2010 – (3) Aufenthalt in Peking

Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn – Urlaub in Peking

Platz des Himmlischen Friedens

Am Tiananmen, dem Platz des Himmlischen Friedens angekommen, kamen wir aus unserer klimagekühlten Untergrundwelt wieder an das Tageslicht hervor und wurden regelrecht erschlagen. Zum Einen prallte die Mittagssonne auf uns herab, zum Anderen waren wir von Menschenmassen umgeben. Wir standen genau vor dem Tor zur Verbotenen Stadt, an dem ein großes Bild von Mao hing. Unzählige Menschen versuchten Zutritt zur Verbotenen Stadt zu bekommen. Einfach überall waren Menschen. Menschen, die schnell von A nach B hetzten. Menschen, die laut schreiend Getränke verkauften. Menschen, die sich vor dem Maobild fotografieren ließen und Menschen in Uniform, die einfach nur da standen und so taten als würden sie auf dieses Chaos aufpassen. Anfangs bemüht man sich noch, den fotografierenden Menschen nicht ins Bild zu laufen, doch irgendwann resigniert man einfach watschelt zwischen Fotograf und Motiv hindurch.

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Denn Chinesen haben beim Fotografieren eine ganz besondere Eigenart. Sie fotografieren entweder mit dem Handy oder sie holen eine dieser dünnen Billigkameras, mit denen man eigentlich nur zweitklassige Schnappschüsse machen kann, aus einem schweinerosafarbenen Plastiketui hervor. In dieser ewig langen Zeit des Kameraherauskramens hat sich der zu Fotografierende bereits in Pose gestellt und verharrt so noch weitere Minuten bis der Fotograf die Kamera eingeschaltet und dann langsam, ganz langsam bis drei zählt. Ist er nach ungefähr zehn Sekunden bei drei angekommen, so wird natürlich nicht sofort der Auslöser niedergedrückt, sondern laut „Cheese“ oder ähnliches gerufen. Erst danach dauert es nur noch drei echte Sekunden bis es Klick macht. Und weil das entstandene Foto sich in den folgenden 15 Sekunden wohl noch verändern könnte, verharren Fotograf und das lebende Fotomotiv schweigend, als wenn sie zur Salzsäure erstarrt wären. Allerdings muss hier gesagt werden, dass der Fotograf diese Zeit wenigstens nutzt, um stolz sein Kunstwerk zu betrachten. Immerhin etwas.

Lektion 5: Chinesen sind immer in Eile, aber nicht beim Fotografieren.

Es war also voll auf dem Tiananmen. Wir schoben uns durch die Menschenmenge und waren uns schlagartig dessen bewusst, dass der Besuch der Verbotenen Stadt so früh am Tag wie möglich zu erfolgen hat. Wir benutzten die erstbeste Straßenunterführung um auf die andere Straßenseite zu gelangen. Von dort konnten wir relativ gefahrlos über einen Zebrastreifen bis zum Eingang des PLtzes des Himmlischen Friedens gelangen. Denn ohne Sicherheitsschleuse kann der Platz nicht betreten werden.

Die Ausmaße des Platzes sind wirklich enorm und dennoch konnte er als sehr gut gefüllt bezeichnet werden. Am Südende sahen wir das Mao-Mausoleum, vor dem sich, wie nicht anders zu erwarten war, eine lange Schlange bildete. Wir beschlossen, nach diesem ersten Eindruck, zu Fuß zu unserem Hotel zu gehen. Es dürfte eigentlich nicht so weit entfernt sein und außerdem gruselte es uns zu diesem Zeitpunkt noch, erneut die Metro zu benutzen. Die Linie 1 am Tiananmenplatz ist eine der am meisten genutzten U-Bahnlinien in Peking und wir hatten eine gute Vorstellung davon, wie es wohl der Station unter der Erde zugehen mag.

Lektion 6: Chinesen sind einfach überall.

Nach einer guten Dreiviertelstunde und drei Kilometern später kamen wir in unserem Zimmer an. Unterbrochen wurde unser Spaziergang nur durch einen der zahlreichen Kioske, wo wir uns mit Getränken versorgten. Die Hitze und die schwere Kamerataschen ließen uns ganz schön ins Schwitzen kommen. Also flugs ein frisches Hemd an und erneut zur Botschaft. Dort genoss ich den stark gekühlten Raum während Moni es bevorzugte, draußen zu warten. Mr. Kim (Name geändert) war relativ pünktlich und zudem auch freundlich. Probleme gab es nur kurz, als sich herausstellte, dass mein in Deutschland gefertigtes Passfoto etwas zu groß sei. Mr. Kim griff zur Schere und scherzte dabei auf Englisch, dass er mir nun den Hals abschneiden müsste. Sehr lustig, wenn ein Nordkoreaner mit einer Schere in der Hand solche Dinge androht.

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Nach Übergabe der Tickets und der Touristenkarte bediente ich mich noch an dem aktuellen Propagandablättchen, welches kostenlos auslag. Es wirkte beinahe wie in einer Touristeninformation. Es fehlte nur noch das typische „You’re welcome“.

Nach einem weiteren kurzen Aufenthalt im Hotel, bei dem wir Mr. John Ping anriefen, um unsere geplante Tour zur chinesischen Mauer zu bestätigen, erkundeten wir abends noch die Wangfujing. Sie ist die Hauptfußgängerzone in Peking und mit zahlreichen Geschäften und Einkaufszentren gesäumt. Außerdem ist sie nur zwei Kilometer vom Hotel entfernt und daher auch gut zu Fuß erreichbar.

Auf dem Weg dorthin wurden wir von einem jungen Pärchen angesprochen. Es stellte sich heraus, dass sie Studenten sind und froh über jede Gelegenheit waren, ein paar Worte Englisch auszutauschen. Sie begleiteten uns noch ein Stück, präsentierten uns die bunt schillernde Einkaufsmeile an deren Beginn wir ohnehin schon standen und führten uns über den Nachtmarkt. Irgendwann fragten sie, ob wir noch mit zu einer Ausstellung der Universität wollten, aber wir lehnten dankend ab, da wir nach diesem ersten Tag in Peking mittlerweile doch schon ganz schön geschafft waren.

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7 Kommentare zu „2010 – (3) Aufenthalt in Peking“

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