Stadtbesichtigung von Berlin

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    • Offizieller Beitrag

    Heute soll es mal einen kleinen Reisebericht von mir geben. Letzte Woche Montag stand ich nämlich vor dem Luxusproblem, nicht zu wissen, wo wir am nächsten Tag hinfahren werden. Zur Auswahl stand eine Wohnmobiltour durch die Alpen und eine Stadtbesichtigung von Paris. Wir entschieden uns dann einfach mal für eine Fahrt nach Berlin.
    Immerhin stand ja der 3. Oktober an und das wäre ein passender Anlass gewesen.

    Ich war in den letzten Jahren schon oft in Berlin, aber immer nur zu irgendwelchen Terminen oder Veranstaltungen. Mehr als einmal durch das Brandenburger Tor zu schlendern war dann in der Regel aber nicht drin. Mein letzter "richtiger" Besuch von Berlin geht auf das Jahr 1988 zurück. Na ja, und seitdem hat sich ja doch so einiges in der Stadt verändert.

    Kurz gesagt, wir hatten drei Tage und vier Nächte Zeit, um Berlin zu besichtigen und haben uns intensiv, von frühmorgens bis spätabends, mit dem Besuch von zahlreichen Gedenkstätten befasst.

    Wir übernachteten auf dem Wohnmobilstellplatz in Berlin-Tegel, zu dem ich noch gesondert etwas schreiben werde. Der Platz selbst ist als Ausgangspunkt ganz gut gelegen, aber die Verantwortliche auf dem Platz - ojemine... :rolleyes: Wie gesagt, später mehr.

    Mit der S25 kommt man von Tegel direkt zum Bahnhof Friedrichstraße, dem Brandenburger Tor und weiter zum Potsdamer Platz. Wir entschieden uns für den Kauf einer Welcome-Card für 72 Stunden, mit der wir dann einige Ermäßigungen hatten. Allerdings sollte man das dann auch entsprechend nutzen. Hätten wir alle drei Tage so verbracht wie unseren zweiten Aufenthaltstag, dann hätte sich die Karte nicht gelohnt, da wir am zweiten Tag alles zu Fuß zurücklegten und somit eigentlich nur einmal mit der S-Bahn hin- und zurückgefahren sind. Am dritten Tag haben wir aber dann auch einige weiter entfernte Dinge besichtigt und sind deutlich öfter mit dem ÖPNV unterwegs gewesen.

    Aber hier jetzt mal zu den historischen Sehenswürdigkeiten:


    Das DDR-Museum ist noch relativ jung, aber hat sich in den letzten Jahren zu einem der meistbesuchtesten Sehenswürdigkeiten von Berlin entwickelt. Es befindet sich gleich gegenüber dem Berliner Dom und der Museumsinsel und besticht damit, dass man alles anfassen darf.


    Auch in diesen Trabi darf man sich einfach hineinsetzen.


    Ich persönlich fand natürlich diesen Reiseatlas total spannend. Schade, den durfte man nicht anfassen.


    Aber in einer nachgebauten Plattenwohnung darf man nach Herzenslust in die Schränke schauen oder einfach auf der Couch Platz nehmen und Ost-Fernsehen gucken.


    Zum Holocaust-Mahnmal muss man wohl nicht viel sagen. Es befindet sich direkt zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz. Wie aber damals bei der Diskussion um die Errichtung des Mahnmals befürchtet, spielen viele Menschen Verstecken zwischen den Steinblöcken. Manche versuchen auch, auf den Steinen spazieren zu gehen. Aber die werden dann zum Glück vom Aufsichtspersonal schnell heruntergepfiffen. Was ich allerdings gar nicht wusste, ist, dass unter dem Mahnmal noch ein weitreichendes Museum untergebracht ist. Ich muss zugeben, dass ich immer dachte, "nur" die Steinblöcke wären das Mahnmal. Die Ausstellung ist auf jeden Fall sehenswert und sollte nicht verpasst werden. Der Eintritt ist frei.

    • Offizieller Beitrag

    Einem weiteren Irrtum, dem ich aufgesessen bin, ist die Tatsache, dass ja doch noch einiges an Mauerresten zu sehen ist. Ich dachte immer, man hätte fast alles abgerissen.
    Aber es gibt noch die East Side Gallery, einen langen Abschnitt an der Topographie des Terrors und noch deutliche Spuren an der berühmten Bernauer Straße.


    Dieser Abschnitt befindet sich an der Topographie des Terrors. Dabei handelt es sich um eine umfangreiche Ausstellung zur NS-Diktatur, für die man sehr viel Zeit mitbringen sollte. Sie befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Gestapo-Zentrale und ist in einen Außenbereich und einer Ausstellungshalle unterteilt.


    Bilder im Außenbereich


    Die Mauern im unteren Bildbereich gehören zu den Kellerwänden der ehemaligen Gestapo-Zentrale. Gleich hinter dem Banner mit den Namen von zahlreichen Opfern steht dann auch noch die Berliner Mauer. Mehr Geschichte geht kaum noch.


    Hier auch nochmal deutlich zu sehen: Der Außenbereich mit Mauer. Es wäre im Übrigen jetzt die Westseite der Berliner Mauer.


    Der Grundmauern der Gestapo-Zentrale sind nachgezeichnet und mit zahlreichen Hinweisschildern erklärt.


    Innerhalb der Ausstellung Topographie des Terrors.

    • Offizieller Beitrag


    Das Mauermuseum am Checkpoint Charlie hat mich ein wenig enttäuscht. Zum Einen war das Personal sehr unhöflich - sowohl zu uns als auch zu anderen Besuchern -, zum Anderen wirkten die Informationstafeln schon sehr alt. Es wirkte alles sehr lieblos und aufgeräumt. Das machte sich zum Beispiel bemerkbar, dass zwar jede Information in vier Sprachen aufgeführt war, aber bei jeder Info-Tafel musste man zunächst "seine" Sprache suchen. Manche der Infotafeln waren völlig verschmutzt, so als hätten diejenigen, die mal die Tafeln aufhingen, verölte Finger gehabt. Von Besuchern waren diese Spuren definitiv nicht. Und bei den alten und kleinen Fernsehern, auf denen Endlosschleifen von Gorbatschow, Kohl und Co zu sehen waren, war auch die Digitalanzeige vom Video eingeblendet. Keine Ahnung, wie die heißt, aber sichtbar ist sie eigentlich nur für Leute, die sich um den Schnitt kümmern. Das störte natürlich nicht, aber irgendwie zeigte das ein wenig die Lieblosigkeit - hätte man sicherlich auch ausmachen können. Erst recht zu einem Preis von 12,50 Euro pro Person. Zum Vergleich: Das DDR-Museum, das deutlich mehr zeigt und wesentlich schöner präsentiert, kostet nur 9 Euro Eintritt.
    Kurz gesagt: Das Mauermuseum wurde in den 1960er-Jahren gegründet und erhielt seither scheinbar nur ein Update im Jahre 1989.


    Checkpoint Charlie


    An dieser Stelle starb Peter Fechter, der beim Fluchtversuch erschossen wurde und mitten im Grenzstreifen liegen gelassen wurde. Ist nur wenige Meter vom Checkpoint Charlie entfernt. Der Punkt in der Mitte der Absperrpfosten ist der Ort, an dem er lag. Die zwei Reihen Kopfsteinpflaster markieren den Standort der Mauer. Dementsprechend stehe ich jetzt auf der ehemaligen Ost-Seite. Wer das mit altem Schwarz-Weiß-Bildern vergleichen würde, würde nichts mehr wiedererkennen.



    Relativ jung ist auch noch das Jüdische Museum. Auch hier sollte man sich sehr viel Zeit nehmen. Es gibt unheimlich viel zu lesen und auszuprobieren. Gerade wenn man in Berlin ist und ständig auf die NS-Zeit aufmerksam wird, sollte man sich auch mit der jüdischen Kultur befassen - sehr interessant und empfehlenswert.


    An dieser Stelle fand 1933 die Bücherverbrennung statt. Als Mahnmal hat man diesen Glasboden in den Platz eingelassen durch den man auf leere Buchregale blickt.


    Den Bahnhof Friedrichstraße hatte ich schon erwähnt. Dieser war in der Zeit des Kalten Krieges sozusagen ein geteilter Bahnhof und es ist heute unvorstellbar, wie man damals die Leute behandelt hat. Vor dem Bahnhof befindet sich der sogenannte Tränenpalast, der so heißt, weil hier in der Regel die Westbesucher Abschied von ihren Ostverwandten nehmen mussten.
    Die Ausstellung im Tränenpalast ist nicht besonders groß, aber auch sehr interessant. Eintritt ebenfalls kostenfrei.

    • Offizieller Beitrag

    Wie gesagt, wo man steht und geht, befindet sich eine Gedenkstätte. Diese hier ist zum Beispiel öffentlich und befindet sich an der S-Bahnhaltestelle Nordbahnhof. Sie erklärt, wie damals die Situation unter Tage war. Sprich, wie der U- und S-Bahnverkehr während des Kalten Kriegs aussah. Denn auch durch alte U-Bahnschächte sind natürlich einige Fluchtversuche vonstatten gegangen und die West-Bahnen durften an den Ostbahnhöfen nicht anhalten, sondern lediglich langsam vorbeifahren.


    Gedenkstätte für die Geisterbahnhöfe in Ost-Berlin


    Alte Fahrpläne Ost und West


    Dieser Zugang zum Nordbahnhof war vermauert.

    Gleich neben dem Nordbahnhof beginnt die Bernauer Straße. Diese wurde damals durch zahlreiche Fluchtversuche berühmt und durch die Hausfassaden, die in der Anfangszeit der Berliner Mauer ein Teil der Mauer waren. Die Fenster wurden bekanntlich zugemauert. Später wurden die Häuser abgerissen.


    Die Stelen zeigen die ehemalige Berliner Mauer an.


    Hier befände man sich im Sperrstreifen, die Häuser auf der linken Seite waren oder wären in West-Berlin gewesen. In den Stahlröhren sind zahlreiche Informationen und Videos untergebracht.
    Die Gedenkstätte Bernauer Straße ist jederzeit zugänglich und rund 1,5 Kilometer lang. Im südlichen Bereich, gegenüber dem Nordbahnhof befindet sich eine Ausstellungshalle, in der es einige Videos zu sehen gibt.


    Die Opfer der Berliner Mauer


    Von einem Aussichtsturm in "West-Berlin" blickt man auf ein orginal erhaltenes Stück Sperrstreifen nach Ost-Berlin. Dieses Stück kann nicht betreten werden. So bekommt man ein ganz gutes Bild davon, wie es damals im Original aussah.


    Schaut man vom Aussichtsturm nach links, dann erkennt man den weiteren Verlauf der Gedenkstätte Bernauer Straße. Die Kapelle in der Bildmitte ersetzt die Versöhnungskirche, die mitten im Sperrstreifen stand und von der DDR-Führung im Jahr 1985 gesprengt wurde.
    Nebenbei: Auf dem Aussichtsturm scheint es einen Geocache zu geben. Ein Vater hat mit seinem Sohn eine Jahreszahl gesucht. Schade fand ich, dass beide keinen Blick für die Geschichte hatten.


    Hier kann man gut erkennen, wo die Häuser der Bernauer Straße standen. Links war West-Berlin. Der Grundriss des Hauses war bereits Ost-Berlin.


    Und mit zahlreichen kleinen Plaketten wird in der Bernauer Straße an die vielen Schicksale erinnert. Im Besucherzentrum erhält man Flyer, die jeden einzelnen Punkt erläutern.

    • Offizieller Beitrag

    Das Bild des flüchtenden Grenzsoldaten kennt wahrscheinlich jeder:

    An dieser Stelle fand das Ereignis statt und ich stehe jetzt genauso wie damals der Fotograf:



    Auch das ist noch die Bernauer Straße. Wieder mit einer Plakette als Mahnmal. Tja, aber hier wird nun komplett gebaut. Der Bauzaun steht exakt an der Stelle der ehemaligen Mauer.

    • Offizieller Beitrag

    Trotz aller Neubauten kommt es aber auch immer wieder mal vor, dass man noch Hausfassaden mit Einschusslöchern entdeckt.


    Diese hier gehört aber zu einem Museum. Doch wer mal Berlin besucht und ganz harmlos die Siegessäule besichtigt, sollte dort auch mal auf die Granitwände achten.


    Natürlich haben wir auch den Bendler-Block besichtigt. Das hier ist der Innenhof, wo die Widerstandskämpfer vom 20. Juli erschossen wurden.


    Gedenktafel im Bendler-Block


    Ausstellung. Auch hier gibt es wieder viel zu lesen. Zeit mitbringen.

    • Offizieller Beitrag


    Zu diesem Bild gibt es nicht viel zu sagen. Es handelt sich um das Luftbrücken-Denkmal am ehemaligen Flughafen Tempelhof.

    Von dort aus gelangt man nach einem 20minütigen Spaziergang durch Schöneberg aber zu einem Aussichtspunkt. Genauer gesagt, zu diesem hier:

    Zu sehen sind im Norden die Hochhäuser vom Potsdamer Platz. Dahinter kommt dann das Brandenburger Tor und der Reichstag. Doch warum gibt es diesen Aussichtsturm? Ganz einfach: Um zu erahnen, welche größenwahnsinnigen Pläne Hitler mit seinem Germania hatte. Denn vom Reichstag, den man eben gar nicht sehen kann, würde bis hier und noch ein Stück weiter die geplante Nord-Süd-Tangente von Hitlers Reichshauptstadt Germania verlaufen.
    Das heißt, man hätte vermutlich am linken Bildrand die sogenannte Große Halle stehen sehen, die ungefähr dort stehen würde, wo sich heute der Berliner Hauptbahnhof befindet. Unvorstellbar. Um diese Pläne zu verwirklichen, musste aber erst einmal getestet werden, ob der Berliner Boden solche Protzbauten überhaupt vertragen würde. Und genau dafür hat man den Schwerbelastungskörper bauen lassen - von französischen Kriegsgefangenen:


    Das Ding besteht aus nichts anderem als aus Beton und hatte tatsächlich nur einen Zweck: Testen, wie weit das Bauwerk einsackt bzw. ob es sich neigt oder stehen bleibt.

    Heute ist der Schwerbelastungskörper zum Besuch freigegeben und als Baudenkmal eingetragen. Man kann sich auch durch den Verein Berliner Unterwelten führen lassen.

    Zum Schluss noch der Hinweis, dass in sämtlichen Gedenkstätten, Besucherzentren und Ausstellungen zahlreiche Literatur zu finden ist. Ich habe mich schwer zurückhalten müssen, um nicht alles mögliche einzukaufen. Daher habe ich es bei einigen wenigen Reiseführern belassen, die einen zu den Orten der Vergangenheit bringen. In einem steht sogar geschrieben, dass man noch heute über 300 Straßenlaternen im Berliner Stadtgebiet finden kann, die Albert Speer entworfen hat. Das sind dann diese hier:

    Es ist also wirklich unglaublich, wie viele Spuren der Geschichte man entdecken kann. Und vielleicht noch abschließend, damit keine falschen Gedanken aufkommen: Ich bin einfach nur an der Geschichte des 20. Jahrhunderts interessiert - kein braunes Gedankengut und keine Ostalgie.

    Übrigens, von den Feierlichkeiten auf der Straße des 17. Juni haben wir kaum etwas mitbekommen, weil wir so in den Museen und Ausstellungen vertieft waren.


  • Zu diesem Bild gibt es nicht viel zu sagen. Es handelt sich um das Luftbrücken-Denkmal am ehemaligen Flughafen Tempelhof.

    Zu dem Bild kann ich etwas beisteuern - ich fahre nämlich regelmässig an einem der beiden Gegenstücke vorbei :)

    [Blockierte Grafik: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/4/4a/FRA_Airlift_Memorial_Douglas_C47_USAF_DC3.jpg/800px-FRA_Airlift_Memorial_Douglas_C47_USAF_DC3.jpg]
    (Foto: Wolfgang Pehlemann | wikipedia.de)
    Das gesamte Luftbrücken-Denkmal besteht aus dreien solcher Teile, das in Berlin ist das älteste, die anderen beiden stehen am Frankfurter Flughafen und an einem Celler Fliegerhorst.

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