[size=x-large]Und hier ist der zweite Teil des Berichtes. Viel Vergnügen! [/size]
Samstag, 21.09.13 Standtag
Wir sind zeitig auf den Beinen, ich radle nach Hagnau zum Bäcker, die Brötchen sind Klasse. Nach dem Frühstück fahren wir mit den Rädern nach Immenstaad zum Schiffsanleger, kaufen dort die Tickets nach Lindau. Kosten: 55€. Schmerzhaft… Ich lese nochmal im Flyer der Reederei, dort wird eine Tageskarte für 46€ angeboten. Also zurück zum Schalter, wir wollen motzen, da erklärt uns der Knilch, die Tageskarten gelten nicht fürs Schiff sondern für den Bus. Warum das dann im Flyer mit den Schiffsfahrplänen steht, bleibt ein ungelöstes Rätsel. Auf dem Schiff versuche ich das Fahrplanheft, die Preise und wenigstens im Ansatz die Beförderungsbestimmungen zu verstehen. Ich scheitere kläglich, obwohl ich mich sonst gern mit so etwas beschäftige. Allein der Absatz zur Fahrradbeförderung gliedert sich in 3 Ziffern und die wiederum jeweils in die Buchstaben a bis d. Um das zu begreifen, bräuchte man eigentlich ein Flussdiagramm, was einen am Ende zu dem tatsächlichen Preis führt. Außerdem gibt es unendlich viele Kombitickets, die den Schiffsreisepreis mit irgendeiner Attraktion an Land verbinden, dass unmöglich irgendwer diese vielen Möglichkeiten auch nur ansatzweise begreife könnte. Wahrscheinlich ist das System. Mit Umsteigen in Friedrichshafen erreichen wir kurz vor Mittag Lindau bei strahlendem Sonnenschein. Wir erkunden die Altstadt, die auf einer Insel liegt, es ist alles recht hübsch. Auf dem Markt bekommen wir Käse, die Wurst überzeugt uns aber nicht. Wir finden einen Metzger in der Stadt, und da bekomme ich mit brachialer Gewalt um die Ohren gehauen, dass ich alt bin: im Metzger muss man gleich an der Tür ein Schnipsel mit einer Nummer ziehen wie im Einwohnermeldeamt, es gibt einen Knopf für Wurst und einen für Fleisch. Und hinter der Theke an der Wand tatsächlich eine Anzeige mit der nächsten Zahl, die an der Reihe ist. Welt 3.0, da wo ich herkomme, gibt es noch Fleischer 0.8 als Betaversion. Wir werden aber, da der Laden leer ist und 5 Verkäuferinnen nichts zu tun haben, auch ohne Nummer bedient. Ich kann mich vor Lachen fast nicht auf den Beinen halten. Über unseren Einkauf ist es aber nach 13 Uhr geworden und pünktlich rauscht die Jalousie am Imbiss runter. Aber gegenüber gibt es noch einen Metzger 1.0 ohne Nummern, der auch nach 13 Uhr LKW verkauft (Leberkäs warm). Wir schauen noch zwei Kirchen an, in einer ist gerade ein Taufgottesdienst zu Ende gegangen und eine Einheimische spricht uns an und überhäuft uns mit lustigen Details ihrer Kirche. Sie kann gar nicht wieder aufhören. Dabei habe ich nur fotografiert, dass mitten in der Bankreihe direkt in einem Sitz die Säule steht, die die Orgelempore trägt. Dadurch kann dort natürlich keiner mehr sitzen. Aber die Dame erleuchtet uns: die Empore ist nachgerüstet und den Erbauern ist nichts Besseres eingefallen, als die Säule dorthin zu stellen, wo es eben am besten passte. Dass dort nun grade zufällig eine Sitzreihe war... Ganz banal also.
Wir schlendern zurück zum Anleger und fahren zurück bis Friedrichshafen, wo wir eine Stunde später mit dem nächsten Schiff nach Immenstaad zurück gelangen. In Friedrichshafen schauen wir die Innenstadt an, sie ist potthässlich. Zwischen Juni 1943 und Februar 1945 gab es wohl 11 z.T. schwere Bombenangriffe, u.a. wegen den Zeppelin-Werken und auch Dornier war hier ansässig. Bekanntermaßen haben die in der Hauptsache keine hölzernen Kochlöffel hergestellt. Der Wiederaufbau dann nach dem Krieg brachte wohl überall die gleiche üble Architektur zum Vorschein.
Wieder am Platz angekommen, fahre ich nochmal nach Hagnau, Äpfel und Tomaten holen. Die Tomaten sehen sehr gut aus, schmecken aber bestenfalls durchschnittlich.
Sonntag, 22.09.2013 Bodensee – Seefeld am Wörthsee
Campingplatz am Wörthsee 227 km 10,1l/100 km
http://www.campingplatz-am-woerthsee.de/
Wir machen uns zeitig reisefertig, Bezahlung bei Abreise klappt reibungslos, der Platz wird von einem Paar aus Sachsen-Anhalt betrieben dem Dialekt nach zu urteilen. Die Grauwasserschleuse ist nur nach umständlichem Rangieren zu erreichen, das ist eben alles 20 Jahre alt, wo die Autos nur halb so groß waren.
Wir nehmen Fahrt auf und bunkern in Immenstaad noch einen großen Korb Äpfel für 1€/kg. Dann befahren wir bei bestem Wetter die Deutsche Alpenstraße. Das Klettern über den Rohrach-Anstieg ist ganz schön stressig, ständig schalten und um die Serpentinen kurven, aber macht am Ende doch Spaß, der Turbo kann mal alles auf die Kurbelwelle stemmen, was er hat. Die Landschaft ist wirklich traumhaft schön und immer wieder bieten sich schöne Panoramen rechts und links der Straße. Nur die bekloppten Motorradfahrer sind eine Plage. Wir fahren die Alpenstraße vorbei am Großen Alpsee bis Immenstadt und nehmen von da an direkten Kurs zu unserem Tagesziel, dem Ammersee. Unterwegs steht an einer Tankstelle noch ein Verkaufswagen mit Allgäuer Käse, wir können mal wieder nicht widerstehen…
Die Zufahrt zum Platz ist nicht unproblematisch, die schmale Nebenstraße führt durch das Naherholungsgebiet von Utting und hier ist zum Sonntag der Teufel los. Das letzte Stück zum Platz ist Halteverbot und dann steht man unvermittelt vor dem geschlossenen Schlagbaum. Dankeschön, aha, Mittagsruhe bis 14.30 Uhr. Von der Freilichtbühne am Seeufer plärrt laut wie Hölle irgendeine komische Musik. Eben Mittagsruhe, klar. Wir ignorieren notgedrungen das Halteverbot uns streifen schon mal über den Platz. Der ist eigentlich ein Parkplatz, ein Stellplatz neben dem anderen, keinerlei Abgrenzungen wie Hecken o.ä. Der Platz ist uns beiden auf Anhieb unsympathisch. Also wenden, Tablet raus, anderen Platz suchen. Diese ganzen kleinen elektronischen Helferlein verbunden mit mobilem Internet erleichtern eben doch schon einiges. Unsere Wahl fällt auf den Nachbarsee und den dortigen Campingplatz am Wörthsee. Adresse ins Navi und los. Am Ziel hinter dem Zaun zwar Wohnwagen, aber keine Einfahrt. Also weiter bis zur nächsten Einfahrt, sehr eng und steil, ich parke zwecks fußläufiger Erkundung gegenüber am Straßenrand. Wir laufen rein, nur hornalte, ranzige Caravans, alles eng und wirklich zum Davonlaufen, da stellt sich heraus, dass das schon der nächste Platz ist. Also laufen wir zurück und finden unseren anvisierten Platz. Wir betreten das Gelände bei Kaiserwetter und an der Rezeption bellt uns ein Schild an: „Wegen der schlechten Witterung heute geschlossen. Bitte unter Telefon blas-na-tra melden, und wir sind in wenigen Minuten hier.“ Wir fragen uns besorgt, was die Bayern unter schlechtem Wetter verstehen und rufen an. Nach einer Ewigkeit und mehreren Versuchen geht eine Dame ans Telefon. Statt der erwarteten Mitteilung, dass sie sich auf den Weg macht, erhalte ich Instruktionen, der Schlüssel für Tor und Dusche läge unter dem Abstreicher, sie weist mir fernmündlich einen Platz zu und nimmt unsere Brötchenbestellung entgegen. Das hatten wir so auch noch nicht. Wir schauen uns den Platz an, da kommen unsere zukünftigen Zeltnachbarn an und beginnen das Mauken, sie wären jetzt seit 2 Wochen hier, die Rezeption sei fast nie besetzt und der Kiosk in den 14 Tagen grade mal eine Handvoll Stunden geöffnet und die Toiletten sehr schmutzig. Sie sorgen sich schon, bei wem sie bezahlen sollen, wenn nie einer da ist. Ich bringe sie auf das Nächstliegendste… Egal, wir wollen nicht noch einen Platz suchen. Aber vorher laufen wir zum Auto zurück, an dem ersten Platz war auch eine Gaststätte mit Seeterrasse, wir möchten ja noch unseren sonntäglichen Kaffee einnehmen. Es ist mächtig voll, klar: Sonntag und wirklich schönes Wetter. 4 Studenten bedienen die riesige Terrasse, aber die bekommen es nicht in den Griff. Wie auch, sie haben es eben nicht gelernt, der Chef sitzt tatsächlich drinnen, beobachtet seine Sklaven durchs Fenster und schnauzt sie ordentlich an, wenn sie zum Service reinkommen. Ein übler Laden… Wir hauen uns den Ranzen voll, bauen danach unser Auto auf und radeln dann nach Steinebach, unsere Bargeldreserven ergänzen. Zurück wählen wir laut Stadtplan den Weg über die Seepromenade: ein schlampig gekiester schmaler Weg am See entlang, leider sind aber zwischen Promenade und Wasser Grundstück an Grundstück, vom Wasser sieht man nix. Die Häuser darauf sind meist schon alt und sind eher Lauben. Wahrscheinlich hat die Gemeinde vor 50 Jahren das Seeufer vergoldet und die alten Schuppen haben Bestandspflicht, denn in zweiter Reihe findet man feinste Münchner Speckgürtelbebauung mit Totalverglasung zum See im ersten Stock. Klar, dass da für den gemeinen Pöbel keine Uferstückchen mehr bleiben… Dann sitzen wir noch ein wenig bei unserem Auto am Seeufer und genießen den Urlaub. Später stellt sich heraus, dass es mit der Hygiene hier tatsächlich nicht zum Besten bestellt ist. Noch nie habe ich so einen verdreckten Sanitärtrakt gesehen, pfui. Dabei ist das ganze Gebäude nagelneu und wirklich modern, unten die ganze Etage Waschhaus, ober Rezeption, ein Kiosk mit einer herrlichen Terrasse zum See mit Tischen und Stühlen, aber entweder zu oder total mistig. Ein Jammer, man kann sich denken, wie es hier in 3 oder 4 Jahren aussehen wird.
Montag, 23.09.2013 Seefeld am Wörthsee - Pielenhofen
Campingplatz Pielenhofen Naabtal 251 km 9,4l/100 km
http://www.camping-pielenhofen.de/
Um 8.00 Uhr gibt es tatsächlich frische Brötchen, es ist doch jemand vom Personal aufgetaucht, der Herr Chef persönlich. Er entschuldigt sich wortreich, er sei gestern mal mit seiner Frau in die Berge gefahren, sie hätten die letzten 4 Wochen durchgearbeitet. Das deckt sich zwar nicht mit den Aussagen unserer Nachbarn, kann uns aber egal sein. Zusammen mit den Brötchen kassiert er gleich den Stellplatz, zum Thema Strom meint er, das bisschen für den Kühlschrank fällt nicht ins Gewicht, passt schon. Wenn der wüsste, dass ich schon 5 kWh fürs Heizen verbraucht habe, über Nacht ist uns nämlich das Gas alle geworden. Selbst Schuld. Und noch bevor wir fertig gefrühstückt haben, ist er wieder verschwunden, ohne die verdreckten Sanitäranlagen zu besichtigen geschweige denn zu feudeln. Noch ein Platz, den wir nicht weiter empfehlen werden. Dann geht’s los, wir steuern den Flughafen München an. Hier gibt es ein richtiges Besucherzentrum mit historischen Flugzeugen, einer Gaststätte, Flughafentouren, Souvenirs, Toiletten, alles richtig gut. Wir ziehen aber weiter zum Beobachtungshügel Süd. Auch hier Parkplätze und ein künstlich angelegter Hügel erheblichen Ausmaßes, mit einer ordentlichen Treppe. Man hat einen herrlichen Blick auf die Südbahn und das Vorfeld. Flugzeuge schauen und fotografieren ist angesagt. Da kommen sogar endlich mal unsere Klappstühle zum Einsatz. Mittags macht Dorit im Auto einen kombinierten Wurst/Käse/Brot-Teller fertig, den wir oben in der Sonne genüsslich verspachteln. Da schauen die anderen Spotter ziemlich dumm aus der Wäsche.
Nach dem Mittag machen wir uns wieder auf die Reise, wir wollen ins Naabtal und unterwegs noch einen Abstecher nach Ingolstadt machen. Das Überholverbot für Fahrzeuge >3,5 t, das auch für uns gilt, lässt den Durchschnitt auf unter 9 Liter fallen. In Ingolstadt ist ein großer P+R-Parkplatz auch für Wohnmobile sehr gut und übersichtlich ausgeschildert, es gibt sogar ca. 12 Übernachtungsplatze für 5 €, Strom ist für lau, Wasser 1 €, Duschen und Toiletten gleich nebenan in der Schwimmhalle. Feine Sache. Es steht schon ein Dresdner da, wir kommen ins Gespräch. Die Stadt wollen sie sich morgen ansehen. Wir marschieren los, schauen uns um. Ist völlig unspektakulär und nicht besonders sehenswert. Aber wo wir schon mal da sind, lassen wir uns vor einem Café nieder. In letzter Sekunde bemerken wir, dass wie überhaupt kein Geld mit haben. Also zurück zum Auto, Geld holen. Dort sitzt der Dresdner vor seinem Auto und schaut die Giebelwand der Schwimmhalle an. Erlebnisurlaub… Eis und Kaffee sind gut, danach dieseln wir Richtung Regensburg und steuern unseren geplanten Platz problemfrei an. Die Dame in der Anmeldung ist sehr nett und in jeder Hinsicht behilflich, sie malt uns kostenfreie Parkplätze in Regensburg in den Stadtplan und auch die Stelle, wo wir unsere Gasflasche wieder befüllen können. Vorbildlich. Sanitär ist Top in Ordnung, hier gibt es nichts zu beanstanden. Wir stellen uns nett ab und gehen dann in die Platzkneipe essen. Die Karte sah erst nach Friteuse aus, aber wir werden angenehm überrascht. Krustenbraten (Dorit) und Schnitzel (ich) sind sehr lecker, ganz frisch und vor allem eben mächtige Portionen. Das Ganze incl. Getränke (0,5er Bier für 2,60€!) für 21,30€, da muss man sich nicht streiten.
Dienstag, 24.09.2013 Pielenhofen - Hohenwartestausee
Campingplatz Neumannshof 281 km 10,6l/100 km
http://www.camping-neumannshof.de/de_home.html
Nach dem Frühstück brechen wir auf in Richtung Regensburg. Dort steuern wir zunächst die Tankstelle Lanzinger an wegen unserer leeren Gasflasche. Ohne Erfolg. Unsere blaue Pfandflasche scheint doch was sehr exotisches zu sein. Es gibt nur rote Mietflaschen oder graue zum Kaufen. Dann eben weiter zu Linde technische Gase. Das gleiche Ergebnis. Interessant: die Dame im Verkauf wusste weder, wozu man Gas in einem Wohnmobil braucht, und dass man so ein „ganzes Auto“ (wörtliches Zitat) mieten kann, erschüttert ihren weltanschaulichen Unterbau nachhaltig. Kurzes Telefonat mit Radeberger Reisemobile, wir sollen eine graue Flasche kaufen und bekommen sie erstattet. Natürlich kann man bei der doch nicht unbekannten Firma Linde in Regensburg nicht mit EC-Karte bezahlen…
Der zweite uns empfohlene P+R-Parkplatz ist noch frei, wir stellen unser Mobil dort ab und erkunden die Innenstadt. Die ist sehr schön, viele kleine verwinkelte Gässchen, alte schone Häuser und der beeindruckende Dom. Am Rathaus essen wir schön im Freien Mittag, das Wetter spielt mit, die Sonne scheint und es sind über 20°C. So gegen 15 Uhr brechen wir auf Richtung Hohenwartestausee, avisieren uns telefonisch und bestellen auch gleich Brötchen. Die letzten 25 km sind mühselig, die Straßen sind schmal, kurvig und schlecht. Aber pünktlich 18.30 Uhr sind wir da, bekommen einen guten Platz und der Tag neigt sich dem Ende zu. Platz aufgeräumt und total ruhig, viele Dauerstandplätze, Wiese terrassiert mit Hecken. Sanitärgebäude alles neu und fein. Duschen mit aufgeladener Chipkarte.
Mittwoch, 25.09.2013 Hohenwartestausee
Standtag 70 km
Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg Richtung Saalfeld. Vorher legen wir noch an der Apotheke an, bei mir ist eine ordentliche Erkältung im Anmarsch. Dann fahren wir zu den Feengrotten (https://www.feengrotten.de/). Hier hat sich viel geändert im positiven Sinne. Nach einer kurzen Wartezeit beginnt unsere Führung durch das alte Bergwerk. Dauer ca. 1 Stunde, aber recht kurzweilig und interessant gemacht. Das Ding ist ja vergleichsweise nicht tief, auch die zurück zu legenden Wege sind nicht lang und auch nicht eng. Am Ende stehen wir vor der größten Attraktion, dem Märchendom. Der sieht wirklich phantastisch aus, vor allem die Spiegelung im Wasser. Der Führer erklärt, dass er sehr froh ist, die Spiegelung so schön zu sehen, weil das Wasser total ruhig ist. Wenn erst der Regen der vergangenen Tage durch den Berg ist, beginnt es zu tröpfeln und die Spiegelung ist im Eimer. Eine Frau steht ganz vorn und präsentiert der ganzen Gruppe ihren IQ einer Badewanne: sie taucht tatsächlich ihre Hand ins Wasser und wedelt ordentlich damit herum: „Mal paar Wellen machen.“ Sie ist mächtig stolz auf das Ergebnis. Fast genau so schlau sind einige mit Knipsbriketts Ausgerüstete: um den Anblick zu genießen, läuft ca. 3 Minuten eine hübsche Musik und dabei ändert sich die Beleuchtung. Der Führer bittet vorher ausdrücklich darum, in dieser Zeit nicht zu fotografieren. Natürlich wird geknipst und geblitzt was die Dinger hergeben… Aber das kann uns die Freude nicht verderben, im Gegenteil, sie wird nach Ende der Tour durch wirklich gute Thüringer Rostbratwürste noch weiter gesteigert. Anschließend machen wir uns auf den Weg nach Rottenbach, wo wir in die Schwarzatalbahn einsteigen. Sie soll uns nach Obstfelderschmiede bringen, wo wir in die Standseilbahn nach Lichtenhain umsteigen und danach das letzte Stück mit den elektrischen Triebwagen bis nach Cursdorf fahren. Das komplette Programm sozusagen. Das klappt auch alles bestens, hier wird Eisenbahnbetrieb noch ein wenig mit Herz gemacht. Seit 2002 wurde fast alles erneuert, mit kräftiger Förderung durch das Land Thüringen. Eine Tageskarte für alles zusammen kostet 9,90€ pro Person, wir finden das moderat (http://www.oberweissbacher-bergbahn.com/). Eigentlich wollten wir in Cursdorf einen Kaffee trinken, doch das bleibt erfolglos. Alles, aber wirklich alles ist geschlossen, wenn überhaupt, wird erst 17 Uhr wieder geöffnet. Das Museum für Der Ort wirkt insgesamt dermaßen trostlos, dass es zum Davonlaufen ist. Selbst das interessant klingende „Historische Glasapparatemuseum“ verprellt uns mit besucherunfreundlichen Öffnungszeiten (10.00-12.00 und 13.00-15.00). Die einzig belebte Stelle im Ort ist der mobile Bäckerwagen, wir kaufen fast aus Mitleid zwei Stück Kuchen. Im Gespräch mit der Verkäuferin stellt sich heraus, dass hier absolut tote Hose ist. Junge Leute sind zu mindestens 95% weggezogen, sie sei sozusagen die „junge Garde“ , dabei ist sie locker unser Alter. Man mag sich nicht ausmalen, wie es hier in 30 Jahren aussehen wird. Also treten wir per historischer Eisenbahn den Rückweg an, bekommen tatsächlich im Bahnhofsrestaurant in Lichtenhain (ein ausrangierter umgebauter Reisezugwagen) einen leckeren Kaffee nebst Eis und frischem Kuchen. Na bitte, geht doch. Wieder am Auto angekommen geht’s zurück zum Campingplatz. An unserem letzten Abend gönnen wir uns einen Besuch in der Platzkneipe, und obwohl wir mutterseelenallein sind, werden wir vorzüglich mit schmackhaftem und frisch zubereitetem Essen überrascht. Normalerweise sei um diese Zeit mehr los, aber durch das Wetter bleiben in diesem Jahr die Besucher aus. Wir sind mit noch 3 Wohnwagen tatsächlich die Einzigen auf dem Platz neben versprengten Dauercampern.
Donnerstag, 26.09.2013 Hohenwartestausee – Dresden
241 km 10,1 l/100km
Nach dem Frühstück packen wir alles zusammen und treten die Heimreise an. Dabei kommen wir mächtig in den Stau, auf der A4 hat es kurz vor Dresden gekracht mit 16 km Stau, wir fahren am Dreieck Nossen ab und versuchen uns über Meißen durch zu schlagen, was zwar sehr zäh, aber trotzdem klappt. Nach dem Ausräumen fahren wir noch nach Nickern in die Waschbox, die Schrankwand waschen.
Die Rückgabe des Autos am Freitag klappt problemlos, auch wenn der Knecht, der die Abnahme macht, ziemlich unfreundlich und argwöhnisch ist, als würden wir das Auto mieten, um es mit Absicht zu beschädigen. Er sucht sehr gründlich (viel gründlicher, als er die Übergabe am Anfang gemacht hat), aber er findet nichts. Kaution zurück, Preis für die Gasflasche aus Regensburg erstattet bekommen, vielen Dank, schönes Wochenende, bis zum nächsten Mal. Dann geht’s mit dem Renault nach Hause und man fühlt sich unglaublich eingeengt in der kleinen Büchse. Auch greife ich immer links neben mir nach der vermeintlichen Handbremse…
Fazit: Ein schöner, stressfreier Urlaub. Meist waren wir faul und haben das gemacht, wonach uns der Sinn stand. Kein Bildungsurlaub, war ja auch nicht geplant. Aber Urlaub in Deutschland ist nicht billig. Klar, man hätte ein kleineres Auto nehmen können, aber so war’s auch schön. Wetter ging eigentlich, bei Regen waren wir entweder im Auto oder irgendwo innen, richtig nass geworden sind wir nie. Wohnmobilurlaub bleibt weiterhin eine Option.