2015 – Im Winter mit dem Wohnmobil nach Italien


Wir durchquerten den Ort und wollten eigentlich bis zum äußersten Zipfel der Halbinsel. Erst später merkten wir, dass wir das Ziel knapp verpassten. Keine Ahnung, wie man auf einer Halbinsel es nicht schaffen kann, bis zum Ende zu gehen. Uns gelang das. Wahrscheinlich lag das daran, dass wir von dem älteren Herrn abgelenkt war, der nur mit einer kurzen Badehose bekleidet, in das Wasser des Gardasee sprang. Zur Erinnerung: Wir hatten Dezember. Nun, es waren natürlich die hiesigen Quellen, die den Mann dazu bewogen, ins Wasser einzutauchen und als wir das sahen, hatte ich auch ein wenig Lust dazu. Aber ohne Badesachen und außerdem würde uns ja noch der Rückweg bevorstehen. Also war da gar nicht dran zu denken. Wir bogen nach rechts ab, folgten dem Uferverlauf und standen kurze Zeit später wieder in der Ortschaft. Dort waren wir ein wenig verzweifelt auf der Suche nach einer Art Bäckerei. Wir hätten gerne noch etwas Brot oder ähnliches zum Abend und für das Frühstück am nächsten Morgen gehabt.

Aber dieses Anliegen war schwerer als wir dachten und so gingen wir noch zwei Mal die dunkle Straße auf und ab. Verzweifelt auf der Suche nach was Essbarem. Aber außer Eisdielen, ja immer noch Dezember, und einigen kleinen Non-Food-Läden war da bloß noch eine Metzgerei, in der aber auch ein paar Brote angeboten wurden. Na, besser als nichts. Also nahmen wir das.

Nur wenige Meter davon entfernt, bemerkten wir einen ältern Herren, der an einer engen Kreuzung stand. Autos fuhren durch eine sehr schmale Gasse und der Verkehr wurde per Ampel geregelt. Keine große Sache, dachten wir. Aber diese Ampel wurde von eben diesem Mann gesteuert. Er betätigte je nach Bedarf – und der war nicht so groß – einem Schalter, um den ein- und ausfahrenden Fahrzeugen ein Signal zu geben. Viel zu tun hatte er nicht und irgendwie tat er uns leid. Aber es war schön zu sehen, dass sich die Autofahrer bei ihm bedankten, dafür, dass er ihnen Grün gab.

Wir gingen zum Wohnmobil zurück, wo fast alle Fahrzeuge, die mit uns dort standen, weg waren. Dafür waren andere Wohnmobile gekommen. Es war ein Kommen und Gehen und wir waren erstaunt, warum man zu so später Stunde und bereits in der Dunkelheit weg fährt. Vor allen Dingen hätte uns das Ziel der anderen Wohnmobilisten interessiert. Wo waren die wohl hingefahren? Es gab natürlich einige Lücken zwischen den Wohnmobilen und wir hatten ausreichend Platz zu unseren Nachbarn. Bis plötzlich ein italienisches Wohnmobil neben uns auftauchte und sich umständlich in die Lücke quetschte. Dabei wäre doch genug Platz an anderer Stelle gewesen. Lautstark stiegen die Italiener aus, liefen ein wenig am Ufer entlang und kamen dann zu uns. Der Herr wollte wissen, in welche Richtung es zum Ort ging. Wir waren baff. Wir waren ja immer noch auf der selben schmalen Halbinsel und man konnte sie nur von eine Seite aus befahren. Rechts und links Wasser. Die Straße war für den normalen Besucher quasi eine Sackgasse, in der man sein Auto am Ende abstellen kann und dann zu Fuß die Richtung beibehalten muss. Und das war für diese Personen nicht möglich. Erstaunlich. Aber freundlich wie wir nun mal so sind, gaben wir natürlich gerne Auskunft und schickten die Leute in die richtige Richtung. Es dauerte keine Stunde, bis sie zurückkamen, in ihr Wohnmobil stiegen und wieder wegfuhren. Dass mich Letzteres besonders wunderte, brauche ich wohl nicht zu erzählen. Wo will man am 23. Dezember um 21 Uhr noch hin, wenn man bereits auf einem kostenlosen Stellplatz in eigentlich schöner Lage steht? Na ja, nicht unsere Sorge.

Am nächsten Morgen, es war der Morgen des Heiligen Abends fuhren wir weiter nach Süden. Wir hatten noch eine lange Fahrt vor uns. Bei Brescia und Cremona fuhren wir auf einer relativ leeren und fast schnurgeraden Autobahn durch den Nebel. Erst auf der Autobahn zwischen Mailand und Bologna wurde es deutlich voller, was uns überraschte, da wir nun diese leere Autobahn gewohnt waren und annahmen, dass hätte mit Weihnachten zu tun. Aber das war wohl ein Trugschluss. Auch am heiligen Abend war noch richtig viel Verkehr. Vor Parma bogen wir quasi nach Süden ab und verließen die flache und relativ unspektakuläre Po-Ebene. Die Autobahn wurde deutlich kurviger und wir gewannen auch wieder an Höhe.

Im Sommer sicherlich sehr attraktiv, doch jetzt im Winter wirkte die Landschaft natürlich trostlos. Aber das wussten wir ja vorher. Eigentlich waren wir sogar froh, dass alles so schön schneefrei war. Es war gegen Mittag, als wir in der Nähe von La Spezia waren. Unser Navi wollte uns zwar gehorchen und tadellos zu unserem Ziel nach Monterosso bringen, doch wir hatten noch vor, kleinere Einkäufe zu erledigen. Eigentlich erwarteten wir in La Spezia einen größeren Supermarkt. So einen wie Carrefour, Hyper U, Tesco oder Real. Aber nichts dergleichen. Wir sahen nichts, wo wir leicht mit dem Wohnmobil parken und schnell einkaufen könnten und plötzlich sahen wir uns im Zentrum von La Spezia wieder. Das war doof.

Unser Navi hat die gesamte Zeit geduldig die Route nach Monterosso neu berechnet und irgendwann gaben wieder auf. Wir hatten echt keine Lust, den Nachmittag des heiligen Abend in La Spezia zu verbringen. Also nahmen wir nun den direkten Weg nach Cinqueterre, tankten noch einmal nach, weil wir nicht wussten, ob die Tankstellen in den nächsten Tagen offen hätten und fuhren auf wirklich kleinen Straßen an die Mittelmeerküste. Der letzte Abschnitt war ein wenig anstrengend nach der langen Fahrerei, da es zum Schluss nur noch über sehr kleine Sträßchen zu dem Ort ging. Den Stellplatz fanden wir dank guter Vorbereitung und Navi natürlich sofort. Die gesamte Fahrt rätselten wir, ob der Stellplatz leer oder voll sein würde.

Wir sahen ja die gesamte Zeit immer wieder Wohnmobile. In der Nacht zuvor standen mehrere Wohnmobile mit uns am Ufer des Gardasees. Aber dennoch war Weihnachten und die meisten dürften eher die Zeit mit der Familie verbringen. Wir waren uns daher unsicher, ob wir alleine stehen würden oder nicht. Die Antwort folgt bei unserer Ankunft und lautete: Einsamkeit. Von den 15 Stellflächen des Stellplatz in Monterosso waren alle leer. Problem war nur, dass wir nicht auf den Platz kamen. Er war mit einer Schranke versperrt. Wir riefen die angegebene Telefonnummer an und befürchteten bereits, dass wir niemanden erreichen würden. Aber weit gefehlt. Sofort meldete sich eine Dame am anderen Apparat und gab uns den Code durch, den wir eingeben müssten, damit sich die Schranke erhebt.

Sie verabschiedete sich mit den Worten, dass wir uns später sehen würden. Doch zuvor stellten wir das Wohnmobil ab, packten unsere Sachen und gingen die Straße hinab in den Ort hinein. Das dauerte eine Weile, denn der Platz ist nicht direkt am Ort, sondern weit oberhalb. Das bedeutete wiederum, dass wir uns auf eine schöne Bergwanderung bei der Rückkehr gefasst machen mussten.
Monterosso war einer von fünf Orten der Cinqueterre, den wir kennenlernten und wir beschlossen schnell, dass wir auch weitere dieser Dörfer anschauen wollten. Das enge Dörfchen ist in ein Tal hinein gebaut, was Monterosso vor einigen Jahren zum Verhängnis wurde. Denn eine Schlammlawine löste sich und zog vernichtend durch den Ort. Das machte sich sogar noch heute für uns bemerkbar, denn die Straße, auf der wir zu Fuß hinab gingen, war plötzlich gesperrt und wir mussten dem weiteren Weg hinab durch ein leerstehendes Parkhaus folgen, um in den Ort zu gelangen. Teile dieser einstigen Schlammlawine versperrten immer noch die Zufahrt nach Monterosso. Im Ort warfen wir einen Blick in die Kirche, gingen zum Strand und durchquerten einen kleinen Tunnel. Dieser führt nämlich unter einem niedrigen Bergrücken hindurch, der wiederum den Ort in zwei Abschnitte teilt. Im westlichen der beiden Ortsteile befindet sich auch ein angeblicher Wohnmobilstellplatz. Dort standen sogar zwei Mobile, doch wir hatten eher den Eindruck, die würden dort länger abgestellt sein. Sah uns nicht nach Touristen aus. Wir hatten ohnehin einen schönen Platz und kein Bedürfnis, den wechseln zu wollen.

Gleich daneben befindet sich der Gigante, eine Steinfigur, die so ein bisschen auch das Wahrzeichen von Monterosso ist. Und außerdem befindet sich dort der Bahnhof, dem wir einen Besuch abstatteten. Wir wollten uns nämlich nach den Möglichkeiten erkundigen, wie wir in die anderen Orte der Cinqueterre gelangen. Diese sind nämlich alle mit einer Bahnlinie verbunden. Dummerweise fährt dort aber der Zug zwischen Genua und La Spezia, also ein ganz gewöhnlicher Regionalzug. Schöner hätte ich es empfunden, wenn da auch ein Pendelzug zwischen den einzelnen Dörfern fahren würde. Wir hatten nämlich nicht vor, zwei Nächte in Monterosso zu bleiben, sodass wir am nächsten Tag gar nicht so viel Zeit hätten. Und für unsere Wünsche fuhren die Züge einfach in einem blöden Abstand. Gerne wollten wir die Zugfahrten auch mit einer Wanderung von Ort zu Ort kombinieren, aber da spielte der Wetterbericht nicht ganz mit und unser Wissen, dass einer der Wanderwege im Nationalpark Cinque Terre derzeit gesperrt ist. Na ja, aber wir wussten zumindest, dass wir am nächsten Tag nach Manarola fahren würden. Darauf freuten wir uns, gingen den Berg wieder hinauf zum Wohnmobil und kamen in völliger Dunkelheit am Stellplatz an.

Hier wurde ich dann doch ein bisschen traurig oder wehmütig. Ich war es nicht gewohnt, am heiligen Abend auf einem leeren Wohnmobilstellplatz in Italien zu stehen. Kein Schnee, kein Tannenbaum, kein Weihnachtsessen, keine Familie. Irgendetwas fehlte und das war schade. Dafür war das Wissen vorhanden, dass woanders gefeiert würde, während man selbst hier so ein wenig einsam herum steht. Doch das war ein Luxusproblem. Wir wussten natürlich, dass es anderen Leuten deutlich schlechter ergeht. Nur: Es war halt anders und ungewohnt. Außerdem habe ich mich noch immer nicht so ganz mit Italien angefreundet. Ich bin bekennender Nordland-Fan, deswegen war die Fahrt nach Italien auch ein wenig als Experiment zu sehen. Und bisher hatte mich Italien noch nicht zu 100 % überzeugen können. Um nach Süden zu fahren, muss ich mich wohl langsam annähern. Daher bat ich Moni auch darum, dass wir als südlichsten Punkt Pisa ansteuern. Ich hatte irgendwie das Bedürfnis wieder nach Norden zu fahren. Ungutes Gefühl? Keine Ahnung. Nach einem gemütlichen Spieleabend legten wir uns ins Bett und stellten den Wecker, weil wir am 1. Weihnachtsfeiertag früh raus wollten. Wir hatten viel vor.

Am nächsten Morgen standen wir früh auf, packten unsere Sachen, nahmen Pingu und folgten der Straße wieder hinab nach Monterosso al Mare. Jetzt kannten wir den Weg ja bereits und wussten, dass wir durch das Parkhaus in den Ort gelangen. Das Wetter sah nicht ganz vielversprechend aus und damit war die ursprünglich mal geplante Wanderung zu den anderen Orten ganz passé. Das hätte nichts gebracht, was aber sehr schade war. Doch zunächst mussten wir zum Bahnhof, um uns Tickets zu besorgen und um den Zug nicht zu verpassen. Nach kurzer Wartezeit kam dieser dann auch und wir stiegen in einen ganz passablen Regionalzug. Ein wenig fühlten wir uns an unsere Reise durch die Schweiz erinnert, wo wir auch ständig mit dem Zug unterwegs waren und es uns total Spaß machte. Die Fahrt verlief überwiegend durch Tunnel, da wir ja direkt an der Küste entlang fahren. Schon nach wenigen Augenblicken waren wir in Vernazza, wo auch der Bahnhof unterirdisch ist. Es folgte Corniglio und nach insgesamt einer Viertelstunde Fahrt inklusive den zwei Stopps waren wir auch schon in Manarola. Wir hatten uns von den fünf Cinqueterre-Orten genau diesen ausgesucht, weil er so farbenfrohe Häuser besitzt.

Witzigerweise haben wir die aber erst nicht sehen können, weil man vom Bahnsteig zur Dorfstraße natürlich mal wieder einen Tunnel durchqueren muss. Nach einer gefühlten zehnminütigen Wanderung durch den Tunnel waren wir schließlich in Manarola, folgten der Dorfstraße hinab zur Küste. In normalen Orten stehen Autos vor den Häusern. Hier in Manarola ist das ein wenig anders. Denn hier stehen kleine Fischerboote auf der Straße. Und der Begriff Straße ist auch ein wenig übertrieben. Es handelt sich um eine autofreie Gasse auf der man den Ort einmal komplett durchquert. An den ersten bunten Häusern und den Booten kamen wir vorbei zu dem Bereich, wo die Boote zu Wasser befördert werden. Eine erstaunliche Sache ist das, wenn man es genau betrachtet. Die Boote müssen nämlich eine kleine Serpentine hinab getragen werden, bevor sie ins Wasser können.

Lust auf weitere Reiseinfos oder nette Gespräche?
Ich freue mich über jede Anmeldung in www.molls-reiseforum.de

Ansonsten geht der Reisebericht hier weiter:

13 Kommentare zu „2015 – Im Winter mit dem Wohnmobil nach Italien“

  1. Cornelia Schimikowski

    Hallo, habe gerade ihren schönen Bericht über die Winterreise nach Italien gelesen. Wunderschöne Bilder, macht richtig Lust aufs Losfahren! Haben Sie irgendwo auch eine Routenbeschreibung mit km usw. , die man sich ausdrucken könnte? Danke für einen Hinweis und viel Spaß weiter mit dem Wohnmobil! Ihre Cornelia Schimikowski

    1. Hallo, danke für das Kompliment. Eine Routenbeschreibung habe ich nicht. Es waren ja eigentlich auch nur ganz wenige Orte und dazwischen war überwiegend Autobahn: Rothenburg – Sterzing – Sirmione – Monterosso – Pisa – Lucca – Florenz – Venedig – Bozen – Dachau. Abgesehen von Pisa sind das die Orte, in denen wir übernachtet haben. Ansonsten kann ich natürlich, wie schon bei der Schottland– und England-Reise den Reisebericht als pdf aufarbeiten.

      Viele Grüße
      Michael

  2. Wir übernachten auch gerne, wenn kein Stellplatz zu finden ist auf Parkplätzen von Gaststätten. Wir essen erst dort und fragen gleich, ob wir über Nacht stehen bleiben können. Das wurde bisher immer erlaubt. In Dachau wäre in der Nähe vom KZ das Lasila Dachau gewesen, da könnte man auch gut stehenbleiben. Oder auch in Sterzing gibt es einen guten Stellplatz an der Seilbahn, daneben ist auch ein gutes Restaurant mit guten Pizzen (aber eine reicht für zwei) usw.

    Viele Grüße von einer begeisterten Camperin

    1. Hallo Angie,

      ja, das ist natürlich auch eine Möglichkeit. Aber wir gehen eher selten essen, sondern bereiten uns lieber selber etwas zu. Daher kommen Gaststätten für uns eher nicht in Frage.
      Viele Grüße
      Michael

  3. sehr,sehr schöne Fotos und ein ganz toller Bericht.
    Habe noch einige Fehler gefunden:
    Bild Nr.31 ist das nicht ein Wäschereiboot?
    Bild Nr. 39, Judenviertel heißt Ghetto Vechio
    div. Bilder Der Hauptkanal heißt Canale Grande, mit e
    nichts für ungut. LG

    1. Danke für das Kompliment und die Hinweise. Beim Wäschereiboot habe ich tatsächlich nicht genau hingeschaut. Sah für mich aus wie Müllsäcke. Ich hätte aber nur mal lesen brauchen, was auf dem Boot steht. Ich habe es auf jeden Fall geändert. Das Gheto Vecchio schreibt sich jedoch so und auch der Canal Grande schreibt sich ohne e. Fast jeder sagt zwar Canale, aber das stimmt nicht. Das wird auch in der deutschen Wikipedia erläutert und die italienische Wikipedia weiß es natürlich definitiv.

  4. Pingback: Wanderungen auf Stadtmauern | Die Weltenbummler

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  6. Dachau ist nicht nur das KZ, es hat eine schöne Altstadt mit Schloss. Vom Schlossplatz kann man schön nach München und ins Umland sehen. Oder im Schlosspark bis zur Amper und weiter spazieren. Wirklich Sehenswert, leider wird Dachau nur auf das KZ reduziert. Zu unrecht, es war und ist eine Künstlerstadt. Wer also noch etwas Zeit hat, sollte Dachau mal von der anderen Seite sehen.

  7. Pingback: Mit dem Wohnmobil nach Chioggia bei Venedig | Die Weltenbummler

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