Auf dem Wanderweg Felsen, Fässer und Fachwerk

Sich in ein romantisches Weindorf zu verlieben, bedeutet, auch dahin wieder zurückkehren zu wollen. Unsere wunderbare Rundwanderung durch die Weinberge und auf den malerischen Moselhöhen mit herrlichen Aussichten an schönen Picknickplätzen führt uns daher auch wieder nach St. Aldegund mit seinen hübschen Fachwerkhäusern zurück. Wir genießen den Gang durch die gemütlichen Gassen und stoßen mit einem Glas Wein auf unsere neue Liebe an.

Der folgende Text stammt aus meinem nicht mehr erhältlichen Reiseführer „Wanderungen an der Mittelmosel“. Die Angaben können daher veraltet sein.

Schon auf dem Parkplatz zwischen der Mosel und der hübschen Kirche von St. Aldegund macht uns ein Hinweischild auf den erst im Juni 2011 feierlich eröffneten Wanderweg Felsen.Fässer.Fachwerk aufmerksam, dem wir folgen wollen. Wir begeben uns zunächst zur Neuen Pfarrkirche mit ihrem hohen Turm im Zentrum des malerischen St. Aldegund.

Blick über die Mosel nach Neef
Blick über die Mosel nach Neef


Inmitten der Weinlagen Himmelreich, Klosterkammer und den Palmberg-Terrassen erhebt sich das pittoreske Weindorf St. Aldegund. Bereits am 11. Juli 1097 wurde die Ortschaft in einer Schenkungsurkunde erwähnt. Der Name wird von der Heiligen Aldegundis, Äbtissin im 7. Jahrhundert, abgeleitet. Geprägt ist das als Gesamtanlage unter Denkmalschutz stehende Ortsbild von zahlreichen Fachwerkhäusern, die teilweise im 16. Jahrhundert entstanden. Bei einem Spaziergang durch die hübschen Gassen lohnt sich auch ein Blick auf die Details. Das Haus Nummer 9 in der Straße Am Moselstausee zum Beispiel ist mit sehenswerten Motiven der Neurenaissance verziert.

Nicht weit davon entfernt präsentiert sich das Haus Nummer 30 mit einem Portal im Jugendstil. Und in der Christophorusstraße genießt man den Anblick auf zwei Brunnenbecken aus dem Ende des 18. Jahrhunderts. Überragt wird das Gebäudeensemble vom 51 Meter hohen Turm der Neuen Pfarrkirche in Ufernähe. Der Bau des sechseckigen und 1872 fertiggestellten Turms präsentiert im Inneren sehenswerte Wandmotive. Im Kirchenschiff zieht wiederum ein barocker Marienaltar den Blick auf sich.

Aufstieg auf die Moselhöhen

Unterhalb des mächtigen Kirchturms wandern wir durch die schmalen leicht aufwärts führenden Gassen. Am Dreschhaus, einem von dreien in St. Aldegund, biegen wir rechts ab und informieren uns an Hinweistafeln über die Bauweise von Fachwerkhäusern, die charakteristisch sind für St. Aldegund. Kein Wunder, dass sich gleich zu unserer Linken eines der ältesten Fachwerkhäuser des Moseltals erhebt. Das sogenannte Christophorushaus wurde um 1470 erbaut und präsentiert sich mit einer Skulptur des hl. Christophorus im Gebälk.

Kirche in St Aldegund
Kirche in St Aldegund

Da der hl. Christophorus Schutzpatron der Reisenden ist, kann uns ja nun nichts mehr geschehen. Wir wandern weiter zwischen den herrlichen Bauten, die zudem mit liebevoll geschnitzten Namensschildern und mit Applikationen zum Thema Wein verziert sind. Wir kommen an dem Alten Rathaus und dem Brunnenplatz vorbei, halten uns an einer Gabelung halblinks und folgen der Beschilderung zur Alten Kirche und zum Raulwing-Platz nach links. Die Wohnhäuser lassen wir hinter uns, und vor uns erhebt sich linker Hand schon ein weiteres Gotteshaus. Von rechts plätschert ein kleiner Bach heran, den wir überqueren, und nach wenigen Metern stehen wir vor der Alten Kirche.

Besuch der Alten Kirche St. Bartholomäus

Die Alte Kirche St. Bartholomäus wurde im Jahr 1144 erstmalig erwähnt und ist damit eine der ältesten Kirchenbauten längs der Mosel. Im Laufe der Jahrhunderte erfuhr die kleine Kirche oberhalb der Ortschaft einige Veränderungen. Sie bekam durch Erweiterungsmaßnahmen gotische und barocke Elemente hinzugefügt. Doch der ursprüngliche Stil der Romanik ist weiterhin deutlich zu erkennen. Mit der Fertigstellung der größeren Neuen Pfarrkirche im Zentrum der Ortschaft verlor die Alte Kirche an Bedeutung. Die wertvolle Innenausstattung wurde verkauft.

In den beiden Weltkriegen war sie Kriegsgefangenlager, Munitionsdepot und Stall. Mitte des 20. Jahrhunderts begann das ortsansässige Ehepaar Ludwig damit, die Alte Kirche zu renovieren. Bereits 1971 konnte das Gotteshaus wieder geweiht werden. Aus Dankbarkeit erhielten die beiden von der Kirchengemeinde nach ihrem Tod 1996 und 2010 eine würdige Grabstätte.

Und wieder Wein
Und wieder Wein

Vor der Alten Kirche wenden wir uns nach rechts und wandern auf dem grasigen Weg. Durch das dichte Blattwerk über unseren Köpfen wirkt er fast wie ein natürlicher Tunnel. Der Weg steigt zwar steil an, doch wenn wir genau aufpassen, entdecken wir am Rand kleine, fruchtige Walderdbeeren, die alleine schon den Aufstieg wert sind. An einer Sitzbank drehen wir uns nach links, beinahe komplett um die eigene Achse und wandern auf dem weiter nach oben führenden, schmalen Pfad, bis wir nach kurzer Zeit einen schönen Aussichtspunkt erreichen. Auf einer Sitzbank nehmen wir Platz und genießen eine kleine Pause mit Blick auf die Dächer von St. Aldegund, die sich vor dem blauen Band der Mosel abzeichnen.

Nach rechts queren wir auf dem grasbewachsenen Weg den Hang, blicken von oben auf die Rebstöcke der Weißweintrauben hinab und erreichen schon bald eine asphaltierte Gabelung, an der wir uns rechts halten. Schon bald erwartet uns eine weitere Sitzbank, an der wir scharf nach rechts abbiegen und dem sanft ansteigenden Weg folgen.

Wein überall
Wein überall

Aussichten vom Raulwing-Platz

An Haselnusssträuchern zur Linken und einem tollen Ausblick auf das Tal der Mittelmosel zur Rechten wandern wir auf dem Alten Weinweg bis zu einem Picknickplatz. Er lädt uns zu einer weiteren Pause ein. Doch ist es nicht mehr weit bis zum höchsten Punkt der Wanderung, dem Raulwing-Platz.

Wir lassen die Mosel im Rücken und erklimmen Höhenmeter für Höhenmeter. Der Wald lichtet sich und nur noch wenige Meter trennen uns von einem Holzhaus, an der das rot-weiße Wappen von St. Aldegund im Wind weht. Der schmale, steile Pfad fordert noch ein letztes Mal unsere Beinmuskulatur, bevor wir von der Terrasse des Raulwing-Platzes die langersehnte Aussicht auf das Tal genießen können. Eine Landkarte erklärt uns die Hügel des Hunsrücks, welche uns von der anderen Talseite grüßen, und wir lassen uns zu einer Pause auf einem der vielen Picknickplätze nieder. Mit etwas Glück ist der Kiosk in dem kleinen Fachwerkhäuschen am Raulwing-Platz in Betrieb oder es liegt sogar etwas Leckeres auf dem Grill.

Raulwing-Platz oberhalb der Mosel
Raulwing-Platz oberhalb der Mosel

Wir wandern an dem Grillplatz und dem Toilettenhäuschen vorbei und geradeaus wieder in den Wald hinein. Dabei lassen wir uns von der Beschilderung der Höhenroute leiten und atmen die frische Waldluft, welche von Kiefern und Tannen ausgeht, tief in uns ein. An einer T-Kreuzung wenden wir uns hinter Kleingärten nach rechts und wandern nun am Waldrand entlang, während unter unseren Sohlen der Schotter knirscht. Das Knirschen endet an einer weiteren T-Kreuzung, an der wir erneut rechts abbiegen und auf dem nun asphaltierten Weg die Ruhe und den Anblick der Landschaft genießen. Der Wald macht einigen Feldern und Wiesen Platz, über die wir unseren Blick streifen lassen und eine Informationstafel erzählt uns interessante Einzelheiten über die Geschichte der Landwirtschaft auf den Moselhöhen.

Von den Moselhöhen hinab nach St. Aldegund

Moselhöhen ist ein gutes Stichwort, denn auf dem schotterigen Weg, der uns in einem weiten Rechtsbogen durch die Felder führt, genießen wir mittlerweile die Rundumsicht, da sich kein Weinberg und kein Hügel mehr in den Weg stellt – und wir somit auch keinen Aufstieg mehr vor uns haben. Nach einem Hochsitz wandern wir wieder in den Wald hinein. Wir folgen der Beschilderung nach St. Aldegund durch den kühlen Schatten. Frisch gefällte Bäume verströmen ein wohlriechendes Aroma, bis wir hinter einer weiten Rechtskurve in einer ohnehin scharfen Linkskurve den schmalen, steil bergab führenden Weg nach links wählen.

Blick auf das Moseltal
Blick auf das Moseltal

Zu unserer Rechten begleitet uns ein plätschernder Bach, die weit ausladenden Baumkronen hängen tief herab und Baumstämme auf dem Weg lassen uns spüren, dass wir uns in herrlicher Natur befinden. Aus dem schmalen Pfad wird einen romantischen Hohlweg, bis wir plötzlich an der Gabelung stehen, die uns bereits vom Anfang der Route bekannt ist. Wir entscheiden uns für den linken Weg und wandern den steilen, teilweise wurzeligen Weg hinab, steigen über Stufen aus Rasengittersteine hinab, verlassen den dichten Wald und stehen wieder an der Alten Kirche. Der Bach, den wir überqueren, plätschert immer noch laut vor sich hin.

Schwungvoll spazieren wir die Straße hinab und erkennen viele kleine Details an den romantischen Fachwerkhäusern, die wir beim Aufstieg möglicherweise übersehen haben. Am St. Christophorushaus bedanken wir uns bei dem Heiligen für seinen Schutz, biegen links ab und wandern wieder am imposanten Kirchengebäude vorbei zum Moselufer. Zum Abschluss kehren wir im Restaurant Scheid-Friedrich am Moselufer ein.

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