Auf nach Marokko solange es noch geht (2013)

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  • Wieder auf nach Marokko – solang es noch geht….


    Etwas abgewandelt nach einem Song aus den 70er Jahre
    ….. besuchen Sie Europa, solange es noch steht…….
    sind wir mit unserem 5 Monate alten, also fabrikneuen „Yogourt-Becher“ am 1.1.2013 von unserem Wohnort in Spanien nach Marokko aufgebrochen. Wir wollten erfahren, wie wir mit einem „normalen“, Serien-Wohnmobil zu Recht kommen. Zum ersten Mal mit unserem Adria dieses tolle Land bereisen, in dem wir unsere ersten OFF-ROAD Touren 2007 mit dem „Dicken“ unternommen hatten.
    Um es vorweg zu nehmen; es war toll, total entspanntes stressfreies Reisen. Für Marokko braucht man kein Allrad-Fahrzeug. Es sei denn, man will abseits des gut ausgebauten Straßennetzes „querfeldein“ fahren, was natürlich dort sehr gut geht. Selbst die Piste von Tassarine zu den Felsgravuren bei Ait Ouazik, die sehr steinig und im Flussbett teilweise versandet ist, war mit unserem Fiat zu bewältigen. Natürlich benötigten wir für diese 18 Km ca. 1 ½ Stunden und die gleiche Zeit wieder zurück, aber Alles ohne Probleme.


    Von Tassarine nach Ait Ouazik

    Doch erst mal von Anfang an:
    Wir setzten am 2.1.2013 von Algesiras nach Tanger Med über; die bequemste und komfortabelste Art und Weise für 200 € nach Marokko zu kommen. Die Schiffpassage kann man neben Lidl oder bei Carlos in Algasiras kaufen. Auf dem Schiff wird ein „Fish“ ausgefüllt und man bekommt den Einreisestempel mit einer Nummer in den Pass gedrückt. Wenn man von Schiff runter fährt, kommt man an den Zoll; geht auf so ein kleines Häuschen zu, bzw. sucht in dessen Nähe einen Uniformierten. Dort gibt man die Einreisepapiere, die man mit der Schiffspassage erhalten hat, ab, zeigt seinen Pass und schon ist man in Marokko. Aus dem Hafen raus, kommt man direkt auf eine Autobahn und fährt Richtung Tanger. Nach ca. 30 Km kommt die erste Autobahntankstelle, wo man billigen Diesel für 8,3 DH/L (ca. 0,75 €) tanken kann, auch mit Kreditkarte. (Wechselkurs z.Zt. 10 DH = 0,90 €)

    Wir legten den ersten Stopp in Larache auf dem Platz einer Autobuslinie ein. In der Stadt versorgten wir uns mit Bargeld und Trinkwasser. Der Platz ist nicht sehr einladend, aber für 40 DH eine erste Übernachtungsmöglichkeit.
    Ohne weiteren Halt fuhren wir nach Fes. Dort holten wir unseren Sohn Andreas am 5.1. vom Flugplatz ab. Wie schon 2010/2011 will er zwei Wochen mit uns durch Marokko reisen. Diesmal auf einer anderen Route.
    Die Taxifahrt vom Camping Diamant Vert zum Flughafen und zurück kostete uns wieder mal „Lehrgeld“ (200 DH).
    Da wir Fes von früheren Reisen gut kennen, blieb Marion auf dem Campingplatz, Andreas und ich fuhren mit dem Linienbus zur Altstadt. Der Bus hielt direkt vor dem Eingang zum Freibad Diamant Verde, zu welchem der Campingplatz gehört. Wir fuhren mit der Linie 46 bis zur Endstation, die direkt an der südlichen Seite der Altstadt lag. Stundenlang schlenderten wir durch die engen Gassen, führten interessante Gespräche mit den Händlern und sahen uns natürlich auch das Gerberviertel an. Durch eine gute Beschilderung ist man auf einen Führer nicht angewiesen. Auch die Heimfahrt zum Campingplatz legten wir mit dem Linienbus zurück (pro Fahrt für uns beide 3 DH).

    Am nächsten Tag ging die Fahrt über den hohen Atlas der Wüste entgegen. Die Pässe des Hohen Atlas waren schneefrei. Nur in Ifrane sah man noch ein paar größere Schneeflecken auf den Feldern und es war sehr kalt.


    Teatime in Blue Meski

    Auf dem Campingplatz „Source bleue de Meski“ auf der Südseite des Gebirges übernachteten wir. Es wurde eine sehr kalte Nacht. Am anderen Morgen, nach einer kleinen „Souvenir-Einkaufsorgie“ von Marion und Andreas, fuhren wir nach Merzouga in das große Sanddünen-Gebiet des Erg Chebbi.
    Direkt an den hohen Dünen fanden wir einen kleinen, netten Campingplatz, wo wir eine Woche blieben; ausgiebige Wanderungen in die Dünenlandschaft unternahmen und es uns gut gehen ließen. Tagsüber lagen die Temperaturen weit über 20 Grad, nachts wurde es dagegen empfindlich kalt. Das Thermometer zeigte um Null Grad an.
    Ein Mann vom Campingplatz fuhr mit Andreas auf seinem Mofa in den Ort, um ein Snow-Board zu besorgen, denn unser Sohn wollte die Sanddünen runter gleiten. Ein seltsames Bild bot sich uns, als die beiden Kerle mit dem Board auf dem „Moped mit Hilfsmotor“ über die Piste gewackelt kamen. Doch das war noch der einfachere Teil dieser Aktion. Wesentlich schwieriger war es für Andreas das Board mit den schweren Schuhen zum Gipfel der Dünen zu schleppen, denn einen Ski-Lift gibt es natürlich nicht im Erg Chebbi.


    Aufstieg weder mit Seilbahn noch mit Lift

    Dreimal schleppte er seine Ausrüstung zum Gipfel der Düne. Doch er meinte, dass es sich für ihn gelohnt habe. Es war toll anzusehen, wie er über den Sand glitt, fast wie im Schnee…… nur wärmer!!!!

    Schussfahrt im Sand

    Vom Erg Chebbi aus ging es über unsere erste Off Road Strecke zu den Felsgravuren bei Tasserine, wie bereits oben erwähnt.


    Unser Adria vor den Toren Jerusalems

    Unsere nächste Station waren die beiden Filmstudios in Ouarzazate, die Andreas als Film- und Kinofreund unbedingt ausgiebig besichtigen wollte. 2010 wollte ich mir diese Besichtigung nicht antun, doch diesmal ging ich mit und war sehr positiv überrascht.
    Außer den Studios, konnten wir zwei große Kulissenbauten besichtigen; Jerusalem und Mekka. Es war eindrucksvoll und man sollte auf jeden Fall diese beiden Studios besichtigen.


    Wir parken vor Mekka – im Hintergrund Jerusalem

    Diesmal sind wir, ohne anzuhalten, durch Ait Benhaddou gefahren, denn wir hatten diese alte (Film-)Stadt schon zweimal besucht. Wir folgten dem Hinweis, den uns der Führer in den Filmstudios gegeben hatte. Nördlich von Tamdaght ist ein Film über Tibet gedreht worden. Die Landschaft hier ist der von Tibet zum Verwechseln ähnlich. Damals musste man zu Filmzwecken 400 Tibeter einfliegen lassen, denn das Aussehen der marokkanischen Bevölkerung weicht doch sehr von der aus Tibet ab.

    In Tamdaght kann man die mächtige Kasbah des Blaoui-Paschas besichtigen. Die größere Kasbah befindet sich in Telouet. Die Straße dorthin wird gerade erst ausgebaut und war nur zur Hälfte mit unserem Wohnmobil befahrbar, denn die noch vorhandenen Straßenfragmente wiesen sehr scharfe Kanten auf. Ich hatte arge Bedenken unserer Reifen wegen. Aber auch die Strecke bis dorthin ist lohnenswert.


    Kasbah Tamdaght

    Von hier aus ging unsere Fahrt nach Marrakech über den „Tizi-n-Tichka“ Pass. Eine sehr kurvenreiche und nicht so harmlose Strecke, wie man an diesem Foto sehen kann.


    Plötzlich hinter der Kurve ein Unfall

    Marrakech besuchte ich mit Andreas allein und auf der Rückfahrt holten wir unseren reparierten Reifen bei Pirelli ab. Wir hatten einen Dorn bei unserer „Off Road-Tour“ gefangen. Reifenwechsel, Reparatur und Montage für 60 DH.


    Fischtransporter in Marrakesch – wer spricht hier von „Kühlkette?“

    19.1.2013 - in Marrakech war die gemeinsame Reise mit unserem Sohn zu Ende. Nach zwei tollen Wochen, flog Andreas zurück nach Deutschland. Jetzt muss er sich auf seine Abschlussprüfungen konzentrieren, denn sein letztes Studienjahr will erfolgreich, mit dem „Magister“ abgeschlossen werden.

    In den folgenden Wochen besuchten wir die Plätze, die wir schon von früheren Reisen kannten: Plage Blanche; El Ouatia, Ouet Chebeika und zum Tanken nach Sidi Akhfennir (5,55 DH/Ltr).

    Über schöne Wüstenstrecke fuhren wir mit Irmgard und Günter zusammen, von Guelmim über Ifrane de Anti-Atlas und Tiffermit bis Tafraoute. Zwei Nächte standen wir zusammen im Gebiet der „Painted Rocks“ und unternahmen von da aus eine Rundfahrt durch die „Bilderbuch-Oase“ Ait Mansour. Ein wirklich tolles Erlebnis, das man mit jedem Wohnmobil (bis 8 m Länge und 2,40 m Breite) haben kann.


    „Painted Rocks“ bei Tafraoute

    Auf einem Stellplatz in Tafraoute blieben wir ca. 1 Woche (10 DH pro Tag). Hier ließ Günter sein Fahrerhaus restaurieren und neu lackieren und wir kauften einen Windschutz für die Außenküche.

    Eine unerwartete und tolle Überraschung war es, als wir plötzlich Evi und Joachim mit ihrem MAN Aktionmobil trafen. Wir lernten die beiden netten Berliner 2008 in El Ouadia kennen und sind damals ein paar Tage zusammen gefahren. Joachim zeigte uns im Internet seine neue Aufgabe, die er in Berlin als Zeitzeuge übernommen hat. Beide sind zu DDR-Zeiten durch einen Tunnel von Ost- nach West-Berlin geflüchtet. Für seine Arbeit zur Erhaltung der jüngsten deutschen Geschichte ist ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen worden. Auch Joachim ließ in Tafraoute sein Fahrerhaus und die Staukästen seines Aktionmobils restaurieren und lackieren.
    Beide trafen wir dann wieder in Taghazoute nördlich von Agadir. Dort verbrachten wir eine Woche bei tollem Wetter und zweistelligen Nachttemperaturen. Dieser Stellplatz war gut organisiert (10 DH pro Tag). Wasser wurde mit einem Tankwagen angeliefert (20 DH egal wie viel Liter), Brot und Stückchen wurden von „fliegenden“ Händler angeboten, Orangen und Gemüse war zu kaufen und natürlich Montieren von Solarzellen und Näharbeiten für das Wohnmobil wurden auf dem Platz angeboten.

    Auf diesem Platz in Taroudannt wurde die Markszene in dem Film „Ali Barba und die 40 Räuber“ gedreht.

    Eine schöne Bergstrecke durch den Anti Atlas fehlte uns noch auf unseren Touren durch Marokko….. von Taroudannt über den Tizi-n-Test Pass nach Marrakech.


    Abenteuerliche Strecke über den Anti-Atlas
    In Taroudannt durchstöberten wir den Souk, der sehenswert und von Einheimischen dominiert ist. Sonntags gibt es einen Vieh- und Großmarkt, der sehr ursprünglich und typisch für die Berbergegend ist. Einfach sehenswert diese Stadt, die komplett mit einer gut erhaltenen Stadtmauer umgeben ist.


    Viele Bergdörfer, die man vor dem Hintergrund der Berge kaum ausmachen kann

    Die Fahrt über den Anti Atlas nach Marrakech ist mit jedem Wohnmobil zu bewältigen (eventuell mit obigen Einschränkungen an die Größe). Man gewinnt sehr viele Eindrücke von der Landschaft und der Art wie die Atlas-Berber leben.

    Von Marrakech aus ging es über die Autobahn nach Larache auf den Stellplatz der Fährgesellschaft, wo heute nur noch Autobusse halten, die von und nach Spanien fahren. Dieser Platz war vor Jahren kostenlos. Seit 2010 besuchen wir ihn und mussten damals 50 DH pro Nacht zahlen, ab diesem Jahr 40 DH. Der Platz bot bisher sehr wenig, war aber mit 70 Km zum Fährhafen Tanger-Med günstig gelegen. Der Mangel an Service wurde Ende Februar 2013 noch gestoppt, denn das Wasser war abgestellt und es brannte kein Licht auf dem Platz, denn es gab auch keinen Strom mehr. Die Toiletten sahen dementsprechend aus. Die 40 DH wollte man trotzdem haben. Wahrscheinlich ist der Platz schon stillgelegt worden und man will nur noch die zurückfahrenden Wohnmobile „mitnehmen“, bevor man den Platz „blatt“ macht. Zu wertvoll ist der Baugrund geworden.

    Uns ist aufgefallen, dass in Marokko sehr viel gebaut wird. Tausende von Neubau-Wohnungen und –Häuser sind in den letzten zwei Jahren entstanden. Um die Großstädte herum sind riesige Siedlungen errichtet worden. Was jedoch auffällt ist, die Neubauten sind wohl verputzt, jedoch oftmals ohne Fenster. Auch total fertig gestellte Häuser sind unbewohnt. Leicht zu erkennen an den fehlenden Satelliten-Schüsseln auf den Dächer.
    Und es wurden hunderte von neuen und großen Moscheen gebaut. Es gibt Orte, da steht eine neue Moschee inmitten alten baufälligen Häusern…. ein grasser Gegensatz.

    Was uns noch aufgefallen ist, ist die große Zahl von Gewächshäusern.
    Große Flächen werden von diesen Foilendächern bestimmt, so wie man das von dem Gebiet um Nijar in Spanien kennt. Hier muss sich die Zahl der Abnehmerländer in den letzten Jahren erhöht haben. Gehen diese Lebensmittel in die EU?
    Die EU hat in Erwerbszweige investiert. So werden Produktion-Cooperativen von der EU gefördert und auch Wasserprojekte.
    Aufgefallen ist uns auch der sehr stark ausgeweitete Straßenbau. Viele neue und neu geteerte Straßen durchziehen Marokko….. gut für uns Reisenden.
    Einige Golfstaaten fördern den Bau von Schulen und Universitäten in Marokko.

    Wir haben das Gefühl; Marokko steht am Scheideweg. Wo wird es hintreiben?
    Was uns Sorge macht ist das Verhalten einiger Teile der Bevölkerung, insbesondere der Jungen, deren Verhalten sich in den letzten Jahren verändert hat. Positiv verändert haben sich die Kinder dahingehend, dass wir keinen einzigen „Steinewerfer“ mehr erlebt haben.
    Das Verhalten der Händler jedoch erinnert uns sehr an die Händler in Jugoslawien im Sommer 1990 kurz vor Ausbruch des Krieges. Wenn man die stark gestiegenen Preisforderungen bezahlt sind sie freundlich und alles ist OK. Wenn man jedoch nicht bereit ist für die gebotene Qualität die überzogenen Preise zu akzeptieren, werden sie ungehalten. Das Gleiche haben wir 1990 in Jugoslawien erlebt.

    Wir hoffen, dass uns unsere Empfindungen täuschen und Marokko weiterhin ein problemlos zu bereisendes Land bleiben wird. Die Marokkaner müssen sich nur Gedanken darüber machen, wo die tausende Wohnmobile unterzubringen sind. Denn es gibt viel zu wenige Campingplätze, dazu noch mit mangelhaften Standards. Die Zahl der „wilden“ oder „freien“ Stellplätze werden von Jahr zu Jahr geringer bzw. ein Übernachten dort wird verboten. Wo wollen die „Überwinterer“ dann noch hin? In Spanien ist man „unbeliebt“; in Portugal ist es zu kalt!!!

    Insh alah!!!


    PS: Auch diese Fotos könnt Ihr auf meiner homepage sehen.

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