2010 – (2) Mit der Transsib nach Peking

Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn

Mit dem Zug durch China

Wir hatten unsere Abteiltür auf und es dauerte nicht lange, bis zwei Chinesinnen durch unseren Waggon liefen und auf ihren Speisewagen aufmerksam machten. Wir überlegten nicht lange und machten uns auf den Weg. Immerhin hatten die beiden Chinesinnen es geschafft, Essensgerüche mit zu bringen, der unseren Appetit anregte. Kaum im Speisewagen angekommen, stürzte man sich auf uns und führte uns zu einem freien Tisch. Der Bestellvorgang war etwas anders als wir es von zuhause gewohnt waren. Die Kellnerin brachte uns die Karte, die auch auf Englisch zu lesen war, legte einen Taschenrechner auf den Tisch und wartete und wartete und wartete. Sie machte keine Anstalten zu gehen, bevor wir nicht bestellt hätten. Also entschieden wir uns für irgendetwas aus Huhn  mit Getränken und bekamen den Taschenrechner unter die Nase gehalten, auf der im Display die Zahl 92 stand. Also umgerechnet 10 Euro. Bezahlt werden musste sofort, dafür ging es aber danach recht flott und wir bekamen unsere leckeren Speisen gereicht. Unser Eindruck von China war an diesem ersten Abend durchweg positiv. Freundliche und lächelnde Menschen, bunte und aufgeräumte unbekannte Großstädte und leckeres Essen.

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Mit dem zweiten Tag relativierte sich die Ansicht aber schnell. Zugegeben, das Wetter war mies und drückte ein wenig die Euphorie. Aber auch die Städte wirkten bei Tageslicht betrachtet nicht mehr freundlich und schön. Plötzlich konnte sehen, dass Chinas Bevölkerung arm ist. Andererseits, was sahen wir schon? Alles, was sich rechts und links direkt neben einem Bahndamm befindet. Wenn ich da an so manche Bahndämme in Deutschland denke…

Fest stand, dass der Zug nun deutlich schneller fuhr. Er hatte nicht mehr die gemütliche, russische Geschwindigkeit drauf, sondern erinnerte sehr an die Qualität in Deutschland. Auch die Pausen an den Haltestellen wurden nun deutlich verkürzt. Stand man sonst schon mal bis zu einer halben Stunde, so ist in China acht Minuten Standzeit schon viel.

Am zweiten Abend kamen wir in Shenyang an, welches zu fortgeschrittener Stunde ebenfalls mit beleuchteten Hochhäusern aufwarten kann. Nicht, dass ich diese unnötige Energieverschwendung gut heißen würde, aber nett anzuschauen ist es zugegebenermaßen doch.

Doch wir beschlossen, unseren Eindruck von China nicht auf die Blicke aus einem fahrenden Zug heraus zu beschränken, sondern warteten zunächst bis wir in Peking sind.

An unserem vorläufig letzten Abend in der Transmandschurischen Eisenbahn besuchten wir natürlich noch einmal den leckeren Speisewagen der Chinesen. Auf Grund meiner Erfahrungen vom Vortag bestellte ich das gleiche, während Moni sich was Neues traute. Doch ich bekam dieses Mal etwas, was so gar nicht zu der Beschreibung der Speisekarte passte und auch weder so aussah noch so schmeckte, wie das Essen am Abend zuvor.

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Daraufhin fragte ich die Kellnerin, der ihr Fehler sofort auffiel. Der Teller war nicht für mich, sondern für die russische Familie am Nebentisch bestimmt. Sogleich nahm sie mir den Teller weg und reichte ihn rüber. Gut, dass die Russen nicht sahen, dass ich schon von ihrem Tellerchen gegessen hatte.

Anschließend fingen wir an unsere Sachen zu packen, denn am nächsten Morgen sollten wir nach neun aufeinander folgenden Nächten auf Gleisen die chinesische Hauptstadt Peking erreichen.

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11 Kommentare zu „2010 – (2) Mit der Transsib nach Peking“

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  6. Hallo.

    Ich habe den Bericht zwwar erst jetzt (2015), aber doch mit genuss gelesen.

    Ich habe mit meiner Freundin auch eine Zugfahrt über Moskau bis nach Peking gemacht, allerdings über eine ganz andere Strecke, die unterhalb der Mongolei entlang führte. Das war Mitte der 90er Jahre.

    Wir haben uns auch viel länger Zeit genommen für die Strecke und haben zwischendurch in den Städten auch immer mal nen paar Tage Aufenthalt gewählt, um die Gegend und Kultur kennenzulernen.
    Die hatte zur Folge, dass wir auf weder die deutsche Zeit ständig im Kopf hatten und auch nicht (typisch deutsch, sorry) stunden vorher an den Bahnsteigen waren.
    Ich kann daher das junge Paar ganz gut verstehn, die erst kurz vorher an den Zügen waren. Man geht bei diesen Reisen dann viel mehr in Kultur und Zeit des jeweiligen Landes auf, was ich als super schön in Erinnerung habe.

    Viel Freude und Spass auf weiteren Touren

    1. Hallo,

      mit „unterhalb der Mongolei“ ist also Kasachstan und dann direkt China gemeint? Auch eine schöne Strecke, die wir uns für die Zukunft auch schon überlegt haben. Mal schauen, vielleicht klappt das ja mal.
      Wir hätten uns auch gerne mehr Zeit für andere Städte genommen. Aber wir hatten ja nur vier Wochen für die komplette Reise nach Peking und zurück. Wir haben den Schwerpunkt auf Peking gelegt und da war die Transsibirische Eisenbahn eben „nur“ ein Transportmittel für uns. Was die frühere Anwesenheit am Bahnhof betrifft, ist das nicht unbedingt typisch deutsch. Meine Lebensgefährtin ist nämlich keine gebürtige Deutsche und geht dennoch lieber auf Nummer Sicher. Immerhin geht es hier auch um viel Geld, was der ganze Spaß kostet und zuhause wartet halt auch pünktlich der Arbeitgeber, der nur wenig Verständnis zeigt, wenn man irgendwo in Peking seinen Zug zur Arbeit verpasst hat. Und so gesehen erlebt man auf Bahnsteigen auch sehr viel Kultur des jeweiligen Landes, das haben wir daher ebenso schön in Erinnerung.
      Viele Grüße
      Michael

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