2015 – Im Winter mit dem Wohnmobil nach Italien

Es war Dezember und wir hatten einige Tage frei, die wir nutzen wollten. Die Eltern haben sich über Weihnachten in die Sonne verabschiedet und wir überlegten, was wir wohl machen könnten. Die Ideen reichten von der Bretagne (möglicherweise zu nasskalt), über Schweden (neue Kleidung wäre erforderlich) bis zu Korsika (zu wohnmobilunfreundlich). Wir entschlossen uns dafür, ein Experiment zu wagen: Beide sind wir nämlich keine großen Freunde des europäischen Südens. Zu voll, zu laut, zu warm – so unsere Bedenken. Doch das sollte ja eigentlich über den Jahreswechsel nicht der Fall sein. Im Gegenteil, je nachdem wie weit man in den Süden fährt, könnten sogar die Temperaturen ganz annehmbar sein.

Wir blickten mal ein wenig hier auf die Karte und ein wenig dort. Wir guckten, welche italienischen Städte was zu bieten haben und wir recherchierten nach Wohnmobilstellplätzen in eben diesen Städten. Und alles sah eigentlich ganz passend aus, sodass wir beschlossen hatten, Weihnachten und den Jahreswechsel in Italien zu verbringen. Wie weit wir nach Süden fahren würden, wollten wir spontan entscheiden. Sogar Rom war mal im Gespräch, aber schied dann doch wegen der kurzen Zeitspanne aus, in der wir schon genug andere Sachen zu besichtigen hätten. Aber der Bereich Toskana und Emilia-Romagna dürfte wohl drin sein – so der Plan.

Am Sonntag, den 21. Dezember starteten wir ganz gemütlich den Motor unseres Wohnmobils, legten den ersten Gang ein und steuerten den Dreieinhalbtonner auf die Autobahn gen Süden. Wir wollten nicht alles auf einmal fahren und uns auch überhaupt keinen Stress machen. Es reicht schon, wenn wir für die Recherche für Reiseführer eilig unterwegs sein müssen. Daher sollte diese eine ganz sachte Fahrt mit spontanen Zielen und Zwischenstopps sein. Was wir nicht schaffen würden, würden wir uns dann für das nächste Mal aufbewahren – falls es ein nächstes Mal gibt. Das wussten wir ja noch nicht.

Als wir im Vorjahr von einer Reise mit dem Wohnmobil durch Bayern auf dem Rückweg den Stellplatz in Rothenburg ob der Tauber kennen lernten und von Rothenburg und seinen kulinarischen Spezialitäten ganz angetan waren, sagten wir schon damals, dass wir sicher dorthin fahren würden. Zwei Tage vor der Abfahrt fielen uns unsere eigenen Worte von damals wieder ein und wir machten klar, dass wir auch dieses Mal dort halten würden. Immerhin stellten wir uns das schon schön vor, im weihnachtlichen Rothenburg mit Adventsstimmung durch die dunklen Gassen zu schlendern.

So sah dann dementsprechend auch unser erster Tag aus. Zielsicher fuhren wir zu dem Wohnmobilstellplatz, den wir bereits kannten, zogen ein Ticket und schlenderten am vierten Advent ganz gemütlich über den Weihnachtsmarkt von Rothenburg. Es war wirklich schön und angenehm, aber der Gang auf der Stadtmauer nicht beleuchtet ist, ließen wir den Spaziergang dort oben dieses Mal aus. Das war zwar schade, aber da oben herumstolpern wollten wir dann auch nicht unbedingt.

Unser nächstes Ziel am folgenden Tag lag dann schon nicht mehr in Deutschland. Doch bevor wir nach Italien fuhren, legten wir noch einen Zwischenstopp in Österreich ein. Nicht nur, dass wir dort noch einmal tanken wollten, bevor die etwas teureren Tankstellen Italiens auf unser Geld warten. Nein, wir wollten auch noch ein ganz neues Bauwerk kennenlernen. Ich hatte es bereits bei uns im Reiseforum vorgestellt, dass gerade eben erst vor wenigen Wochen in der Nähe des Fernpasses die Brücke highline179 eröffnet wurde. Wer auf den Link klickt, wird sehen, dass es sich um eine Schwindel erregende Hängebrücke handelt, die über 400 Meter lang und 112 Meter hoch ist. Erst im November erhielt sie die Auszeichnung vom Guinnessbuch der Rekorde als weltlängste Hängebrücke im tibetischen Stil. Natürlich ließ ich es mir nicht nehmen, den wagemutigen Spaziergang über die highline179 zu filmen:

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Es hat wirklich Spaß gemacht, die Brücke zu überqueren, auch wenn man es meinem Gesichtsausdruck auf dem ersten Blick nicht so richtig ansieht. Aber da ich ja Flugangst habe und deswegen auch so Sachen wie Fahrstühle und Seilbahnen nie nutze, war das für mich schon ein besonderes Erlebnis.

Es lag noch wenig Schnee. Man könnte sogar sagen, die Alpen waren praktisch noch schneefrei, weswegen wir den Fernpass schnell hinter uns lassen konnten. Im Inntal steuerten wir geradewegs bei Innsbruck auf die Brennerautobahn zu. Die Vignette hatten wir natürlich schon vorher beim ADAC gekauft, sodass wir uns deswegen keine Gedanken machen mussten. Dennoch muss natürlich die Brennerautobahn gesondert gezahlt werden. Wir verließen also Österreich bzw. Tirol relativ schnell und erreichten am Brennerpass die italienische Grenze. Damit waren wir mal wieder in diesem Jahr in Italien. Wir waren ja bereits bei unserer Reise mit dem Wohnmobil durch die Alpen in Italien und Südtirol unterwegs. Auch wenig später, als wir mit dem Wohnmobil in der Schweiz unterwegs waren, legten wir noch einen Abstecher nach Italien und zum Gardasee ein. Es ist also nicht so, dass wir uns in Norditalien nicht auskennen würden. Aber mein letzter Aufenthalt südlich des Gardasees war im Jahr 2003, als ich mit einem VW-Bus durch Südeuropa fuhr. Und das ist ja nun schon etwas her.

Da die Zeit durch die Brückenüberquerung nun schon etwas vorgerückt ist und im Winter bekanntlich die Sonne deutlich früher untergeht, wussten wir schon frühzeitig, dass wir den Wohnmobilstellplatz in Sterzing bzw. am Brennerpass anvisieren würden. Dieser ist ja riesig und kann locker 100 Wohnmobile fassen. Aber um diese Jahreszeit ist natürlich kaum etwas los. Dennoch standen wir nicht ganz alleine, sondern mit drei anderen Wohnmobilen auf dem weiträumigen Platz. Hübsch ist er natürlich nicht und viel machen könnte man dort auch nicht, aber als Zwischenübernachtung wirklich ideal.

Allerdings sollte man natürlich bedenken, dass man dort in rund 1.300 Metern Höhe steht und es im Winter sehr kalt werden kann. Schnee war zum Glück nicht über Nacht gefallen, aber man spürte schon die Minustemperaturen. Daher fuhren wir ganz gemächlich über die Brennerautobahn nach Süden. Logischerweise verliert man dabei ganz schön an Höhe, was dem Dieselmotor deutlich besser anzumerken ist, als wenn wir mit dem eiskalten Wagen direkt eine deutliche Steigung hätten machen müssen.

In Bozen wollten wir uns nun nicht aufhalten, da waren wir ja erst vor wenigen Monaten und außerdem wollten wir auch aus den Bergen raus. Interessanterweise hatte ich aber auf der Autobahn bei Bozen ohnehin schon das Gefühl, nicht mehr in den Alpen zu sein. Natürlich, ein Südtiroler sieht das vermutlich anders, aber durch die Passüberquerung kommt ja nun keine Steigung mehr und die Autobahn reicht bis in die Po-Ebene hinein. Man müsste nur noch entlang der Südtiroler Weinstraße fahren und langsam die Berge hinter sich lassen. Da auch kaum Schnee zu sehen war und das Außenthermometer zwischendurch sogar auf fünf Grad kletterte, hatten wir die Alpen schnell vergessen. Nur an einer Stelle mussten wir nochmal einen Pass überwinden. Aber diesen als Pass zu bezeichen ist wirklich schon lächerlich. Es handelt sich um den San Giovanni-Pass zwischen Torbole und Rovereto. Er ist unschlagbare 287 Meter hoch. Ob man ihn wirklich als Pass bezeichnen kann, nun ja. Aber kurz darauf folgt ein Kreisverkehr, eine Kehrtwende und ein Parkplatz, der meiner Meinung nach unbedingt einmal angesteuert werden sollte, wenn man sich von dieser Seite dem Gardasee nähert. Denn man hat hier einen wunderbaren Blick auf den Lago di Garda, den wir damit nun schon zum zweiten Mal in diesem Jahr genossen.

Deutlich war bereits jetzt schon zu spüren, dass nur wenige Touristen unterwegs sind. Neben uns stand eine Familie aus Köln, die aber auch nur kurz blieben. Danach fuhren wir die Straße hinab zum See und folgten der östlichen Uferstraße nach Süden. Natürlich hielten wir auch noch mal in Torbole an, Parkplätze gab es ja genug, aber eben auch nur, um ein schnelles Foto zu machen und den Ausblick zu genießen. Das taten wir allerdings auch intensiv, denn wir sahen im Süden bereits, dass der Gardasee unter einer dichten Wolkendecke verschwindet, während wir hier noch strahlend blauen Himmel über uns hatten.

In Torri del Benaco legten wir einen kurzen Stopp auf dem großen Parkplatz neben der Scaligerburg ein. Schon im Sommer wollten wir dort kurz spazieren gehen. Aber das wurde damals nichts, weil der Platz völlig überfüllt war und die wenigen Plätze, die für Wohnmobile reserviert sind, von Pkws zugestellt war. Zumindest letzteres traf auch dieses Mal zu und wir wunderten uns, warum manche Zeitgenossen auf markierte Flächen stellen müssen, wenn alles andere frei ist. Aber es war uns heute egal, denn wir konnten ja dann parken.
Schnell waren wir im Zentrum von Torri del Benaco und umrundeten den kleinen Hafen. Hier standen sogar einige Weihnachtsmarktbüdchen. Aber es war irgendwie traurig, denn außer den Verkäufern in den Holzbuden und uns war sonst niemand anwesend. Es war aber nicht so, dass man große Verkaufshoffnungen in uns entdeckte. Nur war es ein eher deprimierender Anblick. Ein wenig schlenderten wir durch die Fußgängerzone, kauften noch etwas in einem Supermarkt ein und fuhren schließlich weiter.
Wir hatten einige Wohnmobilstellplatz ins Auge gefasst. Durch Garda und Bardolino hindurch steuerten wir zunächst die beiden Stellplätze in Peschiera an. Der erste sagte uns nicht wirklich zu und der andere war schlicht geschlossen. Also weiter, auf nach Sirmione. Das ist die Halbinsel, die im Süden in den See hinein ragt.

Dort fuhren wir bis zum großen Besucherparkplatz vor der Ortschaft und freuten uns zunächst einmal, dass wir eine Zeit erwischten, in der die Übernachtung auf dem Parkplatz nichts kostete. Vier weitere Wohnmobile standen auf dem für Wohnmobile abgeteilten Areal. Wir würden also vermutlich in der Nacht nicht alleine sein. Dass wir direkt am Wasser standen, war zwar schön, brachte uns aber nicht viel, da es mittlerweile schon dämmerte und in der Tat die Sicht vom Nebel verschluckt war. Wie wir schon in Torbole ahnten, war der blaue Himmel nun verschwunden. Wir stellten das Auto ab, überquerten den Parkplatz und gingen an der Scaliger-Festung in die kleine Ortschaft am Ende der Halbinsel hinein.

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Ich freue mich über jede Anmeldung in www.molls-reiseforum.de

Ansonsten geht der Reisebericht hier weiter:

13 Kommentare zu „2015 – Im Winter mit dem Wohnmobil nach Italien“

  1. Cornelia Schimikowski

    Hallo, habe gerade ihren schönen Bericht über die Winterreise nach Italien gelesen. Wunderschöne Bilder, macht richtig Lust aufs Losfahren! Haben Sie irgendwo auch eine Routenbeschreibung mit km usw. , die man sich ausdrucken könnte? Danke für einen Hinweis und viel Spaß weiter mit dem Wohnmobil! Ihre Cornelia Schimikowski

    1. Hallo, danke für das Kompliment. Eine Routenbeschreibung habe ich nicht. Es waren ja eigentlich auch nur ganz wenige Orte und dazwischen war überwiegend Autobahn: Rothenburg – Sterzing – Sirmione – Monterosso – Pisa – Lucca – Florenz – Venedig – Bozen – Dachau. Abgesehen von Pisa sind das die Orte, in denen wir übernachtet haben. Ansonsten kann ich natürlich, wie schon bei der Schottland– und England-Reise den Reisebericht als pdf aufarbeiten.

      Viele Grüße
      Michael

  2. Wir übernachten auch gerne, wenn kein Stellplatz zu finden ist auf Parkplätzen von Gaststätten. Wir essen erst dort und fragen gleich, ob wir über Nacht stehen bleiben können. Das wurde bisher immer erlaubt. In Dachau wäre in der Nähe vom KZ das Lasila Dachau gewesen, da könnte man auch gut stehenbleiben. Oder auch in Sterzing gibt es einen guten Stellplatz an der Seilbahn, daneben ist auch ein gutes Restaurant mit guten Pizzen (aber eine reicht für zwei) usw.

    Viele Grüße von einer begeisterten Camperin

    1. Hallo Angie,

      ja, das ist natürlich auch eine Möglichkeit. Aber wir gehen eher selten essen, sondern bereiten uns lieber selber etwas zu. Daher kommen Gaststätten für uns eher nicht in Frage.
      Viele Grüße
      Michael

  3. sehr,sehr schöne Fotos und ein ganz toller Bericht.
    Habe noch einige Fehler gefunden:
    Bild Nr.31 ist das nicht ein Wäschereiboot?
    Bild Nr. 39, Judenviertel heißt Ghetto Vechio
    div. Bilder Der Hauptkanal heißt Canale Grande, mit e
    nichts für ungut. LG

    1. Danke für das Kompliment und die Hinweise. Beim Wäschereiboot habe ich tatsächlich nicht genau hingeschaut. Sah für mich aus wie Müllsäcke. Ich hätte aber nur mal lesen brauchen, was auf dem Boot steht. Ich habe es auf jeden Fall geändert. Das Gheto Vecchio schreibt sich jedoch so und auch der Canal Grande schreibt sich ohne e. Fast jeder sagt zwar Canale, aber das stimmt nicht. Das wird auch in der deutschen Wikipedia erläutert und die italienische Wikipedia weiß es natürlich definitiv.

  4. Pingback: Wanderungen auf Stadtmauern | Die Weltenbummler

  5. Pingback: 2015 – Mit dem Wohnmobil nach Amsterdam und Texel | Die Weltenbummler

  6. Dachau ist nicht nur das KZ, es hat eine schöne Altstadt mit Schloss. Vom Schlossplatz kann man schön nach München und ins Umland sehen. Oder im Schlosspark bis zur Amper und weiter spazieren. Wirklich Sehenswert, leider wird Dachau nur auf das KZ reduziert. Zu unrecht, es war und ist eine Künstlerstadt. Wer also noch etwas Zeit hat, sollte Dachau mal von der anderen Seite sehen.

  7. Pingback: Mit dem Wohnmobil nach Chioggia bei Venedig | Die Weltenbummler

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