Literaturrätsel in Zeiten von Corona

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  • Einen schönen guten Nachmittag — 


    heute habe ich mal eine andere Art von Rätsel: Nicht der Aufnahmeort eines Bildes ist zu erraten, sondern der Autor eines Textes, der — so finde ich — wunderbar in dieses Forum passt, und damit auch zu den Reisebeschränkungen, die das vermaledeite Corona-Virus über die Welt gebracht hat. Der Text stammt, soviel sei verraten, von einem Literatur-Nobelpreisträger: 


    „Als ich noch sehr jung war und darauf brannte, anderswo zu sein, versicherten mir reife Menschen, die Reife würde dieses Laster heilen. Als man mich dann den Jahren nach reif nennen konnte, verschrieb man mir das gesetztere Alter. Im gesetzteren Alter hieß es, mit fortschreitendem Alter würde mein Fieber nachlassen, und heute, mit 58 Jahren, bleibt mir nur noch die Aussicht, dass die Senilität endlich das Ihre tut. Bis jetzt hat nichts geholfen. Wenn ich das schrille Pfeifen einer Schiffspfeife höre, bekomme ich immer noch eine Gänsehaut im Nacken und meine Beine setzen sich in Bewegung. Das Dröhnen eines Düsenflugzeugs, ein warmlaufender Motor und sogar Hufgeklapper weckt in mir das alte Reisefieber; mein Mund wird trocken, der Blick schweift in die Ferne, die Handflächen werden heiß, und der Magen hebt sich in den Brustkasten. Mit anderen Worten: Einmal ein Vagabund, immer ein Vagabund.“


    Ich wünsche viel Spaß beim Recherchieren, und natürlich ist das ‘heute’ in dem Text nicht das ‘heute’ von heute. 


    Jürgen

  • Hmm, ein tolle Idee, aber in Zeiten von Google & Co ist es sehr leicht, solche Zitate zuzuordnen. Ich maße mir daher nicht an, meinen Google-Treffer, der sicher 100% korrekt ist, hier als Lösung anzubieten. Aus meinem Wissensschatz hätte ich es nicht beantworten können.

    LG
    Volker

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    ... unterwegs im Dethleffs Globetrail 640

  • Einen schönen guten Abend — 


    Ich weiß nicht, ob es allen — so wie oben offenischtlich Volker — gelungen ist, den Autor des Eingangszitates zu ermitteln, und daher folgt hier die Auflösung: Es handelte sich um die ersten Zeilen aus dem Reisebericht Meine Reise mit Charley – Auf der Suche nach Amerika von John Steinbeck, der 1962 den Nobelpreis für Literatur erhielt. Die Erstausgabe in Buchform erschien 1962 unter dem Titel Travels with Charley. Und so kam es zu dem Buch:

    Jahrelang, verrät der Autor auf einer der ersten Seiten, sei er durch viele Länder der Welt gereist, bis ihm im Alter von 58 Jahren klar geworden sei, dass er sein eigenes Heimatland nicht kannte. “Aber nicht nur das”, fuhr er fort, “ich hatte das Land seit 25 Jahren nicht mehr bewusst erlebt. Kurz, ich schrieb über etwas, das ich nicht kannte, und halte dies bei einem sogenannten Schriftsteller für ein Verbrechen. Meine Erinnerungen waren von 25 verstrichenen Jahren entstellt.”

    Und so ließ er sich auf der Basis eines Pick-up ein Wohnmobil bauen und startete im Herbst 1960 mit seinem Freund Charley, einem schon etwas älteren Pudel-Herrn, zu seiner Reise durch Amerika, über die er in dem Buch berichtet. 


    Tschüss bis demnächst einmal 

    Jürgen

  • Hmm, ein tolle Idee, aber in Zeiten von Google & Co ist es sehr leicht, solche Zitate zuzuordnen. Ich maße mir daher nicht an, meinen Google-Treffer, der sicher 100% korrekt ist, hier als Lösung anzubieten. …

    Hallo Volker —

    ja, so verdirbt einem Google schöne literarische Reiserätsel. So wollte ich gerade mal einschätzen lassen, wann wohl die folgende Beschreibung zu Papier gebracht wurde: 


    “Wie sehr die Menschen, die sich zu Hunderttausenden auf einem kleinen Erdenfleck angesammelt hatten, diese Erde, auf der sie sich drängten, zu verunstalten versuchten, wie sehr sie sie mit Steinen zupflasterten, damit nichts mehr auf ihr gedeihen konnte, wie sehr sie noch jedes Kräutchen, das da keimte, wegrupften, wie sehr sie alles mit Steinkohle und Petroleum verqualmten, wie sehr sie die Bäume stutzten und Tiere und Vögel samt und sonders verjagten — der Frühling war Frühling, selbst in der Stadt.”


    Würde man, wenn man das Buch nicht gelesen hat, auch ohne Google schnell auf die Idee kommen, dass hier St. Petersburg im Jahr 1898 beschrieben wurde? Bei dem Text handelt es sich um den ersten Satz aus Lew Tolstois Roman Auferstehung, doch als ich den Satz bei Google eingab, war gleich das erste Ergebnis ein Treffer. 


    Allen hier einen schönen Tag 

    Jürgen

  • Ja, früher gab es ja den Satz: "Wissen heißt, wissen wo es geschrieben steht." Doch heute muss man das Zitat wohl anpassen und könnte es vielleicht so formulieren: "Wissen heißt, wissen wie man es googelt."

    Ich finde es trotzdem schön, dass Du uns auf diese Weise auf dieses Zitat oben aufmerksam gemacht hast. Man glaubt oft nicht, wie bestimmte Probleme der modernen Zivilisation sich schon vor über 100 Jahren abgezeichnet haben.

    LG

    Volker

    --

    ... unterwegs im Dethleffs Globetrail 640

  • Wenn wir beide ein Buch gelesen haben, schenken wir es gerne unseren Freunden in den USA (zur Vertiefung der deutschen Sprache) oder es kommt in einen öffentlichen Bücherschrank.

    Manchmal aber behalten wir ein Buch, weil es für uns eine besondere Bedeutung hat.

    Das hier gehört dazu.

    Und das ist sein Wagen, das Original steht in Salinas, CA im National Steinbeck Center.

    Gruß
    Michael und Britta

    Touristen wissen nicht, wo sie waren, Reisende wissen nicht, wohin sie gehen. - Paul Theroux

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