehnt und ist wahrscheinlich eingeschlafen. Ein aufmerksamer Autofahrer hatte ihn entdeckt, und es der Polizei gemeldet.

    Der Junge war bereits von den Fluten umzingelt, und es gab für ihn kein Entkom-men. Die Polizei fuhr weg, um ein Seil zu besorgen. Der Besitzer der Kneipe neben unserem Stellplatz fuhr seinen Caterpillar heran, um in den Fluss zu fahren und den Jungen zu retten. Gott sei Dank gelang es den Polizisten, mit dem Seil den Jungen auf die Brücke hochzuziehen, keine Minute zu früh, denn sein Sandhügel wurde in dem Moment weggespült, als er am Seil hin.


    Der tropische Regen wollte nicht aufhören. Der Kneipenbesitzer meinte, falls wir irgendetwas benötigen oder Hilfe brauchen, sollten wir zum ihm rüber kommen, egal tags oder nachts. Wir wollten die Sache im Auge behalten, denn im Notfall würden auch wir, wie es der Notfallplan für die Bevölkerung vorsieht (erzählte uns der Kneipenbesitzer), auf den Hügel zu der Christusfigur fahren.

    Doch das Wetter besserte sich, wohl immer noch bewölkt und ab und zu tröpfelte es aus den Wolken, wir sind schließlich im Regenwald. Trotzdem fühlten wir uns immer noch wohl hier. Bei Einkaufsspaziergängen durch den Ort bemerkten wir, dass wir hier schon so bekannt sind, wie seiner Zeit in Tespe bei Hamburg. Man grüßte uns freundlich, und wir sahen, dass unser „Kneipenwirt“ bei der Gemeinde angestellt ist, denn er fährt den Müllwagen und ist beim Kehren und Säubern der Straßen und Plätze dabei.

    Marion fragte ihn, ob es im Ort eine Reinigung gäbe. Am späten Nachmittag kam er mit einer Dame an unseren Stellplatz. Der übergaben wir unsere Bettwäsche und die schmutzige Kleidung, die sie auf dem Fahrrad mitnahm und uns einen Tag später frisch gewaschen zurückbrachte - alles für 3,85 €. Am Ort gab es alles zu kaufen, was wir brauchten.
    Als auf unsere Nachfrage nach Trinkwasser unser „“Kneipenwirt“ anbot bei ihm Wasser nachzutanken, entschlossen wir uns, hier noch ein paar Tage länger zu bleiben, bis die Regenzeit in „Bolivien“ zu Ende ist, und das Reisen durch die Tropen und den „Chaco“ problemloser sein wird.
    Heute will uns unser Nachbar und „Kneipenwirt“ den Fahrplan des örtlichen Linienbusses bringen, denn wir haben uns entschlossen, zur Besichtigung des 20 Km entfernt liegenden „Saltas“, mit dem öffentlichen Verkehrsmittel zu fahren. Das schien uns einfacher, als in dieser großen Stadt mit unserem „Dicken“ einen Parkplatz suchen zu müssen

    Samstag 7.3.09 ging es per „colectivo“ (dem öffentlichen Bus) nach „Salta“ rein.
    Die Provinzhauptstadt mit fast 500.000 Einwohnern trägt stolz den Beinamen „La Linda“ - die Schöne. Das hat sich wohl ein cleverer Marketingmann ausgedacht. Dabei fiel mir so Manches ein, was ich so in meiner Marketingzeit angestellt hatte und war dann wieder etwas milder gestimmt. Doch außer der schönen „Kathedrale“, dem „Plaza 9. de Julio“ und der „Igl. San Francisco“ gab es wirklich nicht viel Schönes. Die beiden Fußgängerstraßen sahen nach 15 Uhr (Geschäftsschluss am Samstag) aus wie eine Müllhalde.

    Auch wenn ich mich wiederhole; was kann man in Südamerika, bei so einer jungen Geschichte, erwarten? Es gibt keine gewachsene Kultur und keine Geschichte. Es gibt ein paar Denkmäler von Generälen und Freiheitskämpfer. Es gibt Kirchen, deren überschwänglicher Reichtum und Prunk die Armut, von über 80 % der Einwohner, verhöhnt. Natürlich war auch der Papst (Johannes-Paul II) 1997, hier und segnete eine kleine Holzfigur, die den kindlichen Jesus darstellen soll.


    Sehenswert war die Markthalle, in der das wirkliche Leben stattfindet. Wir aßen dort zu Mittag, und sahen uns das geschäftige Treiben an. Im überfüllten Bus, der nach südamerikanischer Manier 1 ¼ Stunde Verspätung hatte, fuhren wir zurück in unser kleines Urwalddorf. Städte sind eben nicht unser Ding.

    Am Abend saßen wir gemütlich vor unserem Fahrzeug, unter einem Baum direkt am Fluss und machten ein Asado mit Rinderfilet, und es gab Rotwein dazu.
    Am Sonntagmorgen habe ich den Riegel für die Moskitotür zurechtgefriemelt, den wir uns in Salta gesorgt hatten, eingebaut. Somit war dieses Provisorium endlich vorbei. Dann marschierten wir durchs Dorf, denn wir wollten beim Christo-Denkmal wieder diese vorzüglichen Empanadas essen.

    Heute sendete wieder mal das örtliche Radio von 10 bis 14 Uhr. Auf der überdachten Terrasse saßen die Reporter mit den Interviewgästen und machten Radio. Der eine weibliche Gast sang live „Indianerlieder“. Über große Lautsprecher wurde das Ganze direkt den Live-Zuschauer übertragen und natürlich auf Kanal 89,9 UHF gesendet.
    Auf unserem Weg kamen wir an der kleinen Kirche vorbei, wo der Pope gerade eine Predigt hielt. Die Kirche und der Platz davor waren total mit Menschen überfüllt. Soweit wir der Predigt folgen konnten, ging es mal wieder darum, dass die Armut der Menschen gottgewollt ist, dass man Disziplin und Demut leisten soll etc. etc. etc.


    Im „Los Angeles“ wurden wir von Javier wie alte Freunde begrüßt. Er erzählte seiner Partnerin Cladys, wer wir sind und woher wir kommen. Er hatte sich das alles seit unserem letzten Besuch gemerkt. Cladys hatte unser Auto schon an der Brücke bemerkt, und es entwickelte sich wieder eine angeregte, nette Unterhaltung.
    Wir bestellten eine große Flasche Bier, und er servierte uns dazu von Cladys selbst gebackenes Brot und ein Tapa von Linsen, Rotwein und Kaninchenfleisch. Natürlich auch noch zwei der köstlichen Empanadas mit Käse.
    Zum Abendessen nahmen wir uns noch 8 weitere Empanadas gefüllt mit Käse, Hühnchen, Mais und Thunfisch mit, also eine kleine Auswahl dieser von Cladys selbstgemachten Köstlichkeiten. Den Preis dieses Restaurantbesuch darf man ei-gentlich nicht erwähnen, denn wir bezahlten: 7,00 € für das Alles.

    Am Freitag, 13.3.09 beginnt hier in „La Caldera“ das große „Chicha-Fest“ mit vielen, vielen Besucher aus „Salta“ und der Umgebung. Es soll viel getrunken, getanzt und Musik gemacht werden. Danach ist das sehr saubere Dorf total vermüllt, und muss komplett gereinigt werden, sagte uns Javier. Also planten wir, Freitagmorgen abzureisen.

    Am Sonntagabend bekamen wir einen Vorgeschmack dessen, was hier so am nächsten Wochenende abgehen wird. Denn, als wir so gemütlich im Wohnmobil lagen, parkten mehrere Fahrzeuge neben uns, und eine Menge Menschen kletterten aus ihren kleinen Wagen und gingen an den Fluss zum Angeln. Natürlich plärrte aus jedem Wagen laute Musik, jedes Radio spielte einen anderen Song. Neben uns setzten sich vier junge Männer auf die Pritsche ihres Pick-ups und begannen mit Trommel und Gitarre richtig gute Südamerikanische Musik zu machen - wahrscheinlich eigens für uns, denn sie winkten und lächelten uns freundlich zu. Gegen 20 Uhr dampften dann alle ab, und der Beweis wurde wieder angetreten, warum das, wo wir hier sind, Regenwald heißt. Es goss in Strömen, der Fluss stieg gewaltig an, und Marion hatte Angst wir würden weggeschwemmt werden. Sie ließ mir keine Ruhe, bis ich um 22 Uhr den Wagen startete. Diese und die beiden folgenden Nächte verbrachten wir vor der Kirche am Park mitten im Ort. Es schüttete die ganze Nacht, und am Morgen hatte Marion eine neue Negativbotschaft. Siehe da, wir brauchen gar nicht ins Internetcafé zu gehen, um schlechte Nachrichten zu erhalten. Die Gebläse-Dachluke muss undicht sein, denn der Teppich an der Decke hatte einen ca. 1 qm großen nassen Fleck.
    In strömendem Regen kletterte ich aufs Dach und stellte fest, dass sich die Haube an den vier Ecken gehoben hatte, und durch diese Ritze kroch das Wasser ins Wageninnere. Wenn diese Haube richtig geklebt und mit den richtigen Nieten montiert worden wäre, hätten die Äste der Bäume und das Gerüttele der „Carretera Austral“ der Haube sicher nichts anhaben können. Aber so! Total durchnässt kletterte ich vom Dach und Marion verwöhnte mich mit Kaffee und Pflaumenkuchen den sie auch deshalb gebacken hat, damit durch die Wärme des Backofens der Teppichboden besser abtrocknen kann. Abends gab es gebackenen Ziegenkäse auf einem Salatbett mit Argentinischem Weißwein. Ein leckerer Schmaus am 42. Geburtstag meines Sohnes Rainer.

    Am 10.3.09 hörte der Regen für ein paar Stunden auf. Ich kletterte aufs Dach, habe mit 20 langen Nieten die Haube neu befestigt und satt mit Silikon abgedichtet. Wir hoffen das Beste, lieber Leser!

    Auf unserem Weg zum Einkaufen haben wir die Englischlehrerin getroffen und mitten auf der Hauptstraße, wie Einheimische, lange miteinander geschwätzt. Sie bot uns an, wenn wir etwas brauchen, zu ihr zu kommen und zeigte uns wo sie wohnt.
    Nachmittags, so gegen 16 Uhr klopfte es an unserer Tür und eine der „Schülerin-nen“ besuchte uns mit ihrem Sohn (sie hat 4 Töchter und 2 Söhne, ist 33 Jahre alt und sehr attraktiv). Sie brachte uns selbstgebackenes Brot.
    Für ihre Kinder gaben wir ihr Malstifte mit, die uns Rainer aus seiner Firma zum Verschenken mitgegeben hatte.
    Der Regen hörte nach zwei Tagen auf, und wir fuhren wieder zurück zu unserem „alten“ Platz, um den Tag mit einem Asado zu feiern. Unser „Kneipenwirt“ hat uns überredet, zum „Gaucho-Fest“ noch zu bleiben, da es nicht so laut werden würde, wie wir befürchteten, außerdem wäre am Samstag ein Rodeo, was wiederum Marion sehr interessierte. Also blieben wir. Der Platz an dem wir standen, wurde zum örtlichen Parkplatz umfunktioniert. Unser „Kneipenwirt“ hat uns neben seinem Restaurant einen Stellplatz freigemacht, wo wir sehr gut standen. Auch Wasser tankten wir bei ihm. Natürlich gaben wir seinen Kinder und Enkelkinder Kugelschreiber, Taschenrechner und Spielbälle als Geschenk. Und ihm und seiner Frau eine Flasche Champagner.

    Freitagabend stürzten wir uns ins Getümmel. Schlecht zu beschreiben wie es war. Das geht besser im persönlichen Gespräch und mit Fotos. Es hat uns sehr gut gefallen. Wir kauften Salami und Schinken dort; als der Verkäufer uns erkannt hatte, wer wir sind, schenkte er uns noch ein Brot dazu. Bei jedem Gespräch erwähnten wir, dass wir mit dem Wohnmobil da seien, und sofort tippte man auf das Fahrzeug bei der Brücke. Fast jeder wusste, wie lange wir schon hier sind und war begeistert, als wir erzählten wie gut uns „La Caldera“ gefällt.


    Die ganze Nacht über hat ein, lokal sehr bekannter Sänger, tolle Musik gemacht; Melodien und Texte die das Spanische mit dem Indianischen verknüpften.
    Für Samstagabend haben wir geplant, zu unserem „Kneipenwirt“ zum Essen zu gehen, denn er hat versprochen, dass es gegrillte „Cabra“ (Ziege) gibt, worauf ich mich freue. Am Sonntagnachmittag gibt es dann das Rodeo.

    Da Marion Stimmungen besser einfangen kann als ich, will ich die Festtage aus ihrem Tagebuch zitieren:

    „ 13. und 14.und 15. März; Freitag, Samstag und Sonntag, warm 27 Grad, fast wol-kenlos und leichter Wind.
    Sind hier geblieben, weil uns unser Wirt die große Fiesta richtig schmackhaft ge-macht hat und am Sonntag ein Rodeo stattfinden soll, was uns natürlich sehr interessiert.
    Sind auch am Freitag und Samstagabend auf Achse gewesen, jeden Abend war eine Band hier und hat von 23 bis 6 Uhr morgens gesungen.
    Wir hatten ja schon eine Vorahnung, dass viel los sein würde, aber was sich dann tatsächlich abspielte übertraf unsere Vorstellungskraft. Dieses kleine Dorf hier wurde förmlich überflutet von Autos und Menschen.
    Unser Wirt und Nachbar hat uns zu sich aufs Grundstück gebeten, weil unser „al-ter“ Standplatz als Parkplatz diente, außerdem war es hier auch ruhiger. Aller-dings hatten wir die Brücke – einspurig und die einzige Zufahrt nach La Caldera (der Kessel) – im Blick und konnten die Autoschlange beobachten, die sich bis 1 Uhr nachts in den Ort bewegte und das seit 19 Uhr. Man sagte uns, dass man an jedem der beiden Abende mit ca. 12.000 Menschen rechnet.
    Die Versorgung der Massen wurde von einer ganzen „Fressstraße“ abgesichert. Unzählige Asados brannten, unbebaute Grundstücke wurden kurzerhand mit großen Zelten, Tischen, Stühlen etc. zu „Restaurants“ umfunktioniert, Strom zwackte man ebenso ungefragt und z.T. abenteuerlich von den Oberleitungen ab, so dass es Licht, Musik und Strom für die Kühlschränke gab. Jeder Anlieger machte ebenfalls einen Ausschank, einen Eisverkauf auf oder produzierte traditionelle Imbisse wie Empanadas, Humida, Panillos usw.
    Hier auf dem Fest haben wir auch Christoph (27 J) aus Munster bei Lüneburg ken-nen gelernt. Er und wir waren wohl die einzigen Ausländer hier.
    Christoph lebt und arbeitet (für 1 Jahr) hier in Salta bei einem Freund, er will die Sprache und natürlich auch das Land kennen lernen. Er arbeitet hier, wie auch in Deutschland in einem Heim für geistig und körperlich behinderte Jugendliche und lebt in der Familie seines Freundes für 400 Peso (90 €) im Monat inkl. Essen und Wäsche waschen.
    Auch sonst bekommt man schnell mit den Leuten in Kontakt. Da nicht jeder es sich leisten kann, den Eintritt für die Konzerte zu zahlen und man die Musik auch in der „Fressstraße“ hört, verbringt man die Nacht eben „draußen“ und trinkt bis zum Umfallen. Vorzugsweise Cola mit Rotwein, kaut Coca und isst. Wir tun nichts davon, fangen bei unseren Rundgängen lediglich die Stimmung ein und sind, bevor die Wellen zu hoch schlagen, gegen 24 Uhr zuhause, sitzen dann noch draußen bei einem Bierchen und freuen uns, hier geblieben zu sein und so ein irres Fest mal mitzuerleben.
    Am Sonntag machen wir einen „Frühschoppen“ und einen Rundgang im Dorf. Da liegen echt Leute irgendwo herum und sind so dicht, dass sie einfach irgendwo ihren Rausch ausschlafen.
    Heute ist ein Rodeo um 16 Uhr angesagt, und das wollen wir uns ansehen. Schon auf dem Weg dorthin sehen wir viele Leute in der traditionellen Kluft der Gauch-os, auch Frauen und Kinder – sieht echt klasse aus. Schließlich sind wir hier im Gaucholand, wie die nordwestl. Provinzen Salto und Juyui sich nennen.
    Dann folgte die eigentliche Show. Es sollten junge Pferde zugeritten werden, und wer sich am längsten im Sattel hält, ist der Held des Tages und kassiert so um die 7-8000 Pesos. Das sind echt harte Jungs. Einer bekam den Huf eines Pferdes zwischen die Beine und nach einigen Minuten schickte er den herbeigeeilten Arzt wieder weg und ritt weiter – sind eben echte Machos. Ein Eisbeutel wäre wohl besser für ihn gewesen.

    Wir freuen uns auf etwas Tiefschlaf in den nächsten Nächten, da an viel Schlaf wegen der Lautstärke der Musik natürlich nicht zu denken war.
    Am Samstag sind wir essen gegangen, weil es endlich mal gegrilltes Zicklein gab, was Hans sich schon lange wünschte. Wir kehrten natürlich bei unserem Wirt und Nachbar ein – quasi als kleines Dankeschön. Er war schon etwas bedudelt und dadurch rührselig. Er wollte uns einladen und sagte, wir wären immer seine Freunde und werden immer in seinem Herzen sein. Seine Frau war dann aber doch ganz froh, dass wir die Einladung ablehnten und brav bezahlt haben, (ganze 9 € für 2 Essen und 2 große Flaschen Bier)

    16.3.09 Montag, sonnig 25 Grad, leichter Wind
    La Caldera ist fast wieder zu seiner gewohnten Ruhe zurückgekehrt. Heute werden die Müllberge beseitigt, und die letzten Auswärtigen (außer uns) verlassen den Ort. Wir wollten noch mal Wasser tanken und waschen. Am Mittwochmorgen fahren wir dann endgültig Richtung Bolivien.“

    Soweit Marion. Vielleicht stand die Rührseligkeit unseres Wirts am Samstagabend auch in Zusammenhang mit dem Besuch seines Bruders (er hat 8 davon). Dieser bemitleidenswerte Mann war geistig und körperlich sehr schlimm dran – ein Kriegsversehrter. Er wurde 1982 unter der damaligen Militärdiktatur in den Falklandkrieg gegen die Engländer geschickt. Noch immer hängen die Argentinier an diesen, wie sie sie nennen „Islas Malwinas“, die die Engländer 1833 ihnen weggenommen haben und die sie immer wieder von den Tommys zurückfordern.
    Auf dem Fest haben wir mit mehreren Argentinischen Jugendlichen zusammenge-standen und uns teilweise in Englisch oder Spanisch unterebenen. Dabei hat eines der Mädels erwähnt, dass ihre anwesende Freundin von den Mapuches abstamme. Diese erwähnte daraufhin, dass ihr Opa aus Deutschland stamme. Wenn man bedenkt, dass dieses Mädel ca. 20 Jahre alt war, und der Opa demzufolge so ca. 1945 eingereist sein müsste, stellt sich mir die Frage: Welcher Deutsche hat sich eine Mapuchefrau genommen? Ein Nazi auf der Flucht? Natürlich wird ein Ehemann einer Mapuchefrau im Reservat dieses Indianerstammes aufgenommen und verschwindet somit auf nimmer Wiedersehen.

    Da jetzt Regenzeit in „Bolivien“ ist, und der Besuch des Urwaldes in der Regenzeit nicht ratsam ist, haben wir uns entschlossen, deren Ende hier in „La Caldera“ abzuwarten.....
    ...und diese Entscheidung war goldrichtig, denn wir verbrachten herrliche Tage in diesem kleinen Dorf im Regenwald (aber dem warmen).

    Freitag 20.3.09 Zwei Deutsche Motorradfahrer kamen über die Brücke, und als sie uns sahen, zu uns. Es waren Ruth und Andy, zwei Kriminalbeamte aus Heilbronn, die jeweils zwei Jahresurlaube zusammenfallen lassen, um dann 3 Monate durch die Welt zu fahren - in den letzten Jahren durch Mittel- und Südamerika. Sie frag-ten bei „Angel“ um Erlaubnis und schlugen dann ihr Zelt neben uns auf - so für geplante eins bis zwei Tage......

    Dazu aus Marions Tagebuch:

    Andy und Ruth haben auf dem Campingplatz in Salta von Mathias (DA) von La Caldera gehört und von uns. Es waren sehr schöne, interessante Tage mit Berich-ten über Reisen, Begegnungen, Grillen, Bier en mass, bei Angel einkehren usw. Die beiden sind sehr angenehme Zeitgenossen und reisen auch eher abseits der touristischen Routen.
    Als am 23.3.09 für die Beiden zum Aufbruch geblasen wurde, und das Zelt abge-baut und auch sonst fast alles verstaut war, brach ein Gewitterregen los, und wir warteten bis 15 Uhr. Zum Weiterfahren war es nun natürlich zu spät und so hatten wir noch einen netten Abend miteinander....

    Die Beiden brachten die Nachricht mit, dass in „Bolivien“ eine „Dengue-Epidemie“ ausgebrochen sei, mit 40 Toten und weiteren 2 Toten in der „Provinz Salta“. Diese Krankheit wird wie die Malaria von einer Stechmücke übertragen. Wir informierten uns im TV und in unseren Büchern und erfuhren, dass diese Gefahr vorbei sein soll, wenn die Regenzeit zu Ende ist. Außerdem soll das Ganze nicht viel schlimmer als eine starke Grippeepidemie sein. Obwohl es genau die Gebiete betrifft (wie auch die Malaria), die wir bereisen wollen, entschlossen wir uns, die Route nicht zu ändern, denn gerade diese Ecke interessiert uns sehr. Marion nähte besonders engmaschige Moskitonetze, denn die in allen Mobilen serienmäßig eingebauten taugen nur etwas gegen die Europäischen Fliegen. (Wir hatten eines Morgens einen Käfer im Bett, der so groß ist wie ein Daumen - und das bei geschlossenen Moskitonetzen; (Hallo Herr Seitz, was bauen sie da für ein Sch...) Wir haben einiges an Mückenabwehrmittel dabei und kauften noch einen Spray im Ort, der für uns bestimmt schädlicher ist als alle Moskitos. Wir werden ganz toll aufpassen und uns abends früh ins Wohnmobil zurückziehen, nahmen wir uns vor.


    Marions Tagebuch:

    24.3.09 Dienstag, 21 Grad, Regenschauer, etwas Sonne
    Gestern Abend deckten Angel und Familie das Dach ihrer Wirtschaft (Quincho) ab. Andy und Hans legten mit Hand an (ich: Denn wir hatten eine richtige Beißzange und eine Blechschere - die Argentinier hatten eine Beißzange, die fast so gut die Drähte durchgebissen hat, wie ein neuer Hammer!!!) und bis es stockfinster war, waren sie fertig, noch ein Bierchen und ab in die Falle.
    Heute Morgen regnet es, und Andy und Ruth blieben, da es nun eine Änderung der Reiseroute gibt. Sie haben nur bis Ende April Zeit und wollen noch nach Missiones und Iguazú Wir kaufen ein und wollen noch mal lecker grillen, wenn der Regen mal eine Pause macht.
    Ende der Woche sollte die warme Regenzeit und die Gefahr mit den Moskitos rum sein, dann geht es weiter. Übrigens haben wir am Nachmittag alle zusammen Angels Dach fertig und vollständig abgedeckt sowie alles sauber gemacht. Für uns 4 Deutsche eine gute Gelegenheit, uns für die Gastfreundschaft zu bedanken.

    25.3.09 Mittwoch 21 Grad, bewölkt, Sonne, gegen Abend Regen
    Haben die Gunst der Stunde genutzt und gewaschen, alles trocken....
    In der Ferreteria hier in La Caldera eine Machete gekauft...
    Ruth und Andy sind noch hier, mal sehen ob es morgen mit der Weiterfahrt klappt. Eigentlich sollte die Regenzeit vorbei sein...

    26. u. 27.3.09. Donnerstag u Freitag, sonnig u. warm
    „das letzte Aufbäumen“ der Regenzeit hat Andy und Ruth davon abgehalten, wei-ter zu fahren. Es schüttete wie aus Kannen. So sind sie auch heute, am Freitag noch bei uns. Heute strahlend blauer Himmel!
    .....gegen 14 Uhr sind Andy und Ruth gestartet...Richtung Chaco und Missiones – gute Reise!

    Freitagabend ging es dann mit dem Aufbau des neuen Dachs weiter. In der Nacht wurden wir von Hundegebell wach und hörten einen Pick-Up bei Angels Kneipe ebenen. Wir sahen durch die Schlitze unserer Läden, wie sich zwei Kerle dranmachten, sich das Holz und die Dacheindeckung von Angel anzueignen. Ich öffnete unsere Dachluke, und mit der Taschenlampe strahlte ich den Wagen an, und Marion brüllte los. Total aufgeschreckt ließen sie alles stehen und liegen und fuhren mit quietschenden Reisen über die Brücke und davon. Natürlich bedankte sich Angel und Frau herzlich bei uns.

    Heute, Samstag sollen wir um 20 Uhr zu Angel kommen und mit ihnen ein Asado als „Richtfest“ feiern. Wir freuen uns schon sehr darauf, denn es wir auch gleichzeitig unser Abschied, denn morgen, Sonntag wollen wir starten. Angel zeigte uns eine Abkürzung über den Berg auf einer Schotterstraße, die aber gut zu fahren sei. So sparen wir uns den Umweg über „Salta“ und die Autobahngebühren - Marion ist einverstanden.
    Wir haben die Wassertanks gefüllt, ausgiebig geduscht, nochmal die Wäsche von unserer Waschfrau mit dem Fahrrad abholen lassen und alles für morgen gerichtet.
    Wir freuen uns sehr, auf das was jetzt noch vor uns liegt.
    Es wurde ein toller Abschiedsabend mit der ganzen Familie und viel, viel Bier. Nebenbei schauten wir uns gemeinsam im TV die Ausscheidungsspiele für die Fußball-WM in Südafrika an. Argentinien gewann gegen Venezuela 4:0; toller Sieg für den neuen Trainer Diego Maradona.

    Sonntag, 29.03.09 ging es ans Abschied nehmen. Die Damen und selbst Angel hatten feuchte Augen bekommen. Es waren wirklich tolle Wochen bei diesen lieben Menschen. Wann wir wieder kommen werden, wurden wir gefragt: Zu meinem 70. Geburtstag, stellte ich in Aussicht.
    Dann ging’s durch den subtropischen Regenwald Richtung „Bolivien“. Die Strecke war traumhaft schön, und im Vergleich zu dem was wir bisher gefahren sind, sehr einfach. Eine schmale Erdstraße ohne Probleme, denn sie war mittlerweile abge-trocknet.
    Unterwegs haben wir in einer gewohnt lauten Stadt übernachtet, um danach, lt. Reise-Know-How Reiseführer in der Stadt „Ciudad de Libertador San Martin“ in der „Straße San Lorenzo“ bei der Parkverwaltung die Genehmigung zum Befahren des Nationalparks „Calilegua“ einzuholen. „San Martin“ ist eine richtige Industriestadt mit einer großen Fabrik, in der Zuckerrohr zu Zucker, Alkohol und Papier verarbeitet wird. Die Nationalstraße 34 ist eingerahmt von Zuckerrohrfelder. Da diese Pflanzen stark bewässert werden, bilden sich da richtige Brutstätten von Stechmücken - die beste Voraussetzungen für Dengue Fieber.

    In „San Martin“ kannte niemand die „San Lorenzo Straße“, die Parkverwaltung sei im Nachbarort „Calilegua“. Dort fanden wir die Straße „San Lorenzo“ und natürlich auch die Parkverwaltung. Melden mussten wir uns dort nicht, denn am Eingang zum Park sei eine Rangerstation, dort soll man sich melden.
    Wie sagten Andy und Ruth in „La Caldera“ zu uns: Ruth: „Ich habe schon vor Jahren alle Reisebücher weggeworfen, denn sie stimmen hinten und vorne nicht!“ Und ihr Mann meinte: „Man sollte sie aufheben, damit man genau weiß wohin man nicht fahren soll!“

    Vor der Parkverwaltung in „Calilegua“ haben wir übernachtet und hatten Besuch von Tukanen, direkt am Mobil. Die Parkranger haben uns gleich zum Anfang über Vorsichtsmaßnahmen gegen Dengue-Fieber informiert. Die Ranger im Dorf sagten, dass Dengue nur im Park vorkommt, und die im Park meinten es käme nur im Dorf vor. Wir schmierten uns mit dem entsprechende Mittel kräftig ein. Nach ein paar Tagen hatte ich eine Reaktion auf das Mittel. Teile meines Gesichtes sahen aus wie ein Krümelkuchen.


    Tags drauf fuhren wir in den Park. Auf einer Urwaldlichtung, an einem kleinen Seitenweg durften wir kostenlos campieren und blieben 5 Tage dort. Der Park zieht sich ab 400 Höhenmeter bis auf knapp 2000 Meter den Berghang hinauf. Diese hängenden, subtropischen Urwälder nennt man „Yungas“ und sind eher aus „Bolivien“ bekannt. Doch der Urwald macht an der Landesgrenze keinen Eben. Und man findet die „Yungas“ auch in Nordargentinien.
    Direkt an unserem Platz können wir tolle Vögel, Schmetterlinge und einen „Cam-pinchetto“ fotografieren. Wilde, gefährliche Tiere haben sich „Gott sei Dank“ nicht blicken lassen. Obwohl die nächtlichen Geräusche toll, unheimlich, aber schon gewöhnungsbedürftig sind. Schließlich waren wir ganz alleine im tiefen Urwald, aber Angst haben wir keine, behaupten wir alle Beide.


    Tagsüber sind wir einige Wanderstrecken im Park abgelaufen. Zu einer kleinen Lagune, wo ein großes Schild vor dem hier lebenden Jaguar warnt (hat Marion nicht gesehen, und ich habe es ihr erst nach der Wanderung gesagt). Wir fanden einen tollen Aussichtspunkt mit weitem Blick über die „Yungas“ bis hinauf zu den schneebedeckten 4000er Gipfeln.


    Wie die Straßen in den Yungas sind, wissen unsere Moraira-Freunde, denn dort habe ich mal ein Rundmail verschickt mit einer Wegstrecke zu „unserem neuen Ferienhaus“ . Dieses Mail hat mir mein „alter Freund“ Ralf Borowski geschickt. Er wusste wohl damals schon, dass ich solche Wege suchen werde. Daran dachte ich, als wir den Tipp bekamen, in den Bergen das Indianerdorf „San Franzisco“ zu besuchen. Wir fragten den Ranger, und der riet uns sofort ab, diese Strecke mit dem eigenen Wagen zu fahren, denn sie sei sehr gefährlich. Unser Wagen sei zu groß, zu schwer und zu lang für diesen Weg. Wir haben uns daraufhin entschlossen die 40 Km mit dem „Colectivo“, dem Linienbus zu fahren.


    Es handelte sich dabei um einen Mercedes-Bus (Rundhauber) aus den 60er mit kurzem Radstand. Diese Tour wurde zu einem „Highlight“ unserer Reise.

    Doch diesen Tag will ich aus Marions Aufzeichnungen zitieren:

    Der Colectivo soll morgens um ca. 9:15 Uhr am Parkeingang anhalten und spät-nachmittags zurückfahren. Die Angaben über die Rückfahrtzeit gingen von 16 bis 18 Uhr. Der Colectivo hat den Vorteil, dass Hans auch mal mehr anschauen kann, als sich immer nur auf Piste und Auto zu konzentrieren.
    War waren also kurz vor 9 vor Ort, der Bus kam aber erst 10:30 Uhr. Mit dem fuh-ren wir nicht, weil er proppenvoll mit Leuten, Gepäckstücken und Lebensmittellieferung war. Aber es soll noch ein anderer kommen – tat er dann auch, um 11:15 Uhr. Der war – wie der 1. Bus – auch aus den 60er Jahren, ein Mercedes-Benz. Die ersten Kilometer waren wir am Vortag ja gewandert und glaubten, die Strecke bliebe so, bis zum Pueblo. Was dann kam, waren die Yungas pur, wie man sie von Bildern aus Bolivien kennt. Ich glaube, wenn ich das vorher gewusst hätte, wäre ich nicht auf diese Idee gekommen. Der alte Bus quälte sich geräuschvoll die steilen, kurvenreiche Piste, hautnah an steil aufragenden Hängen an den einen und ebenso dicht an ebenso steil abfallenden Abgründen entlang. Beide Enden – ob nach oben oder unten, waren nicht auszumachen. Tief durchatmen und hoffen, dass man heil ankommt, ist die Devise. Besonders gläubige Mitfahrer bekreuzigten sich, andere kauten Coca und fielen in einen Dämmerzustand. Wir waren hellwach!!! Diese schmale Piste ist dem steilen Berg und dem Urwald förmlich abgerungen und wird – wie wir an vielen Stellen sehen konnten – oft von Bergrutschen unpassierbar gemacht. Bei Gegenverkehr wird’s echt schwierig, und einer muss solange rückwärtsfahren, bis eine etwas breitere Stelle kommt, wo man sich aneinander vorbei tastet – mir standen Schweißperlen auf der Stirn.

    Endlich oben angekommen; 13:30 Uhr – über zwei Stunden für 39 Km -, finden wir ein wohl organisiertes Bergdorf. Es gibt alles – Schule, Kirche, Fußballplatz, Res-taurant, kleine Lebensmittelgeschäfte, Krankenstation und – wir sind in Argentinien. Hans begeistert sich bei unserem Rundgang für einen Pick-Up und dessen stolzer Besitzer erklärt ihm alles; (BJ ca. 1963, argentinische Produktion von Cordoba; Präsident Peron war von der Deutschen Technik begeistert, und hat deshalb für den Wagen das Fahrgestell und den Diesel-Motor von Borgward (Bremen) bezogen, die Elektrik und die Einspritzung von Bosch, die Bremsanlage von ATE und die Filter von MAN. Einen Eigennamen hat das Auto nicht, aber es läuft und läuft zuverlässig, selbst auf diesen Pisten hier oben mit Geröll und Schlamm.

    Zu Mittag speisten wir in einem netten kleinen Restaurant mit herrlichem Blick auf die gegenüberliegende Bergkette. Es gibt Empanadas als Entrada, Hühnchen mit Pommes, Bier und Café con leche. Ich lasse mir bei der Gelegenheit mal so einen gemauerten Backofen im Hof zeigen und erklären. (die Details, wie so ein Gerät gebaut und benutzt wird, erspare ich mir hier. Wer will, kann Marion fragen)


    Um 16:30 Uhr kommt der 1. Colectivo und wir wollen mit dem zurückfahren, um noch bei Helligkeit am Auto zu sein, um auch die herrliche Aussicht während der Fahrt zu genießen. Der Bus ist wieder gut besetzt, und wir hören schon nach einigen Metern ein merkwürdiges Klopfen und Hans meint: „Wenn unser Auto solche Geräusche machen würde, würde ich keinen Meter mehr fahren!“ Hier scheint das niemanden zu stören und am wenigsten den Fahrer, der sich auf eine 2 ½ stündige Fahrt auf diese Strecke begibt.

    Der erste Pi-Pi Stopp wird so nach ca. 8 Km eingelegt und da das Klopfen unter uns immer lauter wurde (wir sitzen auf den linken Hinterreifen), schauen alle mal nach – nichts zu sehen. Kann auch nicht, da das Problem an der Aufhängung des Federpakets liegt. (Es gibt keine Halterung für die einzelnen Federblätter, die sich auf dieser Straße total verschoben haben, und erst gegen die Fragmente des Kotflügels schlagen und dann gegen das innere Rad der Zwillingsreifen) Hans versucht es, dem Fahrer klar zu machen. Aber ein bisschen geht’s wohl noch, denn es geht im Schritttempo weiter, wobei die Schläge in Rechtskurven heftiger sind als in Linkskurven, da die Federpakete dann immer an die Felge bzw. an den Kotflügel schlagen. Irgendwann gab es ein lautes, metallisches Klick! Das war dann der 2. Pi-Pi-Stopp.

    Jetzt waren die Auswirkungen schon deutlicher zu sehen – ein 30 cm langes Metallstück war aus der inneren Felge gebrochen. Uns war es sehr mulmig zumute – es war bereits dämmerig, wir wussten nicht, wann der 2. Bus kommt, und waren mitten im Urwald. Sollten wir aussteigen oder mit den Anderen weiterfahren – auch in Anbetracht der Dengue-Mücken entschieden wir uns für die Weiterfahrt.
    Sehr langsam und immerhin bis auf ca. 6 Km vor unserem Ziel lief der Bus noch, dann war endgültig Schluss. Ohne Taschenlampe, ohne Werkzeug und im Stockdunkeln saßen wir fest. Etwas Licht durch die trüben Scheinwerfer hatten wir zumindest und warteten nun auf den 2. Bus. Gegen 20:30 Uhr kam der dann, mit nur 1 Scheinwerfer, allerdings mit Werkzeug. Kurzerhand wurde das Rad gewechselt – der Ersatzreifen lag im Innenraum unseres Busses und war mit einem 10 cm langen Querriss versehen-!

    So ging der Rest der Tour zu Ende, und wir kamen mit Hilfe des Blitzlichtes unse-rer Kamera im Stockdunkeln bis zum Auto. Na, Gute Nacht!


    Einen Tag später bekamen wir Besuch eines Deutschen Pärchens aus Bremen, die ihren 4-wöchigen Urlaub in Nordargentinien verbringen. Die jungen Leute erzählten uns von einer Therme mit Campingplatz, die es, 50 Km entfernt in Richtung Bolivien, seit 8 Jahren gibt. Natürlich steht in unserem September 2007 total überarbeitetem Reise-Know-How Reisebuch kein Wort darüber drin. Sie haben ihre Information aus einem Werbeblättchen des Argentinischen Automobilclubs ACA. Wäre sicher auch eine gute Informationsquelle für die Aktualisierung der Reise-Know-How Bücher!

    Wir hatten genug im dampfenden und feuchtheißen Urwaldklima geschwitzt. Wir wollen uns in den Thermen abkühlen, und unsere Batterien aufladen. Der Kühl-schrank lief ständig auf Hochtouren, und wir haben oft die Innenventilatoren laufen lassen - außerdem haben wir in den letzten 5 Wochen immer den Schatten für unser Auto gesucht, sind kaum gefahren, so dass unsere Wohnraumbatterien nahezu leer sind.

    In „San Martin“ wechseln wir Geld, gehen ins Internet-Café und kaufen für mindestens eine Woche Lebensmittel, denn die Thermen liegen mitten im Urwald, weitab von jeglicher Einkaufsmöglichkeit. Zum Abschuss aßen wir leckere Empanadas auf einem Wochenmarkt.


    Danach legen wir noch einen Zwischenstopp in „Calilegua“ vor der Parkverwaltung ein und bleiben dort über Nacht.

    Morgens geht es in die Thermen „Agua Caliente“. Auf der Straße dorthin liefert sich ein vorbeifliegender Tucan ein Wettrennen mit uns. Er gibt aber auf und fliegt knapp vor unserer Windschutzscheibe quer über die Straße in ein Zuckerrohrfeld.

    Direkt vor unserem Standplatz auf dem Campingplatz befinden sich 3 große Becken mit über 40 Grad heißem Wasser. Die Anlage sieht eher „marokkanisch“ aus, man kann nicht alles haben. Aber wir „kuren“ mit Freude. Nachts wackelt unser Wohnmobil stark, und wir erschraken ganz schön. Doch alles halb so schlimm. Nur ein Pferd, das auf dem Rasen des Campingplatzes graste hat sich am Ersatzreifen das Fell gescheuert. Nach dieser Nacht ging es morgens bereits vor dem Frühstück ins Thermalbad.

    Wir hatten sehr nette Begegnungen in dieser Therme; mit Gästen, dem Personal und dem Chef, dessen Vater Russe, und die Mutter Engländerin ist. So wuchs er zweisprachig (Englisch und Castiliano) auf, und wir konnten uns in Englisch unter-ebenen.

    Wir lernten Rodrigo und Laura kennen. Bis spät am Abend saßen wir vor unserem Wohnmobil. In einem Mix aus Englisch und Spanisch gequatscht, Bier und Martini getrunken, obwohl sie an diesem Tag abreisen wollten.
    Das Gespräch ging über das Leben in Argentinien, die Politik, die Argentinier im Allgemeinen, die Ökonomie, den Umweltschutz und natürlich über die Probleme, die so ein Zahnarzt hier hat. Rodrigo 35 J ist Zahnarzt und Spezialist für Implantate. Das Material für die Implantate holt er sich aus Europa, seine Frau assistiert ihm dabei. Die beiden arbeiten 14 Stunden jeden Werktag, und er mault darüber, dass er 50 % Steuer zahlen muss, für seine Landsleute, die nicht arbeiten wollen. Einmal mehr hören wir die Verärgerung darüber heraus, dass viele Argentinier nicht arbeiten und sich vom Staat ausebenen lassen. Eine Großfamilie von ca. 15 Leuten, von denen 4 Stütze kassieren, und das Geld, das sie vom Staat für die meist zahlreichen Kinder erhalten, reicht, um ohne Arbeit zu leben. Nicht luxuriös, aber man kommt über die Runden, und das ohne Stress. Die beiden haben uns sehr gut gefallen, waren sehr offen und nett. Sie haben ihre Praxis in Salta.

    PS: Fotos auf der homepage!!!

    Chile


    In dieser Nacht erlebten wir mit, wie es ist, wenn in einem Ort ein Open Air Festival stattfindet. Es war sehr, sehr laut. Nachdem die Band aufgehört hatte, zu spielen, kamen die Jugendlichen an den Strand gefahren, und haben bis 3 Uhr in der Nacht mit Musik aus ihren Autoradios weitergefeiert. An Schlafen war nicht zu denken. Wir wollten weiter, der traumhafte Blick über den „Lago Panguipulli“ hinweg auf den „Vulkan Choshuenco“, hielt uns davon nicht ab. In „Lican Ray“ am schwarzsandigen Strand des „Lago Calafquen“ verbrachten wir den Mittag und fuhren dann weiter nach „Pucon“ am „Lago Villarrica“. Auf der Straße zwischen „Villarrica“ und „Pucon“ wähnten wir uns an einem See in Europa. Tolle Straßen, herrliche Seegrundstücke mit prächtigen Villen; Luxus pur. Die Landschaft erinnerte uns an das Alpenvorland. Auf dem Lago rasen Motorboote mit Wasserskifahrer, Waterbikes und Segelschiffe waren zu sehen, wie in Europa. Und über dem herrlich blauen See thront der „Vulkan Villarrica“, aus dem eine kleine Rauchwolke emporsteigt, und der nachts glüht.


    Bei einem Spaziergang durch diesen mondänen Chilenischen Ferienort erstanden wir als Mitbringsel Schalen aus dem rötlichen Holz des Rauli-Urwaldbaums. Dieses traditionelle „Mapuche“ Handwerk ist auch heute noch lebendig. Diese Ureinwoh-ner zerstörten 1602 „Villarrica“ völlig, das damals eine Spanische Handelsstation war. Erst 300 Jahre später siedelten hier Deutsche Einwanderer an. Das merkt man heute noch, denn wir konnten Paulaner Bier und echtes Vollkornbrot in der Bäckerei „Rostock“ kaufen. Man merkt es an den Bauernhöfen, den Gärten und den Häusern, hier wurde „gedeutschelt“.

    In einem KFZ-Zubehörladen konnte ich Motorenöl sehr günstig aus einem Fass abfüllen lassen und weitere Serviceteile besorgen. Dann geht es weiter. Wohin? So genau wissen wir das nicht, aber irgendwie wollen wir uns den Pazifik ansehen, auf einen entspannenden, ruhigen Stellplatz hoffen und Fisch kaufen. In den Hauptsommermonaten ist schon sehr viel los hier. Die Jahreszeit hier ist mit dem Europäischen Juli/August gleichzusetzen.

    Eigentlich bin ich zu faul, um nach einem anstrengenden Fahrtag noch am Reisebericht zu schreiben. Doch die Resonanz, die wir auf unsere Berichte erhalten, sind fast schon Verpflichtung...also weiter im Text. Es passiert jeden Tag so viel,
    dass es schwer ist, eine Auswahl zu treffen, deswegen vielleicht etwas mehr „Text“ als üblich.

    Über „Villarrica“ fuhren wir nach „Temuco“, um in der Avenida Alemania in einem Museum uns über die Geschichte der Mapuche-Indianer zu informieren. Aber mit Museen haben wir hier kein Glück; nur ein Raum war offen, der Rest wegen Renovierung geschlossen und das mitten in der Hauptreisezeit.
    Über 80 KM Teerstraße fuhren wir an den Pazifik nach „Pto. Saavedra“. Auf einer Halbinsel konnten wir für 3000 Pesos frei stehen, neben vielen Chilenen die zelte-ten - fast auf einer Müllkippe, soviel Abfall lag hier rum. Wenige Kilometer vom Nobelsee „Villarrica“ entfernt, tiefste Armut; eben Indianergebiet.

    Am nächsten Tag fuhren wir Richtung Norden die Pazifik-Küste entlang. Eine Ge-gend, die und an den Schwarzwald erinnerte und das direkt am Meer. Obwohl ich versprochen hatte, es nicht mehr zu tun, nahm ich wiedermal eine Abkürzung über eine Piste. Die Kommentare meiner Beifahrerin will ich hier nicht wiedergeben. Nach der Hälfte der Strecke war die Straße gesperrt, es hatte einen Bergrutsch gegeben. Jetzt bestand besagte „Beifahrerin“ auf Umkehren. Ich ging die Umleitungsstrecke ab, die ca. 2,50 m breit und „Off Road-mäßig“ war. Glücklicherweise fuhren kurz darauf zwei LKWs mit großen Steinen beladen auf dieser Strecke und winkten uns zu, ihnen zu folgen. Die „Beifahrerin“ nickte zustimmend. Und schon nach ca. 1 Km bogen wir wieder auf die alte Strecke ein.


    Just an dieser Stelle war der Berg über die Straße gekracht, und hat die beiden kleinen „Häuser/Hütten“ der Familie und deren Gomaria=Reifenflickhütte schwer beschädigt. Da auch die Stromleitungen zerstört waren, funktionierte der Kompressor nicht, und ein liegengebliebener Pick-up bekam seinen Reifen nicht repariert. Ersatzreifen haben die Chilenen mit ihren alten Pick-Ups in den seltensten Fällen. Nicht nur das Aufpumpen des Reifens war unmöglich, auch der Abdrücker ging nur mit Luft. Wir halfen aus und lieferten bei laufendem „Deutz“ die benötigte Luft. Einen erfrischenden Haustrunk wurde uns spendiert, und weiter ging es. Ich erneuerte das Versprechen, keine unnötigen Pisten mehr zu fahren.

    In „Quidico“ fuhren wir an den Strand, wo bereits viele Zelte von den „Lokals“ aufgeschlagen waren. An einer der dortigen Holzbuden probierten wir Empanadas mit Meeresfrüchten und eine Riesengrabbe, alles zusammen für -,85 €.
    Hier fühlten wir uns nicht ganz wohl, und spürten eine eigenartige Fremdartigkeit. Mittags hörten wir Kinder „Gringo“ rufen, und dann schlug abends ein Stein gegen unsere Außenwand, man hörte wohl, dass das einem Hund gegolten haben soll. Aber wir waren verunsichert, zumal wir zuvor an einer Tankstelle ignoriert wurden. Obwohl wir ein paar Mal den Tankwart angesprochen hatten, bediente er einen nach uns angekommenen Einheimischen zuerst. Wir fuhren weiter, denn wir wollten ihm unser Geld nicht aufdrängen. Wir waren hier nicht willkommen. Mag es an unserem Aufkleber „Alemania“ liegen? Denn nachdem die Mapuche die Spanier vertrieben hatten, kamen Anfang 1900 die Deutschen Siedler in dieses Gebiet und kauften vom Staat Chile das Land, das eigentlich den Mapuches gehörte, die aber nicht mitbieten durften. Es gibt nur noch wenige Mapuchedörfer, aber die liegen alle hier in diesem Küstengebiet. Wir werden uns heute Abend einen besseren Stellplatz in der Stadt suchen und morgen zu Chiles größten Wasserfällen fahren, nördlich von Los Angeles.


    Entgegen unserer normalen Art fuhren wir dieses Mal nach Einbruch der Nacht. Wie immer in Südamerika, mussten wir im „Korridor“ fahren. Keine Möglichkeit, an einen der beiden schönen Seen an der Hauptstraße hin zu fahren, oder auch nur einen ruhigen Stellplatz abseits des Weges zu finden.

    Der nächste Ort sah auch nicht vertrauenserweckend aus. Dann führte ein Schild in eine Seitenpiste, zu einem Hotel; da sollte doch ein Parkplatz davor sein, meinte die Beifahrerin. Auf einem dammartigen Weg ging es in der dunklen Nacht in den Wald. Nach kurzer Zeit kamen wir eine „Behelfsbrücke“, da die eigentliche eingekracht war. Doch zu dieser kleinen Brücke hatten wir beide kein Vertrauen. Marion stieg aus, um mich rückwärts über den schmalen Damm zurück zu dirigieren. Es klappte und in der kleinen Stadt „Caneta“ stellten wir uns in eine Einbahnstraße, am Marktplatz vor einer Tierklinik. Es war laut, aber sicher.

    Über „Los Angeles“ fuhren wir zu den größten Wasserfällen Chiles, den „Salto del Laja“. Ein toller Anblick, und was wir noch besser fanden, die Leute durften in den Becken baden. Sah alles sehr toll aus, nur warum werfen die Chilenen ihre leeren Platikflaschen in diese Becken und lassen ihren ganzen Müll dort? Da ist doch wohl keine spirituelle Handlung?!? Oder einfach nur eine riesige „Schweinerei“?!? Man muss wohl zugeben, es liegt hier in Chile sehr viel Müll rum, viel zu viel!


    Diese ganze Gegend hier ist touristisch mehr als uninteressant. Deswegen wollen wir ab jetzt „Strecke machen“. Auf der Panamericana geht es Richtung Norden. Vor „Chillan“ übernachten wir zum ersten Mal auf einem kleinen Rastplatz an der Panamericana. Das war nicht so komfortabel, aber wir wollten ja Strecke machen.
    Es ging weiter Richtung Norden, nach „Pichilemu“ an der Pazifikküste. In dieser Gegend ist die Panamerikana vierspurig, wie eine Autobahn ausgebaut und kostet Maut. An jeder Stelle diskutierten wir mit den Mädels über den Preis, denn wir wurden immer als LKW eingestuft, da es keinen Tarif für Wohnmobile gibt. Doch wir schafften es immer, nur den PKW-Preis zu zahlen, indem wir einfach den Motor ausschalteten und, ohne Rücksicht auf das Gehupe hinter uns, zu diskutieren. Dann kam mir der Einfall, vor der Abfahrt von der PanAm, unser Zolldokument von der Einreise vorzulegen, worauf wir als kleiner Lieferwagen eingestuft waren. Damit gab sich der freundliche Herr zufrieden (ansonsten hätten wir nochmals zahlen müssen) und meinte, dieses offizielle Dokument sollten wir in solchen Situationen immer vorzeigen. Und da wir schon auf der Panamericana bezahlt hatten, ließ er uns jetzt, ohne nochmaliges Zahlen, ausfahren. All diese Informationen findet man in keinem Reisebericht oder Reiseführer.
    Deswegen hier die wichtige Info: Zeigt euer Einreise-Zolldokument auf der PanAm vor, und achtet natürlich bei der Einreise darauf, dass dort euer Fahrzeug nicht als LKW eingetragen ist. Wenn ihr auf der Autobahn eine Zahlstelle passiert habt, hebt den Beleg auf und zeigt ihn wieder bei der Abfahrt vor. Der wird dort übertragen und ihr braucht nicht mehr zu zahlen. Wir haben dadurch die Hälfte der Autobahngebühren sparen können.
    Wir fuhren die „Routa del vino“, die „Chilenische Weinstraße“, von „San Fernan-do“ nach „Pichilemu“. Am Straßenrand standen Hinweisschilder zu den einzelnen Weingütern. Wir haben in Flonheim etliche Weingüter, aber alle zusammen sind nicht halb so groß wie nur ein Weingut in Chile. Die Häuser, die diese Winzerfamilien bewohnen sind die reinsten Schlossanlagen - einfach riesig das Ganze. Unterwegs übernachteten wir in „Poblacion“ neben einem stillgelegten Bahnhof, um tags drauf nach „Pichilemu“ weiterzufahren. Einem Ort am Pazifik, in dem ein Ferienbetrieb wie in Calpe herrscht – „Touris“ ohne Ende. Der Strand war proppenvoll.
    Auf einem Parkplatz direkt am Strand diskutierten wir über einen Stellplatz für 3 Tage, denn wir wollten entspannen und Wäsche waschen. Erst am zweiten Platz war uns der Preis akzeptabel, und wir konnten vor der Haustüre dem Strandtreiben zuschauen. Wir bewunderten die unerschrockenen Chilenen, die bei Außentemperaturen von 16 Grad in dem eiskalten Wasser des Pazifiks schwammen.

    Wir sind nun seit unserer Abreise aus Spanien ein halbes Jahr unterwegs. Hier haben wir jetzt unsere Reisepläne neu überdacht und geändert. Die Vorstellung in Chile oder Argentinien an einsamen Seen alleine zu stehen und zu relaxen, mussten wir aufgeben, denn an die Ufer der Seen kommt man nicht ran. Freie Stellplätze im Sommer hier zu finden, ist auch kaum möglich. Und die wirklich empfehlenswerten Sehenswürdigkeiten sind sehr rar in diesem Bereich von Südamerika. Dadurch sind wir schneller vorangekommen als geplant. So wie es momentan aussieht, werden wir spätestens Ende 2009 zurück in Spanien sein.

    Wir werden uns nicht hier herumdrücken, wie es so viele tun und überfüllte Strän-de oder Großstädte besuchen. Wir wollen in Chile nach Norden fahren und haben dazu die Strecke der Küste entlang vorgesehen.
    Am 3.2.09 fahren wir Richtung „San Fernando“ zur Panamericana und wollen dort ins Internetcafé. Doch kurz davor finden wir in „Nancaqua“ einen passenden Übernachtungsplatz, wo wir per Zufall eine offene w-LAN finden und unsere Online-Dinge vom Mobil aus erledigen können. In dieser Gegend fühlten wir uns heimisch. Alles kam uns Spanisch vor; die Palmen, der Weinbau, die Häuser mit den umlaufenden, überdachten, schattenspendenden Terrassen. Man spürt die spanische Prägung sehr stark.

    Am folgenden Morgen ging es dann direkt auf die R 5, die PanAm weiter nach Norden. „Santiago de Chile“ war nicht unser Ding, so dass wir in der Hauptstadt Chiles keinen Stopp einlegten. Ca. 200 Km nördlich am Pazifik blieben wir in „Pichicuy“ an einem langen Sandstrand 4 Nächte stehen.
    Der Strand ist sehr schön, aber leider übersät mit Müll. Das Dorf ist eher ein Kaff, doch z.Zt., in den Sommerferien, ist alles vermietet und ist dementsprechend voll. Wir standen etwas außerhalb und haben sehr ruhig geschlafen sowie atemberaubende Sonnenuntergänge erlebt. Zum Wochenende kamen ca. 30 Omnibusse voller Urlauber. Die schlugen ihre Zelte direkt am Strand auf, es waren hunderte. Dementsprechend lebhaft wurden nicht nur die Tage sondern insbesondere die Nächte. Wir waren weit genug entfernt von dem Trubel und blieben unbelästigt. Wir lernten viele Leute kennen und hatten ein informatives, längeres Gespräch mit einem Polizisten, der per Pferd am Strand Kontrolle ritt. Er machte gerade eine Offiziersausbildung, und ist Mitglied der Garde der Präsidentin. Sicher hatte er viel Zeit, denn über eine Stunde redete er mit uns. Es scheint auch, dass die Zeit für ihn langsamer läuft, denn er meinte unser Präsident wäre ein Hitler. Ich habe ihn dann aufgeklärt, dass Hitler kein Deutscher war, sondern ein Österreicher. Das ließ ihn wohl zweifeln, denn er tat ganz ungläubig. Er erzählte uns noch von seiner Aversion gegen Argentinier, Peruaner und Bolivianer. Eine plausible Erklärung dafür hatte er nicht. Als wir ihm erzählten, dass uns Marokko gut gefällt, versteht er die Welt nicht mehr, denn von denen hielt er gar nichts. Ob er schon mal woanders, als in Chile gewesen war, hat er uns nicht verraten. Wir machten uns so unsere Gedanken.


    Gut ausgeruht ging es die letzten 300 Km weiter auf dem kostenpflichtigen Teil der Panamericana, mit den üblichen, erfolgreichen Diskussionen an den Mautstellen.
    „On the road“ kauften wir frischen Ziegenkäse. Die angebotenen, geschlachteten Ziegen hätten mich wohl gereizt, doch man verkaufte sie nur komplett am Stück, was uns zu viel war.
    Der nächste Stopp war in „La Serena“. Diese Stadt hat uns gut gefallen. In der Nähe des Leuchtturms, neben der Universität haben wir einen ruhigen Stellplatz mitten im „Leben“ gefunden. Im Jumbo-Supermarkt (Made in Switzerland) deckten wir uns wieder frisch mit Lebensmittel für unsere Fahrt ins „Valle del Elqui“ ein. Hier wird das Chilenische Nationalgetränk „Pisco-Sour“ hergestellt, und hier befinden sich drei Observatorien. In „Vicuna“, der Geburtsstadt der Chilenischen Nobel-Literaturpreisträgerin „Gabriela Mistral“, haben wir den Besuch des Lehr-Observatoriums „Mamalluca“ gebucht. Wir wollten mal wieder ins Internet gehen, doch beim ersten Internetcafé stürzte der Server ab und das zweite Internetcaféhatte gerade zu. Also verschoben wir den Besuch auf den nächsten
    Tag.
    Eine sehr informative und interessante Führung durch das Observatorium hat uns, unter anderem, gezeigt, wie Sterne entstehen und wieder in einer Supernova sterben, und uns drastisch vor Augen geführt, wie unendlich winzig unsere Erde und wir selbst sind. Wo nehmen wir nur die Gewissheit her, dass es außer uns in dieser enormen Dimension keine anderen Lebensformen geben soll?
    Wir durften über Nacht in den Bergen auf dem Parkplatz des Observatoriums stehen bleiben. Im Internetcafé nahmen wir wieder Kontakt mit der Heimat auf und erhielten einige Mails von Reisebekannten, die uns mitteilten, wo sie sich gerade aufhielten. Seit einem Monat haben wir keine Reisenden aus Europa mehr gesehen. Es gibt viele Möglichkeiten, eine individuelle Route zusammenzustellen.
    Die Reiseagentur Hamburg-Süd hat uns von der Grimaldiline eine „Grande“ für die Rückfahrt rausgesucht. Die „Grande“-genannten Schiffe sind unempfindlich gegen Seegang, und wir hatten auf der Herfahrt damit gute Erfahrung.
    Die „Grande Buenos Aires“ war für Mitte Juli ab Buenos Aires geplant. Dann würden wir so gegen Ende August in der BRD sein, und so gegen Ende September/Anfang Oktober in Moraira eintreffen. Mit dieser Planung würde uns genügend Zeit bleiben, die für uns interessanten Punkte in Südamerika zu besuchen. Wir buchten.

    An diesem Abend gab es unseren ersten „Pisco-Sour“. Uns schmeckte er toll, und wir werden uns noch einige Flaschen besorgen.

    Wir legten erneut einen Übernachtungsstopp in „La Serena“ auf dem uns bekannten Platz vor der Uni ein. Dann fuhren wir auf dem nun einspurigen Teil der Panamericana über „Copiapo“ weiter nach „Bahia Inglesa“ ans Meer. Es ging 400 Km über Serpentinen, Pässe und oft schnurgeradeaus zwischen Sanddünen und felsigen Bergketten durch. „Copiapo“ ist eine Wüstenoase, staubig, öde und dichtgedrängt in ein grünes Tal, umgeben von Sanddünen. Es ist kaum zu glauben, aber hier bewässert man heftig und pflanzt Wein an. Große Weingüter stehen inmitten der Anbauflächen, direkt vor den Sanddünen. Irgendwie verrückt, unwirklich und unökologisch, da es hier an Wasser mangelt. Wer kauft nur den Chilenischen Wein, damit so was notwendig wird???


    Die Atacama-Wüste soll die trockenste und heißeste Wüste der Welt sein. Es ging, die Sahara ist auch nicht kälter. Umso mehr freuten wir uns auf „einen der schönsten Strände Chiles“, wie es im Reisehandbuch stand. Bei solchen Bewertungen kommt es sicher immer auf die Vergleichsmöglichkeiten an, die man hat. Eines können wir sagen, die Bucht hatte einen ca. 35 Km langen Strand mit feinstem, weißem Sand. Es gab auch sehr wenig Müll. Trotz Hochsaison war viel Platz. Es standen ca. 30 Zelte am Strand, doch der Gestank!!! Wir dachten, dass er nicht nur von dem verendeten Seehund und den vielen toten Oktopussen kam, die am Strand verwesten, sondern dass auch die örtliche Kläranlage ihren Beitrag dazu leistet. Deshalb stellten wir unseren Wagen einige Male um, je nach dem woher der Wind wehte.


    Hier sahen wir zum ersten Mal ein Pelikanpärchen, direkt vor unserer Haustüre.
    In den letzten Tagen hatte ich Probleme, den neuen Laptop hochzufahren. Irgendwie ist es dann doch immer wieder gelungen (wer weiß wie?), doch seine Arbeits-Geschwindigkeit ist nochmal zurückgegangen. Naja, wenigsten die Berichte kann ich schreiben.

    Unsere Fahrt ging weiter auf der Panamericana durch die Atacamawüste. Unbe-kanntes und Exotisches stellt sich in Reiseberichten immer als etwas ganz Tolles dar. Naja man kann ja gut schwärmen, wenn man weiß, dass der Leser dort nie hinfahren wird. Man war schließlich da, und es war natürlich was außergewöhnlich Tolles, was nie zuvor Erlebtes. So lasen sich auch für uns viele Reisebücher und Berichte. Nun sind wir hier, in der heißesten und trockensten Wüste der Erde, und wir müssten uns dazu äußern. Wie ich das immer handhabe, schreibe ich die Wahrheit, so wie wir sie sehen. Also hat es an diesem Morgen in der trockensten Wüste der Welt angefangen zu regnen, hörte aber gegen Mittag auf. Die Panamericana war gut ausgebaut, da die vielen LKWs ihre Versorgungsarbeit leisten müssen. Die Strecke führte bergauf-bergab durch endlose, trockene, bergige Langschaft. Es war schon interessant, die geologischen Formationen zu sehen. Aber es erschlug einen, es war alles so gewaltig groß, weitläufig und einfach ...bochchchc...!
    Was fehlte, waren Menschen oder Tiere, wie sie uns in der Sahara begegnet sind.
    Dafür waren an allen Ecken die Berge aufgerissen, und es wurde nach Bodenschätzen gegraben. Eine Unzahl von Minen säumte die Straße. Solche, die sich nicht mehr rentierten wurden einfach verlassen, die Wohnhäuser und die Gerätschaften blieben zurück und dem Verfall preis gegeben. LKWs, Busse, Tanklastwagen und andere Fahrzeuge rosten vor sich hin. Links und rechts der Panamericana ist jeweils ein Streifen von 10-20 Meter als Abfallgraben zu bezeichnen, denn er ist voll mit weggeworfenen Plastikflaschen, Ölkanister, Papier, Pappe, Reifenteile und anderem Müll. Wir fuhren durch ein langgezogenes flaches Tal, deren Ebene gespickt mit weggeworfenen Reifen war. Die Atacama eine große Müllhalde???


    Bei „Chanara“ wollten wir der Empfehlung des Reiseführers entsprechend, an die Küste fahren, um die langweilige PanAm, die durchs Landesinnere führt, zu verlassen. Diese R 1 wollte man ausbauen, da bei „Taltal“ ein Silberfeld entdeckt wurde, und eine Kanadische Minengesellschaft sich die Schürfrechte gesichert hat. Sie verpflichtete sich, die R 1 zu asphaltieren, was auch geschehen ist. Schließlich brauchen sie Transportlogistik.

    In „Taltal“, an einem weitläufigen Strand, fanden wir einen Stellplatz. „Taltal“ liegt 12 Km von der Routa 5 entfernt, direkt am Pazifik; dort fanden wir in der ersten Reihe einen Platz neben einigen Zelten. Wir wollten unsere Bäuchlein pflegen, denen es seit ein paar Tagen nicht so gut geht. Ein Reistag, von Marion verordnet, wirkte Wunder. Bis auf eine kleine nächtliche Discoeinlage, haben wir ruhig geschlafen. Am Tage ersetzte ich den Abwasserschlauch des Handwaschbeckens, der zwei kleine Löcher hatte. Man merkt dem hiesigen Ort an, dass man Silber entdeckt hatte, denn selbst die Wege zum Strand waren asphaltiert. Und so sollte auch die ganze Routa 1, der Küste entlang nach „Antofagasta“, sein.

    Wir fuhren auf dieser nagelneuen Straße durch eine wahre Mondlandschaft; Lava-ströme, kein Gras, kein Baum, kein Strauch. Plötzlich bei „Paposo“ hörte der Asphalt auf, und es gibt nur noch Piste. Marion wahrsagte, dass die Straße der Küste entlang sehr schmal und schlecht werden würde. Aber die über die Berge, direkt zur Panamericana sei breit und gut (woher weiß sie das?). Also wählte diesmal sie die Abkürzung, und ich stimmte zu. In Serpentinen ging es hoch und höher, von 0 Meter über Meeresspiegel auf 2162 Meter.

    Elende, große Wellblechhöcker, eine grausame Straße; ich war froh, dass nicht ich diese Route gewählt hatte. Und nach 2 ½ Stunden ging es urplötzlich in eine funkelnagelneue Teerstraße über, bei einem Flugplatz im Nirgendwo. Die Minengesellschaften machen es möglich. Jetzt ging die Straße schnurstracks geradeaus; von einer Bergkuppe zur nächsten. Marion und ich hatten diese gerade direkte Linie mal in Km geschätzt. Wir lagen mit 2 bis 3 Km total daneben. Man sah die gesamte Straßenführung bis zum nächsten Berg und kam und kam nicht näher ran. Das GPS zeigte uns, dass es fast immer 10 Km von Bergpass zu Bergpass waren. Hier herrschen einfach andere Dimensionen.


    Wieder auf der Routa 5 fuhren wir erst mal wieder 16 Km Richtung Süden, denn wir wollten uns natürlich die einzige Sehenswürdigkeit auf 500 Km nicht entgehen lassen, zumal wir planten, direkt dort zu übernachten. 100 Meter neben der Panamericana erreicht man über einen üblen Weg die „Mano del Desierto“, über den auch Lastwagen mit Sattelauflieger fahren. Diese „Wüstenhand“ hat 1992 der Chilenische Künstler Mario Irarrazabal in die Wüste gemauert, ohne zu ahnen, dass sein Handrücken von seinen Landsleuten als großes Urinal zweckentfremdet wird. Entsprechend war der „Duft“ dort. Natürlich gab es dort auch keine Abfalleimer, muss man nicht mehr erwähnen. Ich werde auch in Zukunft Umweltsünder nicht mehr aufschreiben, um nicht einen falschen Ruf zu bekommen.
    Wir fanden doch noch einen angenehmen Platz neben dieser „Skulptur“ und schliefen ruhig und fest. Vorher hatten wir noch etwas Arbeit, denn die zurückgelegten Strecken hatten zwei Schellen an dem Schlauch von Vorratsbehälter der Kupplungshydraulik gelockert. Die Kupplung musste nach 12.000 Km erstmals wieder entlüftet werden, was für so zwei Profi-Automechaniker wie Marion und mich kein Problem war.
    Am Abend belohnten wir uns mit einem tollen Flusslachs, Reis, Salat und Chileni-schem Weißwein. Ein Festmahl, toll wenn man so eine Köchin dabei hat!
    Als Apero ließen wir uns stilecht einen Pisco-Sour munden.
    Bis spät in die Nacht kamen noch Besucher. Die Leute werden hier erst nach Son-nenuntergang so richtig munter, wie wir oft erleben durften - oder mussten, dann allerdings bis in die frühen Morgenstunden. Tagsüber gibt man sich eher dem Mü-ßiggang hin. Uns war es nachts einfach zu kalt zum Rumlaufen, denn es kühlt sich von tagsüber um die 30° bis auf 11° ab.

    Am nächsten Morgen sind wir nach „Antofagasta“ gefahren, mit vollem Kupplungsdruck. Eine großflächige, reiche Stadt. Die großen Minengesellschaften, die im Umkreis von bis zu 120 Km um die Stadt Kupfer, Silber und Gold abbauen, bringen das Geld in die Stadt. Mitten in der Wüste viel Grün und tolle Parkanlagen. Wir fuhren wieder zum „Jumbo“, kauften ein, besorgten uns in der Apotheke Medizin gegen die Höhenkrankheit, brachten unsere Wäsche in eine Wäscherei und checkten unsere Mails im Internetcafé. Unsere lieben Freunde Renate und Franz Engler haben sich mal wieder fürsorglich um unsere Angelegenheiten gekümmert, in diesem Fall um die leidliche Neuanmeldung in Teulada. Sie haben alles so organisiert, dass wir auch von der Ferne aus diese Dinge erledigen konnten. Vielen Dank - und nicht nur dafür. Glücklich schätzen kann sich der, der solche Freunde zuhause hat!!! Wir haben sie!!!

    Die nachfolgenden Sätze aus Marions Tagebuch will ich hier übernehmen, weil sie in dieser Sache, den Nagel auf den Kopf trifft:

    ...an dieser Stelle möchte ich mal unser Auto loben – und damit meine ich die Einheit zwischen Fahrzeug und Kabine. Das Auto hat uns sicher und ohne Murren auch über die z.T. echt schlimmen Strecken gefahren und braucht dabei nur 22 Liter pro 100 Km. Die Kabine – unser gemütliches, komfortables zu Hause – bewährt sich täglich aufs Neue, in jeder Hinsicht. Viele Reisende mit kleineren Fahrzeugen beneiden uns um diesen Luxus, besonders, wenn es abends kalt ist, es stürmt oder einfach nur, weil wir ein großes Bett haben oder einen Backofen für leckeren Kuchen, Brot, Pizza usw.
    Auch unser großer Wasservorrat ermöglicht uns, recht oft zu duschen und sogar Wäsche zu waschen. Da haben wir mit unserer Planung in jedem Punkt ins Schwarze getroffen.

    Dem ist nichts hinzuzufügen.

    Für Morgen haben wir geplant, erstmals in die hohen Anden zufahren. Zuerst nach „San Pedro de Atacama“ auf 2500 Meter, wo wir uns akklimatisieren wollen und dann, mit Zwischenstopp zum Geysir del Tatio auf über 4000 Meter. Mal sehen, wie wir die Höhe vertragen.

    18.2.09 Mittwoch; über „Calama“ ging es nach „San Pedro“, einem unter Traveller sehr bekannter Wüstenort. Die sehr gut ausgebaute Straße ging über den Chilenischen Altiplano mit Bergpässen bis zu 3.442 Meter, vorbei an aktiven und stillgelegten Minen, wo Lithium, Kalium, Borax, Salpeter, Kupfer etc. im Tagebau gefördert werden. Manche dieser Tagebauanlagen sind über 30 Km lang. Die stillgelegten werden einfach geräumt und dem Verfall überlassen. Seien es Maschinen, Omnibusse oder ganze Wohnansiedlungen gammeln und verrotten auch hier.


    „San Pedro de Atacama“ präsentiert sich uns als ein knuffiger Oasenort in einer weiten Ebene. Wir wähnen uns in der Sahara. Der Ort liegt am nördlichen Ende des größten Chilenischen Salzsees. Begrenzt wird diese Ebene im Osten von den Anden-Kordilleren. Wir zählen 18 Vulkane in unserem Blickfeld, einer davon eine respektable Dampfwolke ausstoßend.


    Bei unserem ersten Rundgang im Ort begrüßte uns ein Regenschauer. Ein Paar aus Darmstadt (Anne und Mathias mit einem 613 D) sagte uns, dass gestern ein Sand-sturm mit starken Regenfällen niedergegangen sei, und das in der heißesten Wüster der Erde. Wir stehen zwei Nächte auf dem Gemeindeparkplatz, besichtigen das wirklich nette Örtchen, besuchen die alte Kirche San Pedro und wandern zu der Ruine der ehemaligen Verteidigungsanlage der Inkas gegen die Spanier.

    An unserem zweiten Abend erlebten wir den Faschingsbeginn mit einem Umzug durch den Ort. Marion freute sich schon auf den Besuch im Museum. Sie wollte unbedingt die ausgestellten Mumien sehen, die in sitzender Position begraben wurden. Wieder mal eine große Enttäuschung, denn auf Intervention der Ureinwohner musste man im Mai 2007 diese Mumien aus der Ausstellung entfernen, denn die Atacamencia wollten ihre Ahnen nicht so zur Schau gestellt sehen. Was ich nachempfinden kann. Wir bekamen auch den Hinweis von den Darmstädtern, dass im nächsten Jahr der höchstgelegene Geysir der Welt „El Tatio“ für Besucher gesperrt werden würde, da die Minengesellschaften diese Energiequelle für ihre Bergwerke nutzen werden. Matthias erzählte uns auch von ihren persönlichen Problemen mit der Höhe und empfahl uns, die Strecke andersherum anzugehen und in „Caspana“ auf ca. 3300 Meter einen Stopp zum akklimatisieren einzulegen. Ihr großes Problem war, dass ihr Mercedes beim Geysir nicht angesprungen ist. Er bekam auf 4400 Meter zu wenig Luft. Ein Polizei Pick-up hat auf dem Parkplatz mit ein paar Runden den 4,5 Tonnen schweren Wagen angeschleppt. Nicht auszudenken, wenn der nicht zufällig vorbei gekommen wäre, da ab 8 Uhr morgens, bis nachts 4 Uhr keine Menschenseele am Geysir ist. Der ist nur in der frühen Morgenstunde, in der Kälte, aktiv. Nicht auszudenken, wenn uns das passieren würde, denn ohne laufenden Motor haben unsere Kessel keine Luft, ohne Luft öffnen sich die Bremsen nicht, und mit geschlossenen Bremsen kann man nicht angeschleppt werden, falls zufällig Jemand da ist, der ein 9 Tonnen Fahrzeug anschleppen kann. Sicherheitshalber habe ich schon mal meinen Kontaktspray bereit gelegt. Also wollen wir uns, in den nächsten Tagen, auf über 4000 Meter wagen.
    Freitag, den 20.2.09 sind wir in den „Salar de Atacama“, dem großen Salzsee, gefahren und wollen hier mit den Darmstädtern über Nacht bleiben. Es war ein tolles Erlebnis mitten im größten Salzsee Chiles, umgeben von 3 verschiedenen Flamingoarten, ganz allein in völliger Ruhe zu schlafen.


    Sehr früh am Morgen standen wir auf, um in der aufgehenden Sonne den Salzsee und die Flamingos zu fotografieren. Als die „Touris“ kamen und es laut wurde, zogen die herrlichen Tiere sich weiter in den Salar zurück, wir frühstückten an Ort und Stelle.


    Den Tag verbrachten wir in einem kleinen Wäldchen, und Marion nahm zum ersten Mal, mit großem Respekt, Kontakt zu Lamas auf.


    Am nächsten Nachmittag fuhren wir ins „Valle de la Luna“ um ein Canyon zu durchwandern, eine Salzhöhle zu besichtigen und den Sonnenuntergang auf der „Großen Düne“ zu erleben.


    Dieses Tal war in Urzeiten ein Salzsee, der sich gehoben hat. Die gesamten Berge sind reines Salz, welches von Sand bedeckt ist. Es knistert und kracht darin, wie in einem Gletscher, nur dass es zwischen diesen Bergen sehr heiß ist. Dieser Hitze, der großen Höhe und Marions schnellem Wanderschritt ist es zuzuschreiben, dass sie höhenkrank wurde; Atemnot, Herzrasen und Panikattacke. So entging ihr das Schauspiel des Sonnenuntergangs. Sie erholte sich während dieser Zeit im Wagen.

    Hier lernten wie ein junges Paar und Motorradfahrer aus Brasilien kennen; natürlich wieder aus Coritiba. Natürlich bekamen wir herzliche Einladungen. Wir werden auf jeden Fall nach Coritiba fahren, wo so liebe Menschen wohnen!!!

    Am nächsten Tag fuhren wir über „Calama“ (der verseuchte Wohnort der Arbeiter von „Chuquicamata“, der größten Kupfermine der Welt) durch die Salzcordillieren ins Indiodorf „Caspana“.


    Die Fahrt ging über bis zu 3.400 Meter hohe Berge, dann durch die Wüste, vorbei an vielen Minen und an der größten „Dreckschleuder“ Chiles, dem Kupferbergbau „Chuquicamata“. Eigentlich sollte diese Mine bereits 2005 erschöpft sein, doch man hat noch kleine Vorkommen gefunden. Doch im nächsten Jahr ist Schluss. Was für die Umwelt kein Aufatmen wird, denn man hat neue Vorkommen in der Nähe des „Geysirs El Tatio“ gefunden. Es wird schon an einer neuen Teerstraße dahin gebaut, und dieser höchstgelegene Geysir der Welt wird für das Publikum geschlossen, und die Gegend darum genauso verwüstet wie bei „Calama“. Der Abräumschutt dieser Mine hat die Bevölkerung eines Indiodorfs gezwungen, umzusiedeln, denn das Dorf wurde einfach zugeschüttet. In dieser gesamten Gegend trifft man überall auf große Umweltsünden. Die Oasenbäche sind giftig grün, in der herrlichen Landschaft stehen Tankanhänger von LKWs rum und rosten vor sich hin. Ökologen sprechen davon, dass das Grundwasser kontaminiert sei. Und dieses Wasser wird nach „Antofagasta“ geleitet, um die 280.000 Einwohner mit Trinkwasser zu versorgen - Na dann Prost!

    Der noch ursprüngliche Indianerort „Caspana“ liegt in einer steilen Schlucht. Die Einwohner leben von der Lama-Zucht und vom Terrassenanbau.

    Eigentlich wollten wir im Flusstal des Dorfes übernachten, doch die Wege dorthin waren für uns zu schmal. Gerade als wir den Ort erkundet haben, kam uns ein Fastnachtsumzug entgegen. Mit lauter Musik, Gesänge, besser noch mit Gegröle kamen uns die stockbesoffenen Indios entgegen, und verbaten uns zu fotografieren.
    Wir legten eine Mittagspause ein, aßen und ruhten uns von der Hitze aus.
    Bereits jetzt merkten wir die Höhe. Ich bekam Kopfschmerzen, Marion Atemnot und Herzrasen. Eigentlich soll man die Auswirkungen der Höhenkrankheit erst nachts merken. Marion vermutet, dass an ihren starken Symptomen die Schilddrüse Schuld ist, die Unterfunktion hat.
    Da bei uns beiden noch Stimmungstiefs dazu kamen, haben wir uns entschlossen, wieder zurück nach San Pedro, auf 2500 Meter, zu fahren. In der Höhe hat sich unser „Dicker“ besser gehalten als wir. Er lief flott wie eh und je, kletterte die Berge ohne Murren und ohne zu qualmen hoch, sprang jedes Mal ohne zu klagen sofort an, obwohl ich beim Vorglühen immer noch nachlässig bin.

    25. Februar 2009 – Aschermittwoch: Heute geht es über unseren ersten hohen Andenpass. Gleich noch über den höchsten und längsten zwischen Chile und Argentinien, den „Paso de Jama“. In der Nacht habe ich nur ca. 2 Stunden geschlafen. Ich schob es auf das Faschingstreiben, das in San Pedro stattfand. Aber ich glaube, es war die Aufregung vor dem nächsten Tag. Auf 7:45 Uhr haben wir uns den Wecker gestellt, damit wir gleich um 8 Uhr an der Zollstation sind, die sich noch in „San Pedro“ befand, denn die Chilenischen Zöllner wollten schließlich nicht in der großen Höhe ihren Dienst tun. Innerhalb 20 Minuten waren wir abgefertigt und ab ging’s.

    Gleich hinter „San Pedro de Atacama“ ging es auf einer Strecke von nur 50 Kilometer von ca. 2300 Höhenmetern auf 4200 Meter. Ohne Kurven, immer geradeaus ging es steil bergan. Mit ca. 30 Km/h quälten wir uns in die Höhe. Nach 1 ½ Stunden hatten wir es geschafft, und auf dieser Höhe ging es weitere 110 Km bis zur Grenze. Es war eine herrliche Strecke auf dem Altiplano, neu asphaltiert und ausgebaut. Der Magirus zeigte keine Schwäche und brummte munter drauf los. Vorbei am „Salar de Quisquiro“, dessen strahlend weiße Oberfläche uns schon weit entgegen leuchtete. Viele Flamingos standen an dem See, und unterwegs sahen wir Vikunjas und Lamas. Drei weitere Salzseen passierten wir bis wir am „Salar de Jama“ an die neue Argentinische Grenzstation in 4400 Meter Höhe kamen. Bei dem Erledigen der Grenzformalitäten merkten wir zum ersten Mal die Höhe. Kopfschmerzen und leichter Schwindel machte uns zu schaffen. Aber schnell waren die Grenzformalitäten erledigt. Im Auto ging es uns besser. Wir befolgten den Rat unserer Peruanischen Freundin Sole und fuhren in dieser Höhe immer mit geöffneten Fenstern. Wir hatten die Hoffnung, dass wir den höchsten Punkt des Passes hinter uns gelassen hätten. Leider sind die Angaben in Reiseführern und Berichten anderer Reisenden auch hier nicht sehr genau.


    Es folgten noch zwei weitere Passagen von jeweils über 4800 Meter, höher als der höchste Berg in Europa hoch ist. Eine grandiose, karge und felsige Berglandschaft umgab uns. Sehr gut haben uns die „Moais de Tara“ gefallen. Bis zu 30 Meter hohe, vom Winde verwitterte Felsen, die nach den „Moais“ der Osterinseln benannt wurden. Um tolle Fotos zu erhalten, musste ich aussteigen und 50 Meter ins Gelände gehen. Das war vielleicht anstrengend in dieser Höhe.
    Zurück im Wagen, keuchte ich wie nach einem 100 Meter Sprint (den ich schon Jahre nicht mehr gemacht habe) und schnaufte wie ein Walross....


    Die neue Straße, auf der Argentinischen Seite, führte zuerst über den Ausläufer des „Salar de Olaroz“ und dann an dessen Ufer entlang und wieder einer neuen Steigung entgegen. Kurz vor „Tres Moros“ ging die Straße auf einem Damm mitten durch den Salzsee „Salinas Grande“. Die Salzgewinnungsstätte liegt direkt am Damm und konnte besichtigt werden. Die Salzkristalle glitzerten im Sonnenlicht wie Schnee.
    Dann ging es wieder in abenteuerlichen Serpentinen steil bergauf, mitten in die Wolken. Die Sicht betrug höchstens 50 Meter, wir schlichen mit 20 Km/h dem Gip-fel entgegen. Bis es plötzlich, ohne Vorwarnung, steil bergab ging. Wir konnten nur vermuten, dass jetzt der 30 Km lange Abstieg nach „Purmamarca“ begann, der in abenteuerlichen Serpentinenwindungen steil bergab führte. Nach ein paar Höhenmetern waren wir aus den Wolken und sahen was vor uns lag.

    Gut, dass ich das Reduziergetriebe eingeschaltet hatte, sonst hätten die Bremsen mehr als Höchstleistung vollbringen müssen. Die Serpentinen sahen aus wie ein unordentlich hingeworfenes Seilknäul, so ineinander verdreht und gewunden sah es aus. Über eine Stunde dauerte der Abstieg, aber die Landschaft war traumhaft. Es wurde etwas heller, und wir konnten die vielfarbigen Felsen bei Sonnenschein bewundern.
    Nach ca. 10 Stunden Fahrt und mehr als 400 Km kamen wir in „Purmamarca“ an. Längs der Hauptstraße fanden wir einen Stellplatz, und als wir gerade drehen wollten, um uns dort hinzustellen, sahen wir am Ende des Ortes den Mercedes unserer Darmstädter Bekannten. Mit großem Hallo begrüßten wir uns und stellten uns zu ihnen. Doch an diesem Abend war uns nicht nach Reden zumute, denn wir waren total platt. Auch Anne und Mathias waren noch nach zwei Tagen müde von dem Klimawechsel und der Passüberquerung. Hier in den Bergen war es merklich kühler als in San Pedro, und es regnete abends leicht.
    Wir schliefen tief und fest in dieser Nacht, nachdem Bier und Wein unsere Hektik etwas gedämpft hatte.

    Am nächsten Tag war Bewegungstherapie angesagt, und wir wanderten durch den Canyon der Berge der sieben Farben „Cerro de los Siete Colores“. In „Purmamarca“ besuchten wir den Handwerkermarkt der Indios, die tolle Lama- und Alpakasachen verkauften. Im Mobil haben wir dann unsere künftige Route ausgearbeitet. Leider konnte ich die entsprechenden GPS-Daten nicht rausfinden, weil mein Laptop zur Abwechslung mal die entsprechende Software nicht geöffnet hat. Mal sehen, wie er in ein paar Tagen gelaunt ist. Wir entschieden, uns noch einen Tag länger zu bleiben, denn ich wollte Motor-, Getriebe- und Verteilergetriebeöl nachfüllen, die Luft in den Reifen erhöhen und das Fahrgestell mal wieder abschmieren.
    Dann wollen wir den Nordwesten Argentiniens bereisen.


    PS: Fotos auf der homepage!!!

    Die mittleren Anden und die Seengebiete Argentiniens und Chiles

    Zu dem bisher Erlebten möchte ich noch etwas nachtragen, was sich auf die von uns bisher besuchten Gebiete Patagonien und Feuerland bezieht. Allgemein ist zu sagen, dass diese Landschaften grandios, wild, öde, wüst und anstrengend zu bereisen sind. Es gibt eine tolle Tierwelt, die nicht menschenscheu ist (so sind zum Beispiel Kolibris vor unserer Eingangstür herumgeflattert). Der Tourismus erschließt diese Landschaften immer mehr. Was in den Reiseführer von vor einem Jahr steht, kann man getrost vergessen. Reiseberichte mit Angaben von Straßenzustand und Stellplätzen, die älter als 3 Jahre sind, sind nicht mehr zutreffend. Wir vermuten, dass bereits in einem Jahr, die gesamte Gegend mit dem „Rollstuhl“ zu befahren ist. Alle bekannten Sehenswürdigkeiten sind überlaufen und überteuert. Jede „Ecke“ ist ein Nationalpark und kostet Eintritt, ohne etwas zu bieten; weder eine Beschreibung des Parks noch eine Wanderkarte oder Ähnliches.
    Die stillen, einsamen Ufer an den Seen, die sooooft beschrieben wurden, die Ein-samkeit und das Ungestörtsein, gibt es nicht. Entweder sind diese Stellplätze jetzt zu Campingplätze ernannt worden, ohne jeglichen Komfort, die in der Regel pro Tag 10 € kosten oder die meisten Seen oder Flüsse sind nicht frei zugängig. Sie sind eingezäunt. Eigentlich fährt man die ganze Zeit durch einen „Korridor“; links und rechts eingezäunt; Passieren verboten. Es ist hier sehr schwierig, Stellplätze zu finden. Die schönsten Seen und Flüsse sind durch Ferienhäuser bebaut. Das Argentinische Gebiet der 3 bzw. 7 Lagos, welches in allen Reiseberichte als so sensationell toll beschrieben wurde, kann man sich von der Straße aus ansehen, denn die Ufer sind total mit Feriensiedlungen, Hotels und Privathäuser zugebaut. Einen Zugang zu diesen Seen ist mit unserem Auto nicht zu finden. Eigentlich die gleiche Situation wie in Europa.
    Natürlich sind uns, außer den Pauschaltouristen, die in Marken-Outdoorkleidung aus den „Touribussen“ klettern, Fotos machen und wieder abrauschen, auch andere Individualreisende begegnet. Meinen größten Respekt zolle ich dabei den Fahrradfahrern. Die einen durchfahren nur Südamerika, andere gleich die ganze Panamerikana von Alaska bis Feuerland oder umgekehrt. Alle Nationen sind vertreten. Wenn ich unterwegs in deren gestresste Gesichter sehe, frage ich mich warum die das tun. Abgekämpft vom Tageswerk müssen sie abends noch ein Camp suchen, Zelt aufschlagen, waschen und Essen kochen. Ab und zu werden sie mal von den Wohnmobilisten verpflegt, da sie auf ihrem Gefährt nicht so viel transportieren können. Jedenfalls stellen die Radfahrer die größte Gruppe der Individual-Reisenden dar. Uns sind sicher tausende begegnet. Dann gibt es noch die Reisenden, die per Daumen und mit öffentlichen Verkehrsmitteln reisen. Was nicht so einfach ist bei der mangelnden Verkehrsdichte. Sie warten manchmal Tage auf einen „Ride“. Dann gibt es natürlich auch hier die reisenden „Särge“ von Rotel-Tours. Zwei dieser Ungetüme sind uns auf der Carretera Austral entgegen gerumpelt.
    Es war nicht leicht, auf dieser engen Straße diesen 40 Tonner-Ungetümen inklusiv Anhänger auszuweichen. Die Wohnmobile aus Europa sind eher in der Minderheit.

    Dann begegnet man Fahrzeuge wie von „Kondor-Reisen“, die eine Handvoll Touristen innerhalb ein paar Wochen mit Allrad-LKWs zu den Highlights Südamerikas karren, die dann in Zelten oder Hosterias übernachten. Eine, nach meiner Meinung, gute Möglichkeit diesen Kontinent sich anzusehen. Bis hierher diese kleine Zusammenfassung, doch jetzt wieder zum Verlauf unserer Reise.

    Von „Trevelin“ aus fuhren wir über die asphaltierte Routa 40 bis nach „El Bolson“, die im Reiseführer als „gesichtslose Hippiansiedlung aus den 60er“ bezeichnet wird.
    Vorher rasteten wir abseits der Straße, als plötzlich der rote VW Synchro mit Gisela und Peter auftauchte. Zusammen fuhren wir zu einem Polizeiposten an der alten R 40, wo wir mit deren Genehmigung übernachteten. Selbst hier lag noch von dem Vulkanausbruch bei Chaiten eine Menge Vulkanasche auf der Wiese. Gisela und Peter waren in Chaiten gewesen und erzählten uns wie es da aussah; Autos begraben unter Asche, meterhohe Staubschicht überall, leere Dörfer ohne Wasser.

    Am Abend feierten wir Abschied, denn die beiden hatten ihre Rückreise für Mitte April gebucht. Und wieder auf der „Grande Brasil“ mit der wir zusammen hierüber kamen. Wenige Meter neben unserem Platz konnten wir Adler beobachten, die sich durch uns kaum stören ließen. Am nächsten Tag ging es mit „rotweinschwerem Kopf“ nach El Bolson.
    El Bolson präsentierte sich uns als modernes sauberes Städtchen mit vielen Cam-pingplätzen. Unser Ziel war „Camping Cerveceria“, wo wir einen „Wäschetag“ einlegten. Diesen Platz hat vor ein paar Jahren ein Deutsches Paar aufgebaut. Den Campingplatz haben sie mittlerweile vermietet, das dazugehörige Restaurant bewirtschaftet ihre Tochter, und die kleine Bierbrauerei führt ihr Sohn als „Erlebnisbrauerei“. Das Ehepaar lebt nun in Cordoba und organisiert Touren und Reisen in die Anden.


    Weiter ging es ins Gebiet der 3 Seen im NP „Nahuel Huapi“. Wir haben einen Stellplatztipp bekommen, einsam am „Lago Steffen“. „Für Euer Auto kein Problem“, sagte Toni uns. Bei diesem Satz werden wir immer sehr misstrauisch, denn die meisten Leute berücksichtigen dabei weder unsere Breite oder die Höhe, noch das Gewicht. Als wir auf die Piste zum See einbogen, ahnten wir schon Böses, denn sie war jeweils nur von 10-14 Uhr in der einen und von 15 bis 19 Uhr in der anderen Richtung zu befahren. Um es kurz zu machen, der Weg durch diesen Urwald war "saueng" in Breite, Höhe - und die Beschaffenheit war grausam.
    Unser Wagen bekam eine Menge Kratzer und Schrammen ab, die vordere Abde-ckung der Markise wurde zertrümmert, und die Regenrinne über der Eingangstür total verbogen. Damit waren wir wirklich gut bedient, aber unsere Stimmung war nicht dazu angetan dort einige sorgenfreie Tage zu verbringen, zumal es heftigen Reiseverkehr auf dieser Straße seewärts gab. Wir warteten die Zeit ab und Punkt 15 Uhr ging es zurück bis auf einen Platz neben der Straße, an einem See mit einer Slipanlage. Es sah alles sehr gut aus, bis beim Dunkelwerden die Argentinier ihre Zelte aufschlugen und Feuer machten. Bis weit nach Mitternacht wurde gegrillt und palavert.
    Es war heiß im Auto, doch an Lüften war wegen des Qualms der Asadofeuers nicht zu denken. Ab 7 Uhr morgens waren die „Lokals“ dann wieder munter. „Wann schlafen die Argentinier eigentlich?“ Hat uns schon mal ein anderer Reisender gefragt. Wir wissen es nicht; wahrscheinlich nie.

    Über „Bariloche“, eine mittlerweile große, boomende Stadt an einem See mit unzähligen Feriensiedlungen, fuhren wir zu einem kleinen See an der Chilenischen Grenze. Eine Wiese wurde von einer Estancia zum Campingplatz ernannt, man kassierte 10 €, und wir durften direkt am Wasser stehen. Wir blieben zwei Tage und ruhten uns aus für die Fahrt ins Chilenische Seen- und Vulkangebiet.

    In „San Martin de los Andes“ blieben wir eine Nacht, um danach eine Piste südlich des „Vulcans Lanin“ nach Chile zu nehmen. Nach 108 Km landeten wir auf der Chilenischen Seite bei den „Termas Rio Liquine“, einem Urwaldort mit kleinen „Hütten“ . Der Chef erlaubte uns, auf dem großen Parkplatz im Gelände zu übernachten, denn am nächsten Tag wollen wir uns die Thermen gönnen. Auch zwei Bier gönnten wir uns nach dieser „Strecke“ über den „Paso Carirrine“. Wir informierten den Chef auch über die zerlegte Brücke, was er der Polizei meldete, damit diese Gefahrenstelle behoben werden konnte.

    Eigentlich wollte ich nicht mehr über die Pisten schreiben oder wie man diese „Verkehrswege“ nennen will. Doch heute haben wir uns in 8 Stunden 100 Km über diesen Pass angetan. Es waren die schlimmsten Kilometer, die wir in Südamerika erlebten. Wir haben durch unsere Höhe und Breite mehr Bäume „beschnitten“ als das ein normaler Waldarbeiter in seinem Leben tut. Die engen Passagen zwischen Felswänden und steilem Abgrund zu einem Bergsee hinab, kann ich genauso wenig fototechnisch belegen, wie die halsbrecherische, kurvige Abfahrten zwischen dicken Urwaldriesen und über ein Lavafeld, denn Marions total nasse Hände hätten keinen Fotoapparat halten können. Krampfhaft hielt sie die Sessellehnen umklammert, sie hatte panische Angst, und ihr sekündliches „pass auf“ wurde nur noch getoppt durch „ganz langsam“, was mich immer dann zu einer Vollbremsung veranlasste, denn dann war die Not am Größten.

    Mit Reduziergetriebe kletterte unser zuverlässiger „Dicker“ über Felsbrocken und in tiefe Querrinnen, so dass bei mir kein ungutes Gefühl aufkam. Natürlich war höchste Konzentration erforderlich, denn ich wollte nicht, dass etwas kaputt ging, so einsam und allein im Urwald. Ein Radwechsel wäre rein vom Platz her nicht möglich gewesen.
    Außer, dass uns mal wieder die Scheinwerfer ausfielen, passierte nichts. Man kann schlicht und einfach sagen, dieser Weg ist normalerweise unpassierbar. Aber das haben uns die Argentinischen Zöllner auf Anfrage nicht gesagt, obwohl es uns verdächtig vorkam, dass zwischen ihnen und den Chilenen 50 Km Urwald lag - eigentlich unpassierbar. Der Chilene meinte, dass die Strecke auf seiner Seite sehr gefährlich sei, aber wir sicher keine Probleme hätten.

    Was dachte der sich eigentlich dabei, denn 50 Meter hinter seinem Posten stand vor einer weiteren Holzbrücke ein Schild, dass diese nur für 6 Tonnen zulässig sei?
    Uns machte das weniger Gedanken, denn 6 Tonnen Brücken hatten wir bereits bis zur Grenze etliche hinter uns gebracht.
    Sogar eine, die mit 3 Tonnen ausgezeichnet war, haben wir problemlos überfahren, nachdem wir sie, nach einer Inspektion, für tauglich erachtet hatten.


    Ein Umkehren kam nie infrage, denn wer wollte auch diese elende Strecke wieder zurückfahren.
    Doch dann gibt es doch noch Fotos, denn Marion hat es bei einigen Brücken vorgezogen, auszusteigen und zu Fuß darüber zu gehen. Dann kam eine kleine, unbedeutende Brücke ohne Gewichtsangabe. 2 Meter lang und harmlos aussehend.
    Wie immer nahm ich auch diese Brücke mit Vollgas, nach mir die Sintflut. Und die kam: Ein lautes Krachen, ein Schlag auf die Hinterachse und der Wagen bekam hinten rechts gefährliche Schlagseite. Doch wir standen auf dem Trockenen.
    Marion lief zurück - die Brücke war eingekracht -kurze Inspektion unseres Autos -was soll schon bei einer belastbaren Hinterachse von 15 Tonnen passieren? Nichts! Und so war es. Marion lief zurück zur Minibrücke.


    Danach fotografierte mich meine Frau auf allen nachfolgenden Brücken vom gegenüberliegenden Ufer. Besonders gründlich haben wir eine lange Brücke, die ein tiefes Tal überspannte, inspiziert, denn das alte verwitterte Schild davon sagte, dass sie nur für 2,0 Tonnen zugelassen wäre. Das bezweifelte ich heftig, nicht nur weil der Weg zurück 100 Km lang war, denn sie sah für mich gut aus. Marion war auch der Meinung, dass sich diese Gewichtsangabe auf eine ältere Version der Brücke beziehen würde. Sie ging voraus und ließ mich allein rüber fahren, denn sie wollte mir Zeichen geben, damit ich mit den Rädern genau auf der Spur fahren konnte. Naja, einer muss wohl überleben, um nach Hilfe zu suchen, was hier wohl lange dauern würde, denn auf der ganzen Strecke und während des ganzen Tages ist uns Niemand begegnet.

    Ich musste Marion versprechen, dass das meine letzte „Abkürzung“ war. Sie hatte die Nase voll von „Off Road“. Dabei hat es sich eher um „Off Piste“ gehandelt, denn von einem Weg kann keine Rede sein. Ich muss es zugeben, dieses Fahren im Reduziergetriebe, das Klettern mit diesem tollen Auto über Stock und Stein, hat riesig Spaß gemacht - natürlich war es Arbeit. Aber wo darf man in Europa solche Strecken fahren?

    Wir machten uns in der Terma „Rio Liquine“ mit den Betreiber bekannt, beantworteten geduldig die üblichen Fragen von woher, wie, weshalb und wohin. Natürlich lehnten wir eine Besichtigung unseres Heims durch Chef und Anhang nicht ab. Man erklärte uns die Gegend, und dass man im Fluss tollen Lachs angeln könnte; doch wir wollten lieber einen kaufen. Hier lernten wir auch Juan und Sonia kennen aus „Vina del Mar“ am Pazifik kennen, die hier Urlaub machten. Sonias Eltern kommen aus Deutschland. Sie luden uns zu sich nach Hause ein.
    Tags drauf erschien die Chefin der Cafeteria mit ca. 1,5 Kg, am Morgen gefange-nem, frischen Lachs und 5 Eier aus ihrem eigenen Hühnerstall. Für die Eier wollte sie nichts und für den Lachs 1.015 Pesos, was etwa 1,25 € sind. Wir gingen danach den ganzen Tag in die heiße Therme, obwohl es während der Nacht und bis zum Nachmittag heftig geregnet hat - es war trotzdem göttlich. Den Nachmittagskaffee mit Kuchen nahmen wir in der Cafeteria ein, und abends ging es nochmals in die Therme. Bei der Chefin der Cafeteria bedankten wir uns mit zwei Malbücher und Malstifte für ihre Enkelkinder.

    Zwischen zwei Gängen in die Therme legte ich mich noch unters Auto, um nachzusehen was den Ausfall der Beleuchtung verursacht hatte. Auf diesen „Wegen“, wo unser Wagen springt wie ein Geißbock, ist ein solcher Ausfall nicht verwunderlich. Die eingebaute Lagerung und Verwindung von LKW zum Aufbau wurde durch Ormocar so perfekt ausgeführt, dass in unserer Kabine nichts kaputt ging; nicht einmal eine Türe ist aufgesprungen. Doch dies ist nur zu erreichen, wenn der Hilfsrahmen der Kabine und der Rahmen des LKWs flexibel verbunden sind. Durch die Sprünge und die Verschränkung durch Querrinnen und Schlaglöcher, hebt sich der Hilfsrahmen immer wieder, wodurch die Elektroleitung der nachträglichen (Vorschrift des Spanischen TÜVs) eingebauten Seitenbeleuchtungen, zwischen diese beiden Rahmen gekommen ist. Das war nun wieder bei der Leitung, die ich repariert und neu verlegt hatte, passiert. Also legte ich sie diesmal etwas weiter von Rahmen weg. Mal sehen, was passiert. Also mea culpa, mea culpa, mea culpa!!! (hoffentlich stimmt die Schreibweise, denn es ist schon lange her, dass ich Messdiener war).


    Tags drauf ging es mit funktionierender Beleuchtung zu den Chilenischen Seen. Unser erster Stopp war in „Panguipulli“ am gleichnamigen See. Am Ende des Parkplatzes zum Strandbad fanden wir einen guten Übernachtungsplatz.

    Dort stand ein Chilenisches Wohnmobil, besetzt mit Großeltern, zwei Töchtern und drei Enkelkinder, die aus „Ciudad Aleman“, einem Nachbarort von „Vina del Mar“ kamen. Da der 69jährige über Nacht am Auto Licht brennen ließ, sprang der Wagen nicht an. Wir überbrückten die Batterien und überglücklich fuhren sie weiter, nach langen Verabschiedungsszenen. Eine Enkeltochter von ihnen besucht die Deutsche Schule in ihrem Heimatstädtchen.

    Eine Reise unter dem Kreuz des Südens


    9 Monate ----- 20.000 Km ----- 6 Länder

    Argentinien-Chile-Bolivien-Parguay-Brasilien-
    Uruguay

    „Der Routenverlauf unserer Reise“


    Von Buenos Aires nach Ushuaia

    3.November 2008: Ankunft in Buenos Aires. Einkaufen im Carrefour, Autoversicherung bei Allianz abschließen und einen neuen Laptop kaufen, war die Beschäftigung der ersten Tage.


    Dann sahen wir uns natürlich alles an, was in dieser riesigen Stadt sehenswert ist, natürlich auch am Sonntagmorgen den Flohmarkt in San Telmo. Nach einer Nacht auf dem empfohlenen Buquebus-Parkplatz für teure 8,50 € stellten wir uns für die nächsten Tage in eine Straße am Parque Natural Costanera Sur, kostenlos und mit einem Wasserhahn in der Nähe. Wir hatten keinerlei Probleme dort. Am 11.11.08 ging es dann los, Richtung Süden.
    Zuerst hat mich, dann Marion eine Grippe erwischt, an der wir 3 Wochen zu knappern hatten. In dieser Zeit hatte ich keine große Lust, an dem Reisebericht zu schreiben. Zuerst wollte ich auf Marions schriftliche Notizen zurückgreifen, und in der Folge das abschreiben, was sie in ihr Tagebuch notiert hatte. Doch nach einigen Tagen habe ich das aufgegeben, da alles zu detailliert und umfangreich ist. Deswegen hier kurz eine Zusammenfassung unserer Eindrücke der ersten 4 Wochen in diesem riesigen fremden Land.

    Wir mussten Strecke machen, denn wir wollten zu der „sagenhaften“ Halbinsel Valdez. In Bonita Juarez kauften wir ein und bekamen einen Tipp im Supermarkt, uns für die Nacht in den Parque Municipal zu stellen. Es war ein toller Platz, doch leider bekam ich eine starke Erkältung, an der ich zwei Tage später auch Marion teilhaben ließ.


    Als wir am Atlantik angekommen sind, wollten wir an der N 1 an der Steilküste übernachten. Doch der Patagonische Wind erreichte Sturmstärke, und wir mussten in der Nacht flüchten, so sehr hat unser Auto gewackelt. Einige Kilometer weiter parkten wir im Windschatten auf dem Parkplatz eines Restaurants, das in der Vorsaison nur am Wochenende bewirtschaftet wurde. Hier wollten wir, umgeben von einer großen Anzahl von Papageien, unsere Grippe auskurieren. Als es uns besser ging, besuchten wir 3 Kilometer weiter eine große Seelöwen-Kolonie. Zum ersten Mal erlebten wir diese gigantischen Tiere so nahe.

    Wir fuhren bis St. Antonio/Oeste auf einer Piste, die durch ein riesiges Dünengebiet führt, vorbei an traumhaften Stränden mit Kormoranen. Schildkröten, die auf der Piste spazieren und Papageien sind unsere einzigen Kontakte, denn auf über 100 Km sehen wir kein einziges Auto. St. Antonio/Oeste ist ein Kaff wie aus einem Wild-West Film entsprungen; die Straßen sind nicht asphaltiert, aber in dem „Edelsupermarkt“ gibt es Alles. Anschließend haben wir an der Lagune gut und ruhig geschlafen. Unsere Grippe bleibt weiter hartnäckig bei uns, so dass wir uns entschlossen haben, ein Breitbandantibiotikum zu nehmen.
    Am Morgen haben wir dann Wale in der Bucht entdeckt. Eine ganze Familie Pottwale - riesige Kerle. An unserem einsamen Strand fanden wir bei einem Spaziergang eine verendete Walkuh und nicht weit davon entfernt, ihr verendetes Junges.
    Am 20.11.08 kommen wir in „Pyramide“ auf „Valdez“ an. Immer noch etwas erkältet, aber wir fühlen uns schon besser.
    Auf einer Inselrundfahrt beobachteten wir an den ausgewiesenen Punkten Seeelefanten, Wale und Seelöwen. Auf der Insel gibt es schön gelegene Salzseen, an deren Ufer wir Nandus und Pampahasen entdeckten. Auf der Rückfahrt haben wir einen Franzosen aus dem Sand gezogen, der sich hoffnungslos festgefahren hat. Die ganze Inselrundfahrt waren etwas über 230 Km. Valdez wird hoffnungslos vermarktet. Mit Bussen werden die "Touris" haufenweise angekarrt. Wir waren nicht begeistert von dem was da geboten wird, zumal der Eintritt in den Park mit 25 € uns unverschämt hoch vorkam.


    Am Tag drauf ging es Richtung „Punta Tombo“, eine Stelle wo Hunderttausende von Pinguinen leben sollen. Als wir auf die ausgewiesene Piste einbogen, siehe da, alles asphaltiert! Viele Touribusse kamen uns entgegen. Hier wollten wir nicht noch einmal das Gleiche wie auf „Valdez“ erleben und entschlossen uns, kurzum die Piste Richtung „Capo Dos Bahia“ zu nehmen, da es dort auch eine Pinguin-Kolonie geben soll.
    (Übrigens ist die Kupplung des Magirus seit 2000 Km OK. Meine Laienreparatur war erfolgreich.)
    Diese 120 Km Pistenfahrt war ein Hammer. Off-Road pur, in einer wilden „Mondlandschaft“.
    Es machte riesigen Spaß. Wo kann man so noch in Europa fahren?
    In „Camarones“ standen wir 3 Tage „mutterseelenallein“ am Strand und heilten unsere Grippe nun endlich völlig aus. Bis zur Pinguin-Kolonie waren es herrliche
    35 Km Pistenstrecke. Guanakos ließen sich kaum durch uns stören, Nandus kreuzten unseren Weg und wir scheuchten Pampahasen auf. Der Gang durch die Pinguinen-Kolonie war ein Erlebnis. Am Strand lagen Seelöwen faul in der Sonne. Außer uns war Niemand hier. Es war ein perfekter Tag. Dieses Fleckchen Erde war das bisherige Highlight unserer Reise.


    Am nächsten Tag ließen wir die Küste hinter uns und fuhren in Richtung der versteinerten Wälder. Die Fahrt ging 40 Km über Piste direkt durch ausgedehnte Erdölfelder. In „Sarmiento“ stellten wir uns für 5 Tage auf den örtlichen Campingplatz, um Wasser aufzufüllen und Wäsche zu waschen. Hier erlebten wir was ein Argentinisches Wochenende bedeutet. Marion notierte an diesem Tag (29.11.08):


    ...zu den „Bosques Perificades“, windstill, nur 21 Grad um 10 Uhr, es wurde doch noch schön warm, und wir haben uns über 4 Stunden in den versteinerten Wäldern aufgehalten. Das war wirklich sehr schön und auch die Landschaft dort draußen hat uns sehr gut gefallen. Sind am Abend zurück zum Campingplatz gefahren und da ist die Hölle los. Alle Grills haben geraucht, Familien und Gruppen junger Leute sowie Leute der hiesigen Garnison haben gegrillt, Musik gehört und gespielt. Sind auch mit ein paar Leuten ins Gespräch gekommen, war sehr nett. Dass es die ganze Nacht ging, bis nach 3 Uhr, war weniger nett, denn an jedem Grillplatz wurde eine andere Musik gespielt - alle jedoch mit voller Lautstärke. Und morgens um 7 Uhr waren alle wieder fit. Wir haben kaum geschlafen.

    Zwei Tage haben wir in einem kleinen hübschen Küstenort gestanden; „St. Julian“. Hier haben wir ein weiteres „Hobby“ der Argentinier kennengelernt - Rush- Hour spielen. Am Abend sind ..zig Autos über die Promenade gefahren; hin und her, her und hin, stundenlang die gleichen Autos: Fenster auf, laute Musik, hupen nach Jedem, den man kennt und das mit laut röhrendem Auspuff.
    Hier werden spezielle Auspuffanlagen gebaut. Da hört sich ein alter Fiat wie ein Ferrari an. Jedes Mal, wenn ich dachte, ein toller V8 fährt vorbei, war es eine alte Schüssel, die jeden TÜV-Mann erschreckt hätte.
    An Schlafen war wieder mal nicht zu denken. Wir sind dann auf die ehemalige „Estancia Monte Leon geflüchtet.

    Heute haben wir den 3.12.2008. Wir stehen auf der „Estancia Monte Leon“, die gerade in ein Museum umgebaut wird, welches die Arbeits- und Lebensweise der früheren Bewohner darstellen soll. Dieses Gebiet wurde zum Nationalpark ernannt, und die Rangerin gab uns umfassende Informationen über diesen Park, den wir erst Morgen befahren können, da durch starke Regenfälle er auch mit unserem Fahrzeug unpassierbar sei. Sie gab uns auch den Tipp, falls wir bei unseren Spaziergängen auf das Pumaweibchen mit seinen zwei Jungen treffen sollten, nach ihnen mit einem Stein zu werfen, dann würden sie sich entfernen. Ich hoffe, dass darüber auch das Pumaweibchen informiert ist. Mal sehen wie es wird.


    Im „Naturpark Monte Leon“ hat es uns sehr gut gefallen, und wir sind 3 Tage dort geblieben; sahen uns eine Seelöwenkolonie, eine Pinguin-Kolonie und eine Insel voller Kormorane an. Täglich besuchten uns eine Guanako-Herde und ein Ibis-Pärchen. Eines der Guanakos besuchte täglich Marion, die jedes Mal aus nächster Nähe mit ihm redete. Schon ein seltsamer Anblick.

    Hier trafen wir Anita und Andrej aus Dresden mit ihrem Allrad-Sprinter. Wir machten unser erstes Asado und die Frauen backten Kuchen. Es waren ruhige schöne Tage, wenn auch mit stürmischem Patagonischen Wind und nächtlichen 12 Grad.
    Der Wind setzt hier einem schon richtig zu, macht einen mürbe, wenn er so mit 120 Km/h ständig weht und in Sturmböen noch stärker wird. Patagonien ist ein extremes Land, extremer Sturm, extreme Witterung und Temperaturschwankungen von 35° am Mittag auf 14° am Abend, und Menschen mit extremer Art und Weise zu leben. Autofahren ist auch nicht besonders schön, denn man segelt hart am Wind, auch mit 9 Tonnen. Bei Gegenwind, wenn eine kleine Steigung kommt, glaubt man förmlich stehen zu bleiben. Doch wir hatten bisher Glück, denn bei 80 % unserer Fahrtage kam der Wind entweder von hinten seitlich oder wir hatten die heißen windarmen Tage erwischt, dafür aber extrem geschwitzt.

    Den 2. Adventssonntag haben wir in „Rio Gallegos“ verbracht, bei starkem Sturm und 13°. Am Fluss standen Supervillen und davor führte eine vierspurige Straße vorbei, die abends und die halbe Nacht (bis 4 Uhr) die Strecke fürs Rush-Hour-Spielen war. Neben uns parkten die Autos kurzzeitig und ließen, nicht nur die Radios bei offenem Fenster röhren sondern taten das Gleiche mit ihren aufgebohrten Auspuffanlagen. Weder wir noch unsere Dresdner konnten in dieser Nacht ein Auge zu machen. Natürlich flüchteten wir morgens gleich aus dieser größten Stadt Südpatagoniens.

    Von einem Kratersee, 5 Km vor der Chilenischen Grenze, der „Laguna Azur“ hatten wir gehört (stand in keinem Reisebuch bzw. Bericht). Hier wollen wir uns ein paar Tage aufhalten. Wir haben uns mit allem Notwendigen für diese Tage eingedeckt. Unter anderem mit zwei teller-grossen, echt Argentinischen Rindersteaks (beide für zusammen 2,50 €). Dieses Fleisch ist eine Sünde wert, mit einem unbeschreiblichen Geschmack.
    Die Tage an dem Vulkankrater waren sehr erholsam. Dort trafen wir wieder Anita und Andrej und die beiden Pick-ups aus Augsburg. Wir fuhren einen Tag später als die anderen weiter und verabredeten uns für Weihnachten mit den Dresdnern in Ushuaia.

    Bereits nach 5 Kilometer kamen wir an die Chilenische Grenze und mussten dort unsere Zwiebeln und den Kürbis der Einfuhrkontrolle übergeben. Das brachte Marions Essensplan etwas durcheinander, denn wir hatten uns auf die Kürbissuppe sehr gefreut.
    Hier, wie auch bei der Ausreise am gleichen Tag, waren die Herren vom Zoll total begeistert einen Magirus zu sehen. Der Wagen muss in Chile einen enormen Status haben. Der Zöllner und sein Kollege kamen extra vor das Gebäude und steckten ihre Köpfe unter die Kotflügel, um sich alles genau anzusehen. Wir wunderten uns sehr darüber und verstanden eigentlich die ganze Sache nicht so richtig. Noch weniger verstehe ich einen englischen König von 1901. Ihm ist zu verdanken, dass wir durch diese kleine Ecke von Chile auf Feuerland über die schlechteste Piste fahren mussten, die wir je gesehen haben; 40 Km/h, mehr ging nicht.


    Ich wusste nicht, dass es schon 1900 in England „Stoff“ gab. Ihr König war damals jedenfalls total zugekifft. Anders ist nicht zu erklären, wieso er den Schiedsspruch fällte, zwischen Argentinien und Chile auf Feuerland mit dem Lineal die Grenze zu ziehen. Jedenfalls hat der „Junkie“ sich zumindest um ein Grad nach Osten vertan. Nur so ist zu erklären, dass das Argentinische Feuerland durch eine kleine Ecke Chilenischer Pampa vom übrigen Land getrennt ist. Einen Längengrad weiter westlich das Lineal angesetzt, und Argentinien wäre ein zusammenhängendes Land, und man hätte die Teerstraße bis Ushuaia durchgezogen. Wozu die Chilenen natürlich keine Veranlassung sehen.
    Diese Englische „Unzulänglichkeit“ scheint aber beispielhaft gewesen zu sein. Knapp ein halbes Jahrhundert später hat ein anderer „Inselbewohner“ dem Staat Israel ein Staatsgebiet zugewiesen und genauso „sinnvolle“ Grenzen gezogen. Den Ärger hat die Welt heute noch. Obwohl damals zur Debatte stand, Israel in Patagonien zu gründen. Und war nicht auch ein Engländer beteiligt, als die Westmächte nach dem zweiten Weltkrieg die Ostgrenzen von Deutschland gezogen haben?
    Die Oder-Neiße-Linie! Dass die Amerikaner außerhalb USA keinen Plan haben, ist wohl bekannt, aber die Inselmenschen sollten gewusst haben, dass es zwei Neißen gibt. Natürlich haben die Polen die Görlitzer-Neiße genommen, denn die liegt ja weiter westlich, was ihnen nur zugutekam. Also ihr Inselaffen, bitte den Politikern keinen Stoff mehr geben, sonst wird es wohl noch schlimmer!!!!!
    Jetzt habe ich genug politisiert und auf „Fast-Europäer“ von der Insel genug geschimpft.

    Unseren nächsten Stopp, nach einer anstrengenden Fahrt mit zwei Grenzübergängen und einer Verschiffung über die „Magelanstraße“, legten wir in „Rio Grande“ ein. Wie es im Prospekt heißt, der Hauptstadt des Windes. Dem tat sie alle Ehre. Ca. 120 Km/h, aber immerhin warm. Morgen, am 11.12.08 wollen wir endlich diese trostlose Pampa verlassen und nach 4 Wochen eine lebensfrohere Landschaft erleben und an die Seen auf Feuerland fahren.

    Auf einer einsamen Schotterpiste ging es im Schneckentempo an den „Lago Yehuien“.
    An einer alten, verfallenen Feriensiedlung standen wir ganz alleine direkt am See mit Blick auf die „Cordilliera Darwin“. Hier legten wir 5 Ruhetage ein, bei wenig Wind und viel Sonnenschein, aber kühl.


    Über „Tolhuin“ am „Lago Fagnano“ ging es weiter zu unserem südlichsten Punkt. In „Tolhuin“ fanden wir eine offene W-LAN vor einer Bäckerei. Zwei Stunden E-Mail schreiben, Bankdinge erledigen etc., danach fanden wir einen guten Stellplatz am See. Ganz in der Nähe hat sich ein Brasilianisches Paar auf Hochzeitsreise mit ihrem Leihwagen im Kies festgefahren. Unser „Dicker“ durfte nach „Valdez“ zum zweiten Mal in diesen Wochen sein Können zeigen und den Havarierten befreien.

    Das Wetter war uns aber hier zu ungemütlich, und wir fuhren tags drauf weiter zur „Estancia Harberton“ direkt am „Beagle Kanal“. Hier schlugen wir für 3 Nächste unser Camp am südlichsten Punkt unserer Reise auf. Dieses Ereignis wurde natürlich gebührend mit Sekt gefeiert, zusammen mit Anita und Andrej, die ein paar Stunden nach uns auf demselben Platz eintrafen. Außer ihnen trafen wir ein Französisches Paar, so Mitte 40 mit zwei Kindern. Seit 5 Jahren sind die vier mit ihrem MAN Doppelkabiner, mit großem Aufbau unterwegs; von Asien über Afrika und jetzt seit einem halben Jahr in Südamerika.
    Auch unsere zwei Augsburger Pick-Ups trafen wir „onroad“ wieder. Sie hatten nur einige Kilometer von uns entfernt campiert. Da sie Ushuaia und den Nationalpark „Tierra del fuego“ schon besucht hatten, versorgten sie uns mit wertvollen Infos. Auch darüber, wo man eine offene W-LAN finden kann.
    Vorgestern besuchte uns Paula aus Holland mit einem jungen Brasilianischen Pärchen.

    Die Holländer ankerten mit ihrem Segelboot in einer Bucht in der Nähe und waren auf einem Spaziergang. Sie luden uns zu sich nach Ushuaia zu Weihnachten aufs Boot ein. Doch ein Wiedersehen sollte schneller klappen, denn gestern, auf unserer Wanderung, sahen wir, wie sie mit ihrem Segler in eine Bucht zum Ankern einbogen. Peter rief uns zu, dass er uns mit dem Dingi zum Kaffee abholen will. So verbrachten wir ein paar schöne Stunden auf seinem sehr luxuriösen Segler „Pacific Blue“. Ich war von dem technischen Equipment des Bootes hin und weg. Sie nahmen unsere Gegeneinladung zum abendlichen Apero an und wir trafen uns in unserem Mobil am gleichen Abend. Als sie uns verlassen hatten, feierten wir mit Anita, Andrej und Sekt das Erreichen des südlichsten Punktes unserer Südamerikareise. (GPS-Daten: S 54. 52,573 W 067. 18,191)

    Von jetzt ab geht es nur noch Richtung Norden, und der erste Haltepunkt war die südlichste Stadt der Welt „USHUAIA“ am Beagle-Kanal. In vielen Reisebüchern und –berichten stand noch, dass man sich vorher mit Lebensmittel etc. eindecken solle, denn in Ushuaia gäbe es nichts. Teilweise waren diese Informationen erst 2 Jahre alt. Man konnte sehen, wie sich die Dinge in Südamerika schnell ändern. Im Supermarkt „La Anonima“ gab es Alles. Eine Obst- und Gemüseauswahl, wie wir sie in Argentinien noch nicht gesehen hatten. Außerdem viele Leckereien für Weihnachten, Bier und andere alkoholische Getränke ca. 15 % billiger als im übrigen Argentinien.
    Mit reichlich aufgefüllten Beständen ging es in den Nationalpark „Tierra del Fuego“. Am Eingang machten wir mit einer Argentinischen Eigenart Bekanntschaft, denn die Preisliste für den Eintritt zeigte: Einheimische 4 Peso; Argentinische Urlauber 7 Peso und Fremde 30 Peso pro Person und Tag. Dasselbe haben uns andere Reisende vom Tanken erzählt. Bei der staatlichen Tankstellenorganisation YPF sind die Preise in Patagonien subventioniert, und der Liter Diesel kostet statt 2,7 Peso nur 2,044 Peso. Von den Reisebekannten wurde jedoch ein Preis von über 3 Peso verlangt, da sie Touristen seien - und mussten immerhin 50 % mehr als Argentinier zahlen. Diese Anweisung käme „von oben“, also staatlicherseits. Wir haben bisher jedoch immer zu dem Preis für Argentinier getankt.

    Zwei Nächte haben wir im Nationalpark kostenlos campiert und per Fuß den Park erforscht. Wir hatten eine Begegnung, auf die wir gerne hätten verzichten können. Denn ca. 20 Meter vor uns kreuzte in Seelenruhe ein grauer Wolf unseren Wanderweg. Jeder kann wohl verstehen, dass ich bei dem Anblick dieses großen Tieres (größer als ein Schäferhund) nicht sofort an das Fotografieren dachte. Wir standen entweder nicht auf seiner Speisekarte, oder er war gerade satt. Glück gehabt!
    Die Nacht durch hat es heftig geregnet und die Temperatur fiel unter 4°, und morgens waren die Berge bis tief in die Baumzone hinein voller Neuschnee.


    Zum ersten Mal auf unserer Reise haben wir morgens, als der Regen in Schneeregen überging, die Heizung eingeschaltet. Doch wie es hier so üblich ist, ändert sich das Wetter schnell, und wir konnten bei kühlen Temperaturen und Sonne wieder wandern.
    In dem Park haben wir wieder Eckhard und Maria mit ihrem grünen Rundhauber-Mercedes getroffen und besprochen, wie wir gemeinsam mit anderen Reisebekannten Weihnachten verbringen wollen. Am 22. wollen wir uns auf dem Parkplatz am Yachthafen treffen und weiter sehen.

    Zwischenfazit:
    In knapp 7 Wochen haben wir auf unserer Fahrt in Argentinien 4.650 Km zurückgelegt. Die Routa 3, die in Buenos Aires beginnt und im NP „Tierra del Fuego“ endet, ist mittlerweile durchgehend geteert. Nur das Stück durch Chile ist Schotterpiste (vor 4 Jahren waren 700 Km noch Piste). Da wir oft von der R 3 abgefahren sind, waren wir ca. 1.100 Km auf Piste unterwegs, die aber überwiegend gut zu befahren war. Wir hatten viele nette Begegnungen und Gespräche mit Einheimischen und viele andere Reisende kennen gelernt. Die Natur und die Tierwelt haben uns begeistert. Überrascht waren wir darüber, dass wir überall ungestört übernachten konnten. Nie hatten wir ein Gefühl der Unsicherheit. Die Argentinier waren ausnahmslos höflich, nett und liebenswürdig zu uns und immer hilfsbereit. Natürlich wollten sie alles Mögliche wissen, was gelegentlich nervte, da wir alles jeweils zum X-ten Mal erzählen mussten. Marions Spanisch-Kenntnisse waren völlig ausreichend, und wir kamen damit sehr gut durch. Unser „„Dicker““ hat uns nie im Stich gelassen. Er meisterte alle Anforderungen und ging sehr sparsam mit Diesel und Öl um.


    Süd-Patagonien[size=large][/size]

    Am 26.12.2008 starteten wir in „Ushuaia“, nachdem wir eingekauft hatten, die Gasflaschen aufgefüllt und Wasser getankt hatten. In „Tolhuin“ tankten wir wieder für 2,044 Peso pro Liter und stellten uns vor die bereits bekannte Bäckerei, um über W-LAN ins Internet zu gehen. Bis „Rio Grande“ hatten wir starken Gegenwind und dort stürmte es wie immer, ist eben die Hauptstadt des Windes. Am selben Tag gaben wir unsere „Großwäsche“ in der Wäscherei ab, die wir am selben Abend gegen 21 Uhr, komplett schrankgerecht zusammengelegt, abholen durften.

    Windgeschützt und sehr ruhig übernachteten wir bei der „Salesianer-Mission“ 10 Km außerhalb der Stadt. Am darauffolgenden Tag reisten wir in Chile ein und dann ging es 180 Km wieder über die bekannte wüste Steinpiste bis zur Magelanstraße. Weil ich zu einem nachfahrenden PKW höflich sein wollte, ließ ich ihn auf dieser sehr engen Piste überholen. Leider scherte er zu früh ein, und wir bekamen einen Stein auf die Windschutzscheibe. Zwei Risse wurden von Minute zu Minute größer - unsere Scheibe war hin. Gott sei Dank, dass wir eine Verbundglasscheibe haben. Mal sehen, ob sie unsere Reise durchhält, denn in Südamerika ist kein Ersatz zu bekommen. Dann stellte auch noch unser Tacho, einschließlich Kilometerzähler seine Arbeit ein. Auch unser Auspuffkrümmer, den wir in Marokko schweißen ließen, schien jetzt an der anderen Stelle zu reißen, er wurde immer lauter. Wir hatten genug von der elenden Chilenischen Schotterpiste und wählten nach Puerto Natales einen 50 Km Umweg über die Asphaltstraße.

    Doch zuvor ging es per Fähre, bei Sturm und starkem Seegang über die Magelanstraße. Gewaltige Brecher kamen über die 3 Meter hohe Reling und duschten unseren „Dicken“ gewaltig. Selbst der Mannschaft schien der Seegang bedenklich vorgekommen zu sein, denn sie verlangten für die Überfahrt nur noch die Hälfte des Preises der Hinfahrt. Unterwegs, in „Villa Tehuelches“, einer kleinen Häuseransiedlung übernachteten wir, total ungestört, vor einer Schule. Auf der Fahrt dorthin und die ganze Nacht über hat es heftig geschüttet. Wir waren diesmal froh über den Regen, dadurch wurde das Salzwasser gründlich vom Wohnmobil abgespült. Die Temperatur fiel in dieser Nacht unter 3 Grad. Wir haben schließlich Sommer in Patagonien.

    Dieses „tolle“ Sommerwetter änderte sich auch in „Puerto Natales“ nicht. Doch der Wind ließ nach und er hatte erstmals seit langer Zeit keine Sturmstärke.

    Hier trafen wir Toni und Brigitte wieder, auch die Schwester von Anita mit Mann kam uns hier entgegen und spät am Abend trafen auch Anita und Andrej noch ein. Jetzt waren all diejenigen wieder am gleichen Ort, die zusammen Heiligen Abend gefeiert haben.

    Am 29.12.08 wollen wir Richtung „Torres del Paine“ fahren, um im Park Silvester zu feiern.
    Tags drauf sind wir zum Tanken gefahren. Dort zeigte man uns den Weg zu einem Mechaniker, der in einer Holzbaracke seiner Arbeit nach ging - aber er hatte Ahnung. Er stellte fest, dass der eine Auspuffkrümmer Rostlöcher hatte, dadurch war der Wagen laut, und beim Starten trat Qualm aus diesen Löchlein. Eine Reparatur war nicht nötig. Bei dem Tacho könnte sich die Befestigung der Tachowelle gelöst haben oder sie ist gebrochen, meinte er. Ich werde mal bei schönerem und wärmerem Wetter unters Auto kriechen und nachsehen. Auch die Risse in der Windschutzscheibe sahen Ok aus. Wir kauften eine Isomatte und klebten diese auf die unteren 30 Zentimeter der Scheibe. Ein weiteres Loch sollte nicht mehr dazukommen.

    Auf einer 120 Km langen Rüttelpiste ging es in den Park. Kurz nach der Einfahrt in den Park war Schluss für uns, denn eine Brücke versperrte uns den Weg. Wir waren zu breit und zu schwer, deswegen campierten wir direkt neben der Brücke am Fluss.

    Tags drauf wollten wir den Aufstieg zu den drei Torres wagen.
    Wie soll ich diesen Tag beschreiben, der ein Auf und Ab unserer Gefühle war. Hier in Patagonien sagen die Leute, dass man an manchen Tagen alle vier Jahreszeiten erleben kann. Wir hatten so einen Tag erwischt.

    Als wir gegen 10 Uhr aufbrachen, hatten wir tollen Sonnenschein bei ca. 14 Grad, schließlich war das ein Sommertag. Dann erlebten wir den Frühling, so April, mit Regen und noch niedrigeren Temperaturen. Zwischendurch meldete sich der Herbst, mit den üblichen Stürmen. Nachdem wir über ein Geröllfeld, mit großen Felsen, geklettert sind, begann ein Eisregen, der oben bei den drei Torres in ein Schneegestöber mit minus 5 Grad überging. Es war schweinekalt und als Dank, dass wir jetzt 4 Stunden gekraxelt waren, blieben die Torres im Nebel und gönnten uns nur ab und zu einen Blick auf ihre Schönheit.

    Dann ging es weitere 4 Stunden zurück, wieder durch alle vier Jahreszeiten. Wir waren total platt. Nur dank des Trainings mit unserer Wandergruppe von Moraira war es uns überhaupt möglich, diese Anstrengungen durchzustehen.

    Ich will nicht versäumen, mich hier nochmals für das Mitnehmen von unserem Stellplatz zum Basiscamp zu bedanken. Auf dem Hinweg nahm uns ein junges Italienisches Paar in ihrem Argentinischen Leihwagen mit und auf dem Rückweg hatten wir Glück, dass ein Österreichisches Paar mit ihrem Chilenischen Leihwagen den gleichen Weg wie wir hatte.

    Am darauffolgenden Tag pflegten wir unseren Muskelkater, fuhren auf den Campingplatz „Pehoe“, um Wäsche zu waschen und den Silvesterabend vorzubereiten. Der Campingplatz „Pehoe“ war toll. Eine grandiose Aussicht, eine Schutzhütte und Grill direkt am Stellplatz und wir hatten eine schöne Silvesterfeier mit Andrej, Anita, Brigitte und Toni.

    Am 1.1.09 trauten wir uns wieder eine kleine Wanderung zu und fuhren zum „Lago Grey“ der einige Eisberge führte. In 3,5 Stunden wanderten wir zum „Gletscher Grey“.


    Dann ging es weiter nach „El Calafate“, wo die Regierenden Argentiniens der letzten Jahre, die „Kirchners“ herkommen und denen dort alles gehört. Das merkten wir auch schnell. Dieses abgelegene „Kaff“ hatte eine 4-spurige Hauptstraße, Straßenlaternen überall, beste Infrastruktur, leider auch einen 50 %ig höheren Dieselpreis für Ausländer und für diese auch einen 4,5 fachen Eintrittspreis in den Nationalpark. Eine solche Ausländerfeindlichkeit wäre in Deutschland undenkbar.


    Trotzdem sind wir natürlich in den Park gefahren, denn das Highlight einer Südamerikareise ist nun mal dieser sagenhafte Gletscher.

    Diese gewaltigen Eismassen in nur 50 Meter Entfernung zu erleben und zu hören, wie es darin knistert und kracht, ist einfach sagenhaft. Wie mit einem Schlag, wie bei einer Sprengung, gewaltige Eisberge ins Wasser stürzen, das ist schon einmalig. Wir haben ca. 50 Meter oberhalb des Gletschers in einer Entfernung von ca. 100 Meter im Mobil übernachtet. In dieser Nacht muss ein gewaltiger Teil der Eismassen abgebrochen sein, denn es gab erst einen gewaltigen Schlag und dann vibrierte das Auto durch die dadurch ausgelöste Erderschütterung. Es war einfach grandios, unvorstellbar.

    Die darauffolgende ruhigere Nacht verbrachten wir am „Lago Roca“, ein kleiner, südlich des „Lago Argentino“ gelegener See. Hier konnten wir eine große Anzahl Kondore beobachten. Ruhig und gelassen segelten diese großen Vögel über der weiten Landschaft.


    Auf der Fahrt in den nördlichen Teil des NP „Parque Los Glaciares“ war die Routa 40 fast durchgehend geteert. Doch 10 Kilometer der legendären Straße waren noch im Urzustand, die heute Niemand mehr braucht. Es ging dabei wieder über übelste Steinpiste mit riesigen Wellen „feinsten“ Wellblechs. Dabei waren meine Gedanken bei Andrej, der dabei sicherlich Angstschweißausbrüche wegen seines „Allrad-Sprinters“ hatte. Denn er leidet bei jedem Schlag mit seinem Auto mit. Seine Frau sagte immer: „Andrej trägt das Auto über die Pisten.“ Unser Magirus fuhr auf.


    Was uns alle, den Magirus und die Insassen, seit Wochen begleitet, ist der permanente Patagonische Wind. Wobei man nicht von Wind in dem Sinne wie wir ihn kennen, sprechen kann, denn er weht in Starkwind- bis zur Sturmstärke. Und das immer. Einmal glaubten wir, unser Wagen hätte keine Leistung mehr, da wurden wir beim Aussteigen einfach umgeweht. Die entsprechenden Verkehrszeichen sind absolut überflüssig, man merkt es auch so. Es nervt einfach unheimlich, und wir sehnen uns endlich mal wieder nach Windstille, Wärme, beständigem Wetter und Essen im Freien. Patagonien wird wohl nicht mehr unsere Lieblingsregion werden, obwohl die Tiere und die Landschaft toll sind. Doch die meisten der herrlichen Seen kann man nicht anfahren, geschweige sich dort hinstellen, denn in einem Abstand von 20 Meter links und rechts der Straßen sind Zäune, die um die riesigen Flächen der Estancias gezogen wurden - Privatbesitz, betreten verboten. So muss man seine Tagesetappen genauestens planen, damit man einen Übernachtungsplatz findet, denn die Distanzen von Ansiedlung zu Ansiedlung sind in den wenigsten Fällen kürzer als 200 Km.

    Am 5.1.2009 sind wir zum Nordteil des Nationalparks „Los Glaciares“ gefahren, um uns die Gegend um das Bergmassiv „Fitzroy“ anzuschauen. Station machten wir im kleinen Bergsteigerdorf El Chalten, das nur aus Cabanas, Hotels und kleinen Geschäften bestand, und natürlich eine Tankstelle hatte, die Diesel für nur einen Preis verkaufte, aber immerhin für 2,89 Pesos. Wir übernachteten auf einem Campground vor dem Ort. Am anderen Morgen wollten natürlich bis zum Eingang des Parks fahren, und ich ließ mich auch nicht von so kleinlichen Hinweisschilder an den Brücken abhalten, die sagten, dass die Brücke nur 3 Meter breit sei und nur einen Traglast von 6 Tonnen hätte. Wir machten uns leicht und fuhren mit viel Schwung über diese kurzen Brücken. Als dann die dritte, eine lange über einen tiefen Fluss gespannte Brücke kam, streikte Marion und ich musste umkehren.
    Wir unternahmen noch einen leichten Fußmarsch zu einem herrlichen Wasserfall und entschlossen uns abends mal wieder Pizza essen zu gehen. Es wurde ein gelungener Abend.
    Tags drauf ging es gutgelaunt Richtung Norden, über die legendäre Routa Cuarenta (AR 40) zu den „Cueva de las Manos“. Unser Tagespensum lag heute bei 450 Km.
    Die ersten 80 Kilometer gingen über neuen Asphalt. Ich meinte schon, dass man die so berühmt-berüchtigte AR 40 auch mit dem Rollstuhl befahren könnte. Wo sind die guten alten Entdeckerzeiten geblieben? Ich wäre besser ruhig geblieben, denn nach 80 Km war Schluss mit lustig. Die „alte“ Cuarenta schob sich unter unsere Räder. Über 300 Km übelster Schotterweg, mal superbreit und gut geschoben, meistens jedoch superschmal und mit aufgeschütteten Hügeln zwischen den Rädern, und dann wieder dicke feste Kieselsteine, schafkantige spitze Steine und viel zu oft große Schlaglöcher, die von ekeligem Wellblech abgelöst wurde. Auf dieser Straße darf man kein geliebtes, neues Deutsches Auto haben. Pannenhilfe haben wir natürlich auch mal wieder bei einem Argentinier leisten dürfen, dessen 35 Jahre alter Ford Falcon (bei uns Ford Granada) nicht mehr wollte. Aber irgendwie haben wir diese lange Strecke in über 10 Stunden geschafft und blieben über Nacht in „Baja Caracoles“, ein Nest, das seine Existenz der einzigen Tankstelle auf 300 Km verdankt. Ich will nicht vergessen, zu erwähnen, dass an der R 40 gebaut wird, denn unterwegs hatten wir die Chance, mal wieder 10 Km auf Teer zu fahren.
    Wir waren dankbar hier heil und ohne Reifenpanne angekommen zu sein. Auch ist es hier deutlich wärmer als in „El Chalten“.


    Am 8.1.09 nahmen wir die 47 Km bis zu den Cuevas unter die leidgeprüften Räder. Wenn man glaubt, dass es nicht mehr schlimmer kommen könnte, als auf der AR 40, dann hat man sich getäuscht. Starker Sturm gegen uns, üble Piste mit endlosen Schlaglöchern ließen uns 2 Stunden auf dieser kurvigen und hügeligen Straße unterwegs sein. In einem traumhaften oasenartigen Flussbett lag auf halber Berghöhe eine Höhle an deren Außenseite sich diese bekannten Hände-Zeichnungen befanden. Seltsamerweise waren die äußeren, exponierten Zeichnungen in einem besseren Zustand, als die innenliegenden, geschützten.

    Es gab keinerlei schriftliche Information über diese Zeichnungen. Auf Nachfrage bestätigte man uns, dass keine Schutz- oder Konservierungsmaßnahmen an den Zeichnungen durchgeführt werden. Den Vortrag des Guides hätte ich mir auch selber ausdenken können, denn diese Zeichnungen sind nicht erforscht. Außer dem Alter, das auf 9000 Jahre v.Ch. datiert ist, ist eigentlich nichts über die Menschen bekannt, die dort gelebt haben. Wie auch, die konnten nichts überliefern, denn die Eroberer haben sie vorher umgebracht. Ich neige dazu, Toni zu glauben, der meinte, dass man diese Zeichnungen nachgezeichnet habe. Auch andere Reisende äußerten gleiche Vermutungen. Da diese Zeichnungen einmalig in Südamerika sind, wundert es mich doch sehr, dass sie nicht als Weltkulturerbe aufgenommen wurden. Oder stimmt da wirklich etwas nicht?

    Natürlich trafen wir auch hier auf die „Ausländerdiskriminierung“. Dabei dachte ich immer, dass ich mich als Besucher eines Landes als Gast benehmen muss und auch als solcher angesehen werde. In Argentinien wohl nicht! Will man keine Ausländer? Oder will man sie nur abzocken? Hier müssten die Argentinier 15 Peso zahlen und wir 50 pro Person. Ich habe mich entschlossen, einen entsprechenden Brief an den Argentinischen Botschafter in Deutschland zu schreiben und auch ans Auswärtige Amt. Mal sehen, welche Antwort ich darauf bekomme! Und nicht nur uns geht es so. Wir haben mit Franzosen, Österreicher und Schweizer gesprochen, die eine organisierte Reise unternahmen und dadurch nur von den Eintrittspreisen tangiert werden.

    Alle haben sich sehr aufgeregt. Alle hatten geglaubt dass Argentinien ein demokratisches Land sei. Was will diese Regierung mit solchen Maßnahmen bezwecken? Auf jeden Fall kann man es sich ersparen, das Auto auf dieser Straße zu quälen, wenn man dazu noch einen teureren Eintritt zahlen muss.

    So langsam gehen mir die Argentinier auf den Wecker. Morgen fahren wir nach Chile und werden in Argentinien nicht so ausgiebig reisen, wie wir es zuvor geplant hatten. Wo man uns nicht will, wollen wir auch nicht hin!!!


    Wir entschieden uns, gegen den üblichen Weg über eine Teerstraße am „Lago Buenos Aires“ entlang nach Chile zu fahren, und nahmen die Piste, die uns Jürgen in Buenos Aires als „traumhaft“ empfohlen hat, über den „Paso Rodolfo Roballos“.
    Es ist eine schmale Strecke, wo uns auf 120 Km zwei Autos begegneten, in einer wirklich ursprünglichen traumhaften Landschaft. Über acht Stunden brauchten wir für diese Strecke, es war „off road“ pur. Schön, toll, super!!!

    An der Grenze ging alles sehr flott, kein Wunder, wir waren die einzigen Reisenden die dort ankamen. In Chile trafen wir auf die „Carretera Austral“, 16 Km vor ihrem Ende. Wir haben schon viel über diesen Teil der „Traumstraße der Welt“ gehört - reinste Horrorgeschichten. Sie soll noch schlimmer sein als die Routa 40 in Argentinien. Ich kenne nicht alle Straßen dieser Welt, bin aber sehr geneigt, den Leuten zu glauben, dass die Carretera Austral das Übelste ist, was man sich als befahrbare Piste vorstellen kann. Unser Wagen sprang und bockte wie ein wilder Mustang. Es ist nicht zu beschreiben. Wer tut sich und seinem Wagen sowas an?


    An diesem Tage haben wir in 11 Stunden 220 Km schlimmste Strecke bewältigt und waren am Abend total platt. An einem herrlichen Strand am „Lago General Carrera“ fanden wir, in fabelhafter Kulisse, einen Übernachtungsplatz. Es ging kaum Wind und die Sonne schien, bei über 25 Grad. Marion stellte, zu allem Überfluss, noch fest, dass unsere komplette KFZ-Beleuchtung ausgefallen war. Ich beließ es dabei, die beiden Sicherungen auszuwechseln.
    Tags drauf, Samstag 10.1.09 will Marion das herrliche Wetter nutzen und Wäsche waschen. Ich entschied mich, einige Arbeiten am „Dicken“ durchzuführen und die Ursache für den Lichtausfall zu suchen, denn in Südamerika muss man Außerorts mit Abblendlicht fahren.
    Der Fehler war schnell gefunden. Das Elektrokabel für die seitlichen Positionslampen hat sich auf diesen Rüttelpisten zwischen Hilfsrahmen und LKW-Rahmen geschoben und wurde durchgescheuert. Ich legte eine „Umleitung“ und alles war wieder ok.
    Auch die notwendigen Servicearbeiten waren mal wieder fällig; Luftfilter ausbauen und durchblasen, Dieselfilter reinigen, Motorraum säubern und das Fahrgestell abschmieren. Kurz vor Ende des Arbeitstages musste ich feststellen, dass an der Kardanwelle ein Schmiernippel nicht dicht hält. Auch das noch. Alten Nippel ausbauen, neuen einbauen und erneut abschmieren. Und dann geht auch noch das Fett aus. Ersatzkartusche suchen, Presse füllen und neu starten.
    Aber gegen 18 Uhr war Feierabend. Ich ging nackt in den See und badete in sehr, sehr kaltem Gletscherwasser. Der anschließende Rotwein wärmte mich wieder auf.

    Als wir zum gemütlichen Teil übergehen wollten, kamen Siggi und Reni aus St. Leon mit ihrem Toyota angefahren. Mit den beiden hatten wir in Ushuaia Weihnachten gefeiert. Gestern sind wir Ihnen per Zufall auch schon begegnet und hinterher gefahren. Mir fiel dabei auf, dass Siggis Toyota am Berg wesentlich langsamer ist als mein „Dicker“, was mich wunderte. Ich sprach ihn darauf an und schlug ihm vor, den Luftfilter mal anzusehen, trotz Zyklon. Dieser war total verstaubt. Also nichts mit Feierabend. LKW starten, Luftleitung anschließen und Siggis Filter ausblasen. Dann „motivierte“ ich ihn noch seinen Motorraum zu reinigen. Gegen 21:30 Uhr war dann auch für ihn Schluss.

    Am Tag drauf, wir waren gerade dabei, das Sonntagsfrühstück herzurichten, kamen Gisela und Peter mit ihrem roten VW-Synchro an. Sie hatten uns von der Camino Austral aus entdeckt und wollten „Hallo“ sagen. Bei dem frohen Wiedersehen wurden die neusten Infos ausgetauscht, und unser Frühstück startete etwas verspätet.
    Weil es Sonntag ist, wollten wir uns und unserem Gefährt nicht so viel der Carretera zumuten und fuhren nur bis „Puerto Tranquillo“, um dort, vom Boot aus, die „Capillas de Marmol“ anzusehen. Mit dem Boot fuhren wir direkt in diese „Marmorsäulen“. Ein gewaltiger Anblick und ein absolutes Muss auf dieser Strecke.


    Nur wenig weiter fanden wir einen kleinen einsamen Übernachtungsplatz am „Rio Murta“. An diesem Abend planten wir den weiteren Verlauf unserer Reise durch Chile und Argentinien bis Bariloche.

    Heute, 12. Januar 2009 war ein ganz verrückter Tag. Es begann wie immer auf der Routa 7, der Carretera Austral, die Strecke mit dem „Wahnsinnsruf“. Und so begann es auch wieder. Grausame Schlaglöcher, denen man nicht ausweichen konnte, mit hohem, weitem Wellblech und das ganze bei einer Breite von nur 3 Meter. Ich nenne diesen Streckenabschnitt eher Camino Austral. Dann kam endlich etwas Abwechslung, als wir durch den dichten Urwald fuhren. Denn die Piste wurde nochmals enger, und zusätzlich glatt, einfach herrlich diese Lehmoberfläche. Aber nur weil es trocken war, denn bei Regen möchte ich diesen Weg durch den Regenwald nicht fahren müssen. Aber es gäbe hier keine Alternative.


    Bei einem Stopp fiel mir auf, dass unsere Hupe nur noch an den Elektrokabeln hing. Die Rüttelpiste hatte die Halterung abgebrochen. Mit zwei Kabelbindern wurde vorerst Abhilfe geschaffen.

    Kurvig und bergig war die Strecke. Im Schritttempo schlichen wir dahin. Dann ging es steilen Serpentinen hoch in die Andenberge und unser „Dicker“ zeigte erhebliche Schwächen. Das Reinigen vom Luftfilter und das Austauschen des Siebes vom Vorfilter hatten nicht genügt. Wahrscheinlich sind auch die beiden Dieselfilter dicht, Ergebnis der schlechten Dieselqualität in Südamerika.

    Auf einer Straßenausbuchtung wollte ich sie wechseln. Ersatzteile und entsprechendes Werkzeug hatte ich dabei. Mein tolles Billigtool ging beim ersten Versuch die Filter abzuschrauben, kaputt. Ich entsorgte es an Ort und Stelle. Dann musste ein alter Mechaniker-Trick der unfeinen Art her. Ich trieb mit dem Hammer einen Schraubendreher durch das Filtergehäuse und drehte so den Filter los. Was natürlich eine große Schweinerei verursachte, denn der Diesel lief über den Motor, die Achsen und in den Chilenischen Urwald. Auch den zweiten Filter musste ich so losschrauben. Schnell waren die Neuen angeschraubt, und das System entlüftet. Leider drehte die Entlüftungsschraube des einen Filters durch und brach ab. Der Schock war groß, denn wenn ich diesen Filter nicht dicht bekomme, dann war an weiterfahren nicht zu denken. Und das in einer Gegend, wo kaum Autos vorbeikommen und 100 Km vor der nächsten Behausung. Mit einem spitzen Schraubenzieher konnte ich den Schraubenstummel rausdrehen. Toll, das Gewinde der Filterhalterung war nicht beschädigt. Mit einer alten Schraube, die zum Verbinden von Kellerregalen gedacht ist und mit Teflonband, „stopfte“ ich das Loch und entlüftete über nur einen Filter. Es klappte, und wir konnten weiterfahren. Anfangs war ich sehr unzufrieden, denn auf den ersten 5 Kilometer war es mit der Leistung des Dicken nicht weit her. Logisch, denn im System war noch der alte verschmutzte Diesel.

    Doch dann lief er wieder flott, wie gewohnt. Wir waren erleichtert. Bei dieser Aktion habe ich auch gleich die Hupe neu montiert und alles war wieder paletti.

    Was ich vor lauter Aufregung vergessen habe, ab „Cerro Castillo“ war die Routa 7 (Carretera Austral) asphaltiert. Welch eine Wohltat! Mit weit über 70 Km/h „rasten“ wir durch eine Gegend, die uns glauben ließ, dass wir im Allgäu oder Schwarzwald seien.

    In „Coyhaique“, der Provinzhauptstadt haben wir getankt und uns im Supermarkt wieder komplett eingedeckt. Durch den starken EURO war das ein sehr preiswertes Unterfangen, so haben wir z.B. 12 leckere „deutsche“ Brötchen für 0,80 EURO gekauft. Da es in Chile für Einheimische und Ausländer den gleichen Dieselpreis gibt, konnten wir für 0,51 € pro Liter tanken. Tolles Bier, der Liter für 0,85 € und natürlich leckeres Rinderhack und Rinderfilet zum Kilopreis von 5,00 €.

    Vor dem Supermarkt lernten wir ein Deutsches Ehepaar mit einem Pick-Up Camper kennen, die seit Jahren in der Nähe von Santiago wohnen. Sie haben uns zu sich eingeladen; wir könnten auf ihrem großen Grundstück stehen.

    Am anderen Morgen haben wir noch ein paar Serviceteile fürs Auto gekauft und sind bummeln gegangen. Das linke hintere Positionslicht hatten wir auf der Piste verloren und mussten uns behelfsmäßigen Ersatz besorgen. Wir freuten uns schon darauf, von nun an auf asphaltierter Straße fahren zu können. Doch nach 60 Km war das zu Ende und es ging die „übliche“ Carretera Austral los. Nach weiteren 10 Km wieder Asphalt, hurra! Dann kletterten wir die Berge hinauf, durch den dichten kalten Regenwald. Der machte nun seinem Namen alle Ehre. Es nieselte ständig, so wie man es über diese Art von Urwald schon oft gelesen hat.

    Mit Reduziergetriebe ging es langsam über die schmierige, enge Piste bergauf und bergab, durch enge, gefährliche Kurven. Vorbei an Riesenfahrnen, Nalcas, dichtem Bambuswuchs und riesigen Bäumen. Es war eine aufregende, interessante, abenteuerliche und auch anstrengende Tour. Im Tal wechselte die Schotter-Wellblech-Schlagloch-Piste die Urwaldroute ab.

    Ein zu forsch uns entgegenkommender Chilene konnte nur noch eine Vollbremsung hinlegen, als er uns plötzlich vor sich sah. Da die Strecke zu eng war, büßte er dabei den rechten Kotflügel seines noch recht neuen Geländewagens ein. Die Chilenen sind in diesem Teil des Landes dabei die Routa 7 komplett zu asphaltieren. Dann wird der Tourismus auch hier boomen. Eine Eigenart der Argentinier hat man hier wohl übernommen. Bei den Nationalparks kostet für die Ausländer der Eintritt doppelt so viel wie für die Chilenen. Wenn man dann noch in den Parks auf den Parkplätzen übernachten will, muss man für Null Leistung ca. 6 € zusätzlich zahlen. Wie sagte mein Freund Jupp immer: Die Leute werden immer „rattiger“. Er muss es wissen, denn er ist in den letzten 20 Jahren bereits zwei Mal mit einem LKW-Mobil rund um die Welt gefahren.

    Bei der Parkeinfahrt ist dann mal wieder unser Licht ausgefallen. Die gleichen Sicherungen waren wieder durchgebrannt. Bei einer Rundkontrolle stellte ich fest, dass auch die Leitung für die Positionslampen der rechten Seite zwischen Hilfsrahmen und LKW-Rahmen eingeklemmt wurde. Also wird morgen diese Leitung erneuert und die Positionslampe notdürftig repariert. Außerdem will ich die Kurbel für das Seitenfenster bei Marion austauschen, denn die alte war gebrochen (ein passendes Teil konnte wir heute in „Coyhaique“ finden). Wie sagen alle, die mit solchen Gefährten wie wir unterwegs sind: „Jeden Tag gibt es etwas zu schrauben!“ Hoffentlich stimmt das nicht!?!?!

    Heute jedoch verbringen wir unsere erste Nacht auf einem Parkplatz des Nationalparks „Queulat“ mitten im Südamerikanischen kalten Regenwald. Das erste Urwaldfeeling bekamen wir bei einem Abendspaziergang durch den dichten, dunklen Urwald in der Nähe unseres Standplatzes. Dabei hatten wir tolle Ausblicke auf reißende Bäche und stürzende Wasser. Es war einfach unbeschreiblich toll.

    In der Nacht und auch noch am Morgen hat es in Strömen gegossen, wir sind eben im kalten Regenwald.

    Nachdem der Regen nachgelassen hatte, reparierte ich die „eingequetschte“ Lichtleitung, denn bei dem Regen wollte ich nicht ohne Licht fahren, und ersetzte das verlorene Positionslicht. Dann wurde das Wetter stabiler, und wir konnten den Park erforschen.

    Auf einer einstündigen Wanderung sind wir zur Lagune gelaufen, um den „Ventisquero Colgante“ von unten anzusehen. Der kurze Weg durch den Regenwald und der atemberaubende Anblick des Gletschers, der über die Bergkuppe hängt, direkt über der Lagune und die vielen kleinen Wasserfälle, haben uns motiviert, beim nachlassendem Regen auch den 3 stündigen Marsch direkt in die Nähe des Gletschers zu unternehmen. Es ging steil bergauf, auf engen Pfaden durch den dunklen Urwald. Riesige Bäume, Bambus, Riesenfarne, übergroßer Rhabarber (Nalca, der wie Rhabarber als Mahlzeit zubereitet werden kann), eine Menge herrlicher Blumen (die wir in Miniausführung zuhause kaufen können), wie z.B. Porzellanblumen, fesselten unsere Blicke.

    Unsere Freundin Renate hätte ihre helle Freude gehabt, obwohl mit ihr der Marsch wesentlich länger gedauert hätte, denn sie hat die Angewohnheit, jede Blume beim Namen anzusprechen und mit ihr einen kleinen Plausch zu halten.
    Der Trail war sehr anstrengend, der Weg steil und rutschig, denn es regnete zwischendurch immer wieder. Oben, direkt gegenüber der Gletscherwand, angekommen entschädigte uns die Aussicht für alle Strapazen.


    Auf dem Rückweg, als wir auf der wackelnden Hängebrücke die Stromschnellen überquerten, ließ sich die Sonne mal wieder blicken. Erschöpft und doch sehr zufrieden, sind wir in unserem rollenden Heim angekommen. Nach einer ausgiebigen warmen Dusche gab es Kaffee und Kuchen.

    Tags drauf ging es weiter auf der Routa 7. Über den Zustand will ich mich jetzt nicht mehr äußern, er wurde nicht besser. Auf der Strecke bis „La Junta“ wird die Straße komplett erneuert. Man beginnt, die Felsen zu sprengen, die Bäume zu fällen und sperrt mal die eine Strecke und dann die andere. Bei der ersten Sperrung vor „Puerto Puyuhuapi“ (1935 von 4 Deutschen Familien am Ende eines Fjordes des Pazifischen Ozeans gegründet) sollten wir warten, bis eine Sprengung durchgeführt worden sei. Wir entschlossen uns, weil die Therme direkt neben der Straße direkt am Fjord lag, einen Zwischenstopp einzulegen. Im Reiseführer wurde das Haus sehr gelobt, und der Eintritt sollte mit 5 Euro auch günstig sein. Der Führer stammt von 2007, jetzt wollte man von uns den dreifachen Preis - 15 Euro haben. Wir fuhren weiter, bis wir zwischen „Puyuhuapi“ und „La Lunta“ unseren ersten „Urwaldstau“ erlebten. Die Straße war gesperrt, und in einer Schlange wartender Autos standen wir fast 2 Stunden, bis es weiter ging. In „La Junta“ (eine erst 1983 gegründete Ansammlung kleiner Holzhäuser) übernachteten wir vor dem Centro Salud, bevor wir die restlichen Kilometer Richtung Argentinien auf der Carretera Austral zurücklegen.

    Die ganze Nacht hat es wieder geschüttet, und die Temperaturen bewegten sich im einstelligen Bereich. Auf unserem letzten Abschnitt der Carretera Austral wurden wir von einer neuen Situation überrascht, sozusagen als Abschiedsgeschenk - es regnete in Strömen. Ich musste unseren Steinschlagschutz entfernen, damit ich die Scheibenwischer einschalten konnte. Die Strecke wurde matschig, rutschig - einfach eklig, aber es hatte einen Vorteil - man sah die Schlaglöcher besser, denn sie standen voll Wasser. Aber eigentlich war das nicht notwendig, denn es gab nur Schlaglöcher. Wenn man mal keine Schlaglöcher hatte denen man ausweichen musste, waren das mal höchstens 50 Meter Strecke. Ich erzähle hier keine Horrorgeschichten, dazu steht mir nicht der Sinn, dazu waren wir zu demoralisiert.
    Dann kam an der Grenze noch der Ärger dazu, dass die Argentinier meinten, unser Auto wäre in Chile zugelassen -wegen der Nummer und des Zulassungsscheins in Spanisch - so mussten wir zurück nach Chile fahren, die Dame vom Chilenischen Zoll rief dann bei den Kollegen vom Argentinischen Zoll an, und es ging wieder zurück. Das schlechte Gewissen der Argentinier ließ uns dann sehr flott und ohne Kontrolle passieren.
    In „Trevelin“ fuhren wir „kackfrech“ bei der YPF-Tankstelle an die Säule der Inländer und tankten wieder (durch besseren Euro-Kurs noch billiger) für tolle 46 Euro-Cent. Das war auch daher angenehm, weil unser „Dicker“ sich auf der chaotischen Carretera über 30 Liter pro 100 Km schmecken ließ.

    Ich hoffe, ich habe die Leser nicht zu sehr mit meinem Gemeckere über die Straßen gelangweilt, aber es war wirklich ätzend.
    Doch jetzt sind wir in Argentinien, hier werden die Strecken, dadurch dass das Gebiet dichter besiedelt ist, besser gewartet.
    Außerdem ist das Klima östlich der Anden milder. Argentinien begrüßte uns mit warmen Temperaturen von über 20 Grad, Sonnenschein und Trockenheit. Ab jetzt geht es gegen Norden, der Wärme entgegen, in die Seen- und Vulkangebiete von Argentinien und Chile.


    PS: Fotos auf der homepage

    Südamerika 2008/2009


    So langsam steigt das Reisefieber. Das Haus, das gesamte Grundstück sind für eine längere Abwesenheit vorbereitet. Gute Freunde bekamen die Schlüssel und haben sich bereit erklärt, in unserer Abwesenheit, nach dem Rechten zu schauen. Danke Almut, Sönke, Renate und Franz.
    Neue Reisepässe, Impfungen, Langzeit-Reisekrankenversicherung und die vielen wichtigen Dinge sind erledigt. Natürlich wollten wir auch die zusätzlichen Kosten für die Krankenversicherung zuhause sparen und hatten mit der gesetzlichen und besonders mit der privaten Krankenkasse einen langen E-Mail Disput, bis die sich auf eine verbindliche Aussage festlegten.
    Natürlich wurde unser Auto auf „Vordermann“ gebracht, einige Verbesserungen durchgeführt und alles Notwendige (wird sich noch herausstellen) eingepackt.

    Am 4. August 2008 ging es los. Über Nordspanien, San Sebastian, nach Frankreich am Atlantik entlang, über Bordeaux ging es an die Loire. Wir sahen uns diese schöne Flusslandschaft und die Schlösser an ihrem Ufer an.

    In Rheinland-Pfalz angekommen, verbrachten wir die nächsten zweieinhalb Wochen in unserem „abgesetzten“ Wohnteil auf dem Gelände der Firma Ormocar. Der Balg zwischen Fahrerhaus und Wohnkabine wurde erneuert, die Rückfahrkamera ausgetauscht und ein paar zusätzliche Arbeiten durchgeführt. Nebenbei stellten wir fest, dass die Stossdämpfer des Fahrerhauses total hinüber waren. Da auf die Schnelle keine neuen zu besorgen waren, haben wir stattdessen zwei Vierkantrohre eingebaut. Federung war gleich Null und die Bewegungen des Fahrwerks gingen ungedämpft auf die Karosserie über. Außerdem entschlossen wir uns spontan, das schwere Metallgestell (Astabweiser und Überrollbügel) zu demontieren und die sich darauf befindlichen Ersatzräder in Zukunft auf der Motorradbühne zu transportieren. Demzufolge blieb auch unsere Herkules zuhause.

    Um etwa 500 kg leichter und mit einer Woche Verspätung fuhren wir zu unseren Kindern. Auch bei Freunden und Bekannten der alten Heimat verabschiedeten wir uns. Notwendige Erledigungen bei Post, Bank, Versicherungen und Steuerberater wurden gemacht und entsprechende Vollmachten den Kindern erteilt.

    Unterwegs erneuerten wir am Magirus die Hydraulikflüssigkeit der Kupplung, da diese gelegentlich hängen blieb. Die Bedenken, die wir wegen dem Luftverlußt im Bereich des Hauptverteilers für die Bremsen hatten(pumpte alle 8 Minuten auf), konnte Gerhard Frey bei einer Überprüfung ausräumen .

    Dann ging es aufs Willy Janssen Treffen nach Wetzlar. Hier sahen wir viele alte Bekannte und lernten neue Individualreisenden kennen. Ich hielt einen Vortrag über unsere Marokkoreisen. Das Mikrophon hatte Wackelkontakt und fiel komplett aus. Für die Tonverbindung Laptop zum Lautsprecher gab es kein Kabel und der Beamer (Originalton Willy: „Wir haben noch die Hanomag-Technik“) verfälschte die Fotos, so das er alle Farben blass und gelblich wiedergab. Was normalerweise bei meiner lauten Stimme nicht allzu problematisch ist. Doch dann begann es heftig auf das Zeltdach zu regnen Nur die ersten paar Reihen konnten mich hören….das Ganze war ein Flop. Die Tage auf dem Treffen waren sehr anstrengend; die vielen Gespräche, die kalten Abende und der ständige Regen machte uns schlaff, so dass wir einige Tage ausruhen wollten.

    Ganz gemächlich „schlichen“ wir Richtung Hamburg, ab Hannover übers Land nach Celle und Lüneburg. Wir verlebten 4 herrliche Tage in Celle, nachdem wir in einer ehemaligen Magirus-Werkstatt wieder die Kupplung entlüften ließen und einen alten Hydraulikschlauch erneuerten. Die Stadt hat uns begeistert und bietet viel. Vom Altstadtfest über Oldtimer-Rallye bis hin zu einem Konzert im Schlosshof. Einen gemütlichen Samstagabend verbrachten wir in einem kleinen Restaurant in der Altstadt und aßen Wiener-Schnitzel. Auf einem Wohnmobilstellplatz mit Entsorgungsstation auf dem Schützenplatz durften wir kostenlos stehen.
    Nach Besichtigung der Altstadt von Lüneburg fuhren wir kurz vor Hamburg an die Elbe. Unsere Bemühungen Stossdämpfer für die Fahrerkabine zu bekommen war nicht von Erfolg gekrönt, denn im Zentrallager von Iveco in Ulm gab es nur einen einzigen, eine neue Lieferung war vor November nicht zu erwarten. Die Suche nach einer Lösung des Problems ging weiter, denn auch eine telefonische Anfrage bei den Magirus-Clubmitglieder in Pinneberg brachte keine Lösung. Die beiden Brüder hattn wohl die Teile, aber keine Zeit diese zu suchen, da er gerade dabei waren ein Haus zu bauen. So ist das mit den Kollegen, wenn man sie mal dringend braucht.

    Kurz vor Hamburg fanden wir in einem kleinen Ort an der Elbe einen ruhigen Standplatz am Freizeitbad. Der Bademeister, Andrè Maak-Alpen bot uns an in der Anlage zu duschen, unseren Müll und die Toilette dort zu entsorgen. Der weit gereiste Mann hatte Australien mit dem Motorrad bereist und war auch in anderen Teilen der Welt schon unterwegs gewesen; das verbindet.
    Da die Arbeiten bei Ormocar eine Woche länger als geplant gedauert hatten und das Ende der „Stossdämpfer-Story“ noch nicht in Sicht war, mussten wir den Umweg über Sande streichen und leider unseren Besuch bei meinem Bruder Jürgen absagen.
    Als wir mit der Suche nach brauchbaren Stossdämpfern nicht weiter kamen, riefen wir bei Magirus in Ulm an. Ein Herr Wörner, obwohl nicht zuständig, bemühte sich sehr und rief nach einiger Zeit zurück und gab uns die Technischen Daten des Stossdämpfers durch. Daraufhin konnte eine Firma für LKW-Teile aus Hamburg bei ZF-Boge direkt anfragen und fand einen passenden Dämpfer. Wir werden wohl am Montag nach Hamburg fahren und diese Dämpfer bestellen. Dienstag werden sie dann sicher da sein, so dass ich sie noch vor Einschiffung (am Donnerstag) einbauen kann.
    Das Wochenende werden wir noch hier auf diesem angenehmen Stellplatz verbrin-gen…..
    ......Und schon hat sich die ganze Sache wieder geändert!

    Beim Anruf bei unserer Reiseagentur erfuhren wir, daß das Schiff erst am Sonntag, dem 28.9. abfahren wird. Alles wurde umgeworfen. Wir riefen Renate und Siggi an, die wir in Marokko kennen gelernt hatten, daß wir sie am Wochenende doch nicht besuchen können und haben ihnen die Situation erklärt. Spontan packten sie ihr Wohnmobil, um uns auf unserem Stellplatz in Tespe am Wochenende zu besuchen. Außerdem haben sie sich bereit erklärt bei dem Händler für LKW-Teile in Hamburg vorbeizufahren, die Bestellung für die Stossdämpfer aufzugeben und die Anzahlung zu leisten. Jetzt würde es reichen am Donnerstag nach Hamburg zu fahren, die Stossdämpfer abzuholen und die restlichen Dinge zu erledigen. Auch den Termin mit meinem „Patenkind“ Susanne mussten wir noch umlegen, und dann verbrachten wir ein schönes Wochenende mit den beiden Hamburgern.
    Am Dienstag begann Marion mit den Vorbereitungen, packte zusammen, was wir mit in die Schiffskabine nehmen wollten, zog die Betten ab und sortierte die Wäsche für den Besuch im Waschsalon…..da kam erneut ein Anruf der Reiseagentur Hamburg Süd… die Abfahrt des Schiffes wurde abermals verschoben, jetzt auf Dienstag, den 30.9.
    Wir entschlossen uns, bis Freitag in Tespe zu bleiben und dann erst nach Hamburg rein zu fahren. Wir waren langsam genervt, obwohl wir uns hier in Tespe schon hei-misch fühlten. Außer unserem guten „Freund“ Andrè kümmerte sich noch Mike, der Leiter des Bauhofes um uns und bot an Strom von ihm zu nehmen. Er lud uns ein, das Mobil neben sein Haus zu stellen, da wäre es sehr ruhig und wir hätten alle Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten. Wir dankten ihm für seine herzliche Einladung, doch wir wollten bleiben wo wir waren. Bei unserem Spaziergang durch den Ort, hielt plötzlich Mike neben uns und schenkte uns zwei Wimpelstangen mit Deutschlandfahne, die die Menschen 2006 zur Fußball-Weltmeisterschaft in der BRD an ihren Autoscheiben angebracht hatten, damit wir in Südamerika Flagge zeigen können.
    Der Abschied aus Tespe machte uns schon etwas wehmütig. Die Leute hier waren sehr freundlich und nett zu uns… und natürlich war es ein Glück solch lieben Men-schen wie Andrè und Mike begegnet zu sein.

    In Hamburg holten wir die beiden Stossdämpfer ab und wollten uns aufs „Heiliggeistfeld“ stellen. Dort gastierte gerade der Zirkus „FlicFlac“. Fürs Parken mit dem Wohnmobil wollte man 15 € pro Tag haben. Wir standen 2 Nächte ruhig und sicher 200 m weiter auf dem Parkplatz der Firma real. Im Reisebüro Hamburg-Süd holten wir unsere Reiseunterlagen ab und haben anschließend im nahe liegenden Waschsalon 3 Waschmaschinen nebst Trockner „beschäftigt“. Die Nummerschilder am Magirus habe ich zusätzlich mit Schrauben gegen Souvenirjäger gesichert und die neuen Stossdämpfer eingebaut. Am sonnigen Sonntag besuchten wir einen tollen Flohmarkt direkt neben unserem Stellplatz und gingen anschließend an der Binnenalster spazieren und Eis essen.

    Und…. die Kupplung machte wieder Ärger. Und auch das Hauptbremsventil blies permanent Luft ab. Wir entschieden uns Sonntagabend auf das Firmengelände von Iveco Nord zu fahren, um nach diesen Dingen schauen zu lassen. Wir trafen auf einen Meister und einen Mechaniker, die sich mit unserem Auto bestens auskannten.
    Der Druckgeber wurde ausgetauscht und die Kupplung neu eingestellt. Das Luftproblem entstand durch den Rost, der sich in den Luftleitungen befindet. Der hat sich in unübersehbarer Menge im Hauptventil gesammelt. Dieses wurde gründlich gesäubert, gefettet und wieder zusammengebaut. Damit, so glaubten wir, war dieses Problem behoben. Auch dachten wir, dass einer unserer Luftkessel nicht gefüllt wurde, da am Ablassventil keine Luft entwich. Die Diagnose lautet; Austausch des 4-Kreis Sicherheitsventils. Das war natürlich nicht auf Lager. Mittlerweile war es 10 Uhr am Montag, dem 29.9. und wir bekamen telefonisch die Nachricht, dass unser Schiff am Dienstag 30.9. gegen 15 Uhr einlaufen würde. Sollten wir uns jetzt freuen, oder wäre uns eine weitere Verzögerung lieber? Das Adrenalin im Blut stieg. Konnte das noch klappen? Sollten wir mit kritischer Bremsanlage nach Südamerika fahren? Dann gab es die gute Nachricht; das Ventil war im Zentrallager von Iveco in Ulm vorhanden und konnte über Nacht bis Dienstagmorgen geliefert werden. Das würde reichen.
    Als, nach gereinigtem Hauptbremsventil, unsere beiden Magirus-Spezialisten die komplette Luftanlage überprüften, fanden sie heraus, woran es lag, warum der vordere Kessel keine Luft abgab. Das Ablassventil war defekt. Gemerkt hatten sie dies, als sie das Kesselinnere überprüfen wollten, das Ablassventil lockerten und mit lautem Zischen Druckluft ausströmte. Beide versicherten, dass sie so etwas in 30 Jahre noch nie erlebt hatten. Ein neues Ventil wurde besorgt und das 4-Kreis Sicherheitsventil konnte zurück nach Ulm geschickt werden. Was mir auch deswegen gut gefallen hat, da dieses Teil enorm teuer ist.
    Durch diesen Werkstattaufenthalt war es uns leider weder möglich mein „Patenkind“ Susanne zu sehen, noch ins Internet-Cafè zu gehen. Das werden wir wohl bei dem nächsten Landgang nachholen müssen.
    Als wir gegen 12 Uhr vom Firmengelände der Iveco-Nord in Richtung Hafengelände rollten, war unser Magirus agil und fit wie ein „Young Chicken“. Marion begrüßte den Einbau der neuen Stossdämpfer sehr, denn unser Dicker war dadurch wieder sehr komfortabel.


    Südamerika - erfahren

    Überfahrt nach Südamerika mit der „Grande Brasile“


    Angelaufene Häfen:[size=large][/size]
    (Hamburg (BRD), Antwerpen (Belgien), Le Havre (Frankreich), Dakar (Senegal),
    Conakry (Guinea), Rio de Janeiro (Brasilien), Santos (Brasilien), Zarate (Argentinien), Buenos Aires (Argentinien)


    Den Magirus haben wir auf dem Parkplatz vor dem „Schuppen 48“ abgestellt, und sind mit unserem Gepäck per Shuttle-Bus zur „Grande Brasil“ gefahren. Das ein-checken ging recht unkompliziert, schließlich handelt es sich nicht um ein Luxus-Kreuzfahrt-Schiff. Und so sah auch die Kabine aus; zweckmäßig, mit Etagenbetten und Duschbad, aber für uns OK. Vorm Abendessen hat uns der Kapitän kurz und kühl begrüßt. Wir sind 4 Ehepaare und 2 alleinreisende Männer. Die Hälfte Individualtouristen, und die anderen fahren in einer von „Seabridge“, organisierten 5 Monatstour mit Ihren „Joghurt-Becher“.

    Die GRANDE BRASILE läuft unter Schwedischer Flagge; Kapitän und alle Offiziere sind Schweden und der Koch ist Finne. Der Rest der Mannschaft setzt sich aus Philippinos zusammen. Das Schiff wurde 2000 gebaut, ist 214 m lang und 32,25 m breit und hat 56700 Bruttoregistertonnen.


    Unsere Wohnmobile sollen wir erst Mittwoch (1.10.08) morgens an Bord fahren. Zuvor werden 300 neue Volvo-LKWs ausgeladen und danach 1000 Fahrzeuge eingeladen.

    Am ersten Abend an Bord haben Marion und ich auf die nun endlich beginnende Reise mit einer Flasche Brunello 1993 angestoßen. Wir hoffen, dass all unsere Träume und Wünsche nun Wirklichkeit werden, und wünschen uns „Gute Fahrt!“
    Es dauerte dann doch noch bis nachts gegen 02:15 Uhr, bis das Schiff auslief.

    Im Hafengebiet von Hamburg waren Windstärke 6, und wir durften auslaufen. Ab Windstärke 8 darf unser Schiff nicht mehr fahren, da es dann nicht mehr zu manövrieren ist. Und dann kam es dicke, denn der Wind nahm zu, bis Stärke 9, doch ein Umkehren gab es nicht mehr. Den Lotsen für die Elbe und für die Nordseeeinfahrt war es nicht mehr möglich, von Bord zu gehen, denn die Lotsenboote konnten nicht mehr auslaufen. Beide mussten bis Antwerpen an Bord bleiben und wollten von dort aus nach Hamburg zurückfliegen. Doch das ging nicht, da der Flughafen wegen Sturm geschlossen war, so mussten sie die Bahn nehmen.

    Wie es mit dem Navigieren in den Hafen von Antwerpen werden wird, war noch total unklar, denn auch deren Lotsen waren von ihren Einsätzen noch nicht zurück. Bei so einer Seestärke kann kein Lotsenboot längsseits gehen.
    Marion ging es trotz des Sturmes relativ gut, doch sie zog es vor, unseren Hoch-zeitstag (2.10.) im Bett zu verbringen und stand nur zu den Mahlzeiten auf.
    Wir anderen beschäftigten uns mit Tischtennis, Laufband, Radfahren und Bilder am Laptop zeigen. Die Sicherheitsübung fand im „Saale“ statt, denn draußen war es nicht nur stürmisch, sondern es regnete auch heftig.
    Wie befürchtet, konnte in Antwerpen der Lotse konnte nicht an Bord kommen. Wir ankerten die Nacht über vor der Küste Belgiens (seemännisch: „auf Reede liegen“).
    Am 3.10. gegen 09:00 Uhr kam der Lotse dann endlich - nach einem Gewitter mit Hagelschauer - an Bord. Gemütlich dampften wir in den Hafen, den wir aber erst um 18 Uhr erreichen durften, da vorher kein Liegeplatz frei war.
    Wir hatten genug zu tun, denn es gab Probleme in der Heimat, und ich wollte die Zeit der Überfahrt nutzen, bei den Kollegen der Magirus IG anzufragen, ob Jemand das gleiche, undefinierbare Problem wie wir mit der Kupplung gehabt hatte. Der nette Mann in der Funkstube erlaubte mir, zwei E-Mails abzusenden. Mein Dank: Eine Dose Bier aus Spanien.

    Seit gestern haben wir einen neuen Kapitän, der auf uns einen wesentlich offene-ren Eindruck als der bisherige macht. Auch in der Küche gab es eine Wachablösung. Mal sehen, wie es mit diesem neuen Chefkoch wird. Bisher war das Essen meistens Ok. Morgens gab es ein Internationales Frühstück, mittags und abends wurde warm gegessen. Die Gefahr einer erheblichen Gewichtszunahme besteht latent.
    In Antwerpen wurden frische und auch bessere Lebensmittel gebunkert. Und das machte sich sofort bei den Mahlzeiten bemerkbar. Das Essen hat jetzt Kreuzfahrtschiff-Qualität. Wir sind begeistert!

    Hier mussten wir unser Auto vom Schiff fahren, da über die Rampe, auf der wir geparkt hatten, sollte das Schiff mit Kettenantrieb-Bagger für Argentinien beladen werden. Gegen Mittag wurde allen Wohnmobilen ein neuer Platz zugewiesen und auch wir durften wieder aufs Schiff.
    Dann gab es für uns wieder mal einen kleinen Schock, denn ein Besatzungsmitglied kam zu uns und sprach in schlechtem Englisch davon, dass es einen Unfall gab und Hydraulikflüssigkeit beim großen Auto ausgelaufen sei. So etwas Ähnliches konnte man verstehen. Ich dachte sofort an meine Kupplung, und wir eilten schnell zu unserem „Dicken“. Alle Aufregung war umsonst. Beim Einfahren auf das Schiffsdeck, wo die Mobile standen, hat sich ein Bagger die Hydraulikleitung abgerissen, versperrte die gesamte Einfahrt zu unserem Deck, und seine Hydraulikflüssigkeit spritzte über Fredis Wohnmobil. Mit vereinten Kräften reinigten wir Männer mit Reinigungsspray für Scheibenbremsen das Fahrzeug. Durch diesen Vorfall gewarnt, fuhren wir unser Mobil von der anderen Einfahrt weg, denn alle Fahrzeuge, die an und von Bord gefahren werden müssen, werden von Laien bewegt und das mit Maximalgeschwindigkeit, ohne jegliche Rücksichtnahme. Alles muss schnell gehen….“time is money“.

    Sonntag 5.10.08, das Schiff ist voll beladen. Selbst das Vordeck ist zugeparkt mit PKWs und LKWs (auch ein 6X6 Magirus-Deutz) für Afrika, die in Europa nur noch zu verschrotten wären. Gegen 9:30 h legte das Schiff bei kräftigem Wind ab. Mal sehen, was auf der Nordsee bzw. im Ärmelkanal so auf uns zukommt.
    Ein Mitreisender war auf dem Ladedeck und hat festgestellt, dass unsere Fahrzeuge nicht angekettet sind. Im Kanal gab es heftigen Wind und schwere See. Ich ging auf die Brücke und lies mir von dem 1. Offizier den Radarbildschirm, die elektronische Seekarte und die anderen Anzeigen erklären. Dann sagte ich mit ihm, dass unsere Fahrzeuge nicht gegen schwere See gesichert seien. Er gab direkt Order, und die Wohnmobile wurden sofort festgekettet.

    Auch dieses Mal hat es sich wieder gezeigt, dass man sich um seine eigenen Dinge auf diesem Schiff selber kümmern muss. Wir teilten für die beiden Afrikanischen Häfen und den von Rio einen Wachdienst unter uns ein, der bei den Fahrzeugen bleiben und aufpassen soll, damit Niemand von draußen sich daran zu schaffen macht.

    Das Leben auf dem Schiff
    Die Essenzeiten waren Frühstück 7:30 h, Mittagessen 12:00 h und Abendessen 18:00 Uhr. Wir hatten immer eine halbe Stunde Zeit, das Essen einzunehmen.
    Danach wurde abgeräumt. Das war richtiger Stress. Um 9:00 Uhr war ich täglich mit Gisela Bendl zum Tischtennis verabredet. Um 11:00 Uhr hat Gisela Kronshage täglich, außer sonntags, Spanisch-Unterricht gegeben. Die ehemalige Lehrerin lebte während ihrer ersten Ehejahre in Cordoba, Argentinien.

    Nachmittags übten Marion und ich Tischtennis. Sie fand richtig Spaß daran.
    Die Zeit vor dem Abendessen haben die Computerfreaks genutzt, um Daten, Fotos und Programme auszutauschen. Das eine oder andere Dart-Spielchen wurde gemacht. Bis Le Havre sahen wir uns im Aufenthaltsraum, gemeinsam mit unseren Mitreisenden, 2 DVDs von unserer Festplatte an.

    Die „Grande Brasile“ ist weder mit einem Kreuzfahrtschiff noch mit einem Frachter für Reisepassagiere zu verwechseln. Wir waren nicht beschäftigte Crew-Mitglieder. Die Zimmer wurden nur mangelhaft gereinigt, Teile der Einrichtung waren defekt, und es wurde sicherlich nichts gewartet bzw. gepflegt.
    Der Stecker der Ladestation für die Notlampe war durchgeschmort; die Batterie im Rauchmelder ist leer; die Duschstange kam mit beim Duschen entgegen und ist nicht zu reparieren etc. Die Luft in der Kabine war stickig, und die Klimaanlage würde nur in heißen Ländern angeschaltet, sagte man uns. Es waren 24 Grad in den Kabinen und das Gebläse der Lüftung lief Tag und Nacht mit einer sehr störenden Lautstärke (da halfen nur Ohrstöpsel). Auch sonst war so ziemlich alles an dem Kahn irgendwie marode und defekt. Die Auffahrrampe zu den Fahrzeugdecks ging in Le Havre nicht runter. Erst nach langem Reparieren konnten die Fahrzeuge an Bord gefahren werden. Zwei Mechaniker der Italienischen Werft fuhren extra von Antwerpen nach Le Havre mit, um ein Loch im Boden des unteren Decks zuzuschweißen. Ein Vertrauen erweckendes Schiff sieht anders aus.
    Die Schiffsleitung gab weder Informationen über Reisezeit, Liegezeit in den Häfen noch über die Route oder die Häfen, die angelaufen werden, bekannt. Wenn man was wissen wollte, musste man sich beim Kapitän oder den Offizieren erkundigen.
    Die DVDs in der Bordbibliothek waren defekt, die Videos in Englisch, Spanisch und Schwedisch, die Bücher nur in Englisch und Schwedisch vorhanden.
    Im Sportraum standen eine Tischtennisplatte, ein Laufband, ein Rudergerät, eine Bodybuilding-Station und eine Bank für Bauchmuskeltraining (der Kicker war kaputt und stand im „Schrottraum“). Auch ein Swimmingpool war vorhanden. Dessen Masse von 4 x 1,5 m lassen schon erkennen, dass es mehr ein Erfrischungsbecken ist.


    In einem Bericht eines Paares, welches die gleiche Schiffsreise gemacht hatte, las ich im Internet, dass sie glaubten mit der „Grande San Paulo“ das mieseste Schiff der Grimaldi Line erwischt zu haben! Was sagt das mir? Wahrscheinlich sind alle gleich „mies“!!!
    Aber wir wollten schließlich keine Vergnügungsreise machen, sondern „nur“ nach Südamerika fahren. Und da werden wir hoffentlich auch ankommen.

    Das war so in etwa das Leben auf dem Schiff, bis in den Hafen von Le Havre. Jetzt sind wir wieder, nach ca. 2 Monaten, an der Loire, die bei Le Havre ins Meer fliest. Hier nahm unser Schiff weitere Container auf und eine Menge „alter“ Autos für Afrika- eigentlich handelte es sich dabei um Schrottautos, an denen bereits einige Teile fehlten. Auch 2 Magirus-Deutz waren dabei, der eine mit einer Ladefläche voller Ersatzteile. Wie gerne hätte ich darin gestöbert. Natürlich gab es beim Beladen mal wieder Probleme. Die Auffahrrampe konnte erst heruntergefahren werden, nachdem sie von zwei Mechanikern Minuten lang repariert wurde. Ein System bei Beladen war nicht zu erkennen. Erst wurden einige Erntemaschinen wieder runter gefahren, alte Autos ins Schiff gefahren, dann die Maschinen wieder rein gefahren und weiter Autos verladen. Während der ganzen Zeit wurden auf dem Vordeck Container gestapelt.
    Der Kapitän meinte wohl, dass wir am Mittwochmorgen, dem 8.10. auslaufen würden. Aber so richtig kennt er sich bei seinem Schiff nicht aus; er ist eben nur für das Seemännische zuständig. Abgelegt haben wir dann erst um 18:00 Uhr. Im Ärmelkanal war es noch etwas heftig mit dem Wind; Stärke 4-5, doch als wir die Ecke von Nordspanien (Galicien) passiert hatten, wurde es besser.

    Eine ganze Wal-Familie begleitete uns in größerem Abstand. Wir konnten die Rü-cken und ab und zu auch die Schwanzflossen durchs Fernglas erkennen. Das war ein besonderes Erlebnis.

    Am Freitag waren fuhren wir westlich an Portugal vorbei. Vorbei war es auch mit dem kalten Wind -strahlender Sonnenschein, 20°, und das Schiff wackelte kein bisschen - zur Freude von Marion. Mit dem Wetter hat sich auch das Essen nochmals verbessert. Es gab schmackhaften Fisch und Wein!!! Wir konnten beobachten, wie der Koch ein Spanferkel vorbereitete, denn am Samstag gibt es Party!!
    Unser Spanischunterricht trägt die ersten Früchte. Wir führen schon richtige Ge-spräche miteinander.

    Aus irgendeinem undefinierbaren Grund hat mein Laptop den Geist aufgegeben.- er lässt sich nicht mehr starten. Dieter Kronshage hatte ein leeres Gehäuse und ein Anschlussstück für einen externen Speicher. Ich habe meine Festplatte ausgebaut und in dieses Gehäuse gebaut, wodurch ich meine Daten sichern konnte und mit dieser externen Festplatte den Computer von Dieter nutzen darf. Jetzt ist es mir wieder möglich, im Hafen von Dakar (Senegal) meine Bilder von der Kamera runter zu laden und mein Reisebericht weiterhin zu schreiben.
    Was ist noch so passiert? Natürlich war es wieder Marion, die fliegende Fische und die erste Delphin-Familie, in den Gewässern westlich von Mauretanien, gesichtet hat.
    Die Crew nutze das gute Wetter in dieser Gegend und hat ein Schwedisches Smörrebröd-Essen zubereitet. An Deck wurden, mehr als reichlich, tolle Platten, viel Bier und natürlich auch Aquavit serviert. Es wurde ein langer, gemütlicher und alkoholschwangerer Abend.

    In der Nacht, bevor wir im Senegal anlegten, gab es ein Bingo-Spiel. Eine Lieblingsbeschäftigung der Philippinischen Mannschaft, neben Karaoke, wie man uns sagte. Es haben 3 Männer aus der Mannschaft gewonnen: Erster Preis 240 US$.

    Dakar - unser erster Kontakt mit Schwarzafrika - mit allem, was dazugehört.
    Wir haben uns auf einem Rundgang durch diese brodelnde, quicklebendige Stadt eine Portion Afrika rein gezogen. Highlights waren auf jeden Fall die tollen gertenschlanken, bildhübschen Frauen, mit den „Polstern“ auf den richtigen Stellen.
    Ich habe, natürlich erst nach ausdrücklicher Aufforderung von Marion, viele Fotos von diesen toll gekleideten Frauen gemacht. Selbstverständlich haben wir auch für Marion ein solch fantastisches Kleid gekauft.


    Am Abend haben wir über zwei Stunden, von der Brücke aus, beobachtet, wie das Schiff auf afrikanische Art entladen wurde. Das Ergebnis war, zwei unserer Mitfahrer wollen sich noch mal überlegen, ob sie wirklich von Südamerika aus zurückfliegen und ihr Wohnmobil zur Verschiffung stehen lassen wollen. Denn die Senegalesen fuhren beim Entladen der Fahrzeuge, nicht nach Sicht, sondern nach Geräuschen. Die Container wurden beim Abstellen an Deck zu Recht geknallt, d.h. sie wurden so lange an die daneben stehenden gestoßen, bis sie dazwischen passten und man sie fallen lassen konnte. Wir hatten einen wirklich amüsanten Abend.

    Doch all das war wirklich nichts gegen Conakry (Guinea). Hier gab es nur Dreck, Chaos und ein total kaputtes Land. Wir mussten 24 Stunden vor der Küste kreuzen, da es in dem Minihafen keinen Liegeplatz für uns gab. Die Hafeneinfahrt war gespickt mit Schiffwracks, die gefährlich nah an der Wasserlinie lagen. Das gesamte Schiff war innen abgedunkelt, und die See direkt am Schiff mit starken Scheinwerfern beleuchtet. An jeder Ecke des Schiffs stand Personal und beobachtet die Außenwand. Man hatte Angst vor Piraten. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass Piraten vor Guinea versucht hätten, an Bord zu klettern, um die Container zu durchsuchen und zu plündern. Außerdem war die Gefahr groß, dass blinde Passagiere an Bord klettern, um in eine vermeidlich bessere Zukunft zu fahren.

    Dann ging es endlich los, mitten in der Nacht. Die Anspannung bei Kapitän und Mannschaft war spürbar. Es gab nur eine enge Fahrrinne zu der Anlagestelle. Des-wegen mussten wir kurz davor warten, bis zwei andere Schiffe die Ausfahrt passiert hatten. Als es am folgenden Tag hell wurde, sahen wir wie gefährlich dieses Gewässer ist. Das Gebiet um den „provisorischen“ Hafen war gespickt mit Schiffswracks die halb aus dem Wasser ragend, vor sich hin rosteten. Eng zwischen zwei anderen Schiffen wurde unser großes Schiff von zwei Schleppern rein geschoben. Was an der Pier los war, kann man nicht beschreiben, da muss man sich einfach die Fotos in Ruhe ansehen. Ein für uns unvorstellbares Bild bot sich. Und was wir dann in den nächsten 30 Stunden erlebten, war unbegreiflich. Aufgrund einer Empfehlung des Kapitäns, haben wir Passagiere uns für die Bewachung unserer Fahrzeuge rund um die Uhr entschieden. Und das war eine gute Entscheidung, denn trotz unserer Anwesenheit haben die Guinness an allem herumgefummelt, was man nur irgendwie gebrauchen konnte. Und die können alles gebrauchen. 3 Gruppen zu je 2 Mann haben wir gebildet, die jeweils für zwei Stunden die Fahrzeuge bewachten.

    Nur wenige Beispiele:
    Da bei den gebrauchten PKW die Schlüssel steckten, konnte jeder, der auf dem Vordeck herum turnte, sich bedienen. Was man auch tat. Obwohl ich fotografierte, ließen sie sich nicht davon abhalten, Innenspiegel abzumontieren, Kleidungsstücke sich an zueignen, die sie dann anschließend direkt am Pier, neben dem Schiff verkauften. Unter einem Autositz hat ein Mann ein Paar Turnschuhe gefunden und diese gleich angezogen. Seine durchgelaufenen Halbschuhe fanden wir beim Auslaufen aus dem Hafen einsam und verlassen auf dem Vordeck.
    Einen anderen sah ich, der aus einem PKW einen Videorecorder in sein Eigentum übergehen ließ.
    Peter, mein Partner bei der Wache, hatte sich in einer Trinkflasche von seinem Fahrrad, Wasser mitgenommen. Er hatte diese „billige“ Flasche für maximal 1 Minute auf seine Stoßstange gestellt, um nachzusehen, welchen Bereich der Fahrzeuge ich einsehen konnte. Und schon war die Flasche verschwunden.
    Ich nutzte die Wache, um meine Kupplung zu entlüften, das Fahrgestell intensiv ab- zuschmieren, die Schmierpresse zu zerlegen und zu reinigen. Außerdem klebte ich „Alemania“ auf Fahrzeug und Kabine, um in Südamerika nicht mit Gringos verwechselt zu werden.


    Das Ausladen der LKWs und Pkws zu beschreiben wäre zu langatmig und die Gefahr, dass man den Wahrheitsgehalt dieser Beschreibung anzweifeln würde, wäre groß, denn das war unglaublich. Da die meisten Wagen nicht ansprangen, wurden die, die nicht mit den Hilfsbatterien zum Leben erweckt werden konnten, entweder vom Gabelstapler hoch gehoben und rausgebracht oder von „Bobbycars“ in einer Reihe von jeweils 5 Wagen raus geschoben oder an Stahlketten rausgezogen. Da bei den LKWs ohne laufenden Motor die Luftdruckbremsen nicht aufgingen, wurden sie mit aller Gewalt über Deck gerissen. Was bis dahin an diesen alten Fahrzeugen, noch nicht verbeult, abgerissen oder auch verbogen war, das wurde jetzt nachgeholt. Man kann nur sagen: Brutal und rücksichtslos wurde der Schrott von Europa hier „entsorgt“.

    Bodo, ein Mitreisender hatte am Samstag, dem 18.10. seinen 70. Geburtstag.
    Er hätte sich auch nicht träumen lassen, seinen Jubeltag auf Wache zu verbringen. Trotzdem ließen wir uns weder den Kuchen noch den Wein verderben und feierten unseren Mitreisenden.
    Alle an Bord waren happy, als wir zwischen den Wracks der gesunkenen Schiffe vorbei, ohne Angriff von Flüchtlingen oder Piraten, wieder auf See waren und Kurs Richtung Rio nahmen. In 6 Tagen sollen wir dort sind.

    19.10.2008 Wir sind auf hoher See und die Mannschaft feiert, dass sie Afrika gut überstanden haben, und wir feiern mit. Es gab ein fürstliches Essen und der Kapitän spendierte einige Flaschen Wein. Beim Abendessen sagte er zu uns, dass er solche Passagiere noch nicht erlebt habe. Die Passagiere, die sie früher mitnahmen, hätten sich immer voneinander separiert und wären eher eine Belastung für die Crew gewesen. Er dankte uns, weil wir die Fahrzeuge bewacht haben und weil wir eine angenehme und lustige Truppe sind. Ich wurde von den Passagieren aufgefordert, dem Kapitän, den Offizieren und der Mannschaft für ihre Betreuung zu danken. Das war der Anfang eines langen und feuchten Abends mit Wein, Bier, viel Whisky und Cognac. So ganz nüchtern ging Niemand zu Bett.

    Am anderen Morgen ging es einigen von uns nicht besonders gut. Und das lag nicht nur allein an dem heftigen Sturm mit bewegter See, der mittlerweile vorherrschte.
    Heute Nacht sollen wir den Äquator überfahren und morgen soll es eine Grillparty geben. Hoffentlich wird das Wetter besser.
    Wie immer, es ändert sich alles - außer dem Wetter. Heute 22.10. Der Äquator ist überfahren (es hat weder gerumpelt noch sonst was) und nun ist das Wetter schon seit 3 Tagen schlecht. Gelegentlich gehen Regenschauer runter, und es windet heftig. Stärke 6 lässt das Schiff über beide Achsen heftig schaukeln –und nicht alle finden das gut.
    Marion, unsere Spezialistin beim Auffinden von Tieren, hat einen Schwarm Delfine gesichtet. So an die 100 dieser tollen Tiere sind springenderweise direkt neben unserem Schiff vorbei gezogen. Dann sahen wir, etwas weiter entfernt, einen sehr großen Wal, der weit aus dem Wasser heraus sprang, um dann mit einer großen Wasserfontäne auf die Wasseroberfläche auf klatschte.

    Doch das größte, nicht geplante Ereignis, welches die Stimmung an Bord gegen Null sinken ließ, war die Entdeckung eines Blinden Passagiers. Das was die gesamte Mannschaft am meisten befürchtete, war passiert. Ein Afrikaner hatte sich an Bord geschlichen und wollte nach Europa flüchten. Der 20 jährige Schwarze aus Guinea wollte mit seinem Freund flüchten. Der Freund wurde vorher schon abgefangen, so dass sich unser neuer Passagier ohne Gepäck und ohne Wasser versteckt hatte. Als er sich nach zwei Tagen auf Deck 6 bemerkbar machte, war er „halb verdurstet“. Außer 2 Feuerzeugen und einer Rasierklinge hatte er nichts dabei. Er wurde in der Arrestzelle eingesperrt, erhält Wasser und Verpflegung und wird zweimal täglich auf Deck von zwei Mannschaftmitgliedern beim Spaziergang begleitet.
    Nachdem sich die Aufregung gelegt hatte, entschied der Kapitän, dass heute die Äquatortaufe mit Grillfest stattfinden soll.
    Um eine ruhige Ecke auf dem Schiff zu schaffen, hat er den Kurs um 30 Grad ver-ändert und das Schiff vom Land ab gedreht. Aber es wurde nicht wirklich besser.
    Die Äquatortaufe war eine seltsame Veranstaltung. Aus einem großen Eimer, in dem sich ein undefinierbares Gesöff befand, lagen noch eine Socke und ein Gummischlappen drin. Die Philippinos, die daraus tranken, ko.... anschließend direkt ins Pool. Dann bekamen auch zwei von uns Passagieren, bei denen es sich lohnte, die Haare abrasiert. Bei uns geschah das freiwillig, die Crew hatte keine Wahl, da mussten alle Neulinge ran.
    Anschließend fand ein feuchtfröhliches Grillfest statt.


    Am 25. Oktober liefen wir in Rio de Janeiro ein. Die Einfahrt in die Stadt, die an einer weit ausladenden Bucht liegt, war mit unserem großen Schiff sehr spannend. Leider hatten wir sehr hohe Luftfeuchtigkeit, und die Sicht war minimal. Weder der Zuckerhut noch die Christusfigur auf dem Cocovaro waren zu sehen. Mit einer Taxe fuhren Marion und ich zum berühmten Strand von Copacabana. Mit dem Ruf früherer Tage kann dieser Strand heute nicht mehr mithalten. Der traumhaft mehlige Sand begeistert immer noch, doch das Publikum gehört eher der unteren Mittelschicht an. Nichts von Schickimicki ist zu merken. Auch die Mädels mussten der Ernährung durch Mc Donalds Tribut zahlen. Nichts da mit schlanken, gut geformten Figürchen. Alles etwas aus dem Leim gegangen.
    Am interessantesten waren noch die Fußballspiele an diesem Sonntag. Mindestens 4 Fußballfelder wurden abgesteckt, mit richtigen Toren. Die Mannschaften waren, wie bei uns, einheitlich gekleidet, es gab einen Schiedsrichter und zwei Linienrichter und natürlich etliche Fans. Der einzige Unterschied bestand darin, dass die Spieler barfüßig spielten - mit einem aufopfernden Einsatz, von der tollen Balltechnik ganz zu schweigen - eben brasilianisch.


    Hin und wieder gaben die Wolken den Blick auf die Christusfigur und den Zuckerhut frei. Es war schon ein toller Anblick. Weniger toll waren die Berghänge anzusehen. Wo bei uns die begehrtesten Bauplätze sind, mit einer Panoramaaussicht, hängen baufällige Hütten, primitive Bauten, ohne Straßen, ohne Wasser und Abwasser und mit Strom, den die Bewohner illegal (aber geduldet) von der öffentlichen Leitung abzapfen.
    Beim Anblick dieser Armutsvierteln (Favelas) fällt mir gleich der Song von Michael Jackson ein „what about us“. Das dazugehörende Video hatte er in einer dieser Favelas gedreht und den Bewohnern dafür 2.500 $ gezahlt - welch Großzügigkeit.
    Hier sind wir schon sehr nachdenklich geworden, über das, was in der Welt so abgeht.

    Dann ging es Richtung Santos, 25 Km entfernt von Brasiliens zweitgrößter Stadt San Paulo. Santos hat kilometerlange Strände, die total mit Hochhäusern verbaut sind. Einige standen schon recht schief, des sandigen Untergrunds wegen. Von Rio bis Santos fuhr ein Offizier von Grimaldi mit uns mit, der aus Santos stammte. Er erklärte uns, dass man beim Bau dieser Häuser nicht richtig auf den Untergrund geachtet habe, der zu wenig Tragefestigkeit hat. Er zeigte uns am Strand eine größere Hochhäusersiedlung, überwiegend Ferienappartements von Bewohnern aus Sao Paulo. Zu unserer Anlegestelle in Santos mussten wir diese Bucht bis zum Ende durchfahren.


    Am Ufer wechselten Yachthäfen mit Armutssiedlungen ab. Neben diesen Elends-vierteln standen Superyachten in Hafenanlagen mit großen Grünflächen, mit Ten-nisplätzen und Edel-Restaurants. Der Offizier sagte uns, dass die reichen Leute in Hochhäuser wohnen und die armen in kleinen Häusern. Diese Ärmsten „leben“ in Holz-/Blechhütten auf Pfählen, die sie in den Uferschlamm, zwischen Urwald und Fluss, getrieben haben.
    In Santos haben wir an Bord Marions Geburtstag gefeiert. Als sie zum Frühstück erschien, haben unsere Mitreisenden ihr ein selbst gedichtetes Lied gesungen.
    Unser Koch Greger hat ihr eine Geburtstagstorte gebacken, die wir nachmittags verspeisten. Vom Kapitän wurde sie herzlich gedrückt. Die Philippinische Crew bildete auf dem Flur ein Spalier und sang ihr ein „Happy Birthday“. Romeo, der 2. Offizier der Philippinos gestaltete ihr eine Geburtstagskarte mit einem Foto unseres Schiffes und der Crew. Nach dem Abendessen trafen wir uns am Pool zu einer kleinen Geburtstagsparty bei Wein, Bier und Brandy. So klang ein perfekter Geburts-Tag aus.

    Am folgenden Mittag ging es weiter Richtung Argentinien. Regen, Sturm und eine aufgewühlte See machte das Weiterfahren nicht gerade angenehm.

    Eine kleine Episode am Rande:
    Die Kaffeemaschine der Offiziersmesse funktionierte plötzlich nicht mehr. Der Chefingenieur hat versucht, sie zu reparieren, erklärte dann sie sei kaputt und man müsse 400 € für eine neue investieren, und er wollte wissen, wer zu viel Pulver in die Maschine getan habe. Fredi, unser Schweizer war der Übeltäter. Die Stimmung zwischen Mannschaft und Passagiere sank rapide. Marion und ich versuchten mittags das Ding in Ordnung zu bringen - vergeblich. Am Abend haben Fredi und ich es nochmals versucht, und ich habe mit einem Schraubendreher herum geschraubt, das Ding geschüttelt, mit den Fingern drin herum gefummelt und wieder zusammengebaut - gefüllt und wieder angestellt - siehe da, sie ging wieder. Alle waren happy und auf Nachfrage hat man dem Kapitän gesagt, ich habe sie wieder repariert. Der gratulierte mir und meinte, dass er sich wundere, wieso ich die Maschine hin bekommen habe und sein Chefingenieur nicht. Worauf ich ihm anbot, sich vertrauensvoll an mich zu wenden, wenn er mal Probleme mit den Maschinen des Schiffes habe. Das Gelächter war groß, erst Recht als ich behauptete, dass ich das Ding mit dem Zauberspruch Abrakadabra!!!! flott gemacht habe.

    Während wir die Küste Uruguays passierten, konnten wir den Robben beim „Baden“ zusehen. Die possierlichen Tierchen trieben auf dem Rücken liegend, sehr dicht an unserem Schiff vorbei. Der eine oder andere streckte dabei seinen Kopf sehr weit aus dem Wasser, als ob er uns nach schauen wollte. Es ging in den Rio de la Plata, der zwischen 40 und 60 Km breit ist. Am nördlichen Ufer konnte man die Skyline von Montevideo deutlich sehen. Das Wetter wurde immer besser, die Nachrichten weniger. Denn der Kapitän informierte uns, dass wir zwischen Montevideo und Buenos Aires zwei Tage auf Anker liegen müssen, da zur Zeit in Zarate noch ein Schiff beladen werden muss, und von der Grimaldi-Line das Schiff „Grande Francia“ vor uns dran wäre. Dieses Schiff lag neben uns vor Anker und durfte zuerst in den Rio Paraná nach Zarate einfahren. Der Paraná ist kaum breiter als unser Schiff und somit nur in einer Richtung zu befahren.

    Es wurde in dem Fluss sehr eng, und wir mussten unseren Funkmast umlegen, da wir sonst nicht unter der Brücke durch kamen, die wir passieren mussten, um den Hafen von Zarate zu erreichen. Wir nutzten die Zeit, im Auto alles wieder anzu-montieren, aufzuräumen und die Schonbezüge und Teppiche zu waschen.
    Die Crew nutzte die Gelegenheit, die Rettungsboote zu überprüfen, indem sie diese ins Wasser lassen wollte. Bei dem Einen gelang das, obwohl ein Seil abriss. Bei dem Zweiten streikte die Winsch, da sie ohne Strom nicht läuft. Gut, dass es sich um eine Übung handelte. Warum sollten gerade die Rettungsboote funktionieren, da sonst so wenig an diesem Schiff nicht Schrott ist? Übrigens haben unsere Kräne großen Anteil an unserer Verspätung, denn auch diese fielen aus und konnten auf der ganzen Reise nicht repariert werden. Dieses Schiff soll 8 Jahre alt sein, unvorstellbar dieser Zustand. Hier wurde für angeblich 1 Milliarde ein Kahn „zusammengeschustert“, der nie und nimmer sein Geld wert ist. Danach wurde nur noch Geld herausgezogen, ohne die einfachsten Wartungs- und Erhaltungsarbeiten durchzuführen. Es gibt keine richtige Schallisolierung (von ständigen Dröhnen haben wir langsam genug), die Einbauten im Bad sind teilweise locker bzw. fehlen bereits, der Wassertank ist defekt, deswegen sollen wir sparsam mit dem Wasser umgehen, die Feueralarmanlage gibt Fehlalarm, woran sich Niemand mehr stört; die Rettungswesten haben wir uns nicht angesehen und es gab keine Rettungsübung (wahrscheinlich zu unserem eigen Schutz); dass die Kaffeemaschine ausfiel (siehe oben) ist wohl das kleinste Übel, obwohl auch das auf mangelnde Pflege zurückzuführen ist.


    Auch die zwei Tage vor Buenos Aires vergingen, und die Fahrt in den engen Rio Paraná ging los. Eine tolle Landschaft begrüßte uns rechts und links dieses sehr engen Flusses, üppige Vegetation und die Vogelvielfalt dieses Feuchtgebietes. An dem Ufer des Flusses standen auf Stelzen Wochenendhäuser mit Bootstegen - ein Paradies, besonders für Wassersportler. Die Häuser waren von einfach bis Luxus und standen auf 1000 qm Grund. Der Preis der Anwesen ohne Stromanschluss beträgt 10.000 €, die mit Strom 20.000 €. Für Argentinier viel Geld.

    Am Montagmorgen soll es nach Buenos Aires gehen, von wo aus wir unsere Südamerika-Rundreise starten werden. Mal sehen, ob wir ohne Versicherung für unser Auto aus dem Hafen herauskommen, denn durch unsere 3 wöchige Verspätung war am 1.11. unsere Spanische Autoversicherung abgelaufen. Wir wollten sowieso für Südamerika den Wagen vor Ort versichern.

    Und dann begann unsere Rundreise über diesen Kontinent.

    Wieder auf nach Marokko – solang es noch geht….


    Etwas abgewandelt nach einem Song aus den 70er Jahre
    ….. besuchen Sie Europa, solange es noch steht…….
    sind wir mit unserem 5 Monate alten, also fabrikneuen „Yogourt-Becher“ am 1.1.2013 von unserem Wohnort in Spanien nach Marokko aufgebrochen. Wir wollten erfahren, wie wir mit einem „normalen“, Serien-Wohnmobil zu Recht kommen. Zum ersten Mal mit unserem Adria dieses tolle Land bereisen, in dem wir unsere ersten OFF-ROAD Touren 2007 mit dem „Dicken“ unternommen hatten.
    Um es vorweg zu nehmen; es war toll, total entspanntes stressfreies Reisen. Für Marokko braucht man kein Allrad-Fahrzeug. Es sei denn, man will abseits des gut ausgebauten Straßennetzes „querfeldein“ fahren, was natürlich dort sehr gut geht. Selbst die Piste von Tassarine zu den Felsgravuren bei Ait Ouazik, die sehr steinig und im Flussbett teilweise versandet ist, war mit unserem Fiat zu bewältigen. Natürlich benötigten wir für diese 18 Km ca. 1 ½ Stunden und die gleiche Zeit wieder zurück, aber Alles ohne Probleme.


    Von Tassarine nach Ait Ouazik

    Doch erst mal von Anfang an:
    Wir setzten am 2.1.2013 von Algesiras nach Tanger Med über; die bequemste und komfortabelste Art und Weise für 200 € nach Marokko zu kommen. Die Schiffpassage kann man neben Lidl oder bei Carlos in Algasiras kaufen. Auf dem Schiff wird ein „Fish“ ausgefüllt und man bekommt den Einreisestempel mit einer Nummer in den Pass gedrückt. Wenn man von Schiff runter fährt, kommt man an den Zoll; geht auf so ein kleines Häuschen zu, bzw. sucht in dessen Nähe einen Uniformierten. Dort gibt man die Einreisepapiere, die man mit der Schiffspassage erhalten hat, ab, zeigt seinen Pass und schon ist man in Marokko. Aus dem Hafen raus, kommt man direkt auf eine Autobahn und fährt Richtung Tanger. Nach ca. 30 Km kommt die erste Autobahntankstelle, wo man billigen Diesel für 8,3 DH/L (ca. 0,75 €) tanken kann, auch mit Kreditkarte. (Wechselkurs z.Zt. 10 DH = 0,90 €)

    Wir legten den ersten Stopp in Larache auf dem Platz einer Autobuslinie ein. In der Stadt versorgten wir uns mit Bargeld und Trinkwasser. Der Platz ist nicht sehr einladend, aber für 40 DH eine erste Übernachtungsmöglichkeit.
    Ohne weiteren Halt fuhren wir nach Fes. Dort holten wir unseren Sohn Andreas am 5.1. vom Flugplatz ab. Wie schon 2010/2011 will er zwei Wochen mit uns durch Marokko reisen. Diesmal auf einer anderen Route.
    Die Taxifahrt vom Camping Diamant Vert zum Flughafen und zurück kostete uns wieder mal „Lehrgeld“ (200 DH).
    Da wir Fes von früheren Reisen gut kennen, blieb Marion auf dem Campingplatz, Andreas und ich fuhren mit dem Linienbus zur Altstadt. Der Bus hielt direkt vor dem Eingang zum Freibad Diamant Verde, zu welchem der Campingplatz gehört. Wir fuhren mit der Linie 46 bis zur Endstation, die direkt an der südlichen Seite der Altstadt lag. Stundenlang schlenderten wir durch die engen Gassen, führten interessante Gespräche mit den Händlern und sahen uns natürlich auch das Gerberviertel an. Durch eine gute Beschilderung ist man auf einen Führer nicht angewiesen. Auch die Heimfahrt zum Campingplatz legten wir mit dem Linienbus zurück (pro Fahrt für uns beide 3 DH).

    Am nächsten Tag ging die Fahrt über den hohen Atlas der Wüste entgegen. Die Pässe des Hohen Atlas waren schneefrei. Nur in Ifrane sah man noch ein paar größere Schneeflecken auf den Feldern und es war sehr kalt.


    Teatime in Blue Meski

    Auf dem Campingplatz „Source bleue de Meski“ auf der Südseite des Gebirges übernachteten wir. Es wurde eine sehr kalte Nacht. Am anderen Morgen, nach einer kleinen „Souvenir-Einkaufsorgie“ von Marion und Andreas, fuhren wir nach Merzouga in das große Sanddünen-Gebiet des Erg Chebbi.
    Direkt an den hohen Dünen fanden wir einen kleinen, netten Campingplatz, wo wir eine Woche blieben; ausgiebige Wanderungen in die Dünenlandschaft unternahmen und es uns gut gehen ließen. Tagsüber lagen die Temperaturen weit über 20 Grad, nachts wurde es dagegen empfindlich kalt. Das Thermometer zeigte um Null Grad an.
    Ein Mann vom Campingplatz fuhr mit Andreas auf seinem Mofa in den Ort, um ein Snow-Board zu besorgen, denn unser Sohn wollte die Sanddünen runter gleiten. Ein seltsames Bild bot sich uns, als die beiden Kerle mit dem Board auf dem „Moped mit Hilfsmotor“ über die Piste gewackelt kamen. Doch das war noch der einfachere Teil dieser Aktion. Wesentlich schwieriger war es für Andreas das Board mit den schweren Schuhen zum Gipfel der Dünen zu schleppen, denn einen Ski-Lift gibt es natürlich nicht im Erg Chebbi.


    Aufstieg weder mit Seilbahn noch mit Lift

    Dreimal schleppte er seine Ausrüstung zum Gipfel der Düne. Doch er meinte, dass es sich für ihn gelohnt habe. Es war toll anzusehen, wie er über den Sand glitt, fast wie im Schnee…… nur wärmer!!!!

    Schussfahrt im Sand

    Vom Erg Chebbi aus ging es über unsere erste Off Road Strecke zu den Felsgravuren bei Tasserine, wie bereits oben erwähnt.


    Unser Adria vor den Toren Jerusalems

    Unsere nächste Station waren die beiden Filmstudios in Ouarzazate, die Andreas als Film- und Kinofreund unbedingt ausgiebig besichtigen wollte. 2010 wollte ich mir diese Besichtigung nicht antun, doch diesmal ging ich mit und war sehr positiv überrascht.
    Außer den Studios, konnten wir zwei große Kulissenbauten besichtigen; Jerusalem und Mekka. Es war eindrucksvoll und man sollte auf jeden Fall diese beiden Studios besichtigen.


    Wir parken vor Mekka – im Hintergrund Jerusalem

    Diesmal sind wir, ohne anzuhalten, durch Ait Benhaddou gefahren, denn wir hatten diese alte (Film-)Stadt schon zweimal besucht. Wir folgten dem Hinweis, den uns der Führer in den Filmstudios gegeben hatte. Nördlich von Tamdaght ist ein Film über Tibet gedreht worden. Die Landschaft hier ist der von Tibet zum Verwechseln ähnlich. Damals musste man zu Filmzwecken 400 Tibeter einfliegen lassen, denn das Aussehen der marokkanischen Bevölkerung weicht doch sehr von der aus Tibet ab.

    In Tamdaght kann man die mächtige Kasbah des Blaoui-Paschas besichtigen. Die größere Kasbah befindet sich in Telouet. Die Straße dorthin wird gerade erst ausgebaut und war nur zur Hälfte mit unserem Wohnmobil befahrbar, denn die noch vorhandenen Straßenfragmente wiesen sehr scharfe Kanten auf. Ich hatte arge Bedenken unserer Reifen wegen. Aber auch die Strecke bis dorthin ist lohnenswert.


    Kasbah Tamdaght

    Von hier aus ging unsere Fahrt nach Marrakech über den „Tizi-n-Tichka“ Pass. Eine sehr kurvenreiche und nicht so harmlose Strecke, wie man an diesem Foto sehen kann.


    Plötzlich hinter der Kurve ein Unfall

    Marrakech besuchte ich mit Andreas allein und auf der Rückfahrt holten wir unseren reparierten Reifen bei Pirelli ab. Wir hatten einen Dorn bei unserer „Off Road-Tour“ gefangen. Reifenwechsel, Reparatur und Montage für 60 DH.


    Fischtransporter in Marrakesch – wer spricht hier von „Kühlkette?“

    19.1.2013 - in Marrakech war die gemeinsame Reise mit unserem Sohn zu Ende. Nach zwei tollen Wochen, flog Andreas zurück nach Deutschland. Jetzt muss er sich auf seine Abschlussprüfungen konzentrieren, denn sein letztes Studienjahr will erfolgreich, mit dem „Magister“ abgeschlossen werden.

    In den folgenden Wochen besuchten wir die Plätze, die wir schon von früheren Reisen kannten: Plage Blanche; El Ouatia, Ouet Chebeika und zum Tanken nach Sidi Akhfennir (5,55 DH/Ltr).

    Über schöne Wüstenstrecke fuhren wir mit Irmgard und Günter zusammen, von Guelmim über Ifrane de Anti-Atlas und Tiffermit bis Tafraoute. Zwei Nächte standen wir zusammen im Gebiet der „Painted Rocks“ und unternahmen von da aus eine Rundfahrt durch die „Bilderbuch-Oase“ Ait Mansour. Ein wirklich tolles Erlebnis, das man mit jedem Wohnmobil (bis 8 m Länge und 2,40 m Breite) haben kann.


    „Painted Rocks“ bei Tafraoute

    Auf einem Stellplatz in Tafraoute blieben wir ca. 1 Woche (10 DH pro Tag). Hier ließ Günter sein Fahrerhaus restaurieren und neu lackieren und wir kauften einen Windschutz für die Außenküche.

    Eine unerwartete und tolle Überraschung war es, als wir plötzlich Evi und Joachim mit ihrem MAN Aktionmobil trafen. Wir lernten die beiden netten Berliner 2008 in El Ouadia kennen und sind damals ein paar Tage zusammen gefahren. Joachim zeigte uns im Internet seine neue Aufgabe, die er in Berlin als Zeitzeuge übernommen hat. Beide sind zu DDR-Zeiten durch einen Tunnel von Ost- nach West-Berlin geflüchtet. Für seine Arbeit zur Erhaltung der jüngsten deutschen Geschichte ist ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen worden. Auch Joachim ließ in Tafraoute sein Fahrerhaus und die Staukästen seines Aktionmobils restaurieren und lackieren.
    Beide trafen wir dann wieder in Taghazoute nördlich von Agadir. Dort verbrachten wir eine Woche bei tollem Wetter und zweistelligen Nachttemperaturen. Dieser Stellplatz war gut organisiert (10 DH pro Tag). Wasser wurde mit einem Tankwagen angeliefert (20 DH egal wie viel Liter), Brot und Stückchen wurden von „fliegenden“ Händler angeboten, Orangen und Gemüse war zu kaufen und natürlich Montieren von Solarzellen und Näharbeiten für das Wohnmobil wurden auf dem Platz angeboten.

    Auf diesem Platz in Taroudannt wurde die Markszene in dem Film „Ali Barba und die 40 Räuber“ gedreht.

    Eine schöne Bergstrecke durch den Anti Atlas fehlte uns noch auf unseren Touren durch Marokko….. von Taroudannt über den Tizi-n-Test Pass nach Marrakech.


    Abenteuerliche Strecke über den Anti-Atlas
    In Taroudannt durchstöberten wir den Souk, der sehenswert und von Einheimischen dominiert ist. Sonntags gibt es einen Vieh- und Großmarkt, der sehr ursprünglich und typisch für die Berbergegend ist. Einfach sehenswert diese Stadt, die komplett mit einer gut erhaltenen Stadtmauer umgeben ist.


    Viele Bergdörfer, die man vor dem Hintergrund der Berge kaum ausmachen kann

    Die Fahrt über den Anti Atlas nach Marrakech ist mit jedem Wohnmobil zu bewältigen (eventuell mit obigen Einschränkungen an die Größe). Man gewinnt sehr viele Eindrücke von der Landschaft und der Art wie die Atlas-Berber leben.

    Von Marrakech aus ging es über die Autobahn nach Larache auf den Stellplatz der Fährgesellschaft, wo heute nur noch Autobusse halten, die von und nach Spanien fahren. Dieser Platz war vor Jahren kostenlos. Seit 2010 besuchen wir ihn und mussten damals 50 DH pro Nacht zahlen, ab diesem Jahr 40 DH. Der Platz bot bisher sehr wenig, war aber mit 70 Km zum Fährhafen Tanger-Med günstig gelegen. Der Mangel an Service wurde Ende Februar 2013 noch gestoppt, denn das Wasser war abgestellt und es brannte kein Licht auf dem Platz, denn es gab auch keinen Strom mehr. Die Toiletten sahen dementsprechend aus. Die 40 DH wollte man trotzdem haben. Wahrscheinlich ist der Platz schon stillgelegt worden und man will nur noch die zurückfahrenden Wohnmobile „mitnehmen“, bevor man den Platz „blatt“ macht. Zu wertvoll ist der Baugrund geworden.

    Uns ist aufgefallen, dass in Marokko sehr viel gebaut wird. Tausende von Neubau-Wohnungen und –Häuser sind in den letzten zwei Jahren entstanden. Um die Großstädte herum sind riesige Siedlungen errichtet worden. Was jedoch auffällt ist, die Neubauten sind wohl verputzt, jedoch oftmals ohne Fenster. Auch total fertig gestellte Häuser sind unbewohnt. Leicht zu erkennen an den fehlenden Satelliten-Schüsseln auf den Dächer.
    Und es wurden hunderte von neuen und großen Moscheen gebaut. Es gibt Orte, da steht eine neue Moschee inmitten alten baufälligen Häusern…. ein grasser Gegensatz.

    Was uns noch aufgefallen ist, ist die große Zahl von Gewächshäusern.
    Große Flächen werden von diesen Foilendächern bestimmt, so wie man das von dem Gebiet um Nijar in Spanien kennt. Hier muss sich die Zahl der Abnehmerländer in den letzten Jahren erhöht haben. Gehen diese Lebensmittel in die EU?
    Die EU hat in Erwerbszweige investiert. So werden Produktion-Cooperativen von der EU gefördert und auch Wasserprojekte.
    Aufgefallen ist uns auch der sehr stark ausgeweitete Straßenbau. Viele neue und neu geteerte Straßen durchziehen Marokko….. gut für uns Reisenden.
    Einige Golfstaaten fördern den Bau von Schulen und Universitäten in Marokko.

    Wir haben das Gefühl; Marokko steht am Scheideweg. Wo wird es hintreiben?
    Was uns Sorge macht ist das Verhalten einiger Teile der Bevölkerung, insbesondere der Jungen, deren Verhalten sich in den letzten Jahren verändert hat. Positiv verändert haben sich die Kinder dahingehend, dass wir keinen einzigen „Steinewerfer“ mehr erlebt haben.
    Das Verhalten der Händler jedoch erinnert uns sehr an die Händler in Jugoslawien im Sommer 1990 kurz vor Ausbruch des Krieges. Wenn man die stark gestiegenen Preisforderungen bezahlt sind sie freundlich und alles ist OK. Wenn man jedoch nicht bereit ist für die gebotene Qualität die überzogenen Preise zu akzeptieren, werden sie ungehalten. Das Gleiche haben wir 1990 in Jugoslawien erlebt.

    Wir hoffen, dass uns unsere Empfindungen täuschen und Marokko weiterhin ein problemlos zu bereisendes Land bleiben wird. Die Marokkaner müssen sich nur Gedanken darüber machen, wo die tausende Wohnmobile unterzubringen sind. Denn es gibt viel zu wenige Campingplätze, dazu noch mit mangelhaften Standards. Die Zahl der „wilden“ oder „freien“ Stellplätze werden von Jahr zu Jahr geringer bzw. ein Übernachten dort wird verboten. Wo wollen die „Überwinterer“ dann noch hin? In Spanien ist man „unbeliebt“; in Portugal ist es zu kalt!!!

    Insh alah!!!


    PS: Auch diese Fotos könnt Ihr auf meiner homepage sehen.

    Wieder auf nach Marokko (vom 9.11.2007 bis Ende Januar 2008)



    (Blaue Route)

    Am 25.10.07 feiern wir in Moraira (Spanien) Marions 50. Geburtstag. Es ist ein tolles Fest mit vielen guten Freunden, einige sind dazu aus Deutschland angereist. Auch Uschi und Hermann aus Berlin sind mit ihrem 4 X 4 MAN hier. Mit ihnen wollen wir wieder durch Marokko fahren.
    Am gleichen Tag wie Marion, dem 26.10. wurde unser guter Freund Ferenc Engler 70. Seinen Ehrentag feiert er in seinem Geburtsort in Ungarn. Seine Nachfeier mit den „spanischen“ Bekannten hat er auf den 8.11. gelegt. Dadurch verzögert sich unser Start Richtung Marokko. Uschi und Hermann fahren schon mal vor, denn sie wollen sich Chefchaouen und Volubilis ansehen. Auf dem Campingplatz in Fes wollen sie auf uns warten.
    Am 9.11. gegen 10 Uhr starten wir in Moraira und treffen am 11.11. gegen 15 Uhr Uschi und Hermann auf dem Campingplatz Diamant Verde in Fes. Eine angenehme Überraschung war der neue Preis für die Fähre von 100 € für die Hin- und Rückfahrt für 2 Personen inklusiv Mobil (bisher immer über 200 €). Das Monopol der spanischen Gesellschaften war in diesem Jahr durch die EU gekippt worden. Und so hat uns der freie Wettbewerb eine 50 %ige Einsparung beschert.
    Wir finden diesmal, bei unserem Rundgang in der riesigen Altstadt von Fes, auch das Färberviertel. Ein Angestellter der Leder-Kooperative erklärt uns, von seiner Terrasse aus, die einzelnen Arbeitsgänge der Lederherstellung. Es ist sehr interessant ihm zuzuhören, aber der schreckliche Gestank lässt und nicht lange dort verweilen. Wir können uns solche Arbeitsweise in Europa nicht vorstellen. Die jungen Männer, mit kurzen Hosen und T-Shirt bekleidet, stehen bis zum Oberschenkel in dieser stinkenden Giftlauge und treten mit den nackten Füßen das Leder. Und das den ganzen Tag in diesem Gestank. Eine harte und mehr als ungesunde Arbeit.
    Dicht bei Fes liegt Meknes, unsere Lieblingsstadt in Marokko. Meknes beeindruckt uns auch diesmal. Die alte Stadtmauer ist neu verputzt, die Gehsteige neu belegt und es ist kaum Dreck, Abfall, Müll oder Plastiktüten zu finden. Wie wir auf der bisherigen Strecke überall erstaunt feststellen, ist es sehr viel sauberer geworden in Marokko. Wir sehen nicht nur Männer beim Kehren, Aufsammeln von Müll und Abfall, sondern auch öfters Müllautos. Außerdem wird enorm viel gebaut: Wohnhäuser, Elektroüberlandmasten aus Beton, neue Strassen, Abwasserleitungen, große Wasserauffangbecken, aktiven Ackerbau auf gut gepflegten Feldern etc. etc. etc… Marokko, ein Land im Aufbruch.
    Natürlich müssen wir im Souk von Meknes wieder von dem tollen Gebäck kaufen, das uns bereits in Frühjahr so vorzüglich geschmeckt hatte. Wir besuchen unseren „Zuckerbäcker“ und kaufen diesmal aber eine größere Tüte. Wir werden in dem Laden begrüßt wie langjährige Stammkunden. Wie man auch allgemein sagen muss, dass die Menschen uns immer sehr fröhlich, freundlich und überaus zuvorkommend entgegen traten.
    Von Meknes aus geht die Fahrt hoch ins Atlas-Gebirge, nicht ohne vorher dem Supermarkt „Merjan“ einen Besuch abzustatten, um unsere Lebensmittelvorräte zu ergänzen. Die Fahrt geht über sehr schmale Gebirgsstrassen, die überwiegend in einem schlechten Zustand sind. Und diesmal haben wir Glück und sehen eine Herde freilaufender Berber-Affen. In über 1600 kalte Höhenmeter übernachten wir am See „Aguelmane Wiwane“. Das Thermometer zeigt tagsüber mehr als 25 Grad und nachts 2 Grad. Es war schwei….kalt…und Dank sei unserer Gasheizung!
    An einem goldglänzenden Bergsee legen wir die erste Station ein. Hier haben wir zuerst Besuch von einer „alten“ Frau. Obwohl sie sicher nicht älter als 60 ist, sieht sie aus wie 80. Sie ist sehr krank, hat „Morbus Bechtereft“ und ein dickes Wadenbein. Sie will Salbe von uns haben. Zwei ca. 12 jährige Mädchen besuchen uns und fragen nach Aspirin. Wie kommen diese Leute darauf, dass wir an ihnen herum docktoren sollen. Obwohl drei von uns eine medizinische Ausbildung haben, würden wir nie auf die Idee kommen jungen Mädchen Schmerztabletten zu überlassen und einer alten Frau irgendetwas auf die Beine streichen. Eine vernünftige Behandlung ihres Leidens hätte mehrere Tage Betreuung und ein Vermitteln dessen was wir machen würden, an sie erfordert. Was wegen der sprachlichen Barrieren leider nicht möglich ist.
    Wir lernten auf dieser Reise Leute kennen, die sagten, dass sie mit „Hilfslieferungen“ ins Erg Chebbi unterwegs seien, da dort eine Überschwemmungskatastrophe gewesen sei. Diese Überschwemmung fand im Mai 2005 statt. Durch staatliche, marokkanische Hilfen und der Hilfe durch die EU ist dort das Meiste wieder aufgebaut und die Restaurants in dieser Gegend verlangen spezielleTouristen-Preise, die 4 mal so hoch sind, wie sie außerhalb dieser Touristengegend verlangt werden. Wozu „Hilfslieferungen“ dorthin bringen? Hier an diesem See und auch im übrigen Atlas-Gebiet leben sehr arme Menschen, die kaum das Nötigste zum Leben haben. Die haben sicher eher solche Hilfe nötig, denn sie haben nicht die geringste Aussicht vom Tourismus zu profitieren.
    Ist es Aufgabe der Touristen die Probleme der Bevölkerung Marokkos zu lösen? Wenn man sieht, dass diese Leute in Behausungen leben, die aus Baumästen mit bespannten Plastikfolien bestehen, fragt man sich, was deren Regierung zum Lindern dieser Not tut?
    Ist es notwendig, dass an jede größere Kreuzung einer Stadt bis zu drei Polizisten stehen müssen? Mir ist bis heute nicht ersichtlich was die da tun.
    Ist es wirklich für die Atlas-Bevölkerung wichtig, dass jeden Abend ein Auto durch die Wälder fährt und ein Muezzin per Lautsprecher die Bevölkerung zum Gebet auffordert? Oder wären die Leute über den Besuch eines Arztes oder einer Krankenschwester, die mit diesem Wagen zu ihnen kämen, glücklicher?
    Mir, einem Tourist und Gast dieses Landes steht es sicher nicht zu, die Zustände in meinem Gastland zu kritisieren, was ich hier auch nicht tun will. Doch Gedanken über das, was mir begegnet und auffällt, werde ich mir immer machen.
    Wir haben Bonbons, Kugelschreiber, Zigaretten und gebrauchte Kleidung dabei. Wir werden sie als Tauschmittel und Bezahlung nutzen, und für Gefälligkeiten verschenken. Geld zu verschenken sehe ich als Almosen an und gebe es nur Bedürftigen, die man an Moscheen sieht und auf großen Plätzen, ganz nach der Sitte und Religion dieses Landes. Das ist unsere Einstellung zu diesen Dingen.
    Die Fahrt durch den Mittleren Atlas ist ein besonderes Erlebnis. Tolle Steineichen- und Zedernwälder überziehen das Gebirge. Unsere allerersten Affen in freier Wildbahn haben wir hier gesehen. Plötzlich, auf einer Waldlichtung waren sie zu sehen. Unbeeindruckt von uns spielten sie mit ihren Jungen. Weiter fahren wir auf dem schmalen Teerband durch eine grandiose Landschaft, die uns nicht satt werden lässt vor lauter Schauen. Um viele kleine, verstreut liegende „Gehöfte“, ärmlicher als arm, bestellen die Bauern den sehr steinigen Boden mit Maultieren und selbstgebautem Holzpflug.
    Und dann, das totale Kontrastprogramm, ca. 40 KM weiter an der N 8: Neubausiedlungen mit schicken Mehrfamilienwohnhäuser und „Einfamilienhäuser“, die eher den Namen „Paläste“ verdienen --- Supervillen!!!
    Ein Land voller Kontraste, auch in dieser Hinsicht.
    Hinter Beni-Mellal verlassen wir die N 8 wieder, um uns im Mittleren Atlas die größten Wasserfälle Marokkos, die Cascades d`Ouzoud, anzusehen. In einer 2 stündigen Wanderung klettern wir durch eine Schlucht und umrunden die Wasserfälle. In mehreren Kaskaden stürzen die Wasser in diese einzigartige Schlucht. Es ist ein toller, wenn auch nicht ganz einfacher Weg durch dieses Tal. Großartige Ausblicke und ein herrliches Panorama entschädigen uns für die doch große Mühe. Wir sind danach sehr erschöpft. Deswegen entschliessen wir uns, oberhalb der Wasserfälle auf einem „so genannten“ Campingplatz zu bleiben und den Abend mit unserem wohlbekannten und heiß geliebten „Apero“ einzuleiten.

    Nach einer ruhigen Nacht fahren wir zu der Naturbrücke „Imi-n-Ifri“, unter der wir durchklettern, was ein teilweise feuchtes Vergnügen wird. Von hier aus fahren wir einige Kilometer auf die Nebenstrecke weiter, um uns Dinosaurierspuren anzusehen. Diese Fußabdrücke hinterließen die Urzeittiere auf einer großen roten Steinplatte, die damals feuchter Lehmboden gewesen war. Wirklich beeindruckend die Größe dieser Füße. Als Vergleich setzt Marion ihren Fuß in einen Abdruck. Es passen ihre beiden Füße rein.
    Da ich keine Lust habe, auf Hauptverkehrsstrassen Richtung Marrakesch, über die N 9 und über hohe Atlas-Pässe nach M`hamid zu fahren, mache ich den Vorschlag den direkten Weg Süd von der Naturbrücke aus nach Ouarzazate zu wählen. Wir „bilden einen Arbeitskreis“, wie die Besatzung unseres Begleitfahrzeuges so treffend ausdrückt. In dem Reise-Führer (Ausgabe 2007), den wir dabei haben steht bei dieser Wegstrecke:
    „Die Strecke soll zur Asphaltstrasse ausgebaut werden, im Jahr 2001 begann man sowohl von Ouarzazat, als auch von Demnate aus, mit baldiger Fertigstellung ist nicht zu rechnen. In der Mitte ist aber bisher noch der Tizi-n-Tadghat zu überqueren, was nicht mit einem Auto möglich ist. Die Autospuren enden hier, die schmale Piste an einem steilen Berghang ist nur für Motorräder oder Maultiere ausreichend.“
    Soweit das Zitat, welches nicht gerade Begeisterung bei den Beteiligten auslöst. Bei unserer ersten Marokko-Reise Anfang dieses Jahres lernten wir ein Schweizer Paar kennen, welches Marion erzählte, dass die gesamte Strecke bereits asphaltiert sei, was wir damals daraufhin in unserer Karte notiert hatten. Aber sicher, ob das stimmt, sind wir nicht, und ob wir die Notiz an die richtige Strecke geschrieben hatten.

    Von den Dinosaurierabdrücken kommend, fahren wir wieder über die Naturbrücke und biegen auf die, hoffentlich neue, Strecke Richtung Ouarzazate ein. Es halten uns zwei Franzosen in einem Suzuki-Geländewagen an und wollen wissen, ob sie hier richtig auf der Route Richtung Ouarzazate sind. Auch sie haben gehört, dass diese Strecke seit kurzem durchgehend asphaltiert sei. Über Durchfahrtshöhe und –breite können sie uns aber keine Auskunft geben. Ein Parkplatzwärter an dieser Ecke meint, dass unsere Autos ohne Probleme durchkommen würden (ob der jemals im Leben aus diesem Nest herausgekommen ist?). Ein weiteres Indiz für die Befahrbarkeit dieser Strecke sind neue Elektro-Überlandleitungen, die diese Straße säumen. Die Masten dafür mussten doch irgendwie auch dahin transportiert worden sein. Es deutet Alles daraufhin, dass wir durchkommen werden.
    „Wenn wir nicht weiterkommen, fahren wir zurück“, entschieden wir. Zwei Tage brauchen wir für diese 125 Kilometer. Das Asphaltband hatt knapp die Breite unserer Spur. Die Kurven sind oft so eng, dass von uns Fahrer höchste Aufmerksamkeit verlangt wird. Links eine hohe Felswand, rechts eine abgrundtiefe Schlucht und das Zurücksetzen in den spitzen Kehren verlangt gute Nerven von den Beifahrerrinnen (die Fahrer haben keine Zeit, denn sie sind mit den zahllosen Kurven beschäftigt). Die Landschaft jedoch entschädigt uns für all die Strapazen. (..und die ca. eine Million Kurven.) Auf dem Tizi-n-Outfi, in 2200 m Höhe, übernachten wir. Es wird eine sehr kalte Nacht und es richt nach Schnee. Darauf können wir jetzt leicht verzichten.
    Morgens sind die Scheiben gefroren….. Eis kratzen ist angesagt! Dann geht es weiter, genau die gleiche Kurbelei am Lenkrad, wie am Tag zuvor.
    Die Miniorte, die wir durchfahren sehen aus, wie wir und die Gehöfte der Tiroler Alpen vor 200 Jahren vorstellen. In dieser Gegend herrscht große Armut.
    Am folgenden Abend haben wir den Atlas überquert. Alles klappte prima, doch wir sind uns einig, dass wir einige Tage zum Ausruhen brauchen.


    Östlich von Ouarzazate am Stausee „El-Mansour-Eddahbi“ gehen wir wieder auf den Stellplatz, auf dem wir schon im Frühjahr standen. Es werden einige ruhige Tage der Entspannung, so sich Udo und Rosi zu uns gesellten. Wir verbrachten mit den Beiden nette Tage, bis sie weiter Richtung Marrakesch mit ihrem 9,25 m Ormocar-Wohnmobil-Monster fuhren. Udo hat sich dieses Langzeit-Reisemobil auf einem neuen Renault LKW mit Luftfederung aufbauen lassen. Der Wagen besass ein grosses Bad mit separater Dusche, eine grosse U-Küche, eine grosse Rundsitzgruppe und ein breites Längsbett. Um „Untergeschoss“ hat der 64 jährige Ex-Sportlehrer und Basketball-Spieler seinen Flugdrachen, 2 Surfbretter, ein Kajak, zwei Fahrräder und eine 250er Enduro untergebracht.
    Nachdem wir uns wieder erholt hatten, schlug ich vor, wieder die N 9 zu verschmähen und ab Agdz über Piste ins Nomaden-Gebiet zu fahren, um so auf einem kleinen Umweg nach M`hamid in die Sahara zu gelangen. Mein letzter Vorschlag auf „Abwegen“ zu fahren war wohl noch nicht ganz „verdaut“, denn Uschi und Hermann wollten lieber auf der N 9 weiter fahren und auf einem Campingplatz in M`hamid auf uns warten. Die Aussagen in unserem Reiseführer sagten mir, dass wir die Strecke getrost alleine fahren konnten:
    „Durchgehend asphaltiert bis Tazzarine, danach brauchbare Piste (nur mit Allrad) Landschaftlich meist recht schöne Strecke entlang und durch Wüstenberge, wenig Verkehr.“ Zitat ende. Alles stimmte. Nach Tazzarine ging es meist über Naturpiste, dann durch ein enges Flusstal mit Sandpiste, aber meistens über Hammada (Felswüste).
    Doch als es dann zur Weiterfahrt ging, entschlossen sich unsere Reisegefährten doch die Pistenstrecke mit uns gemeinsam zu fahren.
    In Agdz übernachteten wir auf einem freien Platz direkt zwischen Drâa und der Kasbah Drâa. Ein herrlicher Standplatz. Das sahen auch Till und Anne mit ihrem roten Feuerwehr-Unimog mit gelbem Aufbau. Die Beiden gesellten sich zu uns und wir verlebten zu sechst einen netten Abend. Till ist ein erfahrener Wüstenfahrer und überspielte mir 6 DVDs mit GPS-Daten von Touren in Westafrika. Tolle, wertvolle Infos. Doch die Beiden waren auf Kurs Norden und verließen uns schon am nächsten Morgen.
    15 Kilometer hinter unserem Schlafplatz ging es von der N 9 runter und auf neuer Teerstrasse nach Tazzarine durch viele schöne Oasen. In Tazzarine wurden Wasser- und Dieseltank aufgefüllt, Brot gekauft und in einer "Pharmacia" preiswert unsere Reiseapotheke aufgefüllt.
    6 Kilometer hinter Tazzarine fuhren wir von der Strasse ab und es ging einige Zeit über Naturpiste. Auf der gesamten restlichen Strecke war das Navigieren nicht einfach. Doch wir wurden immer erfahrener und besser, so dass am wir uns am Ende nicht mehr verfahren haben. Auf der nachfolgenden Strecke sahen wir in den folgenden zwei Tagen nur 2 Fahrzeuge abseits unserer Route. Auf unserer Route begegnete uns Niemand. Sie war auch extrem schlecht, sehr steinig und mit teils sehr steilen Ab- und Auffahrten bei den Oueds. Die Strecke verließen wir bei dem Ort Aït Ouazik, welches über Solarstrom versorgt wird. Mitten im Ort befinden sich hinter einem Zaun ca. 10 Solarpanels, die den Ort beliefern.

    An der Abbruchkante zu einem Oued befinden sich schöne, 8000 Jahre alte Gravuren von Gazellen, Sträußen, Rinder, Nashörner und von einem Kalender. Ein sehr netter Wächter, der dort in einer kleinen Hütte lebt, führt und erklärt einem Alles. Kurz unterhalb des Hügels übernachteten wir.
    Am Abend wurde es immer bewölkter und dunkler. Dann gab es ein Gewitter und es hagelte in der Wüste. Die Kinder des Ortes fingen die murmelgroßen Eiskugeln mit ihren Pullovern auf und lutschten sie wie es unsere Kinder mit Speiseeis tun. Ein Freudentag für diese arme Gegend. Auf unserer Motorhaube sah es aus, als ob es geschneit hätte.
    Um uns lief das Wasser in großen Bächen durch jede Rinne. Wie wird die weitere Strecke morgen aussehen? Ist dann ein Durchkommen noch möglich? Das waren die Fragen, die uns am Abend beschäftigten. Nach „Ist denn schon Weihnachten“ (angesichts des vom Hagel weiß bedeckten Boden) fiel uns ein zweiter Satz von Franz Beckenbauer ein „Schau`n wir mal“.
    Und dann kam es teils heftig. Viele Wassertümpel mussten durchfahren werden. Die Spurrinnen waren von dem vielen Regen stark ausgeschwemmt worden, so dass die Wagen oftmals in beängstigenden Schräglagen kamen. Nur durch volle Konzentration und langsames Fahren konnten wir Reifenschäden und Schlimmeres verhindern. Nach ca. 4 Stunden und 28 Kilometer war es Zeit einen Übernachtungsplatz zu wählen. Es hat uns gereicht. Auf der Passhöhe „Tizi-n-Tafilalet“ schliefen wir ruhig und fest. Morgens hatten wir Besuch eines Berbers, der in seinem dünnen, berberüblichen Kaftan arg fror. Wir schenkten ihm ein Wolljacket aus meiner beruflichen aktiven Zeit und für seine Frau zwei T-Shirts von Marion. Seine Kinder bekamen natürlich Bonbons. Er hat sich mindestens 8 Mal in Französisch und in Berber bedankt. Wir ließen einen frohen Mann zurück, für den (obwohl er das nicht kennt) heute schon Weihnachten war.
    Über die restlichen ca. 20 Kilometer will ich nicht mehr viel schreiben, denn es hat uns gelangt. Wir waren froh, endlich mal wieder Asphalt unter die Räder zu bekommen. „Hurra wir fahren endlich mal wieder über 20 KM/H“
    Die 70 Kilometer nach M`hamid erledigten wir, nur unterbrochen durch einen Stopp, in ca. 1,5 Stunden.
    Den Stopp legten wir in Tamegroute ein, wo wir im Frühjahr in einer Keramikfabrik unsere Mitbringsel gekauft hatten. Marion erinnerte sich daran, dass die Männer gerne Kleidung gegen Keramik tauschen wollten. Wir dachten daran einen meiner Anzüge einzutauschen.
    Der Besitzer des Geschäftes suchte sich einen dunklen Anzug mit Weste und eine Hose aus und wir erhielten dafür herrliches grün glasiertes Geschirr. Alle waren mit dem Handel glücklich und wir fuhren zum Campingplatz weiter, wo ich endlich meine Herkules wieder mal bewegen wollte.
    Zu dem Campingplatz „Aladin“, auf dem wir uns im Februar sehr wohl gefühlt hatten, wollten wir diesmal nicht fahren. Erstens liegt er 3 Kilometer von Ort entfernt und dann war der Weg dorthin für unsere Fahrzeuge sehr sehr eng, besonders die Ortsdurchfahrt. Außerdem machten die tief hängenden Elektroleitungen für unsere über 3,50 m hohen Fahrzeuge zusätzliche Probleme.
    Wir landeten in M`hamid auf dem von Till empfohlenen Campingplatz „Hamada Du Drâa“, in man den automatisch reinfährt, wenn man über die Betonfurt im Oued gefahren ist. Bei Hassan haben wir uns nicht wohl gefühlt. Es wurden neue Bungalows gebaut, heißes Wasser gab es nur nach etlichen Nachfragen und abends hat er Müll (einschließlich Plastik) verbrannt, wo dass es fürchterlich in den Wohnmobilen, und natürlich auch draußen, stank. Ganz abgesehen von dem Gift, das man dabei einatmete. Sehr aktiv war Hassan dagegen beim Anbieten von Zusatzleistungen wie Kameltouren, 4 X 4 Touren und fast täglich sein CousCous, für das er 70 DH pro Person haben wollte. Als ich eines Abends sah, wie man mit einem Besen die Küche trocken ausfegte, so dass der Staub Meterhoch in der Küche schwebte, war mir klar welch eine „Würze“ das CousCous haben wird.
    Als er dann noch meckerte, weil wir für unserer Wäschewaschen heißes Wasser benutzten, war es uns zu viel und wir verließen diesen ungastlichen Platz.
    Wir fuhren 200 Meter weiter, zu dem 3. Platz nach dem Oued zum Camping „Oasis“.
    Hier waren wir ganz alleine in einer ruhigen Palmenoasen und wurden sehr herzlich empfangen, obwohl wir von Anfang an sagten, dass wir nur dort stehen wollten und weder von den Tourenangeboten noch von dem Restaurant gebrauch machen wollten.
    Und wir erlebten die bisher beste Duschen von ganz Marokko: Heiß, guter Wasserdruck und große Kabine mit ausreichend Abstell- und Hängemöglichkeiten.
    In M`hamid trafen wir zweimal Ali, von Camping Aladin. Wir sagten ihm warum wir nicht zu ihm kamen und er begrüßte uns wie alte Freunde und lud uns zum Tee ein.
    Wir hatten die Herkules vom Träger gehoben und haben damit die Umgebung erkundet. Fast jeden Tag waren wir damit im Ort, einkaufen und das Internet-Cafè besuchen. Beim Bäcker waren wir fast zur Stammkundschaft geworden.

    Sein frisch gebackenes Brot, direkt aus dem gemauerten Steinofen, schmeckte einfach toll. Wie bekannt wir mittlerweile in M`hamid waren merkten wir montags auf dem Suk. Ali`s Bruder begrüßte uns dort sehr freundlich und wir hörten, als er sich mit seinem Begleiter in Berber unterhielt immer wieder das Wort „Moto“. Wir waren also die Fremden, die jeden Tag im Ort mit dem Motorrad unterwegs waren. Uns hat es sehr gut in M`hamid gefallen.

    Hermann bekam seinen Garmin und Laptop in den Griff und war bereit auf dieser Tour die Navigation zu übernehmen und vornweg zu fahren.

    Dienstag nahmen wir dann die Wüstenstrecke in Angriff. Bereits hinter dem Ort ging es in eine kleine Dünenlandschaft. Es war ein riesiger Spaß, obwohl es die volle Konzentration der Fahrer kostete, denn es war das erste Mal, dass wir so große Sandpassagen bewältigen mussten. Aber unsere Autos ließen uns nicht im Stich. Wir hatten den Luftdruck auf 3,5 atü gesenkt und das Reduziergetriebe eingeschaltet. Gegen Mittag sahen wir südlich unserer Route Sanddünen und sofort änderten wir unseren Kurs um 90 Grad; querten die unzähligen Spuren der letzten „Rallye Paris-Dakar“, fuhren querfeldein über ein großes Steinfeld, umkurvten die Sanddünen und fanden einen herrlichen Übernachtungsplatz bei einem großen Baum unsichtbar mitten in den Dünen.
    Beim Erkunden der näheren Umgebung sammelten wir Holz und fanden ein paar schöne Fossilien. Beim abendlichen Lagerfeuer und Sternekucken klang dieser „perfekte Tag“ aus.
    Der zweite Tag in der Sahara war heftig. Es ging durch ein sehr großes Dünengebiet (ca. 10 KM lang) mit tiefen Sandpassagen und Dünenauf- und –Abfahrten. Unsere LKWs sprangen und schüttelten sich heftig. Erstmals ging unser Kühlschrank auf und unsere kleine Bücherbibliothek flog aus dem Regal. Doch wir blieben nicht stecken, die Autos zogen ohne Probleme durch. Über den Salzsee „Lac Iriki“ donnerten wir zwischen den, für die Rallye Paris-Dakar aufgebauten, Steinmännern durch. Vor dem Armee-Kontrollposten am See stellten wir uns an eine Abrisskante zum Übernachten. Wir bekamen bald Besuch von einem netten Soldaten der Kontrollposten, mit dem wir über eine Stunde ein sehr aufschlussreiches und informatives Gespräch führten.
    Natürlich bekam er ein Bier von uns, alkoholfrei. Obwohl er uns gestand, dass er zwischen 1995 und 1996 in Bosnien mit Deutschen Soldaten zusammen alkoholhaltiges Bier getrunken hatte. Er zeigte uns in seinem Logbuch den Eintrag von zwei Deutschen, die vor ein paar Tage vorbeigekommen sind. Es waren die beiden Flugzeugbau-Ingenieure aus Hamburg, die wir auf dem Campingplatz in M`hamid mit ihren KTMs getroffen hatten. Wir verabredeten uns mit „unserem Soldaten“ für den nächsten Tag am Kontrollposten zur Registrierung und begaben uns zur Ruhe unter den Augen der Armee. Zu den Temperaturen: meistens tagsüber um die 35 Grad und nachts um die 7 Grad. Ganz schöne Schwankungen.
    Am Morgen des 3. Tages pumpten wir wieder unsere Reifen auf 6,0 vorne und 6,5 atü hinten auf. Danach fand Hermann seine Navigationsseite nicht mehr und wir mussten mit unserem „EinfachGPS“ per Kompassfeil wieder die Führung übernehmen. Am Kontrollposten begrüßte uns „unser Soldat“ vom Vorabend sehr herzlich und zeigte uns ein Foto, von ihm, zusammen mit Deutschen Soldaten in Bosnien. Registrieren wollte er uns nicht, gab uns aber den wertvollen Tipp, die linke Piste zu nehmen, denn die wäre wesentlich besser als die rechte. Und erklärte uns wie wir fahren müssen.
    Ich will mir gar nicht vorstellen wie die rechte Piste ausgesehen haben musste, denn die die er uns beschrieben hat und die wir gefahren sind, hat uns mehr als gereicht. Am schlimmsten war das Wellblech, brutal!
    Unterwegs kamen uns zwei Radfahrer entgegen, die seit 9 Tagen von Tata aus unterwegs sind. Der begleitende Geländewagen transportierte das Zelt und die sonstige Ausrüstung der Beiden. Nach einem kleinen Schwatz ging es weiter.
    Kurz darauf, gerade als wir unser zweites Frühstück einnehmen wollten, kam uns ein Toyota mit Kabine mit VIE Nummer entgegen. Wir hielten und der Fahrer sprach mich Französisch an, denn er erkannte unsere Spanische Zulassung als Französische. Als die Dinge sich geklärt hatten, standen wir noch einige Zeit mit Jutta und Albin zusammen und tauschten Informationen aus, denn die Beiden kamen gerade aus Mauretanien und waren dieselbe Strecke gefahren, die auch wir geplant hatten. Außerdem gab uns Albin die GPS Daten eines Übernachtungsplatzes für diesen Abend. Wir verabredeten, dass wir die Beiden 2008 auf unserer Fahrt nach Hamburg, zum Verschiffen unseres Wagens, besuchen werden.

    Wir fuhren den Übernachtungsplatz an, der abseits der Strasse hinter einer Düne liegen sollte. Mit vollem Luftdruck und ohne Reduziergetriebe fuhr ich von der Strasse herunter und war nicht schlecht erstaunt, als es immer sandiger wurde und mein Magirus zu „stöhnen“ begann. Ich stoppte, warnte Hermann per Sprechfunk und legte das Reduziergetriebe ein. Das half dann aber auch nichts mehr und ich wollte mich vor dem Einsanden mit einer schnellen Kehre und Flucht zurück retten. Aber es war schon zu spät. Vor- und Zurückschaukeln half jetzt auch nichts mehr. Alle vier Reifen steckten bis zur Radnarbe im weichen Sand.
    Nichts war mit dem Wunsch die Sandschaufel und die Sandbleche als Dekoration durch die Gegend zu schaukeln. Aber es war alles viel viel einfacher und leichter als ich befürchtet hatte. Es klappte wunderbar. Ruckzuck war ich frei. Sofort senkte Marion den Luftdruck jeden Reifens auf 3,5 atü und ich schaltete das Reduziergetriebe ein, dazu die hintere Differenzialsperre und raste mit Vollgas und 50 KM/h zurück auf die Teerstrasse zu. Kurz davor hielten wir an und entschieden dort, auf festem Untergrund, zu übernachten. Während wir bei den Reifen den Luftdruck wieder erhöhten, merkte ich andere, ungewöhnliche Luftgeräusche und stellte fest, dass die metallene Luftleitung zur Frostschutzpumpe für die Luftdruckanlage gerissen war. Ein Ergebnis der wüsten Schüttelei im Hammada. Da ich diese Pumpe sowieso nicht in Betrieb hatte, schraubte ich die Leitung ab und setzte eine Verschlusskappe auf das Ventil und alles war ok. Jetzt endlich konnten wir unseren täglich „Apero“ genießen. Zur Feier des Tages….schließlich ist heute St. Nikolaus….genehmigte ich mir die doppelte Ration und genoss den von Marion frisch gebackenen leckeren Nikolaus-Kuchen. Nachdem alles etwas zur Ruhe gekommen war, waren wir richtig stolz auf uns. Nicht nur dass wir diese wirklich schwere Strecke so toll bewältigt hatten, sondern auch, dass wir die Erfahrung gemacht hatten, dass Marion und ich uns alleine befreien konnten, falls wir uns mal wieder festfahren.
    Am nächsten Tag stellte ich fest, dass beim Umbau unseres Magirus der Vorbesitzer den Frostschutzmittelbehälter der Pumpe an der Führerkabine befestigt hatte und die Frostschutzpumpe selber am Leiterrahmen. Klar dass dieser Bruch einmal passiert musste, denn Fahrgestell und die 2-Punkt gelagerte Fahrzeugkabine verwinden sich unabhängig voneinander und verschieden voneinander. Mit einem flexiblen Schlauch werde ich in den nächsten Tagen das Problem beheben.

    Heute, Freitag der 7.12.2007 war ein Tag, wie man ihn nicht oft auf Reisen erlebt. Wir haben uns entschlossen, morgen einen Ruhetag einzulegen, um alle Eindrücke des heutigen Tages Revue passieren zu lassen. Schon auf der Fahrt von Pistenende bei Foum-Zguid Richtung Tata – unserer heutigen Tagesetappe – fielen uns so starke Veränderungen gegenüber unserem Besuch vom Februar dieses Jahres auf, so dass wir aus dem Staunen nicht mehr heraus kamen. Die Strasse war wie geleckt, alle Brückenbegrenzungen waren frisch gestrichen, der Mittelstreifen war neu, ca. 20 KM vor Tata ein komplett neuer Straßenbelag, in den Orten unzählige Marokko-Fahnen an Häuser und Strassen. Bei einer Polizeikontrolle ca. 35 KM vor Tata wurden wir kontrolliert und mussten unsere Pässe vorzeigen. Dort erhielten wir die Information, dass der König Mohamed VI heute in Tata sein soll. Bei der Einfahrt in Tata dann säumten gegen 11 Uhr hunderte von Leuten in festlicher Kleidung die Strasse. Natürlich waren eine Menge Sicherheitsbeamte zugegen, die supernett und freundlich korrekt waren.
    Als wir durch dieses Spalier fuhren, fühlten wir uns fast wie Staatgäste. Im Zentrum angekommen hatten wir gerade noch die Zeit auf die Bank zu gehen und notwendige Besorgungen zu erledigen, bevor um 13:30 Uhr der König aus der Moschee kam und im offenen 600 Mercedes direkt (ca. 3 Meter) an uns grüssend vorbei fuhr. Die Menschen jubelten ihm zu und wir natürlich auch, weil dieser Monarch für dieses Land und seine Menschen sehr viel Gutes tut. Es war ein toller Moment, der uns sehr bewegte. Danach gingen wir in ein Restaurant um Tajine zu essen. Dabei sahen wir auf dem Fernseher die Nachrichten. Es wurde der Besuch des Königs in allen Details gezeigt und auch die Strasse an der wir standen und in der Menge natürlich nicht zu erkennen waren.
    Anschließend fuhren wir 15 KM südlich an einer Abrisskante hinter Palmen zum Übernachten. Auf den gleichen Platz auf dem wir bereits im Februar gestanden haben. Diesen Platz kann man wirklich nicht mehr empfehlen, höchstens abends anfahren und morgens früh weg. Denn man wird von einer Horde von Kindern den ganzen Tag belagert, die keine Hemmungen kennen, aber dafür alle Tricks, um aus den „Touries“ etwas herauszulocken; Bonbons, dann Stylos, dann DH, dann Trikot, dann Schuhe etc etc etc. So schön der Platz ist, man sollte einen großen Bogen herum machen.
    Trotzdem hatten wir nach fast 2 Tagen Belagerung einen schönen Abschluss dort. Schuld(!?) daran waren drei Mädels, die am Nachmittag des zweiten Tages mit einer neuen Horde Jungens ankamen. Zuerst verschleiert, in gebührendem Abstand, dann immer kesser und direkter bis an die Linien heranpirschend, die wir zwischen unseren beiden Wohnmobilen gezogen hatten, um unsere Privatsphäre zu kennzeichnen. Diese Linie wurde auch größtenteils respektiert.

    Die Mädels begannen französische Lieder zu singen. Ich maulte und wollte Lieder in Berber hören. Was sie sofort taten. Ihr Gesang hat uns sehr gut gefallen. Ich überredete sie zu einem Deal: Sie sollten in Berber singen, wir würden das mit Uschis Video-Kamera aufnehmen und es ihnen anschließend vorspielen. Dafür würde jedes der Mädels und jeder Junge einen Stylo erhalten. Marion erklärte ihnen noch, dass es nur eine Entlohnung nach geleisteter Arbeit gäbe. Dann brachte Marion für die Mädchen je eine Probe Gesichtscreme, aus ihren Beständen vom Kosmetikstudio. Sie zeigte ihnen wie sie anzuwenden ist, also eine Darbietung in Kosmetik. Die Mädels strahlten glücklich und legten sich ins Zeug. Es wurde eine tolle Aufnahme. Nach dem Austeilen der Entlohnung verschwanden die Kerle und die Mädchen kletterten der Abruchkante des Felsens hinaus. Oben angelangt setzen sie sich in der glutroten Abendsonne nieder und sangen uns noch etliche tolle Lieder in Berber. Dabei strahlten sie glücklich, winkten uns zu und wir applaudierten fleißig. Als dann Marion dieses, ihnen eigene Geräusch mit der Zunge machte, waren sie total perplex und antworteten sofort begeistert in gleicher Weise. So ging ein eher nerviger Tag letztendlich toll zu Ende. Diese Begegnung mit diesen Mädels werden wir nie vergessen.
    Tags drauf kamen wir in Amtoudi an. Auch hier waren wir die einzigen Gäste auf dem Campingplatz. Es ist halt noch keine Saison in Marokko. Die Europäer kommen größtenteils erst nach Weihnachten. Arbeiten war angesagt. Eine flexible Leitung wurde für die Frostschutzpumpe der Luftanlage verlegt, der gesamte Wagen wurde abgeschmiert, Motoröl nachgefüllt und weitere kleiner Reparaturen erledigt.
    Dann gingen Hermann und ich in den Oasenort zu dem Franzosen, wo wir am Valentinstag dieses Jahres CousCous gegessen hatten und bestellten für den drauffolgenden Tag erneut dieses schmackhafte Menü. Auf dem Rückweg sahen wir in einem Haus ca. 10 junge Kerle, so um die 13 Jahre an einem Tischfussballspiel kickern. Der Raum war höchstens 10 qm groß und darin waren etliche Gasflaschen und zwei Fässer Benzin gelagert. Wahrscheinlich die örtliche Tankstelle. Wir schauten kurz zu, wurden aber sofort eingeladen mitzuspielen. Mein marokkanischer Partner und ich stellten die Marokkanische Mannschaft und Hermann und sein Partner waren die Deutschen. Natürlich gewannen die Marokkaner…. Das letzte Spiel sogar 10 : 0!!! Wir spendierten den Jungs zwei weitere Spiele und gingen zufrieden nach Hause.
    Heute 11.12. waren wir in unserer Traum-Oase spazieren und auf dem Rückweg aßen wir unser CousCous beim Franzosen. Wir waren nicht mehr so begeistert, denn es gab weder Vor- noch Nachspeise, so wie im Februar. So kann man auch eine Preiserhöhung kaschieren. Zuhause frönten Hermann und ich unserer neuen Leidenschaft und spielten vor dem Apero eine Party Kniffel, so wie Hermann das spielt. Nämlich alle Partien der ersten Seiten gleichzeitig. Das half ihm auch nichts, denn er verlor jedes Mal gegen mich; bisher wenigstens.
    13,12,07 wir starteten heute um über Guelmim zum Plage Blanche am Atlantik zu fahren. Natürlich wollte ich abkürzen und über eine Piste, die auf der Landkarte gut aussah, auf direktem Weg nach Guelmim zu gelangen. Anfangs sah das Alles sehr gut aus. In Tagmoute sahen wir eine „Werkstatt“ vor der Altreifen lagerten und ein Elektro-Schweissgerät stand. Daraus schlossen wir, dass man sich mit Autos auskennt, zumal auch ein alter LKW davor parkte. Der Chef war auch guten Mutes, dass er unseren 50 % abegerissenen Auspuffkrümmer (vor der Motorbremse) reparieren könnte. Es gelang und für 85 DH waren er und der Mann, der unser Französisch ins Arabische übersetzte, bezahlt. Und die Schweißnaht hielt bis Brasilien, dort wurde der Krümmer ausgebaut und restauriert. (2011 fuhr unser Sohn Andreas mit uns die gleiche Strecke und wir waren wieder bei dieser Werkstatt, dieses Mal musste der Auspuff geschweißt werden)

    In diesem Ort hatten wir Glück, 150 Meter weiter sah ich einen Schuster und ließ dort den eingerissenen Bezug unseres Hockers für 5 DH beidseitig mit Kunstleder bekleben und vernähen. Glücklich über diese Zufälle fanden wir am Ortsausgang noch einen Wochenmarkt, wo wir uns mit den notwendigen Vorräten eindeckten.
    Dann ging es erst los. In der nächsten Ansammlung von Häusern war plötzlich Schluss mit der Strasse. Ein Jugendlicher fuhr uns durchs Gelände mit seinem Fahrrad voraus (2 Zigaretten als Belohnung) und wies uns den Weg.
    Es folgte eine elende Strecke, wo sich Sandpassagen mit Stein- und Geröllfeldern ablöste…..und alle paar Meter eine Oueddurchquerung mit sehr steilen total kaputten Ein- und Ausfahrten. Es war sehr anstrengend und erforderte volle Konzentration.
    Zu allem Überfluss mussten wir dann etwas 5 Kilometer durch ein Flussbett fahren, wo sich keine präparierte Spur abzeichnete. Ein nicht enden wollendes Gehoppelt über Steine. Selten zeigte der Tacho mehr als 10 Km/h an.
    Am Ende dieser Passage fuhren hinter einem ehemaligen Staudamm durch das Flussbett, der durch frühere Wassermassen komplett zerstört worden war.
    Über einen Damm führte dann die Piste Richtung Teerstrasse. 2 KM vor dieser Strasse legten wir den Stopp für die Nacht ein. 50 KM haben wir an diesem Tag geschafft.
    Nach 2 Weizenbier und 2 Eierlikör standen wir an der Wohnmobiltür, schauten uns das Abendrot an und sahen hinüber zum Berghang an dem die Nomaden ein Lagerfeuer vor ihren Zelten entfacht hatten. Es war alles sehr ruhig und friedlich und die schmale Sichel des Mondes strahlte auf uns hernieder. Ein anstrengender, aufregender und ereignisreicher Tag ging zu Ende……Das Glück des Reisens……
    Über Goulmim (nach dem Besuch im Internet-Cafè) sind wir zum Plage Blanche gefahren, um hier über eine Woche, bis nach Weihnachten, Urlaub zu machen.
    Hier ging die gemeinsame Fahrt mit Uschi und Hermann zu Ende. Die Beiden müssen im Januar zurück nach Berlin und wir wollen weiter gegen Süden.
    In dieser schönen Lagune haben wir das Motorrad runter gehievt, die Gegend erkundet, von Fischern frischen Fisch gekauft und es uns s..gut gehen lassen.
    Udo und Doris kamen zwei Tage später auf den gleichen Platz mit ihrem „Ungetüm“. Die Beiden haben wir in Ouarzazate am Stausee „El-Mansour-Eddahbi“ vor 3 Wochen kennen gelernt.

    Heute ist Hammelfest in Marokko. Bereits am frühe Morgen hörten wir über Lautsprecher fast eine Stunde land die Direktübertragung aus der Moschee. Der Muezzin hat dabei vergessen das Mikrofon auszuschalten, so dass wir noch einige Zeit eine Direktübertragung aus der Moschee „genießen“ konnten. Am Nachmittag wurde der Hammel geschlachtet. Es muss ein männliches Tier sein von mindestens 2 Jahren. Nach Aussage der Marokkaner werden die Koteletts gegrillt und der Rest für Tajine und CousCous verwendet. Danach kleideten sich die Einheimischen festlich, was wir auch taten.
    Ich zog meinen Daraa an und Marion ihren Kaftan.
    Da ich nicht die passenden Schuhe anhatte, stellte mir diese der Manager des Campingplatzes zur Verfügung; gelbe Ledersandalen. Ich wäre jetzt wie ein Berber gekleidet und als Nomade müsste ich einen Turban tragen, welchen er mir sofort verpasste.


    Doch nun zurück zu den letzten Tagen, die sehr ereignisreich aber auch katastrophal waren: Nachdem Udo sich neben uns gestellt hatte, erzählte er dass er von der Lagune Naila kam und es dort sehr gestürmt habe. Und prompt fing es gegen Nachmittag an zu „winden“. Udo hat 55 Km/h Windgeschwindigkeit gemessen. In der Nacht wurde der Wind immer stärker, so dass wir den ganzen folgenden Tag im Reisemobil verbringen mussten. Es entwickelte sich ein heftiger Sandsturm. Vom Meer war nichts mehr zu sehen. Die folgende Nacht lagen wir wach im Mobil. Ein heftiger Sandsturm rüttelte ständig am Mobil. Den feinen Staub, der wie Puder war, wehte es durch alle Ritzen, und auch dort wo keine festzustellen waren. Der Sturm heulte und tobte, so dass wir froh waren, als es hell wurde. Vor und hinter dem Mobil hatten sich kleine Wanderdünen gebildet. Das gesamte Fahrerhaus war mit feinstem rotem Staub überzogen. Die Armaturen waren nicht mehr lesbar. Und der Sturm lies nicht nach. Wir erinnerten uns wie gut wir im Frühjahr unseren ersten Sandsturm hinter den hohen Mauern des Campingplatzes von M`hamid verbracht hatten und entschlossen uns, die 80 Kilometer nach Abeïno zum Campingplatz an der Therme zu fahren, den eine ca. 4 Meter hohe Mauer umgibt, wie wir von unserem letzten Besuch wussten.
    Leider war das Motorrad noch nicht auf dem Wohnmobil. In heftigem Sandsturm hoben Marion und ich es auf den Träger und befestigten es so gut wie es ging. Wischten die Armaturen ab und starteten. Der Magirus verließ uns nicht und sprang sofort an. Die Sicht war natürlich miserabel, die Scheinwerfer halfen nichts und der gelegentliche Gegenwind hielt uns fest im Griff.


    Dann das „rettende Ufer“, der Campingplatz. Herrlich diese Ruhe hinter der schützenden Mauer. Unser Nachbar Heinz vom Plage Blanche kam als Nächster dort an und dann Udo. Leichtsinnigerweise hatte er sich in der Düne an dem Standplatz am Plage festgefahren und musste in diesem Sandsturm zur Schaufel greifen. Doch auch er nahm das eher sportlich. Abend gingen wir mit Udo und Doris eine gute Tajine essen, tranken etwas mehr Weißwein und schliefen in dieser Nacht endlich
    mal wieder tief und fest. Wie von unserem Marokkanischen Platznachbar vorausgesagt kam nach dem Sandsturm der Regen. Marion hatte gerade die Wohnkabine und das Führerhaus gereinigt, die Bezüge der Sessel abgezogen und gewaschen. Ich hatte das Motorrad und die Solarzellen abgewaschen, den Motorraum des Magirus vom Sand befreit, Diesel- und Luftfilter überprüft, als es anfing zu regnen. Es regnete die ganze Nacht durch und reinigte die Luft. Das Atmen in dieser reinen Luft war herrlich.
    Wir wanderten nachmittags auf den Campingplatz der außerhalb Abeïno liegt und trafen dort einen passionierten Polizisten mit einem riesigen Mercedes 917 LKW mit Boklet Kabine in Silbermetallic Lackierung. Ein solch auffälliges Mobil konnte es doch nicht zweimal geben? Wir hatten im Herbst 2006 in Moraira auf dem großen Parkplatz solch ein Mobil gesehen und uns mit dem Besitzer unterhalten. Ich erkannte ihn gleich wieder. Doch er wusste erst Bescheid, als er Marion sah, denn in Moraira verabschiedeten wir uns von ihm, um in die Sauna zu gehen, worauf er sich selber einladen wollte, um mitzugehen.
    Als er jetzt Marion sah, sagte er: Ja, das ist die Frau mit der ich in die Sauna gehen wollte!“ Er besuchte uns auch auf unserem Campingplatz, denn er wollte sehen mit welch einem Wagen wir unterwegs sind.
    Es regnete auch am Tag des Hammelfestes, aber nur noch gelegentlich. Hoffentlich haben wir bald mal wieder herrlichen Sonnenschein, so wie es hier üblich ist, denn wir wollen weiter Richtung Süden.
    Die Tage in Abeïno nutzten wir natürlich auch, um ins Solebad zu gehen. Die Wärme tat wirklich gut. Bald zog es uns weiter, denn auf einem Campingplatz ist es uns immer gleich zu eng. Wir fuhren weiter an den Strand von Tan Tan, nach El Ouatia. Wie im Frühjahr standen wir längsseit des Strandes. In diesen Tagen wurde bekannt, dass in Mauretanien eine Französische Familie von Banditen überfallen und ermordet wurde. Die Sicherheitskräfte wurden merklich nervös. Man wollte uns unbedingt auf den örtlichen Campingplatz verweisen. Doch bei solchen Gesprächen setzt mein Französisch regelmäßig aus und ich verstehe nichts mehr. Wir lernten Evi und Achim kennen, die sich für die letzte Nacht in El Ouatia mit ihrem MAN/ActionMobil hinter uns an den Strand stellten. Die beiden Berliner wollten mit uns zusammen nach Naila fahren. An diesem Abend bekamen wir gleich von einer ganzen Abordnung Besuch. Der örtliche Sicherheitschef, der Polizist des Ortes und ein Sicherheitsbeamter wollten uns überreden auf den Campingplatz umzuziehen. Sie wären für unsere Sicherheit verantwortlich. Wir meinten, dass wir uns in Marokko immer sicher fühlen würden und ein Umzug nicht notwendig sei. Nach langem Hin und Her meinten sie, dass wir wohl auf Gott vertrauen würden, worauf ich sagte, dass uns Allah beschützen würde. Wir einigten uns darauf, diese eine Nacht noch stehen zu bleiben.
    Morgens fuhren wir zur Bäckerei und kauften frisches Brot, direkt aus dem Ofen, das wirklich so toll schmeckte wie es Achim uns beschrieben hatte.
    30 KM hinter Tan Tan am Oued Chebeika fanden wir einen herrlichen Standplatz direkt am Meer, wo wir ganz alleine standen. Achim entdeckte direkt neben unseren Fahrzeugen eine warme Quelle.
    Oben auf der Hochebene hat eine Kompanie Militär ein großes Zeltlager aufgeschlagen. So hatten wir tagsüber Besuch von den Soldaten, die in der Quelle ihre Wäsche wuschen und am Strand Fußball spielten. Nach einigen Arbeiten am Auto badete ich in der warmen Quelle und Marion wusch sich ihr Haar. Es war einfach toll. Am Abend kamen zwei Unteroffiziere zu uns, brachten einen Keramikofen, Holz, Zucker und Tee mit und kochten für uns einen Marokkanischen Tee. Es war bereits stockdunkel, als sich unsere „Gesprächsrunde“ auflöste.

    Tags drauf ging es Richtung Naila. Gleich bei der ersten zollfreien Tankstelle füllte ich die Dieseltanks, denn so wie im Frühjahr sollte es mir diesmal nicht ergehen, als ich feststellen musste, dass alle Tankstellen „trocken“ waren. Für freundliche 0,39 € pro Liter Diesel erhielten wir den begehrten Saft.

    Gerade in Naila angekommen, besuchte uns einer der Fischer und bot frischen Fisch an. Marion erstand für sagenhafte 20 DH (1,80 €) 2 ganze Loup de Mer (Wolfsbarsch), die der Fischer für das Geld auch noch ausnahm. Und die schmeckten göttlich.


    Wir wanderten in der Lagune und genossen das Leben. Ein Italiener, der mit seinem Toyota gerade aus Mauretanien „geflüchtet“ war, erzählte, dass die Familie, die dort ermordet worden war, nicht ausgeraubt wurde. Der Mann hatte überlebt und alles geschildert. Gestern wurde in Atar ein Polizeiposten mit einer Rakete (Stinger-Rakete, wie die Alkaider sie benutzen) von Banditen beschossen, die diese Kontrolle durchfuhren ohne anzuhalten. Drei Polizisten, die diese Wagen verfolgten, wurden getötet. Atar ist die Stadt, die wir besuchen wollten und liegt im Osten des Landes, Mitten in der Wüste. Man geht in Mauretanien davon aus, dass diese Banditen von einem Anhänger der alten Regierung geführt werden, der besonders gegen Franzosen eingenommen ist. Anmerkung: Die Regierung in Mauretanien hatte erst vor einiger Zeit gewechselt. Angeblich sollten sich dadurch die Verhältnisse im Land nicht ändern. Also, unser Entschluss steht fest: Wir werden nicht nach Mauretanien einreisen.
    Am vorletzten Tag des Jahres 2007 fuhren wir mit unserer Herkules 30 KM südlicher ins Dünengebiet zur Sebkha Debira, einer 25 KM großen Lagune in der Salz gewonnen wird. Als wir dort bei einer Polizeistation anhielten, um Erlaubnis zum Befahren der Lagune zu erfragen, trafen wir dort den gleichen Polizisten, der uns vor drei Tagen und auch im Februar die Erlaubnis für Naila ausgestellt hatte. Ein großes Hallo des Wiedersehens…..und er schrieb unsere Autonummer in den Sand, er hat ein wirklich gutes Gedächtnis.
    Es war sehr beeindruckend anzusehen, wie die Marokkaner aus dieser Lagune Salz gewinnen. Alle 15 Minuten fuhr ein voll beladener LKW aus der Tiefebene.

    Am Nachmittag lies sich eine Familie aus Laâyoune neben unserem Stellplatz nieder, packte die Küche aus und legten viele Teppiche auf den Boden. Dann begannen sie Ziegenfleisch zu braten und machten ein Picknick. Ich lag zur Siesta im Bett, und als ich aufstand saß Marion mitten unter den Saharies (sie legten Wert darauf so genannt zu werden, denn sie seinen keine Marokkaner). Wir wurden zum Essen und zum Tee eingeladen. Barfuss saßen wir zusammen auf den Teppichen und ließen uns allerlei Ausreden einfallen, warum wir nicht so begeistert beim Essen zugriffen. Marion gab der jüngsten Tochter ihre beliebte Creme und zeigte ihr die Anwendung. Aus Dank schenkte die Mutter der Familie Marion ein selbstgemachtes Armband.
    Wir wurden zu Mitgliedern der Familie ernannt und dementsprechend herzlich wurden wir später auch verabschiedet.

    Silvester feierten wir mit Deutsch-Holländischen Wohnmobilbesatzungen an einem großen Lagerfeuer. Es gab nichts aufregendes, außer vielleicht dass ich feststellen musste, dass ich keinen Alkohol mehr vertragen kann. Ein Glas Wein und eine Flasche Sekt haben mich schon total betrunken gemacht. Da merkt man den Trainingsrückstand.
    Weite Strandspaziergänge haben wir in den Dünen und am weiten, sehr langen Strand unternommen. Gestern haben wir bei den örtlichen Fischern einen Grosseinkauf getätigt, da unsere Tiefkühltruhe halb leer war: 13 Seezungen, 2 Doraden, 2 Loup de Mer und 2 kleiner, unbekannte Fische (wen es interessiert, das ganze für 13 €). Heute bereitete Marion von den Karkassen und den zwei kleinen Fischen eine köstliche Bouillabaisse, und dazu einen guten Weißwein……das Neue Jahr beginnt schon richtig gut.
    Morgen 3.1.2008 werden wir wieder langsam Richtung Norden aufbrechen. Am 8. Januar wollen wir in Goulmim sein, denn vom 9. auf den 10.1.08 schlägt die Dakar-Rallye dort auf dem Flugplatz ihre Zelte auf. Da wollen wir dabei sein und uns im Fahrerlager mal umsehen.
    Heute 3.1.08 hörten wir mal wieder die Deutsche Welle auf unserem Kurzwellenradio und wurden sehr überrascht. Man hat die Rallye Dakar abgesagt. Die Nachricht schlug bei den Marokko-Fahrern ein wie eine Bombe. Viele sind hierher gefahren, um zumindest an einer der Haltepunkte sich die Rallye sich anzusehen. Überrascht hat uns dann doch die Begründung: Das Französische Auswärtige Amt habe eine Reisewarnung für Mauretanien durchgegeben, weil 4 Französische Staatsbürger von Terroristen dort ermordet worden seien. Zum ersten Mal wurde von Terroristen gesprochen, doch der Anschlag auf die drei Polizisten wurde mit keinem Wort erwähnt. Sagt man eine solche Großveranstaltung ab, weil 4 Touristen erschossen worden sind? Nimmt man deswegen solche Kosten auf sich? Und hält man dann auch Nachrichten zurück, wie der Anschlag auf die 3 Polizisten? Dass das Volk nur das zu hören bekommt, was es hören soll, weiß ich schon lange! Aber… welche zusätzlichen Informationen haben die Leute von der Rallye-Leitung noch, wenn sie sich zu solch einem folgenschweren Schritt entschließen? Jetzt ist Marokko das letzte islamische Land für das keine Reisewarnungen ausgesprochen werden. Wie lange noch? Eines glaube ich mit Sicherheit, eine Rallye Dakar wird es nicht mehr geben! Und wenn Terrorgruppen islamische Länder treffen wollen, die es mit dem Westen gut halten, dann wird 2008 nicht ohne einen Anschlag in Marokko vergehen.
    Wir werden ab Morgen den Heimweg antreten, nicht überhastet, langsam der Atlantikküste entlang und mit einem Bogen um die großen Städte. Wir sind froh, dass wir uns dieses herrliche Land noch einmal intensiv ansehen konnten. Wer weiß ob das auch in Zukunft noch geht?
    Insha’allah!
    5.1.2008 Evi und Achim fahren heute mit ihrem MAN weiter Richtung Wüste. Sie wollen Piste fahren. Wir bleiben noch, denn für heute ist ein Waschtag geplant.
    Eine gute gemeinsame Zeit geht zu Ende. Mittlerweile sind wir es schon gewohnt Mitreisende auf Zeit zu haben.
    Am folgenden Tag sind wir weiter gefahren, aber nicht sehr weit, nur bis El Ouatia. Wir stellten uns auf den Platz, wo der Aufpasser das letzte Mal 20 DH pro Tag wollte und wir passten. Er hatte seine Lexion gelernt, denn nun gab er sich mit 10 DH pro Nacht zufrieden. Wir bleiben 2 Nächte. Unweit von uns stand ein zweiter Magirus. Natürlich wurde viel gefachsimpelt, während der Besitzer des Deutz Miesmuscheln säuberte, die er am Strand gesammelt hat. Am Abend erhielten wir dann noch Besuch von einem Österreicher und seiner Freundin aus Augsburg, die mit zwei Motorräder auf dem Weg nach Dakkar sind. Von dort aus werden sie zusammen mit ihren Motorräder nach Deutschland zurück fliegen. Lange unterhielten wir uns über ihren neu gekauften und ausgebauten Toyota und seine Reise durch Südamerika. Als Gastgeschenk gab ihnen Marion ein Stück selbstgebackenen Kuchen mit.

    Heute, am 7.1.08 war wieder einer dieser verrückten, tollen Tage. Es fing schon gut an, denn auch ich kletterte zwischen den Klippen, um Miesmuscheln zu sammeln, die ich für mein Leben gern esse. Vor lauter Jagdinstinkt und Begeisterung über meinen Erfolg fand ich weder Maß noch Ziel und hatte bald eine ganze Tüte voll.
    Fleißig wurde der „Fang“ gesäubert und gekocht. Erst aß ich eine Portion gekochte Muscheln, was Marion nicht mag, dann wurde der ernorme Rest mit einer Paste mit Tajine-Gewürz überbacken. Es schmeckte toll, zusammen mit dem frischen Fladenbrot und dem guten Weißwein aus Flonheim.
    Am Nachmittag sind wir durchs Städtchen gelaufen und konnten an einer Patisserie nicht vorbeigehen, da uns die leckeren Auslagen doch sehr lockten. Voller Vorfreude trugen wir eine prallvolle Tüte mit nach Hause.
    Als wir dort eine angeregte Unterhaltung mit den Stellplatznachbarn aus Karlsruhe hielten, kam Besuch von einem anderen Standplatz, die Besatzung eines 12 Tonnen MANs den wir vom Frühjahr aus Sidi Ifni kannten……der damals den Ausdruck Mogelpackung prägte, denn der Berliner fuhr mit Polnischer Nummer. Was ihm, nach eigenen Angaben, den Vorteil bringt, dass weder rechts noch links von ihm sich kein Wohnmobil zu dicht hin stellt.
    Mitten in unserer Unterhaltung erhielten wir unerwartet Besuch von Marlies und Horst aus Werder, die wir im Frühjahr in Abïno kennen lernten. Die Beiden hatten unseren Wagen erkannt und sind sofort zu uns geradelt. Sie erzählten uns von ihren Gesprächen mit Marions Tante (die die Physiotherapeutin von Horst ist…siehe Bericht vom Frühjahr 2007). Es war ein herzliches Wiedersehen. Es hat uns doch überrascht, dass die Beiden auf ihrer Anreise durch Spanien bei uns zu Hause vorbeigefahren waren. Leider waren wir schon 6 Wochen zuvor nach Marokko abgereist. Heute war ein sehr ereignisreicher Tag. Morgen geht es weiter. Zuvor wollen wir noch frisches Brot kaufen und die bestellten 2 kg Rinderfilet beim Metzger abholen, die er uns für 240 DH angeboten hat.


    Dann ging es wieder mal nach Abaïno, für eine Nacht. Wir wollten Wasser bunkern und ins Thermalbad. Das Wasser war aus einer Zisterne und schmeckte schlecht und das Vergnügen in dem Bad war nur von kurzer Dauer, denn es wurde gereinigt!
    Wir fuhren in den Anti-Atlas, nach Tafraoute, das in unseren beiden Reiseführern als der schönste Flecken von Marokko bezeichnet wurde. Das war reine Werbung, denn wir kennen mindestens 10 schönere Flecken nach ca. 7.000 KM Marokko-Rundreise. Aber alles ist Geschmackssache. Es hat uns trotzdem hier gut gefallen. Wir kauften uns die obligatorischen Marokkanischen Lederschlappen dort. Natürlich sahen wir uns auch das „Verschandeln“ der Landschaft durch diesen Belgischen Künstler an, die „Painted Rocks“. Na Ja, was soll man dazu sagen? Trotzdem, die Felsformationen waren sehenswert und die Benennung der einzelnen „Gebilden“ ist die Sache von jedem Einzelnen.
    Genauso kurvenreich und anstrengend war die Weiterfahrt nach Agadir und genauso interessant und begeisterungsfähig die Landschaft, die man durchfuhr. Mittlerweile waren wir es schon gewohnt, dass die Strassen an steilen Bergen sehr enge Kurven haben und die Breite unseres Wagens besitzen. Und… zu allem Überfluss zog unser Gefährt nicht richtig. Und das nach einem Tag, wo er die Berge erklomm in einer Geschwindigkeit, dass ich ihn scherzhaft „Ferrari“ nennen wollte. Ich hatte die hängende Motorbremse in Verdacht. Ein wenig mit der Zange daran herum hantieren und ein paar kleine Schläge auf den Hinterkopf und er rannte wieder wie gewohnt.
    Woran es liegt, dass er alle 10 Minuten Luft aufpumpen muss, haben wir auch inzwischen herausgefunden. Ein nicht benutztes, daher überflüssiges Abnahmeventil war undicht. Diesem Thema wollten wir uns in Agadir annehmen.

    Die Einfahrt zum Camping Agadir war nicht hoch genug. Dann fiel dem „Gardien“ ein, dass sie noch ein zweites Tor haben, das keine Höhenbegrenzung besitzt. Zu unserer Überraschung war an dieser Einfahrt ein Service-Platz mit einer Montagegrube. Also genau das Richtige, um am Auto zu arbeiten.
    Auf diesem Campingplatz waren wir froh, dass wir Schiebefenster in unserem Aufbau haben, denn Ausstellfenster wären nicht zu öffnen gewesen, so dicht standen die Fahrzeuge nebeneinander. Es handelt sich bei dem Camping Agadir um eine reinrassige „Laubenpieper-Siedlung“. Viele haben ihren Miniplatz mit einem Zaun begrenzt, haben ein „Service-Zelt“ aufgestellt, in dem sich die Küche befindet. Es gab eine Französische Kolonie und eine Italienische. Die Italiener hatten ein „Gemeinschaftszelt“ wo sie sich trafen und zusammen tranken und klönten. Wie man auf so einem Platz 3 oder mehr Monate seine Zeit totschlagen kann, wird uns immer ein Rätsel bleiben. Am anderen Morgen sind wir gleich wieder abgefahren, ohne unser „Luftproblem“ zu reparieren. Unser Auto dankte uns damit, dass es nur noch halbstündig Luft aufpumpen musste. Da wir das Problem kannten und es keinen negativen Effekt hatte, beließen wir es dabei. Man soll ja nur reparieren war kaputt geht.
    Unser nächster Halt sollte Essaouira sein. Diese ehemalige portugiesische Hafenstadt mit ihrer Zitadelle wollten wir uns ansehen. Die Fahrt ging der Küste entlang und durch das Gebiet wo das bekannte Arganien-Öl hergestellt wird. Auch den Zeigen schmeckt dieses Öl. Um an diese Früchte zu kommen, klettern sie wie Katzen auf die Bäume. Arganien-Bäume sind eine wildwachsende Art von Olivenbäumen.
    An einem weitläufigen Sandstrand südlich der Stadt, in Sidi Kaouki, übernachteten wir, da man uns dies geraten hatte, und zogen für uns eine Bilanz unserer Marokko Reisen und der damit verbundenen Erfahrungen. Besonders haben uns die Begegnungen mit den jahrelangen Marokko-Überwinterer beschäftigt. Doch diese Gedanken und unsere diesbezügliche Erfahrungen wollen wir nicht schriftlich festhalten. Nur eines wollen wir in Zukunft gegenüber unserer Grundeinstellung ändern. Wir werden erstmal nichts glauben was man uns erzählt. Bisher waren wir immer der Meinung, dass das was man sagt so ist wie man es sagt…….weit gefehlt, oft ist es nur eine gedankliche „Fatahmorgana“.

    Am folgenden Tag haben wir die 15 Km bis Essaouira zurückgelegt. Dort übernachteten wir auf einem Parkplatz am nördlichen Tor zur Altstadt für 2 €, ein Spezialpreis für Spanier, wie der Wächter sagte. Alles schwärmt von dieser Portugiesischen Stadt. 2-3 Stunden durchlaufen und die Zitadelle der Portugiesen ansehen hätte genügt. Wir wollten am Hafen Fisch essen. Nette Buden (wie in Calpe am Strand) boten frischen Fisch an. Erstmals sahen wir an beiden Eingangsseiten zu dieser Restaurantreihe eine Preistafel. Da stand zum Beispielt für 250 gr. Dorade 30 DH. Wir suchten uns eine aus und wollten, dass sie gewogen wurde. Was der Kellner nicht tat, er meinte diese würde 40 DH kosten. Wir glaubten ihm nicht, schätzten das Gewicht, nahmen es mal zwei, denn der Fisch war wirklich klein und rechneten noch eine Flasche Wasser hinzu. So kamen wir auf über 220 DH, ein recht fürstlicher Preis für dieses Land. Da hatte unser Reiseführer Recht, wenn er vor dem Nepp dieser Restaurants warnte.
    Tags drauf ging es nach El-Jadida bei strömendem Regen. Auch auf diesem Campingplatz erlebten wir wie schon in Agadir, dass man eine Steuer auf die Preise aufschlug. Davon war weder in der Preisliste etwas zu erkennen, noch erwähnte man dies, wenn man nach dem Preis fragte. Morgens präsentierte man dieses und sagte er wäre so etwas wie Mehrwertsteuer. Warum man bei dem einen Platz 10 % verlangte und auf dem anderen 15 % wird für immer ein Marokkanisches Geheimnis bleiben. Wir stellten im Allgemeinen fest, dass die Atlantikküste ein anderes Marokko ist, als wir es bisher kennen gelernt haben. Die Campingplätze sind genauso marode und bieten nichts wie überall, sind aber doppelt so teuer. Gebettelt und belästigt durch Kinder wird man auch hier, aber dreister. Und am dreistesten sind die Händler. Einer in Essaouira verlangte für sein BIO-Aganienöl 340 DH pro Liter. Hallo……da ist Champagner billiger!!! Es ist ja schließlich aus einer Frauen-Kooperative!! Natürlich….nie hätte ich daran gedacht, dass diese schwierige Arbeit von Männer verrichtet werden würde!!!! Und das ganze wird auch noch von der EU subventioniert!! Ich verstehe die Welt nicht mehr. Wir haben uns einen Liter von diesem tollen Öl im Supermarkt „Marjane“ gekauft. In der gleichen Verpackung, von der gleichen Kooperative und zu einem Preis von 8,90 DH für ein Liter. Ein Neppaufschlag von 400 %.
    Auf dem Campingplatz Moulay-Bousselham direkt an der Lagune im Naturreservat Merdja Zerga angekommen, bot uns ein „Fischer“ (wenn es einer war) frischen Fisch an. Er stand am Zaun, denn an die Lagune konnte man vom Platz aus nicht ran. Auch die Flamingos, für die diese Lagune bekannt sein soll, kann man nur sehen, wenn man sich von einer Boot hinfahren lässt. Wohin? Weis ich nicht, und ob dort auch Flamingos sind, kann man nicht garantieren.
    Den Fisch bot er uns für 70 DH das Kilo Dorade und 100 DH das Kilo Loup an. Da musste ich doch direkt lachen, denn diese Fische bekommt man beim Mercadona in Spanien topfrisch viel billiger.
    Ob sich die Marokkaner an der Küste damit einen Gefallen tun? Die Küste bietet kein besseres Klima als Spanien. Es gibt keine Sehenswürdigkeiten und auf den Campingplätzen nur einen Stellplatz. Die Toiletten sind nur mit Gummischuhen zu betreten und warmes Duschen kostet extra….natürlich ist es sinnvoll die Duschkabinen mit Gummischuhen zu betreten. Gratis sind Dreck, Betteleien und überhöhte Preise. Ich kann nur sagen……ab in die Wüste. Ich frage mich, wie lange machen das die Europäer mit? Wenn in Marokko mal so etwas wie in Mauretanien passiert, dann fallen sie zurück in die Steinzeit.
    Aber nun genug politisiert. Wir werden unsere Reise Richtung Norden auf direktem Weg fortsetzen, da es in diesem Bereich keinen weiteren sehenswerten Zielen gibt.
    Übrigens haben wir hier an der Lagune wieder den Magirus von Tan Tan Plage getroffen. Wie gesagt, in Marokko trifft man sich öfters.
    Am nächsten Morgen meldete ich uns an, während Marion Wäsche wusch, denn wir wollten hier etwas länger bleiben. Doch als der Campingplatzverwalter 70 DH pro Nacht für diesen Platz verlangte, reisten wir ab nach Martil. Unterwegs kauften wir bei einem Bauern am Feldesrand 20 Kg der köstlichen Marokkanischen Kartoffeln und 5 Kg Orangen und ließen an einer Tankstelle unser Auto waschen und abschmieren. Leider vergeblich, denn es begann wieder zu regnen und auf den 25 KM nach Tetouan war eine neue Autobahn im Bau und wir mussten durch den ganzen Baudreck fahren. Auf dem Campingplatz in Martil angekommen, begann es heftig zu stürmen und zu regnen. Vielleicht wird jetzt das Auto erneut gewaschen. Mal sehen, wie es morgen aussieht.
    Wir glauben unsere Zeit in Marokko ist abgelaufen und morgen sollten wir nach Europa übersetzen. Die Eindrücke an der Atlantikküste haben unsere Stimmung doch sehr gedämpft, so dass wir nun neugierig auf neue Erlebnisse in Spanien und Portugal sind. Für die Statistik: Unser Dieselverbrauch in Marokko betrug 23,8 L pro 100 KM, was bei den bezahlten Preisen in der Relation zu Deutschland einem dortigen Verbrauch von etwa 11 Liter betragen würde…….aber das nur für die Statistik-Junkies. „Traue nie einer Statistik, die Du nicht selber manipuliert hast!“

    Unsere Marokko-Erfahrung? …..ohne größeres Resümee!
    Nur: .....Grandiose Landschaften, sehr abwechslungsreich, tolles orientalisches Flair…..unbedingt sehenswert und wert zu bereisen. Es wäre kein Land für uns, in dem wir unsere Zeit im Urlaub verbringen wollten, bzw. zum Überwintern hinfahren würden.

    Ende Januar 2008 wieder daheim in Europa…..sauber, geordnet und unbelästigt…stehen wir am Surferstrand von Tarifa und genießen den Spanischen Rotweit zu einer Marokkanischen Tajines. Wir wollen ein paar Tage ausruhen, um dann zu entscheiden, was wir weiter tun wollen.
    Das Wetter ist herrlich, man kann wieder abends länger draußen sitzen und selbst die Polizei „belästigt“ uns Wildcamper nicht.
    Noch etwas zum Wetter in Marokko….gilt nur für die Monate November bis März in denen wir dort waren:
    An der Atlantik-Küste ist es in dieser Zeit tagsüber so 17-22 Grad und nachts um die 9-15 Grad. Es regnet gelegentlich und stürmt. Also ein Wetter, vergleichbar mit Spaniens Costa Blanca um diese Jahreszeit. In der West-Sahara am Atlantik sind die Tagestemperaturen etwas höher, wenn kein Wind geht, was selten ist. Auch dort regnet es um diese Jahreszeit öfters. Und es kommt gelegentlich zu den unangenehmen Sandstürmen. Die natürlich im Landesinneren im Süden öfters vorkommen. Hier, in der Wüste, steigen die Temperaturen am Tage öfters über 30 Grad und stürzen nachts bis auf 2-4 Grad.
    Im Hohen Atlas schneit es ab Dezember und die Temperaturen fallen nachts unter den Gefrierpunkt. Hier sind in dieser Zeit etliche Pässe gesperrt. Also kein Reisegebiet für den Winter, es sei denn man will Ski fahren.
    Wir haben uns entschlossen langsam der Mittelmeer-Küste entlang nach Hause zu fahren. Denn zuhause sind unzählige Dinge bis Mitte Juli zu erledigen bis zu dem Abfahrttermin Richtung Hamburg zur Verschiffung nach Argentinien.

    Ende


    PS: Wieder die Fotos nur auf meiner homepage

    Marokko 2007 und nochmal 2008


    4.700 KM quer durch Marokko (vom 20.1. bis 7.4.2007)

    Endlich ist der Vorruhestand da und losgelöst von allen beruflichen Zwängen starteten wir am Samstag, dem 20.1.2007 zu unserer ersten längeren Wohnmobilreise. Voller Erwartungen, was in den nächsten Monaten auf uns zukommen wird, brachen wir, nach einem ausgiebigen Frühstück in unserem neuen Domizil in Moraira (Spanien) auf. Viele ungeklärte Fragen hatten wir in unserem Gepäck, schließlich sollte es der entscheidende Probelauf für unsere große Reise durch Südamerika sein.
    Wird unser Auto halten? ….. Wird sich der Wohnaufbau bewähren?...
    Ist die Ausrüstung zweckmäßig und ausreichend?.....
    Wie werden wir das Leben auf engem Raum für so lange Zeit empfingen?...
    Ohne Hast fuhren wir Richtung Süden. Zweimal übernachteten wir noch in Spanien, bevor es am Montag gegen 9 Uhr an Bord der Schnellfähre Algeciras-Ceuta ging.
    Die Grenze zu Marokko war bald erreicht…..so etwas hatten wir zuvor noch nicht erlebt…fremd…ungewöhnlich…. gewöhnungsbedürftig. Die vielen Menschen, die auf dem Hügel neben der Zollstation kauerten, sehnsuchtsvoll nach Europa schauten und irgendwie auf dem Sprung waren.
    Die Formalitäten waren überraschend schnell erledigt; erst den Pass zeigen und einen Fich ausfüllen (ein A-5 Blatt mit allen persönlichen Daten). Dann zum nächsten Schalter, dem Zoll und das Fahrzeug in ein A-4 Blatt eintragen lassen; dann zu dem Tor im Grenzzaun, um einzureisen….doch da wurde festgestellt, dass unser Motorrad nicht in das A-4 Blatt eingetragen war….also zurück zum Zoll und das Motorrad nachtragen lassen. Endlich….Hurra, wir sind in Marokko!

    Über die Berge des Rif-Gebirges ging es auf steiler, kurviger Piste Richtung Tanger. Neben dieser holprigen unbefestigten Strecke wurde an einer neuen Straße gebaut. Riesige Stützfeiler ragten in den Himmel, um einmal die vielen Brücken zu tragen, die die zahlreichen Täler überspannen werden. Heftiger Baustellenverkehr zeugte von dem starken Willen der Marokkaner eine schnelle und komfortable Verbindung zwischen Ceuta und Tanger herzustellen. LKW um LKW begegneten uns. Manchmal war es schon sehr eng für zwei so dicke „Brummi“ aneinander vorbei zu kommen.
    In Tanger fuhren wir auf die Autobahn Richtung Süden. Die erste Nacht auf Marokkanischem Boden verbrachten wir vor Rabat. Direkt am Atlantik, „Plage des Nations“. Wir parkten gegenüber der Rezeption des Hotels „Firdaous“, mit deren Erlaubnis. Ein Angestellter des Hotels setzte sich mit einem Stuhl direkt vor unseren „Dicken“, um auf uns aufzupassen. Doch daraus wurde nichts, denn es begann Strömen zu regnen. Wir schliefen gut in der ersten Nacht in Marokko.

    Tags drauf wollen wir uns die erste der vier Marokkanischen Königsstädten, Rabat, ansehen. Auf einem sehr vernachlässigten Campingplatz, direkt neben einem Friedhof zwischen Salé und Rabat stellen wir unseren Wagen ab. Mit einem Taxi fahren wir zur Medina (Altstadt) von Rabat. Das Taxi ist ein Mercedes 240 D der Baureihe W 123. Einen solchen Wagen bin auch ich vor 30 Jahren gefahren. An diesem Fahrzeug hier gab es innen weder Türgriffe, Fensterkurbeln noch Haltegriffe. Nach Anschnallgurten habe ich erst gar nicht gesucht. Als Schalthebel fungierte ein Stück Metall, das irgendwie an einen übriggebliebenen Stummel des ehemaligen Schalthebels befestigt wurde. Unbelästigt pilgern wir durch die engen Gassen der Altstadt und lassen erstmals den orientalischen Flair auf uns wirken.
    Am Ende der Medina, die sich hinter der 1197 vollendeter „Almohaden“ Stadtmauer befindet, blicken wir auf die „Kasbah des Oudaias“, direkt am Atlantik. Diese komplett erhaltene Kasbah betreten wir durch das wichtigste Bauwerk der Almohadenzeit, das eindrucksvolle „Oudaia-Tor“. Sehr sehenswert ist diese Kasbah und ein unbedingtes Muss eines Rabat Besuchs. Und das nicht nur wegen des leckeren Marzipan-Mandel Gebäckes, welches wir uns von dort mitgenommen haben.
    Am Nachmittag gehen wir noch in die Altstadt von Salé. Zufällig treffen wir dort zwei französischen Ehepaaren, die mit ihren Mobilen auf demselben Campingplatz stehen wie wir. Die Vier sind nicht zum ersten Mal in Marokko und laden uns zu unserem ersten Minztee, eine Marokkanische Spezialität, ein. Meine erste „Französischstunde“ nach vielen Jahren läuft ganz gut.
    Mir fällt ein kleines Auto auf, das zwei Lenkräder und zweimal eine komplette Pedalerie besitzt. Jeweils auf der „normalen“ Fahrerseite und auf der Beifahrerseite. Es handelt sich um ein Fahrschul-Auto!
    Am Mittwoch dem 24.1.07 geht es via Autobahn in Richtung Marrakesch. Bei Settat biegen wir auf die R 316 ab, denn wir wollen die etwas abseits gelegene „Kasbah de Boulaouane“ besichtigen (Kasbah = Wohnburg für eine Familie). Auf dem Weg dorthin kommen wir in einem kleinen Ort an einem Bauernmarkt vorbei und erstehen etwas Gemüse.
    Auf so einem Bauernmarkt breiten die Anbieter aus der Umgebung ihre Erzeugnisse am Boden auf einer Plane aus. Jeder Stand hatte nur 1-2 verschiedene Gemüsearten im Angebot. Davon aber große Mengen. Es gibt nur wenige Stände, die aus rohen Baumästen gebaut werden und der Sonne wegen ein Dach aus braunem Wollstoff haben.
    Die Fahrt zur Kasbah führt über eine kurvenreiche Straße, die mit Schlaglöchern übersäht ist. Die gleiche Straße müssen wir wieder zurück zur Nationalstrasse 9. Das Ganze war sehr anstrengend und ging durch schroffe, wilde Landschaft, entlang Marokkos größtem Fluss, dem Oued Oum-er-Rbia.

    In Skhour-des Rehamna, an der N 9, wollen wir direkt vor der örtlichen Polizeistation übernachten. Wir betreten das Polizeigebäude, um zu fragen, ob das OK sei. Doch der Polizist war von unserer Idee nicht begeistert und wies uns darauf hin, dass ein paar Meter weiter ein geeigneter Übernachtungsplatz für uns an einer Tankstelle sei. Davon sind wir nicht begeistert, denn der Benzingestank und der Autoverkehr an einer Tankstelle verheißen uns keine ruhige Nacht. Wir gingen zurück in unser Auto und überlegen was wir tun wollen. Da sehe ich, wie der Polizeichef den Polizist, der uns weggeschickt hat, zu sich ins Büro ruft. Und es dauert nicht lange und dieser kommt zu uns zum Wagen und erlaubt uns, hier stehen zu bleiben. So schlafen wir diese Nacht mit Genehmigung und in Obhut der königlichen Polizei.
    Am 25.1.07 richten wir uns nördlich von Marrakesch auf dem Campingplatz „Ferdaous“ ein, um von hier aus diese orientalische Stadt zu besichtigen. Ein platzeigener Kleinbus bringt uns nach Marrakesch und holt uns zu einer vereinbarten Zeit auch wieder ab.
    Morgens begrüßt uns der Tag mit 10 Grad Außentemperatur und Niesel-Dauerregen. Es mag daran gelegen haben oder auch nicht…Marrakesch ist nicht unsere bevorzugte Stadt. Der so weltberühmte „Djamaa el-Fna-Platz“ (Platz der Gehängten) wirkt auf uns wie ein großer Rummelplatz. Es sieht alles sehr nach Touristennepp aus. Ein paar auf Frauen getrimmte Kerle zeigen einen Bauchtanz und machen die Touris an. Es werden dir ungefragt „zahlose“ Klapperschlangen um den Hals gelegt, um gegen Geld Fotos schießen zu dürfen. Und dann „Fressstände“ neben „Fressstände“, ein Jahrmarkt, der uns sehr enttäuscht.

    Wesentlich interessanter waren die Saadler-Gräber, man erst 1917 wieder entdeckt hat und die daneben liegende prächtige „Kasbah-Moschee“, welche man als Nichtmoslem natürlich nicht besichtigen kann. Es ist heute Freitag und wir können in aller Ruhe von der Terrasse eines gegenüberliegenden Restaurants das Treiben vor der Moschee nach dem Freitagsgebet beobachten.
    Am Samstag 27.1. will uns Marrakesch nicht loslassen. Es zischt unter dem Auto. Aus der Handbremsleitung tritt wieder Luft aus. Ein Wegfahren ist unmöglich, denn die Bremsen sind nicht zu öffnen. Da rächt es sich mal wieder, dass ich in Ronda, Spanien bei dem gleichen Problem nur die Leitung erneuert hatte, aber die alten, angerosteten Verschraubungen wieder verwendete. Ich bin froh, dass ich mir damals noch eine zweite Ersatzleitung (mit neuen Verschraubungen) als Reserve gekauft hatte. Der Wechsel ist schnell erledigt und wir fahren weiter in Richtung Süden. Aber auch das ist nicht so einfach, denn eine Beschilderung ist in Marrakesch sehr rar. Per Kompass finden wir, nach einer langen Irrfahrt, doch endlich die Straße nach Agadir.
    Wir übernachten auf der altbekannten und mittlerweile geräumten „Platte“ (Eine ebene Stellfläche oberhalb des Atlanitks direkt neben der Hauptverkehrsstraße bei Tarhazoute. Hier überwinterten jahrelang über 1000 Wohnmobile wild….wo haben die ihre Toiletten entleert?).
    Doch bereits Tags drauf flüchten wir vor dem dort herrschenden Rummel und den vielen „Yoghurt-Bechern“ (überhebliche Bezeichnung, von ähnlichen Typen wie wir, für Serien-Wohnmobilen…..wegen der dünnen weißen Außenwand).
    Wir brechen am Samstag dem 28.Januar bei Regen in Richtung Tiznit auf. Wollen endlich Sonne und Wärme…...aber es wird nichts daraus.
    Hinter Mirleft finden wir einen bewachten Standplatz mit WC, oberhalb der ruhigen Bucht Legzira. Hier unternehmen wir einen ausgedehnten Spaziergang am riesigen langen Strand, zu einem gewaltigen, von Wind und Wellen geformten, Felstor. Das heimtückische dabei an diesem Felstor ist, dass sich Steine aus der Wand lösen und man höllisch aufpassen muss nicht davon getroffen zu werden. Als zwei Steine plötzlich dicht neben mir aufschlagen, sprinteten wir los, um schnellstens aus der Gefahrenzone zu kommen.
    Das Wetter wird nicht besser und wir entschliessen uns nach Abeino zu den bekannten Thermalbädern zu fahren….wir brauchen endlich Wärme. Die finden wir in Abeino in doppelter Hinsicht, im Thermalwasser und unter blauem Himmel mit strahlendem Sonnenschein. Das warme Wasser in der Therme….streng getrennt, ein Badehaus für Männer und ein etwas entfernt liegendes Haus für Frauen… war alles andere als sauber. Die Männer schwimmen mit Badehose, wie ich mich überzeugen kann. Die Frauen steigen in kompletter Straßenkleidung ins Wasser, sagt Marion. Überzeugen kann ich mich davon natürlich nicht.
    Mitte der Woche fahren wir wieder an den Atlantik zum „Plage Blanche“ bei Foum-Assaka. Eine kleine Sandpiste führt steil bergab, direkt zu einem herrlich romantischen Stellplatz mitten in der Lagune. Wir bleiben zwei Tage, bis uns der Regen wieder einholt. Uns fällt nur noch ein „Ausweg“ ein:… hinein in die West-Sahara!
    Über Gouelmim geht es immer schnurstracks geradeaus Richtung Süden. Hinter Tan Tan biegen wir nach dem früheren Tan Tan Plage ab, das jetzt El Quatia heißt und direkt am Atlantik liegt. Hier lernen wir Horst kennen, der allein mit seinem Hymermobil (auf dem Fahrradträger hatte er seinem Rollstuhl geschnallt) quer durch Marokko fährt. Als Teenager hatte der 65jährige Kinderlähmung bekommen. Er geht mit seiner Behinderung sehr „selbstverständlich“ um und in den gemeinsamen Tagen mit ihm lerne ich viel über sein Leben kennen. Wir computern gemeinsam und Marion hat ein paar angeregte Gespräche übers Kochen mit ihm. Für uns eine neue und sehr positive Erfahrung mit einem Menschen, der eine so einschneidende Behinderung hat. Tage später werden wir uns wieder, 300 Km weiter südlich, treffen.
    In El Quatia am Meer, finden wir einen Metzger, der uns aus einer Rinderhälfte ein tolles Filet herausschneidet. Für 9 € das Kilo erstehen wir das zarteste Filet, dass ich je gegessen habe. Endlich wieder Sonnenschein, deshalb legen wir einen Sonnentag ein (mit Sonnenbaden am Strand, direkt vor unserem Magirus), laden unser Handy auf und schicken SMS`s an unsere Kinder.
    Samstag 3.2., es geht weiter Richtung Süden. Eine kerzengerade Straße durch eine Wüstenlandschaft führt Richtung Mauretanien. Schon von weitem sehen wir rechts der Straße an den Klippen einen Magirus stehen. Natürlich verlassen wir die Trasse und fahren querfeldein zu den „Gleichgesinnten“. Wir stellen uns mit Vornamen vor und die Familie Kohl aus Hamburg ihrerseits nennen ihre Vor- und Familiennamen. Worauf auch wir unseren Familiennamen nennen. Da gibt es ein überraschtes und freudiges „Hallo“, denn beide haben einen Zettel mit unseren Namen und E-Mail. Wolfgang Pfeiffer hatte mit den Beiden Kontakt (sie trafen sich auf einer Wohnmobilreise durch die USA) und sagte Beiden, dass wir durch Marokko reisen und sie sollten mal Ausschau nach uns halten. So klein ist die Welt!
    Nach einem längeren Plausch wollen wir weiter in den Süden. Anstatt den direkten Weg zur kleinen, aber steilen Böschung hinauf auf die Trasse zu nehmen, fahren wir erstmal parallel zur Strasse, in der Hoffnung eine flachere Auffahrt zu finden. Der Regen der letzten Tage hatte den Streifen neben der Strasse total aufgeweicht. Da die oberen paar Zentimeter total trocken waren, sehen wir das Unheil nicht, das auf uns zukommt. Unser 9 Tonnen-Gefährt fuhr sich fest. Der Matsch hält, trotzdem, dass ich Reduziergetriebe und Untersetzungen einschalte, den Wagen fest im Griff. Zu spät ist zu spät. Auch das Unterlegen von Steinen hilft nichts mehr. Vor dem Einsatz der Sandbleche schrecke ich vorerst mal zurück, denn ich stelle mir vor, wie ich die total verschlammten Bleche säubern muss. Herr Koch erkennt unsere Lage, und fährt mit seinem Magirus zu uns. Abschlepptau anbringen und er zieht uns raus aus dem „Schlamassel“. Die Fahrt mit total einem verschlammten Wagen geht weiter.
    Nach einigen zig Kilometer treffen wir auf eine „freundliche Fuhrt“, die voll Wasser steht. Eine willkommene Gelegenheit den Wagen beim Durchfahren etwas vom Schlamm zu befreien. Was ich auch mit viel Schwung mache.
    25 Km vor dem Abzweig ins Naturreservat Naila kommen wir durch den Wüstenort Sidi Akhfennir, wo man eine kostenlose Einfahrerlaubnis für das Reservat beantragen muss. Wir nutzen im Ort die Gelegenheit ein Restaurant aufzusuchen. Der Fisch schmeckt vorzüglich und läßt mich vergessen, wie die Küche des „Restaurants“ aussieht, die ich mir dummerweise vorher ansehe und natürlich fotografiere. Ein nackter, rau verputzter Raum mit einer gefliesten Abstellfläche, auf der ein Gaskocher steht und auf dem sich eine alte Pfanne mit viel Öl befindet. Doch der Fisch ist köstlich, den wir vor dem Restaurant, auf Monoblock-Stühlen sitzend, einnehmen
    Die Lagune Naila ist vom Atlantik durch einen Dünenstreifen getrennt. Davor liegt die fisch- und vogelreiche Lagune. Bei Ebbe werden mehrer kleine Inseln sichtbar, die dann von zahlreichen Flamingos und Kormoranen bevölkert werden. Wir verbringen herrliche sechs Tage dort. Frischer Fisch wird täglich von den Fischer direkt ans Wohnmobil geliefert und das Ganze auch noch zu Minipreisen.
    Samstag 10.2. wir fahren wieder Richtung Norden. In Guelmim findet gerade ein Obst- und Gemüsemarkt statt, auf dem auch Kamele, Esel, Schafe und Hühner verkauft werden. Im Unterschied zu den kleinen Bauernmärkten werden hier, von den Kooperativen aus der Umgebung, Waren an Wiederverkäufer verkauft. Dementsprechend groß ist das Warenangebot. Wir sehen z.B. auf einem 10 To LKW nur Zuccinis. Also ein richtiger Großmarkt.

    Von hier aus fahren wir in Richtung Plage Blanche. Diese Straße verlassen wir, um zum Fort Bou-Jerif zu fahren, einem alten, verlassenen Fort der Französischen Fremdenlegion. Die gut beschilderte Schotterpiste führt bis zu dem Campingplatz, der beim Ford eingerichtet wurde. Wir beide sind alleine in der Ruine und besichtigten das Fort. Wir haben Mitleid mit den Soldaten, wenn wir uns vorstellten in solch einer Unterkunft, mitten in der Wüste, so gottverlassen leben zu müssen. Der eigentliche Schock sind dann die Gefängniskammern. In den Boden eingelassene Löcher, in die Gefangenen durch ein 60 x 60 cm großes Loch hinabgelassen wurden.
    Wir spazieren unterhalb des Forts entlang eines Flusslaufes, der in diesem Jahr sehr viel Wasser führt. Eine richtig grüne Oasen in dieser Wüstenlandschaft und eine Erfrischung für uns an diesem heißen Tag.
    Auf diesem Campingplatz lernen wir Uschi und Hermann aus Berlin mit Ihrem 4 x 4 MAN kennen. Wir sind uns gleich sympathisch und tauschen unsere Marokkanischen Handy-Nummern aus, weil wir uns in ein paar Tagen auf der Fahrt Richtung Erg-Chebbi eventuell treffen wollen. Was dann wirklich auch klappt. In den folgenden 3 Wochen reisen wir zusammen.

    Unser erstes gemeinsames Ziel ist Tata. Wir biegen in Tagnmoute von der Hauptroute ab nach Amtoudi, um Marokkos best erhaltene und größte Speicherburg zu besuchen. Vom Campingplatz aus wandern wir auf den steilen Berggipfel zu dieser Speicherburg „Id Aissa“. Ein grandioser Ausblick über Amtoudi, die große Oase bis weit in die Wüste bietet sich uns dar. Am nächsten Tag wandern wir durch diese „Bilderbuchoase“, durch das teilweise trockene Flussbett bis zur Quelle des Flusses, die unter einer Palmwurzel entspringt.
    Uschi ist hin und weg, als wir abends den „überfüllten“ sternenübersäten Himmel beobachten. Die Sterne sind wirklich fast zum greifen nahe. Wir sehen eine so große Zahl von Sternschnuppen, dass wir mit dem Wünschen gar nicht nachkommen.
    Am Valentinstag laden wir Männer unsere Frauen zum Couscous-Essen in der Oase ein.

    Am Samstag 17.2. erreichen wir Tata und füllen dort unsere Vorräte auf. 15 Km südlich der Stadt finden wir, zwischen einer Bergabrisskante und einer Palmengruppe, einen sehr schönen Übernachtungsplatz Mitten im Sand. Es herrschen herrlich-warme 35 Grad. Auch hier besuchen uns, die in Marokko allgegenwärtige Kinder. Mit Mountenbikes mondernster Art kommen sie angefahren, um nach „stylos“ (Kugelschreiber) zu fragen, ein Hobby dieser Kinder. Wir ziehen mit einem Stock, in 2 Meter Abstand, um unsere Mobile einen Kreis in den Sand und erklären dies als Grenze. Dahinter liegt unser Privatbereich. Es klappt, die Jungs akzeptierten diese Linie und wir haben Ruhe.
    Auf dem Dorfplatz Mitten in Tata treffen wir überraschenderweise Horst, der auf dem Weg zu einem Restaurant zum Fischessen, mit seinem „Dreirad“ uns entgegen kommt.

    Nachdem wir uns Tata angesehen haben, geht es in Richtung Zagora weiter. Von Foum-Zguid aus gibt es viele Wege dorthin: Eine 350 Km lange Asphaltstrasse… Die kürzeste Strecke, eine Sandstrecke ohne Pistenführung durch die Sahara (hätten wir vorgezogen, war aber, nach glaubhaften Informationen von anderen Reisenden, durch die LKWs der Rallye Paris-Dakar total kaputt gefahren und unpassierbar)… Und eine Steinpiste, die 120 Km lang und nach Aussagen anderer Reisender übersät mit Reifen killenden Steinen ist. Außerdem sei die Spurbreite auf Geländewagengröße abgestimmt.
    An der letzten Tankstelle in Foum-Zguid füllen wir unsere Diesel- und Wassertanks. Wir erkundigen uns bei dem Tankwart und der ist der Meinung, dass es mit unseren Autos kein Problem sei, die Steinpiste von Smira nach Zagora zu befahren. Wir entscheiden uns es zu wagen. Sehr überrascht sind wir, als wir eine breite gut ausgebaute Schotterpiste vorfinden. Bedingt durch die „Wellblechoberfläche“ dieser Fahrbahn fahren wir mit einer Geschwindigkeit von 65 bis 70 Km/h. Wellblechpisten kann man auf zweifacher Weise bewältigen: Man fährt so langsam, dass man jeden „Buckel“ hoch und wieder runter fährt, wodurch man rüttelfrei vorwärts kommt. Dann liegt die Geschwindigkeit bei ca. 20 km/h. Oder man fährt so schnell, dass der Wagen von Buckelspitze zu Buckelspitze „springt“, dann gibt es auch keine Erschütterungen. Wir wählen die zweite Art. So geht es flott vorwärts und nach 70 Km suchen wir uns, abseits des Weges im Sand, einen herrlichen Stellplatz für die Nacht.

    Rosenmontag 19.2.2007, Nomen es Omen. Wir haben uns zu früh über die gute Piste gefreut, denn an diesem Morgen war nach ca. 10 Km „Schluss mit Lustig“. Plötzlich, vor einem Qued (trocknes Flussbett), hört die Strasse auf. Ein kleiner Steinwall versperrt uns die Piste. Wir fahren in den Qued, klettern am anderen Ufer wieder heraus und dort finden wir einen steinigen Weg, der etwa die richtige Breite für einen Geländewagen hat. Jetzt wissen wir bald warum man uns von dieser Route abgeraten hat. Die großen Steine sind kein Problem für unsere Trucks, aber das Geschockel und Geruckel ist für uns Insassen schon schlimm. Wir brauchen für die 70 Kilometer fast 5 Stunden.
    Es ist harte Arbeit und wir sind richtig froh, wenn immer wieder die Steinpiste durch Sandpassagen und von harten Lehmplatten abgelöst wird. Selbst die hässlichen Wellblechstrecken sind eine willkommene Abwechslung. Auf den letzten 20 Kilometer wird dann das Navigieren immer schwieriger, denn zu viele Spuren laufen vor uns kreuz und quer und weisen nur grob in Richtung unseres Zieles.
    In Zagora heil angekommen, haben wir unsere erste echte Off Road Strecke mit GPS-Hilfe gemeistert. Wir sind ganz stolz auf uns. Hier halten wir uns nicht auf, sondern fahren weiter nach M`hamid, dem letzten Marokkanischen Ort vor der Algerischen Grenze.

    M`hamid liegt im Dünengebiet, nur Sand und Palmen. Durch einen total versandeten Fluß lotst uns Ali zu seinem Campingplatz. Er fährt mit seinem Moped voraus, zwischen kleinen Lehmbauten hindurch über einen Weg, knapp so breit wie unsere LKW. Kurz vorm Ende dieser 2 Kilometer machen meine Nerven nicht mehr mit, als auch noch ein Elektrokabel uns den Weg versperrt. Wir sind zu hoch und wollen nicht riskieren die Stromversorgung dieses Oasendorfes zu kappen. Doch ein Umkehren war auch nicht möglich…alles zu eng. Ali besorgt eine Holzstange und hebt damit die Elektroleitung hoch und wir können das kleine Dorf passieren. Dann ist der Weg frei. Wir sind die einzigen Gäste auf Ali`s wirklich wunderschönem Platz. Bei einem Willkommens-Tee beruhigen und erholen wir uns nur langsam von diesem anstrengenden Tag.

    Am nächsten Tag führt uns Ali durch die Kasbah M’hamid, und zu einem sehr schönen Marabut (Gebets- und Aufenthaltsgebäude auf einem Friedhof, für die Angehörigen der Verstorbenen,) und durch seine kleine „Kasbah“, die er zu einem Museum, mit ländlichen Gebrauchsgegenständen, ausgebaut hat.
    Für den Abend will er uns eine Tajines für vier Personen kochen. Marion will ihm dabei in der Küche zusehen und fotografieren, das ist die Bedingung. Er soll ihr das Zubereiten dieser Landesspeise erklären, damit sie diese dann nachkochen kann. Tajines heißt sowohl das Gericht, als auch das Kochgeschirr. Auf einem Keramikteller wird Fleisch (vorzugsweise Lamm, aber auch Fisch und Hühnchen ist möglich) Kartoffel und Gemüse kegelförmig geschichtet und mit einer kegelförmigen Haube abgedeckt. Das Ganze stellen die Marokkaner entweder auf ein Keramikgestell in dem sich Holzkohle befindet, oder über eine Gasflamme die mit einer Streuscheibe abgedeckt ist. Dabei garen die Speisen im eigenen Saft.
    Die Tajines schmeckt fabelhaft und wir Vier haben einen wunderschönen Abend. Unser Campingplatzbesitzer gibt uns die Ehre einen Rotwein mit uns zu trinken. Auch tagsüber schlägt er ein Gläschen Weiswein aus Deutschland nicht aus. Wahrscheinlich hat der Islam bei den Tuaregs andere Gesetze, oder Ali hat eine Ausnahmegenehmigung.
    Unseren Autos spendieren wir hier auf dem Campingplatz einen Service; Luftfilter werden durchgeblasen und das gesamte Fahrgestell abgeschmiert. Wir erleben erholsame Tage bei Ali und können diesen Platz nur Jedem empfehlen.
    Die Temperaturen: tagsüber 35 Grad, nachts 7 Grad!!! Und wir wollen es nicht glauben, als wir morgens wach werden, prasselte es leicht auf unserem Dach. Regentropfen? Mitten in der Wüste? In den Dünen?
    Ein unwirklicher Tag: Der Nachmittagskaffee ist kaum getrunken, da verdunkelt sich der Himmel gelblich…..….ein Sandsturm zieht auf. Und dann tobt es los. Man kann kaum weiter als 100 Meter sehen. Wir schließen alle Luken und Klappen und ziehen uns ins sichere Wohnmobil zurück. Und dann wird das noch getoppt, denn plötzlich beginnt es wie aus Eimern zu schütten. Es hört sich an, als ob es hagelt. Und dann blitzt und donnert es plötzlich laut; ein Gewitter?!?!
    Was ist das denn??? !!!! Wir sind tief in der Wüste, mitten im Sand an der Algerischen Grenze!!! Von so etwas haben wir noch nie gehört, hätten es wohl auch nicht geklaubt. Das ist ja wie Aprilwetter in Deutschland!!!
    Mitte der Woche geht es zurück wieder Richtung Norden. Kurz vor Zagora besichtigen wir in Tamegroute eine Töpferei und kaufen einige „Mitbringsel“, unter Anderem Tajines-Kochgeschirr. In dieser Töpferei wird aus Lehm Kochgeschirr, Schalen und Dekorartikel geformt, dann im großen Hof ausgebreitet und von der Sonne getrocknet, um dann in gemauerten Öfen, die im Hof stehen, gebrannt zu werden.
    Die Töpfer formen auf einer Drehscheibe die Produkte. Bis zu den Hüften sitzen die Männer in der Erde und treiben „untererdig“ mit den Füssen eine Scheibe an.
    Hier lernen wir wie charmant die Marokkaner doch sind, denn unser Verkäufer stellt uns folgende Frage:
    „Was ist der Unterschied zwischen einer Frau und einem Kamel?“
    Marion schaut den Kerl schon etwas fragend und kritisch an. Der lehnt sich aber weit aus dem Fenster, denkt sie. Natürlich sind wir an zynische, negative Witze gewohnt. Doch die Antwort, die wir nicht wissen, fällt für uns, überraschend aus:
    „Ein Kamel begleitet einen Mann durch die Wüste.
    Eine Frau begleitet einen Mann durchs ganze Leben“
    Hättet Ihr diese Antwort geahnt???

    Von Zagora aus fahren wir zwei Tage durch das sagenhaft tolle Draa-Tal. Dieses herrliche Tal zu beschreiben ist fast unmöglich….man muss es einfach erlebt haben: Tolle Oasen, wildes Land, unbeschreibliche Canyons und Kasbahs (teils gut erhalten, teils halb zerfallen) wechseln sich ab. Alles über diese Bauwerke kann man, wenn es einen interessiert, in einschlägigen Büchern nachlesen. Wir finden die Kasbahs im Draa-Tal wesentlich interessanter und schöner als an der „Strasse der Kasbah“ (die so in einem Buch von einem französischen Schriftsteller benannt wurde) und es waren auch mehr.

    Vom Draa-Tal aus fahren wir zum ersten Mal in den Hohen Atlas. Über Serpentinen schrauben sich unsere Autos, mit eingeschaltetem Untersetzungsgetriebe, auf knapp 2000 Meter Höhe. Eine grandiose Aussicht bietet sich uns von da oben.
    Und immer wieder begegnen wir den junge Franzosen, die mit ihren alten Renault R 4 an einer Marokko-Ralley teilnehmen. Über 1000 dieser, meist über 30 Jahre alten Fahrzeuge nehmen an diesem „Rennen“ teil. Ihre Geschwindigkeit entspricht in etwa der unserigen, so dass wir ihnen immer wieder begegnen. Ein besonderes Erlebnis für mich, da ich in meiner Jugend den gleichen Wagen gefahren bin.

    Dann geht es wieder hinab in die Ebene auf Quarzazate zu. 15 Km vor der Stadt finden wir am Rande eines Wadis („meist“ trockenes Flussbett) einen leicht erhöhten, einsamen Stellplatz. Morgen wollen wir Âït-Benhaddou besuchen, ein Ksar (befestigtes Dorf). In und um den Ksar wurden zahlreiche Filme gedreht. Wie auch das Draa-Tal immer wieder Kulisse bot für zahlreiche Filme mit biblischem Inhalt, z.B. „Der Juwel vom Nil“; „Sterne über Afrika“; „Die letzte Versuchung Jesu“, „Sodom und Gomorrha“; „Lawrence von Arabien“ und auch „Die 10 Gebote“.
    Manche Leute nennen Âït-Benhaddou auch das „Rothenburg ob der Tauber“ von Marokko. Jede „Lehmziegel“ wird hier vermarktet! Uns reichte es wie auch bei den Atlas-Filmstudios in Quarzazate, alles von außen anzusehen, denn einen Eintrittspreis, im Gegenwert eines Abendessens, wollen wir für halbzerfallene Pappmaschees nicht löhnen. Wir überlassen lieber den zahlreichen Japanern dieses Vergnügen.

    Hinter dem Golfplatz von Quarzazate finden wir an einem großen Stausee einen sehr schönen, abgelegenen Übernachtungsplatz. Drei weitere Wohnmobile aus Germany gesellen sich zu uns. Gemeinsam erleben wir am frühen Abend einen heftigen Sturm. Zwei Kollegen müssen ihre Autos mit der Schmalseite in den Wind drehen, da für sie sonst keine ruhige Nacht zu erwarten ist.
    Da sich bei Uschi eine Erkältung ankündigt, entscheiden wir uns, auf diesem Platz morgen einen Ruhetag einzulegen.
    Auf der Weiterfahrt, etwas 20 Km von unserem Stellplatz entfernt bei Skoura finden wir eine sehenswerte Kasbah, direkt hinter der ehemaligen Kasbah Ben Moro, die von Spaniern zu einem Hotel umgebaut wurde. Ein Berber läuft ständig neben uns her und erklärt uns die Anlage. Eigentlich lehnen wir „Führer“ ab. Aber dieser nette Kerl hat viel zu erzählen und wir genießen seine Begleitung. Er erzählt uns, das in dieser Kasbah einige Szenen des Filmes „Ali Barbar und die 40 Räuber“ gedreht wurden. Als er uns die Räumlichkeiten der Wohnburg zeigt, meint er auf einmal: „Das ist das Zimmer für „Rattatak“. Es ist das Elternschlafzimmer und Jeder kann sich vorstellen was mit „Rattatak“ gemeint ist.

    Von Skoura aus fahren wir auf der „Strasse der Kasbahs“ weiter nach Boumalne-Dades, wo wir in das Tal des Dades einbiegen. Diese Gegend mit Worten zu beschreiben ist schier unmöglich; sie ist einfach überwältigend.
    Die Fahrt geht hinauf auf 2000 m in den Hohen Atlas. Die Strasse schlängelt sich zwischen Steilwänden mit überhängenden Felsen und tiefem Abgrund hindurch. Oft geht es mit nur ein paar Zentimeter Abstand an der Felswand entlang. Für die letzten 20 Km brauchen wir fast eine Stunde. Leider war der Winter sehr schneereich, so dass einige Straßenabschnitte nur notdürftig ausgebessert wurden, auf anderen liegt der angeschwemmte, festgetrocknete und knochenharte Matsch auf der schmalen Fahrbahn. Die Fahrt durch diese Schlucht ist ein gutes Stück Arbeit, doch die anschließende Aussicht entschädigt uns für Alles. In 2000 m Höhe übernachten wir und können am Morgen Eisblumen auf der Windschutzscheibe bewundern.
    Doch bevor es Dunkel wird, bekommen wir noch Besuch von den Dorfjugendlichen. Zuerst geht es mal wieder um „stylos“ oder „cadeaux“. Dann wird über Fußball gesprochen, denn die letztjährliche Fußball WM in Deutschland ist noch in aller Munde. Normalerweise schaut man in Marokko Französisches Fernsehen, erklärt man uns, doch während der WM schalteten die Marokkaner auf Deutsches Fernsehen um, denn dort war das Anschauen der Spiele kostenlos. Für das Französische hätten sie sich eine Karte kaufen müssen.
    Ich überrede die Jungs zu einem Fußballspiel. Es ist schon bewundernswert, wie die 12 bis 15 Jährigen in Gummisandalen und teilweise barfuss den Ball behandeln. Ein Junge darf nicht mitspielen. Wie sich rausstellt, ist er Jude. Doch nach meiner Intervention, wird er doch zum Spiel zugelassen. Meine Mannschaft gewann mit großem Abstand. Meine Mitspieler zweifeln anschließend an meinen Altersangaben, denn als ehemaliger, aktiver Fußballspieler hatte ich es noch nicht verlernt.

    Am Mittwoch, 28.2.07 drehen wir unsere Motorhaube nach Süden, die ganze Strecke wieder zurück. Unser Ziel ist Erfoud. Doch, kurz davor hinter Mellab, verlassen wir die Strasse und fahren quer durch den Sand an eine einsame Stelle, um dort zu übernachten. Dieser Platz ist so toll gelegen und wir bleiben total ungestört, so dass wir uns entscheiden hier ein paar Tage zu verbringen. Eine kleine Durchsicht der Lkw`s ist notwendig, dann heben wir das Motorrad vom Träger runter. Dabei kommt uns eine Schuppkarrenladung Wüstensand entgegen, die sich unter der Abdeckplane des Krads angesammelt hat. Kette schmieren, Zentralrahmen abschmieren und ab geht es mit dem Moped in den Sand zum „Spielen“. Wie ein kleiner Junge rase ich herum, bis es mich hinlegt. Halb so schlimm. Allein die Schmach tut weh und die Schimpfe, weil ich weder eine lange Hose angezogen habe und keinen Helm trage. Bruder Leichtsinn wurde nicht bestraft und ich gelobe Besserung. Hermann kuriert seine Grippe aus. Ich fotografiere ihn wie er elend aussehend auf seiner Liege in der Sonne ruht, neben sich auf einem Hocker ein Buch liegen hat und die Küchenrolle fürs Nasenputzen. Später, als ich mir auf dem Laptop die Fotos ansehe erkenne ich auch den Titel des Buches: „Der Patient“!!!

    Am Samstag ist es soweit, wir können wieder weiter. Wir wählen eine Piste Richtung Merzouga, nach GPS-Navigation am Erg Chebbi (größtes zusammenhängendes Dünengebiet Marokkos) entlang. Für echte Wüstenfans eine „Lächerlichkeit“, für uns Anfänger ein großes Abenteuer und eine echte Herausforderung.
    Abseits der Hauptroute „spielen“ wie OFF ROAD. Es ist einfach toll. Die sonst ausgetrockneten Seen in dieser Region führen alle Wasser. Ein ungewohnter Anblick, mitten in der Sandwüste einen großen See zu sehen. Für diese herrliche Strecke von 35 Km brauchten wir 3 ½ tolle Stunden.
    Bei Merzouga finden wir direkt an den Sanddünen einen herrlichen Übernachtungsplatz. Mit dem Motorrad erkunden Marion und ich die Umgebung, während Hermann weiter seine Erkältung auskuriert. Auf dieser Erkundungstour buchen Marion und ich, für den nächsten Tag ein Abendessen in einem Hotel/Restaurant. Dieses Restaurant thront wie eine Burg auf einem Kegelberg am Fuße des Erg Chebbi, mit atemberaubendem Blick über die Wüste. Wir bestellen eine Tajines und eine Wasserpfeife. Obwohl Nichtraucher, wollen wir einmal eine Wasserpfeife probieren.
    Diesen erlebnisreichen Tag beenden Marion und ich mit einer Wanderung in die Sanddünen, um den Sonnenuntergang in der Wüste zu erleben. Die sich dabei ständig verändernden Farben des Sandes sind nicht zu beschreiben; man muss es einfach selber erleben. Selbst das allseits beliebte Fernsehgerät kann dies nicht wiedergeben; genauso wenig wie all unsere Fotos.


    Wir verbringen herrliche Tage im Erg und sind uns sicher, dass wir nicht zum letzten Mal hier waren. Auf der Rückfahrt wollen wir den Erg auf der Südseite umfahren. Diese Route wird selten benutzt und ist weniger bekannt, aber viel romantischer.
    Auf Anhieb finden wir den richtigen Pisteneinstieg und ab geht es durch Stein- und Sandwüste; bergan durch ein verlassenes bzw. verfallenes Dorf, in dem früher die Arbeiter der stillgelegten Bleimine gewohnt haben.
    Das Fahren auf dieser Piste macht sehr viel Spaß. Bis auf das viele Wellblech, das uns immer wieder zwingt die Piste zu verlassen, um uns einen eigenen bequemeren Streckenverlauf zu suchen.
    Unseren Frauen fahren wir Männer nicht vorsichtig genug, so dass wir uns kurzerhand entschliessen SIE weiter fahren zu lassen. Die Mädels machen ihre Sache sehr gut. Natürlich war es für sie schon ein komisches Gefühl, zum ersten Mal durch ein Sandfeld zu fahren (doch unter unserer „fachkundigen“ Leitung klappt auch das).
    Dann beginnt die „Spielstunde der großen Buben“. Hermann und ich tobten uns in einem kleinen Dünenfeld so richtig aus. Herrlich, wenn da 9 Tonnen Stahl über einen Sandhügel springen. Es macht uns Männer einen Mordsspaß.
    Nach 4 Stunden haben wir die 45 Km nach Erfoud geschafft und suchen uns nördlich diese Ortes einen einsamen Stellplatz, um morgen weiter zur „Source bleue de Meski“ zu fahren.
    Um es gleich vorweg zu sagen, den Besuch hätten wir uns sparen können. Eine Touri Ecke, mit vielen Verkaufsständen, verdreckt und überbevölkert, nichts für uns. Wir verbringen eine Nacht dort. Am Abend setzt ein heftiger Sandsturm ein und wir waren froh, nicht mehr im Erg Chebbi zu sein, bei den vielen Sand dort.
    Am Donnerstag, 8.3. fahren wir nur eine kurze Etappe von max. 60 Km, mit heftigem Sturm gegenan, würde ein Bootsfahrer sagen. Stellenweise können wir nur im Schritttempo fahren und müssen Licht einschalten. Plötzlich ist uns die Sicht genommen und wir sind gezwungen anzuhalten, um dann langsam weiter zu schleichen. Und dann, in den Bergen gibt es viele Steinschläge und Windböen, die so heftig von vorne kommen, dass unsere 9 Tonnenkolosse fast stehen bleiben. Es ist mehr als nur unangenehm. Nachdem wir durch den „Tunnel der Legionäre“ die Bergkette durchfahren hatten, werden unsere Hoffnungen enttäuscht, denn das Wetter ändert sich nicht. Unser Ziel sind die heißen Quellen von Mammat Mulay Ali Cherif. Hier wollen wir das arabische Badehaus, Hammam kennen lernen. Bei näherem Betrachten der Bademöglichkeiten, verzichteten wir, aus hygienischen Gründen, diese zu benutzen. Hinter dem Badehaus stellen wir uns auf einen Wendeplatz und übernachten dort. Wo kommt nur der Gestank her??? Wir sehen das benutze Wasser von dem Badehaus über den Boden Richtung Fluss laufen. Gut dass wir vom Besuch dieses Hammam Abstand genommen haben. Sicher werden wir ein uns eher gelegenes Badehaus woanders finden.
    Hier nehmen wir am Samstagmorgen von Uschi und Hermann Abschied. Die Beiden müssen zurück nach Deutschland, denn Uschis Vater hat sie zu seinem 95. Geburtstag ins Allgäu eingeladen. Ab hier geht unsere Fahrt alleine weiter.
    Über den Hohen Atlas wollen wir nach Fes und Meknes, um die zwei uns noch ausstehenden Königsstätten zu besuchen. Wir fahren vorbei an einsamen Kraterseen und durch schöne Zedernwälder, die sich mit solchen aus Steineichen-Bäumen abwechseln. Eine Gegend wie der Schwarzwald. Hier leben die Atlas-Berber in Hütten, die aus Baumästen und Plastikfolien bestehen. Und das bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und diesem eisigen Wind hier oben!
    Unseren nächsten Stopp legen wir in Ifrane ein, das auf 1661 m Höhe liegt. In diesem 12000 Seelenort befindet sich ein Schloss des alten Königs mit herrlicher Parkanlage. Der neue nutzt die Schlösser seines Vaters kaum. Ifrane wurde als Urlaubsort von den Franzosen für ihre Familien angelegt und ist jetzt Universitätsstadt und Erholungsort für reiche Marokkaner. Die Autos, die hier fahren gehören zur Luxusklasse. Entsprechend sind die Studenten angezogen; die Herren in Markenkleidung und die Damen westlich orientiert. Eine völlig andere Welt als wir sie bisher Marokko kennen lernten; ganz zu schweigen von der Welt der Atlas-Berber, die gerade mal 5 Km außerhalb Ifrane leben.
    Was man hier nicht findet, ist einen Parkplatz für ein Auto unserer Größe.
    Nachdem wir feststellten, dass der Campingplatz geschlossen ist, parken wir direkt am Straßenrand bei den Straßenkaffees und mischen uns unter die gutbetuchte Gesellschaft. Auf einem Rundgang durch den Ort finden wir einen geeigneten Übernachtungsplatz, ein größerer Parkplatz. Um keine Probleme zu bekommen fragen wir um Erlaubnis bei einem in der Nähe stehenden Polizisten. Der will/kann nicht entscheiden und fragt per Funk bei seinem Vorgesetzten nach. Wir bekommen die Erlaubnis nicht. Wir haben den Eindruck, eine wichtige Persönlichkeit muß sich im Schloss aufhalten, die Polizisten haben Alarmstufe 1. Er und sein Vorgesetzter können uns auch keinen anderen geeigneten Platz nennen.
    Wir haben keine Möglichkeit jetzt noch woandershin zu fahren, ohne dass wir in die Dunkelheit kommen werden. Und nachts fahren wir nur im äußersten Notfall in solchen Ländern. Also setzen wir unseren Spaziergang durch diesen sehr schönen, europäisch wirkenden Ort fort.
    Neben einer ehemaligen christlichen Kirche, die zu Wohnzwecken umfunktioniert wurde, dicht bei der Polizeischule finden wir einen geeigneten Platz. Wir fahren mit unserem Dicken, kurz vor Einbruch der Dunkelheit dorthin. Der gesamte Ort ist voller Polizei und Militär. 50 Meter hinter diesem Platz hält ein Soldat Wache; wir können uns sicher fühlen. Wir vermeiden uns bei ihm zu melden. Wenn er etwas dagegen einzuwenden hat, dass wir hier stehen, kann er sich melden. Nichts passiert, wir verbringen eine ruhige, aber sehr kalte Nacht in Ifrane.
    Morgens höre ich ein leises Blasen unterm Armaturenbrett. Die Luftleitung zum Luftdruckmanometer ist undicht…. Armaturenbrett abschrauben, Anlage dichten (wie das geklappt hat weiß ich nicht so richtig, Leitung wird aber vorsichtshalber in Spanien ausgetauscht). Ergebnis: Es tritt nur noch wenig Luft raus, so dass wir die Feststellbremse öffnen und weiterfahren können.
    Die Fahrt geht über zwei Pässe ins Flachland nach Fes hinunter. Am Dienstag (13.3.) kommen wir, nach langer Irrfahrt, auf dem Campingplatz „Diamant Vert“ in Fes an. Die GPS-Angaben aus unserem Reiseführer leiteten uns in die Altstadt, anstatt auf den Campingplatz. Kein kleines Problem, wenn man die engen Altstadtgassen und die Ausmaßen unseres Fahrzeuges bedenkt (7,40 m lg/2,40 m br/3,50 m hoch). Wir haben Glück, denn keines der schönen, aber engen Altstadt-Tore steht uns im Weg, als wir so schnell wie möglich, nachdem wir den Irrtum festgestellt haben, auf dem kürzesten Weg aus der Medina flüchten. Wir nehmen ein Petit-Taxi (Das sind rote Fiat Uno`s, die nur für 3 Fahrgäste zugelassen und sehr preiswert sind.) hinter dem wir zum Campingplatz fahren.
    Sehr bequem fahren wir mit dem öffentlichen Bus von dort aus nach Fes. Entgegen den Empfehlungen des Reiseführers besichtigen wir die riesige Altstadt ohne Guide. Es sind überall Schilder mit farbig gekennzeichneten Routen in der Altstadt angebracht, so dass man sich gut zu Recht finden kann. In der Medina(Altstadt) kaufen wir einen Teppich, Chichas für unsere Kinder und uns, inkl. Tabak, Holzkohle dazu, eine Messinglampe für unsere spanische Sommerküche und ein großes Ölgemälde. Ach so, natürlich ist die Medina grandios und ein unbedingtes Muss; die Moscheen super toll anzusehen und der Königspalast beeindruckend. Die Händler sind nicht aufdringlich und die Kinder betteln nicht. Fes gefällt uns um Ecken besser als Marrakesch, an dem wir auch zurückblickend, immer noch nichts abgewinnen können. Aber die Geschmäcker sind ja bekanntermaßen verschieden.
    Am Donnerstag 15.3. fahren wir die kurze Strecke nach Meknes, der vierten Königsstadt Marokkos. Auch hier ist es sehr schwer den örtlichen Campingplatz zu finden (Er wurde leider 2009 geschlossen. Schade, denn er lag sehr zentral, so dass man die Stadt per pedes erkunden konnte). Die Beschreibung im Führer ist wirklich nicht hilfreich. Wir fragen eine Frau, die kurz entschlossen zu uns ins Führerhaus steigt. Jetzt sitzen wir zu dritt auf zwei Sitzen und die Dame trägt die traditionelle Kleidung einer Moslieme. Nicht gerade bequem in so einem LKW-Fahrerhaus. Es geht durch 3 im arabischen Stil geformte Tore, die sehr eng sind. Das Ganze wird zur Millimeterarbeit. Marion steigt aus und dirigiert mich hindurch.
    Meknes ist wirklich sehenswert. Man wir nicht belästigt und es gibt keine aufdringliche Händler. Wir besuchen das „Mausoleum Mulay Ismail“ (unter diesem Alawidenherrscher erlebte Meknes im 17. Jahrhundert seine Blütezeit) und das Haus eines Sultans. Um den Innenhof dieses Hauses sind im ersten Stock kleine Zimmer gruppiert, die ein Guckloch hinaus in den Hof haben. Die Zimmer sehen aus wie in einem Kloster... Weit gefehlt, es sind die Zimmer der Haremdamen.
    …Und einen großen Französischen Supermarkt gib es am Rande von Meknes „Marjan“. Endlich ist die alkohollose Zeit vorbei. Französischen Käse und 4 Flaschen Rotwein von den Feldern um Meknes erstehen wir. Ja, dieses moslemische Land baut Wein an. Ein Überbleibsel aus der Kolonialzeit (die sagen Schutzmacht dazu) der Franzosen. Ich bin mir sicher, dass die Ernte komplett ins christliche Ausland geht! ;)

    „Volubilis“, die größte römischen Ausgrabungsstätte in Marokko stammt aus dem Jahre 25 nach Christi und ist ein Volltreffer. Eine herrliche Anlage, die „Ephesus“ (in der Türkei gelegen) in nichts nachsteht. Es gibt unzählig viele, gut erhaltene Mosaiken zu bewundern. Wie lange noch? Der Zahn der Zeit nagt an diesen wertvollen Zeugnissen einer vergangenen Epoche, denn die Marokkaner machen nichts zur Erhaltung dieses Kulturgutes. Es gibt keine Dächer über diesen tollen Kunstwerken, oder sonstigen Schutz, wie man es von Griechenland kennt. Die Anlage wird nicht gepflegt, nicht gesäubert, es gibt keine Rekonstruktionsarbeiten, und Ausgrabungsarbeiten finden zurzeit nicht statt….Geldmangel?
    Nach der Besichtigung dieser herrlichen Anlage fahren wir durch eine Landschaft, wo man nicht glauben will, dass man in Marokko ist. Man glaubt sich im Voralpenland oder auf der Schwarzwaldhochstrasse zu befindet.
    Wir kommen nach „Chaouen“, wie die Marokkaner sagen. Ein Ort der bis 1920 für Christen geschlossen war. In vielen Karten steht noch der Spanische Name „Chefchaouen“, denn bis 1956 hatten die Spanier das Sagen hier. Etwa 3000 Spanier leben hier immer noch. Wunderschön zieht sich das „weiße Dorf“ dem Berghang des „Rif-Gebirges“ hoch.
    „Chaouen“ ist eine Überraschung für uns. Eine ganz andere Mentalität haben die Menschen hier, eher Andalusier als Marokkaner. Sie sehen nicht nur aus wie Spanier, sie benehmen sich auch so. Keine Belästigung durch Kinder, nur freundliches Lächeln und ein nettes „Hollah“ schallt uns entgegen, wie wir es aus unserem Wohnort Moraira kennen. Keine Anmache durch die Händler, im Gegenteil, man muss sie ansprechen, wenn man an etwas interessiert ist. Wir spazieren, zwischen blau getünchten Häusern, durch die Medina. Es herrscht eine Sauberkeit, wie wir sie in Marokko noch nicht erlebt haben. Wenn man sich im übrigen Marokko, außer Arabisch, nur in Französisch verständigen konnte (Englisch wir eher selten gesprochen), so ist hier die Verständigung in Spanisch sehr gut.
    19.3.2007 Montag, es geht weiter nach Norden, Richtung „Ceuta“, der spanischen Enklave auf afrikanischem Boden. Wir entscheiden uns, nicht den direkten Weg über die Nationalstrasse nach Ceuta zu nehmen, sondern wollen den beschwerlicheren Weg durchs „Rif-Gebirge“ direkt zur afrikanischen Mittelmeer-Küste fahren. Die Strecke ist enorm schmal (die Breite unseres „Dicken“ beträgt 2,40 m), gebirgig und kurvenreich, aber es hat sich gelohnt. Wir folgen einer eindrucksvollen Panoramastrecke durch diese „wilde“ Gegend. Eine Landschaft, die wir eher im Voralpengebiet und nicht in Marokko erwartet hätten. Wir sehen wie ärmlich die Rif-Bauern in dieser sehr fruchtbaren Gegend leben. Fast jede Frau trägt die Tracht der Rif-Bäuerinnen. Es ist eine Route, so richtig zum genießen. Wahrscheinlich kommt der Muskelkater, den ich am drauffolgenden Tag habe, von dem vielen Kurbeln am Lenkrad (es gibt bei dem „Dicken“ nur eine Lenkhilfe, und das bei 9 Tonnen).
    Am Mittelmeer angekommen fahren wir der Küste entlang nach „Tetouan“. Kurz hinter dieser kleine Stadt, in „Martil“ gehen wir für einige Tage auf einen Campingplatz, der ca. 100 Meter von einem weitläufigen Sandstrand entfernt liegt. Hier legen wir ein paar Erholungs- und Waschtage ein, danach fahren wir zur Fähre nach „Ceuta“.

    In 25 Minuten bringt uns die Schnellfähre von Afrika zum spanischen Festland. Wieder in Europa füllen wir unsere Vorräte mit Bier, Wein, Pizza etc auf.
    Ganz gemächlich, mit vielen Zwischenstationen, fahren wir die 700 Km nach Moraira der Küste entlang. Auf diesen Stellplätzen mischen wir uns unter die Rentner, die in ihren „Plastikmobilen“ (oder wie unsere Englischen Freunde sagen: „White Boxes“) in Spanien überwintern. Aber das ist ein gänzlich anderes Thema.
    Am Ende dieser, unserer ersten, längeren Reise ziehen wir für uns ein Fazit:
    Wir würden unseren Wohnaufbau, die Einrichtung und die Ausstattung wieder genauso machen wir sie sind. Sie haben sich in jeder Hinsicht und Lage bewährt. Selbst auf den üblen Steinpisten ist nichts kaputt gegangen, keine Teile gebrochen oder Schränke aufgesprungen. Wir hatten nie Mangel an Strom, die Kapazität ist ausreichend. Den Kühlschrank, eine zusätzliche Tiefkühltruhe, unser Radio mit CD-Wechsler, den Laptop benutzten wir täglich und wir luden die Batterien von den Kameras und dem Handy mit unserem Bordstrom auf.
    Die Versorgung mit Frischwasser war unproblematisch, da wir, trotz regelmäßiger Waschtage und Duschen, jeweils über 3 Wochen mit einer Tankfüllung auskamen.
    Abwasser-, Toiletten- und Müllentsorgung war einfacher als erwartet hatten.
    Diese Reise war eine sehr positive Erfahrung und hoffentlich das richtige „Training“ für die Reise durch Südamerika. Eine weitere „Trainingsfahrt“ mit mehr Off Road wollen wir nach Marokko einlegen. Dann wollen wir uns „etwas weiter wagen“, um für Eventualitäten im Süden des amerikanischen Kontinents gewappnet zu sein.

    Ende


    PS: Wie bei all meinen Reiseberichte ist es aus Dateigrößen-Gründe nicht möglich Fotos einzufügen. Die findet Ihr auf meiner homepage.

    Sommerreise 2013

    Frankreich: Westliche Atlantikküste, Bretagne, Normandie, Champagne,
    Coté d`Azur, Provence, Luberon, Camargue, Pyrenäen
    Österreich: Burgenland, Wachau, Wien, Steiermark, Kärnten
    Ungarn: Györ, Budapest, Pusta, Balaton
    Italien: Venedig, Verona, Gardasee, Reviera


    Start: 06.07.2013
    Der Start hat sich etwas verzögert, weil wir unser Mobil in Benisse noch auf die Waage fahren wollten. Wie zu erwarten war, ist auch unser 3,5 To-Mobil überladen…. 3.740 Kg zeigte die Waage an. In Deutschland wollen wir ihn auf 3.850 Kg auflasten, dann können wir auch unseren Roller mitnehmen.
    Dann ging es aber los. Auf der Nationalstrasse N 332 bis Valencia, dann auf die Stadtumgehung A 7 (die Autobahnen mit A sind in Spanien kostenfrei; die mit Maut nennen sich AP) bis Sagunto. Dort wechseln wir nach Nord auf die A 23 Richtung Zaragoza. Dann über die Nationalstraßen 232 und 121 bis Pamplona, durch eine langweilige Landschaft ohne lohnenswerte Sehenswürdigkeiten, wenn man vom Weingebiet Navarra absieht. Kurz von San Sebastian, an der A 15 hielten wir auf einem Rasthof zum Übernachten (N 43* 03´ 31,39“ W 1* 57` 21,66“). Doch auf dieser Stecke Richtung Norden, war der Rastplatz zu laut und sehr uneben. Da er zwischen zwei Ausfahrten liegt, sind wir auf die andere Seite gewechselt. Auf diesem Platz hatten wir bereits 2009, als wir von Südamerika zurückfuhren schon mal gut genächtigt und dieses Mal wieder.
    Die Landstraße zwischen San Sebastian und Biarritz wollten wir uns nicht wieder antun und haben die bequemere Route über die Autobahn genommen.
    Etwas zu den Spritpreisen im Juli 2013: In Moraira kostete der Diesel 1,394 €; danach wurde es immer preiswerter. Im Raum Pamplona tankten wir für 1,285 € der Liter. In Frankreich wäre es sogar für 1,275 € an einigen Supermärkten möglich gewesen. Die Welt hat sich verändert. Vor noch ca. 15 Jahren gab es in Frankreich die höchsten Preise. Seit einiger Zeit hat Spanien Frankreich überholt…. Von Deutschland wollen wir erst gar nicht reden. Hier haben die Grünen und die allgemeine Abzocke zugeschlagen.
    Dann haben wir einen erneuten Versuch gestartet zwischen Bayonne und Arcachon uns die Atlantik-Küste anzusehen. Ansehen geht, aber Stellplätze für Wohnmobile genauso Mangelware wie 2008. Diesen Küstenabschnitt werden wir künftig meiden. Kurz vor Arcachon sind wir an der „Dune du Pilat“ entlang gefahren. Eine einzigartige große Sanddüne; leider aber mit keiner Möglichkeit einen Parkplatz für ein größeres Wohnmobil zu finden. Von einem Stellplatz ganz zu schweigen.
    In Arcachon gibt es einen Übernachtungsplatz an der N 250 gegenüber einer Citroen-Werkstatt (N 44* 39` 5“ W 1* 8` 54“). Übernachtung, Ver- und Endsorgung kostenlos.
    Unseren nächsten Stopp haben wir am Mündungsdelta der „Gironde“ geplant. Es gab in dem Ort auch eine kostenlose Ver- und Endsorgungsstelle mit Übernachtung für 7 €. Dort fanden wir einen Hinweis auf einen Stellplatz direkt gegenüber dem großen tollen Sandstrand für denselben Betrag (N 45* 35` 48,9“ W 0* 59` 31,8“). Ganz zu verstehen ist das nicht, da die Pkws auf demselben Parkplatz kostenlos stehen können. Doch der Platz ist so toll, dass das OK geht. Doch die unbarmherzig brennende Sonne bei 35 Grad und totaler Windstille hat uns dann doch vertrieben.


    Auf der D 733 ging es Richtung La Rochelle. Vor Rochefort gibt es eine Hochbrücke über die „La Charente“. Von oben sahen wir ein paar Wohnmobile unter einer Baumgruppe im Grünen stehen. Nach der Brücke rechts ab fanden wir auch gleich diesen herrlichen Platz (N 45* 55` 5,2“ W 0* 57` 50,6“). Ein ausgewiesener Stellplatz für Wohnmobile, ohne Ent- und Versorgung, aber nicht Licht und Müllcontainer, zwischen Hochbrücke und einer einzigartigen Hängefähre gelegen.

    Auf jeder Uferseite der Charente steht ein hoher Gerüstturm aus Stahl, die wie eine Brücke miteinander verbunden sind. Daran läuft ein „Wagen“ an dem mit dicken Stahlseilen verbunden eine Plattform hängt, welche die Fähre darstellt. Diese Plattform schweg ca. 1 Meter über dem Fluss von Ufer zu Ufer.


    Auf einer Fahrradtour landeinwärts der Charente entlang kamen wir durch schöne Parkanlagen zum „Arsenal des Marines“, was sehr sehenswert ist.

    Nach zwei Tagen fuhren wir Richtung La Rochelle weiter. Kurz davor, in Aytrè fanden wir einen ruhig und idyllisch gelegenen, kostenlosen Stellplatz mit Versorgungsstation (N 46 06` 44“ W 1 07` 22,7“). Vor hier aus kann man zahlreiche Fahrradtouren zu den verschiedensten Stränden und die nahegelegenen Ortschaften Aytrè und Angoulins sur Mer unternehmen. Der Strand bei Aytrè ist bei Ebbe eine Schlammlandschaft und bei der nachmittaglichen Flut ist das Wasser nur knietief. Wesenlich bessere Wasserverhältnisse sind am Strand von Angoulins sur Mer. Hier kann man den ganzen Tag über im Wasser baden. In unmittelbarer Nähe des Strande sind zwei Parkplätze als Wohnmobil-Stellplätze ohne Versorgung ausgewiesen, die sehr ruhig liegen. 500 Meter entfernt, bei der Kommune ist eine Versorgungstation.
    Auf unsserem Platz haben wir einen Stellplatz-Tester vom ADAC kennen gelernt, der für den Stellplatz-Katalog des ADACs in Frankreich unterwegs ist. Es war ein aufschlussreiches und interessantes Gespräch. Er zeigte Interesse an Marokko, denn dieses Land will man auch in den Führer aufnehmen.

    Für Frankreich-Reisende ist zu empfehlen sich hier bei einem Wohnmobil-Händler einen Führer über Entsorgungsstationen und Stellplätze zu kaufen. Für ca. 10 € sind darin über 3000 Stationen verzeichnet mit überwiegend kostenlosen Stell- und Versorungsplätzen. Auch ohne französiche Sprachkenntnisse ist dieser Führer zu verstehen, denn auf übersichtlichen Karten sind die Plätze leicht zu finden. Mit GPS-Daten und 3 französichen Worten ist es sehr einfach die Plätze zu erreichen. Der Name: Le guide National des AIRES DE SERVICES Camping-Cars.
    Herausgeber: La Monde du CAMPING-CAR

    Über La Rochelle führen wir an die Cote de Jade, die Jadeküste nach Bourgneuf-en Retz auf einen Stellplatz bei der Touristik-Information (N 47 2` 25“ W 1 57` 24“). Der Platz ist zum Übernachten OK, jedoch ist dieser Teil Frankreichs ziemlich langweilig, so dass wir am drauffolgenden Tag gleich wieder über Nantes nach Rennes weiter fahren.
    Es ist Sonntag und wir können bis ins Zentrum von Rennes fahren und finden dort einen gut gelegenen Parkplatz, um uns die Stadt anzusehen.


    Wir haben den 14. Juli, den Französischen Nationalfeiertag. Gegen Mittag kommen wir in Malo an. Wir fuhren auf den Stellplatz an den Sportanlagen (N 48 38` 36“
    W 1 59` 38“). Es gibt auch ein paar kostenlose Plätze beim Hafen, die man sich suchen kann, aber wir fanden diesen Platz für uns OK. Bei den 7,50 € Gebühren war der kostenlose Shuttle-Bus zur Altstadt inbegriffen, der von 9 bis 24 Uhr verkehrt. Malo war eine tolle Überraschung für uns.


    Ohne Eintritt konnten wir auf der Stadtmauer die Stadt umrunden, auf den vorgelagerten Inseln das Fort National, das Fort du Petit Bè ansehen und uns in den schönen Gassen umsehen…. Muscheln essen und Eis schlecken.


    Es war ein gelungener Nationalfeiertag, der mit einem großen Feuerwerk über Malo endete. Neben dem Stellplatz war eine Entsorgungsstation, wo man für 2 € auch 10 Minuten Wasser bunkern kann.

    Nachdem wir am Montag unweit des Stellplatzes bei Lidl einkaufen waren, ging es zu zum „Wunder des Abendlandes“, wie Le Mont-St-Michel auch genannt wird.

    Es hat sich dort viel geändert. Alles ist organisiert und kommerzialisiert worden. Für Wohnmobile ist vor dem Staudamm ein spezieller Parkplatz eingerichtet. Entweder man verlässt ihn innerhalb einer halben Stunde, dann ist der Platz kostenlos. Ansonsten zahl man für 24 Stunden stattliche 20 €, ohne Versorgungsanlage, aber einschließlich Bus-Transfer zum Mont-St-Michel. Eine andere Alternative hat man dort nicht.
    Einige Kilometer von diesem Platz werden andere Stell- und Übernachtungsplätze angeboten. Wenn man aber die Fahrt mit dem Bus dazurechnet, kommt man für 2 Personen auf das gleiche Ergebnis.


    Wir fuhren auf den Platz direkt am Mont, denn von dort hat man auch einen tollen Blick auf Sant Michel.
    Es gab viel zu sehen auf dieser Insel und es herrschte reger Betrieb dort…. Menschen über Menschen erklommen den Berg bis zur Abtei hinauf.


    Am Abend marschierten wir zum Gezeitenkraftwerk, da man von dort den besten Blick auf St. Michel bei Nacht hat.

    Unsere nächste Station war Honfleur, was den schönsten Hafen der Normandie haben sollte….. was stimmt…. Siehe Foto. Am Quai du Nord gibt es einen Stellplatz für 10 € inklusiv Versorgung und Stromanschluss (N 49 25` 9.8“ O 0 14` 32“).


    Nach einem ausgiebigen Stadtbummel und einem netten Plausch mit unseren Stellplatznachbarn aus dem Saarland, ging es am nächsten Morgen über die Seine Richtung Etretat. Auf dieser Tour sahen wir viele der, für diese Gegend, typischen Häuser in Holz-Ständerbauweise.

    Da wir bezahlbare Autobahnen und Brücken mit Maut im Navi-Gerät blockiert haben, führte dieses uns auf einem anderen Weg über die Seine…. Nämlich in Quillebeuf-sur-Seine auf eine Fähre…… Oh Wunder, die Fähre war kostenlos!!! Wo gibt es denn so was???


    In Ètretat erreichten wir das Meer wieder. An einem alten Bahnhof, neben der Gendarmerie National fanden wir einen kostenlosen Stellplatz (N 49 42` 31“
    0 12` 54“). Zum Strand waren es nur ca. 500 Meter und wir erreichten die herrliche Kreidefels-Küste. Auch der Ort ist sehr sehenswert. Wir erklommen rechts und links der Bucht die Steilküste und unternahmen unsere ersten längeren Wanderungen mit herrlichem Ausblick.


    Tagsdrauf ging es weiter die Kanalküste entlang Richtung Deutschland. Eine enge Landstraße führt durch Wälder und Wiesen bergauf und bergab…. Eine reizvolle Landschaft mit herrlichen kleinen Häuser und prachtvollen Villen, bzw. Schlösser präsentierte sich uns. In Fècamp machten wir Station. Eine schöne Bucht mit Kiesstrand, eingerahmt in hohe Kreidefelsen und einem netten Sportboot-Hafen.


    Auf einem dieser Felsen steht ein Bendiktiner-Kloster, wo der herrliche Likör „Bènèdictine“ hergestellt wird. Natürlich haben wir eine Flasche erstanden, zusammen mit einer Flasche „Calvados“, dem typischen Brandwein der Normandie.
    Übernachtet haben wir auf einem kostenlosen Stellplatz beim Hafen (N 49 45` 36.3“ O 0 22` 33.4“) wo man entsorgen kann. Zum Wasser bunkern muss man sich bei der Touristeninfo, gleich daneben, einen Chip besorgen. Da es aber hier nicht wirklich interessant war, sind wir noch am selben Nachmittag weiter der Küste entlang gefahren.

    Es ist für uns Wohnmobil-Fahrer wichtig, dass auch hier, wie in den meisten Küstenstädten und den Straßen hier Durchfahrverbote für Fahrzeuge über 3,5 To herrschen. Da muss man sein Gefährt „Leichtdenken“, sonst kann man viele interessante Orte nicht besuchen und auch die entsprechenden Stellplätze nicht anfahren.

    In Dieppe, beim Fährhafen gibt es zwei Stellplätze. Die Stadt bietet nichts und so übernachteten wir auf dem Stellplatz für 7 € inklusiv Ver- und Endsorgung (N 49 55` 50“ O 1 5` 10“). Leider kann man weder mit Karte noch mit einem Geldschein den Automaten dort bedienen. Wir hatten Glück, dass der Holländische Nachbar unseren Geldschein in Kleingeld wechseln konnte. Andere Camper hatten nicht so viel Glück und sind deswegen ohne zu zahlen stehengeblieben.

    Am folgenden Tag war Reisetag. Es ging in die Champagne nach Reims. Die Gegend, durch die die Fahrt ging war uninteressant und langweilig.
    In Reims fanden wir einen schattigen Stellplatz an einem Park, was bei über 30 Grad wichtig ist. Der kostenlose Platz ist etwas „möhlig“, aber fußläufig zur Kathedrale N 49 15` 0“ O 4 1` 16.5“).


    Wir besichtigten dieses Weltkulturerbe ausgiebig. Ein tolles, beeindruckendes Bauwerk. In dieser Stadt, die im 1. Weltkrieg fast völlig zerstört wurde, wurde am 8.7.1962 zwischen Charles de Gaulle und Konrad Adenauer die Deutsch-Französische Versöhnung besiegelt.


    Ansonsten war die Stadt langweilig und viele Geschäfte waren geschlossen…. Krise! Die Straßen waren bevölkert mit farbigen Franzosen, die in den Ecken rumlungerten. Das gleiche Bild auch im Park beim Stellplatz. Richtig wohl haben wir uns dort nicht gefühlt, erst recht, als andere Wohnmobilisten uns erzählten haben, dass ein Junge, während unserer Stadtbesichtigung, in eines ihrer Mobile eingestiegen sei und eine Geldbörse entwendet habe, während alle Mobilsten vor den Wagen saßen. Der Bestohlene konnte mit einem Stock den Dieb stellen und seine Börse zurückholen.

    Wir wollten am folgenden Tag Epernay, die Hauptproduktionsstätte für Champagner besichtigen. Wir waren schon sehr überrascht, wie ärmlich die Gegend und Epernay sich darstellten. Wo ist das Geld geblieben, das die Firmen Moet, Mercier etc. für ihre Edelbrause verlangen? Der angebotene Stellplatz im Ort war so unmöglich, dass wir gleich wieder umkehrten und weiter fuhren. Selbst einen Parkplatz für Wohnmobile, um einen Sektkeller zu besichtigen, war nicht zu finden. OK, Marion trinkt keinen Sekt und mir war das Zeug die Mühe nicht wert, mich in diesem Ort mit einer Parkplatzsuche zu quälen.

    Auf nach Luxemburg. Wir wollten die Burg Lucilinburhuc ansteuern, denn davon haben wir die GPS-Daten. Doch zuvor sahen wir uns noch einen Stellplatz in Dudelange an, von dem wir die GPS-Daten hatten. Dieser Platz existierte nicht, oder nicht mehr, denn da befand sich gerade einen Veranstaltung. Ob er danach wieder WoMo-Stellplatz ist, wissen wir nicht. Aber auch Luxemburg war eine Enttäuschung. Mit dem Wohnmobil nicht zu besuchen. Es gab keine Parkplätze für so ein Fahrzeug. Selbst mit einem PKW bestand Parkplatzmangel. Also nie wieder Luxemburg, da will man uns nicht. Auch die Dieselpreise lohnen keinen Umweg über dieses Land, denn in Frankreich tankt man für gerade mal 8 Cent mehr.

    Wir fuhren direkt weiter nach Trier, wo wir einen kostenlosen Stellplatz mit Entsorgung bei Mc Donald, in unserem neuen französischen Stellplatzführer fanden (In den Moselauen 2).

    Dann ging es der Mosel entlang. Es überraschte uns, dass fast jeder Ort einen Wohnmobil-Stellplatz und Entsorgungsstellen ausgewiesen hatte, zu kommoden Preisen. Wir fuhren auf den Platz bei Trittenheim, wo wir einen Tag, direkt an der Mosel standen (6,50 € pro Nacht und 3 € für Strom). Leider haben auch hier die Nassauer zugeschlagen und tagsüber an der Stromzapfstelle gestanden und ihre Klimaanlagen laufen lassen, um dann kurz vor dem Kassieren der Stellplatzgebühr, am Abend den Platz zu verlassen.

    Hier endet unser vorläufiger Bericht, da wir ab jetzt unsere Tage bis Mitte August in Deutschland verbringen werden…. Bei Reimo die Garantiearbeiten an unserem Adria erledigen lassen, Kinder besuchen etc…..

    Wie Reimo mit Garantieleistungen umgeht, werden wir noch berichten (denn wir haben die schrecklichsten Berichte auf den Stellplätzen gehört, wie so was bei renomierten Firmen wir Frankia, Hymer und Eura ablaufen soll…. Und bei anderen) und uns dann wieder melden, wenn wir unsere Rundreise fortsetzen.

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    Wir hatten Termin am Donnerstag dem 25.7. und sind einen halben Tag vorher angereist. Oh Wunder, wir wurden sofort „bearbeitet“. Augenblicklich gingen die Jungs „rann an den Speck“. Innerhalb von kurzer Zeit, ohne jegliche Diskussion wurde unsere, ehrlich gesagt, kleine Liste abgearbeitet. Dabei hatte Kulanz und Großzügigkeit Vorfahrt. Am folgenden Tag gegen 11 Uhr war alles erledigt.
    Wir haben 2012 nicht nur ein tolles, komplettes und gut verarbeitetes Wohnmobil gekauft, welches sehr wenige Mängel hatte, sondern fühlen uns auch bei einer kundenbezogenen Firma sehr gut „aufgehoben“. Adria und Reimo sind ein Tandem, welches wir nur empfehlen können.
    Mit der eingebauten Al-ko-Luftfederung und dem dazugehörigen Gutachten fuhren wir zum Tüv nach Alzey, um unser Mobil aufzulasten, denn unser Gewicht, ohne Motorroller, lag immer über 3,7 To. Lieder ist das Mobil mit dieser Luftfederung nur bis 3,7 to auflastbar…. Also mussten wir doch nach Walldüren zu Goldschmitt fahren. Der Spezialist hat uns eine maximale Auflastung für unser Fahrgestell auf 3,850 To in Aussicht gestellt. Es gibt dafür zwei Möglichkeiten. Entweder die vorhandenen Luftfedern ausbauen und welche von Goldschmitt einbauen, oder eine zusätzliche Blattfeder von Goldschmitt einbauen zu lassen. Außerdem könnten wir noch auf breitere Reifen auf Alufelgen von Goldschmitt umrüsten, dann hätte die Hinterachse eine Traglast von 2.350 Kg, ohne dass das Gesamtgewicht über 3,850 To erhöht werden kann.
    Wir haben uns für die einfache, preiswerteste Lösung entschieden und am 1.8. eine zusätzliche Blattfeder in Walldüren einbauen lassen. In Verbindung mit der Al-ko Luftfederung haben wir ein komfortables und tragfähiges Wohnmobil.

    Am 10.8. hat sich Marion den Fuß gebrochen und ab dann war anders als geplant. Wir versuchten uns auf diese neue Situation einzustellen und änderten unsere Deutschlandpläne. Trotzdem fuhren wir am Samstag dem 17.8. zu Martina und Ralf zum Grillen, um den Einzug in ihr neues Haus zu feiern. ….. was sage ich? Haus?…. eine 300 qm Designer-Villa, ein individuell geplantes Architektenhaus!!! Riesig, toll, eine Superqualität, einfach überwältigend.

    Sonntag 18.8. wir brechen auf zu unserer Weiter-/Rundreise. Wir nehmen uns für den ersten Tag eine Strecke von über 500 Km vor. Was auf der sonntags fast LKW-freien Deutschen Autobahn keine Anstrengung darstellt. Der Urlaubsverkehr fuhr auf der Gegenfahrbahn, denn es war Ferienende in einigen Bundesländern.

    In Passau stellten wir uns auf den kostenlosen Stellplatz am Winterhafen (N 48 34` 26,9“ O 13 25` 38,8“). Der Platz ist sehr staubig, aber über eine Steintreppe kann man den Damm zur Donau überwinden. Was mein Schweizer Stellplatznachbar und ich auch machten und ein herrliches Bad in der ca. 24 Grad warmen Donau genossen. Die leichte Strömung des Flusses war eine willkommene „Gegenstromanlage“. Im laufe des Tages kamen wir mit Lotti und Johannes ins Gespräch, wobei wir erzählten, dass wir in der Nähe von Valencia in Spanien leben. Johannes geht im nächsten Jahr in Rente und will dann in Spanien überwintern. Er sagte, dass er das am schönsten Platz in Spanien machen will, in Moraira!!!
    So klein ist die Welt und so überrascht war er, als wir erzählten, dass wir dort sein 8 Jahren fest wohnen. Wir alle hoffen auf ein Wiedersehen in Moraira.

    Am Montag fuhren wir mit dem Mobil auf den zweiten Stellplatz von Passau, der kostenpflichtig ist. Dort zahlt man fürs Parken 3 € pro Stunde, der Wagen steht sicher und direkt von dort aus geht der City-Bus. (Die einfache Fahrt in die Stadtmitte kostet 0,90 €. Leider müssen wir die Besichtigung abbrechen, denn das Gehen mit den Krücken sit für Marion doch zu anstrengend. Wir Entsorgen auf dem Stellplatz und füllen den Wassertank. Dies ist für Parker kostenlos.


    Dann geht es nach Österreich.

    Direkt an der Grenze tanken wir für 1,339 € pro Liter Diesel, also ca. 10 Cent preiswerter als in Deutschland.

    In Engelhartszell gehen wir ins Stift Engelszell; bei Schlögen fahren wir der Donauschleifen entlang und erreichen Linz mautfrei. Auch hier können wir keine großen Besichtigungstouren unternehmen und unsere gewohnten Fußmärsche müssen ausbleiben.
    In Grein haben wir die Info für einen kostenlosen Stellplatz, der sich aber als ungeeignet zum Übernachten erwies. Also fahren wir 2 Km in Richtung Linz auf die andere Donauseite und stellen uns auf einen Parkplatz direkt an die Donau (N 48 12` 41,9“ O 14 51` 31,5“) und verbringen eine ruhige Regennacht.
    Unsere Donaureise wird weiter gehen, aber leider ohne den schönen Donau-Radwanderweg zu befahren.

    Leider regnet es am drauffolgenden Tag. Wir fahren hoch hinauf zur Basilika Maria Tafel. Was wir sehen konnten war toll, leider war das Museum für uns tabu, denn die vielen Treppen sind für Marion nicht zu bewältigen.


    Weiter geht es zum Schloss Artstetten, dem Familien-Sitz Erzherzog Franz Ferdinand, dessen Ermordung in Sarajevo 1914 den ersten Weltkrieg ausgelößt hatte. Leider ist das Schloss nicht zu besichtigen und auch nicht die attraktive Vorderansicht, denn die Familie wohnt in diesem Schloss. Ein Museum, das sicher sehr interessant ist, ist wegen der vielen Treppen für uns nicht machbar.

    Unser nächstes Ziel war die Burg Schallaburg mit einem schönen Burggarten. Die Parkplätze waren voll, trotz des leichten Regens. Doch lagen diese etwa 400 Meter von der Burg entfernt, so dass ich allein zur Burg ging. Ich sah mir den Garten an, hatte aber keine Lust alleine diese interessante Burg zu besichtigen. „Verschoben ist nicht aufgehoben“, ist das Motto dieser Reise.

    Ein Höhepunkt in der Wachau ist das Weltkulturerbe Stift Melk.

    Beim Lösen der Eintrittskarten und buchen der Führung wies ich auf die „Behinderung“ von Marion und der damit verbundenen Probleme hin. Die Führerin wurde informiert und für Marion wurden die Aufzüge geöffnet, damit sie sich die Stufen in dem großen und weitläufigen Stift nicht gehen musste. Man war auch bei dem Tempo der Führung sehr entgegenkommend.

    Melk ist ein MUSS auf jeder Donaureise.


    Zum Übernachten wollten wir auf einen Stellplatz unterhalb der Burg Aggstein an der Donau anfahren, den wir im Internet gefunden hatten. Leider war die GPS-Angabe nur ganz leicht falsch, so dass wir auf der rechten, anstatt der linken Donau-Seite ankamen. Aber von dort aus sahen wir den Platz und fuhren zurück nach Melk, um über die Brücke die Donauseite zu wechseln. Im Ort „Aggsbach Markt“ an der Straße Nr. 3 lag der Platz am Donaustrand (N 48 17` 55,1“ O 15 24` 16,6“). Für WoMo und 2 Personen 10 € die Nacht; Strom 1 € und Versorgung inklusiv.

    Am Abend tranken wir noch ein Bier in der kleinen Kneipe nebenan und sahen…..
    OH WUNDER einen Österreicher der eine heiße „BURENWURST“ gegessen hat.
    Wir erinnern uns an eine Nachricht während unseres Deutschlandaufenthaltes, wo die Vereinigung der Sinti und Roma einen Antrag gestellt haben, die diskriminierende Bezeichnung von „Zigeunerschnitzel“ und „Zigeunersauce“ zu verbieten!!!
    Was würden die Buren sagen??? Oder wie steht es mit dem Wiener-Schnitzel, Wiener-Würstchen, Frankfurter-Würstchen, Russischen Eiern oder dem Lyoner, der in meinem Saarland so beliebt ist???? Dürfen diese Menschen diskriminiert werden?
    Eine Welle von Anträgen sehe ich schon den Deutschen Staat bearbeiten. Wo sind wir und wie albern ist das????
    In Krems an der Donau trafen wir im Hofer (der Österreichische Aldi) einen jungen Mann, der uns zeigte, wo wir die Buren-Wurst finden. Echt lecker!!! Wir haben ihm erzählt, welche Probleme wir in Deutschland mit dem Zigeunerschnitzel haben. Er informierte uns, dass die Österreicher das gleiche Problem vor etwas ein paar Monaten hatten. Nach 2 monatiger Diskussion wäre das Thema für sie erledigt gewesen und Zigeuner bleibe Zigeuner. In der Wachau sahen wir dann noch ein Plakat, welches auf ein „Zigeunerfest“ hinwies. Wir Deutschen sollten uns mal ein Beispiel nehmen. Jetzt mal wieder zur Reise. Durch Spitz, was vielleicht sehenswert ist, falls man einen Parkplatz für ein WoMo findet, fuhren wir nach Dürnstein. Hier wurde Richard Löwenherz gefangen gehalten und für ein fürstliches Lösegeld, das die Engländer an Herzog Leopold V, freigelassen. Man sagt, dass von diesem Geld die Stadt Wiener Neustadt gebaut wurde. Leider blieb kein Geld übrig, um einen stadtnahen Parkplatz für ein WoMo zu bauen. Wir sollten auf einen Busparkplatz für 12 € pro Stunde fahren und einen Fußmarsch von über einem Kilometer bewältigen, um die Burgruine anzusehen. Auch hier, wie im gesamten Donautal, schlägt uns eine Ignoranz Wohnmobilen gegenüber entgegen. Dazu trägt noch bei, dass für schwerere Wohnmobile über 3,5 To die Fahrt an der Donau verboten ist.


    Also, liebe Wohnmobilfahrer, wenn Ihr eine schöne Flusslandschaft erleben wollt, Euch auf tollen Radwanderwegen bewegen wollt, Wein trinken wollt und gut Essen gehen, dann fahrt an die Mosel, dort seid Ihr herzlich willkommen und in jedem Ort findet Ihr einen tollen Stellplatz zu kommoden Preisen!!!

    Am Stift Göttweig lotste uns die Dame von Empfang zum Hintereingang, dort durften wir parken (sonst gab es keine Plätze für WoMos) und konnte auf ein paar Meter in den Innenhof des Stifts laufen, was Marion sehr entgegen kam. Auf das Problem WoMo-Parken angesprochen meinte die Damen: „Keine Ahnung, ich war noch nie mit einem Wohnmobil unterwegs.“


    In Krems waren wir einkaufen und wollten am Parkplatz an der Badearena übernachten, denn laut Internet sollten dort 10 kostenlose Stellplätze vorhanden sein. Was natürlich mal wieder nicht stimmte. Also fuhren wir weiter Richtung Wien nach Klosterneuburg, dort sollte am Parkplatz Campingplatz in Der Au 10 kostenfreie Stellplätze vorhanden sein. Wir ahnten es schon vorher….. auch das war eine „Internet-Ente“. Mir ist nicht klar, welche Typen da Stellplätze einstellen. Machen die sich einen Spaß mit Fehlinformationen? Wir buchten für zwei Tage uns auf dem Campingplatz ein für 60 € ohne Strom und meldeten uns für eine Stadt-Besichtigungstour an (78 €). Wir sollen Morgen am Platz abgeholt werden und die Fahrt soll an der Oper enden. Danach müssen wir mit U-Bahn und Bus zurück zum Platz. Mal sehen, wie Marion das mit den Krücken schafft.

    Die Stadtrundfahrt ging, ohne Halt, an den wesentlichen Baudenkmähler Wiens vorbei. Die Erklärungen des Führers waren sehr verwirrend. Schönbrunn besichtigten wir dann etwas ausgiebiger, leider war uns aber der Weg in die große Gartenanlage aus Zeitgründen verwehrt. Wir haben nun Wien gesehen und gut.


    Am drauffolgenden Tag fuhren wir durch die gesamte Stadt Richtung Eisenstadt. Gut dass wir so eine zielgenaue Navi haben, denn sonst wäre die Fahrt durch Wien (ohne Autobahn) nicht zu bewältigen gewesen. Denn in der gesamten Stadt findet mein kein Verkehrshinweis auf außenliegenden Orte bzw. Städte. Einziger Hinweis sind die Stadtbezirke. Also sollte man auf die Autobahn fahren.

    Eine weitere Enttäuschung wurde Eisenstadt. Direkt am schönen Schloss Esterhazy gibt es eine Tiefgarage….. für PKWs. Im gesamten Umkreis gibt es keine Parkmöglichkeit für Wohnmobile. Wir fragten eine Politesse, wo wir uns hinstellen können. Auch sie fand keine Lösung. („In Österreich hat man kaum Wohnmobile!“…. warum wohl???) Der Busparkplatz (3 € pro Stunde) lag soweit weg, dass Marion bestimmt eine Stunde für den Hin- und Rückweg gebraucht hätte, falls sie es geschafft hätte. Also???? Wir fuhren unverrichteter Dinge weiter.
    Neusiedler See, der Ort Rust sollte unser Ziel sein. Mit einem Wohnmobil über 3,5 To in gesetzlichem Rahmen nicht möglich. Auch hier geht der Weg in Österreich nur über die Autobahn per Go-Box. Da erscheint uns das Wahlplakat der ÖVP geradezu als Witz: „Österreich gehört den Entdecker“!

    Auf vielen Stellplätzen Europas hatten wir immer wieder von Wohnmobilisten gehört, dass sie nie wieder nach Österreich fahren. Wir waren immer skeptisch und wollten es selber erleben und ganz genau wissen. Unser Urteil: Alle hatten Recht. Wir fühlten uns hier nicht wohl und unerwünscht.

    Auch wir werden in Zukunft Österreich meiden. …

    … Und voller Erwartungen, auf nach Ungarn!


    Am Freitag, dem 23.8.2013 fuhren wir nach Ungarn. Vorher noch im Ösiland getankt, dann auf die schlechten Straßen nach Hegykö auffahren. In Hegykö wollen wir in die Thermen, die besonders gut geeignet seien bei Knochenbrüche, Muskelverspannungen, Verstauchungen und Zerrungen. Geradezu ideal nach Marions Knochenbruch am Fuß und nach meinem Fahrradunfall.
    Der Campingplatz, zu dem das Thermalbad gehört, war ein richtiger Campingplatz mit großer Stellfläche und tollem neuen Sanitärhaus. Eine Wohltat nach dem Platz in Klosterneuburg. Aber hier hat uns der Sommer verlassen. Es wurde kalt, für „Spanier“ saukalt…. 19 Grad. Und ich bekam glatt eine Erkältung. Nach den Erfahrungen des letzten Jahres, muss ich sagen, dass man wirklich ab dem 50. Lebensjahr nichts mehr dazu lernt. Aber ich will mich bessern und wir haben entschieden nächstes Jahr im Sommer in Spanien zu bleiben.
    Der Campingplatz war voller Österreicher, mit denen ich über die Probleme der Wohnmobile in ihrem Land diskutiert habe, besonders über die Durchfahrverbote ab 3,5 To. Man versicherte mir, dass kein Polizist ein Wohnmobil anhalten würde, denn diese Schilder gelten nur für LKWs. Man habe die bei der Einführung der Autobahnmaut aufgestellt, damit die LKW nicht über die Dörfer fahren, um Geld zu sparen. Na, ja, das hätte man aber auch wie in Ungarn dadurch lösen können, dass man die Landstraßen erst ab 7,5 To gesperrt hätte.

    Marion bekam einen „bösen“ Zahn, der sofort gezogen werden musste, denn er hatte bereits den Kieferknochen angegriffen. Da er auch noch eine Brücke hielt, musste auch diese erneuert werden. Das sollte alles bis Donnerstag erledigt sein und dann geht es auf zur Ungarn-Rundfahrt.
    Doch auch diesmal kam etwas dazwischen und Marion bekam heftige Schmerzen, so dass wir die Weiterfahrt auf Freitag verschoben haben.
    Da wollten wir es riskieren, obwohl Marion noch Probleme hatte. In Fertöd schauten wir uns ein weiteres Schloss Esterhazy an, das sehr prachtvoll aussah. Es gab direkt davor einen großen Parkplatz für unser Mobil, so dass es für Besichtigungen kein Problem gab.

    Bei Komarom, wo die Vah in die Duna (Donau) fließt steht eine sehr große Festung „Monostor“, die einmal 2000 Soldaten Besatzung hatte, aber nie Schauplatz von Kampfhandlungen war. Eine sehenswerte unterirdische Festungsanlage zur Sicherung der Donau.


    Auf der Fahrt nach Budapest wunderten wir uns über den Zustand der kleinen Geschäfte in den Orten, über den Zustand der Häuser und über den katastrophalen Zustand der Straßen. Wir wähnten uns auf einer Zeitreise und in die DDR, Anfang 1990 versetzt. Außerhalb der Stadtzentren dagegen haben sich Supermarktketten angesiedelt, wie überall in Europa. Aber sonst ist in den letzten 20 Jahren nichts passiert. Es ist eine Zumutung auf diesen Straßen zu fahren. Sie sind noch gemacht für Trabi und Co, obwohl wir hier fast nur neue Wagen sehen. Autowerkstätten und Reifenreparatur-Werkstätten haben hier sicher Hochkonjunktur. Da fanden wir in Marokko viel bessere Straßen.
    Was sich auch nicht geändert hat in den letzten 26 Jahren (denn ich war zum meinem 40. Geburtstag schon mal mit dem WoMo in Ungarn), ist die nette, höfliche und hilfsbereite Art der Ungarn; ohne aufdringlich und neugierig zu sein. Einfach ein toller Menschenschlag, der uns sehr liegt.


    Wie zu erwarten, stimmte unsere Stellplatzangabe für Budapest auch mal wieder nicht. So machten wir eine kleine Stadtrundfahrt und stauten uns zum Campingplatz „Arena Camp“ im äußeren Osten der Stadt. Der Platz lag vom Standard unter Marokko-Niveau, neben einer Eisenbahnlinie und direkt unter der Einflugschneise des Flughafens. Der Platzwart ist sehr bemüht uns alles zu erklären, wie wir uns die Stadt ansehen können etc. Er allein ist es wert, diesen Platz zu besuchen. Wir zahlten mit Strom 22 € pro Nacht. Da es aber für Marion nicht möglich war die vorgeschlagenen Touren durchzuführen, fanden wir mit der Hilfe des Platzwartes einen Taxifahrer, der uns 3 Stunden lang von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit fuhr, für 24 €. Es war ein sonniger und ereignisreicher Tag. Uns hat Budapest sehr gut gefallen.


    Für die Fahrt nach Erlau (Eger) wählten wir die Route über das Matra-Gebirge mit der höchsten Erhebung von Ungarn, dem Kekes (1014 m). Eine sehr kurvenreiche Strecke mit gefühlten einer Million Motorradfahrer (es war Samtag), was auf dieser üblen Straßen nicht ungefährlich war. Einige Löscher waren bereits ausgefräst, aber da das Wochenende dazwischen kam, hat man die tief ausgefrästen Quadrate ohne Warnschilder so gelassen. Wahrscheinlich will man am Montag mit dem Befüllen beginnen. Wie das für die Motorradfahrer war, konnte wir erahnen, als uns immer wieder Sanitätswagen entgegen kamen.

    In Eger stimmte endlich mal unsere Angabe über einen Stellplatz, der mittlerweile zu einem richtigen Campingplatz ausgebaut war. „Tulipan Camp“ mit Strom und Internet 15 € pro Nacht war OK. Wir standen auf einer Wiese im lieblichen „Tal der schönen Frauen“ mit vielen Weinkellern, die man ansehen und dort auch den Weißwein „Erlauer Mädchentraube“ und den Rotwein „Erlauer Stierblut“ verkosten kann.

    Auch hier organisierte der gut Deutsch sprechende Inhaber ein Taxi, welches uns in die Stadt zum Zentrum auf den „Dobo-Istvan-Platz“ ((1552 Burghauptmann, verteidigte die Stadt gegen die Osmanen) fuhr. Dort war es Marion möglich die dicht zusammen liegenden Sehenswürdigkeiten anzusehen. Die Minoritenkirche, die an diesem Platz liegt, war verhangen, da sie gerade renoviert wird. Innen jedoch, konnten wir die schönen Malereien an der Decke bewundern.


    Den Aufstieg auf die Burg, mit dem tollen Ausblick haben wir uns erspart, denn er wäre mit den Krücken doch zu mühsam geworden. Dafür haben wir uns mal wieder ein tolles Eis gegönnt, denn die Ungarn machen mindestens so tolles Eis wie die Italiener.


    Am Fuße des Festungsberges steht das 40 m hohe Minarett, ein Relikt aus der Türkenzeit und gleichzeitig der nördlich gelegene historische Bau des Islam in Europa.


    Heute ist der 4.9. und wir sind wieder in Österreich, in der Steiermark. Meine Erkältung ist langsam am abklingen und Marions Schmerzen lassen langsam nach… sie merkt eine Tendenz.

    Von Eger/Erlau aus sind wir über die Straße 33 in die Pusta nach Hortobàgy gefahren. In Abänderung des bekannten Satze kann ich hier nur zu den Straßen sagen: „Schlimmer geht`s immer!!!“ Es ist eine Zumutung und ich kann Wohnmobilfahrer nur empfehlen Ungarn mit neuen Mobilen zu bereisen, die noch Garantie haben. Es ist eine vorzügliche Reise, um Euer Wohnmobil zu testen, ob der Aufbau hält und ob die Möbel an der Wand hängen bleiben. Bei uns hat der Adria den Test gut bestanden.


    In Hortobàgy sind wir über die „neuenlöchrige Brücke“ gefahren, Ungarns längste Steinbrücke. Wir unternahmen eine Kutschenfahrt durch das Unesco-Weltkulturerbe „Hortobàgyi Nemzeti Park“. Dabei bekamen wir eine Vorstellung, wie hart das Leben der Bewohner der Pusta noch vor einigen Jahren war.


    Nach einem heißen Sommer erleben diese Menschen heute noch einen einkalten Winter, mit viel Schnee und eisigem Wind. Davon erlebten wir eine kleine Kostprobe, denn der Wind wehte heftig uns sehr kalt.


    Die Tour war ein tolles Erlebnis und ist nur jedem zu empfehlen. Der Start beginnt ab dem Reiterhof „Hyerges“, den man erreicht, indem man vor der Steinbrücke nach links abbiegt. Alles gut beschildert.
    An einem kleinen See in Abadszalok übernachteten wir auf einen großen Campingplatz und waren die einzigen Gäste. Auch deswegen wunderten wir uns, als am Morgen eine Truppe von 6 Frauen und 2 Männern angerückt sind, die den Platz in Ordnung halten wollten. Auch hier ist uns wieder die staatliche Verwaltung wie zu sozialistischen Zeiten begegnet. Man bekommt das gleiche Bild, wenn man sieht, wie die Staatsangestellten im Straßendienst arbeiten….. DDR Nostalgie!

    Über Kecskemèt sind wir an den Plattensee gefahren. Wie zu erwarten waren ein paar Straßen am Plattensee genauso neu wie die Autobahnen. Ein herrliches Fahrgefühl. In Balatonfüred übernachteten wir auf dem gleichen Platz, den vor 26 Jahren verschmäht hatte, weil man mich nicht in der Ostdeutschen Ecke campieren ließ. Der Platz war unverändert und das Management immer noch wie damals. Viel Personal, viel Bürokratie und kaum Gäste. Wir waren überrascht, dass es am gesamten Balaton Anfang September kaum Gäste gab. Außerdem fiel uns auf, dass fast jedes 3 Haus unbewohnt war, außerhalb der Touristenstädte.

    Ungarn machte auf uns den Eindruck, dass es noch sehr weit hinter westlichem Standard herhinkt, außer bei den PKW, die man fährt. Es schein noch vieles staatlich geregelt zu sein, mehr eine sozialistische Planwirtschaft, als eine soziale Marktwirtschaft…. Ohne hier eine Diskussion über Wirtschaft und Politik abhalten zu wollen. Der Zustand der Häuser und deren Gärten, der üble Zustand der Straßen und das Preis-/Leistungsverhältnis der Campingplätze erwecken in uns diesen Eindruck. Warum verlangen Campingplätze am A…. der Welt, ohne irgendein besonderes Angebot, Kurtaxe??? Das scheint staatlich verordnet zu sein!
    Die Dieselpreise liegen auf Deutschem Niveau. Wir brauchten nicht zu tanken, denn unsere 120 L reichten für Ungarn aus. Die Preise in den Geschäften sind ungefähr auf dem Niveau von Spanien. Die Restaurant-Preise liegen ein klein wenig darüber. Gegenüber Deutschland und Österreich sieht das etwas anders aus. Das ist sicher der Grund, warum diese beiden Nationen den größten Anteil an Urlauber stellen.

    Von Keszthely am Balaton nahmen wir den kürzesten Weg Richtung Heimat und fuhren durch Slowenien. Welch possitive Überraschung. Direkt nach der Grenze empfingen uns hübsche Häuser, tolle Straßen und Orte mit viel Blumenschmuck. Das hätten wir so nicht erwartet. Wir kamen uns vor wie in Österreich. Über Murska-Sobota fuhren wir bis Bad Radkersburg in der Steiermark über die gute Landstraße.

    In Bad Radkersburg übernachteten wir auf einem Stellplatz vor dem Campingplatz.
    Über gute Straßen in einer herrlichen Landschaft fuhren wir über Klagenfurt am Wörthersee entlang. Natürlich ignorierten wir die schon vorher in Österreich bemängelten Probleme für Wohnmobilisten und fuhren über Straßen, die eigentlich für uns gesperrt waren (über 3,5 To). Leider, ein altes Problem in Österreich, gab es auch hier weder ein Stellplatz noch ein Campingplatz. An vielen Pensionen und Gaststätten stand: „Biker willkommen“. Leider keine WoMos….. es war ein Treffen der Harley-Fahrer. Gefühlte eine Million Motorräder begegneten uns in Pulks in Kärnten. Einen Zwischenstopp legten wir bei Velden für eine Nacht ein. Auf einer Wiese bei einer Gaststätte mit Pension und Biker. Der Platz ist zu empfehlen: N 45 32` 32.1“ O 11 33` 27.2“. Obwohl es das Geheimnis des Stellplatzbetreiber bleiben wird, warum man auf einem Stellplatz Personengebühren und Kurtaxe verlangt, obwohl es keine Campingplatzeinrichtungen gibt.
    Leb wohl Österreich.

    Am 6.9. legten wir eine Gewaltstrecke in Norditalien zurück. Über Udine und Treviso fuhren wir nach Vicenza, was meiner Erkältung nicht gut tat, denn ich fühlte mich wieder sehr malade. Die Fahrt ging über sehr ramponierte Straßen. Über die Fahrkünste der Italiener brauche wir sicher hier keine Worte zu verlieren. Es war höchste Aufmerksamkeit gefordert.
    Wir waren sehr erschrocken, wie viele große Fabriken und Geschäfte in den Industriegebieten leer standen. Hier zeigt die Krise ihre Auswirkung. In Vicenza fanden wir einen WoMo Parkplatz neben Eisenbahnlinie, Schnellstraße und unter einer Einflugschneise. Der einzige Platz weit und breit. Also übernachteten wir dort, notgedrungen, für 17 €. Ich gebe keine GPS-Daten an, da der Platz nicht zu empfehlen war.
    Dann kamen wir nach Verona. Das sollte ein Highlight unserer Reise werden. Wir hatten von drei Plätzen GPS-Daten (aus einem Italienischen Führer) und die Adresse des Fremdenverkehrsamtes. Diese war mit einem WoMo nicht zu erreichen, da es in den engen Gassen der Altstadt untergebracht war. Zwei der Stellplätze waren nicht mehr vorhanden und auf dem dritten standen Transporter aus Bulgarien und Rumänien, die mit Waren auf dem Platz handelten. Wir sagten Danke und fuhren nach 50 KM-Irrfahrt durch Verone Richtung Gardasee, da es auch keinen Campingplatz in Verona gibt.
    Im Süden des Gardasees gibt es unzählige Campingplätze, die allesamt total überfüllt waren…… welch ein Kontrastprogramm zum Blattensee. Kein Wunder, denn hier hatte es 30 Grad und Sonnenschein.


    Bei Sirmione fanden wir einen Stellplatz direkt hinter einer Liegewiese am Seeufer für erträgliche 20 € plus 3 € für Strom (N 45 27` 40.0“ O 10 37` 59,6“). Hier wollen wir zwei Tage uns ausruhen, meine Erkältung kurieren und das Antibiotikum wirken lassen. Am Gardasee hat es uns sehr gut gefallen. Auf vielen Radwegen kann man die Gegend erkunden, was wir bei einem nächsten Besuch auch machen wollen, denn Marions Fußbruch fesselte uns leider an den Stellplatz.

    Verona hat wieder mal gezeigt, dass man an uns Wohnmobilisten nicht denkt. Denn auch eine solch interessante Stadt wäre für uns ein Ziel, wenn man von einem Stell- oder Campingplatz aus eine Rundfahrt zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten unternehmen könnte. Hier ergab sich das gleiche Bild wie wir es auch schon in Sevilla in Spanien erlebt haben. Wir wollen in einer großen Stadt unser Wohnmobil nicht einfach abstellen, alleine und unbewacht lassen. Und nicht nur in Italien.

    Vom Gardasee aus fuhren wir über Genua an die Riviera. Leider verfranzten wir uns bei der Einfahrt in Genua und kamen im Osten der Stadt an. So mussten wir quer durch diese Stadt fahren. Nicht nur die Fahrweise der Italienischen Autofahrer forderten meine ganze Aufmerksamkeit, sonder auch die „gefühlten“ eine Million Rollerfahrer. Aber alles ging gut und wir konnten weiter die Riviera entlang fahren. In Celle Ligure übernachteten wir auf einem kostenlosen Stellplatz an der Autobahnausfahrt (N 44 20` 52,2“ O 8 33` 21,19“) etwas schief, aber mit Ver- und Entsorgungsmöglichkeit. Nächste Station legten wir in Diano Marina ein und übernachteten auf einem Stellplatz inkl Versorgung für 10 € und 3 € Strom. Ein guter Platz, auch für längeren Aufenthalt, denn mit dem Fahrrad ist man gleich in der Stadt und am Strand.
    Die Riviera hat uns sehr gut gefallen und wir wollen bald mal diese Mittelmeerküste gründlicher besichtigen, wenn Marion wieder laufen kann. Dann werden wir auf jeden Fall einen Roller mitnehmen, denn Stell- und Campingplätze liegen hier meistens weg von den Sehenswürdigkeiten.
    Sehr genossen haben wir hier in Italien, dass wir die Lebensmittel einkaufen konnten, die wir so lieben: frische Pasta, tollen Rotwein, Büffel-Morzarella etc.

    An die italienische Riviera schließt sich auf der französischen Seite gleich die Cote d`Azur an. Von oben sahen wir uns Monaco an. Hineinfahren müssen wir verschieben, bis wir den Roller dabei haben. Auf der Küstenstraße ging es an traumhaften Buchten vorbei, über Nizza und durch das herrliche Antibes nach Cannes.

    Von Cannes bis St-Raphael führt die D 559 direkt am Meer entlang. Diese herrliche Panoramastraße darf man nicht auslassen. Sie führt an der Küste „Corniche de l`Esterel“ entlang. Absolut sehenswert.


    Übernachtet haben wir in St Raphael auf einem Campingplatz mit Golf etc, da wir nichts anderes gefunden haben.
    In Ste-Maxime haben wir unsere Fahr an der Cote beendet. Wir hatten dort von der Straße am Meer einen herrlichen Blick auf Bucht von St Tropez.


    Was mich wundert sind die Menschen, wie sie mit ihren Autos umgehen. Mit meinem Rolls Royce oder Ferrari würde ich nie über solch schlechte und kaputte Straßen fahren, wie man sie an der Cote findet. Da lass ich ihn lieber zuhause in Alzey!!!


    Sicher versteht jeder, dass ich den Rest der Zulassungsnummer ausgelöscht habe!!!

    In Ste-Maxime gibt es außerhalb der Stadt ein Stellplatz (N 43 19` 15.7“ O 6 37` 37,6“). Die Daten haben wir abgelesen, als wir an dem Platz entlang gefahren sind, sie sind also nicht 100 %ig, man wird aber diesen Platz damit finden.
    In St-Tropez, hinter der Stadt gibt es auch einen Stellplatz. Es sieht so aus, als ob er am Friedhof liegt. Wir haben diese Info von Reisenden und haben in einem französischen Stellplatzführer von 2010 nachgesehen und hier ist er mit diesen GPS Daten angegeben: N 43 15` 54“ O 6 40` 7“

    Über die A 8 über Aix en-provence und die A 51 ging es in die Provence in die „Montagne du Luberon“.


    Da wir die Gegend nur vom Auto aus genießen konnten, wird dieses Reiseziel für eine spätere Reise vorgemerkt, denn Bonnieux mit dem Adelspalast, Lourmarin mit dem Schloss und dem Freitagsmarkt (wir waren am Freitag dort und bekamen im ganzen Ort keinen Parkplatz), oder Oppède-le-Vieux, das traumhaft liegt, aber mit einem großen Auto schwierig zu erreichen ist. In fast jedem Ort gibt es einen Campingplatz, so dass man keine besondere Planung für die Tagesetappen braucht.

    Bei Les-Baux-de-Provence liegt St-Remy-de-Provence. In diesem Dorf hat Van Gogh seine letzten Jahre verbracht und dort 150 Bilder geschaffen. Absolut lohnenswert zu besuchen. In dieser Gegen kann man viel Zeit verbringen, ohne dass es einem langweilig wird.
    Unsere Reise ging durch Arles, Weltkulturerbe und sehr sehenswert in die Camargue nach Saintes-Maries-de-la-Mer, um ein paar Tage auszuspannen und meine abklingende Erkältung ganz auszukurieren.


    Ende des Ortes gibt es einen Stellplatz mit Ver- und Endsorgung (ohne Strom) für 10 € (N 43 27` 13,9“ O 4 26` 14,8“). Man kann im vorderen Teil bei den Entsorgungsstationen (3 Stück) auf Asphalt stehen, oder ganz durch zum Strand fahren und auf Schotter stehen. Es gibt noch 2 weitere Stellplätze in diesem Ort und alle waren voll….. insgesamt ca. 200 Wohnmobile.

    Wir fuhren der Küste entlang weiter auf guten Straßen. Unsere Mittagspause legten wir am „Canal du midi“ ein, der hier seinen Anfang nimmt. Das ist auch noch ein Ziel von uns, den Canal entlang bis zum Atlantik zu fahren.


    Oftmals sind wir schon an der Surfecke „Leucate Plage“ vorbeigefahren und haben die vielen Wohnmobile, die dort stehen, von weitem gesehen. Hier wollten wir diesmal übernachten. In Leucate Plage fanden wir einen Stellplatz; fest in Deutscher Hand bei GPS N 42 53` 58.2“ O 3 3` 13.3“. Er kostete 7,20 € mit Entsorgung. Strom gibt es nicht, aber Wasser für 2 €. Es stürmte sehr, aber was erwartet man sonst von einer Ecke die als Paradies für Surfer ist? Doch gegen 20 Uhr, pünktlich zu der Tagesschau, war es plötzlich windstill, was bis zum nächsten Morgen auch so blieb.

    Die Fahrt ging weiter auf guten spanischen Straßen Richtung Heimat. Es trieb uns nach Hause, zumal wir von Kilometer zu Kilometer merkten, dass es wärmer und schöner wurde. Wir versuchten auch diesmal einen Zwischenstopp beim „Spätzle-Fritz!“ einzulegen, dem ersten Stellplatz für Wohnmobile (und Wohnwagen) in Spanien. Bei unserem letzten Versuch fanden wir den Platz nicht, da in dem Reisemobil Bordatlas die GPS-Daten falsch waren. Diesmal waren wir ausgerüstet mit den Daten von der homepage des Stellplatzes. Die Adresse war nur über GPS-Daten einzugeben, da der Ort „San Rafael del Rio“ im Navi nicht zu finden war. Jetzt wissen wir den Grund….. der ganz normale spanische Wahnsinn, denn der Ort ist in meiner Navi und bei Google-Earth als „San Rafael del Riu“ angegeben, die Schreibweise in valenciano, der Seeräubersprache!!!
    Hier die GPS-Daten: N 40 34` 33“ O 0 23` 36“
    Der Platz ist sauber, großräumig und schön. Fritz Frau ist sehr nett und hilfsbereit. Leider ist Montag Ruhetag, sonst hätten wir gerne noch ihr Restaurant besucht, das einen gepflegten Eindruck macht. Vor dem Restaurant ist WiFi. Pro Nacht sind freundliche 8 € zu zahlen. Es gibt eine Ver- und Entsorgung, aber leider nur über Eimer, denn einen Bodeneinlaß gibt es noch nicht. Man hat noch Schwierigkeiten mit den Behörden. Es gibt auch Stromanschluß, wozu man eine Kabeltrommel braucht, denn die wenigen Anschlüsse liegen meist weit weg von Fahrzeug. Auch der Pauschalbetrag für den Strom ist übertrieben. Hier sollte man sich Gedanken machen, ob 4 € (ein Rekord auf all unseren Reisen) nicht zu unverschämt ist und eher Reisemobilisten abschreckt.

    Als Fazit können wir sagen, dass trotz der „Bewegungsprobleme“ die Reise schön war. Gewundert haben wir uns über Ungarn, das wir zuvor als fortschrittlicher angesehen hatten. Gewundert haben uns die vielen Geschäfte die uns Italien und Spanien geschlossen hatten. Das Ausmaß der derzeitigen Krise war uns so nicht bewußt.

    Die Dieselpreise stellten sich uns so dar: An französischen Supermärkten und in Österreich war der Diesel am günstigsten und in Italien am teuersten (etwa 0,30 € höher als in Deutschland. In Deutschland und Spanien liegen die Preise auf gleichem Niveau.
    Überrascht hat es uns, wie günstig die Lebensmittel Preise in Italien waren gegenüber Deutschland und Spanien. Frische Pasta und Büffel-Mozzarella waren extrem preiswert bei Lidl/Italien.

    Die Stellplatzsituation für Wohnmobile ist am besten in Frankreich und Deutschland. In Österreich will man uns wahrscheinlich nicht (siehe Probleme Gewichtsklassen), in Ungarn ist man auf WoMo`s garnicht eingestellt. Hier, in Österreich und Italien bleibt nur der Weg auf den Campingplatz, die aber für große Wohnmobile sehr enge Wege und Stellmöglichkeiten haben. (Jetzt weiß ich auch, warum an so vielen Wohnmobile die Ecken und Kanten angefahren sind.)

    Zum Schluss noch einen Tipp:
    Viele Wohnmobilistinnen haben Abenteuerliche Dinge um das Frühstück-Brötchen aufzubacken. Wer keinen Backofen oder ein Drahtgestell aus dem Zubehörhandelt hat, hier eine toll funktionierende Streuscheibe. Dieses Teil benutzen wir seit über 10 Jahren, es hat uns gute Dienste auf unserer einjährigen Südamerika-Reise geleistet. Ursprünglich ist diese Streuscheibe für Gasherde gedacht, um sie auf die Flamme zu legen, wenn man mit Glas- oder Keramiktöpfen kochen will.
    Zum Aufbacken von Brot, Brötchen etc. diese Scheibe einfach auf die Gasflamme, niedrigste Stufe, legen und dann drauf mit dem Brot. Aber aufpassen, damit nichts anbrennt. Diese Streuscheibe bekommt man in Spanien auf jedem Wochenmarkt bei den Anbieter von Haushaltsartikeln für ca. 6 €.

    Am 17.9. um 14 Uhr waren wir dann zuhause. 27 Grad im Schatten und ein 25 Grad warmer Pool empfingen uns.

    Auf dieser Rundreise sind wir
    8.300 KM gefahren
    und hatten einen Durchschnittverbrauch von
    9,4 Liter Diesel laut Bordcomputer.

    Skandinavien - erfahren

    22. April 2012 – Sonntag

    Nun geht es endlich los...…. auf unsere nächste größere Reise.
    Wie immer, wenn wir nach Deutschland fahren, sehen wir uns ein paar interessante Orte in Frankreich an.

    Das westlich von Perpignan gelegene Chateau de Peyrepertuse interessiert uns.


    Diese gewaltige und größte Festung der Katarer liegt bei dem schmucken Dorf Duilhac das einen kostenlosen Wohnmobil-Stellplatz mit Ver- und Entsorgung, nebst Toilettenanlagen bietet. Wenn man den steilen und langen Rundgang um und in der Anlage ablaufen will (ein Muss!), sollte man Wanderschuhe mit griffiger Sohle tragen und bei windigem Wetter aufpassen, damit man nicht weggeweht wird.

    Etwa 50 Km nördlich dieser Burg liegt die Festungsstadt Carcassone die man nicht „links“ liegen lassen sollte. Viel „Touriverkehr“ empfängt uns dort, so dass wir unseren Rundgang nicht übermäßig ausdehnten.

    Über Millau geht es durchs Französiche Zentralmassif zu unserem nächsten Ziel, dem Elsass. Colmar, kennen wir von früheren Reisen und lassen dieses „Klein Venedig“ diesmal aus und konzentrieren uns auf die mittelalterlichen Dörfer Turckheim, Keysersberg, Ribeauville und Riquewihr (eines der schönsten Dörfer Frankreichs).


    Diese Ecke des Elsass, kann ich nur jedem empfehlen. Jeder Ort hat einen Wohnmobil-Stellplatz und die meisten davon sind kostenlos.

    Die ersten zwei Mai-Wochen verbringen wir bei unseren Kindern in Rheinhessen. Feiern meinen Geburtstag und verbringen viel Zeit mit unserer kleinen Enkeltochter Clara.
    Ich nehme die Gelegenheit wahr ins Saarland zu fahren und nach langer Zeit mal wieder meine Mitschüler des Jahrgangs 1947 auf unserem Klassentreffen zu sehen.
    Mit einem Interview-Termin bei der US-Botschaft in Frankfurt schließen wir unseren Visum-Antrag für unsere Tour in die USA ab und starten weiter gegen Norden.

    Leider hat uns dann eine schwere Grippe erwischt und wir lagen 2 Wochen hernieder. Viele Besuchstermine mussten wir absagen und einige auf September verschieben. Doch am Vatertag ging es dann wieder.

    Heute 19. Mai 2012, wir stehen bei Marina und Burghard in der Nähe von Berlin und wollen jetzt endlich mit unserer Nordlandreise beginnen. Gegen Nachmittag starten wir Richtung Rügen.

    Die Fahrt durch die Meklenburgische Seenlandschaft war sehr schön. Aber so richtig fit waren wir noch nicht, nach unserer Erkältungskrankheit. So konnten wir die Schönheiten der Natur nicht richtig genießen.
    Über die beeindruckende Brücke bei Stralsund erreichten wir Rügen. Rügen.... wir können nicht die positiven Berichte von den Rügen Besucher und Urlauber verstehen, denn wir fanden die Insel nicht berauschend. Wie üblich in Deutschland, sollten wir für 24 Std parken 6,50 € zahlen, auf einem staubigen Dreckplatz, ohne Abfallentsorgung, ohne Beleuchtung und mit einem Parkautomaten, der weder Geldscheine noch Bankkarten akzeptierte und kein Wechselgeld rausgeben kann. Also viel für nichts. Leider ist Deutschland kein Land für Langzeit-Reisemobilfahrer. Da sollte sich das Land, das die meisten Wohnmobile herstellt, mal ein Beispiel an Frankreich, Portugal etc nehmen.

    Umso freudiger wurden wir in Schweden aufgenommen. Direkt hinter Trelleborg, in Simygehamn fanden wir einen Parkplatz neben der Straße, wo wir die Nacht verbringen wollten. Wir hatten noch nicht den Motor ausgemacht, da hielt ein Geländewagen neben uns und eine Frau sprach uns in gutem Englisch an. Durch unsere Erfahrungen in Deutschland dachten wir, dass sie uns sagen will, dass man hier nicht stehen darf. Doch das Gegenteil war der Fall. Sie informierte uns, dass 500 m weiter ein toller Platz auf einer Wiese, direkt an der Ostsee sei, wo Wohnmobile über Nacht stehen dürften. Der Platz war einfach traumhaft…. mit Mülleimer, Toiletten und einer traumhaften Aussicht.

    In Käseberga sahen wir uns das „Klein Stonehange“ von Schweden an, das „Ales stenar“.


    Über den lieblichen Fischerort Skillinge ging es hinter dem Yachthafen von Simrishamn auf einen Parkplatz, wo wir neben Schwedischen Wohnmobilen eine ruhige Nacht direkt an der Ostsee verbrachten.
    Per Telefon meldeten wir uns bei Doris und Walter in Tingsryd an, die hier ihren Wohnort fürs Alter gefunden haben. Wir hatten Glück, zur selben Zeit war Susanne, mein Patenkind zu Besuch bei ihren Eltern. Mitten im Wald, auf ihrem lieblichen Grundstück verbrachten wir zwei herrliche Tage mit viel Reden, Essen und „etwas“ Trinken. Mit Beiden besprachen wir unsere geplante Tour durch Schweden und erhielten viele wertvolle Tipps von Ihnen.
    Am 25.5. bringen sie Susanne zum Flugplatz und auch wir setzen unsere Reise fort.

    Wir wollen die Seen Vättern und Vänern besuchen und den Göter-Kanal entlang fahren.
    In Växjö schauen wir uns den Dom mit dem gläsernen Altar an; wir sind im Glasland.
    Wie Walter versprochen, haben wir einen Kerze angezündet.


    Danach fuhren wir ans Westufer des Vätternsee und haben auf einem kostenlosen Stellplatz übernachtet.

    Am 26.5. wollen wir den Göta-Kanal entlang fahren. 25 Grad herrlichster Sonnenschein begleiten uns. Überraschenderweise ist der Kanal viel schmäler als wir ihn uns vorgestellt hatten und ist nur für kleine Schiffe befahrbar. Er verbindet Göteborg mit der Ostsee bei Mem, südlich von Stockholm. Dabei hat er einen erheblichen Höhenunterschied auszugleichen, durch viele Staustufen.


    Es ist noch Vorsaison und wenig Betrieb auf dem Kanal. Wir genießen die Ruhe und eine frisch geräucherte Lachsforelle zum Abendessen im Wohnmobil.

    Eine Besonderheit hat uns doch überrascht. Bei den meisten Tankstellen in Schweden kann man nur noch mit Karte bezahlen. Leider muss man dabei den PIN bei den Kreditkarten eingeben. Aus Sicherheitsgründen haben wir uns keinen PIN geben lassen. So müssen wir immer eine OK-Tankstelle suchen, denn nur dort können wir unsere VISA-Karte mit Unterschrift benutzen. Mal sehen, wie das in den anderen Ländern wird.

    Pfingstsonntag überrascht uns damit, dass erstens Muttertag in Schweden ist und mit strahlendem Sonnenschein bei 27 Grad.

    In Örebro schauen wir uns das Schloss an und gehen ins Freilichtmuseum Wadköping.


    Wie fast überall in Schweden stehen einem die Parkplätze kostenlos zur Verfügung und einen Eintritt zu den Sehenswürdigkeiten wird auch nicht erhoben.

    Auf dem Weg noch Stockholm besuchen wir das Schloss Gripsholm und danach den Wohnsitz der Königsfamilie Schloss Drottingholm vor den Toren von Stockholm.


    Nach einer Stadtrundfahrt durch Stockholm geht zum Fährhafen, um unsere Überfahrt nach Turku, Finnland zu buchen. Danach übernachten wir vor dem Check- In im Hafen mit zwei weiteren Wohnmobilen.

    Von zuhause bis nach Stockholm sind wir nun schon 6 Wochen unterwegs und sind über 3.500 KM gefahren. In Schweden haben wir immer mit anderen Schwedischen Wohnmobilen frei übernachtet, ohne unser Budget zu belasten. Ohne Problem und ohne dass sich Irgendjemand daran gestört hätte.

    Am 29.05.2012 um 07:15 Uhr Ortszeit legen wir, nach einer ruhigen, kurzen Nacht im Hafen, von Stockholm ab und fahren durch eine herrliche Schärenlandschaft, vor der Küste Schwedens, nach Turku, Finnland.


    Bevor wir an Bord durften, mussten wir die Gasflaschen abdrehen und unser Gaskasten wurde mit einem Band „versiegelt“. Ich wollte natürlich wissen, wie ich jetzt meinen Kühlschrank betreiben sollte. Der nette Lademeister verwies mich an den „Parkplatzzuweiser“ auf dem Schiff, denn dieser würde mir eine Steckdose zeigen, an der ich das Mobil anschließen darf. Alles klappte phantastisch; der Kühlschrank lief und unsere Batterien sind nach der Überfahrt randvoll.

    Zur Freude von Marion ging es während der 11-stündigen Fahrt fast immer zwischen den Schären durch und das Schiff fuhr sehr sehr langsam und wackelte nicht.
    An Bord lernten wir die „Gärtners“ kennen, die wir in der Folgezeit immer wieder mal in Finnland trafen. Wir verbrachten die 11 Stunden mit lesen, „computern“ (denn wir hatten Internetzugang an Bord) und mit Teilnahme an dem kleinen Mittagsbuffet.
    Eine Besonderheit der Schweden ist es, wenn man einen Kaffee kauft, kann man eine zweite Tasse kostenlos nach haben (auch mehrere). Aber erfahrene IKEA-Kunden wissen das wohl.

    In Finnland fuhren wir in den kleinen Ort Naantali, in dem der Präsident von Finnland immer Urlaub machen soll. Wir schauten uns den alten Ortsteil mit Kirche und fanden einen ruhigen Parkplatz zum Übernachten neben einer Sporthalle.

    Freies Übernachten ist in Finnland genauso unproblematisch wie in Schweden. Gelegentlich besteht sogar die Möglichkeit sich an die kleinen Strompfosten auf den Parkplätzen anzuschließen. Auch Ver- und Endsorgung ist genauso einfach wie in Schweden. An jeder Tankstelle kann man Wasser bunkern. Nur das Tanken ist etwas einfacher als in Schweden. Denn dort wurde beim Zahlen mit VISA-Karte die PIN verlangt. Was weder der ADAC noch die diversen Reiseberichte im Internet erwähnt haben. Wir haben aus Sicherheitsgründen keine PIN für die Kreditkarten. In Finnland kann man beim Tanken mit der Kreditkarte folgendermaßen zahlen. Man gibt die Karte in den Automaten, entscheidet für wie viel Geld man tanken will (das ist ein kleiner Haken, aber die meisten Fahrer wissen wohl, wie viel sie je nach gefahrenen Kilometer tanken müssen) und dann läuft der Saft.

    Am 30.5. fuhren wir rein nach Turku und wollen uns eine in einen Felsen gehauene Kirche, mitten in der Altstadt ansehen. Ansonsten bietet die Hafenstadt nichts Sehenswertes. Hier treffen wir zum ersten Mal auf eine finnische Besonderheit, die uns auch in den nächsten Tagen sehr ärgert. Alle Hinweisschilder und die Beschilderung der Sehenswürdigkeiten sind nur in Finnisch geschrieben. Da versteht man nichts und weis nie, auf was man da hingewiesen werden soll. Es steht wohl das übliche Zeichen für Sehenswürdigkeit drauf (also das Quadrat mit einem Kreis an jeder Ecke), doch eine Bezeichnung in Englisch fehlt gänzlich. Auch die Beschreibungen der Sehenswürdigkeiten, wenn man sie gefunden hat, sind fast ausschließlich nur in Finnisch. Natürlich fanden wir die Kirche in Turku nicht und fuhren gleich weiter nach Helsinki. Jetzt fiel uns auf, dass die Menschen hier anders Auto fahren als in Schweden. Die Gelassenheit fehlt, der Fahrstil erinnert eher an Deutschland. Außerdem telefonieren mindestens 80 % der Finnen während sie Auto fahren.

    Helsinki durchfahren wir, denn es motiviert uns nicht irgendetwas anzusehen. Was sollte man sich ansehen? Die Beschilderung zu den Sehenswürdigkeiten ist katastrophal und wenig Tourismusorientiert. Obwohl wir hier auch einige Hinweisschilder sahen, die außer in Finnisch auch Kyrillische Buchstaben trugen und den Russen, die hier in großer Zahl auf den Straßen fahren, die Richtung angeben.

    In Porvo, am Finnischen Meerbusen, finden wir einen schönen Platz direkt am Kanal und besichtigen die schöne Altstadt, mit ihren alten Holzhäusern mit kleinen Gässchen und einer Kirche, die sie Dom nennen. Wir schauen uns die roten Speicherhäuser am Kanal an, die früher für die Einlagerung von Salz dienten, heute aber als Wohnhäuschen mit Bootsanleger genutzt werden.
    Gegen 22:45 Uhr kamen plötzlich Romy, Andy und die kleine Lilly angefahren, die Gärtners vom Schiff. Sie bleiben über Nacht neben uns stehen.


    Über Perna nach Kolka (viele Russen, da die Grenze sehr nah ist). Wir erkundigen uns über eine Möglichkeit von dieser großen Hafenstadt aus einen Ausflug nach St. Petersburg zu machen. Mit Zug oder Bus geht es nur, wenn man als Deutscher bereits ein Visum von zuhause mitgebracht hat. Ansonsten besteht nur die Möglichkeit von Helsinki aus mit einem Schiff St. Petersburg zu besichtigen. Dabei fährt das Schiff nachts dorthin, tagsüber kann man besichtigen und in der folgenden Nacht geht es zurück. Bei längerem Aufenthalt (bis zu 72 Stunden) muss man in St. Petersburg alles selbst organisieren. Das war uns dann doch zu aufwendig und wir entschließen uns gegen Norden weiter zu fahren.

    An unserem ersten See in der Finnischen Seenplatte, in Vuohijärvi, finden wir einen ruhigen Übernachtungsplatz direkt am Wasser.

    Am folgenden Tag weht der Wind stark bei 15 Grad. Wie immer, fahren wir erst ein paar Kilometer, bis der Wagen warm ist und dann frühstücken wir. Heute in Mäntyharju. Danach wollen wir uns Felszeichnungen aus dem Jahre 5000 vor Chr ansehen, auf die der ADAC hinweist. Natürlich haben wir dabei mit den Finnischen Hinweisschildern zu kämpfen. Zum Glück standen neben der Straße zwei VW-Busse eines Hotels, ohne Gäste. Wir kombinierten richtig, dass die Hotelgäste zu diesen Zeichnungen gefahren haben. Auf einem verwitterten, kaum lesbaren Schild stand die Finnische Bezeichnung dieser interessanten Stätte: „Astuvansalmi“. Diese Bezeichnung hat auch der ADAC verwendet. Dann stand noch etwas von 2,5 Km. Worauf wir schlossen, dass wir nun zweieinhalb Kilometer durch den Urwald laufen müssen. Doch in welche Richtung? Es gab eine Schotterpiste mit Reifenspuren, wo nichts als Richtung angegeben war und ein Trampelpfad mit einem Wegweiser „Kalliomaalaukset“. Da war guter Rat teuer. Da wir aber auf dem Pfad ein paar Fußspuren sahen, entschieden wir uns für diesen Weg, nachdem wir ein paar hundert Meter die Piste entlang gelaufen waren. Die Familie Gärtner hat diese Sehenswürdigkeit überhaupt nicht gefunden, wie sie uns später sagten, denn sie hatten nicht das Glück, dass dort bereits andere Wagen geparkt hatten.
    Nach 2 KM hörten wir dann die Gruppe aus den VW-Bussen… wir waren richtig.
    Die Felsmalereien waren etwas dürftig und schutzlos der Witterung ausgesetzt. Bei uns verstärkt sich immer mehr der Eindruck, dass man hier nicht viel Wert auf Tourismus legt, denn sonst würde man bestimmt solche Sehenswürdigkeiten würdigen, besonders in einem Land, das nicht so reich damit gesegnet ist.


    Unser nächster Stopp an diesem Tag ist Savonlinna. Hier sehen wir uns die großartige Wasserburg an.


    Auf einem Parkplatz mit freiem Blick auf die Burg wollen wir übernachten. Wie haben gerade den Motor abgestellt, da hält auch schon die Familie Gärtner neben uns… mal wieder. Das Parken auf Parkplätzen ist in Finnland meistens so geregelt, dass man von ca. 8 bis 18 Uhr zahlen muss und nachts das Parken kostenlos ist. Also ideal für uns Wohnmobilisten. Doch auf diesem Platz bleiben wir nicht über Nacht, denn gegen 19:30 Uhr kamen eine Menge Autos zu einer Feier angefahren und parkten direkt neben uns. Da wir uns vorstellen können, wie es aussieht, wenn die Leute von der Feier nach Hause fahren, entschließen wir uns weiter zu fahren. In Kerimäki finden wir einen Platz direkt am See. Dort stehen schon ca. 15-20 französische Wohnmobile der gehobenen Klasse, wahrscheinlich eine geführte Skandinavien-Tour.


    Am nächsten Morgen schauen wir uns die Kirche von Kerimäki an. Sie soll die größte Holzkirche der Welt sein. Wie auch bei anderen Krichen, die wir in den folgenden Tagen uns noch ansehen, ist auch diese verschlossen. Es gibt auch hier keinen Hinweis auf Öffnungszeiten. Also ist nur ein Blick auf das Äußere zu werfen, fotografieren und weiter geht’s. Wie bereits schon an anderer Stelle geschrieben…… nicht touristenfreundlich…. Oder will man keine haben und unter sich bleiben?

    Samstag 2.6. wir fahren quer durch die Finnische Seenplatte nach Joensuu und weiter bis Kontiolahti. Hier steht eine wirklich schöne Holzkirche mit einem Soldatenfriedhof daneben.

    Alle Soldaten sind im Januar/Februar 1940 gefallen.
    Ein zuständiger Herr schaltet das Licht im Inneren der Kirche an, doch die Türen bleiben verschlossen!!! Kann in diesen Kirchen nicht gebetet werden??? Wozu sind Kirchen dar???

    Heute fahren wir noch bis in den NP Koli. Am Fuße des höchsten Berges, dem Koli (347 Meter hoch) bleiben wir auf dem Parkplatz unterhalb eines Hotels stehen. Man soll einen tollen Blick über den Pielinen-See und die gesamte Landschaft herum haben. Doch es regnet bei 9 Grad und eine „Besteigung“ des Berges ist heute nicht möglich. Gärtners kommen überraschenderweise plötzlich an. Sie waren auf dem Berg. Durch den Regen ist aber nichts zu sehen. Unser Parkplatz ist gut und so verbringen wir zwei Regentage dort. Positiv ist, dass auf dem Parkplatz mehrere Stromanschlüsse sind. Wir sehen fern, computern und erledigen fällige Hausarbeiten.

    Angeregt durch die Gärtners, haben wir uns zu einer Touränderung entschlossen und wollen zum Weihnachtsmann fahren und unserer Clara von den Elfen eine Weihnachtskarte schicken lassen. An diesem Montag, 4.6. fahren wir um 10 Uhr bei 8 Grad und Regen weiter nach Juuka und wollen uns das Musuemsdorf mit der Mühle ansehen. Leider eine Enttäuschung. Die Häuser liegen weit verstreut und unterbrochen durch Neubauen, sie sind nur alt, schäbig und ungepflegt. Also fahren wir gleich weiter nach Kajaani. Die Touristen-Info hat schon geschlossen, also verschieben wir es auf morgen. Im Nachbardorf Paltaniemi soll laut ADAC eine grün-weiße Holzkirche stehen mit sehenswerten Wandmalereien. Also auf dorthin.


    Wir sehen nur eine einzige Kirche, die ist aber gelb-weiß gestrichen. Das einzige Holzgebäude mit grünem Anstrich trägt die weiße Aufschrift W und C und steht neben der Kirche. Da liegt wohl eine Verwechslung seitens des ADACs vor. Wir übernachten vor der Kirche und schauen uns am nächsten Morgen die wirklich interessanten Malereien an. Uns fiel auf, dass der Glockenturm bei allen Holzkirchen immer separat vor der eigentlichen Kirche steht. Wahrscheinlich würde die Statik des Kirchendaches den schweren Glocken nicht standhalten.
    Eine junge Finnin erklärt uns in Englisch alles, denn die sehr gut gemachte Tafel vor der Kirche ist leider wieder nur in Finnisch. In der Kirche gibt es ein Leaflet in Deutsch, aber nur in einer Ausführung und nicht zum mitnehmen. Eine Fotokopie hätte mir auch genügt…. Aber! In Russisch hätte ich alle Erklärungen haben können. Es fielen uns auf unserer Tour in Finnland die vielen Russischen Fahrzeuge auf und dass die Meisten Beschreibungen auch in Kyrillischer Schrift angegeben waren.

    Nach der Besichtigung der Kirche fahren wir wieder nach Kajaani zur Touristen-Information und wollen uns über eine Tour erkundigen, die zu einer Bärenbeobachtungsstation führen soll. Die Damen mussten erst im Internet recherchieren und fanden dann heraus, dass besagte Station in Pirttivaara, ca. 160 Km nördlich von hier ist. Dann sagten sie uns noch, wo in der Stadt eine WiFi-Zone ist. So konnten wir bei der Uni unsere Mails checken und die homepage updaten.

    In Pirttivaara, direkt an der Russischen Grenze finden wir den Ausrichter der Tour zu den Bären. Der Weg dorthin geht über schmale, durch den Regen aufgeweichte Piste, 14 Km durch dichten Urwald mit Moortümpeln – eine unwirkliche Landschaft. Die Tour beginnt täglich um 16 Uhr. Wir waren mal wieder eine halbe Stunde zu spät. Der Ablauf ist wie folgt: Man wird mit einem Geländewagen zu einer 10 Km entfernten Hütte gefahren. Dort bleibt man über Nacht mit den anderen Teilnehmern in einem Raum mit Liegen, Schlafsäcken und Kerzenlicht. Wenn sich Bären blicken lassen, dann wird man geweckt. Der Preis für diese alles: 145 € pro Person. Dass man einen Bären zu Gesicht bekommt wird nicht garantiert!!! Wir haben keine Bären gesehen.

    Wir nehmen eine Abkürzung und fahren die 105 Km bis zur Hauptroute auf einer Nebenstraße und z.T. auf Naturpisten. Dementsprechend sieht unser Auto jetzt auch aus…. Ein einziger Dreckhaufen!
    Als Belohnung haben wir heute zum ersten Mal Rentiere gesehen.


    Wir fahren nun schon seit Tagen durch Finnland und sehen auf diesen über 1000 Km ständig Warnschilder vor Elchen. Einen Elch haben wir bisher noch nicht gesehen. Gibt es überhaupt Elche, oder ist das ein touristischer Gag??? Oder gehören die Elche der Gattung der „Wolperdinger“ und „Elwetritschen“ an???
    Wir geben die Hoffnung nicht auf, doch einmal so ein Fabelwesen zu sehen!!!

    6.6.12 Mittwoch. Immer mal wieder Regen; 6 Grad morgens und 11 Grad um 19 Uhr.
    Auf der N 81 geht’s Richtung Polarkreis. Unterwegs entdeckt Marion einen Hinweis auf einen Wasserfall „Auttiköngäs“. Da er nur 1 Km von der Straße weg liegt, biegen wir auf die Naturstraße ein. Und wir erleben eine echte Überraschung. Ein paar Blockhäuser stehen dort; eine Schulklasse sitzt um ein offenes Feuer und grillt Würste am Spieß….. wir sehen uns um. Es gibt einen 3,5 langen Naturtrail, der zum Wasserfall führt. Braunes mooriges Wasser stürzt herab und neben dem eigentlichen Wasserfall gibt es einen Rutsche für die Baumstämme der Flößer. In einer kleinen Museumshütte informieren wir uns über das harte Leben der Holzfäller und F! lößer, besonders im langen eiskalten Winter. Als wir von unserer Wanderung zurück kommen, ist der Bus mit den Kindern nicht mehr dar, aber ihr Feuer brennt noch.
    Mittlerweile hat der Regen auch nachgelassen und Marion erinnert sich an Bratwürste und Steaks, die in unserem Kühlschrank der Verzehrung harren. Wir legen Birkenholz nach und beginnen mit unserem „wildlife“. Wir genießen diesen Platz in vollen Zügen. Der Wasserfall unter uns tobt, das Feuer wärmt uns und unser Essen ist köstlich. Uns geht’s gut.
    Was uns total verblüfft, Holz, Axt, Grillgerät und Häuschen stehen allen zur freien Verfügung. Wie lange würden diese Dinge in unseren Breiten noch vorhanden bzw. unbeschädigt sein?


    Nach unserer gewohnten Siesta fahren wir weiter bis Rovaniemi, dem Sitz des Weihnachtsmannes mit seinen Elfen und Wichtel. Klar ist das die totale Vermarktung des Weihnachtsrummels… ein Tourirummel vom Feinsten. Aber es ist schon gewähnungsbedürftig im Juni 24 Stunden lang mit Weihnachtsmusik beschallt zu werden. Da ab dem 6.6. nördlich des Polarkreises jedes Jahr die Sonne für einige Wochen nicht mehr unter geht, haben wir genau den richtigen Tag erwischt, um bei totaler Helligkeit, berieselt mit Weihnachtsmusik zu versuchen im Wohnmobil einzuschlafen….. fürchterlich schwer!
    Wir schreiben Weihnachtskarten, die mit speziellen Briefmarken und Sonderstempel zum nächsten Weihnachtsfest bei den Adressaten ankommen.


    Diese „Wohnung“ des Weihnachtsmannes liegt natürlich direkt auf dem Polarkreis. Wir haben uns ein Zertifikat ausstellen lassen, dass wir nun den Polarkreis überquert haben. Außerdem decken wir uns mit „notwendigen“ Souvenirs ein.
    Abends im Wohnmobil dichte ich folgenden Satz:
    „Am 6.6.12 feiern am Finnischen Polarkreis zwei Deutsche in einem Italienischen, in Spanien zugelassenen, Wohnmobil bei Pizza und Französischem Rotwein im Weihnachtsmann-Center in Lappland „Weihnachten“.


    Finnische Sauna


    Am nächsten Tag geht es nur noch Richtung Nord, tief nach Lappland rein. Die Bäume werden immer kleiner. Die Vegetation ist ca. 3-4 Monate hinter Deutschland zurück. Die Regenperioden werden kürzer und die Sonne zeigt sich gelegentlich. Wir fahren bis Tankavaara. Abends, auf der Suche nach einem schönen Stellplatz, sind wir etwas abseits in den Wald gefahren und landeten auf einer Lappen-Siedlung. Doch wir fanden nicht den richtigen Platz, aber es war interessant zu sehen, wie einsam und abgelegen die Menschen hier leben.
    Wir übernachten vor Gold Village, um uns morgen diese ehemalige Goldgräberstadt anzusehen und um eventuell, getragen von der Hoffnung aller Goldwäscher, einen großen Nugget zu finden.

    Freitag 8.6.
    Die EURO 2012 beginnt. Heute Nacht hatten wir 4 Grad und die Sonne schien die ganze Nacht hindurch. Doch am Morgen war es wieder bewölkt und wir hatten Nebel. Bei 3 Grad und Regen macht das Goldschürfen keinen Spaß und an einen Erfolg glaubte ich nie. Wir schauen uns das Goldgräbermuseum und die indoor und outdoor Exponate. Das war schon ein hartes Leben, das die Jungs da geführt haben, getragen von Hoffnung und Verzweiflung geerntet; in dieser harten und brutalen Gegend.

    Uns treibt es weiter zum Inari-See. Es ist sehr kalt und windig. In Inari sehen wir uns das Siida Sami Museum an. Es bietet einem eine umfassende Information über die Geschichte und das Leben der Samen. Auch außerhalb des eigentlichen Museums sind im Original Fallen für Bären, Füchse, Vielfraß, Rentiere und Häuser, Vorratshütten etc aufgebaut. Auf einem Schotterparkplatz direkt neben dem neu gebauten Parlamentsgebäude der Samen übernachten wir. Das frühere Gebäude steht leer und unbenutzt und in gutem Zustand auf der anderen Straßenseite. Macht das die EU möglich?

    Je weiter wir nördlich kommen, je schlechter wird das Wetter. Heute Nacht hatten wir 2,3 Grad und tagsüber sind es auch nur 7,5 Grad und es regnet. Wir fahren den See entlang Richtung Norwegen, denn wir wollen den Endpunkt der Hurtigruten Kirkenes besuchen.
    Der Grenzübergang von Finnland nach Norwegen ist genauso spannend wie der von Deutschland nach Frankreich. Wir tankten noch in Finnland voll, denn in Norwegen ist es wesentlich teuerer. Viele Norweger kommen an die Grenze, um an dieser Tankstelle zu tanken und im Supermarkt billig einzukaufen. Die Dieselpreise in Finnland liegen im Süden auf dem Niveau von Deutschland, in Lappland sind sie jedoch bis zu 13 Cent höher. Wir haben dann doch gemerkt, dass wir in einem anderen Land sind. Die Straßen wurden miserabel! Viele Schlaglöcher, Risse in der Decke und viele Dellen. Es gab nur eine Möglichkeit, das Auto zu schonen, sehr langsam fahren.
    Reisenden sei es erlaubt, auch kritische Anmerkungen zu den Ländern zu machen, die sie besuchen. So halten wir es auch auf unseren Reisen. Wir waren schon öfters in Erdölfördernden Ländern, wie es Norwegen ist. Der Staat verdient enormes Geld an dem Öl aus der Nordsee. Normalerweise sind in solchen Ländern die Spritpreise sehr niedrig. Wieso sind die Spritpreise in Norwegen die höchsten auf der Welt? Wenn sie das dadurch erzielte zusätzliche Geld wenigsten den Autofahrer damit zurückzahlen würden, indem sie den Zustand der Straßen verbessern würden, könnte ich das vielleicht noch verstehen. Aber die Straße parallel zur Barentssee, die 98 ist eine der miserabelsten Straßen, die ich je gefahren bin. Die zum Nordkap, die E 69 ist nicht viel besser.
    Noch eine Bemerkung zum Abzocken von Touri`s. Wenn man schon einen Tunnel unter einen Fjordarm buddeln will, um zahlungskräftige Touristen an einen unspektakulären Felsen zu bringen, dann verstehe ich schon, dass man dafür Geld verlangen kann. Beim alten Elbtunnel in Hamburg war das auch so…. der neue kostet übrigens nichts, obwohl er auch unter der Elbe hindurchführt. Doch die Preisgestaltung und deren Höhe ist mir unverständlich und grenzt schon an Wegelagerei. Dass man auf Fähren nach Länge und Personenzahl bezahlen muss ist klar, denn größere Autos und mehr Personen benötigen mehr Platz und der ist auf einer Fähre begrenzt. Doch wieso muss ein Auto über 6 Meter Länge mehr zahlen, als ein Wagen der kleiner ist? Und wieso muss pro Person nochmals ein Betrag gezahlt werden… alleine kann ein Auto sowieso nicht durch den Tunnel fahren. Wenn das ganze dann noch jeweils über 80 € für ein Fahrzeug von 6,5 Meter und 2 Personen für Hin- und Rückfahrt kostet, verstehe ich Jeden, der Nordkap Nordkap sein lässt. Erst recht, wenn der dann an das Zahlhäuschen vor dem Felsen ankommt und für einen Parkplatz auf einer „Natürstellfläche“, die mit großen Steinen voll gespickt ist nochmals 80 € zahlen muss. Dafür kann er in einem Gebäude 10 Minuten einen „sprachlosen“ Film ansehen, ein Restaurant besuchen, sich im Andenkenladen eindecken und auf dem Felsen an eine stählerne Weltkugel gehen. Und wenn er dann noch Pech hat, so wie wir, ist es total nebelig und es weht ein eisiger Wind, so dass ein Übernachten dort oben zu ungemütlich ist.
    Ich kann diese Tour nicht uneingeschränkt empfehlen, doch wer für 250 € mal am Nordkap gewesen sein will, soll es ruhig tun, denn auch wir waren so ….. es zu tun.


    Doch nun wieder zurück zum Reiseverlauf. Nach der Norwegischen Grenze fahren wir zu erst an Kirkenes vorbei Richtung Murmansk, bis zur Russischen Grenze. Natürlich dürfen wir ohne Visum nicht einreisen und fahren gleich zurück nach Kirkenes, ziehen uns am Bankautomaten Norwegische Kronen. Über Nacht stehen wir auf dem Parkplatz am Kai, an dem die Schiffe der Hurtigruten anlegen. Hier steht man kostenlos und hat eine Ver- und Entsorgungsstation mit Bodeneinlass gratis.
    Dieser nordöstlichste Punkt unserer Reise wird natürlich wieder gefeiert: GPS: N 69. 43` 39.2“ und E 030. 04` 20.2“


    Wir sahen am 3.6.2012 um 20:15 Uhr auf ARTE einen Dokumentarbericht „Europa – Entstehung eines Kontinents“. Dort sagte man, und zeigte Kirkenes im Bild, dass hier Europa entstanden ist. Eindeutige geologische Beweise konnte man dafür finden.


    Dann ging es über die 98 an der Barentssee entlang. Über den Zustand dieser Straße habe ich ja schon weiter oben ausgelassen. Die Landschaft war toll und abwechslungsreich. Hätte ich mich nicht so auf die Straße konzentrieren müssen, hätte ich die Gegend besser genießen können. Es ging über zwei Pässe, die hier diesen Namen eigentlich nicht verdienen, denn wir waren mal gerade 170 und 360 Meter hoch. Doch von der Landschaft hatte man den Eindruck, sich auf über 2000 Meter in den Alpen zu bewegen. Der Blick auf die Flüsse mit Stromschnellen, auf die Fjorde und die z.T. noch zugefrorenen Seen ist beeindruckend. Ich kann diese Strecke, trotz des Straßenzustandes, nur empfehlen. Außer auf den Straßenzustand sollte man auch auf Rentiere ein wachsames Auge haben, denn die Straße wird ständig gesäumt von diesen frei rumlaufenden Tieren, die im Moment viele Jungen dabei haben. Wenn man diese Tiere sieht gibt es nur eines: bremsen und anhalten, denn man weis nie, in welche Richtung die Tiere laufen.
    Wir übernachten mit zwei Dänischen WoMos am Ufer des Porsanger Fjordes.


    11.6.2012 heute geht es zum Nordkap. Schon vor 30 Jahren bin ich mit PKW und Wohnwagen dorthin gestartet. Damals hatte ich 14 Tage lang Dauerregen und Kälte. Bei 3 Wochen Urlaub, war es mir damals nicht wert die lange Strecke zum Nordkap bei solchem Wetter zurückzulegen. Doch heute wollte ich es wissen, trotz der oben beschriebenen Widrigkeiten.
    Die Strecke dorthin ist gigantisch. Rau, wild, bergig, obwohl es nie über 300 Meter ging war es hochgebirgsmäßig. Viele Stellen hatten noch Schnee, denn es hat bis vor einer Woche noch geschneit. Viele Rentiere waren unterwegs. Wie oben geschrieben ging es dann dort zu. Wir hatten dichten Nebel und sahen nicht viel. Da das hier oft der Fall ist, wird den Besucher ein Film gezeigt. Was uns hier, wie auch in Finnland, auffällt, sind die vielen Russen. Es herrscht eine riesiger Rummel. Viele Busse kommen an, die meisten mit Deutscher Nummer. Gibt es eine Wirtschaftskrise?
    Wir wollen auch am nördlichsten Punkt Europas sein, denn den südlichsten Punkt unseres Planeten, den man mit dem Auto erreichen kann, haben wir schon in Südamerika besucht. Unsere GPS-Daten hier: N 71. 10` 08.6“ E 025. 46` 47.1“
    Höhe 298 Meter.

    Natürlich haben wir mit unserem Strubel-Roos Sekt angestoßen, wie 2008 in Südamerika.

    Seit Spanien haben wir bisher 6.250 KM zurückgelegt. (KM-Stand: 87.810,8) und sind nun 7 Wochen unterwegs.

    Wir sind am selben Tag wieder zurück über Russenes Rtg Alta auf der E 6 gefahren, denn zum übernachten war es uns am Kap zu ungemütlich. Auf einem Parkplatz hinter Olderfjord haben wir übernachtet und wurden am nächsten Morgen mit strahlendem Sonnenschein und 14 Grad Wärme überrascht.


    In Alta gehen wir auf einen Campingplatz, der zweite Aufenthalt auf einem Stellplatz seit unserem Halt an der Müritz (BRD), denn wir müssen wieder waschen. Wir sind die einzigen Gäste auf dem Platz am Altafjord. Marion bestückt zwei Waschmaschinen, ich schreibe für die homepage und bearbeite Fotos. Für diesen Aufenthalt zahlen wir ca. 48 € inkl Stromanschluß.

    Unsere Reise geht weiter, an den Fjorden entlang Richtung Lofoten. Die Straßen werden leider nicht besser.
    Was ich noch nachtragen will ist, dass es in Skandinavien mit dem Umweltschutz nicht so toll bestellt ist. Die Seen und Flüsse sind glasklar, leider sieht man dadurch auch den Abfall, Fahrradfelgen, Automotoren etc, die man auf diese Weise entsorgt hat. Bei den Häusern, besonders in Lappland, ist immer ein kleiner „Autofriedhof“ dabei. Da liegen die Rostlauben der letzten zwei Generationen, das gleiche gilt für Ackergeräte, Kühlschränke etc. und auch nicht mehr benötigte Holzboote. Gibt es hier nicht genügend Geld für Alteisen? Gibt es keine Sperrmüllentsorgung?
    Noch ein paar Zeilen zu den Dingen, die anderen Reisenden einem so erzählen:
    Auf den Lofoten soll der Diesel nur 1,35 € kosten…. Leider haben diese Menschen bei den NOK einfach die Kommerstelle versetzt und dann wurden aus 13,50 NOK schnell 1,35 €. Richtig ist, dass in Norwegen der Diesel im Schnitt 13,50 NOK kostet… auch auf den Lofoten. Die Fischer zahlen bei den Wassertankstellen 9 NOK, aber wir dürfen dort nicht tanken. Uns erreichte auch das Gerücht, dass ab dem 1.7.11.2012 der Tunnel zum Nordkap kostenlos sei, da er bis dann bezahlt wäre. Ob das so ist, muss ein Anderer beantworten. Der ADAC soll diese Info herausgegeben haben, die uns leider bei unserem Touren-Set gefehlt hat.
    Einige Reiseberichte im Internet sprechen von den teueren Tunnel- und Brückengebühren in Norwegen und den teueren Stellplätzen. Wir haben, bevor wir auf der E 10 hinter Narvik nach Schweden eingereist sind (außer dem Nordkap-Tunnel), für die vielen Tunnels und die unzähligen Brücken, keine einzige Korne gezahlt. Übernachtet haben wir immer frei, ohne Kosten, wurden nie belästigt. Natürlich haben wir uns, wie es ein Gast in einem fremden Land tun soll, anständig benommen. Bis jetzt war unsere Nordlandreise nicht teuerer als jede andere Reise in ein anderes europäische Land. Natürlich waren wir nicht auf Restaurant-Besuche und Campingplätze angewiesen.

    13.6.2012 Mittwoch: Das Beste an diesem Tag war der Sieg unserer Nationalelf gegen die Holländer. Ansonsten war es ein schwarzer Tag für uns, dem in dieser Sache weitere folgen werden, aber „Gott sei Dank“ erst in Deutschland. Ich muss aber trotzdem hier mir meine Wut von der Seele schreiben:

    Schon seit einigen Tagen haben wir Angst um unsere Motorhaube. Leider habe ich mich beim Kauf des Wagens von der Ausstattung und dem Zubehör blenden lassen und nicht die vielen versteckten Mängel des Wagens erkannt. Nachdem ich, nach vielen Investitionen und Arbeitszeit, dachte Alles erledigt zu haben, riss die Motorhaube an der Aufhängung. Da erkannte ich erst, dass der Schaden schon länger bestand, denn die gebrochene Stelle wurde laienhaft repariert. Heute flog die Haube aus ihrer Verankerung und war vom Fahrerplatz aus nicht mehr zu sehen. Beim Stopp stellten wir fest, dass sie jetzt total ausgerissen ist und beim „Abflug“ einige Schäden an Lappen und Karosserie verursacht hat. Mit Power-Tape fixieren wir das Teil und hoffen das Beste.
    „Der Wagen hat nie Öl gebraucht!“ sagte der Vorbesitzer. Aber leider ging in diesem denkbar ungünstigsten Augenblick die Warnlampe an, dass zuwenig Öl im Motor sei. Jetzt hieß es die getapte Motorhaube wieder vom Tape zu befreien. Leider ging beim Fixieren der Haube unser gesamtes Tape drauf, so dass wir erst mal im norwegischen Lappland dieses Hilfsmittel suchen mussten. Dann hieß es, Tape entfernen, Öl nachfüllen (Gott sei Dank habe ich mir einen Liter des Spezial-Iveco-Öls mitgenommen). Der Ölstand war bis zur Minimum-Markierung abgesunken. Nach dem Einfüllen zeigte der Messstab wieder „halbvoll“ an. Wir überprüften jetzt auch den Inhalt der Kühlflüssigkeit und das Scheibenwaschwasser. Alles Ok und wir konnten die Motorhaube wieder mit dem Klebeband verschließen. Hoffentlich kommen wir damit wieder nach Deutschland, um uns eine neue Motorhaube einbauen zu lassen, denn die vorhandene ist Schrott. Gelegentlich haben wir immer noch die alten Probleme mit der Zentralverriegelung, die mal funktionier und dann mal wieder nicht. Ein System ist nicht zu erkennen. Hoffentlich erwischen wir eine „Funktions-Periode“ wenn wir Besichtigungen durchführen, sonst ist das Fahrzeug nicht zu verschließen. Nachts macht das natürlich auch keinen Spaß, in einem offenen Fahrzeug zu schlafen. In Deutschland haben wir dann mit Laika in Wertheim telefoniert und eine neue Motorhaube bestellt. Leider hat eine Lieferzeit von 9 Wochen uns dazu bewogen, die Reparatur dann doch in Spanien durchführen zu lassen. Die Zentralverriegelung wollte ich dann in Norddeutschland reparieren lassen, als wir zu einer IVECO-Werktstatt geschleppt wurden, nachdem der Keilriemen und die Spannrolle gerissen waren, welcher eigentlich 2010 erneuert worden sein sollte, was nicht der Fall war. Es wurde damals nur der Zahnriemen erneuert. Normalerweise erneuern die IVECO-Werkstätten dabei gleich alle Keilriemen und diese Spannrolle, was hier nicht der Fall war. Dadurch hat die Spannrolle (es war noch die erste von 2000, soll aber alle 4 Jahre erneuert werden) den Keilriemen zerstört und die Dieselpumpe hat keinen Strom mehr bekommen und wir blieben liegen. Natürlich haben wir bei dieser Gelegenheit auch gleich noch 1 L Öl nachgefüllt.
    Die Zentralverriegelung hätte die Werkstatt auch gleich reparieren können, sie wollten nur wissen, wo der Vorbesitzer (der diese selber eingebaut hatte) den Strom hergenommen hat oder wo er das Steuergerät installiert habe. Doch das Telefonat nach Spanien brachte keine Hilfe, denn der Vorbesitzer wusste es nicht. Also werde ich zuhause die Anlage selber ausbauen und das Mobil manuell verschließen. Auf jeden Fall werde ich eine sehr große Komplett-Inspektion durchführen lassen, denn der Wagen hat bereits am rechten Vorderrad den Reifen nach einem Jahr einseitig abgefahren. Hier muss die Spur eingestellt werden, bzw. überprüft werden, ob da nicht vielleicht ein Unfall vorliegt. Wir werden alles komplett erledigen und im Herbst eine Testfahrt durch Spanien einschieben, bevor wir im April 2013 unsere USA-Reise mit diesem Wagen durchführen.

    Am folgenden Tag wurden wir von viel Sonne verwöhnt und die E 10 wurde vom Straßenbelag her immer besser, ohne jedoch wirklich gut zu werden. In Gratangen übernachteten wir und wechselten am nächsten Morgen von der E 10 auf die N 825 die am Astafjorden entlang führt. Eine wirklich herrliche Strecke, von der Landschaft her gesehen. Denn Zustand der Straße wollen wir nicht wirklich erwähnen. Doch blauer Himmel und Sonne entschädigte uns für Vieles.

    15.6. wir sind auf den Lofoten. Um 24 Uhr stehen wir bei strahlendem Sonnenschein am Meer und genießen diese ungewohnte Situation mit anderen Wohnmobilisten. Es ist herrlich und wir trinken einen guten Spanischen Wein dazu. Die ganze Nacht wird über unsere Solarzellen unsere Batterie geladen, ein toller Effekt der arktischen Sommernacht. Doch trotz Sonne, sind es in der Nacht nur 4,7 Grad.
    Wir nutzen am drauffolgenden Tag das herrliche Wetter, um die Lofoten zu erkunden. Was soll man zu dieser überwältigenden Landschaft sagen? Es gibt dafür keine Worte. Man muss es einfach gesehen haben.


    Obwohl, oder vielleicht gerade deswegen, weil wir schon so viele tolle Landschaften gesehen haben, können wir nur staunen. Es ist einmalig und man sollte unbedingt dorthin fahren. Eckdaten etc. kann man in der einschlägigen Literatur nachlesen. Nur einige Punkte seien hier erwähnt: Der Ort Nusfjord, der Ort A und das Viking-Museum in Borg.

    Wie diese Inselgruppe auf einen persönlich wirkt, kann man nur – erfahren. Auch auf den Lofoten kann ein Wohnmobil unbelästigt überall stehen, auch über Nacht.

    17.6. es regnet in Strömen auf den Lofoten. Wir sind froh, dass wir uns entschieden hatten, am gestrigen Sonnentag die gesamten Lofoten durchzufahren. Heute will ich das Spiel unsere Mannschaft gegen Dänemark sehen. Beim ersten Stellplatz bin ich fast verzweifelt, denn ich hätte fast das Schicksal der Holländer teilen müssen und die EURO 2012 wäre für mich zu Ende gewesen. Denn die Antenne fuhr nicht aus. Der Antennenmotor hing, so die Aussage am TV. Stinksauer fuhren wir weiter auf den Stellplatz an dem wir vor zwei Tagen bereits übernachtet haben. Ich versuchte es wieder, doch die Antenne blieb unten. Ich fuhr mit dem ausziehbaren Scheibenreiniger durch die Dachluke und klemmte ihn unter die Antenne. Ich hob damit die Parabolschüssel etwas an und half dem Motor bei der Arbeit. Und es klappte. Bei strömendem Regen konnte ich fernsehen.

    18.6. wir fahren Richtung Festland. Die Lofoten werden wir in guter Erinnerung behalten, sie waren ein Highlight unserer Reise. Da wir uns nicht so schnell losreisen wollten, fuhren wir ein paar Nebenstraßen, einem Fjord entlang. Einer Naturstraße wollten wir folgen (wie in der Reise-Know-How Karte eingezeichnet). Überrascht waren wir, dass sie asphaltiert war. Doch nach 30 KM war die Überraschung groß, denn sie endete in einer Militärzone. Die Marine hatte dort zwei Schiffe liegen… also wieder das Ganze zurück. Später fanden wir einen großen Parkplatz an einem Fjord und verbrachten… ohne Regen, doch bei Kälte… einen netten Abend mit anderen Wohnmobilisten bei Weizenbier und Lagerfeuer.

    19.6. morgens 17,8 Grad….. sensationell. Wir schlafen lange und gut und wollen dann Richtung Schweden fahren, zum Abisko-NP in Lappland. Auf einer Hochebene (391 m) machen wir uns in einer Touristen-Info schlau. Alles nicht so brickelnd, denn es ist hier sehr kalt und es regnet. Und die Wettervorschau, die in der Info ausliegt „verspricht“ für übermorgen Schneefall. Darauf wollen wir verzichten und suchen uns einen anderen Ort, um die Mittsommernacht zu erleben. Was bringt uns eine Mittsommernacht, wenn wir die Sonne nicht sehen, weil alles bedeckt ist und es schüttet?
    In Kiruna tankten wir und tätigten einen kleinen Einkauf. Die Stadt ist schrecklich, besonders im Regen. Aber was soll eine Industriestadt auch nettes an sich haben? Als Saarländer kenne ich solche Städte, die von Abräumhalden umgeben sind… Erzbergbau. Auf der Strecke nach Gällivare übernachteten wir an einem Fluß.
    Am drauffolgenden Tag, bei 8 Grad und Regen fahren wir auch durch Gällivare durch, die Stadt ist mit Kiruna vergleichbar und lebt auch vom Erzabbau.

    In Jokkmokk besuchten wir die Touri-Info mal wieder, um zu erfahren, wie man hier – am Polarkreis – die Mittsommernacht feiern will. Leider mussten wir hören, dass dieser Tag hier, im Hauptort der Samen, nicht gefeiert wird. Ca. 10 KM südlich der Stadt soll auf einem Parkplatz der Polarkreis verlaufen und ein Hinweis soll das dokumentieren. Sehr einfach und lapidar war der Hinweis, auf einer lieblosen Tafel. Da war in Finnland, beim Weihnachtsmann, diese Linie attraktiver dargestellt.
    Hier wollen wir die Nacht verbringen und unsere weitere Route planen und diese sehr stark an den Wettervorhersagen orientieren, denn wir wollen etwas sehen von der Landschaft, die wir besuchen.
    Noch ein Nachtrag zu den Straßen. Ab Schweden werden sie besser. Schlaglöcher gibt es keine mehr, obwohl es selten, aber doch regelmäßig, Bodenwellen gibt.
    In Norwegen haben wir erfahren, dass die Menschen dort im Durchschnitt etwa das Dreifache der Bundesbürger verdienen. Was die Preise in den Supermärkten für Norweger akzeptabel erscheinen lassen und dass vor fast jedem Haus ein Wohnmobil oder Wohnwagen steht.
    Der Dieselpreis in Norwegen liegt bei umgerechnet 1,85 €, der in Schweden bei 1,65 €. Also ist in Skandinavien der Sprit in Finnland am günstigsten, denn er liegt auf Deutschem Niveau.

    .-.-.-.-.

    Donnerstag 21.6., bewölkt, gelegentlich sonnig, kalter starker Wind. Wir fahren und fahren an diesem Tag, denn es gibt keinen Grund sich irgendwo da unterwegs aufzuhalten. Abends finden wir einen Platz, abseits der Straße zwischen Wald und See. Dort steht bereits ein 80jähriges Ehepaar mit einem Wohnwagen aus Deutschland. Wir feiern hier am Lagerfeuer die Mitsommernacht ihnen gemeinsam.
    Es ist nicht sehr kalt, wenn nur nicht die Mücken wären. Sie umschwärmen uns zu hunderten auf der Suche nach einem qcm freier Haut.

    Am folgenden Tag ist es warm, sonnig und windstill… wir bleiben noch einen Tag, denn heute Abend spielt unsere Mannschaft gegen Griechenland und hier ist der Empfang sehr gut.
    Am 23. geht es Richtung Östersund. Heute soll der Tag sein, an dem die Schweden Mittsommernacht feiern. Die meisten Hytter (Ferienhäuser) an den Seen sind jetzt bewohnt. In dem kleinen Ort Hoting, neben dem Gemeindehaus, finden wir einen Übernachtungsplatz, der uns ruhig erscheint.
    Tags drauf fahren wir weiter südlich nach Strömsund. Hier wird Schweden wieder etwas urbaner. In diesem netten Städtchen schauen wir uns ein Freilichtmuseum an, das direkt am See liegt. Heute übernachten wir in Hammerdal, direkt neben Kirche und Friedhof. Auf einem Spaziergang durch den Ort hören wir vom See her Motorgeräusche. Wir glauben, dass es Wasserscooter sind. Wir gehen und sind überrascht zu sehen, dass eine Gruppe Jugendlicher mit Schneemobilen über die Wiese ins Wasser fahren und dort mit wahren Kunststücken ihre Fahrzeuge zweckentfremden.


    Monntag 25.6.12. Wir fahren nach Östersund, denn hier gibt es den nördlichsten Lidl in Schweden. Wir wollen uns bevorraten, bevor wir nach Norwegen reisen. Östersund ist eine schicke große Stadt an einem riesigen See. Es gibt Erlebsnisparks, Militärmuseum und einen „Loppis-Garder“. Den wollen wir uns ansehen. Doch dieser Trödelmarkt war so NaJa.
    Weiter geht es bis Klövsjo auf der N 316. Am See finden wir einen ruhigen Platz am Bootsanleger. Außer uns steht noch ein holländisches Wohnmobil dort. Gegen 22:15 Uhr kommen 3 Mädels vom Ort und gehen auf den Steg. Durch ihr lautes Gekicher und als wir sehen, dass der Holländer mit dem Fernglas auf den Steg schaut, werden wir aufmerksam. Die „Hühner“ haben die Bikins angezogen und „sonnen“ sich bei 12 Grad in der Mitternachtssonne.

    Sommer in Schweden. Jetzt verstehen wir auch, wieso die „Nordländer“ im Januar in Spanien sich sonnen bzw. schwimmen gehen, wenn wir noch Pullover tragen.

    26.6. es hat sich bewölkt und es sind nur noch 11 Grad tagsüber. Wir haben heute fernsehfrei und ich bearbeite die Fotos und schreibe meinen Reisebericht am See in Funäsdalen. Morgen wollen wir wieder in Norwegen einreisen und unsere Reise
    Richtung Geiranger Fjord fortsetzen..

    27.6. nachts sind es 2,8 Grad, tagsüber 7,6 Grad. Wir fahren über die Berge…. Ein Wintersportgebiet… windig kalt und die Berge „beschädigt“ durch viele Skiabfahrten, die kurz, aber sehr steil sind. Überall sieht man noch größere Flecken von Schnee, obwohl wir uns nur zwischen 600 und 800 Meter Höhe bewegen.

    In Roros, einer ehemaligen Kuperminen-Stadt schauen wir uns die Häuser der Bergarbeiter und der Direktoren in der Altstadt an…. Ein Weltkulturerbe… was man an den Eintrittspreisen erkennen kann. Zufällig laufen wir in dieser Weltkulturerbe-Altstadt in ein factory-outlet von „Beaver“-Outdoorkleidung und decken uns tüchtig mit Klamotten ein. Abends finden wir in Folldal einen tollen Platz am Fluss mit TV-Empfang (Spanien gegen Portugal). Es ist windstill und sonnig und wir sitzen zum Apero draußen, fast mückenfrei. Nachts erreichen wir einen neuen Rekord…. 1,8 Grad Außentemperatur, der aber in der folgenden Nacht noch getoppt wird…. 1,1 Grad!!!

    Tagsüber sind es dann wieder 20 Grad plus und sonnig. Über Dombas fahren wir nach Vagamo und besichtigen hier die „Vaga-Stavkirke“. Wiedermal eine Stabkirche, gebaut aus Holzbalken, mit Schnitzereien, Malereien in einfachster Form. Eigentlich sind diese Kirchen sehr langweilig, weil immer dasselbe. Man sieht schon, dass solche Gebäude in „Eigenarbeit“ der örtlichen, sehr armen Bevölkerung erstellt wurden. Aber was soll man sich in Skandinavien sonst ansehen? Es gibt nichts!
    Die Gegend, durch die wir fahren, erinnert ans Alpenvorland mit Almen, vereinzelte Höfe, Wälder, Flüsse mit kristallklarem Wasser und stellenweise Stromschnellen.
    Wir übernachten auf einem Parkplatz in Vagamo und sehen das traurige Spiel unserer Mannschaft gegen Italien… wiedermal verloren gegen die Azuri. Na Ja, nicht so schlimm, am Sonntag bestreitet die Nationalmannschaft unserer Wahlheimat das Endspiel. Hoffentlich schlagen sie dann die Italiener, dann sind wir doch noch Europameister.

    29.6. heute geht die Fahrt durch Ottadalen. Hier schauen wir uns eine weitere Stabkirche, die von Lom an.
    Der ADAC, dessen Straßenkarten mit Hinweisen auf Sehenswürdigkeiten waren uns in der Vergangenheit immer sehr hilfreich, bezeichnet Ottadalen als „Sahara des Nordens“!!! Welche Drogen nimmt denn der Mensch, der so etwas schreibt???
    Ottadalen empfing uns mit Dauerregen bei 13 Grad…. Sahara?
    Durch das Tal fließt ein breiter Fluss mit Stromschnellen……in der Sahara sind es Wadis, ohne Wasser!!
    Die Wiesen sind voller sattem Grün und Kühe grasen darauf….. Sahara?
    Wie gesagt, welchen Stoff nimmt der Mensch???

    Ottadalen

    Davon abgesehen ist diese Gegend sehr schön. Man kann Raffting-Touren auf dem Fluss machen und auch sonst ist das Freizeitangebot groß, wenn man dort Urlaub machen will. Jedoch nimmt die Anzahl der Parkplätze rapide ab und die Schilder mit „Camping forbudt“ zu. Auch die Anzahl der Wohnwagen und Wohnmobile aus unserem flachen Nachbarland nehmen rapide zu. Diese Verbotsschilder werden sicher auch bald zunehmen, denn immer wieder sehen wir diese Niederländer, die auf jedem öffentlichen Platz Campingleben einrichten. Sie stellen sich breit hin, packen ihre Stühle und Tische aus und beginnen ein Familienfest… Essen, Alkohol Trinken etc. Das soll keine Verallgemeinerung sein, doch es ist schon auffällig das es immer die „Selben“ sind, die Solches tun (übrigens auch in Spanien oft zu beobachten). Wir werden sehen, was in den nächsten Tagen auf uns zu kommt, denn wir fahren jetzt in die Touri-Hochburgen.

    Was uns in ganz Skandinavien aufgefallen ist, dass viele Menschen Gehbehinderungen haben. Einem erfahrenen Skaninavienreisenden Paar habe ich meine Theorie erzählt, die folgende ist: Dass sich die Menschen hier im Winter, wegen der Kälte und den großen Schneemassen und im Sommer wegen der Mücken, fast immer nur drinnen aufhalten. Dadurch bewegen sich die Leute zu wenig und laufen kaum. Die Folge….. Gehbehinderung. Dieses Paar erzählte uns, dass der „Gehfrei“, eine Gehilfe bei Gehbehinderung, hier ins Skandinavien erfunden wurde. Wir sahen tatsächlich in Orten viele Menschen sich mit Hilfe dieses „Wagens“ fortzubewegen. Auf dem Lande sahen wir die Menschen mit Hilfe von einem, bzw. sogar von zwei Stöcken gehen. Wir haben diese Art der Fortbewegung zum Sport gemacht: „Nordic Walking“. Übrigens hat sich der Zustand der Straßen noch nicht positiv verändert.

    Sa. 30.6. es regnet stark, was sonst, aber es sind bereits sommerliche 14 Grad tagsüber. Wir sind früh aufgestanden, denn wir wollen heute bis nach Geiranger fahren. Auf der Fahrt dorthin sehen wir tolle Wildwasser mit Stromschnellen und Wasserfällen.

    Plötzlich wird Marion ganz aufgeregt und ruft laut „STOPP!!“. Sie hat im Unterholz einen Elch entdeckt. Ich fahre zurück und sie knipst wie wild. Wirklich ein richtiger Elch, mit großem Geweih… ein toller Anblick. Das Tier ist mindestens 3 Meter hoch, ist aber schlecht zwischen den Birkenbäumen zu fotografieren. Also ich leiste Abbitte, es gibt doch Elche!!!

    Die Fahrt aus der schneebedeckten Hochebene hinunter zum Geiranger Fjord ist spektakulär. Diese Trollstegen bestehen aus unzähligen Kurven, eng und steil.
    Geiranger besteht aus ein paar Häuser und vielen, vielen Wohnmobilen. Ohne die und die Kreuzfahrtschiffe, hätte es keine Existenz.

    In der Bucht liegt ein großes Schiff und wir sind an unsere eigenen Fahrten erinnert. Wir finden eine kleine Bucht an einem Nebenweg, gegenüber diesem Schiff und verweigern wieder Mal den Besuch eines Campingplatzes. Wir stehen toll und verbringen eine ruhige ungestörte Nacht.
    Das Interessanteste an diesem Fjord ist die Aussicht auf denselben bei der Abfahrt von Oben. Die Strecke ist wirklich spektakulär.

    Am folgenden Tag geht’s es die steile Strecke den Serpentinen wieder rauf und Richtung Jostedalsbreen.

    Von Norden fahren wir auf den Gletscher zu und wollen uns den Ausläufer Briksdalsbreen ansehen. Bis Brigsdal fahren wir mit dem WoMo und die letzte Strecke zum Gletscher legen wir in einem kleinen offenen Allradwagen von John Deer zurück. Ein toller Anblick, dieser hängende Gletscher und es werden Erinnerungen an Chile wach.


    In einem kleinen Ort am Utfjord übernachten wir in einer kleinen Nebenstraße bei der Kirche, denn hier haben wir guten TV-Empfang und können so das phantastische Spiel der Spanischen Nationalmannschaft verfolgen. Es grandioser Sieg der Spanier.

    Montag 2.7.2012. Heute Nacht hatten wir 7 Grad Außentemperatur und morgens 14 Grad. Man merkt, dass wir nun schon im Süden von Skandinavien sind und es Sommer ist. Der Regen jedoch hat uns noch nicht verlassen. Wir fahren zum südlichen Teil des Jostedalsbreen (übrigens soll es der größte Festland-Gletscher Europas sein). Durch zahlreiche Tunnels, die zum Teil schwach bis gar nicht beleuchtet sind, fahren wir über Sogndal ins Tal „Jostedalen“ bis zum Ende nach Gjerde.

    Die letzten paar Hundertmeter muss man 30 NOK Maut zahlen (4 €), worin das Parken beim Gletscher beinhaltet ist. Ein einstündiger, nicht ganz leichter Fußmarsch bringt uns an den Fuß des Gletschers. Wir haben auch heute mal wieder Glück, denn als wir auch an diesem Gletscher sind, hört es auf zu regnen. Der Regen beginnt erst wieder, als wir im WoMo angekommen sind.

    Am 3.4. geht es über Sogndal nach Kaupanger, denn wir wollen durch den engsten norwegischen Fjord, den Naeroyfjord (Weltkulturerbe) mit der Fähre nach Gudvanger fahren. Na. Ja, wenn man sonst noch nichts gesehen hat, ist man vielleicht begeistert von dem, was man da sieht. Wie kann man etwas, was Gott geschaffen hat zum „Weltkulturerbe“ machen, frage ich mich da. Wo ist hier die Kultur???

    Dann geht es weiter über die N 13. Eine verteufelte s..enge Straße, garniert mit Schlaglöchern und scharfen Rändern. Leider kam uns an einer Stelle ein LKW entgegen. Fast 10 minütiges Rückwärtsfahren und Zirkeln war notwendig, damit wir uns passieren konnten. Diese 80 KM möchte ich nicht mit einem größeren Fahrzeug bewältigen müssen.

    Die beiden Wasserfälle „Latefossen“ sind sehenswert und liegen direkt an der N 13. Man kann wieder mal eine „Stavkirke“ direkt an der E 134 ansehen. Die gesamte E 134 von Roldal nach Kongsberg erinnert uns an den Hochschwarzwald bzw. an die Alpenregion, ohne deren Lieblichkeit zu besitzen.

    In Heddal sehen wir uns die größte Stavkirke Norwegens an. Wenn man die gesehen hat, kann man sich all die anderen schenken. Sie ist nicht so groß wie sie auf uns auf Fotos gewirkt hat, aber sehenswert.
    Wir befürchteten, hier im touristischen Süden, keine geeigneten freien Übernachtungsplätze zu finden. Aber das war kein Problem, wenn man etwas intensiver suchte.
    Durch den Tunnel unter dem Oslo-Fjord fuhren wir nach Fredrikstad. Die oder der „Gamlebven“ ist dort die einzige, vollständig erhaltene Festungsstadt Nordeuropas. Wir fanden auch einen tollen Stellplatz in dieser Altstadt, auf dem wir auch übernachten können. Aber leider war mal wieder unser Auto nicht abzuschließen, denn die Zentralverriegelung spielte verrückt. Somit konnten wir diese herrliche Altstadt nicht besichtigen und mussten weiter fahren. Die Stimmung war entsprechend schlecht, so fuhren wir gleich weiter bis nach Schweden. Hier waren wir endlich wieder auf guten Straßen unterwegs, dank EU-Gelder.

    6.7. Regen, trüb trotz 19 Grad. Kein Wetter um die Westküste Schwedens zu genießen. Wir fuhren bis in die Schären, fanden dort weder einen Park- noch einen übernachteten wir. Das war unser schlechtester Platz der ganzen Reise, laut, hektisch, halt Touristengebiet. Wir wollten hier ein paar Tage bleiben, aber die Situation war nicht entsprechend und dann fing es mal wieder an zu regnen, und wie.

    Wir entschließen uns nach Deutschland zu fahren. Über Helsingborg nach Helsingor geht es an Kopenhagen vorbei (dort waren wie vor Jahren schon mal und Großstädte sind nicht unser Ding) auf der Vogelfluglinie nach Fehmarn. Hier begrüßt uns freundliches Wetter. Aus unserem Führer entnehmen wir, dass in Eutin am Schloss ein kostenloser Wohnmobilstellplatz ist. Und das ist ein Volltreffer. Strahlender Sonnenschein, sehr warm und ein herrliches Städtchen direkt an See.

    8.7. Sonntag, 24 Grad wir stellen uns zum ersten Mal nach 7 Wochen morgens mit dem WoMo um, um einen Schattenplatz zu finden. Schlendern durch die Altstadt und unterhalten uns mit einem Offizier der Schützengilde, die heute ein Fest haben. Er erzählt uns die Geschichte dieser Gilde vom 17 Jahrhundert ab und deren Beziehung zu ihrem Grafen. Wir erinnern uns, vor ein paar Wochen einen Bericht über Eutin, den Grafen und die nächtliche Stadt-Führung durch den Nachtwächter im TV gesehen haben. Ein Schild an einem Restaurant springt uns ins Auge: „Scholle Büsumer Art mit Nordseegrabben und Kartoffeln“. Wir bestellen einen Tisch, denn das Lokal wird voll, weil auch die Gildemitglieder dort ihren Festtag feiern wollen.


    So beenden wir unsere Skandinavien-Rundreise. Bis wir Anfang August zuhause in Spanien ankommen werden, wollen wir meinen Bruder Jürgen in Sande besuchen und interessante Orte in Deutschland ansehen. Wir werden ein paar Freunde mit unserem Besuch überraschen, uns um ein paar geschäftliche Dinge kümmern. Natürlich werden wir noch ein paar Tage bei unseren Kindern verbringen und die Zeit mit unserer Enkeltochter genießen. In Frankreich werden wir uns noch einige Tage aufhalten.

    .-.-.-.-.

    FAZIT: (für Wohnmobilisten, die eine ähnlich Tour planen)

    Es ist immer schwierig ein Fazit zu ziehen. Man muss dabei bedenken, dass es immer subjektiv ist. Wir vergleichen jede Reise mit den Erfahrungen und Erlebnissen, die wir auf anderen Reisen gemacht haben. Und es ist immer eine Momentaufnahme. Gegebenheiten und Situationen können in ein paar Monaten total anders sein.
    Wir sind ab Spanien und zurück insgesamt 14.000 KM gefahren und waren in Skandinavien 7 Wochen unterwegs. Als wir uns über diese Reise vorab informiert hatten, wurden wir immer von den enormen Kosten gewarnt. Das stimmt nur partiell. Natürlich sind die Spritpreise durch den schwachen Euro in Schweden und Norwegen zusätzlich belastet. Im Süden Norwegens haben wir sogar nur 1,59 € bezahlt, das entsprach etwa was man in Schweden und Finnland auch im Süden zahlt. Oberhalb des Polarkreises wird es dann bis zu 15 % teuerer. Wir haben es langsam angehen lassen und sind um Schnitt 65 Km/h auf Landstraßen und auf Autobahnen nie mehr als 80 Km/h gefahren. Somit hat unser Auto 1,5 Ltr auf 100 Km weniger gebraucht als sonst, was die teueren Spritpreise fast ausglich.
    Was wirklich teuer ist, sind Lebensmittel, Restaurantbesuche und alkoholische Getränke. Das kann man aber auch kompensieren, wenn man will.
    Was man nicht ausgleichen kann, sind die Fähr-, Tunnel- und Autobahnkosten. Hier kann man sich auf die Informationen des ADAC und der Informationen im Touren-Set nicht verlassen. Sie sind einfach völlig falsch. In Finnland und Schweden gibt es weder für Tunnels, Autobahnen oder Brücken keine Maut. Anders ist es in Norwegen. Hier ist für all dies Maut zu bezahlen, solange diese „Bauwerke“ nicht bezahlt sind, dann sind auch die kostenlos. Wir haben kaum Maut bezahlt. Der Tunnel und die Straße zum Nordkap waren sehr teuer, sollen aber ab 1.7.2012 kostenlos sein, da sie bis dahin bezahlt seien. Alle sonstigen Tunnels, die wir durchfahren haben und alle Brücken waren Mautfrei. Ausnahme der Tunnel durch den Oslo-Fjord und das Stück Autobahn von Oslo nach Schweden, kurz vor der Schwedischen Grenze. Aber für „kleines Geld“.
    Fähren sind teuer. Hier hilft in Schweden die schwedische Camping Card, die man im Internet bestellen kann. Damit erhält man auf schwedischen Fähren einen Rabatt. Ausschlaggebend für die Fährkosten sind auch die Länge des Fahrzeuges und die Anzahl der mitreisenden Personen. Längen bis 6 m sind preiswert, teuerer wird es zw. 6-8 m und darüber. Durch Markierungen an den Zahlstellen kann das Personal genau erkennen, wie groß ein Fahrzeug ist. Das zu den Kosten; also alles nicht so schlimm wie immer gesagt wird.
    Wir haben uns zum ersten (und letzten..) ..Mal an die Karten des ADACs gehalten mit den Angaben über Sehenswürdigkeiten. Hier wurde einiges falsch angegeben.

    Auf solchen Rundreisen interessieren wir uns für die Natur, die Geschichte des Landes mit Sehenswürdigkeiten und für die Menschen. In Skandinavien ist es sehr schwer mit den Menschen Kontakt zu bekommen. Man wird allein und dafür auch in Ruhe gelassen. Niemand kümmert sich um Sie und Niemand interessiert sich für Sie. Das war zuerst gewöhnungsbedürftig für uns, nach Reisen in Nordafrika und Südamerika. Wenn die Argentinier über die Chilenen sagen, sie seien „frio“, dann sind die Skandinavier „tiefgefroren“. Weil sich Niemand um einen kümmert, ist es auch unproblematisch, freie Übernachtungsplätze zu finden.
    Sehenswürdigkeiten: Es gibt kaum welche. Man muss sich nicht noch die hundertste Stabkirche ansehen, oder den zigsten Fjord, Wasserfall oder was sonst noch. Die Natur ist das eigentliche „Highlight“ einer solchen Reise. Obwohl es öfters schwierig ist, an die Seen heranzukommen. Zum richtigen Genießen der Natur und zum Fotografieren fehlen in Norwegen gänzlich „Fotopunkte“ bzw. Parkmöglichkeiten um einen schönen Ausblick zu genießen.
    Am Nordkap, bei Narvik, an einzelnen Brücken fanden wir Geschichtshinweise…. Aber nur auf Schlachten im 2. Weltkrieg.
    Im Wikinger-Museum merkte man, dass sie eigentlich diese Zeit nicht richtig erforscht hatten. Vielen wirkte „an den Haaren herbeigezogen“. Wenn man daran versucht zu erklären, dass die Wikinger weltweiten Handel getrieben hatten, weil man Perlen und Goldanhänger gefunden hat, dann nimmt man nicht zur Kenntnis, dass die Wikinger dafür bekannt waren, dass sie Raubzüge durchgeführt hatten. Da könnte man auch behaupten, dass Polen einen florierenden Autohandel betreibt.

    Wir wollten wissen, warum Norwegen nicht in die EU wollte. Der Grund wäre gewesen, dass man sich davor schützen wollte, dass andere Länder die Fjorde leerfischen. Das kann ich verstehen, aber was mir ein Rätsel ist, wieso keine Fischverkaufsstellen oder Fischläden zu finden sind.

    Ich hoffe, es entsteht nicht der Eindruck, dass ich nur zynisch nörgele. Ich bemühe mich um Objektivität, was aber gar nicht gehen kann. Vielleicht werden wir mal wieder nach Schweden fahren. In den Süden, an die großen Seen.

    Sicher kann man diese Länder anders bewerten, wenn man seinen Jahresurlaub dort verbringt und einmal ein Kontrastprogramm zum Süden sehen will. Langzeiturlauber, die eine ähnliche Natur erleben wollen (aber alles mal 10), können wir nur den Tipp geben nach Südamerika zu fahren. Die Kosten sind nicht höher und das Erlebnis hundertmal größer (siehe unseren diesbezüglichen Bericht).

    Gute Reise!


    PS: Leider kann ich bei dem vorhandenen Speicherplatz keine Bilder hochladen. Wer sich weiter interessieren will besuche bitte meine homepage!

    In ganz Frankreich gibt es zahlreiche (über 3000 St) Stellplätze, die zum Teil kostenlos sind. Sie sind alle in einem Führer zusammengefaßt, welches man in Bücherläden und den Kios`s der Supermärkte für etwa 10 € kaufen kann. Das sind sehr gut investierte Euros.
    Le Guide National des
    AIRES DE SERVICES
    Camping-Cars

    Gibt es für jedes Jahr neu. Auch ohne Französisch-Kenntnisse versteht man den Führer sehr schnell.

    Wir wollen im Sommer 2015 mit unserem Pick-Up zwei Monate die obigen Länder bereisen. Wer hat Tipps und kann uns Stellplätze nennen (GPS Daten wären toll). Preiswerte und natürlich kostenlose Plätze wären am Besten, so wie in Frankreich überall anzutreffen. :)